Freitag, 30. April 2021

Oma, Lena und ihre besonderen Geschichten

Reizwörter:  Gänse, Brot, meckern, stehlen, süß

Mit großer Freude kann ich heute berichten, dass Martina  auch wieder mit im Boot sitzt, also gibt es jetzt wieder drei schöne Geschichten zu diesen Wörtern.

Viel Spaß beim Lesen!

 


" Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder  her...!" vergnügt hüpfte Lena  ins Zimmer. 

Oma Emma nahm die Brille ab. "Du bist ja heute besonders gut aufgelegt, war es schön im Kindergarten.?" 

" Wir haben einen Gänsehof besucht, dort werden sie  artgerecht gehalten, hat uns die Bäuerin erklärt. Sie leben auf einer großen Wiese, durch die sogar ein kleiner Bach fließt. Ein großer Zaun ist um die Wiese gebaut, aber nicht weil die Gänse fortlaufen, sondern damit sie vom Fuchs geschützt sind. Wir haben auf dem Bauerhof auch eine leckere Brotzeit bekommen und als wir gingen haben wir alle Fuchs du hast die Gans gestohlen, geungen."

Dann aber wurde Lenas Blick traurig. "Schade, dass sie geschlachtet und gegessen werden."  

Frau Jomsom nahm die Kleine in den Arm. "Du weißt doch, dass bestimmteTiere zum Essen gezüchtet werden. Denn nur von Gemüse können wir nicht leben, denn auch Fleisch gehört zur gesunden Ernährung.Wichtig ist, dass die Tier artgerecht gehalten werden und so ein glückliches Leben haben. Deine Mama achtet immer darauf, dass sie nur  Fleisch und Eier von artgerecht gehaltenen Tieren kauft.Weißt du übrigens, dass Gänse auch gute Wächter sind.?

Lena schmiegte sich an die Oma."Erzählst du mir eine Geschichte von Gänsen.?"

 Frau Jomson schloss einen Moment die Augen und begann zu erzählen,"

 

 


Räuberjagd auf dem Bauernhof

Als der kleine Max gerade zwei Jahre alt war, verunglückten seine Eltern. 

Eine alte Nachbarin nahm ihn bei sich auf und kümmerte sich liebevoll um den kleinen Jungen, doch dann musste sie ins Altersheim. Die Gemeinde, die die Vormundschaft für Max hatte, brachten den inzwischen Zehnjährigen  beim Moserbauern als Gänsehirt  unter. Der war der reichste Bauer im Ort, aber er hatte auch ein gutes Herz und behandelte seine Angestellten gut und jeder arbeitete deshalb gerne für ihn.

Auch Max hatte es gut. Er schlief im warmen Stall bei seine Gänsen, bekam genügend zu Essen und auch passende Kleidung. Im Sommer führte er die Gänse auf die Weide und im Winter ging er in die Schule. Außerdem hatte er das goße Herz der molligen Köchin Martha erobert und bekam heimlich immer wieder Süßigkeiten zugesteckt. Traurig machte ihn nur, dass im Winter die Hälfte seiner Herde verschwand und im Kochtopf landete. Doch als echtes Landkind wusste er, dass das eben so war. Und im Frühjahr, wenn die kleinen gelben Küken ihn piepsend umschwirrten, war er auch wieder glücklich.

Im Herbst nachdem die Ernte eingebracht war, wurde im Dorf ein großes Volksfest gefeiert und der Bauer und das ganze Gesinde ging dorthin. Nur Max musste daheim bleiben, weil er noch zu klein war. Martha aber flüsterte ihm zu, dass sie ihm was mitbringen würde.

 


Der Junge lag in seinem Heubett, die Gänse schliefen bereits aneinnander gekuschelt,  die Köpfe  seitlich auf dem Rücken. Vom Festplatz dröhnte die Musik und während Max noch lauschte, fielen ihm die Augen zu .

Irgend etwas hatte ihn geweckt und er setzte sich auf. Auch die Gänse waren unruhig und sprangen leise schnatternd auf und drängten zum Tor. Max öffnete dieses und lugte auf den Hof. Da sah er zwei Gestalten, die sich immer wieder umschauend, dem Haus näherten. Einbrecher! Max erschrak, er wusste, dass der Bauer gestern die Lohngelder von der Bank geholt  und sie in seinem Schreibtisch eingesperrt hatte. Dieses Geld wollten die Diebe bestimmt stehlen. Der Junge fühlte sich hilflos, er konnte es mit zwei erwachsen Männern gar nicht aufnehmen.

 


Doch da drängten sich die Gänse hinter ihm durch das Tor und stürmten laut schnatternd mit weit vorgereckten Hälsen auf die Gauner zu. Diese schrien auf als die vielen Schnäbel sie zwickten und zwacktern und versuchten zu entkommen. Doch die Gänseschar hielt sie umzingelt. Dann ertönte plötzlich ein angriffslustiges Meckern und Friederich , der Geißbock stürzte sich in das Gewühle.

Max stand breitbeinig mit verschränkten Armen im Hof und grinste über das ganze Gesicht.

 


Stimmen wurden laut und die Festbesucher betraten lachend den Hof. Der Bauer und die Knechte schnappten sich die beiden Männer, die heilfroh waren den angriffslustigen Tieren entkommen zu sein.

Max beruhigte seine Gänse und trieb sie in den Stall, Friederich folgte ihnen zufrieden, hatte er doch dafür gesorgt, dass die frechen Gauner längere Zeit nicht mehr sitzen konnten. Bald war die Ruhe im Stall wieder eingekehrt. Und nachdem die Polizei, die laut stöhnenden Verbrecher abgholt hatte,  verlöschten auch die Lichter im Haus.

Bald lag wieder Stille über dem Hof. "

Lena, die während der Geschichte immer wieder gekichert hatte , schmiegte sich an die Oma. "Denen habe die Gänse des aber gegeben." 

 

(c) Lore Platz


Lest auch bei Marina und Regina

 



Mittwoch, 28. April 2021

Plauderecke

 


Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer Bekannten über unsere Kindheit. 

Unter anderem erzählte ich ihr auch von der bösen Lehrerin, die mich in der ersten Klasse so gepiesackt hatte. 

In meinen Papiere, die ihr vorlagen, stand mein erster Name Elisabeth und mein zweiter Name Eleonore, der auch mein Rufname war.

Natürlich wusste sie das nicht und rief mich Elisabeth. Da ich nicht darauf reagierte, bekam sie einen Tobsuchtanfall, warf mit der Kreide nach mir und kam dann auf mich zugeschossen und schlug mir den staubigen Tafellappen um die Ohren. 

Ich wusste nicht was mir geschah. Das ging einige Tage so und als schüchternes sensibles Kind war ich noch mehr verschreckt. 

Die Sache klärte sich erst auf, als meine Mutter in die Sprechstunde kommen musste. Die Lehrerin bezeichnete mich als böses verstocktes Kind.

Ich grinste meine Bekannte an und erklärte , aber ich habe mich gerächt, heute erscheint in jeder Geschichte, in der eine böse Lehrerin vorkommt, diese unter ihrem Namen. 

Ich verwende oft Dinge die ich erlebt habe in meinen Geschichten und wenn ich Bücher lese und in verschiedenen Geschichten derselbe Name oder dieselbe Figur vorkommt, denke ich oft, die war der Schriftstellerin bestimmt persönlich bekannt.

Meine Bekannte aber meinte lachend; "Ich werde in Zukunft ein Buch mit ganz anderen Augen lesen,"

Mir ging es ja einige Tage nicht so besonders. Obwohl ich ein positver Mensch bin und selbt im dunkelsten Tunnel noch ein Glühwürmchen sehe, werde ich doch immer mal wieder vom Corona-Blues gestreift. Dann habe ich keine Lust zu schreiben und würde mich am liebsten in einer Ecke verkriechcn. 

Doch ich denke das geht vielen zur Zeit so und meine Freundin Irmi hat das passende Gedicht dazu geschrieben.

 


 Gedanken

 

Tag ein Tag aus und kein entkommen,

dürfen nichts machen, was wir so gerne wollen.

In der Stadt gefangen zu Untätigkeit verdammt,

langsam zweifelt der Verstand.

Zu den körperlichen Schmerzen, wird auch die Seele nicht verschont,

sie nur im Schlaf etwas nach Ruhe sucht!

Selbst die Träume sind negativ geprägt,

ständig noch einer an deiner Seele sägt.

Ein Wechsel aus Vernunft, geht mit Unzufriedenheit daher,

wie lange geht es noch, bitte sehr.

Des Alleinsein wirklich müde, ohne baldige Besserung in Sicht, 

keiner der mit dir ab und zu spricht. 

 Darf ich eigentlich klagen, wenn es vielen noch schlechter geht in 

dieser Zeit,

das Verständnis mindert etwas das eigene Leid.

Wünsche allen und mir, ein wenig Freude und wieder mehr 

Zufriedenheit, aber eigentlich bin ich dieses Leben leid.

.

(c) Irmgard Brüggemann 




 

Donnerstag, 22. April 2021

Pinselchen und seine Freundin die Maus 2


 

Und so liefen sie nun unter Tannen ganz leise und kletterten über 

Steine und Wurzeln. Sie waren ganz still und lauschten den vielen 

Stimmen, die im morgendlichen Wald erklangen.

Am Tag zuvor hatte es geregnet, heute schien die Sonne wieder. Einzelne Regentropfen hingen noch an den Tannennadeln und glitzerten und schaukelten wie kleine Edelsteine im leichten Wind, wenn die Sonne sie anstrahlte.

Auf dem Waldboden waren kleine Pfützen entstanden.Wie praktisch, man konnte davon den Durst stillen und gleichzeitig sein Spiegelbild betrachten und wenn man mit der Pfote hinein patschte, dann gab es lustige Gesichter. Die Mutter würde nun sagen, die Pfoten kannst dann auch gleich waschen und das Mäulchen, aber davon wollte Pinselchen nichts wissen. Immer diese Wasch- und Putzerei. Aber Mama bestand darauf, dass es wichtig sei.

Wie Pinselchen nun so eine Weile das Spiegelbild betrachtete, da sah er plötzlich über sich ein Grinsen im Wasser und als er sich umdrehte, da schaute es direkt in das Gesicht eines Ungeheuers.

Es war ein Dachs. Er hatte noch nie einen gesehen. Pinselchen hatte sich so erschrocken, dass er einfach davon lief und die kleine Maus ganz allein zurückblieb.

Nachdem Pinselchen eine ganze Weile gerannt war, bliebt er stehen, um wieder atmen zu können und da erinnerte er sich, dass nun das Mäuslein nicht mehr bei ihm war.

Nun hatte er ein schlechtes Gewissen. Aber wo sollte er anfangen zu suchen? Er wusste ja nicht mal mehr, woher er gekommen war.

Aber einfach so nach Hause zu gehen und die kleine Freundin alleine lassen, das ging gar nicht.

Also rief er nach seiner Freundin der Eule. Die fand das aber gar nicht so gut, mitten im Schlaf geweckt zu werden, den Eulen gehen erst am Abend auf Futtersuche und verschlafen den Tag.

Warum um alles auf der Welt plärrst du denn so,“ kam es verärgert und schlaftrunken von oben.

Liebe Eule hilf mir, ich habe meine Freundin, die Maus verloren. Ich bin einfach davon gelaufen und nun weiß ich nicht mehr wo sie ist und ich habe große Angst um sie.“

Na und, dann ergibt sie eben einen fetten Braten.“ sagte die Eule.

Doch sie wollte Pinselchen nicht enttäuschen, irgendwie hatte sie den Kleinen in ihr Herz geschlossen.

So machte sich die Eule auf den Flug, um nach dem Grautier zu suchen. Und tatsächlich, es dauerte gar nicht lange, da hörte sie ein ängstliches Piepen unter einer Wurzel.

Es dauerte aber eine ganze Weile, ehe unser Mäuslein überzeugt war, dass der große Vogel ein Freund von Pinselchen war.

So ließ sich unsere Waldmaus von der Eule im Schnabel nehmen und durfte zum ersten mal fliegen. Wie die Welt so ganz anders aussah von oben. Auf einmal war alles so klein und nicht nur immer sie.

Die Eule ließ ihre Fracht los und so purzelte und kugelte das Mäuschen etwas unsanft vor Pinselchens Pfoten, aber froh und glücklich, wieder festen Boden unter den Beinen zu spüren. Fliegen war die eine Sache, sicherer Boden die bessere oder...

Die Eule verabschiedete sich mit den Worten:

Aber nun hab ich was gut bei euch und lasst mich endlich schlafen.“

Gähnte und verschwand in ihrem Bau.

Na klar,“ riefen beide wie aus einem Munde und waren so unendlich glücklich, dass alles gut ausgegangen war. Für was hatte man schließlich Freunde? Damit sie einem helfen in der Not.

Aber nun wollte Pinselchen genau wissen, was seiner Freundin passiert war. So saßen sie auf einem dickem Moospolster und die Maus erzählte, was geschah als Pinselchen einfach abgehauen war.

Ein bisschen verlegen war er ja und gar nicht mehr so der stolze Luchs, weil er so feige Reißaus genommen hatte.

Der große weiß schwarz gestreifte Dachs war überhaupt nicht gefährlich gewesen. Er hatte gelacht und gelacht, bis ihm der Bauch weh tat.

Er hat Pinselchen ausgelacht, weil er so ein Hasenfuß sei.

Ich tu doch nichts, was sollte ich denn mit euch,“ hatte er gesagt. „Mein Lieblingsgericht sind Wurzeln und Beeren und Blätter.“

Ja, genau, das hatte er gesagt und gelacht und gelacht und dann ist er hüpfend davon gelaufen und hat noch immer gekichert.




Pinselchen entschuldigte sich verlegen bei seiner kleinen Freundin.

Du bist ja nun wieder da. schön ist das. Komm lass uns ein bisschen spazieren gehen, bevor wir wieder nach Hause müssen.“


© Roswitha Borgfeldt



 

Mittwoch, 21. April 2021

Pinselchen und seine Freundin die Maus 1


Pinselchen und seine kleine Freundin, die Waldmaus, waren mal wieder unterwegs auf der Suche nach neuen Abenteuern. 

Wie sie so nebeneinander herliefen, da erinnerte sich unser Mäuslein an die vielen Ermahnungen der Mutter. Die sah es nämlich gar nicht so gerne, diese Freundschaft und hatte ständig Angst, dass ihr Kleines mal nicht mehr nach Hause käme. 

Genauso wenig wie Pinselchens Mutter die Freundschaft ihres Sohnes mit dem Fuchs mochte. Es ist einfach unmöglich, solche Freunde zu haben. 

Doch dies interessierte unsere Beiden ganz und gar nicht. Sie hatten sich so viel zu erzählen. Die Maus beklagte sich bei Pinselchen, dass es immer Stress gibt, wenn sie mit ihm unterwegs war. 

Dabei hatte sie doch gesehen, dass der Hofhund Benni vom Nachbarn auch eine kleine Freundin hatte. Ein süßes dreifarbiges Kätzchen, das Triene hieß und sich immer an ihn schmiegte, wenn er im Schatten lag und sein Mittagsschläfchen hielt. 

Dabei konnte der Benni richtig böse werden, wenn ein Fremder sich dem Bauernhof näherte. Da konnte der knurren und bellen und wenn das alles nichts half, dann rannte er auf den Eindringling los.

Die meisten nahmen Reißaus und am wenigsten mochte er scheinbar die Farbe gelb, warum auch immer.

Wenn der Besucher allerdings ein Freund von Benni und den Bauersleuten war und vielleicht sogar ein Leckerli mitbrachte, da winselte und bettelte er und strich dem Besucher um die Beine, dass es nur so eine Freude war, hatte der doch sein Herz damit ein Stück gewonnen. Plötzlich war der, ach so böse Hund, ganz lieb und brav.

Warum konnten nun Triene und Benni Freunde sein und sie und Pinselchen nicht, das wollte die kleine Maus einfach nicht einsehen.

Pinselchen beklagte sich bei der Waldmaus, dass seine Mutter genauso nervt, wenn er mit dem Fuchs, was eigentlich sein Vetter war, einen Ausflug machte. Es musste also immer heimlich geschehen, damit es keinen Streit und keine Ermahnungen gäbe. 

Dabei konnte er es doch gar nicht erwarten, nach Hause zu kommen und zu erzählen, was sie alles zusammen erlebt hatten. Aber nein, er musste Stillschweigen bewahren und seinen Geschwistern konnte er auch nichts anvertrauen, weil die vielleicht petzen würden. Also nahm er seine Abenteuer mit in die Träume.

 

(c) Roswitha Borgfeldt

Freitag, 16. April 2021

Frauchen verliert die Orientierung

Heute will euch  eine Geschichte vorstellen, die meine Schwester Renate geschrieben hat. Und zwar will sie uns die Welt vorstellen aus der Sicht ihres Hundes. Ich hoffe, dass es noch viele Geschichten von ihr gibt.

 


 

Frauchen verliert die Orientierung

 

Wenn ich mit Fauchen Gassi gehe habe ich sehr viel zu tun – denn mein Frauchen verliert ständig die Orientierung.

Aber zuerst stell ich mich mal vor. Schließlich besitze ich als belgischer Schäferhund auch Anstand und Höflichkeit.

Mein Name ist Thor. Und wie erwähnt bin ich ein belgischer Schäferhund. Ich bin treu, folgsam und pflichtbewusst. Aber natürlich möchte ich auch mal loslaufen, alles erschnuppern und Fährten erkunden. Und das ist beim Gassi gehen mit Frauchen sehr schwierig. Denn ich muss ständig aufpassen, dass sie sich nicht verläuft.

Damit ihr nachvollziehen könnt, wie schwierig das für mich ist, erzähl ich euch wie so ein Gassi gehen verläuft.

Meistens fährt Frauchen mit mir an einen See. Da gibt es einen langen Sandstrand an dem man herrlich die Enten ins Wasser treiben kann. Und das macht riesigen Spaß. Ringsherum stehen viele Bäume und Sträucher. Dort kann man richtig gut durchstromern und man erfährt genau wer sich hier alles herumgetrieben hat. Natürlich nur, wenn man so eine feine Nase hat wie ich.

Da ich weiß, dass mein Frauchen sich ständig verläuft, schaue ich mich natürlich immer wieder um ob sie noch auf dem richtigen Weg ist.

Dazu kommt, dass sie so langsam geht. Z.B. trabe ich so dahin und schnuppere nebenbei an den Sträuchern am Wegesrand. Ich bin bestimmt schon 20 Meter von Frauchen entfernt. Ich dreh mich also um, um zu sehen wo sie denn bleibt.

Und was sehe ich: Frauchen weiß schon wieder nicht wohin sie geht. Sie hat umgedreht und läuft wieder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Jetzt muss ich natürlich dafür sorgen, dass sie wieder in die richtige Richtung läuft. Also laufe ich ganz schnell zu Frauchen und an ihr vorbei. Wenn sie sieht, wie ich an ihr vorbeilaufe, dreht sie wieder um und geht den richtigen Weg weiter.

Warum folgt sie mir denn nicht gleich? Sie sieht doch wohin ich laufe. Es ist schon nervig.

Aber am Schlimmsten ist es, wenn ich gerade eine Fährte aufgenommen habe. Ich laufe am Strand entlang, dreh mich um – o.k, Frauchen ist noch hinter mir. Dann sehe ich weiter vorne ein Entenpaar im Sand sitzen. Die werde ich jetzt ins Wasser jagen. Heidewitzka – dass wird ein Spaß. Aber vorher noch schnell Frauchen kontrollieren. Ich seh mich um - und ?????? wo ist sie??? Eben war sie doch noch hinter mir und jetzt ist sie nicht mal mehr zu sehen??

Die Enten müssen jetzt warten. Zuerst muss ich Frauchen retten. Sicher hat sie sich wieder mal verlaufen. Manchmal befürchte ich, dass sie schon etwas dement ist. Ich renne also dorthin, wo ich Frauchen zuletzt gesehen habe. Und ja, wie ich befürchtet habe. Sie steht wieder hinter einem Baum oder einem Gebüsch und scheint nicht mehr zu wissen wo sie ist.

In der Zeit sind die Enten schon ohne mein zutun ins Wasser und schwimmen weit draußen unerreichbar herum. Sie schnattern gerade so als wollten sie mich auslachen.

Aber mein Frauchen freut sich jedesmal wenn ich sie rette. Das ist mir die verdorbene Entenjagd wert. Und sie lobt mich. Sagt „Bravo- das hat du fein gemacht“ und streichelt mich. Dafür verzichte ich gerne auf den Spaß.

Aber manchmal wünschte ich, mein Frauchen wäre beim Gassigehen wie die Frauchen oder Herrchen von anderen Hunden. Wenn andere Hunde herumlaufen und Fährten erschnuppern müssen sie ihre Menschen nicht retten. Im Gegenteil!! Die Menschen unterstützen sie dabei, indem sie ihnen ständig ihren Standort mitteilen. Sie rufen nämlich dauernd den Namen des Hundes oder „hierher“ oder ähnliches. Die Hunde wissen also wo ihre Menschen sind und können ungestört den interessanten Gerüchen nachgehen.

Manchmal wünschte ich, auch mein Frauchen würde mir immer ihren Standort mitteilen. Dann müsste ich sie nicht so oft suchen.


 

(c) Renate Heid

 

Mittwoch, 14. April 2021

Plauderecke



Dieses Bild schickte mir meine Tochter aus Prag





Vor einigen Tagen saß ich auf der Terasse und habe gelesen.

Es war abends gegen vier Uhr und die Nachbarsfamilie kam von der Arbeit, setzte sich auf die Terrasse unterhielt sich und ab und lachten sie, was mir auch ein Lächeln entlockte.
Da kam der alte Mann, der über mir wohnte auf seinen Balkon und brüllte. "Ruhe ich will schlafen!"
Die junge Tochter meiner Nachbarn meinte: "Dann gehen sie ins Altersheim!"
Im ersten Moment war ich schockiert, denn wir wurden noch zu Respekt vor älteren Leuten erzogen und so eine Antwort hätte mir wohl eine Ohrfeige meines Vaters eingetragen.
Doch dann ging mir durch den Kopf:
'Wieso soll man zu älteren Leuten immer höflich und respektvoll sein wenn sie es gar nicht verdienen.'
Respekt ist etwas, was man nicht geschenkt bekommt, sondern Respekt muss man sich verdienen.
Und dieses Rentnerpaar über uns schikaniert alle Mieter hier im Haus, mein Mann nannte sie immer unsere 'Blockwarts'.
Uns ließen sie ja in Ruhe, nachdem ihnen mein Mann mal ordentlich die Meinung gesagt hatte und die anderen Mieter belächeln sie nur.
Ich bin ja auch ein älteres Semester, aber mich mögen die Leute im Haus und Kinder und Jugendliche haben es mir gegenüber noch nie an Respekt fehlen lassen.
Vielleicht liegt es auch daran weil auch ich ihnen mit Respekt begegne?




Das Generationsverhalten


Wenn wir nach dem Alter gefragt,
dann sind wir jung – aber hoch betagt,
die Jungen sagen, die Alten spinnen,
unsere Lebensfreude kommt ja von innen.

Was früher war zählt heute nicht mehr,
für alles muss heute was Neues her,
wir alten sagen, es ist eine verrückte Welt,
die Jungen verstehen nicht, was uns nicht gefällt.

Wir wollen unseren Tagesablauf gedanklich gestalten,
bei den Jungen ist es anders als bei uns Alten,
ich stelle es, man verzeihe mir, übertrieben dar,
vielleicht ist das Eine oder Andere auch wahr.

Was macht der Wecker morgens für einen Krach,
die Jungen werden trotzdem nicht wach,
unterm Kissen macht das Handy Alarm,
es wird Zeit und es drückt der Darm.

Zum Frühstück stehen oder sitzen sie separat,
während zischt und blubbert der Vollautomat,
der Blick auf das Display ganz besessen,
sie haben wieder mal die Reinigung vergessen.

Zum Glück wird eine Tasse voll geschenkt,
nun schnell, die Zeit drängt,
das Iphone gibt schon wieder ein Signal,
da müssen sie schauen, sie haben keine Wahl.

Aber noch schnell zum Computer rüber,
Morgens bleib keine Zeit über,
noch an die E-mails schnell ran,
dann zur Arbeit ist der Gang.

Dort gibt es Stress mit Citymobbimg,
andere sind Online Shopping,
jeder zeigt so seinen Willen,
und sie drängen abends wieder mal zu Grillen.

Wie ist das nun bei uns Alten,
den Tagesablauf wollen wir ruhig gestalten,
wir setzen uns täglich zur gleichen Stunde,
gemütlich in die Frühstücksrunde.

Früher wurden wir auch früh geweckt,
das Frühstück hat uns gut geschmeckt,
wir waren ruhig und besonnen,
haben den Arbeitstag frisch begonnen.

Wir hatten immer die Thermoskanne dabei,
belegtes Brot mit Salat und Ei,
von Smartphone wurden wir nicht abgelenkt,
und wussten auch wo der Hammer hängt.

Den Feierabend taten wir Alten,
immer noch sehr sinnvoll gestalten,
ohne Computer, nicht auf Facebook gepostet,
wir haben nur mit einem Bierchen geprostet.

Wir stellten uns damals in Briefen vor,
das nennen sie uns schon Antiqua,
wir gaben uns Mühe in Schrift und Form
die Rechtschreibung heute, ist enorm.

Mit dem heute verwendeten Begrifflichkeiten,
kommen wir schon echt in Schwierigkeiten,
ein E-Book-Reader mit Touchscreen Funktion,
war früher ein Buch, aber wer glaubt das schon.

Ein Fernseher hatte im Bild auch mal Schnee,
heute haben sie HDTV und Full HD,
wir kennen weder gif noch SAP oder zippen,
wir lernten noch auf der Schreibmaschine das Tippen.

In der Ehe ging man früher durch dick und dünn
wenn es schwierig wird, schmeißt man heute alles hin,
Zwei oder drei Hunde, das ist modern,
sind wir noch normal, oder auf einem anderen Stern?

Wir wollen heute unsere Ruhe genießen,
und mit Jedem unseren Frieden schließen,
wir arbeiteten ruhig und mit bedacht,
die Jugend heute oft nur darüber lacht.

Die Nachtigall





 

Mittwoch, 7. April 2021

Plauderecke


Diesmal war unter den mir zugeschickten fünf Reizwörtern das Wort 'Handschrift'.
Dazu fielen mir gleich mehrere Geschichten ein, doch zuerst gab ich das Wort im Internet ein und las erstaunliches.
2010 wurde das handschriftliche Tagebuch von Casanova (1725-1798) von der Familie Brockhaus für viele Millionen Euro an die Nationalbibliothek in Paris verkauft.
Im Alter fand Casanova 1785 doch noch als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux eine Bleibe.
Bis zu seinem Tode am 4. Juni 1798 verfasste er hier seine Memoiren.
Die Blätter, die niemand haben wollte, blieben im Besitz seiner Familie, dann bot ein Neffe sie dem Verleger Arnold Brockhaus an, der sie für ungefähr 200 Taler im Jahr 1821 erwarb.
Über Generationen blieb die Urschrift bei der Verlegerfamilie, überstand den englischen Bombenangriff auf Leipzig in einem Bunker, und als Hans Brockhaus 1945 mit seiner Familie von Leipzig nach Wiesbaden umsiedelte, nahm er die Handschrift mit.
Während des zweiten Weltkrieges beförderte Hans Brockhaus mit dem Rad die Schriften durch Leipzig und die Sekretärin musste neben her laufen und die Kiste festhalten.
Über 140 Jahre hielt die Familie das Manuskript geheim.
Ein Vermächtnis, von Friedrich Arnold Brockhaus soll seinen Erben zur Pflicht gemacht habe, den Originaltext der berühmt-berüchtigten „Histoire de ma vie“ erst dann zu publizieren, wenn es dem Verlag Brockhaus einmal schlecht gehe.
Nun hat es sich gelohnt, dass sie all die Jahre diesen Fund bewahrten und schützten.

Dazu eine Geschichte



 

Der Schatz des Piraten



Das Meer hatte sich zurück gezogen und wartete nun in sicherer Entfernung, dass es sich wieder nach vorne stürzen konnte, um den Strand erneut zu überfluten.

Drei Jungen gingen über das Watt und ihre Stiefel machten schmatzende Geräusche bei jedem Schritt.

Ihre Gesichter waren genauso bewölkt, wie der Himmel über ihnen.

Heute Morgen hätten sie mit dem Fischer Alfred und dessen Sohn aufs Meer hinaus fahren dürfen, um zu Fischen, doch sie hatten alle drei verschlafen und so war der Kutter ohne sie los.

Was machen wir nun?“ Lars beobachtete eine Krabbe, die schwerfällig über den Schlamm krabbelte.

Seine Freunde schwiegen.

Jan sah nachdenklich hinüber zu den Klippen.

Es gibt viele Höhlen in den Klippen und der

'Schwarze Prinz' soll dort einen Schatz vergraben haben.“

Der ' Schwarze Prinz' war ein Pirat, der vor vielen hundert Jahren hier gelebt hatte und wegen seiner feinen Manieren diesen Beinamen erhielt.

Du weißt, dass es verboten ist in die Höhlen zu gehen, weil sie bei Flut unter Wasser stehen,“ mahnte Flo der dritte Junge.

Jan winkte ab.

Bis dahin sind wir längst wieder draußen. Du kannst ja hierbleiben, wenn du zu feige bist.“

Das wollte Flo nun auch nicht und so ging er hinter seinen Freunden in den Eingang bei den Klippen.

Kalt war es hier, eng, feucht und dunkel.

Jan knipste seine Taschenlampe an und sie zwängten sich hintereinander durch die schmalen Felsenwände, die in eine große Höhle führte.

Enttäuscht sahen sie, dass die Höhle leer und auch keine Einbuchtung zu einem Versteck führte.

Nun drangen sie immer tiefer ein, erforschten Höhle für Höhle und vergaßen völlig die Zeit.

Sie überhörten auch, dass das Wasser gegen die Felsen brandete.

Erst als es ihre Füße umspülte erschraken sie und begannen zu laufen.

Wir müssen nach oben!“ keuchte Jan und mühsam kletterten sie hinauf.

Flo setzte sich erschöpft nieder, doch Jan schrie:

Siehst du denn nicht, dass hier die Felsen feucht sind, so hoch steigt die Flut, du musst weiter!“

Zusammengekauert saßen sie auf den Felsen und starrten hinunter auf das Wasser, das mit voller Kraft in die Höhle stürzte und sie langsam füllte.

Erleichtert atmeten sie auf, als einen Meter unter ihren Füßen das Wasser zum Stillstand kam.

Nun sitzen wir für Stunden fest,“ seufzte Lars.

Doch Jan, der niemals aufgab, sah sich um.

Seht, da oben ist eine kleine Einbuchtung, vielleicht finden wir einen Ausgang.“

Sie kletterten hinauf, zwängten sich hinein und krochen auf dem Bauch weiter.

Der Weg verbreitete sich und sie standen in einer kleinen Höhle.

Das ist bestimmt die Schatzhöhle!“ jubelte Jan, doch seine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf.

Ihnen war die Lust nach Schätzen schon längst vergangen, sie wollten nur noch hinaus.

Da vorne ist ein Lichtschein, vielleicht finden wir einen Ausgang?“ brummte Lars und stiefelte los.

Flo lief ihm nach.

Sie folgten dem Lichtstrahl und kamen durch mehrere kleinere Höhlen.

Dann sahen sie durch ein schmales Loch ein Stück vom Himmel.

Lars machte eine Räuberleiter und Flo kletterte hinauf.

Es geht! Draußen ist ein Vorsprung, da kann man gut stehen und dann hinunter klettern!“ jubelte er und schon war er verschwunden.

Ich habe ihn gefunden, ich habe ihn gefunden, den Piratenschatz!“

Jan stürzte keuchend in die Höhle.

Wir haben ihn auch gefunden, den Ausgang nämlich,“ brummte Lars, der im Moment im Stimmbruch war.

Wenig später standen alle drei erleichtert auf den Klippen und nach einem beschwerlichen Abstieg hatten sie erst Zeit sich den Schatz anzusehen.

Es war eine verschlossene alte Blechkiste, die sich nicht öffnen ließ.

Doch auch hier wusste Jan wieder was zu tun war.

Im Gartenhäuschen seines Vaters lag allerlei Werkzeug.

Es dauerte auch nicht lange, bis er das Schloss gesprengt hatte.

Langsam hob er den Deckel und sechs Augenpaare warteten nun gespannt, was zum Vorschein kam.

Das sind ja nur alte Papiere!“ rief Lars enttäuscht und auch Jan machte ein betretenes Gesicht.

Nur Flo beugte sich eifrig über die Papiere.

Das ist Latein, schade, meine Lateinkenntnisse sind noch nicht so gut, dass ich es übersetzen kann.“

Warum willst du diesen Krempel noch übersetzen,“ knurrte Jan, der sehr enttäuscht war.

Oh, Handschriften sind sehr wertvoll und diese stammt aus dem Jahre 1497!“

Woher willst du das wissen,“ brummte Lars

Hier steht es: ' Anno 20. Mai 1497', das war doch zu der Zeit, in der der ' Schwarze Pirat' gelebt hatte.

Und vor kurzem habe ich gelesen, dass die Pariser Nationalbibliothek für das Originalmanuskript von Casanova mehrere Millionen bezahlt hat.“

Mehrere Millionen,“ flüsterte Jan ehrfürchtig,“ denkst du diese Papiere sind auch etwas wert?“

Flo zuckte die Schultern.

Am besten wir fragen den Professor,“ schlug er vor.

Der Professor war der Leiter des hiesigen Museums und wohnte gleich daneben in einem kleinen Haus.

Frau Zeisig, die Haushälterin öffnete auf ihr stürmisches Klingel die Tür.

Wir müssen unbedingt den Herrn Professor sprechen, es ist sehr dringend!“

Sie runzelte die Stirn und ihr Blick wurde abweisend

So schmutzig kommt ihr mir nicht herein und außerdem ist der Herr Professor verreist und kommt vor Dienstag nicht zurück.

Enttäuscht zogen die Jungen ab.

Die Tage bis Dienstag wollten gar nicht vergehen.

Endlich war es soweit.

Als Frau Zeisig diesmal öffnete musste sie schmunzeln.

Drei saubere Jungen standen geschniegelt und gestriegelt vor der Tür.

Sie führte sie in das Arbeitszimmer des Museumsleiter.

Dieser stand am Fenster und hielt eine seltsam geformte Vase gegen das Licht.

Vorsichtig stellte er sie wieder in den Karton und wandte sich lächelnd zu den Jungen um.

Ich habe schon gehört, dass ihr mich dringend sprechen wollt, was gibt es denn so Wichtiges?“

Wir haben in den Höhlen etwas gefunden!“ rief Jan und legte die Blechkiste auf den Tisch.


Der Professor beugte sich darüber und nahm eines der Blätter vorsichtig heraus.

Sein Blick wurde immer gespannter.

Das ist ja höchst interessant, da habt ihr einen wertvollen Fund gemacht.“

Kriegen wir eine Belohnung?“ will Jan wissen.

Nein! So wertvoll ist es nicht.

Es ist wertvoll für unsere Region, denn es ist das Tagebuch des ' Schwarzen Prinzen.“

Der Professor hatte sich schon wieder in die Schriftstücke vertieft, notierte etwas auf einen Block und murmelte:

Der Pirat muss ein sehr gebildeter Mann gewesen sein, denn er schrieb es in einem einwandfreien Latein.

Es ging ja das Gerücht um, dass er ein verarmter Adeliger gewesen war.“

Frau Zeisig kam herein.

Da müsst ihr etwas Tolles gebracht haben. Wenn der Herr Professor diesen Gesichtsausdruck hat, dann ist er für Stunden nicht mehr zu gebrauchen. Er vergisst sogar zu Essen und zu Trinken.

Ihr habt aber doch sicher Hunger, kommt mit in die Küche. Ich habe frisch gebackene Kekse und Kakao.“

Mit einem letzten Blick auf den Professor folgen die Jungen der netten Haushälterin.

Eine Belohnung gab es zwar nicht, aber der Professor übersetzte das Tagebuch und ließ es drucken und im Vorwort erwähnte er die drei Jungen und erzählte, wie sie den Schatz des Piraten gefunden hatten.

Es kam sogar ein Reporter von der Lokalzeitung und brachte ihre Geschichte in die Zeitung.

Und für kurze Zeit waren Jan, Lars und Flo berühmt.


© Lore Platz






Dienstag, 6. April 2021

Das ungeduldige Veilchen


Nun kommt er einfach wieder der grimmige Geselle, der Winter. Eben  noch hatten wir schöne Frühlingstage, kein Wunder, dass die Natur durcheinander gerät und manche Blumen nicht mehr wissen, welche Jahreszeit wir haben. 

Viel Spaß beim Lesen!








Das ungeduldige Veilchen


Viola wird wach.
Sie hatte so einen wunderschönen Traum vom Frühling. Zufrieden räkelt sie sich in ihrem dunklen Bett tief unter der Erde. Eigentlich war sie gar nicht mehr müde. Ob sie mal nachsehen sollte?
Kurzentschlossen richtet sie sich auf und strebt nach oben.
Vorsichtig spitzt sie aus der Erde und strahlt, als wunderbare Wärme sie umfängt. Vergnügt streckt sie ihr kleines violettes Köpfchen den warmen Strahlen der Sonne entgegen.
Endlich Frühling! Etwas enttäuscht sieht sich um, denn keine ihre Schwestern war zu sehen. Sie kichert.
Was für Schlafmützen ihre Schwestern doch sind.
Ihr Blick wird von einigen Vögeln angezogen, die lärmend an einem Futterhäuschen hängen.
Ein Fink hat sie nun gesehen und lässt sich neben Viola nieder.
Was machst du denn schon hier?“
Ich begrüße den Frühling?“ lächelt Viola.
Aber du bist viel zu früh, wir haben doch erst Dezember und der Winter war noch gar nicht hier.“
De... De... Dezember stammelt Viola erschrocken.
Ja und der Winter ist schon im Anmarsch. Mein Vetter, ein Bergfink aus Norwegen, hat es mir erzählt. Der Winter ist auf dem Weg zu uns, geh mal schnell wieder zurück, kleine Blume.“
Aber das kann ich nicht, wenn ich einmal die Erde durchstoßen habe, kann ich nicht mehr zurück.“
Oh, das ist schlimm, dann wirst du wohl erfrieren,“ bedauert der Buchfink und fliegt davon.
Viola lässt traurig das Köpfchen hängen. Warum nur war sie so ungeduldig gewesen, nun würde sie sterben ohne den Frühling erlebt zu haben.
Ein kalter Wind fegt plötzlich durch den Garten und lässt sie erschauern. Schnee fällt vom Himmel und hüllt sie ein.
Viola aber wartet auf ihr Ende.
Mama sieh doch, hier blüht schon ein Veilchen,“ hört sie eine Stimme rufen.
Als das Veilchen vorsichtig die Augen öffnet, sieht sie ein kleines Mädchen, das sich mit besorgtem Blick über es beugt.
Neben ihr erscheint das Gesicht einer jungen Frau.
Das arme Ding, hat sich wohl von den warmen Temperaturen verführen lassen. Wir wollen es ins Gewächshaus bringen, Traudel bring mir schnell den kleinen Spaten.“
Die junge Frau aber geht in die Hocke und befreit das Veilchen rundum vom Schnee. Dann nimmt sie die kleine Schaufel, die Traudel ihr reicht und sticht nun vorsichtig rund um die kleine verirrte Blume die Erde auf.
Viola zuckt etwas zusammen, als weiter unten ihre Wurzeln gekappt werden, doch sie hat keine Angst. Voller Vertrauen überlässt sie sich den zarten Händen.
Wenig später stecken ihre Füße in der warmen dunklen Erde in einem Haus, das nur aus Glas besteht und in dem es so herrlich warm ist. Und aus einem grünen Gefäß, dass das kleine Mädchen in den Händen hält, fällt warmer Regen auf das glückliche kleine Veilchen.
Als die Frau und das Kind, das Gewächshaus verlassen haben, sieht Viola vergnügt aus dem Fenster und betrachtet staunend die dicken Schneeflocken, die immer dichter werdend, vom Himmel fallen.
Dann grinst sie spitzbübisch. Vielleicht war es ja etwas unbesonnen von ihr gewesen, so früh schon auf die Erde zu kommen. Aber sie war wohl die einzige ihrer Art. die einen Winter erleben durfte.
Was konnte sie im Frühjahr ihren Schwestern alles erzählen!

© Lore Platz


Vielleicht hattet ihr ja auch in eurem Poesiealbum den Spruch stehen:
Sei wie das Veilchen im Moose,
so sittsam, bescheiden und rein
nicht wie die stolze Rose
die immer bewundert will sein.“


Das Veilchen gilt schon seit alters her als bescheiden. Und in der Antike wurden die Gräber der Frauen mit Veilchen geschmückt, als Zeichen der Ausdauer, Bescheidenheit und Weiblichkeit.
Ebenso galt das Veilchen in der Antike als heilige Blume und war dem Gott Pan geweiht und zu Ehren des Saturn trug man Veilchenkränze.
Auch als Heilpflanze machte sich das Veilchen einen Namen
und wurde bereits von Hippokrates gegen Sehstörungen, Kopfschmerzen und Melancholie eingesetzt.
In der heutigen Naturheilkunde wird es hauptsächlich bei Beschwerden der Atemwege verwendet.





Das Veilchen und der Schmetterling

Ein Veilchen auf der Wiese stand
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.

Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.

Schmetterling:
Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!
Veilchen
Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
"Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wei Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!
Schmetterling
`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!


Veilchen
Hier bin ich meines Schäfers Wonne,
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.

Nikolaus Lenau (1802-1850