Freitag, 26. April 2024

WOCHENENDE

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und  freue mich, dass der launische April bald sein Zepter an den Mai abgeben muss.

 

 


Der Monat April, der den Frühling uns verspricht, sehr schön aus meiner Sicht.

Wollen wir ihn aber nicht zu früh loben, denn er glaubt, alles Gute kommt von oben. 

Ob Regen oder Sonnenschein, alles kann sein.

Auch mit der Wärme kommt er manchmal durcheinander, er sagt, auch frostig sein, dass kann er.

Bei allem Ungewissen in dieser Zeit, sind wir doch für alles Schöne bereit!

 

@"Irmgard Brüggemann"

 

 

    (c) Inge Lasota

 
Die Prinzessin mit den goldenen Haaren


In einem fernen Land lebte einst ein Königspaar, das sich unbedingt ein Kind wünschte. Doch die Jahren vergingen und ihr Wunsch wurde nicht erfüllt.
Doch dann, als sie bereits alle Hoffnung aufgegeben hatten bekam die Königin ein Mädchen.
Sie nannten es Sonja und baten die Fee Sternenstaub, zur Patin des Kindes.
Sternenstaub legte dem Kind drei Gaben in die Wiege,
Schönheit, Verstand, sowie ein mitfühlendes Herz.
Jeden Tag, als das Kind heranwuchs wurde es schöner und die Leute staunten und jubelten und freuten sich an ihrer schönen Prinzessin.
Ihre blonden Locken leuchteten im Sonnenschein wie Gold und die Menschen ringsum riefen „Aaah“ wenn sie es sahen.
Jeden Tag bekam die Kleine zu hören, wie wunderschön sie doch sei und ihre vernarrten Eltern konnten ihr keinen Wunsch abschlagen.
So wurde aus dem liebenswert veranlagten Mädchen mit der Zeit ein kleiner Tyrann, der oft selbstverliebt vor dem Spiegel stand.
Kein Wunder, dass die beiden anderen Gaben der Fee verkümmerten.
Wieso sollte sie auch ihren Verstand benutzen, wenn sie doch mit einem Strahlen ihrer schönen Augen oder ihrem liebreizendem Lächeln alle Wünsche erfüllt bekam.
Und wie konnte sie ihr mitfühlendes Herz erkennen, wenn doch um sie herum alles Licht und Schön war und dass es
auch ein Elendsviertel in dem reichen Königreich gab, das bekam sie nie zu sehen.
Sonja war inzwischen zehn Jahre alt.
Eben saß sie im Schulzimmer und sah gelangweilt ihrem Hauslehrer Herrn Kantor zu, wie er einige Sätze auf die Tafel schrieb.
Da wurde die Tür geöffnet und das Königspaar trat ein, einen zärtlichen Blick auf ihr Töchterchen gerichtet, die sofort freudig aufsprang.
Nun Herr Kantor, quälen sie die liebe Sonja nicht länger, wir wollen sie zu einem Spaziergang in die Stadt mitnehmen.“
Der Lehrer verneigte sich stumm.
Seine Schülerin besaß einen schnellen klugen Verstand, aber sie war ausgesprochen faul und dies wurde von den Eltern auch noch unterstützt.
So meinte er denn auch.
Verzeiht Majestät, die Prinzessin beherrscht das Lesen noch sehr schlecht, kaum dass sie das Alphabet kann. Es wäre doch gut, die Unterrichtsstunde einzuhalten.“
Der König winkte ab. „ Was muss mein Kind denn Lesen können, sie kann sich doch eine Vorleserin engagieren.“
Und schon hüpfte Sonja vergnügt zwischen ihren Eltern hinaus.
An der Tür aber drehte sie sich um und streckte dem Lehrer unartig die Zunge heraus.
Der König und sein Gefolge wanderte über den Markt, ehrfurchtsvoll von den Leuten begrüßt und als die Sonne gerade hinter einer Wolke hervor blinzelte und die Haare der Prinzessin in goldenes Licht tauchte, da ging ein lautes
Aaaah“ durch die Menge.
Eine dicke Bauersfrau mit einem Korb im Arm drängte sich nach vorn, machte einen Knicks und reichte der Prinzessin einen Schmalzkringel.
Diese nahm ihn dankend mit spitzen Fingern entgegen.
Sie verzog leicht das Gesicht und biss vorsichtig hinein.
Er schmeckte ihr gar nicht und unauffällig warf sie ihn weg.
Aus den Augenwinkel bemerkte sie ein kleines Mädchen, das sich blitzschnell bückte und den Kringel aufhob, bevor ihn ein streunender Hund erwischen konnte, der nun mit eingezogenen Schwanz zur Seite trat.
Sonja runzelte die Stirn und trat zu dem ärmlich gekleideten Mädchen.
Was willst du mit meinem Kringel?“
Ihr habt ihn doch weg geworfen und ich will ihn mit nach Hause nehmen und mit meiner Mutter und Oma teilen.“
Kauf dir selbst einen Kringel,“ meinte die Prinzessin patzig, nahm ihr das Gebäckstück aus der Hand und warf es dem Hund zu, der es schnappte und damit davon lief.
Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen, dann wandte es sich um und ging langsam davon.
Sonja aber ging zurück zu ihren Eltern.
Ein wenig komisch war ihr doch zumute, doch als sie wieder mit bewundernden Reden umschmeichelt wurde, vergaß sie das kleine Mädchen.
Die Fee Sternenstaub aber hatte oben in ihrem Wolkenschloss alles beobachtet.
Was Unvernunft und blinde Liebe aus einem so reizendem Menschenkind doch gemacht hatten, Zeit, dass sie eingriff.
Mitten in der Nacht stand sie vor dem Bett der Prinzessin und betrachtete die friedlich Schlafende, die mit leicht geröteten Backen wie ein kleiner Engel aussah.
Die Fee streckte die Hand aus und ließ Sternenstaub über das Kind rieseln.

Als Sonja erwachte sah sie direkt in die schwarzen runden Augen einer Ratte, deren spitze Nase direkt vor ihrem Gesicht war.
Entsetzt schrie sie auf und das Tier ergriff die Flucht.
Aber wo war sie nur, sie lag direkt unter einem Holztisch.
Als sie darunter hervor kroch, merkte sie, dass sie auf dem Markt war.
Obwohl die Sonne erst den Rand des Horizonts erreicht hatte, herrschte hier schon emsiges Treiben.
Die Bauern waren in die Stadt gekommen um ihre Waren anzubieten und breiteten sie auf den Tischen aus.
Sonja ging auf einen der Männer zu und fragte:
Guten Tag, können sie mich bitte zum Schloss bringen?“
Diese sah sie verdutzt an, dann lachte er dröhnend:
Seht euch diesen Dreckspatzen an, redet wie eine Prinzessin, verschwinde Mädchen, vergraulst mir nur die Kundschaft.“
Sonja ging weiter und dann stieg ihr ein köstlicher Duft in die Nase und sie verspürte ein komische Grummeln im Magen.
Sie entdeckte die Bäuerin mit den Schmalzkringeln, die sie gestern so verächtlich in den Schmutz geworfen hatte.
Wie gern hätte sie nun einen davon.
Beherzt trat sie zu der Frau und bat: „Kann ich bitte einen Schmalzkringel haben?“
Hast du Geld?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
Dann verschwinde!“ Und sie wandte sich an die Frau die ihren Stand neben ihr hatte und meinte: „Jetzt kommen die aus dem Elendsviertel auch schon zum Betteln. Eine Schande ist das!“
Sonja aber schlich sich traurig davon und dann stand sie vor dem Schloss.
Die Wachen versperrten ihr den Weg!
Aber ich bin doch Prinzessin Sonja!“ rief sie verzweifelt.
Die Wachen wollten sich ausschütten vor Lachen.
Wann hast du zuletzt in den Spiegel geguckt!“
Da drehte sich das Mädchen um und lief wie gehetzt davon.
Sie erreichte einen Wald und ließ sich atemlos ins Moos
sinken.
Dann begann sie bitterlich zu weinen.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und eine freundliche Stimme fragte: „Warum weinst du denn?“
Und als sie aufblickte stand das Mädchen vor ihr, dem sie so übel mitgespielt hatte.
Traurig erzählte sie, dass sie hungrig sei, aber jeder sie weg geschickt hat.
Das kenne ich, allen hier geht es so gut, dass sie gar nicht wissen was Hunger ist.“
Sie drückte ihr ein Stück altes Brot in die Hand und gierig aß die Prinzessin und es schmeckte ihr besser als das köstlichste Gericht aus der Schlossküche.
Das Mädchen hielt ihr dann noch den Korb mit Beeren, die sie gerade gepflückt hatte ,hin.
Dann nahm sie Sonja mit zu sich nach Hause.
Und die Prinzessin sah erschrocken um sich, als sie durch die ungepflegten Straßen gingen und an den halb verfallenen Häusern vorbei kamen.
Wer wohnt denn hier?“
Die Invaliden und Hinterbliebenen!“ sagte das Mädchen Erika bitter.
Sie haben für das Vaterland alles gegeben und das ist der Dank des Königs.“
Aber der König ist doch ein guter Mensch!“
Ja, er hat uns auch eine Rente versprochen, aber es inzwischen vergessen. Er ist viel zu vernarrt in seine verzogene Tochter, dass er alles Andere ringsum vergisst.
Aber nun komm, wir sind da.“
Sonja betrachtete die saubere ärmliche Stube.
Eine alte Frau saß auf einem Stuhl am Fenster und hielt das Gesicht der Sonne entgegen.
Als sie den Kopf wendete, bemerkte die Prinzessin, dass sie blind war und verspürte ein komisches Gefühl auf einmal im Herzen.
Zum ersten Mal empfand sie Mitleid.
Warum ist deine Großmutter blind?“
Vom vielen Weinen, denn sie hat zwei Söhne im Krieg verloren, der eine war mein Vater.“
Da trat Sonja zu der alten Frau und strich ihr zart über die Wange.
Guten Tag, ich bin Sonja.“
Die alte Frau lächelte.
Du heißt ja wie unsere Prinzessin, aber ich spüre du hast ein gutes Herz und bist nicht so verzogen wie diese.“
Sonja senkte den Kopf und war froh, dass die Blinde nicht sehen konnte wie sie rot vor Scham wurde.
Sie begrüßte nun Erikas Mutter und obwohl diese Leute bitterarm waren, teilten sie ihr karges Essen mit ihr.
Und die Prinzessin staunte auch wie zufrieden und fröhlich sie waren und wie liebevoll sie miteinander umgingen, obwohl sie doch so arm waren.
Sie ging auch mit Erika und ihrer Mutter mit zu einem Bauern, um dort bei der Ernte zu helfen.
Obwohl ihr am Abend jeder einzelne Muskel schmerzte, war sie doch froh und zufrieden, denn noch nie hatte sie sich so nützlich gefühlt.
Und als die Bauersfrau ihnen zu dem Lohn, einen Sack voll Kartoffeln, auch noch eine Kanne Milch, einige Eier und sogar ein Stück Speck, schenkte, weil sie so fleißig waren, da fühlte sie dieselbe Freude, wie ihre beiden Begleiterinnen.
Nach dem Abendessen, das aus Kartoffeln mit Salz bestand, holte Erika ein altes Stück Papier und eine zersprungene Feder, sowie ein altes Tintenfass, in der die Tinte fast eingetrocknet war.
Was machst du da?“
Meine Mutter bringt mir das Schreiben und Lesen bei und ich möchte noch üben.“
Aber du hast doch den ganzen Tag gearbeitet, du musst doch müde sein?“
Bin ich auch, aber ich muss üben, denn ich möchte der
Großmutter im Winter aus dem alten Geschichtenbuch, das sie noch von ihrer Mutter hat, vorlesen.“
Da schämte sich Sonja wieder, denn sie hatte die Gelegenheit und die feinsten Federn und Tinte und schöne weiße Blätter zur Verfügung und war doch zu faul zum Lernen.
Leise sagte sie gute Nacht und ging auf die Strohmatte die man ihr als Bett angewiesen hatte.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, lag sie in ihrem weichen kuscheligen Bett im Schloss und sah ihre Patin, die in einem Sessel neben dem Bett saß.
Nun mein Kind, hast du begriffen, warum ich dir diesen Traum sandte?“
Sonja nickte errötend.
Da beugte sich die Fee über sie, küsste sie und verschwand.
Gleich nach dem Frühstück lief sie ins Schulzimmer und Lehrer Kantor war beeindruckt vom Fleiß und Eifer seiner Schülerin.
Und als die Eltern sie zu einem Spaziergang holen wollten, winkte sie nur ab und erklärte, dass dazu auch nach dem Unterricht Zeit wäre, sie müsse jetzt lernen.
Später führte sie die Eltern zum Markt, erbat sich von ihrem Vater Geld und legte auf jeden Stand ein Goldstück und bat die Händler ihr mit den Waren zu folgen.
Alle erschraken, als die Prinzessin sie direkt ins Armenviertel führte.
Die schäbig gekleideten und müde aussehenden Leute kamen aus ihren Häusern und staunten.
Die Prinzessin aber stellte sich in die Mitte des Platzes und verkündete, dass die Lebensmittel ein Geschenk des Königs wären und sich jeder holen dürfe was er brauche.
Dann sah sie ihren Vater mit ernsten Augen an und dieser schämte sich und verkündete.
Ich habe meine Pflicht als König vernachlässigt, doch ich verspreche, ab sofort mein Versäumnis nachzuholen. Noch heute werden die Handwerker kommen und jedes Haus renovieren und das ganze Viertel wird verschönert.
Auch bekommt jede Familie eine Rente, wie ich es schon vor Jahren versprochen habe und zwar ab dem Zeitpunkt meines Versprechens.“
Sonja aber winkte den zwei Lakaien, die eine Truhe trugen und der Bauersfrau mit dem Korb voller Schmalzkringel und betrat das Haus in dem Erika mit den Ihren lebte.
Nach einem freundlichen Gruß, nahm die Prinzessin eines der Kringel und hielt sie Erika hin.
Ich war sehr garstig zu dir und das tut mir leid, willst du mir verzeihen?“
Erika nickte stumm, nahm den Kringel und biss herzhaft hinein.
Sonja lachte und umarmte das Mädchen. „Lass uns Freundinnen sein.“
Dann nahm sie einen Kringel aus dem Korb und ging zur Großmutter, drückte ihn ihr in die Hand und strich ihr zart über die Wange.
Lasst es euch schmecken, liebe Großmutter.“
Wie ein Wirbelwind lief sie dann zu der Truhe und bat Erika, diese zu öffnen.
In der Truhe waren Blätter, Tintenfässchen, gespitzte neue Federn und ein Menge Bücher mit wundervollen Bildern und Geschichten.
Nun kannst du lernen, damit du im Winter deiner Großmutter vorlesen kannst.“
Die Freude in dem kleinen Häuschen, aber auch im ganzen Elendsviertel brauche ich wohl nicht zu beschreiben.

Und wenn die Leute von ihrer Prinzessin sprachen, dann hieß es, sie wäre wunderschön, aber auch sehr klug und vor allem hatte sie ein gutes mitfühlendes Herz.

 
© Lore Platz



 



Donnerstag, 25. April 2024

Plauderecke






Als mir eine Bekannte erzählte, dass ihre Tochter so viele Schuhe hätte, dass sie sich einen größeren Schrank kaufen musste, obwohl viele dabei sind, die sie nie mehr anzieht, dann war mein erster Gedanke, warum sortiert sie diese nicht aus, verschenkt oder gibt sie an einen Secondhand -Laden.
Heutzutage sind Schuhe für uns etwas alltägliches und nicht mehr wegzudenken.
Mindestens zwanzig Paar hat jeder von uns doch in seinem Schrank, von den bequemen Puschen bis zu den Stöckelschuhen heute nennt man sie ja Highheels.
Es bedeutet wörtlich übersetzt: ' Hohe Fersen'
Und es sind wirklich oft schwindelerregende Höhen auf denen manche Menschen oft durch die Gegend
stöckeln.
Ich zittere immer ein wenig, wenn ich eine Künstlerin in hohen Haken die Showtreppe herunter komme sehe und überlege, welche Schwerkraft wohl verhindert, dass sie nicht stürzt.
Wusstet ihr, dass die Stöckelschuhe Anfang des 20igsten Jahrhundert erfunden wurde und dass Marlene Dietrich eine der ersten war, die sie bei öffentlichen Auftritten trug.
 
 

 
Vor sechzig  Jahren konnte sich noch nicht jeder Schuhe leisten. Eine Bekannte von mir erzählte mir, dass sie als Kinder so arm waren, dass sie Sommer und Winter barfuß liefen.
Und die Winter damals waren noch ziemlich hart.
Deshalb waren sie immer froh, wenn sie auf der Weide einen frisch gefallenen Kuhfladen fanden, denn darin konnten sie ihre Füße aufwärmen.
Ich war wirklich schockiert, als ich dies hörte.
Dass wir einmal keine Schuhe hatten, daran konnte ich mich nicht erinnern.
Natürlich liefen wir im Sommer barfuß und ich liebte es durch das kühle Gras zu laufen.
 
 

 
Doch einmal bin ich auf eine Biene getreten, ach was hat Klein Norle da geweint. Doch meine Mutter machte einen kühlen Verband mit essigsaurer Tonerde und alles war wieder gut.
Meine Mutter war eine sehr elegante Frau, die wunderbar mit der Nähnadel umgehen konnte und deshalb waren wir trotz der schlechten Zeiten immer gut gekleidet.
Auch besaß sie ein paar Stöckelschuhe, in die ich zu gerne schlüpfte und mich wie eine große Dame dabei fühlte.
Und meine kleine Freundin und ich spielten gerne Schuh verkaufen.
Dazu holten wir sämtliche Schuhe aus dem Schrank und in abwechselnder Kleidung natürlich aus Mutters Schrank kauften wir nun ein.
Einmal als feine Dame, einmal als armes Mädchen unsere Fantasie war grenzenlos.
Übrigens könnt ihr euch noch an die Salamander Schuhe erinnern?
Ich liebte sie und freute mich immer, wenn meine Mutti mit mir zum einkaufen in den Schuhladen ging.
Nicht wegen den Schuhen, sondern weil man immer das Bilderbuch von Lurchi geschenkt bekam.
Mein Vater wurde 1915 in Pirmasens geboren, der Schuhmetropole von einst und er hat als Junge nach der Schule eine Lehre in einer der großen Schuhfabriken als Zuschneider abgeschlossen.
 
Wusstet ihr, dass es die Römer waren, die als erstes einen linken und rechten Schuh fertigten. 
Die Herstellung bedeutete zwar einen größeren Aufwand aber es führte zu einem größeren Tragekomfort.
Doch das Wissen verschwand mit dem Untergang des römischen Reiches.
Statt für den rechten und linken Fuß einen eigenen Leisten zu machen, arbeiteten die Schuhmacher mit einem gleichen Leisten für beide Füße.
Diese Lederschuhe waren unangenehm zu tragen und so ließ sich der Adel im Barock die Schuhe von den Bediensteten einlaufen.
Erst Ende des 19ten Jahrhunderts gab es wieder verschieden gefertigte Leisten.
Welch ein Glück, sonst würden wir wohl nicht so bequemes Schuhwerk besitzen.
Obwohl manche Kreationen kommen wir doch manchmal wie ein Folterwerkzeug vor.
Schönheit muss leiden!
 
Man sagt ja Schuhe unterstreichen die sinnliche Ausstrahlung.
Und ein zierlicher Damenfuß ist ein weit verbreitetes Schönheitsideal. 
Besonders in China wurden den Mädchen bereits als Kleinkinder die Füße gebunden, um sie so am wachsen zu hindern.
1000 Jahre hielt sich diese grausame Mode. Verkrüppelte Zehen, gebrochene Knochen und Füße zehn Zentimeter klein wie eine Lotusknospe, das fand der Kaiser erotisch.
Erst im 20igsten Jahrhundert unter Mao Zedong wurde diese sehr schmerzhafte Behandlung verboten.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, es ist zehn Minuten vor neun also will ich es kurz machen und euch nur noch einen schönen Donnerstag wünschen.

© Lore Platz
 
 
Die roten Lackschuhe


Auf dem Weg zur Schule kam die achtjährige Anneliese an einem Schuhgeschäft vorbei.
Über dem Eingang hing ein goldenes Messingschild von dem der gestiefelte Kater frech herunter grinste und wenn der Wind ging, dann machte das Schild „bling,bling“
Dieses Schild hatte das Mädchen zuerst angelockt, doch seit einigen Tagen standen rote Lackschuhe im Schaufenster und Anneliese konnte sich nicht sattsehen.
Ganz platt drückte sie sich ihre Nase und bewunderte die schönen roten glänzenden Schuhe, die auf einem Podest standen.
Wie sehr wünschte sie sich, diese Schuhe zu besitzen, aber sie wusste, es ging nicht, denn ihr Vater war arbeitslos und suchte schon so lange nach Arbeit.
Ganz traurig war er geworden und auch die Mama die doch früher immer so gerne lachte und sang, war jetzt immer blass und still.
Anneliese würde nichts von den Schuhen erzählen, das sollte ihr Geheimnis bleiben.
Auch heute hielt sie vor dem Geschäft und drückte ihre Nase ganz fest an die Scheibe des Schaufensters, um „ihre“ Schuhe zu betrachten.
Doch was war das?
Ein Gesicht erschien und eine Hand griff nach den Schuhen und dann war das Podest leer.
Anneliese erschrak.
Traurig starrte sie vor sich hin und in ihren Augen sammelten sich Tränen.
Die Tür des Schuhgeschäfts öffnete sich und eine elegant gekleidete Dame, die ein Mädchen an der Hand führte, trat heraus.
Als sie die kleine Vortreppe herunter kamen, sah Anneliese :
Das Mädchen trug die roten Lackschuhe.
Anneliese wandte sich um und lief blind vor Tränen los.
Der Schulranzen auf ihrem Rücken hüpfte auf und ab und
die Tränen rannen nur so über ihr Gesicht.
Als sie das Miethaus betrat, setzte sie sich erst einmal auf die Holztreppe, um zu verschnaufen und die Tränen zu trocknen.
Die Mutter hatte scharfe Augen und würde nur fragen, warum sie geweint hatte.
Anneliese legte den Kopf in beide Hände und versuchte an etwas Schönes zu denken, das hatte die Oma immer zu ihr gesagt.
Ach die Oma, die war vor einem Jahr gestorben, wenn die doch hier wäre.
Mit ihr könnte sie über die schönen roten Lackschuhe sprechen.
Oben ging eine Tür und Anneliese sprang schnell auf und ging mit gesenktem Kopf die Treppe hinauf.




Als sie am Abend im Bett lag, dachte sie wieder an das Mädchen, das nun „ihre“ Lackschuhe trug.
Ach wie froh und glücklich würde diese sein.
Auf einmal war ihr, als würde die Oma ihr tröstend über das Haar streichen, wie sie es so oft getan hatte.
Und ihr fiel ein, was die alte Frau immer zu ihr gesagt hatte.
Wenn du einmal ganz traurig bist und mit niemanden über deinen Kummer sprechen kannst, dann erzähle es dem lieben Gott, der hört immer zu und vielleicht hilft er dir ja auch.“
Anneliese faltete die Hände und sprach sich ihren ganzen Kummer von der Seele.
Dann nahm sie ihren Teddy in den Arm und schlief getröstet ein.

Am nächsten Tag musste sie ihre Mutter in den Kleiderladen begleiten.
Dort gab es Kleider und viele Sachen zum Anziehen umsonst, gespendet von Leuten, die sie nicht mehr haben wollten.
Lustlos betrat Anneliese das Geschäft. Viele Menschen wühlten an den Sammeltischen und auch ihre Mutter ging zu ihnen.
Das Mädchen aber stromerte durch die Halle und sah sich gelangweilt um.
Da blitzte es rot vor ihren Augen auf.
Das waren doch die roten Lackschuhe, die das reiche  Mädchen gestern getragen hatte.
Anneliese lief an den Stand und fuhr behutsam über das rote Leder.
Gefallen sie dir?“
Die Kleine sah auf und nickte.
Die freundliche Dame lächelte und nahm die Schuhe und stellte sie auf den Boden.
Probier mal, du hast Glück, die sind noch ganz neu. 
Das Mädchen, dem sie gehörten wollte sie nicht mehr, weil sie angeblich drücken und das Dienstmädchen von Frau Bergmeister hat sie heute morgen vorbeigebracht.“
Anneliese schlüpfte in die Schuhe.
Sie passten wie angegossen!
Du kannst sie behalten!“


© Lore Platz




Mittwoch, 24. April 2024

Gibt es Vampire?


 
(c) Elli M.


Gibt es Vampire?



Die alte Villa, die stolz auf der Anhöhe am Rande des Dorfes auf die kleinen Häuser herab blickt, ist verkauft worden und am Mittwoch spät in der Nacht sind die neuen Besitzer eingezogen.
Bisher hatte sie noch niemand zu Gesicht bekommen. Man wusste nur, dass ein reicher Industrieller mit Frau und Kind dort eingezogen war.
Giuseppe, der täglich die Lebensmittel in die Villa lieferte hatte von der Herrschaft bisher noch niemanden gesehen.
Die alte Köchin Rosalie nahm ihm immer die Tüten ab und bezahlte ihn auch und ja einmal ist ein riesengroßer schwarzer Rabe auf ihn zu gewatschelt und hat ihn ganz komisch angesehen, richtig unheimlich war das.
Für Antonio, den zwölfjährigen Sohn des Schmieds war somit alles klar.
Die neuen Bewohner der Villa mieden das Sonnenlicht, hatten einen schwarzen Raben, das konnten nur Vampire sein.
Antonia machte sich große Sorgen, besonders als seine Schwester sich am Abend zum Ausgehen hübsch machte.
Mercedes, du darfst nicht weggehen, es ist zu gefährlich!“
flehte er.
Mercedes warf ihm einen erstaunten Blick zu:
Ich habe eine Verabredung mit Claudio, wir wollen in die Disco, was soll daran gefährlich sein?“
Wegen den Vampiren aus der Villa oben, die streifen nachts durch die Gegend und saugen dir das Blut aus.“
Seine Schwester starrte ihn an.
Du spinnst wohl! Das kommt nur von den blöden Horrorfilmen, die du dir ständig rein ziehst!“
Sie wühlte in ihrer Handtasche. „Verflixt, wo ist denn mein Handy!“, und verließ die Küche.
Diesen Moment nutzte Antonio und steckte blitzschnell eine Knoblauchknolle in die kleine Umhängetasche.
Nun war seine Schwester geschützt!
Mitten in der Nacht stürzte diese in sein Zimmer und warf ihm den Knoblauch an den Kopf.
Du hast sie wohl nicht mehr alle, weißt du welch eine Blamage das für mich war, als das eklige Ding aus meiner Tasche kullerte.“
Wütend verließ sie das Zimmer.
Antonio aber grinste zufrieden. Mercedes war nichts passiert, denn wäre sie gebissen worden, dann würde sie bleich und apathisch durch die Gegend wandeln und nicht wie eine Furie in sein Zimmer stürzen.
Am nächsten Morgen nach dem Kirchgang beschloss Antonio sich die Villa mal aus der Nähe anzuschauen.
Aber irgendwie musste er sich schützen.
Leise schlich er in das Zimmer seiner Großmutter, die in ihrem Lehnstuhl saß.
Auf ihrem Schoß lag die aufgeschlagene Bibel, ihr Kinn war auf die Brust gesunken und leise Schnarchtöne zeigten, dass sie schlief.
Auf Zehenspitzen schlich sich Antonio zur Kommode und nahm das kleine silberne Kreuz und steckt es tief in seine Hosentasche, damit er es nicht verlieren konnte.
In der Speisekammer holte er einen ganzen Ring mit Knoblauchknollen und hängte ihn sich um den Hals.
Nun konnte kein Vampir ihm etwas anhaben.
Wie immer waren die Vorhänge in der Villa geschlossen.
Und Antonio wusste auch warum, kannte es dies doch von seinen Filmen.
Vampire wurden nämlich zu einem Häufchen Asche, wenn das Sonnenlicht sie traf.
Sicher schliefen sie jetzt in ihren Särgen und erst wenn die Sonne unterging würden sie die Gegend durchstreifen, um
ihre Beute zu suchen.
Oja Antonio kannte sich aus.
Er entdeckte ein kleines Fenster, das nicht durch einen Vorhang verschlossen war und stellte sich auf die Zehenspitzen, um in das Haus zu sehen.




Plötzlich tauchte ein großer schwarzer Rabe auf und klopfte mit dem Schnabel gegen die Scheibe, dabei musterte er Antonio finster aus seinen runden kleinen schwarzen Augen.
Erschrocken trat der Junge einen Schritt zurück und zuckte
zusammen, als sich zwei schwere Hände auf seine Schultern legten.
Als er sich umblickte, sah er einen großen finster blickenden Mann, der ganz in schwarz gekleidet war.
Geistesgegenwärtig holte Antonio das Kruzifix aus der Hosentasche und hielt es dem Mann unter die Nase, gleichzeitig umklammert er den Kranz mit Knoblauchknollen.
Unbeeindruckt aber schob der Mann den widerstrebenden Jungen in die Villa, durch eine große Halle in einen gemütlichen Salon und dort schubste er ihn auf ein Sofa.
Eine hübsche Frau saß auf einem gemütlichen Sessel und ließ nun das Buch sinken, aus dem sie gerade vorgelesen
hatte.
Ein blasser Junge lag auf einer Liege und schaute nun auch ganz erstaunt auf den Besucher, der mit schreckgeweitetem Gesicht auf dem Sofa gegenüber kauerte und ihnen ein kleines Kreuz entgegen hielt und um den Hals ein Kette aus Knoblauch trug.
Ein gut gekleideter Mann betrat den Salon.
Meine Lieben, mir ist es endlich gelungen einen Handwerker aufzutreiben, morgen...“
Er erblickte das Häufchen Elend auf der Couch und begann fröhlich zu lachen.
Wisst ihr, wofür uns unser Gast hält? Für Vampire!“
Nun begann auch die Frau zu lachen und auch der Junge kicherte.
Der Butler, ganz seiner Würde bewusst stand stocksteif da und verzog keine Miene.
Doch wer genauer hinsah, der konnte ein leichtes Zucken um die Mundwinkel wahrnehmen.
Antonio aber saß mit hochrotem Kopf da und wusste nicht, was er von dem ganzen halten sollte.
Der Mann hatte sich inzwischen beruhigt, zog mit einem Schwung die Vorhänge zurück und stellte sich mitten ins gleißende Sonnenlicht.
Wenn man den alten Sagen glauben darf, müsste ich jetzt nur noch ein Häufchen Asche sein!“
Madame, ich werde Tee und Kakao bringen,“ presste der Butler hervor und wandte sich schnell um, denn mit seiner Beherrschung war es nun vorbei, was man an dem Zucken seiner Schultern erkennen konnte.
Herrn Brentano schloss den Vorhang wieder und meinte freundlich.
Für alles gibt es eine einfache Erklärung. 
Die Klimaanlage ist kaputt, aber ich habe heute einen Handwerker erreicht, der dies morgen in Ordnung bringt.
Da unser Sohn gerade von einer schweren Krankheit sich erholt, konnte wir noch keine Besuche machen.
Ach ja und der schwarze Rabe, gehört unserem Butler Patrick.
Er hat ihn vor einigen Jahre schwer verletzt gefunden und da ihm ein halber Flügel fehlt, haben wir ihn behalten.
Du siehst man soll nicht immer das Schlimmste annehmen, oft gibt es auch ganz einfache Erklärung für die Dinge.“
Antonio wusste nicht mehr wohin er blicken sollte.
Er schämte sich fürchterlich.
Langsam verstaute er das Kreuz seiner Großmutter in der Hosentasche und legte den Knoblauch neben sich auf das
Sofa.
Du musst dich nicht schämen,“ tröstete ihn Frau Brentano, „ weißt du, ich habe Philippo seit seiner Krankheit nicht mehr so lachen gesehen und das verdanken wir dir.“
Der kranke Junge aber strahlte Antonio an.
Wollen wir Freunde werden?“
Begeistert nickt dieser.
Patrick schob einen Teewagen herein, auf dem allerlei Köstlichkeiten waren.
Nachdem der Butler den Tee und Kakao eingeschenkt und eine große Platte mit kleinen leckeren Kuchen auf der Mitte des Tisches platziert hatte, griff er mit spitzen Fingern den Kranz Knoblauch und meint etwas pikiert.
Das gehört wohl besser in die Küche!“
Antonio aber hat alle Scheu verloren und mit vollen Backen erzählt er ihnen von der Knoblauchzehe in der Tasche seiner Schwester und man hatte in der Villa noch nie soviel fröhliches Lachen gehört.
Als der kleine Philippo aber müde wurde verabschiedet sich Antonio.
Doch er musste versprechen am nächsten Tag nach der Schule wiederzukommen.
Und nun wurde er in der Villa, die ihm erst soviel Angst eingeflößt hatte, ständiger Gast.
Zwischen den beiden Jungen aber entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft.
Und als sie viele viele Jahre später beisammen saßen, konnten sie immer noch über die Vampir-Geschichte lachen.

© Lore Platz




Dienstag, 23. April 2024

Oma, Lena und ihre besonderen Geschichten

Es schneit, deshalb behalte ich meine Elfen in der warmen Stube und erzähle von Max und seinen tapferen Gänsen. Viel Spaß beim Lesen

 


" Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder  her...!" vergnügt hüpfte Lena  ins Zimmer. 

Oma Emma nahm die Brille ab. "Du bist ja heute besonders gut aufgelegt, war es schön im Kindergarten.?" 

" Wir haben einen Gänsehof besucht, dort werden sie  artgerecht gehalten, hat uns die Bäuerin erklärt. 

Sie leben auf einer großen Wiese, durch die sogar ein kleiner Bach fließt. Ein großer Zaun ist um die Wiese gebaut, aber nicht weil die Gänse fortlaufen, sondern damit sie vom Fuchs geschützt sind. 

Wir haben auf dem Bauerhof auch eine leckere Brotzeit bekommen und als wir gingen haben wir alle Fuchs du hast die Gans gestohlen, geungen."

Dann aber wurde Lenas Blick traurig. "Schade, dass sie geschlachtet und gegessen werden."  

Frau Jomsom nahm die Kleine in den Arm. "Du weißt doch, dass bestimmteTiere zum Essen gezüchtet werden. Denn nur von Gemüse können wir nicht leben, denn auch Fleisch gehört zur gesunden Ernährung.

Wichtig ist, dass die Tier artgerecht gehalten werden und so ein glückliches Leben haben. Deine Mama achtet immer darauf, dass sie nur  Fleisch und Eier von artgerecht gehaltenen Tieren kauft.Weißt du übrigens, dass Gänse auch gute Wächter sind.?

Lena schmiegte sich an die Oma."Erzählst du mir eine Geschichte von Gänsen.?"

 Frau Jomson schloss einen Moment die Augen und begann zu erzählen,"

 

 


Räuberjagd auf dem Bauernhof

Als der kleine Max gerade zwei Jahre alt war, verunglückten seine Eltern. 

Eine alte Nachbarin nahm ihn bei sich auf und kümmerte sich liebevoll um den kleinen Jungen, doch dann musste sie ins Altersheim. 

Die Gemeinde, die die Vormundschaft für Max hatte, brachten den inzwischen Zehnjährigen  beim Moserbauern als Gänsehirt  unter. 

Der war der reichste Bauer im Ort, aber er hatte auch ein gutes Herz und behandelte seine Angestellten gut und jeder arbeitete deshalb gerne für ihn.

Auch Max hatte es gut. Er schlief im warmen Stall bei seine Gänsen, bekam genügend zu Essen und auch passende Kleidung. 

Im Sommer führte er die Gänse auf die Weide und im Winter ging er in die Schule. Außerdem hatte er das goße Herz der molligen Köchin Martha erobert und bekam heimlich immer wieder Süßigkeiten zugesteckt. Traurig machte ihn nur, dass im Winter die Hälfte seiner Herde verschwand und im Kochtopf landete. 

Doch als echtes Landkind wusste er, dass das eben so war. Und im Frühjahr, wenn die kleinen gelben Küken ihn piepsend umschwirrten, war er auch wieder glücklich.

Im Herbst nachdem die Ernte eingebracht war, wurde im Dorf ein großes Volksfest gefeiert und der Bauer und das ganze Gesinde ging dorthin. 

Nur Max musste daheim bleiben, weil er noch zu klein war. Martha aber flüsterte ihm zu, dass sie ihm was mitbringen würde.

 


Der Junge lag in seinem Heubett, die Gänse schliefen bereits aneinnander gekuschelt,  die Köpfe  seitlich auf dem Rücken. Vom Festplatz dröhnte die Musik und während Max noch lauschte, fielen ihm die Augen zu .

Irgend etwas hatte ihn geweckt und er setzte sich auf. Auch die Gänse waren unruhig und sprangen leise schnatternd auf und drängten zum Tor. 

Max öffnete dieses und lugte auf den Hof. Da sah er zwei Gestalten, die sich immer wieder umschauend, dem Haus näherten. Einbrecher! 

Max erschrak, er wusste, dass der Bauer gestern die Lohngelder von der Bank geholt  und sie in seinem Schreibtisch eingesperrt hatte. Dieses Geld wollten die Diebe bestimmt stehlen. 

Der Junge fühlte sich hilflos, er konnte es mit zwei erwachsen Männern gar nicht aufnehmen.

 


Doch da drängten sich die Gänse hinter ihm durch das Tor und stürmten laut schnatternd mit weit vorgereckten Hälsen auf die Gauner zu. 

Diese schrien auf als die vielen Schnäbel sie zwickten und zwacktern und versuchten zu entkommen. Doch die Gänseschar hielt sie umzingelt. Dann ertönte plötzlich ein angriffslustiges Meckern und Friederich , der Geißbock stürzte sich in das Gewühle.

Max stand breitbeinig mit verschränkten Armen im Hof und grinste über das ganze Gesicht.

 


Stimmen wurden laut und die Festbesucher betraten lachend den Hof. Der Bauer und die Knechte schnappten sich die beiden Männer, die heilfroh waren den angriffslustigen Tieren entkommen zu sein.

Max beruhigte seine Gänse und trieb sie in den Stall, Friederich folgte ihnen zufrieden, hatte er doch dafür gesorgt, dass die frechen Gauner längere Zeit nicht mehr sitzen konnten. Bald war die Ruhe im Stall wieder eingekehrt. Und nachdem die Polizei, die laut stöhnenden Verbrecher abgholt hatte,  verlöschten auch die Lichter im Haus.

Bald lag wieder Stille über dem Hof. "

Lena, die während der Geschichte immer wieder gekichert hatte , schmiegte sich an die Oma. "Denen haben die Gänse es aber gegeben." 

 

(c) Lore Platz



 



Montag, 22. April 2024

Plauderecke

 


Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer Bekannten über unsere Kindheit. 

Unter anderem erzählte ich ihr auch von der bösen Lehrerin, die mich in der ersten Klasse so gepiesackt hatte. 

In meinen Papieren die ihr vorlagen, stand mein erster Name Elisabeth und mein zweiter Name Eleonore, der auch mein Rufname war.

Natürlich wusste sie das nicht und rief mich Elisabeth. Da ich nicht darauf reagierte, bekam sie einen Tobsuchtsanfall, warf mit der Kreide nach mir und kam dann auf mich zugeschossen und schlug mir den staubigen Tafellappen um die Ohren. 

Ich wusste nicht was mir geschah. Das ging einige Tage so und als schüchternes sensibles Kind war ich noch mehr verschreckt. 

Die Sache klärte sich erst auf, als meine Mutter in die Sprechstunde kommen musste. Die Lehrerin bezeichnete mich als böses verstocktes Kind.

Ich grinste meine Bekannte an und erklärte , aber ich habe mich gerächt, heute erscheint in jeder Geschichte, in der eine böse Lehrerin vorkommt, diese unter ihrem Namen. 

Ich verwende oft Dinge die ich erlebt habe in meinen Geschichten und wenn ich Bücher lese und in verschiedenen Geschichten derselbe Name oder dieselbe Figur vorkommt, denke ich oft, die war der Schriftstellerin bestimmt persönlich bekannt.

Meine Bekannte aber meinte lachend; "Ich werde in Zukunft ein Buch mit ganz anderen Augen lesen,"

Mir ging es ja einige Tage nicht so besonders. Obwohl ich ein positver Mensch bin und selbt im dunkelsten Tunnel noch ein Glühwürmchen sehe, werde ich doch immer mal wieder vom Corona-Blues gestreift. Dann habe ich keine Lust zu schreiben und würde mich am liebsten in einer Ecke verkriechcn. 

Doch ich denke das geht vielen zur Zeit so und meine Freundin Irmi hat das passende Gedicht dazu geschrieben.

 


 Gedanken

 

Tag ein Tag aus und kein entkommen,

dürfen nichts machen, was wir so gerne wollen.

In der Stadt gefangen zu Untätigkeit verdammt,

langsam zweifelt der Verstand.

Zu den körperlichen Schmerzen, wird auch die Seele nicht verschont,

sie nur im Schlaf etwas nach Ruhe sucht!

Selbst die Träume sind negativ geprägt,

ständig noch einer an deiner Seele sägt.

Ein Wechsel aus Vernunft, geht mit Unzufriedenheit daher,

wie lange geht es noch, bitte sehr.

Des Alleinsein wirklich müde, ohne baldige Besserung in Sicht, 

keiner der mit dir ab und zu spricht. 

 Darf ich eigentlich klagen, wenn es vielen noch schlechter geht in 

dieser Zeit,

das Verständnis mindert etwas das eigene Leid.

Wünsche allen und mir, ein wenig Freude und wieder mehr 

Zufriedenheit, aber eigentlich bin ich dieses Leben leid.

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(c) Irmgard Brüggemann