Sonntag, 24. Dezember 2023

Adventskalender Türchen 24

Eine Freundin von mir hat genau am HL Abend Geburtstag und das hat mich zu dieser Geschichte inspiriert.
Mit dieser Geschichte möchte ich  meiner Freundin Monika zum Geburtstag gratulieren.
 
Euch meine lieben Leser wünsche ich ein schönes gemütliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, friedliche Tage, denkt daran wir können die Welt nicht ändern, aber jeder von uns kann dazu betragen, sie ein klein wenig besser zu machen.



Die Überraschung



Annelie und Lara saßen zusammen am Tisch und kauten an ihren Stiften.
Denkst du die Prinzessin hätte den Frosch auch an die Wand geworfen, wenn sie gewusst hätte, dass er ein verwunschener Prinz war?“ kicherte Annelie.
Sie mussten zu dem Märchen der Froschkönig verschiedene Fragen beantworten.
Lara antwortete nicht, sondern beobachtete das Schneetreiben vor dem Fenster.
Bald ist Weihnachten,“ sagte sie leise.
Ja!“ strahlte Annelie, „ und ich freue mich so darauf!“
Ich nicht!“
Aber warum, du musst dich doch doppelt freuen, weil da auch noch dein Geburtstag ist.“
Aber das ist es doch gerade. Du hast im August Geburtstag und kannst jedes Jahr eine schöne Gartenparty feiern, kannst deine Freunde einladen. Bekommst viele Geschenke.
Ich habe noch nie eine Party feiern können. Am Morgen gratulieren mir meine Eltern und Geschwister und am Abend kommt das Christkind.“
Annelie sprang auf und umarmt ihre Freundin.
Das habe ich noch nie so gesehen, das ist wirklich traurig.“
Nach den Hausaufgaben spielten die Mädchen noch zusammen, dann ging Lara nach Hause.

Fest den Teddy an sich gedrückt lag Annelie im Bett. Sie konnte nicht einschlafen immer wieder musste sie an Lara denken. Sie hatte genau gesehen wie Tränen in den Augen ihrer Freundin schwammen, als sie von ihrem Geburtstag sprach und Annelie dachte, dass ihr das auch nicht gefallen würde, wenn sie am Hl. Abend Geburtstag hätte.
Schließlich stand sie auf und tapste barfuß ins Wohnzimmer. Sie schmiegte sich an ihre Mutter, die auf dem Sofa saß und strickte, während der Vater sein geliebtes Fußball anschaute.
Ganz leise, um den Vater nicht zu stören vertraute sie ihrer Mutter ihren Kummer an.
Liebevoll strich ihr die Mutter über den Kopf und flüsterte:
Ich lass mir was einfallen.“
Und endlich konnte das Mädchen beruhigt einschlafen.
Nun liefen die Telefonleitungen zwischen den beiden Häusern heiß.



Am Heiligen Abend in der Früh ging Lara lustlos hinunter in die Küche und setzte sich an den gedeckten Tisch.

Sie wunderte sich, dass weder ihre Eltern noch ihre Geschwister, ja nicht einmal die Großeltern, die im ersten Stock wohnten ihr zum Geburtstag gratulierten.
'Nun haben sie sogar noch meinen Geburtstag vergessen', dachte sie verbittert und verkroch sich nach dem Frühstück in ihrem Zimmer.
Nach einiger Zeit kam ihre Schwester Gertrud und bat sie doch schnell zur Oma hinauf zu laufen, denn sie brauchte ihre Hilfe.
Seufzend machte sich Lara auf den Weg in den oberen Stock und trat in die Wohnung. Da sie ihre Oma in der Küche nicht fand, ging sie weiter ins Wohnzimmer.
Staunend starrte sie auf die Luftballons die an der Decke
schwebten, Luftschlangen baumelten von den Wänden und ihre Familie und ihre Freundinnen aus der Schule allen voran Annelie riefen jubelnd: „Alles Gute zum Geburtstag liebe Lara.“
Diese stand mit verklärtem Gesicht mitten im Zimmer und Tränen der Freude rannen über ihre Wangen.
Die Geburtstagsfeier ging bis nachmittags um drei, dann verabschiedeten sich die Gäste.
Und später, als es dunkel wurde, konnte das Christkind kommen.

© Lore Platz

 

Samstag, 23. Dezember 2023

Adventskalender Türchen 23







Hat Weihnachten noch den Zauber von früher?

Früher war alles besser, hörte ich oft die älteren Leute sagen.
Nun gehöre ich auch schon zu der Generation, die mehr zurück als nach vorne blickt und im Glanz der Erinnerung alles etwas verklärt sieht.
Sicher war nicht alles besser als heute, der Fortschritt bringt ja auch seine Vorteile, aber etwas war früher bestimmt besser, das Weihnachtsfest.
Wenn im Oktober bereits Lebkuchen und Weihnachtsgebäck in den Regalen der Kaufhäuser locken, dann geht doch ein wenig der Vorfreude verloren.
Wie schön war es, wenn unsere Mutter in der Adventszeit mit dem Backen begann und das ganz Haus mit dem Duft von Zimt und Vanille erfüllt war.
Das Backwerk wurde dann in Dosen abgefüllt und diese versteckt. Und erst am Heiligen Abend bekam jeder seinen, mit Leckereien, gefüllten Weihnachtsteller.
Die Adventszeit war überhaupt eine schöne und für mich unvergessliche Zeit.
Während unsere Mutter backte, saßen wir um den Küchentisch herum und sangen oder unser Vater las uns Märchen vor.
Es war wohlig warm, das Holz knisterte im Ofen und der Duft der frisch gebackenen Plätzchen erfüllte den Raum.
Wenn mal ein Blech daneben ging, dann durften wir die leicht angekokelten essen. Das war ein Fest.
Besonders viel Mühe gab sich mein Vater jedes Jahr mit der Krippe. Um den Stall herum baute er eine wundervolle Welt auf, aus Moos, Tannenzweigen und kleinen Ästchen, aus denen er Gatter für die Schafe und sogar eine kleine Brücke bastelte.
Für das Wasser des Baches benutzte er das Aluminiumpapier seiner Zigarettenschachtel.



Es gab viele Weihnachtsfeste, die mir in lieber Erinnerung sind. Aber bei meinem ersten Weihnachtsfest jagte ich meiner fünf Jahre älteren Schwester einen riesigen Schrecken ein.
Ich kam 11 Tage vor dem Hl.Abend zur Welt, damals lag meine Schwester Karin mit Scharlach in der Isolierstation des Krankenhauses und wusste nicht, dass sie inzwischen eine kleine Schwester bekommen hatte.
Als Karin aus dem Krankenhaus entlassen wurde, feierten meine Eltern das Fest für sie nach.




Mit fromm gefalteten Händen und strahlenden Augen schritt Karin singend auf den Baum zu.
Ich lag halb verdeckt dahinter in einem Korb und fing zu schreien an.
Abrupt blieb meine Schwester stehen und mit einem entsetzten „Mutti!“ drehte sie sich um und vergrub ihren Kopf im Kleid unserer Mutter.
Später aber hat sie die lebendige Puppe geliebt.

© Lore Platz

Freitag, 22. Dezember 2023

Adventskalender Türchen 22

 


England

Wisst ihr warum das Rotkehlchen eine orangerote Kehle hat?

Als Maria das Feuer entfachte, damit das Jesuskind nicht friert, hat ihr das Rotkehlchen geholfen.

Es flatterte so fest mit den Flügeln, dass sein Gefieder glühen anfing.

So erzählt es eine englische Sage.

Die Engländer nehmen fröhliche Weihnachten wörtlich.Bereits im November verfallen sie in einen regelrechten Kaufrausch.

Das ganze Haus wird geschmückt mit Papierschlangen und bunten Lichterketten.

An den Wänden werden immergrüne Zweige und bunte Blätter angebracht.

Überall hängen Mistelzweige und wenn ein Mann unter diesem ein Mädchen trifft, darf er es küssen.

Am 1. Dezember wird schon der Weihnachtsbaum aufgestellt.

Am Kamin hängen weihnachtlich verzierte mit Namen versehene lange Strümpfe.

Die Engländer sind Weltmeister im Weihnachtskarten schreiben und die erhaltenen Karten werden entweder am Kamin oder an einer quer durch das Zimmer gespannten Leine aufgehängt.

In der Vorweihnachtszeit ziehen viele Kinder von Haus zu Haus, um Christmas Carols (Weihnachtslieder) zu singen.

Dieser Brauch geht zurück auf frühere Zeiten, wo die armen Kinder vor den Häusern der Reichen sangen und um Gaben bettelten.

Das Familienfest dauert drei Tage.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember kommt Father Christmas oder auch durch den amerikanischen Einfluss, Santa Claus durch den Kamin.

Er füllt die Socken, bedient sich von dem für ihn bereitgestellten Teller mit Plätzchen, trinkt von der Milch und verschwindet wieder durch den Kamin, um mit seinem Rentierschlitten zum nächsten Haus zu fahren.

Am Morgen des 25. Dezembers werden dann, meist noch im Schlafanzug, die Geschenke ausgepackt.

Um 15.Uhr wird dann der Weihnachtsansprache der Queen gelauscht, die kein Engländer versäumt.

Dann wird mit Familie und Freunden eine richte Party gefeiert.

Während des Essen tragen sie Papierhüte und ziehen Knallbonbons.

Nach dem gefüllten Truthahn mit vielen Beilagen, gibt es den berühmten Plumpudding, der mit Rum übergossen und angezündet wird.

Wer die im Weihnachtskuchen versteckte Münze findet, hat einen Wunsch frei.

Am 26. Dezember besucht man dann Freunde und Bekannte.

Dieser Tag wird Boxing-Day genannt.

Früher haben die Lehrlinge an diesem Tag mit Boxen, Schachteln, Geld gesammelt.

In manchen Familien werden in Silber- oder Goldpapier eingewickelte Münzen aus Schokolade an die Kinder verschenkt.

angezündet wird.

Wer die im Weihnachtskuchen versteckte Münze findet, hat

einen Wunsch frei.

Am 26. Dezember besucht man dann Freunde und Bekannte.

Dieser Tag wird Boxing-Day genannt.

Früher haben die Lehrlinge an diesem Tag mit Boxen,Schachteln, Geld gesammelt.

In manchen Familien werden in Silber- oder Goldpapier eingewickelte Münzen aus Schokolade an die Kinder verschenkt.

 
 
 

 
Wichtelweihnacht

Klingelingeling, Klingelingeling!
Mit fröhlichem Gebimmel fährt der Schlitten über das Land.
Es ist ein schöner Tag.
Die Sonne hat ihre Strahlen ausgebreitet und lässt den Schnee glitzern und funkeln wie Diamanten.
Dächer, Bäume und Sträucher sehen aus als hätte ein Riese sie mit Puderzucker bestäubt.
Cherubim, der zum ersten Mal auf der Erde ist hätte sich so gerne alles angesehen, doch St. Nikolaus hat es eilig.
So viele Kinder müssen noch beschert werden, so viele Stiefel gefüllt.
Gerade fahren sie durch einen Wald und der kleine Engel wendet sich aufgeregt hin und her, übersieht einen Ast, erhält einen Schlag und purzelt vom Schlitten.
Der Schlitten ist längst weitergefahren und Nikolaus hat nicht bemerkt, dass sein kleiner Begleiter nicht mehr hinter ihm
sitzt.
Ein Häschen hoppelt neugierig näher.
Als Cherubim die Augen aufschlägt, springt es erschrocken zurück und beobachtet aus sicherer Entfernung den kleinen Gesellen.
Cherubim richtet sich auf und blickt sich verwundert um.
Er ist noch ganz benommen von dem Sturz.
Mühsam rappelt er sich auf.
Da erblickt er das Häschen.
He, du da, komm einmal her!“
Zögernd hüpft der kleine Hase näher.
Wo bin ich?“
Im Fürstenrieder Park.“
Hast du St. Nikolaus gesehen?“
Das Häschen schüttelt den Kopf.
Cherubim fährt sich verzweifelt durch die Locken.
Eine schöne Bescherung ist das. Wie finde ich den Nikolaus und wie komme ich ohne ihn nur in den Himmel zurück.
Ach was wird Petrus sagen.“
Ein Knirschen ist zu hören, als würden schwere Schritte durch den Schnee stapfen und schnell ist das Häschen verschwunden.
Ein großer bärtiger Mann taucht zwischen den Bäumen auf.
Nanu, Kleiner, „ brummt er, „was willst denn du so allein im Wald? Hast dich wohl verlaufen? Und dann noch barfuß und in dem dünnen Hemd, du wirst dich erkälten.“
Und ehe der Engel sich versieht, hat der große Mann seine Jacke ausgezogen, wickelt ihn hinein und trägt ihn in seine Hütte.
Dort wird er auf die Ofenbank gesetzt und während der Mann sich am Ofen zu schaffen macht, schaut sich der kleine Schelm neugierig um.
Der Alte bringt ihm nun eine Tasse Milch mit Honig und Cherubim schlürft dankbar das heiße Getränk.
Dann erzähle mal, wo kommst du her, bist wohl ausgerissen?“
will der Bärtige wissen.
Da gibt es nicht viel zu erzählen,“ meint Cherubim und gibt die leere Tasse zurück, „ich bin ein Engel, habe den Nikolaus auf die Erde begleitet und bin unterwegs vom Schlitten gefallen.“
Der alte Mann brüllt vor Vergnügen.
Hahahahaaaa, ein Engel will er sein, du hast ja eine blühende
Fantasie Bürschchen!“
Mit blitzenden Augen springt Cherubim auf und hebt sein Röckchen, so dass man die Flügel sehen kann.
Und, glaubst du mir jetzt!“
Der Mann verstummt und starrt mit offenem Mund auf das Gefieder.
Tatsächlich, ein Engel! Bürschchen du hast nicht gelogen!“
Er stützt den Kopf in die Hände und starrt vor sich hin.
Cherubim zupft ihn am Ärmel.
Hör mal, ich muss weiter. Vielen Dank auch für die Milch.“
Der kleine Engel springt hinunter und will zur Tür, doch da wird er gepackt und ehe er sich versieht, sitzt er wieder auf der Ofenbank.
So kannst du nicht gehen, warte einen Moment!“
Der Alte eilt zu einer Truhe, kniet sich auf den Boden und öffnet den Deckel.
Er beginnt zu kramen und alte Vorhänge, Stoffe, Kleider fliegen durch die Luft und landen auf dem Boden.
Endlich hat er gefunden, was er suchte.
Freudestrahlend bringt er Cherubim ein paar Stiefelchen, einen Mantel und ein Kappe.
Hier zieh` das an, die sind noch von meinem Jungen, er braucht sie nimmer. Er ist jetzt groß und wohnt in der Stadt.“
Eine Augenblick sieht der Mann ganz traurig aus.
Der Engel nimmt die Stiefel, schlüpft hinein und springt auf den Boden.
Vergnügt marschiert er durch das Zimmer. Sie passen!
Nachdem er sich den warmen Mantel angezogen und die Mütze über den Kopf gestülpt hat bedankt er sich bei dem Alten und bald stiefelt er durch den Wald.
Es ist inzwischen Abend geworden und sehnsüchtig denkt er an seine Freunde im Himmel, die gerade die Sterne putzen, damit sie schön blinken, wenn es dunkel wird.
Da Cherubim nie lange traurig ist, stapft er, ein fröhliches Lied pfeifend durch den Wald.
Stundenlang!
Inzwischen ist es stockfinster und müde und niedergeschlagen irrt er durch das Dickicht.
Sein ganzer Frohsinn hat ihn verlassen und trotz des Wintermantels ist ihm kalt und auch der Schnee dringt bereits durch die Stiefel.
Die alte Eule, die auf dem Baum sitzt, blickt gar kummervoll auf den kleinen Engel.
Wie gerne hätte sie ihm geholfen.
Ein Reh springt zwischen den Büschen hervor und Cherubim erschrickt und fängt zu laufen an.
Er achtet nicht wohin er tritt und plumpst auf einmal durch ein Loch im Boden.
Er rutscht einen langen steilen Weg hinunter und landet in einer kleinen Stube.
Etwas benommen richtet er sich auf und schüttelt den Schnee von seinem Mantel.
Zu seinen Füßen bilden sich kleine Pfützen.
Es ist angenehm warm hier drinnen und Cherubim sieht sich neugierig um.
Viel ist ja nicht zu erkennen, doch der Mond, der seinen Sturz beobachtet hat, rollt schnell über die Öffnung und beleuchtet die Stube.
Ein behaglicher Kachelofen verströmt angenehme Wärme.
Neugierig öffnet der Engel die Tür zu dem anderen Raum in welchem in vielen kleinen Betten Wichtelmännchen schlummern.
Einer davon mit einem langen weißen Bart und wohl der Älteste hat seinen Mund weit offen und schnarcht.
Leise, um die Schlafenden nicht zu stören, schleicht Cherubim zur Ofenbank und kuschelt sich in die Decke, die dort liegt.
Der gute alte Mond aber lächelt und wandert zurück zu den Sternen.
Als die Sonne am nächsten Tag kommt, um den Mond abzulösen, erzählt ihr der alte Geselle von Cherubims Abenteuer.
Schnell eilt die alte Dame zu der Höhle der Wichtel und kitzelt den schlafenden Engel an der Nase.
Hatschi!“ Cherubim muss niesen.
Guten Morgen, du Schelm. Man hört ja schöne Sachen von dir!“
Guten Morgen, Frau Sonne. Hast du St. Nikolaus gesehen?“
Ja, sicher, aber du weißt ja, dass er nie lange an einem Ort verweilen kann. Er macht sich übrigens große Sorgen um dich!“
Dies sagt die Sonne alles in sehr strengem Ton und Cherubim senkt beschämt den Kopf.
Na, na wird schon alles gut werden,“ murmelt diese, denn der kleine Nichtsnutz tut ihr leid.“
Plötzlich hört man das Trappeln kleiner Schritte und eins, zwei, drei … zwölf kleine Wichtel stürmen in die Küche und betrachten verwundert ihren kleinen Gast.
Wer bist du? Woher kommst du? Wie konntest du in unsere Höhle gelangen?“
So schwirren die Fragen durcheinander.
Ruhe!“ donnert Kalle der Älteste.
Wenn ihr alle so durcheinander brüllt, versteht niemand etwas und ihr erschreckt den Kleinen nur. Also wer bist du?“
Cherubim springt von der Ofenbank und stellt sich vor:
Ich bin Cherubim, der Engel, der diesmal St. Nikolaus auf die Erde begleitet hat, unterwegs fiel ich vom Schlitten und als ich durch den Wald irrte stürzte ich durch euren Kamin.“
Traurig sieht er die Wichtel an und in seinen Augen schimmern Tränen.
Und nun weiß ich nicht, wie ich St Nikolaus jemals finden soll und wie ich wieder zurück in den Himmel komme.“
Mitleidig versuchen die kleinen Männchen den Engel zu trösten und wieder ist es Kalle der Ordnung in den Wirrwarr bringt.
So, nun genug geweint! Wir wollen frühstücken!“ brummt er und wenig später sitzen alle vergnügt um den Tisch und genießen das Frühstück.
Es klopft an der Tür.
Knirps springt auf.
Das ist sicher Bambi!“
Er öffnet die schwere Eichentür und ein Reh trippelt graziös herein.
Guten Morgen, liebe Wichtel.“
Guten Morgen, Bambi!“ tönt es im Chor und Kalle reicht dem Gast ein Stückchen Zucker, das dieser genüsslich zerkaut.
Neugierig schweift der Blick der großen braunen Augen durch den Raum und bleibt an Cherubim hängen.
Wer ist denn das?“
Das ist Cherubim, der St. Nikolaus auf die Erde begleitet hat,“ stellt Kalle vor.
Bambi wirft graziös den Kopf zurück.
Ich habe bereits von Frau Eule gehört, dass St. Nikolaus durch den Wald gefahren ist und wieder hat er die Witwe Klaasen und ihre beiden Kinder vergessen.“
Kalle schmunzelt, „ keine Bange, diesmal haben wir vorgesorgt. Kommt mal mit ihr Beiden!“
Cherubim und Bambi folgen ihm in eine Nebenhöhle und bleiben staunend stehen.
Ein prächtiges Bild bietet sich ihren Augen.
Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht in einer Ecke und eine Menge Geschenke füllen den Raum.
Ein bunter Ball liegt neben einer wunderschönen Puppe, ein rotes Rennauto steht fahrbereit neben einem Schlitten, Handschuhe, Schals und Mäntel und Mützen sind daneben aufgetürmt.
Inzwischen sind nun die Wichtel in die Höhle gekommen und vergnügt wird nun der Schlitten mit all den Herrlichkeiten beladen.
Wenig später wandert die kleine Gesellschaft durch den Wald.
Bambi zieht den Schlitten durch den knirschenden Schnee.
Knirps wird voraus geschickt.
Leise schleicht er sich an das Fenster, hinter dem es noch dunkel ist, und späht durch die Scheibe.
Die Menschen scheinen noch zu schlafen, nicht ahnend, welch wunderbare Überraschung ihnen bevorsteht.
Die Tür knarrt leise, als die kleinen Geister in den ärmlichen aber sauberen Raum treten.
Sie verharren einen Moment und lauschen.
Dann wird schnell der Baum aufgestellt und die Geschenke darunter verteilt.
Hinter Büschen verborgen warten sie nun und bald hören sie einen Jubelschrei.
Mami, Mami, sieh nur!“ ruft aufgeregt der Junge.
Kalle gibt den anderen ein Zeichen und geschwind schleichen sie an das Häuschen und spähen neugierig durch das Fenster.
Die Witwe Klaasen steht vor dem Baum, die Hände zum Gebet gefaltet und Tränen laufen über ihre Wangen.
Der Junge hält mit glückseligen Augen das Rennauto in die Höhe und das Mädchen hat liebevoll die Puppe an sich gepresst.
Kalle muss sich schnell einige Tränen aus den Augen wischen.
Verflixt nun ist mir so eine Schneeflocke ins Auge gekommen.“ brummt er.
Auch die anderen wischen sich verstohlen über die Augen.
Da hebt das Mädchen plötzlich den Kopf und deutet zum Fenster.
Mutter, Karli seht nur!“ ruft es und deutet auf die kleinen Späher.
Husch! Ist die kleine Gesellschaft verschwunden und als gleich darauf die Tür des Häuschens sich öffnet und die Kinder heraus stürmen, sind die Wichtel schon auf dem Weg zu ihrer Höhle.
Irgendwie sind sie alle fröhlich gestimmt.
Es ist doch immer wieder ein schönes Gefühl, anderen eine Freude zu bereiten.
Und Cherubim verspricht, dass St. Nikolaus die Witwe und ihre Kinder nicht mehr vergessen wird.
Bambi nickt und meint.
Das wäre wirklich gut, doch nun komm, ich werde dich durch den Wald tragen.“
Voll Freude umarmt der Engel das Reh.
Er verabschiedet sich von den Wichteln und dann geht es quer durch den Wald.
Ein Klingeln weht durch die Bäume und auf einmal taucht der Schlitten auf.
Cherubim springt von Bambis Rücken und direkt in die ausgebreiteten Arme von St. Nikolaus.
Na, du kleiner Taugenichts, habe mir große Sorgen gemacht
 um dich, deshalb bin ich auch noch einmal umgekehrt. Außerdem hat mir Frau Sonne erzählt wo du bist.“
Erzählst du es auch nicht dem Petrus?“
Nikolaus lächelt.
Nein, das bleibt unser Geheimnis! Aber nun komm, ich habe deinetwegen schon viel Zeit verloren.“
Cherubim steigt glücklich auf den Schlitten, winkt dem Reh noch einmal zu und ab geht die Fahrt.


© Lore Platz



 

 

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Adventskalender Türchen 21

Manche Gestalten habe ich im Laufe der Jahre erschaffen, so auch den Wichtel Zwurrli, den ich ganz besonderns in mein Herz geschlossen habe.
Viel Spaß beim Lesen!







Zwurrli feiert Weihnachten


Der Wichtel Zwurrli setzte sich laut gähnend im Bett auf und wusste im ersten Moment nicht wo er war.
Dann fiel es ihm wieder ein.
Es hatte seit Tagen so heftig geschneit, dass sie ihre Wohnung unter der Wurzel des Birnbaums nicht mehr verlassen konnten.
Biggi hatte den Schnee vor der Tür weg gefegt und ihnen dann vorgeschlagen, die Wintertage doch im Schuppen zu verbringen.
Der lange Kerl hatte schon vor einigen Wochen die Wände des Schuppens isoliert, wie Biggi das nannte, damit es Susi mit ihren Kindern Annabell und Gustav schön warm hatte.
Kaspar, der ja eigentlich während des Winters im Haus schlafen durfte, war zu seiner Adoptivfamilie in den Schuppen gezogen.
Der lange Kerl hatte auch für Orlando, den Igel eine Kiste gezimmert, in der er seinen Winterschlaf halten konnte.
Als Biggi nun vorschlug, dass sie zu ihren Freunden in den Schuppen ziehen sollten, waren sie sofort einverstanden.

Nur Großvater Knorrwurzel, der seit kurzem bei ihnen wohnte, war dagegen.
Ein echter Wurzelwichtel wohnt unter den Wurzeln eines Baumes und nicht bei den Menschen!“ hatte er gewettert.
Donar hatte wie immer den Kopf eingezogen, wenn sein Vater schimpfte, doch Fuchsia hatte die Hände in die Seiten gestemmt und gefaucht:
Deshalb wohnst du jetzt ja auch bei uns, weil du allein in deiner Wohnung im Wald nicht mehr zurecht kommst.
Wir werden in den Schuppen ziehen, solange das Wetter so schlecht ist, pasta! Du kannst ja hier bleiben und dich einschneien lassen!“
Donar hatte seine Frau bewundernd angesehen, er hätte niemals den Mut gehabt seinem Vater zu widersprechen.
So hatten sie also gestern ihre Sachen zusammengepackt und waren in den Schuppen gezogen und der Opa war, wenn auch murrend mitgekommen.
Biggi hatte in einem Spielwarengeschäft hübsche kleine Möbel besorgt und ihnen eine kleine Wohnung in der Ecke gebaut.
Opa Knorrwurzel hatte wieder gegrummelt, dass ein echter Wurzelwichtel unten zu den Wurzeln gehört, hatte es sich aber sofort in dem bequemen Ohrensessel gemütlich gemacht.
Zwurrli schlüpfte leise aus dem Bett, denn selbst die kleinen Katzen schliefen noch.
Nachdem er sich warm angezogen hatte verließ er den Schuppen durch die kleine Tür, die Biggi „Katzenklappe“ genannt hatte.
Über Nacht war wieder Schnee gefallen, aber Zwurrli liebte es, durch den Schnee zu laufen, wenn er auch manchmal einsank.
Gerade ging der lange Kerl pfeifend zur Straße. Im Winter fuhr er mit dem Zug zur Arbeit.
Zwurrli huschte schnell zum Haus und kratzte an der Tür.
 
 
Gleich darauf ließ seine Menschenfreundin ihn herein und wohlige Wärme umfing ihn.
Er folgte ihr in die Küche, in der es herrlich duftete.
Auf dem Tisch lagen viele Blätter und der Wichtel kletterte hurtig am Stuhlbein hinauf und sprang dann auf den Tisch.
Aufmerksam betrachtete er die bunt bemalten Blätter.
Aber das bin ja ich!“
Biggi, die gerade ein Marmeladenbrot in ganz kleine Stück schnitt und in eine Puppentasse Milch goss, kam an den Tisch.
Sie räumte die Blätter beiseite und stellt das Frühstück vor den Wichtel, der es sich schmecken ließ.
Ich arbeite gerade an einem Bilderbuch. Morgen habe ich Abgabetermin, damit es bis Weihnachten noch fertig wird.“
Und in dem Buch komme ich vor?“
Ja, du und deine Familie feiert Weihnachten bei mir und Ricky in dem Buch, ach und auch der Onkel Theobald feiert mit.“
Die junge Frau zog ein Blatt hervor, auf dem der Professor zu sehen war.
Zwurrli kicherte als er seinen Freund sah.
Was ist eigentlich Weihnachten?“
Nun am 24. Dezember feiern wir die Geburt von Jesus Christus, der einst auf die Erde kam, um die Welt zu retten.
Und da wir deshalb so glücklich sind, stellen wir an diesem Tag einen schönen leuchtenden Tannenbaum in unser Zimmer und die Kinder werden von dem Christkind beschenkt, denn das freut sich, dass wir seinen Geburtstag so schön und festlich feiern.
Und die Erwachsenen beschenken sich gegenseitig, da sie besonders an diesem Tag daran erinnern wollen wie lieb sie sich haben.
Zwurrli hat den letzten Krümmel gegessen und trank nun einen großen Schluck seiner Milch.
Biggi fuhr flink mit dem Stift über ein weißes Blatt Papier und der Wichtel staunte, als er einen großen geschmückten Baum sah und darunter waren er und seine Familie zu sehen und selbst Opa Knorrwurzel stand mit grimmigen Gesicht etwas abseits.
Seine Menschenfreundin malte nun alles mit Buntstiften aus, dann hob sie es hoch, damit der Wichtel es besser sehen konnte.
Denkst du, dass ihr gemeinsam mit uns Weihnachten feiern könntet?
Außerdem würde ich mich freuen, wenn Ricky euch endlich auch kennen lernen würde.“
Zwurrli besah sich das hübsche Bild und nickte.
Ehe er sich versah hatte Biggi ihm einen Kuss gegeben und jubelte:
Dann weiß ich auch schon das Ende meiner Geschichte und kann sie morgen zum Verlag bringen!“
Sie sammelte die Blätter und legte sie beiseite.
Hilfst du mir das Frühstück für deine Familie zu bereiten? Denkst du deinem Opa würde ein Grießbrei schmecken?“
Zwurrli kicherte und meinte listig, wenn du einen Klecks deiner leckeren Erdbeermarmelade darauf gibst.“
Leckermaul!“ grinste Biggi.
Später dann brachten sie die Mahlzeit zum Schuppen. Fuchsia hatte bereits den Tisch gedeckt und der Großvater hatte als erstes seinen Teller leer, was ihn aber nicht hinderte immer wieder einen zornigen unfreundlichen Blick zu Biggi hinüber zu werfen, die gerade die Katzen fütterte.
Nachdem die junge Frau noch nach dem schlafenden Igel gesehen hatte verließ sie den Schuppen.
Zwurrli aber berichtete seiner Familie, dass sie zum Weihnachtsfest bei den Menschen drüben im Haus eingeladen waren.
Alle freuten sich, nur der Opa maulte wieder:
Unfug, Wurzelwichtel habe bei den Menschen nichts verloren!“
Doch niemand achtet auf ihn, so zog er sich schmollend auf seinen Sessel zurück und paffte sein Pfeifchen.
Biggi hatte das fertige Bilderbuch zum Verlag gebracht und die versprachen es pünktlich zum Weihnachtsverkauf in die Geschäfte zu liefern.
Nun konnte die junge Frau mit den Vorbereitungen zu dem ungewöhnlichen Weihnachtsfest beginnen.
Ricky erzählte sie natürlich nicht, dass außer Onkel Theobald auch die Wichtelfamilie kommen würde.
Wie sie sich auf sein Gesicht freute, denn oft genug hatte er sie wegen den Wichteln verspottet.
Zuerst galt es Geschenke zu besorgen, dass erledigte sie immer schon vor dem ersten Samstag zum Advent, denn da konnte man noch durch die Geschäfte schlendern ohne erdrückt werden.
Für Onkel Theobald fand sie einen großen Bildband über Botanik. Dazu noch einen warmen weichen Kaschmirschal und passende Handschuhe.
Ricky bekam eine neue Aktentasche, denn seine sah schon recht schäbig aus, dazu einige Romane seines 
Lieblingsschriftstellers.
Und dann betrat sie freudig erregt das große Spielwarenhaus.
Die Verkäuferin, die sie das letzte Mal bedient hatte erkannte sie sofort wieder und kam freudestrahlend auf sie zu.
Guten Tag, haben ihrer Tochter die Puppenmöbel gefallen?“
Biggi wurde etwas rot.
Haben sie auch Puppenkleider?“
Welche Größe?“
Biggi zeigte mit beiden Händen die Größe der Wichtel an.
Bald stand sie an einem Stand mit einem riesigen Sortiment von Kleidungsstücken, von Unterwäsche bis Schuhe gab es alles.
Der Einkaufskorb wurde immer voller.
Selbst ein Pelzmantel für Fuchsia war dabei und für jeden ein paar pelzgefüttert Stiefel und für den Opa noch ein paar flauschige Pantoffel.
Zuhause wurden die Geschenke gut versteckt.
In der Adventszeit durften Zwurrli und seine Geschwister beim Plätzchen backen helfen. War das ein Gekicher und Vergnügen und ein Chaos in der Küche.
Aber alle hatten eine Menge Spaß.
Ihre Menschenfreundin hatte jedem einen Fingerhut zum Ausstechen gegeben und so entstanden ganz kleine Plätzchen.
Natürlich durften sie auch beim Verzieren der großen Plätzchen helfen und dabei kamen die lustigsten Kreationen zustande.
Anschließend bekamen sie für jeden Wichtel ein Plätzchen mit, der Rest kam in großen Dosen.
Klein und Groß schön getrennt.
Der Opa freute sich ganz besonders immer, wenn seine Enkel mit einem der leckeren Kekse für ihn zurückkamen, aber das hätte er um nichts in der Welt zugegeben.
Am heiligen Abend saß Biggi im Schneidersitz neben dem Christbaum und ließ ihren Blick liebevoll durch das Zimmer gleiten.
Neben ihr lag Susi und schnurrte behaglich unter ihrer streichelnden Hand.





Kasper lag vor dem Kamin und beobachtete seine beiden Adoptivkinder, die versuchten das Wollknäuel zu erhaschen, das Onkel Theobald vor ihnen baumeln ließ. Fuchsia bewunderte immer wieder ihren Pelzmantel, während Donar mit Trollo und Tauperle das Kricketspiel ausprobierte.
Opa Knorrwurzel betrachtete glückselig seine neuen Pantoffel und wendete die Füße hin und her vor Behagen.
Als er ihren Blick spürte verfinsterte sich sein Gesicht.
Biggi schmunzelte und sah hinüber zu ihrem Mann, der mit Zwurrli auf dem Sofa saß, scheinbar in eine ernsthafte Unterhaltung verstrickt.
Sie musste grinsen, als sie an den entsetzten Blick ihres Mannes dachte, wie sie mit der Wichtelfamilie ins Wohnzimmer marschierte.
Zärtliche umfasste ihr Blick alle ihre Lieben und dann strich sie leicht über ihren Bauch.
Nächstes Weihnachten würde ihr kleine Familie sich um ein
Mitglied vergrößern.
Ja Ricky würde heute noch eine Überraschung bevorstehen.

© Lore Platz 

W
 

 
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Mittwoch, 20. Dezember 2023

Adventskalender Türchen 20

 

Inge Lasota
 

 

Der Stern, der vom Himmel fiel


Tinchen war ein kleiner Stern. 

Er war keiner der wichtigen Sterne bei denen die 

Sternengucker auf der Erde in Verzückung gerieten.

Nein, Tinchen war nur ein kleiner unwichtiger Stern 

unter Millionen Sternen.

Aber er war glücklich und freute sich wenn er in der 

Nacht sein Licht anknipsen durfte und er hing an 

einem ganz besonderen Platz, direkt neben dem 

großen Himmelstor.

Hier war immer etwas los.

Wenn er im Morgengrauen sein Licht ausknipste und 

Frau Sonne ihre Kinder auf die Erde schickte, 

stolperte über die Milchstraße das Sandmännchen 

müde und verschwand hinter dem Tor, um möglichst 

schnell in sein Bett zu kommen.

Kurze Zeit später purzelten dann die Engel kichernd 

und lachend an ihm vorbei, die die Engelsschule 

besuchten.

Tinchen liebte die pausbäckigen immer fröhlichen 

Gesellen.

Besonders um die Weihnachtszeit war es am 

schönsten.

Die Engel sangen, während sie hämmerten, klopften, 

nähten und backten.

Der Duft nach Plätzchen umschmeichelte Tinchens 

Nase und sie schloss verzückt die Augen.

Aufregend und hektisch wurde es jedes mal wenn der

Schlitten des HL. Nikolaus bepackt wurde.

Und eines Tages geschah ein großes Unglück.

Da sie zu spät waren, nahm Rupprecht die Kurve zu 

scharf, als er das Himmeltor verließ und traf Tinchen 

mit der Kufe und diese fiel und fiel und fiel in die 

Finsternis.

Hart schlug sie auf. 

Vorsichtig öffnete der kleine Stern die Augen und sah 

sich staunend um. 

Er lag im Schnee neben einigen großen grauen 

Mülltonnen.

Es raschelt und eine Maus kam mit ihren drei Kindern 

an getrippelt.

Sie beschnupperte das seltsame Ding.

Mama, was ist das fragen die Kinder.“

Ich weiß es nicht,“ wieder schnuppert Mama Maus 

Tinchen nieste und kicherte.

Lass das, das kitzelt!“

Erschrocken sprang die Maus zurück und ihre Kinder 

schmiegten sich Schutz suchend an sie.

Habt keine Angst!“

Wer bist du?“

Ich bin ein Stern und gestern Abend noch leuchtete 

ich am Himmel, leider wurde ich von Nikolaus 

Schlitten getroffen und nun liege ich hier auf der 

Erde.“

Tinchen ließ ihr Licht leuchten und die kleinen Mäuse 

jubelten, „oh wie schön!“

Zutraulich kamen sie näher und Tinchen erzählte 

ihnen vom Himmel.

Plötzlich hob Mama Maus die Nase und rief warnend.

Kater Carlo kommt, schnell versteckt euch!“

Blitzschnell verschwanden die Mäuse zwischen den 

Tonnen und durch ein Loch in der Mauer.

Neugierig sah Tinchen dem Kater entgegen, der mit 

hoch erhobenen Kopf und Schwanz über den Hof 

schlenderte, als würde er ihm gehören.

Nun hatte er die Mülltonnen erreicht und schnupperte 

an der Stelle an der die Mäuse verschwunden waren.

Missmutig wandte er sich ab. 

Da erblickte er Tinchen.

Neugierig beugte er sich hinunter und Tinchen 

kicherte, als seine Barthaare sie kitzelten.

Geh weg du Ungetüm!“

Das komische Ding kann ja sprechen?“

Ich bin kein komisches Ding, ich bin ein Stern!“

Pah, Sterne hängen am Himmel und liegen nicht im 

Schnee!“

Naja, aber ich bin halt heruntergefallen, als die Kufe 

von Nikolaus Schlitten mich traf.“

Carlo wandte den Kopf und seine Augen wurden zu 

Schlitzen.

Ich denke wir sollten hier verschwinden, da kommen 

die grässlichen Jungen, spring auf meinen Rücken, du 

kannst mir ja später erzählen, wie du auf die Erde 

gekommen bist, aber im Moment ist es hier für uns 

beide gefährlich.“

Mit Tinchen auf dem Rücken sauste er Hacken 

schlagend über den Hof verfolgt von den grölenden 

Jungen.

Aufatmend lehnte sich der Kater an eine Hausmauer 

und Tinchen glitt von seinem Rücken.

Die hätten wir abgehängt!“ grinste der kleine Stern, 

dem das ganze riesigen Spaß gemacht hatte.

Ein grollendes Geräusch aber ließ ihn zusammen 

fahren und ängstlich sah er sich um.

Was war den das?“

Carlo wird etwas rot und meinte verlegen.

“Mein Magen, ich habe Hunger.“

Ich habe nie Hunger.“

Na dann sei froh, ich schon und zwar gewaltigen, 

aber ich weiß wo wir hingehen können, komm, steig 

auf.“

Wieder geht es durch verschiedene Straßen. 

Vor einem großen Gebäude auf dessen Hof viele 

Kinder herumtollen bleibt Carlo stehen.

Wo sind wir?“

Das ist eine Schule und da drüben, das Mädchen mit 

der roten Mütze ist meine Freundin Annegret. 

Die teilt immer ihr Pausenbrot mit mir.“

Eine Schule, wie schön, im Himmel gibt es auch eine 

Engelsschule.“

Ach ich dachte Engel sitzen nur auf den Wolken und 

zupfen auf so einem komischen Ding und singen.“

Tinchen lachte herzlich.

Du meinst eine Harfe, viele Menschen glauben das.

Nein die Engel singen und lachen gerne, aber sie 

müssen auch lernen.“

Carlo zuckte nur mit den Schultern, denn er hatte 

Annegret entdeckt, die zu ihnen herüberkam.

Schnurrend strich er um ihr Beine, das Mädchen 

streichelte ihn und warf ihm einige Stücke ihres 

Pausenbrot hin. Während der Kater gierig fraß, 

betrachtete Tinchen das Mädchen.

Hallo, ich bin Tinchen.“

Du kannst sprechen?“

Annegret streckte die Hand aus und der Stern sprang 

hinauf und nun erzählte sie dem Mädchen wie sie auf 

die Erde gekommen ist.

Carlo, der sich inzwischen geputzt hatte, meinte,

frag Annegret, ob du mit ihr kommen kannst, es ist 

viel zu gefährlich hier unten für dich und ich kann 

nicht immer auf dich aufpassen.“

Tinchen schluckte.

Carlo lässt fragen, ob ich mit dir kommen darf, da es 

hier auf der Erde zu gefährlich für mich ist.“

Annegret sah den Kater lächelnd an.

Carlo heißt du, schön, dass ich das jetzt weiß. 

Gerne nehme ich deine kleine Freundin mit nach 

Hause.“

Wie staunte Tinchen, als sie Annegrets zuhause sieht. 

Überall war weihnachtlich geschmückt,ein großer 

Adventskranz stand in der Küche auf dem Tisch und 

an den Wänden hingen selbstgebastelte Strohsterne, 

verziert mit roten Bändern.

Nun begann für den kleinen Stern eine schöne, 

aufregende Zeit.

Während Annegret vormittags in der Schule war, 

versteckte sich Tinchen in deren Zimmer.

Nachmittags aber durfte sie gut verwahrt in der 

Tasche des Schneeanzugs das Mädchen begleiten, 

wenn es mit ihren Freunden auf dem Schlitten den 

Berg hinab sauste, oder über den zugefrorenen See 

mit den Schlittschuhen glitt.

Besonders schön war es abends, wenn sie auf dem 

Kopfkissen in Annegrets Bett lag und sie bis spät in 

die Nach quatschten. 

Das Mädchen wollte alles über ihr Leben im Himmel 

hören. Doch je mehr Tinchen erzählte, umso größer 

wurde ihr Heimweh.

Und als Annegret schlief, setzte sich der kleine Stern 

auf die Fensterbank und während er hinauf in die 

sternenklare Nacht sah, liefen die Tränen über sein 

Gesicht.

Eines Tages, es war kurz vor Weihnachten hörte 

Tinchen eine Autotür schlagen und sah wie Annegrets 

Papa eine ältere Dame ins Haus führte.

Das war wohl die Oma, von der das Mädchen schon 

seit Tagen erzählte.

Es war schon dunkel als Annegret in ihr Zimmer kam.

Entschuldige Tinchen, aber Oma Betty ist gekommen 

und wir hatten so viel zu erzählen.“

Ja, ich habe sie heute Morgen ankommen sehen, sie 

scheint sehr nett zu sein.“

Annegret warf ich aufs Bett und erzählte dem Stern 

von ihrer geliebten Oma.

Als Tinchen später in den dunkel Himmel hinauf sah, 

war ihr das Herz so schwer und Tränen liefen ihr über 

das Gesicht.

Warum weinst du?“

Annegret verließ ihr Bett und setzte sich neben den 

Stern auf die Fensterbank.

Eine Weile sahen sie schweigend in die dunkle Nacht, 

doch dann gestand Tinchen schluchzend ihre 

Einsamkeit und ihr Heimweh und ihre Angst nie 

wieder in den Himmel zurückzukehren.

Am nächsten Tag konnte sich Annegret in der Schule 

kaum konzentrieren immer wieder überlegte sie wie 

man Tinchen nur helfen könnte, dann hatte sie eine 

Idee.

Sie konnte es kaum erwarten, bis die Schule zuende 

war und lief ohne auf ihr Freundinnen zu achten nach 

Hause.

Sie stürzte durch die Tür, warf den Mantel auf die 

Ablage, schlüpfte aus ihren Stiefeln, und raste die 

Treppe hinauf.

Die Oma und die Mutter sahen sich an und lachten.

Weihnachtsgeheimnisse,“ murmelte die Oma.

Tinchen erschrak, als Annegret die Tür aufriss, hinter 

sich ins Schloss fallen ließ und sich atemlos auf die 

Fensterbank setzte.

Was ist geschehen?“

Das Mädchen wedelte mit den Armen, denn es konnte 

noch nicht sprechen.

Grinsend wandte sich der kleine Stern ab und sah 

wieder hinaus.

Ich habe eine Idee, wer dir helfen kann, dass du 

wieder nach Hause kommst.“

Wer?“

Meine Oma.“

Aber sie ist ein Mensch und du hast gesagt, dass es 

besser ist, wenn die Mensch mich nicht sehen.“

Ach meine Oma ist keine Gefahr und sie wird dich 

auch nicht verraten. Aber es gibt keinen klügeren 

Menschen als sie. Glaub mir sie findet einen Weg, wie 

du zurück in den Himmel kommen kannst.“

Annegret!“

Ich muss zum Mittagessen, danach legt Oma sich 

immer hin, aber sobald sie wieder wach ist gehen wir 

zu ihr.“

So lange ist den beiden noch nie die Zeit geworden. 

Immer wieder schlich sich das Mädchen zu Omas 

Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür, um enttäuscht 

festzustellen, dass die alte Frau immer noch die 

Augen geschlossen hatte.

Doch Oma Betty hatte den heimlichen Besucher 

längst bemerkt und als Annegret wieder leise die Tür 

öffnet,rief sie fröhlich.

Komm schon herein, ich bin wach!“

Vorsichtig schleicht Annegret ins Zimmer und lässt 

sich zu Füßen ihrer Oma nieder.

Lange weiß sie nicht wie sie beginnen soll, dann 

streckte sie die Hand aus und Tinchen sprang darauf.

Die Oma zuckte zurück.

Was ist das? Ein neues elektronisches Spielzeug.“

Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf.

Das ist ein Stern vom Himmel.“

Und die beiden erzählten nun der alten Frau Tinchens 

Geschichte.

Oma Betty lehnte sich zurück und murmelte nur:

Na sowas, na sowas,“

Kannst du uns helfen, Oma?“

Diese schloss die Augen.

Nun ist sie wieder eingeschlafen?“ flüsterte Tinchen.

Nein, sie denkt nach.“

Und wenn ihr beide ruhig wärt, dann könnte ich 

besser nachdenken.“

Still war es im Zimmer, man hörte nur das 

gleichmäßige Ticken der Uhr.

Oma Betty öffnete die Augen.

Ich habe eine Idee.“

Erwartungsvoll sahen sie die zwei an.

Am 23. um Mitternacht kommt doch das Christkind 

mit seinen Engel auf seinem Schlitten, um die 

Geschenke unter den Baum zu legen. 

Ich werde zusammen mit dem Stern im Wohnzimmer 

auf es warten und Tinchen kann dann mit dem 

Christkind zurück zum Himmel fahren.

Jubelnd fiel Annegret ihrer Oma um den Hals und 

Tinchen schmiegte sich dankbar an die Wange der 

alten Frau.

Schon gut , schon gut,“ brummte die alte Frau, „nun 

verschwindet, ich will noch ein bisschen ruhen.“

Annegret und Tinchen vergingen die nächsten Tage 

viel zu langsam, doch endlich war der 23. Dezember 

da.

Als die Eltern schliefen, schlich sich das Mädchen in 

Omas Zimmer.

Darf ich auch mitkommen?“

Nein, dann würde das Christkind gar nicht kommen, 

Kinder dürfen es nicht sehen.“

Annegret umarmte Tinchen, dann ging sie in ihr 

Zimmer und war bald eingeschlafen.

Oma Betty und der kleine Stern setzen sich im 

Wohnzimmer in den großen Lehnstuhl und bald waren 

sie auch eingeschlafen.

Tinchen wurde wach als die Tür sich leise öffnete und 

die Englein huschten herein, jedes ein Geschenk in 

den Händen.

Hinter ihnen erschien das Christkind und der kleine 

Stern erzählte ihm seine Geschichte.

Das heilige Kind lächelte liebevoll, nahm den kleinen 

Stern an der Hand und beugte sich über die alte Frau 

und strich sanft über deren Stirn.

Morgen wird sie alles vergessen haben,“ flüsterte sie 

und dann verschwanden alle so lautlos so wie sie 

gekommen waren.


Auch Annegret konnte sich am nächsten Tag nicht 

mehr an den Stern erinnern, denn in der Nacht hatte 

das Sandmännchen den Zauber des Vergessens über 

sie gestreut.


Tinchen aber hing wieder am Himmel und strahlte 

heller als vorher. Knecht Ruprecht hatte sich bei ihr 

entschuldigt und fuhr in Zukunft vorsichtiger um die 

Kurven.


(Lore Platz)