Nun wollen wir wieder gemeinsam das 7. Türchen öffnen.
Viel Spaß beim Lesen!
7. Türchen
Werner B, |
Karlis
erstes Weihnachtsfest
Der
Mäuserich Karli hebt schnuppernd die Nase und folgt dann dem
wunderbaren Duft.
Vor
ihm liegt ein Stück Speck, so groß
wie er noch nie eines gesehen hat.
Gerade
will er sich in die Köstlichkeit versenken, da ertönt ein
grässliches Grummeln und der Speck löst sich auf wie ein
Seifenblase.
Karli
öffnet die Augen.
Er
liegt in seiner armseligen Wohnung
hinter der Wand einer alten Blockhütte und das seltsame Geräusch
kommt aus einem Bauch.
Karli
hat Hunger. Seit man den alten Mann abgeholt hatte fand er kaum mehr
etwas zu Fressen.
Aus
lauter Verzweiflung hatte er schon die Tapeten angeknabbert. Aber die
schmeckten einfach scheußlich.
Ob
er zu seinem Vetter in den Wald wandern sollte? Aber draußen lag der
Schnee sehr hoch und es war wohl zu gefährlich, obwohl hier
verhungern oder draußen erfrieren, mehr Möglichkeiten hatte er wohl
nicht.
Wenn
doch seine Mutter noch leben würde, die wüsste sicher was zu machen
sei.
Tränen
tropften auf den staubigen Boden.
Die
Tür der Blockhütte flog auf und ein dick vermummter Mann klopfte
seine Füße ab und stellte zwei große Koffer in den Raum.
Hinter
ihm drängte sich eine Frau und ein kleines Mädchen herein.
„Das
sieht aber nicht sehr einladend aus!“ rief die Frau und sah sich
skeptisch um.
„ Ich
weiß nicht Richard, ob das so eine gute Idee ist, hier Weihnachten
zu feiern.“
„Ach
Marlies wo bleibt dein Sinn für Abenteuer. Ist doch toll, dass Onkel
Rupert uns diese Hütte vermacht hat und du wirst sehen, wenn erst
einmal ein lustiges Feuer im Kamin flackert und wir alles sauber
gemacht haben, dann wird es richtig gemütlich hier.“
„Dein
Wort in Gottes Ohr,“ seufzt seine Ehehälfte, „ dann wollen wir
mal die Lebensmittel in die Küche bringen, hoffentlich funktioniert
der Kühlschrank.“
„Keine
Sorge, der Notar hat mir versichert, dass alles funktioniert und im
Schuppen liegt sogar genügend Brennholz.“
Marlies
rollt nur mit den Augen und geht in die Küche.
Nachdem
sie alles im Kühlschrank verstaut hatte sucht sie nach Putzzeug,
denn erst wollte sie mal wischen.
Stunden
später aber war die Hütte nicht mehr wiederzuerkennen.
Karli
angelockt von leckeren Düften trippelt zu seiner Tür, die in die
Küche führte und spähte hinaus.
Die
Familie saß am Küchentisch, der mit lauter leckeren Sachen bedeckt
war.
Voller
Aufregung steckte der Mäuserich seinen Kopf viel zu weit aus dem
Loch und sah erschrocken, dass das kleine Mädchen direkt zu ihm
hinsah.
Blitzschnell
verschwand er und erst als die Familie die Küche verlassen hatte,
wagte er sich wieder herazs und staunte.
Genau
vor seiner Tür lag ein Stück Käse. Das war von dem kleinen
Mädchen.
War
das ein Festmahl und zum ersten Mal seit vielen Tagen war Karli satt.
Nun
aber begann für ihn ein Leben wie im Schlaraffenland.
Immer
wieder lag etwa vor seinem Loch und er war inzwischen so satt, dass
er gar nichts mehr fressen konnte.
Da
erinnerte er sich daran was seine Mutter immer gesagt hatte. Wenn man
sich im Winter Vorrat anlegt, dann sollte man ihn immer an der
kältesten Seite lagern.
Die
war bald gefunden und bald stapelten sich dort die Leckereien.
Diese
Nacht schlief Karli zum ersten Mal satt und zufrieden.
Am
nächsten Morgen weckte ihn ein wütende Stimme, die laut fluchte.
Karli
lief zu dem kleinen Loch im Wohnzimmer und spähte hinaus.
Ein
großer Tannenbaum stand etwas schief im Raum und der Mann, der so
gebrüllt hatte, steckte seinen Daumen in den Mund.
Marlies
und auch Merle kamen angelaufen.
„Was
ist denn los?“
„Ich
habe mir den Daumen in dem blöden Christbaumständer eingezwickt!“
Marlies
schüttelte den Kopf und Merle kicherte.
Auch
Karli grinste.
Marlies
aber meinte energisch.
„Halte
den Baum gerade, ich werde den Christbaumständer
richtig anbringen.“
Gleich
darauf stand der Baum stolz und gerade im Raum und staunend sah
Karli zu wie die Drei ihn mit glänzenden Kugel, Kerzen und langen
silbernen Fäden behängte.
Dazu
erklang aus einem kleinen schwarzen Kasten wunderschöne Musik und
dem Mäuserich wurde ganz eigen zumute.
Von
dem späteren Abendessen fiel wieder eine reichliche Portion für
Karli ab, die eifrig in seine Speisekammer trug und dann folgte er
der kleinen Familie in das behagliche weihnachtliche Zimmer.
Ein
Christkind war inzwischen da gewesen und hatte viele bunte Päckchen
da gelassen.
Wie
sich die Menschen darüber freuten und bald war der Boden mit bunten
Papier bedeckt und jeder hielt etwas in den Händen und dann fielen
sie sich gegenseitig in die Arme.
Einige
Tage später wurde der Baum wieder abgebaut und Karli war ein wenig
traurig, denn wenn nachts alle schliefen hatte er seine Wohnung
verlassen und unter dem Baum geschlafen, denn es roch hier so
herrlich nach Wald.
Nun
musste er wieder in seiner Wohnung nächtigen.
Dann
wurde er eines Tages mitten in der Nacht durch einen schrecklichen
Lärm geweckt. Es klang, als würde viele Leute aufeinander schießen.
Erschrocken
eilte er von Loch zu Loch, doch nirgends fand er seine „kleine
Familie“.
Als
er schließlich durch das die Öffnung blickte die ins Freie führt,
da staunte er.
Im
Schnee stand die Familie und auch die Leute aus der Nachbarschaft und
sahen zum Himmel, wo gerade die Sterne explodierten und in bunten
Strahlen auseinander fielen.
Und
dann riefen sie sich durch den Lärm zu:
„Ein
gutes neues Jahr!“
Staunend
betrachtet Karli dieses Naturwunder. Wunderschön war es!
Am
nächsten Tag dann sah er traurig zu wie seine Freunde die Koffer zum
Auto trugen.
Sie
mussten wieder abreisen.
Das
kleine Mädchen klopfte an seine Tür und als Karli seine Nase heraus
streckte, lächelte sie ihm zu.
Sie
sprang auf und ging in die Ecke der Küche und hob eine
Serviette
auf.
Darunter
kamen viele Leckereien zum Vorschein.
Dann
winkte sie ihm zu und lief hinaus zu ihren Eltern.
Als
das Auto abgefahren war, begann Karli die feinen Leckerbissen
in seine Vorratskammer zu
tragen.
Er
musste ziemlich oft laufen und öfter mal ausruhen, doch als er dann
glücklich seine Schätze betrachtete, wurde er richtig fröhlich.
Wenn
er sich alles gut einteilte, dann konnte er damit bis zur
Schneeschmelze auskommen.
Dann
würde er sich auf den Weg zu seinem Vetter machen.
Auch
für Karli würde es ein glückliches neues Jahr werden!
©
Lore Platz