Ich hoffe ihr seid alle gut in das neue Jahr gekommen, ich wollte hinein schlafen, doch Böller ließen es nicht zu. Ich bin nicht dagegen um Mitternacht das neue Jahr zu begrüßen, aber warum dann einige um drei UHR nochmals anfangen.
Viel Spaß beim Lesen!
Den bayrischen Dialekt habe ich verfeinert, damit ihr ihn auch versteht. (zwinkern)
Viel Spaß beim Lesen!
Draußen
tobt der Sturm und wütend treibt er die Schneeflocken vor sich her.
Die
frostigen Gesellen treiben es heute besonders arg und die alte Frau
mit der Kraxen auf dem Rücken kommt nur mühsam voran. Das Tuch tief
in die Stirn gezogen kämpft sie sich durch die wild wirbelnden
Flocken, die ihr die Sicht nehmen.
Vor
sich sieht sie ein Licht aufblinken, das muss der Sternerhof sein.
Aufatmend
überquert sie den Hof und drückt die Tür auf und betritt die warme
Bauernstube.
Sie
schüttelt sich den Schnee ab und blickt sich um.
„Guten
Abend zusammen.“
Ein
junges Mädchen kommt ihr entgegen und hilft ihr die Kraxe vom
Rücken zu heben.
„Dank
dir Veverl, das ist ein vielleicht ein Wetter.“
„Komm
setz dich an den Ofen, ich bring dir einen Tee.“
Während
das Mädchen in die Küche eilt, schlurft die Alte zum Kachelofen
und lässt sich schwer atmend neben der Magd nieder.
Sie
reibt sich die Hände und blickt auf das Strickzeug in der Hand der
jungen Frau neben sich.
„Was
wird denn des Annamierl.“
„ A
Schal für mei Mam, der Bauer hoat mir über Weihnachten frei gem.
Und waos treibt di bei dem Wetter no aussi?“
„Am
Schneider seine Kinder ham Fiaber, hoab a paar Kräuter vorbei bracht
und am Rückweg bin i vom Wetter überrascht worn.“
„So
Gretl, da hast du einen warmen Tee, hab dir a bisserl Honig rein
dan.“
„ Dank
der Veverl.“
Sie
deutet mit dem Kinn auf den alten Mann, der in einer Ecke des Sofas
saß, den Mund etwas geöffnet und leise schnarchte.
„Der
Sepp is aber ganz schee müad.“
„Ja,
der Arme,“ sagt Veverl mitleidig., „er hat wieder es Reißen, bei
dem Wetter is es ganz bsonders schlimm. Vielleicht hast ja a paar
Kräuter dabei, die ihm helfen können.“
„Wo
ist denn der Bauer?“
Annamierl
lacht, „der ist mit dem Brandner Konrad und dem Roserl in der guten
Stube.“
Sie
zwinkert der alten Frau zu.
Die
Tür wird aufgestoßen und ein junger Bursche kommt herein und bringt
einen Schwall kalter Luft mit. Er zieht sich die Mütze vom Kopf.
„Das
Vieh ist versorgt.“
Gretl
bemerkt wie Veverls Augen aufleuchten und eine leicht Röte ihr ins
Gesicht steigt.
„Ich
bring dir ein heißen Tee, „ ruft sie und eilt hinaus.
Gretl
schmunzelt und beugt sich zum Annnamierl.“
„Wer
ist das?“
„Der
neie Knecht, Anderl, stammt ausm bergischen.“
„ich
glaub das Veverl sieht ihn recht gern.“
„Ja
und er sie auch.Aber sie ham hoat beide nix.“ seufzt Annamierl
traurig.
„Moanst
net, dass der Bauer ihr a Heiratsgut gibt, ist doch seine Nichte.“
Die
Magd zuckt die Schulter.
„Der
aolde Bauer hat ja sei Tochter damals rausgschmissen, als den armen
Lehrer gheirat hoat. Wenn er no leben dat, hät die Veverl hier nach
dem Tod der Eltern koa Heimat gfunden.“
Die
Tür wird aufgerissen und knallt gegen die Wand.
Die
Tochter des Hauses stürmt ins Zimmer, mit wütend funkelnden Augen,
die Hände zu Fäusten geballt.
„Veverl,
Veverl!“
Das
kommt kommt erschrocken aus der Küche.
„Bring
mir an Schnaps.“
„Ich
werd dir lieber an Tee bringen.“
Roserl
lässt sich auf den Stuhl fallen und knirscht mit den Zähnen.
„Was
hat die denn so aufgregt.“ Veverl schiebt ihr die Tasse hin.
„Ausgelacht
haoat a mi, der Hallodrie, richtig ausgelacht,“ schnaubt das
Mädchen.
„Wissen
wollt er ob ich kochen kann, na hoabe gesagt, dafür hama schließlich
die Mägde, dann wollt er wissen, ob i die Melkmaschine bedienen kann
und bevor er auch no fragen könnt, ob i den Stall asumisten koa,
hoabn angschnauzt; ich denk du suchst a Frau und koa Magd.Da hoat er
schallend zum lacha aogfangt, der der ausgschamte Flegel.
Am
liabsten hätte erm Pest an Hoas gwüntscht.“
„Vorsicht
mit dem Wünschen, bald kommen die Rauhnächte,“ warnt Gretl.
Roserl
knallt die Tasse auf den Teller, springt auf und poltert die Treppe
hinauf. Erst als die Tür zu ihrem Zimmer zuschlägt, prusten sie
los.
Annamierl
wischt sich die Tränen aus den Augen.
„Da
hoat oane ihrn Meister gfunden.“
Veverl
wischt den verschüttetenTee auf und trägt die Tasse in die Küche.
Als
sie zurück kommt blickt sie fragend die Gretl an.
„Was
sind den die Rauhnächte, du weiß ich habe vor kurzem noch in der
Stadt gelebt.“
Gretl
sieht sie mit gerunzelter Stirn an.
„Rauhnächte,
das ist eine besondere und bedeutsame Zeit voller Magie und Wunder.“
Sie
wirft einen ärgerlichen Blick auf den schlafenden Knecht.
„Ich
kann net weiterreden, wenn der do so schnarcht.“
Anderl
gibt dem neben ihm sitzenden einen leichten Rempler.
Der
alte Mann fährt hoch.
„ was,
was ist los?“
„Es
schnarche sosst aufhern, de Gretl will uns was von de Rauhnächte
erzähln und da müss ma mucksmäuschenstill sein.“
„ Ah,
de Rauhnächt, a gefährliche Zeit, da gehen Geister um.“
„Veverl,
wennst Angst hoast, dann setz de zu mir,“ grinst der junge Knecht
und klopft neben sich auf das Sofa.
Als
endlich Stille eintritt, selbst die frostigen Gesellen rütteln nicht
mehr an Fenster und Türen, als würden sie innehalten, um zu
lauschen, fragt Gretl.
„Ververl,
du weißt aber schon was die Zwischenzeiten sind.“
Ja,
die Sonnwende zwischen Winter und Frühling und auch die Dämmerung
zwischen Morgen und Abend.“
„Richtig
und die Rauhnächte ist die längste Zwischenzeit, die zwölf Tage
zwischen dem Jahreswechsel.
Die
erste Rauhnacht ist die vom 24.12. auf den 25.12 und man behauptet in
dieser Nacht können die Tiere sprechen.
Anderl
lacht vergnügt. „Ich habs no nie ghört.“
Gretl
wirft ihm einen strafenden Blick zu.
„Die
Nacht vom 31.12. auf den 1.1. hat eine besondere Wirkung auf die
Wahrsagerei und daher kommt auch der Brauch vom Bleigießen.
Und
die Nacht vom 5.1. auf den 6.1. ist besonders wichtig, um alles
überflüssige und belastende aus der Vergangenheit zu vertreiben.
Deshalb
wird auch am sechsten Januar die Weihnachtsdekoration und der
Christbaum entsorgt.
Auch
sollte man man diesem Tag die Fenster weit öffnen, um die bösen
Geister hinaus zu lassen und die guten herein bitten.“
Gretl
zwinkert dem jungen Mädchen zu.
„Aber
weißt du in den Rauhnächten werden auch Wünsche erfüllt.
Man muss auf zwölf Zetteln jeweils einen Wunsch schreiben und den
gefaltet in ein Kästchen legen jeden Tag zieht man einen Zettel und
ohne ihn anzusehen, muss man ihn verbrennen.“
„Aber
wenn man keine zwölf Wünsche hat?“
„Dann
schreibst du eben einige Wünsche mehrmals auf. Wichtig ist, du musst
jeden Tag einen Zettel verbrennen und darfst ihn vorher nicht
anschauen. Sonst wirkst nicht.“
Die
alte Frau steht auf. „Der Wind hat nachgelassen, denn werde ich mal
gehen.“
„Sitz
de wieder hin, ich richte dir ein Zimmer her, bei dem kalten Wetter
sollst doch nimmer raus gehen.“
Veverl
eilt hinaus.
Die
frostigen Gesellen haben sich zurück gezogen und das volle
pausbäckige Gesicht des Mondes leuchtet am Himmel und taucht den
Schnee in geisterhaftes Licht.
Im
Haus ist es dunkel, alle schlafen.
Leise
wird die Tür zu Veverls Zimmer geöffnet und eine Gestalt schlüpft
herein, beugt sich über das schlafende Mädchen und rüttelt es an
der Schulter.
Die
Schlafende fährt erschrocken hoch.
„Ich
bins Roserl.“
Was
willst du denn mitten in der Nacht?“
„Ich
brauche deine Hilfe, komm rutsch a bisserl, mi frierts an die Füß.“
Veverl
rückt zur Seite und macht ihrer Kusine Platz.
„Weißt,“
flüstertet diese, „am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt der Konrad
mit seinen Eltern und ich will dann das Essen kochen. Kannst du es
mir bis dahin beibringen.“
„Gerne,
du wirst es schnell lernen, du warst nur bisher zu faul.“
„Da
hast wohl recht und in der Schul hat mirs kochen sogar gefallen.“
„Siehst,
die Grundkenntnisse hast du scho, den Rest bring ich dir bei.“
„Aber
bitte die andern dürfens net mitkriegn, di Lachen mi bloß aus.“
„Des
is ko Problem, Annamierl fahrt morgen sowieso zu ihre Eltern und die
Mannsbilder, die gehen nur in die Küche, wenns was zum Essen gibt.“
Die
Mädchen schweigen, dann fragt Veverl leise.
„Hast
ihn wohl sehr gern den Konrad.“
„Ja,
wenn er mi so oschaut mit seine frechen Augen, dann wirds mir ganz
komisch im Bauch, wenn er bloß net so a Sturkopf wär.“
„Bsonders
weil du so ein sanftes Lamperl (Lämmchen) bist,“ lacht Veverl.
Die
Mädchen kichern, Roserl umarmt ihr Kusine, flüstert leise „Danke“,
schlüpft aus dem Bett und huscht aus dem Zimmer.
Veverl
winkt Annamierl nach, die zu Anderl ins Auto steigt, der sie zum
Bahnhof bringt, dann geht sie zu Roserl in die Küche, die sie schon
erwartet.
Am
Morgen des Heiligen Abends sitzt Veverl in ihrem Zimmer und schreibt
auf zwölf vorbereitete Zettel ihr Wünsche, faltet sie sorgfältig
zusammen und legt sie in das Kästchen in denen sie kleine Andenken
an ihre Eltern aufbewahrt.
Sie
betrachtet das Hochzeitsbild ihrer Eltern und es ist ihr als würden
sie sie anlächeln und mit einem kleinem Hoffnungsschimmer
im Herz eilt sie nach unten.
Anderl
steht unten im Hausflur, den Rucksack auf dem Rücken, als hätte er
auf sie gewartet.
„Ich
geh jetzt zu meiner Mutter, am 7. Januar komm ich wieder, wollt mich
noch von dir verabschieden.
Wirst
denn heut Nacht deinen ersten Wunsch verbrennen.“
Das
Mädchen wird rot, „Woher weißt,“ stammelt es.
„Ich
habs mir gedacht, ich habe nämlich auch zwölf Zettel. Was hälts
davon, wenn wir jede Nacht um zehn unsere Zettel verbrennen,
vielleicht treffen sich dann unser Wünsche.“
Veverl
nickt schüchtern.
Der
junge Mann schaut sich um und beugt sich dann zu dem Mädchen.
„Darf
ich meinem Mutterl erzählen, dass ich a Madl gfunden hab, das ich
liab hoab.“
Das
Mädchen nickt und Anderl gibt ihr einen schnellen Kuss auf den Mund,
stößt einen Juchzer aus und verlässt das Haus.
Das
Essen am zweiten Weihnachtsfeiertag wird ein voller Erfolg. Konrad
aber sieht Roserl mit aufleuchtendem Blick an, als er erfährt, dass
sie ganz allein dieses gekocht hat.
An
Neujahr ist Verlobung.
Anderl
kommt 7. Januar und geht gleich zum Bauern.
Dieser
ruft das Veverl und zu dritt gehen sie in die gute Stube zu Roserl
und Konrad.
Jubelnd
fällt diese ihrer Kusine um den Hals und schlägt gleich eine
Doppelhochzeit vor.
Konrad
holt Wein aus dem Keller und füllt die Gläser.
Roserl
aber flüstert ihm etwas ins Ohr und als ihr Bräutigam nickt, geht
sie zu ihrem Vater und flüstert auch diesem ins Ohr.
Der
alte Mann strahlt und wendet sie an die frisch Verlobten.
„Veverl,
mein Vater war ein harter Mann und als deine Mutter nicht von deinem
Vater lassen wollte, der nur ein armer Lehrer war, da hat er sie
einfach aus dem Haus geworfen. Nicht mal ihr Heiratsgut hat er ihr
mitgem. Dies steht jetzt dir zu, dir gehört die Hälfte des Hofes
und die andere Hälfte will Roserl dir zur Hochzeit schenken.“
Fassungslos
sehen die jungen Leute ihn an, dann springt Veverl auf und umarmt
ihren Onkel und Anderl drückt ihm die Hand.
Dem
alten Mann steht das Wasser in den Augen, denn trotz all seiner
Brummigkeit, hat er doch ein butterweiches Herz.
„Eins
bitt ich mir aus, dass ihr mir ein warmes Plätzchen an eurem Ofen
lasst und die Mutter vom Anderl holen wir auch zu uns. Nun lasst uns
auf die Zukunft trinken.“
Ich
weiß nicht, was die beiden auf ihren Wunschzetteln hatten, aber
besser konnte es doch gar nicht kommen.
©
Lore Platz
Wieder eine wunderbare Geschichte Lore! Deine Fantasie ist echt grenzenlos!
AntwortenLöschenDas war ein schöner Einblick in die ländlichen, bayrischen Bräuche.
AntwortenLöschenInzwischen lese ich bayrisch ohne PROBLEME. Dadurch bekommt aber deine Geschichte richtig Charme.
Meine Oma erzählte auch von den Rauhnächten und der WILDEN JAGD.
WÄSCHE SOLLTE MAN NICHT IN DER Zeit. Da könnten sich die Geister in Leine und Wäsche verfangen, was sie dann erzürnt würde.
Toll, deine Ideen, weiter so.
Ganz liebe Grüße Monika
Hoffentlich wird heute nicht mehr so draufgeschaut wer was mitbringt.Schöne Erinnerung an meine Großeltern die mir damals schon gesagt haben das in der heiligen Nacht die Tiere reden können. Danke Lore! Lg Eva ♥️
AntwortenLöschenWunderbare Geschichte Lore!
AntwortenLöschenGanz reizend hast du die Verliebtheit der beiden ,Veverl und Knecht, beschrieben. LGMonika
AntwortenLöschenDanke für diese schöne Geschichte Lore. LG Gabielli
AntwortenLöschenGenau diese Geschichte habe ich heute gebraucht. Danke liebe Lore!
AntwortenLöschenEi guck,sehr schön Lore, das Marktweib hängt ganz tapfer, an der Hintertreppe.
AntwortenLöschenLiebe Lore,
AntwortenLöschenich wünsche dir ein gutes Neues Jahr. Bleib gesund und schreibe auch weiterhin so schöne Geschichten.
Ganz herzliche Grüße
Astrid