Das ist unsere letzte Reizwortgeschichte für dieses
Jahr. Ab nächstem Jahr wollen wir dann jeden Monat zwei
Geschichten schreiben und zwar am 15. und 30.
Reizwörter: Wald, Schneesturm, erfrieren, glitzern
wunderschön
Niki und das kleine Mädchen
Herminchen öffnet die Tür und lugt hinaus. Ein Schwall
eiskalter Schnee wirbelt ihr ins Gesicht.
„Mach die Tür zu“, brummt Herrmann.
„Du hast die Ruhe weg,“ faucht seine Angetraute.
„Draußen tobt ein Schneesturm und Niki ist
noch unterwegs.“
„Unser Sohn ist schlau, der wird sich schon unterstellen.“
Die Trollin setzt sich hin, lauscht aber immer wieder
ängstlich dem Heulen des Sturms.
Sie schreckt auf, als die Tür mit einem Schwung aufgeht
und Schnee und Eis in die
Stube weht. Niki, der aussieht wie ein Schneemann, ruft
verzweifelt.
„Papa, Papa, komm schnell, draußen im Wald liegt
ein Mädchen, es wird erfrieren.“
Er zieht den Troll an der Hand zur Tür.
„Sachte, sachte, meine Junge, ich muss erst meinen
Mantel anziehen und eine Decke brauchen
wir auch.“
Der Sturm tobt und jault und wirbelt ihnen Schnee und
Hagel ins Gesicht. Mühsam kämpfen sie sich vorwärts. Unter einem Baum
liegt das Mädchen. Hermann hüllt es in die Decke und sie kämpfen sich
zurück zur Höhle. Herminchen nimmt das Kind und rubbelt es kräftig ab,
dann zieht es ihm ein Unterhemd von sich an und wickelt es in eine warme
Decke.
Während sie in der Kochnische Tee kocht, stehen Hermann
und Niki vor dem Bett und betrachten das Mädchen besorgt. Dieses schlägt
die Augen auf und schaut sich verwundert um.
„Bin ich im Himmel?“
Hermann lacht dröhnend.
„Sehen wir aus wie Engel?
Das Mädchen zuckt die Schultern.
„Ich bin noch nie einem Engel begegnet, aber wie auf
den Bildern seht ihr nicht aus. Wer seid ihr?“
„Wir sind Trolle und Niki ist ein Wichtel, aber es scheint
dir wieder besser zu gehen. Hier trink den Tee.“
Das Mädchen setzt sich auf und nimmt die Tasse, die
Herminchen ihr reicht.
„Sobald der Schneesturmm sich gelegt hat, werden wir
dich zu lieben Menschen bringen, die können
„Oh, als ich weg ging, war es noch nicht so schlimm. Ich
wollte ein paar Tannenzweige holen und
unser Zimmer schmücken, so wie wir früher unser
Häuschen geschmückt haben. Ich wollte Mama eine Freude machen, denn
seit Papas Tod weint sie abends immer im Bett, wenn sie denkt ich
schlafe schon.“
Und die kleine Christel erzählt ihnen, dass ihr Vater als
Holzfäller bei dem geizigen Moosbauer
gearbeitet hat und letzten Sommer von einem fallenden
Baum erschlagen wurde. Darauf hat der Bauer sie aus ihrem Häuschen geworfen,
aber ihrer Mutter vorgeschlagen, sie könnte bei ihm als Magd arbeiten. Nun
lebten sie in einer Dachkammer und ihre Mutter musste den ganzen Tag
schwer arbeiten, deshalb wollte sie ihr eine Freude machen.
„Und nun habe ich mich verlaufen und Mama wird sich
große Sorgen machen.“
Tränen laufen über ihr Gesicht und Niki heult laut mit.
„Nun, nun,“ brummt Hermann unbehaglich.
„Jetzt wollen wir erst mal etwas essen, dann bringen wir
dich zu dem Mann ohne Haare und der wird dann schon wissen was zu tun
ist.“
Während des Essens erzählen sie von Oma und Opa Schinkel
und ihren Enkelinnen und bald ist es Christel als würde sie die Familie
schon lange kennen. Am Nachmittag war der Schneesturm müde geworden und
zog sich zurück.
Hermann packte das in warme Decken gehüllte Mädchen auf
den Schlitten und fröhlich machten sie
sich auf den Weg zum alten Forsthaus.
Während Hermann das Mädchen vom Schlitten hebt, läutet
Niki Sturm. Oma Schinkel öffnet und über ihr Gesicht fliegt ein erleichtertes
Lächeln als sie das Mädchen auf dem Arm Hermanns erblickt.
„Welch ein Glück, ihr habt sie gefunden, kommt herein.“
Die vier folgen der alten Frau in die Küche.
„Ein Suchtrupp ist unterwegs.
Deine Mutter hat den Moosbauern gebeten nach ihr zu
suchen, doch der wollte nicht und hat auch
Doch deine Mutter ist zum Bürgermeister und nun suchen
alle Männer aus dem Dorf nach dir,
auch mein Mann ist dabei. Ich sage ihnen schnell Bescheid.“
Als sie zurückkommt meint sie bedauernd:
„Hermann, Herminchen, Niki, mein Mann wird gleich da sein und
er bringt noch den Bürgermeister,
den Förster und die Mutter des Mädchens mit, ihr müsst
leider gehen, aber ich habe euch schon einen Korb mit Lebensmittel
hergerichtet.“
Und sie zwinkert Niki zu, „im Korb ist auch eine große Dose
mit Keksen.“
Niki strahlt, doch dann wird er traurig.
„Dann werden wir uns nicht mehr sehen, Christl.“
Das Mädchen umarmt ihn.
„Ich weiß doch wo ihr wohnt und werde euch
besuchen.“
„Aber nur bei schönem Wetter,“ lacht Hermann.
Als die Familie das Haus verlassen hat, bittet Frau Schinkel
Christl niemand von den Trollen zu erzählen, denn die Menschen würden es
nicht verstehen.
„Aber natürlich, sie haben mir das Leben gerettet, ich würde
sie niemals verraten, darf ich auch Mama nicht davon erzählen.“
„Vorerst nicht, wir erzählen, du hättest dich im Schneesturm
im Wald verlaufen und wärst bei
unserem Haus gelandet. Es liegt ja direkt an unserem Wald.“
Während der Kaffee durch die Maschine läuft, decken die
beiden den Tisch.
Die Haustür wird aufgeschlossen und eine junge verhärmt
aussehende Frau stürzt in die Küche und
umarmt weinend ihre Tochter.
„Ach meine Kleine, wenn ich dich nun auch noch verloren
hätte.“
„Mama, ich hatte einen Schutzengel!“
„Ja,“ rief die Oma, „ und dieser Schutzengel hat sie aus
unserem Wald direkt zu mir gebracht.“
Dabei zwinkerte sie ihrem Mann zu, der sofort verstand.
Polternd rief er. „Nun wollen wir uns aber setzen, meine
Frau hat uns eine gute Brotzeit hergerichtet.“
Bald herrschte eine vergnügte Stimmung, waren sie doch
alle froh, dass Christl gesund und munter bei ihnen saß.Das Mädchen musste
nun erzählen, warum es eigentlich in den Wald gegangen ist.
Ihre Mutter drückt sie stumm, als sie erfährt, dass Christl
ihr eine Freude machen wollte mit ein paar
Tannenzweigen.
Stürmisch läutete es an der Tür und Herr Schninkel ging
hinaus und kam wenig später mit einem
grobschlächtig grimmig schauenden Mann zurück, dem
Moosbauern
Zornig fixierte dieser die kleine Christl, der es ganz bange
wurde unter seinem Blick.
„Wie ich sehe habt ihr das Gör wiedergefunden, also Magda
kannst wieder kommen, die Kuchl ist kalt und wir warten auf das Essen.“
Die Männer murrten und Herr Schinkel legte dem neben
ihm stehenden Bauern die Hand auf die
Schulter.
"Die Frau Brandner wird ab heute nicht mehr
bei dir Leuteschinder arbeiten sondern bei uns als Stütze meiner
Frau."
Boshaft lachend rief der Bauer, „des wird sie net, sie hat
an Vertrag bei mir, den muss se einhaltn.“
Christls Mutter sprang auf.
„In dem Vertrag steht, dass du mir Kost, Logi und einen
Stundenlohn von 8.50 € gibst seit einem Jahr
bin ich nun bei dir und habe noch keinen Cent bisher bekommen!“
Opa Schinkel grinst „und wieviel Stunden arbeitest
am Tag.“
„12“
„Bürgermeister kann Frau Brandner das einklagen.“
„Sicher,“ lacht dieser, der auch studierter Rechtsanwaltist,
„und außerdem kann der Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgehoben werden,
da sie ja nie Lohn bekam.“
Der Bauer ballt die Fäuste, stieß einen Fluch aus und stürmt
aus de Haus.
Bald verabschieden sich auch der Bürgermeister und der
Förster.
Sie versprechen beim Moosbauern die Sachen von Frau
Brandner und ihrer Tochter abholen zu lassen.
„Und wir dürfen tatsächlich hier bleiben?“, fragt die junge
Frau schüchtern. Und als sie später die wunderschönen Zimmer besichtigten,
die nun ihnen gehörten, liefen ihr die Tränen über das Gesicht.
Als alles schlief tritt Magda ans Fenster und sieht hinauf
in den glitzernden Sternenhimmel.
Ein Stern blinkt besonders hell.
„Danke, dass du auch von dort oben auf uns aufpasst,
mein lieber Anderl.“
Wie Magda zum ersten Mal der Trollfamilie begegnet
und wie sie darauf reagiert, das erzähle ich euch ein
andermal.
© Lore Platz
Nun wollt ihr sicher wissen was Martina und Regina
aus den Wörtern gezaubert haben.
Ach wie wunderbar Lore. Das reißt mich direkt aus der Plätzchen-Matscherei heraus. Und das finde ich gut!
AntwortenLöschenBezaubernd, liebe Lore,
AntwortenLöschenich bin es von dir nicht anders gewohnt und trotzdem staune ich immer wieder über deinen Einfallsreichtum!
Herzliche Grüße
Regina
Hihi, "Sehen wir aus wie Engel", die Stelle hat mich laut auflachen lassen!
Liebe Lore, ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließend. Eine ganz bezaubernde und ganz typische Lore-Geschichte. - Genau das möchten wir von dir lesen! - Hab einen schönen Tag und liebe Grüße hin zu dir! Martina
AntwortenLöschen