Montag, 28. Februar 2022

Lilaluna, Anneliese genießen das Fliegen

 Die heutigen Reizwörter sind:  Luftballon, Zwiebel, rosa, allein, kichern

 

 


 Lilaluna, Anneliese  genießen das Fliegen

Ein leises Kichern lässt Anneliese aufschauen. Mit unterschränkten Beinen sitzt Lilaluna auf der Fensterbank und grinst über das ganze Gesicht. 

" Was hast du denn auf der Nase, ist das eine Brille, sieht aber komisch aus."  

Das Mädchen zieht sich die Taucherbrille vom Kopf und lacht. Nachdem sie sich gründlich die Hände gewaschen hat, deutet sie auf ihre Schulter und die Elfe schwirrt durch die Luft und lässt sich darauf nieder. 

Anneliese erklärt ihrer kleinen Freundin, dass sie für heute Abend vorkocht, denn ihre Mutter hat Doppelschicht im Krankenhaus. Und das komische Ding ist eine Taucherbrille, die man eigentlich beim Schwimmen zum Tauchen  benutzt, aber sie hat sie aufgesetzt, damit der scharfe Dunst der Zwiebel ihr nicht so in die Augen steigt. 

Die kleine Elfe sitzt auf der Arbeitsplatte neben dem  Ofen und sieht zu, wie Anneliese die Bolognese zubereitet und ist ganz glücklich, als sie mit ihren kleinen Händen das Salz in das Geprutzel in der Pfanne streuen darf. 

Zufrieden stellt  Anneliese  den Topf zur Seite. 

" So nun muss ich heute Abend nur noch die Nudeln kochen und den Salat zubereiten. Meine Hauaufgaben habe ich auch schon gemacht, ich bin bereit für einen Ausflug." 

Lilaluna lässt den Zauberstab kreisen, Funken sprühen, und das Mädchen wird so klein wie ihre Freundin. Diese tupft ihr mit dem Stab auf die Schultern und kleine Flügel beginnen zu wachsen. Lachend fliegen sie durch das offene Küchenfenster hinaus in den Sonnenschein.. 

Die Elfe dreht sich um, ein Schlenker mit dem Zauberstab und die Fenster schließen sich. 

Anneliese liebt das Fliegen. Die Welt sieht ganz anders aus von hier oben. Unter ihnen taucht das rote Dach der Kirche auf, daneben im Garten des Pfarrhauses toben die vier Kinder des Pastor und eine Straße weiter geht Frau Hinterhaber gerade die drei Stufen zur Bäckerei hoch. Anneliese erkennt sie an ihrem komischen Hut, den sie immer trägt. 

Bald haben sie das Dorf hinter sich gelassen und fliegen nun über die Gemeindwiese, über die der Frühling vor einiger Zeit geschritten ist  und eine bunte Pracht von Blumen hinterlassen hat. 

Blausterne, weiße Buschwindröschen, violette Duftnelken, Gänseblümchen mit ihren weißen Sternchen, purpurne Kuhschellen und die bescheidenen kleinen blauen Leberblümchen, vereinzelt dazwischen, wie kleine gelbe Sonnen der Löwenzahn, breiten sich auf der Wiese aus. 

Anneliese kann sich gar nicht satt sehen an dieser Blumenpracht. Lilaluna schwirrt, mit beiden Händen winkend auf sie zu. 

" Sieh doch da oben!" ruft sie aufgeregt. Und nun entdeckt auch Anneliese den rosa Luftballon.  Die kleine Elfe fasst sie an der Hand. "Komm wir fliegen mit ihm und lachend hängen sie sich an die baumelnde Schnur. 

Langsam und bedächtig gleitet der Ballon über die Wiese und in den Wald. Die Mädchen winken einem Eichhörnchen zu, das erstaunt auf einem Ast verharrt und das seltsame fliegende Ding betrachtet. 

Der Wald lichtet sich und sie erblicken das Häuschen von Doktor Wichtel vor dem viele verletzte Tiere geduldig warten. Erstaunt deuten sie nach oben und winken heftig zurück, als sie die beiden Mädchen erkennen. 

Als der Ballon den Wald verlässt und die Lichtung der Elfen ansteuert, bemerkt Anneliese, dass der Ballon immer mehr Luft verliert und langsam nach unten sinkt. Kichernd springen sie ab, bevor er den Boden erreicht und betrachten lachend das kleine Gummigebilde, das wie ein verschrumpelter Apfel aussieht. 

Als Anneliese spät abends zuhause in ihrem Bett liegt , denkt sie wie schön es doch ist eine Elfe zur Freundin zu haben und immer wieder schöne Abenteuer zu erleben. Seit Lilaluna in ihr Leben getreten ist fühlt sie sich nie mehr so einsam.

(c) Lore Platz


Sicher wollt ihr wissen, wie Regina und Martina die Wörter verwendet haben.


 

Sonntag, 27. Februar 2022

Das Findelkind Teil 19




Es ist ein schöner Nachmittag bei den Grazianos.
Das Schloss imposant und auch der parkähnliche Garten ist großartig.
Die Baronin eine hübsche zierliche Frau mit etwas traurigen Augen empfängt sie freundlich.
Und als Vanessa sie sieht weiß sie ganz genau, dass ihre Vermutung stimmt.
Mariella sieht ihrer Mutter sehr ähnlich.
Verena tauscht einen lächelnden Blick mit ihrer Tochter.
Peter ist die Ähnlichkeit nicht aufgefallen.
Ihn interessieren mehr die edlen Pferde des Barons und er folgt den Männern zu den Ställen .
Die Damen aber führt die Gastgeberin zu einem Pavillon im Garten.
Die Baronin ist eine sehr gebildete Frau, die auch ein ausgezeichnetes Deutsch spricht.
Francesca ist heute einmal auffallend ruhig.
Doch die freundliche, gar nicht hochmütige Art der Baronin nimmt ihr die Scheu vor der feinen Dame und bald bringt sie mit ihrem drolligen Deutsch und lebhafter Art alle wieder zu Lachen.
Später kommen die Männer noch dazu und Giovanni erzählt von seinem Traum, einen
Naturschutzpark in der Gegend zu errichten und
fragt den Baron nach dem Grundstück.
Dieser meint nur zögernd, dass er sich noch nie Gedanken gemacht hat, etwas zu verkaufen und geschickt lenkt er das Gespräch in eine andere Richtung.
Giovanni ist etwas enttäuscht, aber er hat ja sowieso noch nicht das Geld zusammen.
Die Erfüllung seines großen Traumes muss wohl noch lange warten.
Auf dem Heimweg schwärmt Francesca von der Baronin, wie nett sie doch sei und so gar nicht hochnäsig.
Später sitzen sie noch alle auf der Veranda und Verena erklärt ihnen, dass Peter und Vanessa morgen eine größere Wanderung unternehmen wollen.
Haben du keine Angst, sie etwas jung, so allein durch fremde Land zu streifen,“ fragt Francesca.
Verena und auch Michael schütteln den Kopf.
Und Giovanni meint.
Wie ich die beiden inzwischen kennengelernt habe, finden die sich überall zurecht.
Nur mit der Sprache könnte es Schwierigkeiten geben, überall spricht man nicht deutsch.“
Peter winkt ab.
Wir kommen schon zurecht und das wichtigste
Wort „mangiare“ kennen wir ja.“
Brüllendes Gelächter schallt über den Hof.
 
Die nächste Fortsetzung kommt erst am Dienstag, da Morgen Reizwortgeschichtentag ist.





Samstag, 26. Februar 2022

Das Findelkind Teil 18




Bevor sie sich an den Tisch setzen nimmt Vanessa ihren Bruder beiseite und weiht ihn in kurzen Worten schnell ein.
Peter ist begeistert und freut sich auf das Abenteuer.
Am Tisch geht es wie immer fröhlich und lebhaft zu.
Besonders wenn Francesca mit Armen und Beinen zappelnd und in ihrem herrlichen Akzent etwas zum Besten gibt, dann ist das Gelächter groß.
Peter erklärt nach dem Frühstück, dass er und Vanessa noch eine kleine Wanderung unternehmen wollen.
Oh, du müssen aber nicht zu lange bleiben, wir heute eingeladen bei Baron Graziano , das sein große Ehre, und kommen müsst mit.
Aber natürlich ihr können ein wenig wandern, nur nicht zu weit, ich packen euch mangiare ein.“
Können wir auch von dem Mandelkuchen haben?“ fragt Vanessa, die sich erinnert wie gut der Mariella geschmeckt hat.
Francesca schlägt ihr molligen Hände zusammen und ruft überglücklich.
Dir haben meine Kuchen geschmeckt, es sein noch ein großes Stück da, ich packen ein.“
Auf dem Weg zu der Höhle erzählt Vanessa ihrem Bruder etwas genauer, um was es geht und auch von ihrer Vermutung, dass es sich bei Mariella vielleicht um die entführte Tochter des Barons handeln könnte.
Peter ist begeistert, das hört sich doch nach einem tollen Abenteuer an.
Deshalb ist er etwas enttäuscht, als er das verwahrloste Mädchen sieht, das freudestrahlend aus der Höhle gelaufen kommt.
Ne, wie eine Prinzessin sieht die nicht aus!
Mariella aber bleibt erschrocken stehen, als sie Peter sieht.
Keine Bange, „ grinst Vanessa, „das ist mein Bruder Peter, er nervt zwar manchmal aber er ist ein toller Bruder, und bestimmt nicht wie Filippo.“
Peter grinst und streckt ihr die Hand hin.
Brauchst dich nicht fürchten, ich haue keine Mädchen, aber wenn ich den Filippo erwische, dann kriegt er eine Abreibung, das verspreche ich dir.“
Ein scheues Lächeln erscheint auf dem Gesicht des Mädchens.
Kommt doch herein.“
Wow! Du hast es aber gemütlich hier,“ staunt der Junge.
Wir haben dir etwas zu Essen mitgebracht,“ verkündet er und legt den Rucksack auf den Boden.„Aber ich habe doch noch etwas von gestern,“ sagt Mariella schüchtern.
Ach davon kann man nie genug haben, der Tag
ist noch lang.“
Peter beginnt die Lebensmittelpakete auszupacken.
Und ich habe einige Sachen zum Anziehen, Seife und Shampoo dabei, komm mit, wir gehen hinaus an den Bach.“
Und ich werde mal die Höhle erforschen, toll ist es hier!“
Die Mädchen laufen hinaus und nachdem sich Mariella mit glücklichem Gesicht mit der Seife von oben bis unten abgewaschen hat, hilft ihr Vanessa beim Haarwaschen.
Mit verklärten Gesicht hüllt sich Mariella in das kuschelige weiche Badetuch und reibt sich trocken.
Sie schlüpft in Unterwäsche und Jeans und Shirt, die Vanessa mitgebracht hat und fühlt sich so sauber wie schon lange nicht mehr.
Damit ihr Vanessa das hüftlange Haar trocken rubbeln kann, setzt sie sich auf einen Stein.
Die müssen unbedingt geschnitten werden, du siehst ja aus wie Rapunzel.“
Wer ist Rapunzel?“
Das ist ein deutsches Märchen.“
Und während Vanessa ihr einen Zopf flechtet, erzählt sie ihr das Märchen von Rapunzel.
Das war schön,“ seufzt Mariella.
Als sie in die Höhle zurück gehen starrt Peter sie mit offenen Mund an.
Du siehst ja doch aus wie ein Prinzessin!“
Die Mädchen lachen und fröhlich setzen sie sich auf den Boden wo Peter all die Leckereien, die Francesca ihnen mitgegeben hat ausgebreitet hat.
Mariella strahlt, als sie den Kuchen entdeckt, der ihr gestern schon so gut geschmeckt hat.
Als sie Peters begehrlichen Blick sieht, hält sie ihm die Dose hin.
Doch der Junge wehrt mit beiden Händen ab.
Nein, nein, der ist doch für dich!“
Doch Mariella bricht ein Stück von dem Kuchen ab und drückt es ihm in die Hand.
Iss!“
Peter grinst, „ wenn du mich zwingst,“ und stopft fast das ganze Stück in den Mund.
Vanessa schüttelt den Kopf.
Während Peter mit beiden Backen kaut, erzählt nun Vanessa von dem Besuch der Elfen bei ihr und was sie ihr berichtet haben.
Auch dass Peter und sie nach der blauen Kiste suchen wollen.
Ebenso spricht sie von ihrer Vermutung, dass es sich bei Mariella um das entführte Kind der Grazianos handeln könnte.
Sie lassen sich nun noch genau erklären, woher Mariella kommt.
Peter hat seine Landkarte dabei und das Mädchen zeigt ihm das Dörfchen R., das ungefähr 35 Kilometer entfernt ist.
Und wo ich gefunden wurde als Baby, das kann euch Beatrice bestimmt erklären, bitte grüßt sie und auch Arianne von mir.“
Sag mal, wieso sprichst du eigentlich so gut deutsch?“ will Peter wissen.
Richtig, wir sind ja in Italien!“ruft Vanessa lachend.
Sie hatten von Anfang deutsch miteinander gesprochen.
Peter schüttelt nur den Kopf.
Mariella aber berichtet ihnen, dass ihre Pflegemutter sie zweisprachig aufwachsen ließ, da sie doch in einem Grenzgebiet wohnen.
Jedenfalls macht es das leichter für uns,“ brummt Peter.
Wenn nicht, dann wären bestimmt die Elfen hier und würden übersetzten, kichert Mariella.
Außerdem können viele Leute in R. deutsch sprechen, es liegt ja direkt an der Grenze.“
Wir müssen nun gehen,“ mahnt Vanessa,
heute Nachmittag sind wir bei Baron und Baronin Graziano eingeladen, die vielleicht deine Eltern sind.“
Mariella steht noch lange am Höhleneingang und sieht ihnen nach.
Beide Hände hat sie auf das wild pochende Herz gedrückt.
Deine Eltern!“ Wie schön das klingt, ach wenn es doch wahr wäre!
Nicht mehr so einsam sein, nicht mehr so allein.
Eine Mutter die sie liebevoll in den Arm nimmt
und mit ihr singt, lacht und ihr Geschichten erzählt.
Einen Vater, sie weiß eigentlich gar nicht wie ein richtiger Vater war, aber jedenfalls wäre er nicht so böse wie der olle Eposito.


Freitag, 25. Februar 2022

Das Findelkind Teil 17




Leise huscht das Mädchen die Treppe hinunter.
Verena dreht sich um, als Vanessa auf die Veranda kommt.
Lächelnd meint sie, 
Ich liebe diese Stunde wenn der Tag zum Leben erwacht.“
Schweigend setzen sich sich auf die Bank und genießen das Erwachen der Natur.
Die Vögel auf den Bäumen zwitschern munter, immer mal wieder von dem begeisterten Kikeriki des stolzen Hahns unterbrochen.
Eine Eule von ihrem nächtlichen Ausflug zurück, rauscht über den Hof und verschwindet in Richtung Wald.
Der alte Hofhund kommt auf die Veranda und lässt sich seufzend zu ihren Füßen nieder.
Eine Maus läuft blitzschnell über den Hof und verschwindet in einem Loch, bevor die Katze sie erreicht.
Diese wendet sich ab und kommt nun auch auf die Veranda, springt neben Vanessa und schnurrt als diese sie streichelt.
Schön, dass alle Tiere hier so frei herum laufen dürfen, warum eigentlich?“ fragt Vanessa.
Verena lacht.
Das ist ja kein Bauernhof, alle die Tiere hat Giovanni von den Bauern bekommen, die ihn nicht bezahlen konnten.
Zum Glück hat er von seinem Großvater dieses Anwesen geerbt und die Tiere haben genügend Platz, um kunterbunt umher zulaufen.“
Ein kleiner Naturpark für Nutztiere,“ grinst Vanessa.
Nur, dass ab und zu ein Huhn oder eine Gans im Kochtopf landet.“ meint Verena,aber es würde ja überhand nehmen und bis dahin haben sie ein schönes Leben und müssen nicht leiden.
In der Natur wird das Gleichgewicht durch die Tier selbst geregelt.“
Sie beugt sich über Vanessa und streichelt die Katze.
Was denkst du würde geschehen wenn die Katzen keine Mäuse fangen würden.
Der Boden wäre bedeckt von Mäusen und Ratten
oder wenn der Specht keine Insekten unter den Stämmen fressen würde, die gefräßigen Larven hätten in kürzester Zeit den Wald vernichtet.“
Sie stellt ihre leere Tasse ab und fragt dann;
wie war es denn gestern, wir konnten ja noch nicht viel darüber sprechen.“
Vanessa erzählt nun ihrer Mutter von Mariella und auch von dem Besuch der Elfen und was sie ihr berichtet haben und dass es ihre Aufgabe ist, die Beweise, die in einer Buche versteckt sind zu suchen und Marielle zu helfen ihre wirklichen Eltern zu finden.
Weißt du, ich habe schon überlegt, ob es nicht das entführte Mädchen sein könnte,“ meint Vanessa zögernd.
Ihre Mutter lächelt:
Du weißt, ich darf dir nicht helfen, aber gestern hat der Baron den Husky abgeholt und hat uns für heute Nachmittag alle auf das Schloss eingeladen. Vielleicht hilft dir das ja weiter.“
Ich würde aber gerne noch zu Mariella gehen, darf ich ihr einige Sachen von mir mitbringen?
Ihr Kleid ist schon recht fadenscheinig und zerrissen und wir haben die gleiche Größe.“
Sicher darfst du das, sie ist jetzt dein Schützling,“ schmunzelt Verena,außerdem würde ich Peter einweihen und mitnehmen.“
Im Haus beginnt es zu rumoren.
Die Langschläfer sind wach,“ lacht Verena und fröhlich gehen sie ins Haus.

Donnerstag, 24. Februar 2022

Das Findelkind Teil 16




Als sie am Abend ins Bett geht hat sie sehr viel zum Nachdenken, aber trotzdem schläft sie bald tief und fest.
Sie wird wach, weil sie etwas an der Nase kitzelt.
Verschlafen öffnet sie die Augen und sieht direkt vor sich eine kleine Elfe.
Als sie sich aufsetzt, fliegt diese hoch und setzt sich auf die Bettdecke zu den anderen beiden Elfen.
Vanessa hebt die Arme und gähnt geräuschvoll.
Die Elfen kichern.
Noch immer nicht ganz wach, schüttelt das
Mädchen den Kopf.
Was wollt ihr denn hier, mitten in der Nacht?“
Wieder kichern die Elfen.
Es dämmert bereits!
Mariella hat uns von deinem gestrigen Besuch erzählt. Wir sind froh, dass du endlich da bist, denn seit acht Jahren warten wir auf dich.“
Aber vor acht Jahren wurde ich doch erst geboren!“
Ja, am 12. Mai, am selben Tag wie Mariella. Übrigens ich habe vergessen uns vorzustellen.
Ich bin Hortensie, das ist meine Schwester Rosemarin und die Kleine da ist unsere Kusine Vergissmeinnicht.“
Die zwei Elfen winken ihr fröhlich zu.
Alle drei setzen sich auf das Kopfkissen und erzählen ihr von dem Tag, an dem Mariella ausgesetzt wurde.
Sie berichten, dass sie beobachtet haben, wie die Frau die blaue Dose in der Buche versteckt hat.
Auch wie Moira sie gehindert hat das Geheimnis zu lüften, weil die Zeit dazu noch nicht gekommen war.
Doch jetzt ist es endlich soweit und es ist Vanessas Aufgabe die Beweise zu holen und Mariella zu helfen.
Ich habe Mariella sehr gern und werde ihr gerne helfen,“ verspricht das Mädchen feierlich.
Erfreut lachen die Elfen und drücken ihr ein Küsschen auf die Wange.
Mit einem fröhlichem Winken fliegen sie aus dem Fenster.
Begleitet von den Glühwürmchen, die draußen auf sie gewartet haben verlassen sie das Anwesen in Richtung Wald.
Vanessa stellt sich ans Fenster und sieht ihnen nach, bis die gelben Pünktchen in den dichten Bäumen nicht mehr zu sehen sind.
Langsam erwacht der Hof zum Leben.
Der alte Salvatore tritt gähnend aus dem Stall, geht zum Brunnen und lässt sich das eiskalte Wasser über den Kopf laufen.
Es scheint in wach gemacht zu haben, denn pfeifend geht er zurück in den Stall.
Kurze Zeit später trabt der Wallach heraus, neben ihm springt der Esel umher, die Kuh folgt gemächlich, geht aber nicht durch das weit geöffnete Gatter sondern trabt ihn Richtung Wald davon.
Salvatore kratzt sich am Kopf und sieht ihr nach.
Als er sich umwendet stößt ihn die Ziege an und meckert lautstark.
Vanessa hört wie sie ihm erzählt, dass Sofia in den Wald gelaufen war um einem Mädchen,das dort ganz alleine lebt, Milch zu bringen.
Salvatore , der ja die Tiersprache nicht versteht, gibt ihr einen Klaps auf das Hinterteil und treibt sie Richtung Weide.
Vanessa grinst, trotzdem ärgert sie sich über die Ziege.
Was für ein böses hinterhältiges Geschöpf.
Aus dem Hühnerhaus stolziert der Hahn und stellt sich in Pose und beginnt laut die Sonne zu begrüßen, die aber noch gar nicht so recht aus dem Bett kommen mag.
Hinter ihm beginnt es zu gackern und zu rascheln und ein Huhn nach dem anderen schlüpft durch die Klappe.
Auf dem Boden angekommen beginnen sie sofort eifrig zu scharren.
Salvatore schlurft mit einem Eimer in der Hand heran und streut ihnen Körner hin, auf die sie sich sofort stürzen.
Auch die Gänse sind bereits munter und schnatternd, umgeben von ihren gelben Küken watscheln sie zu dem nahegelegenen Teich.
Vanessa hört die Terrassentür leise klappen und beugt sich vor, um besser sehen zu können.
Ihre Mutter steht unten mit einer Tasse Kaffee zwischen den Händen und beobachtet den erwachenden Hof.

Mittwoch, 23. Februar 2022

Das Findelkind Teil 15






Als sie sich dem Wald nähert, wird sie von einem Huhn überholt, das laut gackernd an ihr vorbeiläuft.
Kopfschüttelnd sieht das Mädchen ihm nach und automatisch folgt sie dem lauten Gegacker.
Sie findet die Henne mitten im Moos und als sie sich nähert, schlägt sie wild mit den Flügeln und reckt kampfeslustig den Kopf.
Mit wild rollenden Augen zischt sie.
Bleib weg, das Ei ist nicht für dich bestimmt!“
Vanessa hört hinter sich ein Rascheln und sieht ein barfüßiges Mädchen weg rennen.
Halt, warte doch!“
Vanessa läuft ihr hinterher.
Die Henne aber verlässt ihr Nest und rennt nach Hause.
Ein Eichkätzchen flitzt den Baum herunter, nimmt das Ei vorsichtig ins Maul und folgt den beiden Mädchen.
Vanessa hat inzwischen eine Höhle erreicht und staunt, als sie eintritt.
Das war ja eine richtige kleine Wohnung.
In der Ecke liegt ein Haufen Heu mit einer alten Decke darauf und dient wohl als Bett.
Alte Kisten sollen wohl Tisch und Stühle darstellen und in der Mitte gibt es sogar eine mit groben Steinen eingefasste Feuerstelle.
Von dem Mädchen keine Spur.
Vanessa glaubt leises Atmen zu hören und geht
weiter in die Höhle hinein.
Das Mädchen kauert in der hintersten Ecke und starrt ihr mit ängstlichen weit aufgerissenen Augen entgegen.
Vanessa lächelt sie beruhigend an.
Du musst keine Angst vor mir haben, ich werde dir nichts tun und dich auch nicht verraten.“
Du bist das Mädchen aus dem Fenster!“ ruft die Kleine plötzlich und steht nun auf und kommt näher.
Ja und ich habe dich gesucht. Ich bin Vanessa.“
Sie streckt ihr die Hand hin und das Mädchen schlägt ein.
Ich bin Mariella, aber bitte du darfst niemanden erzählen, dass du mich gesehen hast, sonst stecken sie mich ins Armenhaus.“
Ich werde dich nicht verraten, aber willst du mir nicht erzählen, was geschehen ist?“
Währenddessen sind sie in den vorderen Teil der Höhle gelangt und sehen nun das Eichkätzchen mit dem Ei im Maul.
Mariella läuft lachend los und nimmt es ihm ab, dann streicht es liebevoll über sein Fell.
Danke!“
Das Eichkätzchen wendet sich um und verschwindet nach draußen.
Ach die Tier sind so lieb, seit ich hier bin versorgen sie mich.
Jeden Morgen kommt ein Huhn und legt mir ein frisches Ei vor die Tür.
Ganz früh am Morgen kommt eine Kuh, und
wenn sie mal nicht kann dann eine Ziege, aber die ist nicht sehr nett und lässt mich kaum an ihr Euter ran.“
Das ist Noemi,“ lacht Vanessa.
Du kennst sie? Ach ja die Tiere sind ja alle vom Anwesen Markese, bei denen du zu Besuch bist.“
Vanessa gibt keine Antwort und sieht sich suchend um.
Hast du ein Gefäß in dem du das Ei kochen kannst?“
Mariella eilt davon und kommt mit einem verbeulten Kochtopf mit Wasser zurück und einer alten verbeulten Milchkanne randvoll mit Milch.
Also war Sofia, so heißt die Kuh heute morgen schon da.“ lächelt Vanessa.
Mariella nickt.
Da hinten ist eine Quelle und ich habe dort meine Vorratskammer weil es schön kühl ist.“
Dann sieht sie betroffen auf die Feuerstelle.
Ojeh, ich kann gar kein Feuer machen, das machen sonst immer die E...“
Erschrocken verstummt sie und wird blutrot.
...Elfen,“ vervollständigt Vanessa ihren Satz und kramt in der Seitentasche ihres Rucksacks.
Dann hat sie gefunden, was sie sucht, Streichhölzer.
Lächelnd reicht sie die Packung Mariella.
Ich kann auch manchmal Elfen sehen, aber ich spreche nicht gern darüber, denn nicht jeder kann es verstehen.“
Marielle nickt eifrig.
Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich auch ich würde träumen.“
Wo sind sie denn zur Zeit?“
Das Mädchen zuckt die Schultern.
Sie sind oft unterwegs, aber sie spüren wenn ich sie brauche und kommen dann zu mir.“
Mariella hat nun alles für ein Feuer vorbereitet und zündet es an, dann legt sie ein eisernes Gitter darüber und stellt den Topf mit dem Wasser darauf.
Vanessa sieht ihr interessiert zu.
Toll, wie ein richtiger Ofen.“
Mariella grinst.
Man wird erfinderisch, wenn man allein auf sich gestellt ist.“
Dann tritt sie näher und betrachtet staunend alle die Leckereien, die Vanessa inzwischen ausgepackt hat.
Gemeinsam teilen sie sich nun das gekochte Ei. Trinken aus derselben zerbeulten Tasse die heiße Milch und dann schmausen sie von all den Herrlichkeiten, die Vanessa mitgebracht hat.
Besonders bei dem Kuchen verdreht Mariella entzückt die Augen.
Die Reste werden wieder in den Dosen verstaut und hinten bei der Quelle gelagert.
Die Sonne steht inzwischen schon am Firmament und verteilt ihre verschwenderische Wärme über dem Land.
Die zwei Mädchen setzen sich an den Bach unter einen schattenspendenden Baum und hängen ihre Füße ins Wasser.
Vanessa erzählt von ihrer Familie, den Großeltern, den Zwillingen und ihrem Bruder.
Nur die zauberische Verwandtschaft erwähnt sie nicht.
Und nun erzählt auch Mariella, die inzwischen großes Vertrauen zu Vanessa gefasst hat, ihre Geschichte.
Als es ihnen zu heiß wird ziehen sie sich in die Höhle zurück.
Inzwischen sind sie richtig gute Freundinnen
geworden.
Und als Vanessa gegen Abend dann aufbricht, verspricht sie morgen wieder zu kommen und fragt was sie denn mitbringen soll.
Schüchtern fragt Mariella, ob sie vielleicht ein Stückchen Seife hätte.
Vanessa verspricht es, umarmt sie zum Abschied und macht sich auf den Heimweg.

Dienstag, 22. Februar 2022

Das Findelkind Teil 14








Es ist noch dunkel, als sie am nächsten Tag leise die Treppe hinunter schleicht.
Sie hält an der Schlafzimmertür der Eltern und klopft leise an.
Verena öffnet die Tür, legt den Finger auf den Mund und schlüpft hinaus.
Schweigend gehen sie in die Küche.
Was willst du denn schon so früh?“ fragt ihre Mutter gähnend und schüttet Wasser in die Kaffeemaschine, füllt den Filter mit aromatisch duftenden Kaffeepulver, dann setzt sie sich zu ihrer Tochter auf die Bank.
Vanessa erzählt ihr nun was sie mit den Tieren erlebt hat, von der Bemerkung des Eichkätzchens über das Geheimnis der Elfen und ihrer gestrigen Beobachtung in der Nacht mit dem Mädchen und den Elfen.
Weißt du Mama, irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte ich eine Aufgabe hier zu erledigen.
Bereits als die Einladung von Papas Studienkollegen kam, den er all die vielen Jahre nicht mehr gesehen hat, beschlich mich ein so komisches Gefühl, als würde hier eine Aufgabe auf mich warten“
Verena lächelt.
Verlasse dich auf dein Gefühl.
Du willst also in den Wald, um dieses Mädchen zu suchen.“
Irgendwie denke ich, dass sie damit zu tun hat.“
Verena holt sich eine Tasse Kaffee und setzt sich wieder an den Tisch.
Dein Gefühl trügt dich nicht, hier wartet wirklich eine Aufgabe auf dich.
Moira, eine der Schicksalsfrauen hat mich vor unserer Abreise besucht.
Leider darf ich dir nicht verraten, um was es sich handelt, noch darf ich dir helfen.
Es ist allein deine Bestimmung.“
Und Peter?“
Der wird zu gegebener Zeit dich begleiten.“
Verena mustert ihre Tochter, dann fragt sie leise:
Ist es eigentlich schwer für dich und Peter in zwei Welten zu leben?“
Vanessa lacht.
Für Peter bestimmt nicht, für den ist das alles nur ein großes Abenteuer!“
Und für dich?“
Das Mädchen überlegt eine kurze Weile, dann schüttelt es den Kopf.
Nein, ich möchte unser Leben nicht anders.
Tante Lilofee und den Zauberwald, all die vielen Freunde, die wir dort haben.
Auch Tante Viola und die Insel der Einhörner und alle unsere Abenteuer die wir bisher erlebt haben.“
Aber?“
Manchmal ist es schwer, den Menschen in
unserer Umgebung nicht merken zu lassen, dass wir anders sind.
Heute zum Beispiel, woher wir wussten, dass Rigoletto Zahnschmerzen hat.
Ich wäre beinahe im Boden versunken, als Onkel Giovanni meinte, ob der Husky mir das erzählt hat.“
Du hast aber erstaunlich gut reagiert.“ lacht Verena.
Dein armer Papa, er hätte sich vor Schreck beinahe verschluckt.“
Die beiden kichern.
Ihr sein aber schon früh auf und schon so munter.“
Francesca steht in der Küchentür und reibt sich verschlafen die Augen.
Haben wir dich geweckt?“
Nein, nein, mein Bambino lässt mich nicht schlafen, es stößt mit den Füßen, als wolle es Samba tanzen.
Aber warum ihr denn schon wach sein?“
Ach Vanessa will ein wenig die Gegend erforschen, bevor es zu heiß wird.“
Oh, dann du musst mangiare mitnehmen. Ich machen dir.“
Nicht doch,“ wehrt Verena ab, “ setz` dich, ich kenne mich doch inzwischen hier aus.“
Danke, wenn du meinst, dann ich gehen zurück und wecken Giovanni, er muss mir den Rücken massieren.“
Beide Hände auf den schmerzenden Rücken gepresst, schlurft sie hinaus.
An der Tür dreht sie sich noch einmal um.
Ich haben gestern noch einen Mandelkuchen gebacken, gib Vanessa auch etwas mit davon.“
Als sie verschwunden ist, streicht Verena ihrer Tochter über den Kopf.
Vielleicht müssen wir manchmal kleine Notlügen benutzen, um uns zu schützen, aber du siehst ich halte mich immer so nah wie möglich an der Wahrheit.
Und wir schaden doch niemand, oft können wir ja sogar helfen, so wie dem Husky.
Oder denk doch nur an euer letztes Abenteuer, als ihr Direktor Quirinn fast sterbend auf der Straße gefunden habt und heute lebt er putzmunter und glücklich bei Meister Martin und Hieronymus auf der Puppeninsel.“
Vanessa umarmt ihre Mutter.
Ich hole meinen Rucksack!“
Aber sei leise.“
Verena nimmt aus dem Kühlschrank Schinken, Mozzarella, Tomaten, Gurken, Salat und Butter.
Gemeinsam belegen sie nun die Brote und verstauen alles in Plastikdosen.
Hat Tante Francesca nicht von einem Kuchen gesprochen?“
Sie finden ihn im Vorratsraum und auch davon kommt ein großes Stück in eine Plastikdose.
Als Vanessa den Rucksack schultert, stöhnt sie.
Der ist aber schwer!“
Denkst du es geht noch eine Flasche Limonade hinein.“
Auch diese findet noch Platz, dann umarmt Vanessa ihre Mutter und marschiert los.


Montag, 21. Februar 2022

Das Findelkind Teil 13






Er bemerkt die Katze.
Das ist doch Cleo, die Katze der Baronin?“
Die beiden scheinen gute Freunde zu sein, denn sie weicht ihm nicht von der Seite.“ bemerkt Peter.
Giovanni wendet sich an Michael.
Deine Kinder kennen sich erstaunlich gut mit Tieren aus, um die Nachfolger für deine Praxis musst du dir mal keine Gedanken machen.“
Er wendet sich wieder an die Kinder.
Der Husky scheint euch zu vertrauen, also führt ihn in die Praxis, nehmt Cleo mit, vielleicht hilft es ihn zu beruhigen.“
Giovanni und Michael eilen voraus und die Kinder mit den Tieren folgen langsam zu dem angebauten Nebengebäude, in dem die Praxisräume sind.
Die beiden Männer haben sich bereits weiße Kittel angezogen und Giovanni hält eine Spritze in der Hand.
Ich werde ihn jetzt betäuben, versucht ihn ruhig zu halten.“
Cleo fängt laut zu schnurren an und Vanessa erklärt dem Hund leise was der Doctore jetzt mit ihm macht.
Rigoletto zuckt nur kurz zusammen, als er den
Einstich spürt, ansonsten bleibt er ganz ruhig.
Wenig später sinkt er auf den Boden.
Die beiden Männer packen ihn auf den Untersuchungstisch und öffnen sein Maul.
Giovanni pfeift: „ Kein Wunder, dass er niemanden an sich heranließ, der Zahn muss höllische Schmerzen verursacht haben.“
Er holt die Zange, während Michael sich mit dem Absauger bewaffnet.
Ein kräftiger Ruck, der Übeltäter ist gezogen.
Nachdem er noch eine Spritze mit Antibiotika bekommen hat, tragen sie den immer noch
bewusstlosen Hund in den Nebenraum, in denen einige Abteile mit Gittertüren sind.
Sie legen den Husky ab und Cleo schlüpft zwischen ihren Beinen hindurch und kuschelt sich neben ihren Freund.
Giovanni stellt eine große Schüssel mit Wasser in die Nähe der Tiere.
Wenn er aufwacht wird er noch einen schlechten Geschmack im Mund haben, aber keine Schmerzen mehr.“
Er schließt die vergitterte Tür und betrachtet lächelnd das rührende Bild.
Dann verlassen sie die Praxisräume.
Giovanni eilt ins Haus, um mit dem Baron zu telefonieren, während Michael und die Kinder sich zu den Damen auf die Veranda setzen.
Später kommt der Baron vorbei.
Er begrüßt die kleine Gesellschaft, die zusammen auf der Veranda sitzt und als er hört, dass ihr
Besuch aus Deutschland ist, wechselt er in die deutsche Sprache, die er sehr gut beherrscht.
Zusammen mit Giovanni und Michael geht er hinüber in die Praxis.
Auch Peter und Vanessa folgen ihnen.
Der Husky ist bereits aus der Narkose erwacht und begrüßt seinen Herrn mit einem schwachen Schwanzwedeln.
Auch die Katze reibt sich begrüßend am Gitter und der Baron bückt sich und grault sie hinter den Ohren.
Hier steckst du also, du Ausreißerin, wolltest wohl deinen Freund nicht im Stich lassen.“
Er wendet sich an Giovanni und Michael.
Meine Frau hängt sehr an der Katze und hat sich schon Sorgen gemacht.“
Dann betrachtet er lächelnd die Kinder und fragt.
Wie gefällt es euch denn bei uns ?“
Begeistert erklären diese ihm, wie schön es hier ist.
Der Baron bleibt noch ein wenig auf der Veranda und als er geht, stellt Vanessa fest, dass es zu spät für ihr Vorhaben ist.
Sie hatte vorgehabt nach dem Mädchen zu suchen, aber durch die Aufregung mit dem Husky und den Besuch des Barons war es inzwischen zu spät.
Vanessa beschließt, morgen gleich ganz früh zu starten.
Auch will sie erst mal allein gehen und deshalb weiht sie auch Peter nicht ein.



Sonntag, 20. Februar 2022

Das Findeklind Teil 12








Es ist spät, als sie am nächsten Morgen erwacht und die Küche ist leer.

Sie findet ihre Mutter und Francesca auf der Veranda.
Guten Morgen, Schlafmütze, bin ich ja gar nicht von dir gewohnt.
Selbst unsere beiden Morgenmuffel, dein Vater und Peter sind schon mit Giovanni unterwegs,“ lacht Verena.
Francesca springt auf, doch sanft drückt Verena sie wieder auf die Bank.
Ich mach das schon.“
Sie eilt in die Küche und bringt Vanessa eine große Tasse Kakao und ein Sandwich.
Mit gutem Appetit lässt sich das Mädchen das Frühstück schmecken.
Dann schlendert es hinüber zu der Weide und klettert auf den Zaun.
Als Noemi sie erblickt verkriecht sie sich in die hinterste Ecke und betrachtet von dort ängstlich das Mädchen.
Hat mächtigen Respekt vor dir, die Ziege,“ lacht Mattia und wiehert vergnügt.
Samuele trabt näher und „iat“ begrüßend.
Hast du uns ein Stückchen Würfelzucker mitgebracht?“
Er ist in der braunen Dose, auf dem Regal rechts neben dem Ofen.“
Eine Katze ist neben sie auf den Zaun gesprungen und streckt sich gähnend.
Mein Name ist übrigens Cleo.
Ich habe gehört du kannst uns verstehen.“
Vanessa streichelt die Katze und erklärt ihr.
Meine Mutter ist eine Fee …"
ja und dein Großvater der Feenkönig,“ unterbricht sie die Katze.
Hast ja Noemi einen mächtigen Schreck eingejagt, hat sie verdient, die hochnäsige Ziege.“
Die Katze streckt sich und macht einen Buckel.
Höre, du könntest meinem Freund Rigoletto helfen.“
Rigoletto ist das nicht eine Oper von Verdi?“
Weiß ich nicht, mein Freund Rigoletto ist jedenfalls ein Husky.
Er gehört dem Baron und weil er keinen mehr an sich heranlässt und nach jedem schnappt, haben sie ihn gestern Abend noch hierher gebracht.“
Was fehlt ihm denn?“
Weiß ich nicht, er ist entsetzlich übellaunig und redet auch nicht mehr mit mir.“ brummt die Katze.
Und du denkst er würde mir sagen was ihm fehlt?“
Die Katze peitscht mit ihrem Schwanz ungeduldig auf und ab.
Einen Versuch wäre es wert, mache mir mächtig Sorgen um ihn.“
Dann zeig mir wo er ist.“
Vanessa folgt der Katze in den Schuppen, der mit allerlei Geräten vollgestopft ist.
Sogar ein altes ausrangiertes Auto steht da.
In der Kühlerhaube haben sich Mäuse eingenistet, die blitzschnell verschwinden, als sie die Katze sehen.
Doch diese beachtet sie gar nicht und und schreitet mit hoch erhobenem Schwanz zu dem Zwinger, in dem der Husky mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegt.
Als Cleo näher kommt öffnet er sie einen Spalt, doch als er Vanessa erblickt, kommt ein dumpfes Grollen aus seinem Bauch und knurrend zeigt er seine Zähne, winselt und sinkt mit einem Schmerzenslaut zusammen.
Hör mal, das ist Vanessa sie kann unsere Sprache verstehen und wenn du ihr erklärst was dir weh tut, dann kann sie es vielleicht dem Doctore sagen und der wird dir dann helfen.“ erklärt ihm Cleo.
Vanessa geht in die Hocke und streckt vorsichtig die Hand durch das Gitter.
Der Husky knurrt und fletscht die Zähne.
Schnell zieht das Mädchen ihre Finger zurück.
Cleo aber macht einen Buckel und mit gesträubten Haaren faucht sie den Hund an.
Du dummer großer Tölpel, wenn du nur den Wilden spielst, dann kann dir keiner helfen.
Am Ende werden sie dich einschläfern.
Aber ich habe keine Lust meinen besten Freund zu verlieren, also reiß dich gefälligst zusammen und sage uns endlich was dir fehlt!“
Der Husky öffnet seine schmerzerfüllten blauen Augen und murmelt „ Zahn.“
Du hast Zahnschmerzen, deshalb kannst du nichts mehr fressen und lässt auch niemand an dich heran.“ meint Vanessa verständnisvoll.
Tut verflucht weh, wenn mich jemand berührt.“
Ach hier steckst du,ich habe dich gesucht, die Tiere meinten du wärst im Schuppen.“
Peter geht neben seiner Schwester in die Hocke.
Onkel Giovanni hat Papa von dem Husky
erzählt.“
Er hat Zahnweh, deshalb lässt er keinen an sich heran.“
Vanessa steht auf und schiebt langsam den Riegel zurück, dabei spricht sie zu dem Hund.
Ich bringe dich jetzt hinüber zu der Praxis von Doctore Giovanni und du wirst niemanden anknurren oder gar nach ihm schnappen. Versprochen?“
Rigoletto erhebt sich schwerfällig und geht mit den Kindern mit.
Cleo folgt mit hoch erhobenem Schwanz und eleganten tänzelnden Schritten.
Francesa keucht entsetzt auf und Giovanni springt auf, als sie sich der Veranda näher.
Kinder, der Hund ist gefährlich, er hätte beinahe den Knecht es Barons gebissen.“
Er hat nur Zahnweh,“ erklärt Vanessa.
Ach woher weißt du das, hat er es dir erzählt?“ fragt Giovanni ein wenig spöttisch.
Michael bekommt einen Hustenanfall und Verena klopft ihm belustigt auf den Rücken.
Vanessa aber zuckt mit den Schultern und meint gelassen.
Ich bin die Tochter eines Tierarztes.“
Giovanni grinst. „Entschuldige, aber du könntest recht haben.“