Donnerstag, 28. März 2019

Nicht standesgemäß

Ich gehörte nie zu den Lieblingen der Lehrer, aber das machte mir wenig aus, denn da ich aus einem gebildeten Elternhaus stammte, nahm das auf meine Leistungen keinen Einfluss. Die schlimmste meiner Lehrerinnen verwende ich in meinen Geschichten immer als böse. 
Passt also gut auf ihr werdet sie finden (schmunzeln)
Ich wünsche euch einen schönen sonnigen Tag.
Viel Spaß beim Lesen!


(c) Elli M.


Nicht standesgemäß

Elena betritt neben Direktor Zimmermann das Klassenzimmer und sieht sich zweiundzwanzig erwartungsvollen Gesichtern gegenüber.
Fräulein Hartleitner, das ist ihre neue Schülerin Elena von Straten. Ihre Eltern haben das Gut Waldblick übernommen und den dazu gehörigen Ponyhof.“
Freundlich nickt die Lehrerin dem Mädchen zu, trotzdem war sie Elena nicht sehr sympathisch.
Sie setzt sich auf den ihr angewiesenen Platz und packt ihre Schultasche aus.
Die Tür wird leise geöffnet und ein Mädchen drückte sich herein.
Entschuldigung,“ murmelt sie und hastet in die hinterste Bank.
Das ist Bärbel, sie ist strohdoof und außerdem hässlich angezogen.“ flüstert Rita Elena zu.
Das Mädchen betrachtet unauffällig das Mädchen, dessen Kleider geflickt sind, und die Haare unordentlich aus den Zöpfen hängen.
Direktor Zimmermann hat inzwischen das Zimmer verlassen und der Unterricht beginnt.
Elena beobachtet, dass die Lehrerin das Mädchen in der letzten Bank vollkommen ignoriert und in der Pause wird sie von den anderen Kindern gehänselt.
Elena gefällt das gar nicht und sie fragt Rita „ was hat euch das Mädchen denn getan?“
Ach,“ meint diese schnippisch, „ schau sie dir doch an wie hässlich sie angezogen ist, bestimmt hat sie auch Läuse, außerdem wohnt sie in einer ärmlichen Hütte mit ihrer Oma und mein Opa, der ja Bürgermeister ist, hat gesagt, die beiden sind der Schandfleck in unserem schönen Dorf.“
Elena runzelt die Stirn und nimmt sich fest vor zu Bärbel besonders nett zu sein.
Doch das war nicht so einfach, denn Bärbel lässt niemand an sich heran und so gibt Elena allmählich auf.

Nach einigen Wochen hat Elena sich eingewöhnt und viele Freunde gefunden. Jeder möchte ihre Freundin sein, war sie doch die Tochter des reichen Gutsbesitzer und die Kinder durften auf den Ponys reiten, wenn sie Elena besuchten.
Bärbel kam jeden Morgen zu spät und huschte schnell auf ihren Platz von niemand beachtet. Die Kinder hänselten sie auch nicht mehr, hatten sie doch schnell gemerkt, dass das Elena gar nicht gefiel und mit dieser wollte es sich keiner verderben.
Und die Lehrerin kümmerte sich überhaupt nicht um das Mädchen. Bärbel wurde niemals aufgerufen und selbst ihre Hausaufgaben wurden nicht eingesammelt.
Als wäre sie überhaupt nicht anwesend.
Manchmal warf Elena einen heimlichen Blick nach hinten und sah, dass das Mädchen sehr aufmerksam verfolgte was vorne geschah. Wenn ihre Blicke sich trafen sah Bärbel scheu weg und spielte mit ihrem Bleistift.
 
(c) Elli M.



Elena war gerade von der Schule nach Hause gekommen und lief in die Küche, wo Martha, die Köchin ihr lächelnd das Essen servierte und erzählte, dass ihre Mutter in die Stadt gefahren war und ihr Vater eine Besprechung mit dem Bürgermeister hatte.
Martha sah dabei sehr grimmig aus und Elena fragte sie
was denn los sei.
Ach den Bürgermeister hier kann ich gar nicht leiden, so ein Unmensch, will das arme Weiblein und ihre Enkelin aus dem Haus werfen. Sind ein Schandfleck für das Dorf behauptet er.“
Was will er denn von Papa?“
Der Wald gehört doch zu dem Gut und das alte Häuschen ist nur gemietet. Also soll der Herr seine Macht als Vermieter demonstrieren und ihnen kündigen.“
Das wird doch Papa nicht machen!“ rief Elena erschrocken.
Als der Bürgermeister abgefahren war, schlüpfte Elena in das Arbeitszimmer ihres Vaters.
Lächelnd sah Herr von Straten sein Töchterlein an. „Was hast du denn auf dem Herzen?“
Papa, du willst doch nicht Bärbel und ihre Oma aus dem Haus werfen?“
Kennst du sie denn?“
Ja, Bärbel geht mit mir in dieselbe Klasse.“ Und dann erzählt sie ihrem Papa, was ihr aufgefallen war und wie die Lehrerin und auch die Kinder mit dem armen Mädchen umgehen.
Ihr Vater nickte nachdenklich.
Die Menschen vergessen viel zu schnell, wenn es ihnen gut gut, dass nicht jeder soviel Glück hat.“
Aber hast du nicht immer gesagt, wir sollen dankbar sein, dass es uns so gut geht und die nicht vergessen, denen es nicht so gut geht.“
Ja, meine Kleine und daran wollen wir uns auch halten, habe keine Angst um deine Freundin.“
Elena widerspricht nicht, denn eigentlich wollte sie gerne mit Bärbel befreundet sein.



Im Stall trifft sie auf Justus, den Stallmeister, der an seiner alten Pfeife kaut. Er wollte sich nämlich das Rauchen abgewöhnen, aber von seiner geliebten Pfeife konnte er sich nicht trennen.
Na Prinzessin willst wohl ausreiten, Triumph muss bewegt werden.“
Elena ging an die Box, holte aus ihrer Hosentasche ein Stück Zucker und hielt es auf der flachen Hand dem weißen Pony hin.
Bald trabten die beiden über den Hof, begleitet von Gina dem gefleckten Mischling.
Der Hund umsprang sie freudig bellend, dann spitzte er plötzlich die Ohren und sauste los und verschwand im Wald.
Ärgerlich rief Elena den Hund,natürlich hörte er nicht, sicher hatte er wieder ein Kaninchen aufgestöbert.
Das Mädchen band das Pony an einen Baum und folgte dem Hund in den Wald.
Sie hörte ein komisches Geräusch, das konnte nur Gina sein.
Als sie den seltsamen Lauten folgte, sah sie Bärbel, die auf einem Baumstamm saß, Tränenspuren auf dem Gesicht, und mit offenen Mund Gina betrachtete.
Die Hündin hatte die Schnauze nach oben gerichtet und heulte Herz erweichend.
Als Bärbel Elena sah wollte sie aufspringen, doch dann fiel ihr Blick wieder auf den Hund und sie prustete los.
Elena ließ sich neben ihr auf dem Baumstamm nieder und auch sie konnte sich nicht mehr halten.
Weißt du, Gina ist ein besonders mitfühlender Hund, wenn sie jemand weinen sieht, weint sie gleich mit.
Wieder prusten sie los und der Hund, der die Beiden lachen sieht, drängt sich schwanzwedelnd zwischen sie.

 
(c) Werner B.

Die Mädchen streicheln den Hund.
Warum hast du geweint?“
Bärbel wird rot und wendet das Gesicht ab.
Elena ergreift ihre Hand.
Du brauchst keine Angst haben, mein Vater hat nicht vor euch zu vertreiben, auch wenn der Bürgermeister es so will.“
Er war gestern bei meiner Oma und hat ihr angedroht, dass der neue Besitzer uns rausschmeißen wird. Wir sind der Schandfleck des Dorfes. Aber meine Oma hat doch nur eine kleine Rente. Außerdem hat sie Arthritis und kann nicht mehr so arbeiten. Ich helfe ihr so gut ich kann, deshalb komme ich auch morgens immer zu spät in die Schule. Eigentlich will ich gar nicht mehr in die Schule gehen. Frau Hartleitner will sowieso nichts mit mir zu tun haben, sie mag nur die reichen Kinder.“
Elan umarmte Bärbel spontan. „ Ich mag dich und wäre so gerne deine Freundin.“
In diesem Moment entstand eine Freundschaft fürs Leben und für Bärbel und ihre Oma begann eine Zeit des Glücks.
Herr von Straten hatte auf seinem Besitz ein kleines unbewohntes Häuschen, das er herrichten ließ und in dem Bärbel und ihre Oma in Zukunft leben konnten.
Zuerst aber schickte er die alte Frau in ein Heilbad zur Erholung und während dieser Zeit durfte Bärbel bei Elena wohnen.
Martha, die Köchin verwöhnte das arme Mädchen mit Leckerbissen und Elenas Mutter sorgte für passende Kleider.
Elena und Bärbel aber waren unzertrennlich und mit Elenas Hilfe wurden auch deren Leistungen in der Schule besser.
Nichts erinnerte mehr an das zerlumpte Kind, das der Außenseiter in der Schule war.
Anfangs zögernd, aber dann wurde Bärbel in die Klassengemeinschaft aufgenommen.


© Lore Platz




Mittwoch, 20. März 2019

Das kleine rote Auto und die Elfenprinzessin

Habt ihr mich gestern vermisst.
Ich habe euch tatsächlich vergessen, denn wenn ich nicht gleich nach dem Frühstück in meinen Blog geh, kommt immer was dazwischen.
Entschuldigt bitte.
Viel Spaß beim Lesen!
 

(c) Irmgard Brüggemann




Das kleine rote Auto und die Elfenprinzessin




Onkel Oskar, Onkel Oskar, sieh nur wie hübsch ich bin!“ 
Bellinda, das einzige Mädchen der Drillinge klettert über die Rücklehne und stellt sich auf dem Beifahrersitz auf die Hinterbeine. 
Die Pfötchen über dem Kopf dreht sie sich wie eine kleine Ballerina, dass der weite Rock des hübschen roten Kleidchen um ihre Beine schwingt. Eine rote Schleife schmückt das rechte Ohr.
Oskar lächelt liebevoll, das kleine Mäusemädchen war sein ganz besonderer Liebling. 
Und so meint er freundlich: „ Du siehst wirklich bezaubernd aus, wie ein kleines Fräulein.“ 
Bellinda hält in ihrem Tanz inne und strahlt.
 „Nicht wahr, mein Kleid ist ja soooo schön! Mama hat es extra von Madame Spinne anfertigen lassen. Weißt du meine Kusine Mira heiratet doch heute und ich darf Blumen streuen.“


(c) Irmgard Brüggemann

Halt die Klappe, Bel, das erzählst du Onkel Oskar schon seit einer Woche,“ brummt ihr Bruder Oskar und kommt auch nach vorn. 
Schick schaut er aus in dem hübschen kleinen Frack. Frau Kathrin klettert über die Lehne, eine große Tasche in der einen Hand und einen Koffer in der anderen Hand. 
Sie sieht etwas genervt aus und setzt sich prustend nieder.
Herr Max kommt durch das Fenster.
 „Die Schneckenpost wartet.“ 
Frau Kathrin drückt ihm das Gepäck in die Hand und Herr Max schlüpft hinaus, um es auf der Kutsche zu verstauen. 
Bellinda trippelt aufgeregt von einem Bein auf das andere.
 „Stell dir vor wir dürfen mit der Kutsche fahren, ist das aufregend.“
Frau Kathrin sieht sich um. „Wo ist Bruno?“ 
„Der Herr Professor wird wieder seine Nase in ein Buch gesteckt haben,“ grinst Oskar. 
Frau Kathrin wirft ihm einen strafenden Blick zu. 
„Du sollst dich nicht immer über deinen Bruder lustig machen, ich wäre froh, wenn deine Zensuren besser wären. Nun geh und hole ihn.“ 
„Bruuunnnooo!“ brüllte Oskar und seine Mutter zuckt zusammen. 
Gleich darauf erscheint der Mäusejunge.
Auch er trägt einen kleinen Frack und sieht seinem Bruder sehr ähnlich, nur da dass auf seiner Nase eine kleine Brille sitzt. 
„Nun können wir ja gehen, auf Wiedersehen Herr Oskar, wir werden einige Tage bei unseren Verwandten bleiben.“ 
"Auf Wiedersehen Onkel Oskar!“ rufen die Kinder.“
Still ist es jetzt im Auto und Herr Oskar ist ein wenig traurig, aber dann tröstet er sich, dass seine Untermieter ja bald wieder zurückkommen.

Außerdem ist er ja nicht allein, immer wieder kommt eines der Waldtiere vorbei und bleibt auf einen kleinen Plausch stehen.
Dann geht der Tag zu Ende und die Sonne geht schlafen und der Mond nimmt ihren Platz ein. 
Die Vögel kuscheln sich in ihre Nester und die Tiere verschwinden in ihrem Bau. Stille liegt über dem Wald. Auch Herr Oskar schließt die Augen und ist bald eingeschlafen.
 

Etwas weckt ihn auf. Es ist dunkel draußen und nur das fahle Licht des Mondes beleuchtet ein wenig den Wald. Alles ist ruhig und Herr Oskar dachte schon, er hätte sich getäuscht und schließt wieder die Augen. Doch dann hört er ein leises Weinen.
„Hallo, wer weint denn da?“ 
Sofort verstummt das Weinen, man hört nur noch ein leisen Schniefen. 
„ Habt keine Angst, ich tue euch nichts, zeigt euch doch.“ 
Er spürt eine leichte Bewegung und durch den Mond der durch die Scheibe scheint, sieht er nun ein kleines zartes Wesen, das auf der Ablage sitzt. So etwas zartes und süßes hatte Herr Oskar noch nie gesehen.
 



„Wer bist denn du?“ 
„Ich bin Sonilinde, die Tochter der Elfenkönigin Sonnenblume und ich wurde von dem bösen Kobold Alberich gejagt. Beinahe hat er mich erwischt, aber ich konnte mich losreißen, dabei sind meine Flügel verletzt worden und ich kann nicht mehr fliegen. 
Zum Glück kam mir der Wind zu Hilfe, er schickte mir ein Blatt, an das ich mich hängen konnte und blies mich hier in den Wald. Und ich bin zu ihnen herein gekrochen, weil ich hoffe der Kobold findet mich hier nicht.“

Wieder fängt sie zu weinen an. 
„Aber, aber,“ tröstet Herr Oskar, „der Wind wird sicher eurer Mutter Bescheid sagen und sie holt euch ab.“ 
Doch Sonilinde schüttelt den Kopf. „Er musste gleich weiter!“
„ Nun schlaft kleine Elfe, morgen sieht alles viel besser aus.“ 
Das zarte Wesen klettert wieder auf den Sitz, doch dann meint es schüchtern. 
„Können sie die Fenster nicht schließen? Nicht, dass der Kobold mich hier findet.“ 
„Leider geht das nicht, ich sitze hier fest und kann mich nicht rühren.“
 „Vielleicht könnte ich?“ 
Herr Oskar lacht: „Sehen sie die Kurbel da an der Tür, das ist viel zu schwer für sie.“ 
Die Elfe lacht und es klingt wie das Läuten eines silbernen Glöckchen. „ Ich hab doch meinen Zauberstab!“
Sie hält den Sternenstab gegen die Kurbel, die sich wie von selber dreht und das Fenster ist geschlossen. Dasselbe macht sie auf der anderen Seite. 
„ Nun bin ich sicher.“ 
Mit einem zufriedenem Seufzer kuschelt sie sich zusammen und bald zeigen zarte kleine Töne, dass sie eingeschlafen ist.
Herr Oskar aber kann noch nicht schlafen. Schmunzelnd denkt er über dieses neue Abenteuer nach. Seit er hier im Wald gestrandet ist, war sein Leben nie mehr langweilig. 
Bald aber schläft auch er.
Es ist spät, als er am nächsten Morgen erwacht und auch sein kleiner Gast schläft noch. Im Wald ist es auffallend still und es ist auch niemand zu sehen. Sonst um diese Zeit herrschte hier um ihn herum schon reger Betrieb. 
Da sieht er Fritz, den Igel, der mit schnüffelnder Nase auf den Boden ihm entgegen läuft. 
 „Fritz!“ Der Igel reagiert nicht. Richtig er konnte ihn ja nicht hören, die Fenster waren zu.
Herr Oskar räuspert sich. „Fräulein Sonilinde!“ Die kleine Elfe regt sich, hebt gähnend beide Arme und streckt sich. 
„Guten Morgen, Herr Oskar!“
„ Guten Morgen mein Fräulein, würdet ihr bitte die Fenster wieder öffnen, ich möchte gerne meinen Freund etwas fragen.“
Wie ein Blitz gehen die Fenster runter und als nun Herr Oskar ruft, hebt der Igel den Kopf und trippelt näher ans Auto heran.
„Guten Morgen Oskar.“ „Guten Morgen Fritz. Weißt du, warum der Wald heute wie ausgestorben ist.“
„Sie machen sich alle fein, denn heute hat die Elfenkönigin Sonnenblume
Geburtstag und alle sind zum Fest eingeladen.“ 
Sonilinde seufzt leise. „ Weißt du ob sich der Kobold Alberich im Wald herum treibt?“
Fritz zieht seine Schnauze ein und ist nur eine stachelige Kugel.
„So ein Hasenfuß, da werden wir wohl keine Antwort die nächste Zeit erhalten. Aber bald wir bestimmt jemand vorbei kommen und uns helfen.“
Verzagt klettert die kleine Elfe auf den Beifahrersitz und da Herr Oskar befürchtet, dass sie gleich wieder los weinen wird, erzählt er ihr lustige Streiche von den Drillingen und bringt Sonilinde zum Lachen. 
Doch die Zeit vergeht und immer noch lässt sich jemand blicken und auch Fritz liegt immer noch zur Kugel gerollt vor dem Auto. Herr Oskar ist etwas besorgt, doch er will die kleine Elfe nicht beunruhigen.
Dann hat er eine Idee. 
„Fräulein Sonilinde können sie mit ihrem Zauberstab auch die Hupe zum Tönen bringen?“ „Was ist eine Hupe?“
„Damit kann ich mich bemerkbar machen, es ist ein lang anhaltender Ton. Sehen sie vorne das runde Rad, das ist das Steuerrad und dieser kleine Hebel daran ist die Hupe.“ Die Elfe zückt den Zauberstab und der Hebel bewegt sich und ein lautes „Tuuuuuuut“ ertönt.
Vor Schreck fällt Sonilind auf den Rücken, doch dann beginnt sie zu kichern und lässt die Hupe nochmal ertönen.
Fritz streckt erschrocken seine Nase heraus, um dann sofort wieder in der Kugel zu verschwinden.
Doch ringsum wird es lebendig. Die Tiere kommen von allen Seiten angelaufen und scharren sich um das Auto. Der König des Waldes schreitet aus einem Gebüsch und die Tiere bilden eine Gasse, um ihn zu Herrn Oskar zu lassen.
„Haben sie diesen seltsamen Laut ausgestoßen, Herr Oskar.“ „ Ja, mein kleiner Gast hier, braucht eure Hilfe!“
Die Elfenprinzessin klettert durch das Fenster auf das Dach und erzählt nun ihr Abenteuer. 
Als sie berichtet, dass ihre Flügel beschädigt sind und sie nicht mehr fliegen kann, geht ein mitleidiges Aufseufzen durch die Versammlung. Der Hirsch aber beugt sein Geweih und bittet. 
„Prinzessin wir werden sie zu ihrer Mutter bringen, klettert bitte auf mein Geweih.“ 
Dann setzt sich der lange Zug der Tiere in Bewegung, um zur Sonnenblumenwiese zu marschieren. „Auf Wiedersehen, Herr Oskar und danke!“ ruft die kleine Elfe und winkt ihm zu.
Dieser ist ein wenig traurig, doch dann schmunzelt er. Eigentlich hatte er doch gar keine Lust an diesem Fest teilzunehmen, dazu war er doch schon zu alt und behäbig.
Er ließ seine Gedanken schweifen, da spürt er auf einmal eine Bewegung und eine Elfe mit schwirrenden Flügeln lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder.
„Guten Tag Herr Oskar, ich bin Sonnenblume und möchte mich bei ihnen herzlich bedanken, dass sie meiner Tochter geholfen haben.“
 


„ Guten Tag, das ist doch nicht der Rede, aber haben sie nicht heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.“
„Danke schön, aber ich würde ihnen gern eine Freude machen.“ 
Herr Oskar lacht: „ Aber ich habe doch nicht Geburtstag!“ 
Auch die Elfenkönigin lacht. „ Meine Tochter hat mir erzählt, dass sie sich nicht bewegen können. Meine Zauberkraft reicht zwar nicht, dass sie wieder fahren können, aber alles anders könnten sie bewegen, wenn sie den Wunsch dazu haben. Möchten sie?“
Herr Oskar strahlt. 
"Das wäre prima. Wissen sie, ich habe mir schon etwas Sorgen gemacht, wenn es kalt wird, ob meine Mäusefamilie dann nicht erfriert, aber wenn ich die Fenster schließen kann.“
„ Und die Heizung betätigen!“
Die Elfe hebt den Zauberstab und murmelt einige Worte. Dann meint sie lächelnd. „Nun Herr Oskar wollen sie es ausprobieren, sie brauchen nur zu wünschen.“
Und Oskar lässt die Fenster auf und zu gleiten, die Kühlerhaube und Motorhaube hinaufschnellen und wieder runter, die Scheinwerfer auf strahlen und die Hupe lang ertönen. 
Frau Sonnenblume lacht und als Oskar sich wieder beruhigt hat, meint sie bedauernd. „Nun muss ich wieder zu meinen Gästen. Ach, meine Tochter lässt fragen, ob sie sie besuchen darf?“ 
„Gerne, ich habe die Kleine ins Herz geschlossen, sie ist ja wirklich entzückend. Aber ist es nicht zu gefährlich, der Kobold Alberich?“ 
„Den habe ich in die Unterwelt verbannt, der kann keinen Schaden mehr anrichten. Nun aber auf Wiedersehen!“ 
Sie fliegt davon und Oskar lässt nun sein Auto tanzen, hebt Kühlerhaube auf und zu, lässt die Hupe erschallen und Fenster sich bewegen, bis Frau Eule aus ihrem Bau fährt und laut „Ruhe“ brüllt.
Oskar kichert und überlässt sich seinen vergnügten Gedanken.



© Lore Platz

Donnerstag, 14. März 2019

Nachbarschaftshilfe im Tierreich

Im Internet kann man wunderbare Menschen kennen lernen und aus manchen Begegnungen entwickeln sich jahrelange Freundschaften.
Seit Jahren kenne ich nun ein Ehepaar, dass mich nicht nur mit herrlichen Bildern für meinen Blog  versorgt, sondern auch selbst schöne Geschichten schreibt.
Beide leben in einer idyllischem Umgebung, praktisch mit der Natur auf du und du.
Heute möchte ich euch eine wahre Geschichte von Werner vorstellen und hoffe, dass sie euch genauso gut gefällt wie mir.
Einen Menschen erkennt man daran wie er schreibt und Werner ist ein besonders netter Mensch, das sieht man schon an seinem Lausbubenhaften Humor.
Ich musste schmunzeln.
Es ist viel schwerer eine wahre Geschichte unterhaltsam zu schreiben, als ein fantasievolle.
Es ist ihm gelungen.

Viel Spaß beim Lesen!




 
(c) Werner B.

 

Nachbarschaftshilfe im Tierreich




Unser Haus steht am Waldesrand wo sich Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen.
Diesem Umstand verdanken wir viele Erlebnisse mit Tieren.
Westlich unseres Hauses ist eine Hangwiese, auf der am Morgen und am Abend Rehe zum Äsen kommen.
Eines war einmal so frech in unseren Garten zu kommen und genüsslich einige Rosenkopfe zu vernaschen – das muss unheimlich lecker gewesen sein, aber meine Frau fand das nicht so ganz lustig.

Eines Morgens saßen wir beim Frühstück und ich sah aus dem Fenster in Richtung Norden. An dieser Stelle fällt der Hang nach unten, sodass man nur Bäume im Blickfeld hat, aber keinen Boden sehen kann.
Meine Frau sah mich ganz verdutzt an als ich ihr mitteilte „die Rehe sind da“. „Seit wann sind denn die Rehe auf den Bäumen?“ fragte sie. Nachdem ich ausgelacht hatte, erklärte ich ihr den Trick: unterhalb des Fensters steht ihr Computer im 45° Winkel nach Westen und wenn ich da rein schaue, kann ich den Hang sehen.

Im Laufe der Jahre sind wir zu Hobby-Ornithologen geworden.
(c) Werner B.
Eine Vielfalt von Arten besucht übers Jahr unsere Gegend – manche bleiben immer hier. Für den Winter sind Futterhäuschen, für den Sommer Nistkästen am Haus und auf der Terrasse vorhanden.

Die ganzen Jahre seit wir unser Häuschen besitzen ist ein Kleiberpärchen da – wer weiß wie viele Generationen es nun schon sind. Einmal konnten wir das Ausfliegen der Jungen beobachten. Die Eltern saßen etwa 4 Meter von der Hauswand und etwa 3 Meter tiefer als der Nistkasten in einem Strauch und lockten lautstark ihren Nachwuchs. Die erste Schnabelspitze guckte aus dem Loch, dann war es der Kopf, anschließend der halbe Körper. Ein kurzer Abstoß und der kleine Kerl flatterte im leichten Sinkflug zu Mama und Papa.
Dies wiederholte sich nun mehrmals und wir zählten mit den Fingern mit – 2, 3, 4, 5 – ja sag mal, wie viele sind denn das? – 6, 7.
Na, jetzt reicht es aber Unglaublich, jetzt schaut noch eine Schnabelspitze aus dem Loch. Die Eltern locken lauter denn je und nur zögerlich wird aus der Schnabelspitze ein Kopf und dann ein halber Körper. Es dauerte ziemlich lange bis sich der kleine Feigling traute, seinen Geschwistern zu folgen.
Acht junge Kleiber – eine Sensation!
Wir diskutieren darüber wie die Eltern das geschafft haben, dünn sind sie auf jeden Fall geworden.
Aber wie haben die Jungen da in dem engen Häuschen Platz gehabt?
Meine Vermutung, dass sie Stockbetten aufgestellt hatten, wurde vom Familienrat als unrealistisch verworfen.

Vor einigen Jahren konnten wir eine außergewöhnliche Beobachtung machen.
Es war Frühling, es gab genug Insekten und Ungeziefer und die Vögel entschieden sich dazu, eine neue Generation in die Welt zu setzen.
Als erstes musste eine geeignete Niststätte gefunden werden.
Der Kleiber war der erste, der nacheinander alle Nisthäuschen inspizierte und sich dann schlussendlich doch wieder für sein alljährlich benutztes an der Nordwand entschied.
Zuerst wurde der Eingang mit Erde fast zu gekleistert, um ihn dann millimetergenau so zu vergrößern, dass er gerade noch durchschlüpfen konnte.
Dann wurde mit den Innenarbeiten begonnen. Da wurden Rindenstücke nach Innen gezerrt, es wurde geklopft und gehämmert.
Dass er Bilder aufhängt, glaubte mir wieder einmal niemand.

 
(c) Werner B.


Einige Zeit später entschloss sich ein Kohlmeisen-Pärchen die Wohnung an der Westwand unseres Hauses zu übernehmen. 
Auch hier begann sofort der Innenausbau, wobei der Fußabstreifer vor unserer Eingangstür einige Borsten lassen musste. 
Später hörten wir dann abends, wenn es ganz still war im Wohnzimmer leises Geraschel und noch etwas später Fiepen an den Außenwänden.
Der Nachwuchs der Kleiber flog schon aus, da war das Meisenpaar noch fleißig am Füttern. 
Eines Morgens mussten wir feststellen, dass nur noch eine Meise das Häuschen mit Futter für die Jungen anflog.
Die Meise flog und flog und wurde sichtbar immer erschöpfter.
Plötzlich konnten wir sehen wie einer der Kleiber ebenfalls das Meisenhäuschen anflog, kurz nach innen schaute und sich wieder entfernte.
Kurze Zeit später kam er zurück, hatte den Schnabel voller Insekten, schlüpfte ins Häuschen und kam mit leerem Schnabel wieder heraus.
Nun konnten wir es erleben wie Meise und Kleiber abwechselnd die Jungen mit Futter versorgten. 
Wir haben es wahrscheinlich irgendwie versäumt die Kleinen beim Ausfliegen zu sehen, sind aber sicher dass sie es dank der Nachbarschaftshilfe geschafft haben.

© Werner Borgfeldt

Mittwoch, 13. März 2019

Hieronymus und der Stift des Glücks


Herzlich danken möchte ich meiner Freundin Irmi für die wunderbaren Zeichnungen. 
Danke liebe Irmi!


 Viel Spaß beim Lesen!

 
(c) Irmgard Brüggemann


Hieronymus und der Stift des Glücks


Lena springt aus dem Schulbus und läuft die paar Meter zu dem alten Mietshaus. Ihr Schulranzen auf dem Rücken hüpft dabei fröhlich auf und ab.
Nachdem sie die ausgetretenen Holzstufen bis zum zweiten Stock hinter sich hat, klingelt sie an der Tür von Henriette Ohlsen.
Henriette wohnt gleich gegenüber von Lena und ihrer Mutter und passt auf das Mädchen auf, bis deren Mutter von der Arbeit kommt.
Die alte Frau öffnet und Balduin, der alte Dackel, drängt sich an ihr vorbei und begrüßt das Mädchen freudig.
Er bellt und hechelt etwas kurzatmig und wedelt heftig mit dem Schwanz.
Lena krault ihn zwischen den Ohren und stellt dann ihren Schulranzen ab.
Lena gehst du schon in die Küche, ich möchte nur noch die Glühbirne in meiner Nachttischlampe auswechseln.“
Das Mädchen nickt vergnügt und gefolgt von Balduin hüpft sie in die Küche, in der es herrlich duftet.
Auf dem Ofen blubbert ein Gemüseeintopf und in einem Topf schwimmen Würstchen.
Lena holt zwei Teller aus dem Küchenschrank und deckt flink den Tisch, während Balduin sich in sein Körbchen verzieht und sie von dort aus beobachtet.
Nach dem Essen holt Henriette ihr Strickzeug und das Mädchen macht ihre Hausaufgaben.
(c) Irmgard Brüggemann


Es ist still in der warmen gemütlichen Küche, in der noch ein leichter Essensgeruch liegt. Nur das gleichmäßige Ticken der alten verschnörkelten Uhr und das leise Schnarchen des Dackels ist zu hören.
Lena klappt aufatmend das Heft zu. „Fertig nun muss ich nur noch ein Herbstbild malen.“
Sie holt aus ihrem Schulranzen den Zeichenblock und wühlt in ihrem Schlampermäppchen.
Tante Henriette hast du einen Bleistift?“
Sieh mal in der Krimskrams-Schublade nach Kind.“
Lena springt auf.
Sie liebt die Krimskrams-Schublade, in der Dinge sind, die man nicht mehr, aber vielleicht doch noch einmal gebrauchen konnte.
Eifrig wühlt Lena zwischen den alten Knöpfen, Resten von Garn und einer alten Schnur, einem abgebrochenem Schraubenzieher, Nägeln und noch so allerlei und zieht schließlich einen Bleistiftstummel heraus.
Zweifelnd betrachtet sie ihn.
Ob man den noch benutzen kann?“
Aber sicher,“ meint Henriette lakonisch, die nicht gerne etwas weg warf, bevor es total unbrauchbar war.
Lena schließt die offene Schublade und kommt zurück zum Tisch.
Erzählst du mir eine Geschichte während ich male?“
Henriette überlegt einen Moment und ihr Blick ruht auf dem Mädchen, das mit hochkonzentrierten Gesicht mit dem Stift über das Papier fährt.
Möchtest du die Geschichte von einem Stift hören, der Glück brachte ?“
Lena nickt und Henriette beginnt zu erzählen.


(c) Elli M.


In einem alten Mietshaus, ganz oben unterm Dach wohnte Hieronymus Notnagel, ein junger Künstler.
Viele Möbel hatte er nicht.
Auf dem Boden lag eine Matratze mit einer Decke. Daneben stand eine alte Holzkiste, auf der ein alter Teller mit einer Kerze stand, denn man hatte ihm mal wieder den Strom abgestellt.
Auf einem alten wackeligen Tisch, dessen linkes Bein mit einem dicken Telefonbuch gestützt war, lagen kreuz und quer eine Menge Zeichnungen, die Ronny, wie man ihn nannte, angefertigt hatte.
Ein Stuhl, aus dem die Lehne herausgebrochen war, vervollständige die Einrichtung.
Vielleicht sollte man den Eimer in der Ecke noch erwähnen, denn, wenn es regnete, dann regnete es durch das löchrige Dach.
Den jungen Mann störte das Alles nicht. Er war ein fröhlicher Typ mit einem goldenen Herzen und durch kleine Aushilfsjobs verdiente er sich das Wenige, das er zum leben brauchte.
Und die Menschen mochten ihn wegen seiner fröhlichen unbekümmerten Art.
Ronny glaubte fest an seinen großen Durchbruch als Maler und in letzter Zeit mehr denn je, denn er war verliebt und wollte dem Vater seiner Liebsten imponieren.
Der reiche Bäckermeister Gottfried Semmel sah es gar nicht gern, dass der arme Hungerleider seiner Tochter Else
schöne Augen machte. Das Mädel war sowieso schon so verdreht, seit sie aus dem feinen Internat zurück gekommen war.
Einen Bäcker sollte sie heiraten, der einmal das Geschäft übernahm.
So hatte das Liebespaar also wenig Aussichten.
Else brachte jeden Morgen einen Korb mit frischen Brötchen und allerlei Leckereien zu dem Kiosk an der Ecke. Denn die alte Berta war ihre Verbündete.
Berta kochte in dem kleinen Raum hinter dem Kiosk einen guten Kaffee und frühstückte mit dem jungen Mann, der
dann seufzend den Liebesbrief seiner Else las, der jeden
Morgen zwischen den frischen Brötchen steckte.
Bevor er dann in die Arbeit ging, schlenderte er an dem Haus des Bäckers vorbei und Else winkte ihm von ihrem
Fenster aus zu.
So vergingen die Tage, der Herbst hatte schon längst die Blätter bunt gefärbt und sein Spießgeselle, der stürmische frostige Wind, hatte sie von den Bäumen gepustet.
Manchmal wollte Ronny die Hoffnung aufgeben jemals als Maler berühmt zu werden und überlegte sogar eine Bäckerlehre zu machen, denn er wollte seiner Else nahe sein.
Als er eines Tages von einem seiner zahlreichen Jobs nach Hause ging sah er vor sich eine alte Frau, die tief gebeugt immer wieder kurz stehen bleibend, durch den Park schlurfte.
Mitleidig sprach Ronny sie an.
Gute Frau, wohin müssen sie denn gehen, kann ich sie nach Hause bringen.“
Die alte Frau blieb stehen und ihre erstaunlich jungen Augen in dem von Runzeln übersäten Gesicht sahen ihn freundlich an.
Danke junger Mann, wenn sie mir ihren Arm reichen könnten.“
Sie zog fröstelnd das zerschlissene Schultertuch um ihre mageren Schultern.
Der junge Mann zog seine Jacke aus und hängte sie ihr über, dann legte er seinen Arm um die Alte, um sie zu stützen.
Als sie den Park verlassen hatten, blieb die Frau stehen, schlüpfte aus der Jacke und reichte sie Ronny.
Danke junger Mann von hier aus kann ich alleine weiter gehen. Aber weil sie so ein gutes Herz haben, will ich ihnen etwas schenken. Denken sie niemals daran ihren Traum aufzugeben, denn sie können Großes erreichen. Hier dieser Stift wird ihnen Glück bringen.“
Ronny betrachtete den einfachen unansehnlichen Kohlestift und steckte ihn in die Jackentasche, denn er wollte die alte
Frau nicht kränken.
Als er sich umwandte, um ihr zu danken, war sie verschwunden.
Doch von diesem Tag an, schien das Glück in sein Haus zu kommen.
Berta musste zum Zahnarzt und Ronny wollte in dieser Zeit auf den Kiosk aufpassen.
Es war nicht viel los. Die Menschen hasteten vorbei, ohne stehen zu bleiben und zwei Jungen spielten Fußball mit einer Blechbüchse, während ein Hund sie umsprang.
Ronny holte seinen Zeichenblock, um dieses Bild festzuhalten. Und wie durch Zauberhand lag plötzlich der Stift der alten Frau in seiner Hand. Mit schnellen gekonnten Strichen fuhr Hieronymus über das Blatt.
Aufatmend betrachtete er das Bild, das ihm besonders gut gelungen war, da begann der Stift in seiner Hand zu blinken, als würde er ihm zuzwinkern.
Ein Mann in einem teuren Pelz kam auf den Kiosk zu und verlangte eine Tasse Kaffee.
Ronny ließ die Espressomaschine laufen.
Zucker und Milch?“
Als er keine Antwort bekam, drehte er sich um und sah wie der Herr seine Zeichnung betrachtete.
Junger Mann sie haben Talent, das ist wunderschön und sehr detailgetreu. Malen sie auch Porträts?“
Rony nickte.
Auch in Öl?“
Ja.“
Der gut gekleidete Herr reichte ihm eine Visitenkarte.
Ich bin Kommerzienrat Goldner, kommen sie morgen zu dieser Adresse, ich möchte, dass sie ein Porträt meiner Frau malen.“
Dann ging er, ohne seinen Kaffee getrunken zu haben.
Ronny malte das Porträt und es wurde in der feinen Gesellschaft bewundert.
Bald konnte er sich vor Aufträgen nicht mehr retten.
Er heiratete seine geliebte Else und niemand war stolzer
auf seinen berühmten Schwiegersohn, als Bäckermeister Semmel.“

Das war schön und mein Bild ist auch fertig, gefällt es dir?“
Henriette bewundert das schöne Herbstbild.
Balduin aber verließ sein Körbchen und lief zur Tür.
Ich glaube Lena, wir drehen noch eine Runde mit Balduin, bevor deine Mutter kommt.“

© Lore Platz






Montag, 11. März 2019

Hilfe, mir fällt nichts ein!






Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. 
Bei uns hat es mächtig gestürmt. Eine Bekannte, die mit ihrem Hund spazieren ging, musste sich kräftig dem Wind entgegenstellen. 
Egal wie das Wetter ist, lasst euch mit einer kleinen Erzählung unterhalten.
Viel Spaß beim Lesen!


 
(c)  Roswitha B.


Hilfe, mir fällt nichts ein!


Da sitze ich nun an meinem Schreibtisch und starre auf das Blatt Papier auf dem fünf Wörter stehen, aus denen ich eine Geschichte basteln soll.
Das erste Wort ist Rose.
Nun bin ich nicht gerade der Rosenfreund. Ich mag lieber die Blumen, die auf der Wiese blühen, unverfälscht und nicht gezüchtet.
Bin eben ein einfaches Landkind, das sich über die Mohn- und Kornblumen freut, die in das goldgelbe Ährenfeld lustige Farbtupfer malen.
Oder gibt es etwas schöneres, als das Gänseblümchen, das mit seinen weißen Sternchen eine Wiese zum Paradies macht.
Mein Blick schweift aus dem Fenster und verliert sich in den Bäumen, die groß und eng miteinander verwachsen,
im Nachbargarten stehen.
Zwei Eichkätzchen jagen sich in den Ästen und die Spatzen lärmen auf dem Kirschbaum.
Ein gelber Schmetterling flattert vor dem Fenster, kommt herein und setzt sich neben das Blatt.
Voller Staunen betrachte ich das kleine liebliche Wesen, das ich für einen Schmetterling gehalten habe.
Es ist eine Elfe.
Hallo, ich bin Butterblume und meine Freundin, die Rosenelfe hat mich zu dir gesandt, um dir zu helfen.
Leider hatte sie selbst keine Zeit, aber ich soll dir liebe Grüße ausrichten.“
Hallo,“ murmle ich immer noch verwirrt.“
Ein silberhelles Lachen erklingt.
Du denkst wohl du hast eine Halluzination!“
Ich nicke mit dem Kopf.
Keine Angst, mich gibt es wirklich. Du schreibst doch immer so schöne Geschichten über uns und deshalb wollen wir dir helfen.“
Das ist nett,“ stammle ich.
Wieder erklingt das fröhliche Lachen, das mich an das Klingen einer kleinen silbernen Glocke erinnert.
Nun höre gut zu, denn ich werde dir von der Rose erzählen und du wirst sehen, dass du dann deine Meinung über sie sicher ändern wirst.“
Sie macht es sich gemütlich und beginnt.


Die Rose gibt es schon sehr lange. 1600 v. Chr. fand man bereits im Palast Knossos auf Kreta eine Zeichnung der Rose.
Bei den alten Griechen war die Rose der Göttin Aphrodite und bei den Römern der Göttin Venus geweiht.
600 v. Chr. besang die Dichterin Sappho die Rose, als die Königin der Blume.
Und in der Römerzeit wurde Rosenwasser als Heilmittel gegen schürfende Wunden, Verbrennungen, Schnittwunden genutzt.
Rosenöl soll auch sehr entspannend wirken.
Für die Römer gehörte die Rose auch zu den Luxusgütern und ihre Festmahle waren von Rosenblüten übersät.
Der Dichter Horaz hat sich sehr darüber aufgeregt, weil die Olivenhaine vernachlässigt und die Felder nur noch mit Rosen bepflanzt wurden.
Karl der Große verordnete 794 den Anbau der Rose als Heilpflanze und sorgte so dafür, dass sie in vielen privaten Gärten gepflanzt wurde.
Die volkstümliche Beliebtheit der Rose ließ auch die christlichen Theologen sich mit dieser Blume beschäftigen.
Und so wurde diese zum Sinnbild der Reinheit und der himmlischen Liebe und zur ständigen Begleiterin der Jungfrau Maria.
Und selbst Goethe hat in seinem Gedicht das Heideröslein als reines Wesen, das von einem bösen Jungen zerstört wurde, verewigt.

Dann gibt man auch den Farben der Rosen noch eine verschiedene Bedeutung:


gelbe: einzeln oder mit roten Rose zusamen; Zweifel,
           mangelndes Vertrauen, Eifersucht                    


Heinrich Heine schrieb dazu:


Was bedeuten gelbe Rosen
Liebe, die mit Ärger kämpft
Ärger, der die Liebe dämpft
Lieben – und sich dabei erbosen


rote einzeln: du hast meine Herz gewonnen
rosa: Schüchternheit, Du sollst Dir Zeit lassen. 
          Ich lieb dich zärtlich.
silberrosa: Wir treffen uns im Mondenschein
weiße: Zärtlichkeit, zu jung für die Liebe.
violett: Ausgleich suchend, regenerierend



Doch auch im Orient wurde die Rose verehrt. Der Legende nach ist sie aus einem Schweißtropfen des Propheten Mohammed entstanden.
Und als Saladin im Jahre 1187 die Kreuzritter besiegte und Jerusalem zurück eroberte, soll er auf 500 Kamelen Rosenwasser mitgebracht haben und hat damit die Säulen und Wände der Moschee reinigen lassen.
Erst dann durften die Gläubigen den Tempel wieder betreten.
Siehst du nun, welch eine Geschichte die Rose hat, sie ist nicht nur ein überzüchtetes Gewächs mit Dornen.“
beendet die kleine Elfe ihren Vortrag.
Ich nicke und sehe, wie sie immer durchsichtiger wird und dann ganz verschwindet.

Als ich die Augen öffne, liege ich mit dem Kopf auf dem Blatt Papier.
Da bin ich doch über dem Grübeln eingeschlafen.
Ich nehme den Kugelschreiber, der mir entfallen ist, in die Hand und beginne alles aufzuschreiben, was mir die kleine Butterblume im Traum erzählt hat.


© Lore Platz