Hermann
und Herminchen und der Weihnachtself
Hand
in Hand und dick vermummt spazieren Hermann und Herminchen durch den tief
verschneiten Wald zu ihrem gemütlichen Heim.
Sie
haben bei dem Mann ohne Haare und dessen Frau, die man Oma nennt
gefrühstückt,
Heute
war der erste Advent und das Haus war herrlich geschmückt und duftet
nach Wald.
Und
auf dem Tisch stand ein runder Kranz aus Tannen und darauf waren vier
Kerze.
Während
des Frühstücks brannte eine Kerze und die Frau, die man Oma nennt
hat ihnen erklärt was es bedeutet.
Ganz
eigen wird ihnen danach zumute und beide denken, dass die Bräuche
der Menschen doch sehr schön sind.
Plötzlich
drückt Hermichen Hermanns Hand.
„Hast
du das auch gesehen, zwischen den Büschen hat es rot geleuchtet. Da
schon wieder!“
Nun
sieht auch der Troll es.
„Komm
heraus, wer immer du bist!“
Die
Büsche teilten sich und ein kleiner Wichtel mit spitzen Ohren kam
schüchtern hervor.
„Was
für ein süßer Wichtel!“ ruft Herminchen und klatscht in die
Hände vor Freude.
„Ich
bin kein Wichtel,“ sagt dieser scheu, „ich bin ein
Weihnachtself.“
„Woher
kommst du und was ist ein Weihnachtself?“ will Hermann wissen.
„Lass
ihn in Ruhe, siehst du nicht, wie der Kleine friert, wir wollen ihn
mit zu uns nehmen.“
In
Herminchen erwachen mütterliche Gefühle, als sie das kleine
Kerlchen sieht.
Staunend
sieht sich der Weihnachtself in der Wohnung um, wie gemütlich es
hier war.
Unter
den gütigen Blick der Trollfrau verliert er seine
Scheu
und als sie gar noch Kakao und Plätzchen auftischt da greift er
tüchtig zu.
Und
er erzählt, dass er vom Himmel immer herunter gesehen hat und die
Erde und die Menschen kennen lernen wollte. Deshalb hatte er sich auf
dem Schlitten des Nikolaus versteckt und ist mit ihm herunter
gefahren. Als sie durch diesen Wald fuhren ist er abgesprungen und
hat sich versteckt.
Der
Elf reißt auf einmal weit den Mund auf und gähnt ganz laut.
Die
Trolle lachen und Herminchen bereitet ihrem kleinen Gast ein Bett und
deckt ihn liebevoll zu.
Sie
gibt ihm einen Kuss und streicht ihm über den Kopf. Glücklich
kuschelt sich der Kleine in die Decke und ist fast sofort
eingeschlafen.
Hermann
beobachtet sein Herminchen besorgt und als sie zurück zu ihm an den
Tisch kommt, nimmt er ihre Hand und sagt leise.
„Du
weißt, dass wir ihn nicht behalten können.“
Die
Trollfrau nickt traurig und seufzt bekümmert.
„Es
wäre so schön einen Sohn zu haben.“
„Ja,
aber der Feenkönig wollte alle Trolle für immer auslöschen und nur
uns beide hat er verschont, aber wir werden auch die einzigen Trolle
bleiben.“
„Aber
er ist kein Troll, vielleicht könnten wir ihn an Kindes statt
annehmen?“
„Nein,
er muss wieder zurück, sicher wird er vermisst.“
Bald
gingen auch die beiden schlafen.
Herminchen
schläft sehr unruhig und ist lange vor den anderen wach.
Leise
zieht sie sich an und verlässt die Höhle.
Über
Nacht hat es wieder geschneit und in Gedanken versunken stapft die
Trollfrau durch den den tiefen Schnee.
Um
diese Zeit begegnet sie noch niemanden so kann sie ungestört
nachdenken.
Hermann
hat ja Recht, der kleine Elf gehört in den Himmel.
Leise
öffnet sie die Tür und lächelt, als sie Hermanns Schnarchen hört.
Vorsichtig
tritt sie an das Bettchen ihres Gastes und fängt gellend an zu
schreien.
Hermann
setzt sich vor Schreck senkrecht im Bett auf und der kleine Elf sieht
sie mit weit aufgerissenen Augen erschrocken an.
„Was
ist denn los?“
„Der
Kleine hat ein Stück von seinem Ohr verloren, es liegt auf dem
Kissen.“
Der
Troll springt aus dem Bett und starrt ebenfalls auf ihren Gast.
Dieser
tastet neben sich und greift sich das Stück. Sein Gesicht wird
flammenrot.
Er
greift sich an das andere Ohr, zieht die Spitze ab und hält sie den
beiden Trollen entgegen.
„Was
soll denn das?“ will Hermann wissen.
„ Ich
bin gar kein Elf und habe auch keine Zauberkräfte, bin nur ein
einfacher Wichtel. Der Weihnachtsmann
hat mich als Baby in diesem Wald gefunden, meine Eltern lagen
erfroren neben mir, da hat er mich mit in den Himmel genommen. Alle
waren sehr nett zu mir. Aber ich fühlte immer, dass ich anders war
und hatte auch immer so Sehnsucht nach der Erde. Deshalb wollte ich
wenigstens so aussehen wie die anderen Elfen und habe mir spitze
Ohren gebastelt und angeklebt. Sie lachten mich anfangs aus, doch
dann verstanden sie mich.“
Die
Trolle sehen ihn einen Moment erstaunt an, dann prusten sie los.
Der
Wichtel verzieht beleidigt das Gesicht, „nun lacht auch ihr mich
aus.“
„Aber
du musst doch zugeben, dass das wirklich eine verrückte Idee ist und
ziemlich clever,“ lacht Hermann und Herminchen kichert: „Und ich
bin froh, dass deinen Ohren nichts passiert ist, alles nur Pappe!“
Nun
muss auch der Wichtel lachen.
Wenig
später fordert sie Hermann auf, nun endlich zum Frühstücken zu
gehen.
„Aber
wir können den Kleinen doch nicht hier allein lassen und für
draußen ist er viel zu leicht angezogen.“
„Das
haben wir gleich,“ Hermann schnappt sich eine Decke vom Bett und
hüllt den kichernden Wichtel darin ein.
„Du
wirst den Mann ohne Haare und die Frau, die man Oma nennt gern haben.
Wie heißt du überhaupt?“
„Niki!“
Oma
und Opa Schinkel sind begeistert von dem kleinen Niki und dieser
sieht sich staunend in der Wohnung um.
Nach
dem Frühstück gehen Hermann, Niki und Opa Schinkel in die
Werkstatt.
Oma
Schinkel, setzt sich an die Nähmaschine, um für den kleinen Kerl
warme Kleidung zu nähen und Herminchen, die inzwischen stricken
gelernt hat versucht eine Mütze zu stricken.
Kurz
vor dem Mittagessen kommen die drei Männer in die Küche und Niki
zeigt stolz seine Stiefel, die der Opa ihm gemacht hat.
Und
als er dann später noch die warmen Kleider anzieht, ist er
überglücklich.
Als
sie gegen Abend wieder nach Hause gehen gibt ihnen Oma Schinkel, noch
einen Korb mit leckeren Sachen und eine große Thermoskanne mit
heißer Schokolade mit.
Für
Niki aber beginnt eine herrliche Zeit. Er lernt die Tiere des Waldes
kennen, tobt mit den Hasen im Schnee herum, hilft dem Eichkätzchen
beim Suchen seiner Nüsse und darf Opa Schinkel helfen, wenn er
Futter für die Tiere bringt.
Dafür
hatte dieser im Herbst extra eine schöne Futterkrippe gebaut.
Selbst
das Herz der grummeligen Frau Eule hat der kleine Schelm gewonnen.
Am
Wochenende lernt Nika auch die zwei Langhaare kennen. Susi und Renate
sind begeistert von ihm.
Sie
bauen mit ihm einen Schneemann und Hermann und Hermichen stehen am
Fenster und sehen glücklich zu.
Sie
seufzen leise, 'ach wie schön wäre es'
Niki
ist todmüde, als sie abends nach Hause gehen und Hermann muss ihn
tragen.
Herminchen
bringt den Kleinen ins Bett und Niki denkt kurz vor dem Einschlafen:
' wenn ich doch immer hier bleiben könnte.'
Am
nächsten Morgen ganz früh klopft es an der Tür und als Herminchen
verschlafen öffnet, erblickt sie Frau Eule.
„Hör
zu, heute Nacht habe ich beobachtet wie das Sandmännchen auf einem
Mondstrahl auf die Erde gekommen ist. Ich habe es gebeten, dem
Weihnachtsmann zu sagen, wo sich Niki befindet. Nun aber muss ich
schlafen gehen.“
Sie
rauscht davon.
Herminchen
schließt die Tür und lehnt sich dagegen, Tränen laufen über ihr
Gesicht, denn nun mussten sie sich wohl von Niki trennen.
„Wer
war das?“ fragt Hermann, der inzwischen aufgewacht ist.
Herminchen
erzählt es ihm und auch er wird traurig.
Leise
treten sie an das Bett und betrachten voller Liebe den Kleinen,
dessen Backen vom Schlafen ganz rot sind.
Am
Nachmittag desselben Tages klopft es.
„Ich
geh schon!“ ruft Niki und rennt zur Tür.
„Weihnachtsmann!“
jubelt er und springt direkt in die Arme des Weihnachtsmanns.
Hermann
und Herminchen treten langsam vor das Haus.
„Das
Sandmännchen hat mir gesagt, wo der kleine Ausreißer ist und ich
danke euch beiden, dass ihr ihn so liebevoll aufgenommen habt. Dann
werde ich ihn wohl wieder mitnehmen.“
Die
Trolle senken schnell den Kopf, damit man ihre Tränen nicht sehen
kann.
Forschend
sieht der Weihnachtsmann sie an.
Niki
aber flüstert ihm etwas ins Ohr.
„Bist
du sicher!“
Der
alte Mann räuspert sich.
„Hört
mich an, Niki ist hier in diesem Wald geboren, seine Eltern leben
nicht mehr, deshalb habe ich ihn mitgenommen. Aber so richtig
heimisch hat er sich bei uns nie gefühlt. Nun hat er mir gesagt,
dass er gerne bei euch bleiben möchte. Wollt ihr das auch?“
„Ach
ja! Wir haben ihn so lieb, als wäre er unser Kind.“
Niki
jubelt und springt vom Arm des Weihnachtsmannes direkt in die Arme
Herminchens, die beinahe rückwärts in den Schnee gekullert wäre.
Lächelnd
betrachtet der Weihnachtsmann die glückliche kleine Familie und er
weiß, dass Niki endlich heim gefunden hat.
War
das eine Freude auch bei der Familie Schinkel und an Weihnachten
sitzen die Großeltern, die Eltern und die Trolle neben dem
geschmückten Baum und beobachten glücklich lächelnd Susi, Renate
und Niki beim Spielen.
©
Lore Platz
Wieder eine so wunderschöne Geschichte Lore, passend zu der Vorweihnachtszeit. Dankeschön dafür !
AntwortenLöschenWas du alles für Figuren mitspielen lässt. Deine Phantasie ist großartig.
AntwortenLöschenDanke für diese weihnachtliche Einstimmung.
Danke für die schöne Geschichte Ingelore
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