Mittwoch, 15. Juni 2022

Reizwortgeschichte Esel, Eis, empört, eilig, erfrischend.

Dieses Jahr steht für mich unter keinem guten Stern, vor ein paar Tagen bin ich gestürzt und konnte leider keine Geschichte schreiben. 

Doch ihr könnt mal schauen, was Regina und Martina geschrieben haben.


Ich will eine alte Geschichte von mir hier einsetzen und hoffen, das nächste Halbjahr wird mir mehr gewogen sein. 

Ach jaaa, eure leicht lädierte Märchenfee!

 

Diese Erzählung ist ein Auszug aus einer mehrteiligen Geschichte die von einem Esel handelt.

 

 

Viel Spaß beim Lesen!



Aufatmend wendet sich Patrick dem Haus zu.

Im Flur streift er seine Stiefel ab und schlüpft in die Holzpantoffeln.

Der Bauer und Tobias sitzen bereits am Tisch und aus der Schüssel in der Mitte duftet es köstlich.

Patrick setzt sich auf seinen Platz und Trude kommt mit einem frisch gebackenen Brot aus der Küche und reicht es dem Bauern, der für jeden eine dünne Scheibe abschneidet. Dann lässt er sich die Teller reichen und füllt sie, wobei er nur in seinen Teller Fleisch gibt. Doch Trude hat vorgesorgt. 

Der Bauer geht ,sobald er gegessen hat, in die Wirtschaft zum Karten spielen und sobald er weg ist, schlurft Trude in die Küche und holt das Fleisch, das sie zurück behalten hat und dann wird getafelt.

Auch heute schlingt Bertl schnell und gierig sein Essen hinunter, steht auf und stülpt sich seinen Hut auf den Kopf und geht zur Tür.

Dort wendet er sich noch einmal um und fixiert Patrick mit finsterem Blick.

Morgen kommt der Xaver und holt den Esel ab.“

Der Xaver, der Abdecker?“ stammelt der Junge entsetzt.

Bertl grinst hämisch.

Ja, oder glaubt ihr, ich habe nicht bemerkt, dass der Esel eine Missgeburt ist und aus ihm nie ein richtiges Arbeitstier wird?

Außerdem brauchen wir keinen Esel. Ihr habt die Arbeit bisher auch geschafft, dann könnt ihr es auch in Zukunft.“

Lachend öffnet er die Tür, dreht sich noch einmal um und mit böse glitzernden Augen sieht er Patrick an.

Übrigens, der Xaver kennt einen Metzger, der sich auf Eselwurst spezialisiert hat und so junge Esel schmecken besonders gut.“

Laut lachend geht er hinaus. Patrick laufen die Tränen über das Gesicht.Kann er das denn?“

Ich fürchte ja, er ist der Bauer,“ murmelt Tobias.

Patrick springt auf und läuft hinaus in den Stall.

Dort wirft er sich schluchzend ins Heu.

Die beiden Alten in der Stube sehen sich traurig an.

Trude stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch und erhebt sich schwerfällig.

Der Junge und der Esel müssen weg,“ meint sie energisch und nimmt den Suppentopf.

Tobias nickt, sammelt das übrige Geschirr ein und folgt ihr in die Küche.

Die Wirtschafterin hat Patricks Rucksack geholt und stopft seine Kleider hinein.

Hol noch zwei warme Decken!“ fordert sie Tobias auf, „ und beeil dich, der Bub soll möglichst weit weg sein, bevor der Bauer zurück kommt. Ich mache eine Thermoskanne mit Tee und richte eine Brotzeit her.“

Der Alte nickt stumm und schlurft hinaus.

Aus dem großen Schrank im Flur nimmt er zwei dicke Decken, dann stapft er in sein Zimmer.

Er wirft die Decken auf das Bett, hebt die Matratze an und zieht eine Socke mit Münzen hervor.

Die Ersparnisse eines ganzen Lebens.

Tobias breitet sein großes kariertes Schnupftuch aus und zählt einige Münzen ab und verknotet sie in dem Tuch, das er sich in die Tasche stopft.

Dann greift er nach den Decken und geht zurück in die Küche.

Trude hat inzwischen Brotzeit und Thermoskanne in einer Stofftasche verstaut.

Dann lächelt sie etwas verlegen und streckt Tobias eine Handvoll Münzen hin.

Habe meinen Sparstrumpf geplündert,“ meint sie verschämt.

Tobias grinst, knotet sein Tuch auf und legt die Münzen dazu.

Die beiden Alten lächeln sich an.

Das dürfte für eine Zugkarte genügen,“ meint Trude zufrieden.

Aber nun beeil dich, du weißt, wenn der alte Geizkragen verliert, kommt er früher heim.“

Patrick hat sich inzwischen wieder beruhigt.

 

 


Die Arme um Eulenspiegel geschlungen erzählt er ihm was der Bauer vor hat.

Der Sperling auf dem Dachbalken versteckt entsetzt seinen Kopf unter dem Flügel.

Hansi, der alte Wallach stampft empört mit dem Huf auf und wiehert schrill.

Die Kühe klirren mit den Ketten und muhen empört.

Der Esel aber fängt vor Angst zu zittern an. Der Junge betrachtet ihn nachdenklich.

Weißt du, manchmal glaube ich, du verstehst jedes Wort.

Die Stalltür knarrt und Tobias kommt herein.

Patrick, du musst mit Eulenspiegel verschwinden.“

Er reicht ihm Jacke und Stiefel und während der Junge sich anzieht, legt der alte Knecht dem Esel die Decken auf den Rücken, stopft einen Sack mit Heu und Karotten und legt diesen auf die Decken.

Dann führt er ein Seil unter dem Bauch des Tieres durch und verknotet es auf dem Rücken.

Das dürfte halten,“ meint er zufrieden.

Patrick zieht gerade seine Fäustlinge an, als die Tür sich wieder öffnet.

Erschrocken zucken sie zusammen.

Doch es war nur Trude.

Mit Tränen in den Augen reicht sie Patrick den Beutel mit der Brotzeit, nimmt ihren großen Schal vom Kopf und schlingt ihn dem Jungen um Hals.

Du brauchst ihn dringender als ich.“

Vor Rührung wissen die drei nicht was sie sagen sollen, dann brummt Tobias.

Ihr müsst los, geht durch den Forstrieder Wald, etwa zwei Kilometer weiter ist eine alte Bärenhöhle, dort könnt ihr übernachten.

Morgen Nachmittag geht ein Viehtransport nach Norden. Der Zug fährt um 15.40 in Neumünster ab.

Vielleicht könnt ihr mitfahren, lasst euch aber nicht sehen. Und hier...“

Er zieht umständlich sein Schnupftuch aus der Hosentasche.

Die Trude und ich haben zusammengelegt für deine Reisekasse. Und nun verschwindet ehe der Bauer kommt.

Patrick umarmt die beiden lieben alten Leutchen.

Vor Rührung kann keiner sprechen.

Dann nimmt er den Esel an seinem Halsband, das ihm Tobias zu Weihnachten gemacht hat. Es ist sogar der Name Eulenspiegel eingeritzt.

Mit Tränen in den Augen sehen ihnen Trude und Tobias nach, bis die Dunkelheit der Nacht sie verschluckt hat.





 

3 Kommentare:

  1. Trotz Deines Sturzes hast Du Dir wieder eine starke Geschichte einfallen lassen Lore! Vielen Dank dafür !

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  2. Liebe Lore, das 2. Halbjahr wird dir ganz sicher sehr gewogen sein, so dass du uns weiterhin tolle Geschichten schreiben kannst! Gute Besserung! Martina

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  3. Liebe Lore, bin ganz ergriffen von Deiner Geschichte, aber auch, dass du uns hier trotz deiner momentanen Prellungen und dem Schock vom Sturz diese schöne passende Geschichte präsentierst.
    Fein hast Du die Dramatik untermalt.
    Z.B. wie die Tiere, Vogel, Pferd und Kühe, sich jeweils verhalten, als sie hören von dem, was passieren soll. Toll!!!
    Danke wiedermal, auch Gute Besserung. Monika

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