Freitag, 16. April 2021

Frauchen verliert die Orientierung

Heute will euch  eine Geschichte vorstellen, die meine Schwester Renate geschrieben hat. Und zwar will sie uns die Welt vorstellen aus der Sicht ihres Hundes. Ich hoffe, dass es noch viele Geschichten von ihr gibt.

 


 

Frauchen verliert die Orientierung

 

Wenn ich mit Fauchen Gassi gehe habe ich sehr viel zu tun – denn mein Frauchen verliert ständig die Orientierung.

Aber zuerst stell ich mich mal vor. Schließlich besitze ich als belgischer Schäferhund auch Anstand und Höflichkeit.

Mein Name ist Thor. Und wie erwähnt bin ich ein belgischer Schäferhund. Ich bin treu, folgsam und pflichtbewusst. Aber natürlich möchte ich auch mal loslaufen, alles erschnuppern und Fährten erkunden. Und das ist beim Gassi gehen mit Frauchen sehr schwierig. Denn ich muss ständig aufpassen, dass sie sich nicht verläuft.

Damit ihr nachvollziehen könnt, wie schwierig das für mich ist, erzähl ich euch wie so ein Gassi gehen verläuft.

Meistens fährt Frauchen mit mir an einen See. Da gibt es einen langen Sandstrand an dem man herrlich die Enten ins Wasser treiben kann. Und das macht riesigen Spaß. Ringsherum stehen viele Bäume und Sträucher. Dort kann man richtig gut durchstromern und man erfährt genau wer sich hier alles herumgetrieben hat. Natürlich nur, wenn man so eine feine Nase hat wie ich.

Da ich weiß, dass mein Frauchen sich ständig verläuft, schaue ich mich natürlich immer wieder um ob sie noch auf dem richtigen Weg ist.

Dazu kommt, dass sie so langsam geht. Z.B. trabe ich so dahin und schnuppere nebenbei an den Sträuchern am Wegesrand. Ich bin bestimmt schon 20 Meter von Frauchen entfernt. Ich dreh mich also um, um zu sehen wo sie denn bleibt.

Und was sehe ich: Frauchen weiß schon wieder nicht wohin sie geht. Sie hat umgedreht und läuft wieder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Jetzt muss ich natürlich dafür sorgen, dass sie wieder in die richtige Richtung läuft. Also laufe ich ganz schnell zu Frauchen und an ihr vorbei. Wenn sie sieht, wie ich an ihr vorbeilaufe, dreht sie wieder um und geht den richtigen Weg weiter.

Warum folgt sie mir denn nicht gleich? Sie sieht doch wohin ich laufe. Es ist schon nervig.

Aber am Schlimmsten ist es, wenn ich gerade eine Fährte aufgenommen habe. Ich laufe am Strand entlang, dreh mich um – o.k, Frauchen ist noch hinter mir. Dann sehe ich weiter vorne ein Entenpaar im Sand sitzen. Die werde ich jetzt ins Wasser jagen. Heidewitzka – dass wird ein Spaß. Aber vorher noch schnell Frauchen kontrollieren. Ich seh mich um - und ?????? wo ist sie??? Eben war sie doch noch hinter mir und jetzt ist sie nicht mal mehr zu sehen??

Die Enten müssen jetzt warten. Zuerst muss ich Frauchen retten. Sicher hat sie sich wieder mal verlaufen. Manchmal befürchte ich, dass sie schon etwas dement ist. Ich renne also dorthin, wo ich Frauchen zuletzt gesehen habe. Und ja, wie ich befürchtet habe. Sie steht wieder hinter einem Baum oder einem Gebüsch und scheint nicht mehr zu wissen wo sie ist.

In der Zeit sind die Enten schon ohne mein zutun ins Wasser und schwimmen weit draußen unerreichbar herum. Sie schnattern gerade so als wollten sie mich auslachen.

Aber mein Frauchen freut sich jedesmal wenn ich sie rette. Das ist mir die verdorbene Entenjagd wert. Und sie lobt mich. Sagt „Bravo- das hat du fein gemacht“ und streichelt mich. Dafür verzichte ich gerne auf den Spaß.

Aber manchmal wünschte ich, mein Frauchen wäre beim Gassigehen wie die Frauchen oder Herrchen von anderen Hunden. Wenn andere Hunde herumlaufen und Fährten erschnuppern müssen sie ihre Menschen nicht retten. Im Gegenteil!! Die Menschen unterstützen sie dabei, indem sie ihnen ständig ihren Standort mitteilen. Sie rufen nämlich dauernd den Namen des Hundes oder „hierher“ oder ähnliches. Die Hunde wissen also wo ihre Menschen sind und können ungestört den interessanten Gerüchen nachgehen.

Manchmal wünschte ich, auch mein Frauchen würde mir immer ihren Standort mitteilen. Dann müsste ich sie nicht so oft suchen.


 

(c) Renate Heid

 

2 Kommentare:

  1. Was für ein Glück, so einen treuen Freund zu haben!
    Ich freue mich auf mehr solcher Geschichten, danke an Deine Schwester und an Dich
    Es grüßt Monika aus Dresden

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  2. Wir sind zwar eher der Katzenfan, aber bei so einem Hund könnte man auch schwach werden. Dabei denke ich an Sedy, den Hund unseres Sohnes. Toll geschrieben, ein Danke an Deine Schwester und Dich, auch von mir. Liebe Grüße, Roswitha

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