Mittwoch, 30. September 2020

Plauderecke


Ich will nicht über das Flüchtlingsproblem, über das schon so viel ohne Erfolg diskutiert wurde, schreiben.
Doch die schlimmen Ereignisse auf Lesbos erwecken mein Mitgefühl und auch meinen Ärger.
Da sitzen Vertreter von 27 Ländern am runden Tisch bei Häppchen und Getränken und reden und reden und heraus kommt wieder mal nur heiße Luft. Sie vergessen, dass es sich nicht um Gereidesäcke handelt, sondern um Menschen, die obdachlos sind und hungern und frieren.


Als 2015 die Flüchtlinge in unser Land kamen, da schrieb ich diese Geschichte. Meine Tochter hat damals drei Schwestern aus Afghanistan geholfen, die deutsche Sprache zu lernen. 
Und deren wahre Geschichte kommt in meiner Erzählung vor.




 




Das Mädchen Narges

Voller Elan verlässt Ellen die Schwimmhalle.
Als sie ihren Freundinnen begegnet, hebt sie voller Triumph die Faust.
Ich habe es geschafft! Ich bin die Beste !“
Lilly und Mia kichern,“ Ja hast du die Neue gesehen, ängstlich wie ein Kaninchen starrte sie ins Wasser und wollte nicht hinein springen.“
Ellen grinste, „sie ist wohl wasserscheu“.
Rita schlendert aus der Umkleidekabine.
Da wo die herkommt gibt es bestimmt kein Wasser, das sieht man doch an ihrer dreckigen Haut und den hässlichen schmuddeligen Kleidern.“
Ellen sieht sie ernst an.
Das ist gemein. Narges ist nicht schmutzig, sie hat nur eine dunklere Haut und ihre Kleider sind sauber und ordentlich.“
Rita mustert sie spöttisch. „ Sie ist ein Flüchtling und hat hier bei uns nichts verloren. Soll sie doch dahin gehen wo sie herkommt. Wir wollen sie hier nicht haben.“
Ellen stemmt die Arme in die Hüfte.
In ihrem Land ist Krieg. Wie würdest du dich fühlen, wenn hier die Bomben fielen und du ständig um dein Leben bangen müsstest.“
Rita tritt einen Schritt auf sie zu, sodass ihre Nasen sich fast berührten.
Wir sind nicht die Wohlfahrt und müssen all den Pöbel aufnehmen, der sich hier bloß von uns durchfüttern lassen will.“
Ach ich habe nicht gemerkt, dass dir etwas abgeht. Dein Pausenbrot war vom feinsten und du trägst nur Markenkleidung.“
Wir können uns das ja auch leisten!“
Ellen ballt die Fäuste, doch Mia und Lilly ziehen sie zurück.
Lass dich nicht provozieren, kümmere dich nicht um ihr dummes Geschwätz, die ist doch bloß neidisch, weil Narges in manchen Fächern besser ist wie sie, außerdem müssen wir zurück ins Klassenzimmer.“
Frau Sandmann betrachtet sie Stirn runzelnd.
Schön, dass ihr auch noch kommt. Setzt euch, ich habe gerade erklärt, dass ihr bis nächsten Dienstag ein Referat vorbereiten sollt. Ihr arbeitet immer zu zweit und das Thema dürft ihr jeweils selbst bestimmen“.
Natürlich wollen die drei Freundinnen am liebsten zu dritt das Referat halten, doch die Lehrerin bestimmt, dass Mia und Lilly sich zusammen taten und da Ellen die beste Note in Deutsch hatte sollte sie Narges helfen.
Nach der Stunde gibt Ellen dem Mädchen einen Zettel mit ihrer Adresse und bittet sie heute Nachmittag am 15Uhr zu ihr zu kommen.
Etwas scheu und ängstlich betritt Narges das schöne Einfamilienhaus und folgt Ellen in ihr Zimmer.
Staunend sieht sie sich in dem großen hellen freundlichen Raum um.
Gehört dies ganz allein dir?“
Ellen nickt. „Hast du kein Zimmer?“
Wir haben im Wohnheim einen viel kleineren Raum und dort leben wir zu sechst. Meine Eltern, ich und meine drei Schwestern.“
Allmählich verliert das Mädchen ihre Scheu und als Ellen sie fragt, warum sie so wasserscheu sei, erzählt sie, dass sie bei der Flucht auf dem Meer beinahe ertrunken wäre.
Und Ellen denkt beschämt und wir haben sie ausgelacht.
Nach und nach erfährt sie Narges Geschichte.
Narges war gerade elf Jahre als ein Mann der Taliban
zu ihrem Vater kam und sie mit einem seiner Krieger verheiraten wollte.
Da haben ihre Eltern noch in derselben Nacht das nötigste eingepackt und sind mit ihren vier Mädchen geflohen.
Gespannt und entsetzt lauscht Ellen den Schilderungen der Flucht und dann kommt ihr eine Idee.
Sie sollten das Referat über die Geschichte von Narges halten, damit sich ihre Schulkameraden ein Bild von ihrem Schicksal machen konnten.
Narges ist sofort einverstanden.
Als die beiden Mädchen in der folgenden Woche ihr Referat halten schwimmen Tränen in den Augen der
Kinder und selbst Rita macht ein betroffenes Gesicht.

© Lore Platz




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Montag, 28. September 2020

Die böse Stiefmutter

 


 

Die böse Stiefmutter



Jutta blättert in dem Katalog und ruft begeistert:

Sieh mal Angie, dieses Wasserbett ist doch toll wäre das nichts für euch!“

Ihre Schwester verzieht das Gesicht und fragt dann misstrauisch, „Sag mal was habt ihr eigentlich für meinen Junggesellenabend geplant, doch nicht 

einen …?“  

Nein, nein, wird alles ganz brav wie es sich für meine ach so liebe brave Schwester schickt, die einen Witwer mit Kind heiratet.“ kichert Jutta.

Doch dann wird sie ernst als sie den Schatten auf dem Gesicht ihrer Schwester bemerkt,

Ach Jutta, ich habe so eine Angst,“ flüstert Angelika.

Aber warum, Harald liebt dich.“

Cilli aber mag mich nicht!“

Wie kann sie dich nicht mögen!“ ruft Jutta empört,

du kannst es doch so gut mit Kindern, meine zwei lieben dich. Manchmal könnte ich richtig eifersüchtig werden, wenn es den ganzen Tag heißt,Tante Angie, hier, Tante Angie.“

Diese lässt den Kopf sinken.

Ich komme einfach nicht ran an das Mädchen. Sie sieht mich nur immer an und es kommt mir vor, als hätte sie Angst vor mir.“

Die Tür öffnet sich und zwei Kinder stürmen herein und werfen sich ihrer geliebten Tante in die Arme.

Liebevoll betrachtet Angie ihren zehnjährigen Neffen Michael und die achtjährige Silvia.Wenn doch ihre Stieftochter auch so unkompliziert wäre.

 Nach einer kleinen Hochzeitsreise in Italien brachte Harald seine junge Frau in sein schönes Haus und zusammen richteten sie für Cilly ein hübsches Zimmer ein und an seinem letzten Urlaubstag holten sie gemeinsam die Tochter bei ihrer Oma ab.

War das ein herzzerreißender Abschied. Schluchzend klammerte sich das kleine Mädchen an die Oma, bis ihr Vater ein Machtwort sprach.

Beim Abschied bat er die alte Frau leise, die Enkelin vorerst nicht zu besuchen, bis sich eingewöhnt hätte. Den hasserfüllten Blick, den ihr diese daraufhin zuwarf, verursachte Angie eine Gänsehaut.

Cilly aber war brav, ruhig und sprach kaum ein Wort, soviel Mühe sie sich auch gab. Nur wenn ihre Mutter ihr mit dem Kamm die Haare kämen wollte, dann begann sie panisch zu schreien und schütze mit beiden Händen ihren Kopf.

Schließlich übernahm Harald das Kämmen seiner Tochter, brachte sie dann in den Kindergarten, bevor er anschließend in sein Büro weiterfuhr. So vergingen die Tag und Angelika wurde immer verzagter. 

Tröstend nahm Ihr Mann sie dann in die Arme.

Lass ihr Zeit zum eingewöhnen, sie wohnte schließlich seit dem Tod ihrer Mutter fast zwei Jahre bei der Oma.“  

Angie schmiegte sich dann an ihren Mann, aber das Herz war ihr doch schwer.

Sie sprach mit ihrer Schwester Jutta darüber ,in der Hoffnung, dass diese ihr helfen konnte.

Jutta hatte tatsächlich eine Idee.

Es waren doch bald Ferien und sie sollte Michael und Silvia doch einladen, die würden sich sicher freuen und wenn sie in dem großen Garten zelten durften würden sie gar nicht weggehen wollen.

Jutta kicherte und meinte: „Außerdem kannst du deiner Schwester einen großen Gefallen tun, denn auch ich brauche mal ein wenig Ruhe.“

Natürlich freuten sich die Kinder und gleich wurde ein großes Zelt im Garten aufgebaut.

Cilly war am Anfang noch schüchtern, doch bald schloss sie sich den Kindern an, besonders Michael hatte es ihr angetan und sie folgte ihm auf Schritt und Tritt.

Angelika kommt gerade vom Wochenmarkt und als sie das fröhliche Toben im Garten hört, lächelt sie glücklich. Cilly war wirklich aufgetaut, auch wenn sie ihr gegenüber noch immer scheu war.  

Die drei kommen auf sie zugelaufen und Michael, der ständig Hunger hat, späht in den Korb.

 

 


 

Angelika lacht und wählt einen besonders schönen Apfel aus und reicht ihn dem Jungen.

Cilly schreit gellend auf und schlägt ihm den Apfel aus der Hand.

Du darfst ihn nicht essen, der ist vergiftet!“

Dann läuft sie weinend davon.

Erschrocken sehen die anderen ihr nach.

Michael aber wendete sich an die Tante.

Bitte Tante Angie, geh mit Silvia ins Haus, ich kümmere mich um Cilly.“

Niedergeschlagen nickt diese , denn sie weiß, sie kann die Dinge unbedenklich in des Jungen Hand legen. Zu Michael hat die Kleine am meisten vertrauen.

Dieser findet Cilly im Zelt. Sie kauert in der Ecke, die

Arme um sich geschlungen und zittert am ganzen Körper.

Still setzt der Junge sich neben sie.

Das kleine Mädchen hebt das verweinte Gesicht und betrachtet ihn ängstlich, dann atmet sie erleichtert auf.

Dir ist nichts passiert!“

Warum glaubst du, dass der Apfel vergiftet ist?“ Weil deine Tante eine böse Stiefmutter ist und Äpfel und Kämme vergiftet.“

Wie kommst du auf diese dumme Idee?“

Das steht in dem Märchen, das mir Oma immer vorliest.“ Das Märchen von Schneewittchen?“  

Ja, so heißt es!“

Aber es ist doch nur eine Geschichte, die mit dem wirklichen Leben gar nichts zu tun hat.“

Doch, denn Oma sagt auch alle Stiefmütter sind böse, denn sie wollen die Kinder los werden, damit sie den Papa ganz für sich ganz allein haben.“  

Michael runzelt die Stirn. 

Silvia und ich haben unsere Tante sehr lieb, glaubst du wir würden sie lieb haben, wenn sie ein böser Mensch wäre?“

Cilly denkt lange nach, dann hebt sie zögernd den Kopf. Du meinst sie ist keine böse Stiefmutter.“  

Ganz bestimmt nicht und als dein Vater ihr erzählt hat, dass er ein kleines Mädchen hat, da hat sie sich so gefreut, denn sie liebt Kinder sehr. Du weißt, dass ich dich nicht anlüge. Komm mit und hab Vertrauen.Tante Angie tut es sehr weh, dass du so abweisend bist.“

Er zieht sie hoch und gemeinsam laufen sie ins Haus.

Als Cilly später ihm Bett liegt, erzählt der Junge ihnen was er erfahren hat und Harald geht noch am selben Abend zu seiner Schwiegermutter und stellt sie zur Rede. Dann verbietet er ihr die Kleine gegen die neue Mutter aufzuhetzen, sonst würde er ihr den Umgang gänzlich einstellen.

Das will die alte Frau nicht und sie reißt sich in Zukunft zusammen.

Und Cilly, als wäre eine schwere Last von ihr gefallen, wurde immer zutraulicher.

Und der schönste Tag für Angelika war, als ihr das Mädchen eines Tages um den Hals fiel und 'Mama' sagte.


(Lore Platz)










Freitag, 25. September 2020

Margrittli mag ihren Namen nicht










Margrittli mag ihren Namen nicht



Lustlos mit gesenktem Kopf trottet Magrittli nach Hause.
Heute haben sie wieder gelacht in der Schule, als die Lehrerin sie aufgerufen hat. „Margrittli, komm an die Tafel!“
Und Elke und Renate haben sofort gekichert und leise 'Margriiiiitliiiii' nachgeahmt und alle ringsum fingen zu lachen an.
Mit hochrotem Kopf war Magrittli zur Tafel gestampft, am liebsten hätte sie das Klassenzimmer verlassen.
Niemand in der ganzen Schule hieß Magrittli, nur sie, oh wie sie diesen Namen hasste.
Beim Mittagessen fragt sie ihre Mutter, ob sie nicht einen anderen Namen haben könnte.
Die Mutter lacht: „Aber dein Name ist doch wunderschön, du heißt nach deiner Patin, die du doch so gerne magst.“
Die Achtjährige seufzt, sicher mochte sie Mamas Freundin, die in der Schweiz lebt und ihre Patin ist, aber …
Nachdem Margrittli die Hausaufgaben gemacht hat, läuft sie hinaus in den Garten.
Sie setzt sich unter den großen Kirschbaum und lehnt den Kopf an den Stamm und beobachtet ein Schnecke, die mühsam ihr Schneckenhaus durch das Gras schleppt.
 
 

 



Über sich hört sie zeternde Stimmen.
Das Mädchen blinzelt kann aber nur zwei Amseln erkennen.
Wieso musst du schon wieder weg, du kannst ruhig auch mal auf die Kinder aufpassen.“
Aber liebste Isolde, ich muss doch Nachbar Fridolin helfen, er hat Schwierigkeiten sein Nest zu bauen und will doch bald seine Liebste heimführen.“
Ach, dann geh doch, aber komme nicht zu spät nach Hause!“
Herr Amsel in seinem schönen schwarzen Anzug fliegt davon.
Seine Frau schimpft noch eine Weile vor sich hin, dann begibt sie sich zu ihren Kindern, die sich liebevoll an sie kuscheln.
 
 

 
 
Margrittli kichert.
Schön, dass du wieder lachen kannst, deine gerunzelte Stirn sah ja gar nicht gut aus. Weißt du nicht, dass man vom Ärger Falten bekommt?“
Eine wunderschöne Fee lässt sich neben dem Mädchen ins Gras sinken.
Was bedrückt dich?“
Mein Name, ich heiße Margrittli und alle lachen darüber.“
Aber das ist doch ein wunderschöner Name und es ist einer der vielen Namen meiner Lieblingsblume.“
Was ist denn deine Lieblingsblume?“

 

 

 

Ich glaube hier nennt man sie Gänseblümchen!“

Pah, ich heiße also wie ein Unkraut!“
Das Gänseblümchen ist keineswegs ein Unkraut! Auch wenn sie klein und bescheiden ist, so ist sie doch eine sehr wichtige Pflanze, die viele Krankheiten heilen kann.
Die Fee schnippt mit dem Finger und in ihrem Schoß liegen plötzlich viele der weißen kleinen Sternchen.
Liebevoll streicht das schöne Wesen über die Blüten und reicht dem Mädchen ein Blümchen.
Weißt du die lateinische Übersetzung heißt 'ewig schön', denn das Gänseblümchen blüht fast das ganz Jahre und wenn die Menschen es auch noch so oft zerstören, es ist stark und unermüdlich, lässt sich niemals unterkriegen.
Du siehst also, du wurdest nach einer ganz besonderen Blume benannt.
Weißt du wie viele Namen die Menschen
noch für das bescheidene Blümchen haben, oh es gibt viele, Augenblümchen, Himmelsblume, Marienblümchen, Maßliebchen, Mondscheinblume, Regenblume und Tausendschön und natürlich Magrittli.
Kennst du noch eine Blume, die so viele Namen hat.“
Das Mädchen schüttelt den Kopf.
Darum solltest du stolz auf deinen Namen sein.
Selbst Könige habe diese wunderbare Blume geliebt und verehrt und ihre Gräber enthielten oft einen goldenen Kopfschmuck, der mit Gänseblümchen verziert war. Und der französische König Ludwig IX. (1214 -1270) hat das Tausendschönchen mit der Lilie in sein Wappen aufnehmen und dazu einen Ring mit einem geflochtenem Blumenkranz anfertigen lassen.“
Sinnend betrachtet das Mädchen, wie die Fee mit flinken Fingern aus den Blüten einen Kranz flechtet.
Magrittli schmunzelt und auf einmal ist sie richtig stolz auf ihren Namen, es war doch nebensächlich ob Renate und Elke sich lustig drüber machen und feige will sie bestimmt nicht sein, nein, wie will genau so stark und tapfer sein, wie die Blume, der sie ihren Namen verdankt.
Die Fee lächelt sie liebevoll an, als hätte sie ihre Gedanken erraten und setzt ihr den Blütenkranz auf.
Dann ist sie auf einmal verschwunden.
Verwirrt blickt Magrittli um sich, sie ist wohl eingeschlafen, neben ihr liegt ein Blütenkranz aus Gänseblümchen und dann hat das Mädchen eine Idee.
Schnell läuft es ins Haus, holt ihr Heft aus der Schultasche, kramt ihren Stift aus dem Federmäppchen und beginnt zu schreiben.

Am nächsten Morgen kommt sie etwas früher zur Schule und passt ihre Lehrerin ab und hat eine längere Unterredung mit ihr.
Und so kommt es, dass Magrittli einen Vortrag über das Gänseblümchen, von dem sie ihren Namen hat, halten darf.
Und seitdem macht sich niemand mehr über ihren Vornamen Magrittli lustig.

(Lore Platz)





Mittwoch, 23. September 2020

Plauderecke

 


Ich liebe den Herbst, obwohl die Tage kürzer werden und die kommende Dunkelheit einläuten. Doch bis das geschieht beschenkt er uns noch mit einer verschwenderisch bunten Welt. Obst in Hülle und Fülle liegt auf seinem Teller, den er uns darreicht.

 

 


 

Vielleicht habt ihr auch schon als Kind am Lagerfeuer gesessen und Kartoffel gebraten.

Wir haben die Kartoffeln, die auf dem Feld vergessen wurden immer aufgesammelt und dann ein Lagerfeuer gemacht und die Erdäpfel hinein geworfen.

Eine regelrechte Mutprobe war es dann ,die kohlschwarzen Dinger mit spitzen Fingern aus der heißen Glut zu klauben und zum Abkühlen neben sich zu legen.

Aber die Mühe war es wert, wenn auch die Schale verbrannt war, aber das Innere war köstlich.

Zu Hause aber wurden wir in den Waschzuber gestellt und von Kopf bis Fuß abgeschrubbt , denn wir sahen wie kleine Kaminfeger aus.

Gern erinnere ich mich an das Pilze sammeln mit meinem Vater.

 

 


Mein Vater und ich waren die einzigen Frühaufsteher in unserer Familie und so gingen wir morgens um vier schon los und fuhren in den Wald.

Als ausgesprochenes Papakind war ich glücklich in dieser Zeit meinen Vater ganz für mich allein zu haben.

Damals gab es ja noch nicht so viele Autos und auch wir hatten keines.
Aber mein Vater hatte ein Motorrad.
Das war herrlich!
Mein Vater hatte vor sich einen großen Korb und ich saß hinten und klammerte mich wie ein Äffchen an ihm fest.
Dann ging es durch den frischen Morgenwind hinaus in den Wald zum Schwammerl (Pilze) sammeln.
Damals gab es noch viele Recherl (Pfifferlinge) die ja am besten schmecken und heute doch ziemlich teuer sind.
Mein Vater schnitt die Pilze vorsichtig mit einem kleinen Messer ab, säuberte sie ein wenig und ich durfte sie dann ganz vorsichtig in den Korb legen.
Manchmal wenn der Korb voll war und wir einen Hochsitz in der Nähe fanden, kletterten wir hinauf und saßen ganz still und ließen die Majestät des Waldes auf uns wirken.
 

 


 

Und wenn wir ganz großes Glück hatten sahen wir auch mal ein Reh oder einen Hirsch mit stolzem Geweih auf die Lichtung treten.
Ich glaube in diesen Momenten ist die tiefe Liebe zum Wald in mir geboren.
Als wir dann zurück fuhren, hatte mein Vater wieder den Korb vor sich und ich hing wie ein Klammeräffchen hinter ihm.
Später saß ich dann am Tisch und sah meiner Mutter zu, wie sie die Pilze säuberte.
Und während ich dies hier schreibe, fühle ich den leicht erdigen Duft der Schwammerl in meiner Nase.

 

Nun wünsche ich euch einen schönen Mittwoch und wenn ihr mit offenen Augen durch die Welt geht, werdet ihr ihre Schönheit erkennen.

 

Montag, 21. September 2020

Pinselchen ist krank

Wie ihr wisst bringe ich unter dem Motto - Ich lade 

gern mir Gäste ein - Geschichten von Freunden, die 

wunderbar schreiben aber keinen eigenen Blog haben











Pinselchen ist krank


Am Ende des Waldes auf einer Lichtung gab es einen 

kleinen Weiher, an dessen Rand man immer 

wieder  so einen großen grauen Vogel beobachten 

konnte.

Dieser stand vollkommen regungslos und Pinselchen

hatte sich schon einmal so erschrocken, als der 

Fischreiher, so nennen ihn die Zweibeiner, mit

bösem Blick den Schnabel blitzschnell ins Wasser 

tauchte und einen Fisch fing und den dann genüsslich

die Kehle herunter rutschen ließ.

 
Auch eine Biberburg gab es dort. Wieder so ein Tier, 

das die Zweibeiner nicht so gern haben, weil er kleine

Bäume fällen kann.

Er braucht sie für seinen Bau, den Staudamm und 

als Futter.

Ein lustiger Kerl mit komischen Schwanz, so ganz 

nackt und ohne Fell.

Pinselchen gefällt es , wenn rund um die Bäume 

nagt, bis sie umkippen – nicht ungefährlich, aber 

irgendwie lustig.


 
Als er wieder einmal beim Nagen und Bauen zusah, 

lud der ihn Biber in seine Unterwasserburg ein.

Pinselchen zögerte, denn er schwamm nicht so gern 

und fürchtete im Wasser keine Luft zu bekommen.

Doch der Biber zerstreute seine Bedenken und 

erklärte:
 
"Meine Burg liegt auf dem Trockenen und der 

Unterwasserzugang ist nur kurz.“
  
Pinselchen war ja ein neugieriges Kerlchen und so 

tapste er vorsichtig in das nicht zu tiefe Wasser und 

schwamm hinter dem Biber her.

 Und als dieser tauchte, tauchte auch er und kurze 

Zeit später waren sie im trockenem Bau.
 
"Im Wasser und doch trocken,“ staunte der kleine 

Luchs.
 
Das muss so sein, wegen den Feinden, die wir 

haben,“ erklärte sein neuer Freund.

Mutter Biber und ihre drei kleinen Kinder 

betrachteten scheu den ungewöhnlichen Gast.

Aber sie vertrauten ihrem Papa und kuschelten sich 

wieder eng aneinander und schliefen weiter.

Nach einigen sehr interessanten Stunden brachte 

der Biber Pinselchen zurück ans Ufer und wünschte 

ihm einen guten Heimweg.

Inzwischen hatte sich die Sonne hinter dicken 

schwarzen Wolken versteckt und es wehte ein kühler 

Wind.


Es war spät und Pinselchen hatte ein schlechtes Gewissen und so lief er ohne sein nasses Fell zu putzen schnell nach Hause

Endlich zuhause angekommen putzte er notdürftig 

sein Fell und schlüpfte schnell in den Bau.

Seine Geschwister und Eltern schliefen noch und 

hatten gar nicht bemerkt, dass er zu spät kam. 

 



Am nächsten Morgen fühlte ich Pinselchen ganz 

komisch und als seine Geschwister ihn aufforderten 

mit ihnen nach draußen zu laufen, wollte er nicht mit.

Dauernd gab er komische Geräusche von sich und 

man hörte sein lautes ‚Hatschi!‘ aus dem Bau.

Außerdem war ihm so kalt und er vergrub sich tief in 

seinen Schlafplatz aus Moos, Heu und Stroh.

Kurz darauf strampelte er sich wieder frei, weil ihm 

plötzlich so heiß war.

Appetit hatte er auch keinen, nur schrecklichen 

Durst.

Mutter Luchs war sehr besorgt und machte sich auf 

den Weg zu der weisen Eule.




Sie stellte sich vor den Baum und rief immer wieder.

Endlich tauchte der dicke Kopf der Eule aus der 

Baumhöhle auf und ihre runden Augen blickte alles 

andere als freundlich.

Schließlich war sie die ganze Nacht unterwegs 

gewesen und hatte ihren Schlaf verdient.

Doch als Mutter Luchs ihr Leid klagte, war sie sofort 

bereit zu helfen.

Obwohl noch müde folgte sie Frau Luchs und 

trippelte hinter ihr in den Bau. Besorgt blickt sie auf 

Pinselchen, der sich unruhig hin und her warf.

Sie winkte der Mutter Luchs ihr nach draußen zu 

folgen.
 
Eine sehr schwere Erkältung. Du musst 

Lindenblütenblätter sammeln, dann schickst du 

deinen Mann und die Kinder zur heißen Quelle um 

Wasser zu holen. Ein Gefäß findet ihr in der Nähe, 

habe gestern Nacht entdeckt, dass Menschen wieder 

ihren Abfall hier abgeladen haben.

Ruf jetzt die deinen, ich zeige ihnen den Weg.“

Bald sind Vater Luchs und die Kinder mit Frau Eule, 

zur heißen Quelle unterwegs. Während der Vogel 

voran fliegt, schieben die Luchse einen großen 

eisernen Topf vor sich her.




Mutter Luchs aber lief so schnell sie konnte zur 

großen Linde um Blätter zu sammeln, dabei sprang 

sie auf den Stamm und kletterte hinauf bis zu den 

ersten Ästen.

Dann warf sie die Blätter auf den Boden und sprang 

hinterher. Mit dem Maul trug sie die heilenden

Lindenblüten in den Bau.

Dort warteten bereits Vater Luchs und die Eule, die 

Kinder waren bei Gevatter Fuchs, damit sie sich 

nicht ansteckten.

Nachdem Mutter Luchs die Blätter ins heiße Wasser 

abgelegt hatte, erklärte die Eule ihr, dass sobald das 

Wasser etwas abkühlte, müsste Pinselchen davon 

trinken und zwar jede Stunde






Dann flog sie davon.

Pinselchen quengelte und wehrte sich, als die Eltern 

versuchten ihn zum Topf zu führen. 

Kurzentschlossen packte der Vater ihn am Nacken 

und stupste ihn mit der Nase voran in den Topf. 

Unwillkürlich fing Pinselchen zu schlabbern an und 

ließ sich dann wieder erschöpft auf sein Lager fallen.

Nun begann für die Eltern eine schwere Zeit. 

Während der Vater das Wasser von der heißen 

Quelle holt, besorgte die Mutter Lindenblätter.

 Endlich nach einigen Tage, wachte Pinselchen mit 

blitzblanken Äuglein auf und rief laut „Hunger!“.

 War das eine Freude für seine Eltern und auch seine 

Geschwister tollten mit ihrem Bruder draußen 

herum, als sie von Gevatter Fuchs zurück kamen.

© Roswitha










(c) Roswitha Borgfeldt