Mittwoch, 20. März 2019

Das kleine rote Auto und die Elfenprinzessin

Habt ihr mich gestern vermisst.
Ich habe euch tatsächlich vergessen, denn wenn ich nicht gleich nach dem Frühstück in meinen Blog geh, kommt immer was dazwischen.
Entschuldigt bitte.
Viel Spaß beim Lesen!
 

(c) Irmgard Brüggemann




Das kleine rote Auto und die Elfenprinzessin




Onkel Oskar, Onkel Oskar, sieh nur wie hübsch ich bin!“ 
Bellinda, das einzige Mädchen der Drillinge klettert über die Rücklehne und stellt sich auf dem Beifahrersitz auf die Hinterbeine. 
Die Pfötchen über dem Kopf dreht sie sich wie eine kleine Ballerina, dass der weite Rock des hübschen roten Kleidchen um ihre Beine schwingt. Eine rote Schleife schmückt das rechte Ohr.
Oskar lächelt liebevoll, das kleine Mäusemädchen war sein ganz besonderer Liebling. 
Und so meint er freundlich: „ Du siehst wirklich bezaubernd aus, wie ein kleines Fräulein.“ 
Bellinda hält in ihrem Tanz inne und strahlt.
 „Nicht wahr, mein Kleid ist ja soooo schön! Mama hat es extra von Madame Spinne anfertigen lassen. Weißt du meine Kusine Mira heiratet doch heute und ich darf Blumen streuen.“


(c) Irmgard Brüggemann

Halt die Klappe, Bel, das erzählst du Onkel Oskar schon seit einer Woche,“ brummt ihr Bruder Oskar und kommt auch nach vorn. 
Schick schaut er aus in dem hübschen kleinen Frack. Frau Kathrin klettert über die Lehne, eine große Tasche in der einen Hand und einen Koffer in der anderen Hand. 
Sie sieht etwas genervt aus und setzt sich prustend nieder.
Herr Max kommt durch das Fenster.
 „Die Schneckenpost wartet.“ 
Frau Kathrin drückt ihm das Gepäck in die Hand und Herr Max schlüpft hinaus, um es auf der Kutsche zu verstauen. 
Bellinda trippelt aufgeregt von einem Bein auf das andere.
 „Stell dir vor wir dürfen mit der Kutsche fahren, ist das aufregend.“
Frau Kathrin sieht sich um. „Wo ist Bruno?“ 
„Der Herr Professor wird wieder seine Nase in ein Buch gesteckt haben,“ grinst Oskar. 
Frau Kathrin wirft ihm einen strafenden Blick zu. 
„Du sollst dich nicht immer über deinen Bruder lustig machen, ich wäre froh, wenn deine Zensuren besser wären. Nun geh und hole ihn.“ 
„Bruuunnnooo!“ brüllte Oskar und seine Mutter zuckt zusammen. 
Gleich darauf erscheint der Mäusejunge.
Auch er trägt einen kleinen Frack und sieht seinem Bruder sehr ähnlich, nur da dass auf seiner Nase eine kleine Brille sitzt. 
„Nun können wir ja gehen, auf Wiedersehen Herr Oskar, wir werden einige Tage bei unseren Verwandten bleiben.“ 
"Auf Wiedersehen Onkel Oskar!“ rufen die Kinder.“
Still ist es jetzt im Auto und Herr Oskar ist ein wenig traurig, aber dann tröstet er sich, dass seine Untermieter ja bald wieder zurückkommen.

Außerdem ist er ja nicht allein, immer wieder kommt eines der Waldtiere vorbei und bleibt auf einen kleinen Plausch stehen.
Dann geht der Tag zu Ende und die Sonne geht schlafen und der Mond nimmt ihren Platz ein. 
Die Vögel kuscheln sich in ihre Nester und die Tiere verschwinden in ihrem Bau. Stille liegt über dem Wald. Auch Herr Oskar schließt die Augen und ist bald eingeschlafen.
 

Etwas weckt ihn auf. Es ist dunkel draußen und nur das fahle Licht des Mondes beleuchtet ein wenig den Wald. Alles ist ruhig und Herr Oskar dachte schon, er hätte sich getäuscht und schließt wieder die Augen. Doch dann hört er ein leises Weinen.
„Hallo, wer weint denn da?“ 
Sofort verstummt das Weinen, man hört nur noch ein leisen Schniefen. 
„ Habt keine Angst, ich tue euch nichts, zeigt euch doch.“ 
Er spürt eine leichte Bewegung und durch den Mond der durch die Scheibe scheint, sieht er nun ein kleines zartes Wesen, das auf der Ablage sitzt. So etwas zartes und süßes hatte Herr Oskar noch nie gesehen.
 



„Wer bist denn du?“ 
„Ich bin Sonilinde, die Tochter der Elfenkönigin Sonnenblume und ich wurde von dem bösen Kobold Alberich gejagt. Beinahe hat er mich erwischt, aber ich konnte mich losreißen, dabei sind meine Flügel verletzt worden und ich kann nicht mehr fliegen. 
Zum Glück kam mir der Wind zu Hilfe, er schickte mir ein Blatt, an das ich mich hängen konnte und blies mich hier in den Wald. Und ich bin zu ihnen herein gekrochen, weil ich hoffe der Kobold findet mich hier nicht.“

Wieder fängt sie zu weinen an. 
„Aber, aber,“ tröstet Herr Oskar, „der Wind wird sicher eurer Mutter Bescheid sagen und sie holt euch ab.“ 
Doch Sonilinde schüttelt den Kopf. „Er musste gleich weiter!“
„ Nun schlaft kleine Elfe, morgen sieht alles viel besser aus.“ 
Das zarte Wesen klettert wieder auf den Sitz, doch dann meint es schüchtern. 
„Können sie die Fenster nicht schließen? Nicht, dass der Kobold mich hier findet.“ 
„Leider geht das nicht, ich sitze hier fest und kann mich nicht rühren.“
 „Vielleicht könnte ich?“ 
Herr Oskar lacht: „Sehen sie die Kurbel da an der Tür, das ist viel zu schwer für sie.“ 
Die Elfe lacht und es klingt wie das Läuten eines silbernen Glöckchen. „ Ich hab doch meinen Zauberstab!“
Sie hält den Sternenstab gegen die Kurbel, die sich wie von selber dreht und das Fenster ist geschlossen. Dasselbe macht sie auf der anderen Seite. 
„ Nun bin ich sicher.“ 
Mit einem zufriedenem Seufzer kuschelt sie sich zusammen und bald zeigen zarte kleine Töne, dass sie eingeschlafen ist.
Herr Oskar aber kann noch nicht schlafen. Schmunzelnd denkt er über dieses neue Abenteuer nach. Seit er hier im Wald gestrandet ist, war sein Leben nie mehr langweilig. 
Bald aber schläft auch er.
Es ist spät, als er am nächsten Morgen erwacht und auch sein kleiner Gast schläft noch. Im Wald ist es auffallend still und es ist auch niemand zu sehen. Sonst um diese Zeit herrschte hier um ihn herum schon reger Betrieb. 
Da sieht er Fritz, den Igel, der mit schnüffelnder Nase auf den Boden ihm entgegen läuft. 
 „Fritz!“ Der Igel reagiert nicht. Richtig er konnte ihn ja nicht hören, die Fenster waren zu.
Herr Oskar räuspert sich. „Fräulein Sonilinde!“ Die kleine Elfe regt sich, hebt gähnend beide Arme und streckt sich. 
„Guten Morgen, Herr Oskar!“
„ Guten Morgen mein Fräulein, würdet ihr bitte die Fenster wieder öffnen, ich möchte gerne meinen Freund etwas fragen.“
Wie ein Blitz gehen die Fenster runter und als nun Herr Oskar ruft, hebt der Igel den Kopf und trippelt näher ans Auto heran.
„Guten Morgen Oskar.“ „Guten Morgen Fritz. Weißt du, warum der Wald heute wie ausgestorben ist.“
„Sie machen sich alle fein, denn heute hat die Elfenkönigin Sonnenblume
Geburtstag und alle sind zum Fest eingeladen.“ 
Sonilinde seufzt leise. „ Weißt du ob sich der Kobold Alberich im Wald herum treibt?“
Fritz zieht seine Schnauze ein und ist nur eine stachelige Kugel.
„So ein Hasenfuß, da werden wir wohl keine Antwort die nächste Zeit erhalten. Aber bald wir bestimmt jemand vorbei kommen und uns helfen.“
Verzagt klettert die kleine Elfe auf den Beifahrersitz und da Herr Oskar befürchtet, dass sie gleich wieder los weinen wird, erzählt er ihr lustige Streiche von den Drillingen und bringt Sonilinde zum Lachen. 
Doch die Zeit vergeht und immer noch lässt sich jemand blicken und auch Fritz liegt immer noch zur Kugel gerollt vor dem Auto. Herr Oskar ist etwas besorgt, doch er will die kleine Elfe nicht beunruhigen.
Dann hat er eine Idee. 
„Fräulein Sonilinde können sie mit ihrem Zauberstab auch die Hupe zum Tönen bringen?“ „Was ist eine Hupe?“
„Damit kann ich mich bemerkbar machen, es ist ein lang anhaltender Ton. Sehen sie vorne das runde Rad, das ist das Steuerrad und dieser kleine Hebel daran ist die Hupe.“ Die Elfe zückt den Zauberstab und der Hebel bewegt sich und ein lautes „Tuuuuuuut“ ertönt.
Vor Schreck fällt Sonilind auf den Rücken, doch dann beginnt sie zu kichern und lässt die Hupe nochmal ertönen.
Fritz streckt erschrocken seine Nase heraus, um dann sofort wieder in der Kugel zu verschwinden.
Doch ringsum wird es lebendig. Die Tiere kommen von allen Seiten angelaufen und scharren sich um das Auto. Der König des Waldes schreitet aus einem Gebüsch und die Tiere bilden eine Gasse, um ihn zu Herrn Oskar zu lassen.
„Haben sie diesen seltsamen Laut ausgestoßen, Herr Oskar.“ „ Ja, mein kleiner Gast hier, braucht eure Hilfe!“
Die Elfenprinzessin klettert durch das Fenster auf das Dach und erzählt nun ihr Abenteuer. 
Als sie berichtet, dass ihre Flügel beschädigt sind und sie nicht mehr fliegen kann, geht ein mitleidiges Aufseufzen durch die Versammlung. Der Hirsch aber beugt sein Geweih und bittet. 
„Prinzessin wir werden sie zu ihrer Mutter bringen, klettert bitte auf mein Geweih.“ 
Dann setzt sich der lange Zug der Tiere in Bewegung, um zur Sonnenblumenwiese zu marschieren. „Auf Wiedersehen, Herr Oskar und danke!“ ruft die kleine Elfe und winkt ihm zu.
Dieser ist ein wenig traurig, doch dann schmunzelt er. Eigentlich hatte er doch gar keine Lust an diesem Fest teilzunehmen, dazu war er doch schon zu alt und behäbig.
Er ließ seine Gedanken schweifen, da spürt er auf einmal eine Bewegung und eine Elfe mit schwirrenden Flügeln lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder.
„Guten Tag Herr Oskar, ich bin Sonnenblume und möchte mich bei ihnen herzlich bedanken, dass sie meiner Tochter geholfen haben.“
 


„ Guten Tag, das ist doch nicht der Rede, aber haben sie nicht heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.“
„Danke schön, aber ich würde ihnen gern eine Freude machen.“ 
Herr Oskar lacht: „ Aber ich habe doch nicht Geburtstag!“ 
Auch die Elfenkönigin lacht. „ Meine Tochter hat mir erzählt, dass sie sich nicht bewegen können. Meine Zauberkraft reicht zwar nicht, dass sie wieder fahren können, aber alles anders könnten sie bewegen, wenn sie den Wunsch dazu haben. Möchten sie?“
Herr Oskar strahlt. 
"Das wäre prima. Wissen sie, ich habe mir schon etwas Sorgen gemacht, wenn es kalt wird, ob meine Mäusefamilie dann nicht erfriert, aber wenn ich die Fenster schließen kann.“
„ Und die Heizung betätigen!“
Die Elfe hebt den Zauberstab und murmelt einige Worte. Dann meint sie lächelnd. „Nun Herr Oskar wollen sie es ausprobieren, sie brauchen nur zu wünschen.“
Und Oskar lässt die Fenster auf und zu gleiten, die Kühlerhaube und Motorhaube hinaufschnellen und wieder runter, die Scheinwerfer auf strahlen und die Hupe lang ertönen. 
Frau Sonnenblume lacht und als Oskar sich wieder beruhigt hat, meint sie bedauernd. „Nun muss ich wieder zu meinen Gästen. Ach, meine Tochter lässt fragen, ob sie sie besuchen darf?“ 
„Gerne, ich habe die Kleine ins Herz geschlossen, sie ist ja wirklich entzückend. Aber ist es nicht zu gefährlich, der Kobold Alberich?“ 
„Den habe ich in die Unterwelt verbannt, der kann keinen Schaden mehr anrichten. Nun aber auf Wiedersehen!“ 
Sie fliegt davon und Oskar lässt nun sein Auto tanzen, hebt Kühlerhaube auf und zu, lässt die Hupe erschallen und Fenster sich bewegen, bis Frau Eule aus ihrem Bau fährt und laut „Ruhe“ brüllt.
Oskar kichert und überlässt sich seinen vergnügten Gedanken.



© Lore Platz

Donnerstag, 14. März 2019

Nachbarschaftshilfe im Tierreich

Im Internet kann man wunderbare Menschen kennen lernen und aus manchen Begegnungen entwickeln sich jahrelange Freundschaften.
Seit Jahren kenne ich nun ein Ehepaar, dass mich nicht nur mit herrlichen Bildern für meinen Blog  versorgt, sondern auch selbst schöne Geschichten schreibt.
Beide leben in einer idyllischem Umgebung, praktisch mit der Natur auf du und du.
Heute möchte ich euch eine wahre Geschichte von Werner vorstellen und hoffe, dass sie euch genauso gut gefällt wie mir.
Einen Menschen erkennt man daran wie er schreibt und Werner ist ein besonders netter Mensch, das sieht man schon an seinem Lausbubenhaften Humor.
Ich musste schmunzeln.
Es ist viel schwerer eine wahre Geschichte unterhaltsam zu schreiben, als ein fantasievolle.
Es ist ihm gelungen.

Viel Spaß beim Lesen!




 
(c) Werner B.

 

Nachbarschaftshilfe im Tierreich




Unser Haus steht am Waldesrand wo sich Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen.
Diesem Umstand verdanken wir viele Erlebnisse mit Tieren.
Westlich unseres Hauses ist eine Hangwiese, auf der am Morgen und am Abend Rehe zum Äsen kommen.
Eines war einmal so frech in unseren Garten zu kommen und genüsslich einige Rosenkopfe zu vernaschen – das muss unheimlich lecker gewesen sein, aber meine Frau fand das nicht so ganz lustig.

Eines Morgens saßen wir beim Frühstück und ich sah aus dem Fenster in Richtung Norden. An dieser Stelle fällt der Hang nach unten, sodass man nur Bäume im Blickfeld hat, aber keinen Boden sehen kann.
Meine Frau sah mich ganz verdutzt an als ich ihr mitteilte „die Rehe sind da“. „Seit wann sind denn die Rehe auf den Bäumen?“ fragte sie. Nachdem ich ausgelacht hatte, erklärte ich ihr den Trick: unterhalb des Fensters steht ihr Computer im 45° Winkel nach Westen und wenn ich da rein schaue, kann ich den Hang sehen.

Im Laufe der Jahre sind wir zu Hobby-Ornithologen geworden.
(c) Werner B.
Eine Vielfalt von Arten besucht übers Jahr unsere Gegend – manche bleiben immer hier. Für den Winter sind Futterhäuschen, für den Sommer Nistkästen am Haus und auf der Terrasse vorhanden.

Die ganzen Jahre seit wir unser Häuschen besitzen ist ein Kleiberpärchen da – wer weiß wie viele Generationen es nun schon sind. Einmal konnten wir das Ausfliegen der Jungen beobachten. Die Eltern saßen etwa 4 Meter von der Hauswand und etwa 3 Meter tiefer als der Nistkasten in einem Strauch und lockten lautstark ihren Nachwuchs. Die erste Schnabelspitze guckte aus dem Loch, dann war es der Kopf, anschließend der halbe Körper. Ein kurzer Abstoß und der kleine Kerl flatterte im leichten Sinkflug zu Mama und Papa.
Dies wiederholte sich nun mehrmals und wir zählten mit den Fingern mit – 2, 3, 4, 5 – ja sag mal, wie viele sind denn das? – 6, 7.
Na, jetzt reicht es aber Unglaublich, jetzt schaut noch eine Schnabelspitze aus dem Loch. Die Eltern locken lauter denn je und nur zögerlich wird aus der Schnabelspitze ein Kopf und dann ein halber Körper. Es dauerte ziemlich lange bis sich der kleine Feigling traute, seinen Geschwistern zu folgen.
Acht junge Kleiber – eine Sensation!
Wir diskutieren darüber wie die Eltern das geschafft haben, dünn sind sie auf jeden Fall geworden.
Aber wie haben die Jungen da in dem engen Häuschen Platz gehabt?
Meine Vermutung, dass sie Stockbetten aufgestellt hatten, wurde vom Familienrat als unrealistisch verworfen.

Vor einigen Jahren konnten wir eine außergewöhnliche Beobachtung machen.
Es war Frühling, es gab genug Insekten und Ungeziefer und die Vögel entschieden sich dazu, eine neue Generation in die Welt zu setzen.
Als erstes musste eine geeignete Niststätte gefunden werden.
Der Kleiber war der erste, der nacheinander alle Nisthäuschen inspizierte und sich dann schlussendlich doch wieder für sein alljährlich benutztes an der Nordwand entschied.
Zuerst wurde der Eingang mit Erde fast zu gekleistert, um ihn dann millimetergenau so zu vergrößern, dass er gerade noch durchschlüpfen konnte.
Dann wurde mit den Innenarbeiten begonnen. Da wurden Rindenstücke nach Innen gezerrt, es wurde geklopft und gehämmert.
Dass er Bilder aufhängt, glaubte mir wieder einmal niemand.

 
(c) Werner B.


Einige Zeit später entschloss sich ein Kohlmeisen-Pärchen die Wohnung an der Westwand unseres Hauses zu übernehmen. 
Auch hier begann sofort der Innenausbau, wobei der Fußabstreifer vor unserer Eingangstür einige Borsten lassen musste. 
Später hörten wir dann abends, wenn es ganz still war im Wohnzimmer leises Geraschel und noch etwas später Fiepen an den Außenwänden.
Der Nachwuchs der Kleiber flog schon aus, da war das Meisenpaar noch fleißig am Füttern. 
Eines Morgens mussten wir feststellen, dass nur noch eine Meise das Häuschen mit Futter für die Jungen anflog.
Die Meise flog und flog und wurde sichtbar immer erschöpfter.
Plötzlich konnten wir sehen wie einer der Kleiber ebenfalls das Meisenhäuschen anflog, kurz nach innen schaute und sich wieder entfernte.
Kurze Zeit später kam er zurück, hatte den Schnabel voller Insekten, schlüpfte ins Häuschen und kam mit leerem Schnabel wieder heraus.
Nun konnten wir es erleben wie Meise und Kleiber abwechselnd die Jungen mit Futter versorgten. 
Wir haben es wahrscheinlich irgendwie versäumt die Kleinen beim Ausfliegen zu sehen, sind aber sicher dass sie es dank der Nachbarschaftshilfe geschafft haben.

© Werner Borgfeldt

Montag, 11. März 2019

Hilfe, mir fällt nichts ein!






Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. 
Bei uns hat es mächtig gestürmt. Eine Bekannte, die mit ihrem Hund spazieren ging, musste sich kräftig dem Wind entgegenstellen. 
Egal wie das Wetter ist, lasst euch mit einer kleinen Erzählung unterhalten.
Viel Spaß beim Lesen!


 
(c)  Roswitha B.


Hilfe, mir fällt nichts ein!


Da sitze ich nun an meinem Schreibtisch und starre auf das Blatt Papier auf dem fünf Wörter stehen, aus denen ich eine Geschichte basteln soll.
Das erste Wort ist Rose.
Nun bin ich nicht gerade der Rosenfreund. Ich mag lieber die Blumen, die auf der Wiese blühen, unverfälscht und nicht gezüchtet.
Bin eben ein einfaches Landkind, das sich über die Mohn- und Kornblumen freut, die in das goldgelbe Ährenfeld lustige Farbtupfer malen.
Oder gibt es etwas schöneres, als das Gänseblümchen, das mit seinen weißen Sternchen eine Wiese zum Paradies macht.
Mein Blick schweift aus dem Fenster und verliert sich in den Bäumen, die groß und eng miteinander verwachsen,
im Nachbargarten stehen.
Zwei Eichkätzchen jagen sich in den Ästen und die Spatzen lärmen auf dem Kirschbaum.
Ein gelber Schmetterling flattert vor dem Fenster, kommt herein und setzt sich neben das Blatt.
Voller Staunen betrachte ich das kleine liebliche Wesen, das ich für einen Schmetterling gehalten habe.
Es ist eine Elfe.
Hallo, ich bin Butterblume und meine Freundin, die Rosenelfe hat mich zu dir gesandt, um dir zu helfen.
Leider hatte sie selbst keine Zeit, aber ich soll dir liebe Grüße ausrichten.“
Hallo,“ murmle ich immer noch verwirrt.“
Ein silberhelles Lachen erklingt.
Du denkst wohl du hast eine Halluzination!“
Ich nicke mit dem Kopf.
Keine Angst, mich gibt es wirklich. Du schreibst doch immer so schöne Geschichten über uns und deshalb wollen wir dir helfen.“
Das ist nett,“ stammle ich.
Wieder erklingt das fröhliche Lachen, das mich an das Klingen einer kleinen silbernen Glocke erinnert.
Nun höre gut zu, denn ich werde dir von der Rose erzählen und du wirst sehen, dass du dann deine Meinung über sie sicher ändern wirst.“
Sie macht es sich gemütlich und beginnt.


Die Rose gibt es schon sehr lange. 1600 v. Chr. fand man bereits im Palast Knossos auf Kreta eine Zeichnung der Rose.
Bei den alten Griechen war die Rose der Göttin Aphrodite und bei den Römern der Göttin Venus geweiht.
600 v. Chr. besang die Dichterin Sappho die Rose, als die Königin der Blume.
Und in der Römerzeit wurde Rosenwasser als Heilmittel gegen schürfende Wunden, Verbrennungen, Schnittwunden genutzt.
Rosenöl soll auch sehr entspannend wirken.
Für die Römer gehörte die Rose auch zu den Luxusgütern und ihre Festmahle waren von Rosenblüten übersät.
Der Dichter Horaz hat sich sehr darüber aufgeregt, weil die Olivenhaine vernachlässigt und die Felder nur noch mit Rosen bepflanzt wurden.
Karl der Große verordnete 794 den Anbau der Rose als Heilpflanze und sorgte so dafür, dass sie in vielen privaten Gärten gepflanzt wurde.
Die volkstümliche Beliebtheit der Rose ließ auch die christlichen Theologen sich mit dieser Blume beschäftigen.
Und so wurde diese zum Sinnbild der Reinheit und der himmlischen Liebe und zur ständigen Begleiterin der Jungfrau Maria.
Und selbst Goethe hat in seinem Gedicht das Heideröslein als reines Wesen, das von einem bösen Jungen zerstört wurde, verewigt.

Dann gibt man auch den Farben der Rosen noch eine verschiedene Bedeutung:


gelbe: einzeln oder mit roten Rose zusamen; Zweifel,
           mangelndes Vertrauen, Eifersucht                    


Heinrich Heine schrieb dazu:


Was bedeuten gelbe Rosen
Liebe, die mit Ärger kämpft
Ärger, der die Liebe dämpft
Lieben – und sich dabei erbosen


rote einzeln: du hast meine Herz gewonnen
rosa: Schüchternheit, Du sollst Dir Zeit lassen. 
          Ich lieb dich zärtlich.
silberrosa: Wir treffen uns im Mondenschein
weiße: Zärtlichkeit, zu jung für die Liebe.
violett: Ausgleich suchend, regenerierend



Doch auch im Orient wurde die Rose verehrt. Der Legende nach ist sie aus einem Schweißtropfen des Propheten Mohammed entstanden.
Und als Saladin im Jahre 1187 die Kreuzritter besiegte und Jerusalem zurück eroberte, soll er auf 500 Kamelen Rosenwasser mitgebracht haben und hat damit die Säulen und Wände der Moschee reinigen lassen.
Erst dann durften die Gläubigen den Tempel wieder betreten.
Siehst du nun, welch eine Geschichte die Rose hat, sie ist nicht nur ein überzüchtetes Gewächs mit Dornen.“
beendet die kleine Elfe ihren Vortrag.
Ich nicke und sehe, wie sie immer durchsichtiger wird und dann ganz verschwindet.

Als ich die Augen öffne, liege ich mit dem Kopf auf dem Blatt Papier.
Da bin ich doch über dem Grübeln eingeschlafen.
Ich nehme den Kugelschreiber, der mir entfallen ist, in die Hand und beginne alles aufzuschreiben, was mir die kleine Butterblume im Traum erzählt hat.


© Lore Platz