Mittwoch, 30. Januar 2019

Wie der Zufall dem Schicksal einmal geholfen hat.

Träumt ihr nicht auch von Sonnenschein und Wärme, wenn ihr aus dem Fenster blickt und das trübe Wetter seht.
Wie schön wäre es jetzt im freien in einem Cafe zu sitzen, einen Becher Eis löffeln und das Gesicht der warmen Sonne entgegen strecken.
Lasst mich euch einladen ins Cafe zur goldenen Sonne.
Viel Spaß beim Lesen!

 
(c) R.M.z.V.
Wie der Zufall dem Schicksal einmal geholfen hat.

Etwas gelangweilt flog der Zufall durch die Gegend.
Unter ihm lag der Rumensrieder Forst, ein beliebter Ausflugsort.
Es war Sonntag und viele Wanderer und Familien waren bei dem schönen Wetter unterwegs.
Am Ende des Waldes lag das CafeZur Goldenen Sonne“ und der Zufall verzog etwas spöttisch das Gesicht.
Sehr einfallsreich fand er den Namen nicht.
An den runden weißen Tischen saßen nur vereinzelt einige Personen.Erst später, wenn die Ausflügler müde von ihrer Wanderung zurück kamen, würde hier mehr los sein.
Auf dem alten Kastanienbaum, der seine weit ausladenden Äste Schatten spendend über den Platz breitete, entdeckte der Zufall Myriam, die jüngste Tochter der Schicksalsfee.
Myriam die Träumerin nannte man sie, denn sie war mit den Gedanken immer irgendwo in den Wolken.
Auch jetzt saß sie auf einem Ast, baumelte mit den Beinen und sah träumend in die Wolken.
Der Zufall setzte sich neben sie.
Hallo Myriam, was machst du denn hier.“
Die Fee zuckte zusammen, dann erkannte sie ihn.
Hallo Zufall, oh ich soll einen Auftrag ausführen.“
Was musst du denn tun?“
Siehst du, da unten die junge Frau, die ganz allein am Tisch sitzt?“
Der Zufall spähte zu dem betreffenden Tisch.
Eine junge etwas unscheinbare Frau rührte mit gesenktem Kopf in ihrer Kaffeetasse.
Ab und zu warf sie einen Blick zum Nebentisch, an dem ein gutaussehender junger Mann saß und sich gelangweilt umsah.
Weiter hinten blätterte ein anderer Mann mit einer dicken Hornbrille auf der Nase in einem Stapel Papier und schien die Umgebung um sich herum gar nicht wahrzunehmen.
Der Zufall wandte sich zu Myriam.
Was ist mit der jungen Frau?“
Das ist Frauke Baumgarten, sie ist sehr sensibel und schüchtern und meine Mutter gab mir den Auftrag sie mit dem Mann, der ihr vom Schicksal bestimmt ist, zusammen zu bringen“
Welcher von den Beiden ist es?“
Oh?“ Etwas ratlos sah die Fee zwischen den beiden Männern hin und her.“
Du hast wieder geträumt und nicht aufgepasst!“ meinte der Zufall streng.
Myriam errötete und wurde ein wenig rot.
Doch, ich weiß es ganz genau, der Hübsche mit den lustig funkelnden Augen,“ meinte sie trotzig.
Der Zufall wiegte zweifelnd das Haupt.
Er fand nicht das der Genannte lustige Augen hatte. Eher sahen sie spöttisch und sehr überheblich in die Welt.
Doch Myriam hatte nun ihre silbernen Schicksalsfäden aus der Tasche geholt und warf sie über die beiden jungen Menschen.
Dann flog sie davon.
Der Zufall aber blieb sitzen, denn er wollte wissen was weiter passierte.
Frauke beobachtet heimlich den jungen Mann am Nebentisch.
Er gefiel ihr, aber gutaussehende Männer interessierten sich nicht für so eine graue kleine Maus wie sie.
Gerade warf er einer blonden Joggerin, die aus dem Wald kam, einen herausfordernden Blick zu.
Diese schenkt ihm ein keckes Lächeln und lief weiter.
Beneidenswert!“ dachte Frauke, „ so hübsch und selbstsicher würde sie auch gerne sein.“
Nun ließ der junge Mann gelangweilt seinen Blick über die anderen Gäste gleiten und blieben an Frauke hängen, der einzigen jungen Dame hier.
Besser als nichts!“ dachte er, erhob sich und schlenderte hinüber zu dem Mädchen.
Darf ich mich zu ihnen setzen?“
Frauke verschluckte sich fast an ihrem Kaffee und wurde knallrot.
Bibibitte,“ stammelt sie.
Ingo Markner,“ stellte er sich vor, zog den Stuhl geräuschvoll unter dem Tisch hervor und flegelte sich darauf.
Frauke Baumgartner,“ murmelte das Mädchen, dessen Herz wie eine Trommel schlug und sie meinte man könnte es hören.
Sie habe ja gar keinen Kaffee, darf ich ihnen einen bestellen?“
Er wartete ihre Antwort gar nicht ab und winkte der Kellnerin.
Eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen und mir ein Glas Bier.“
Die Bedienung wandte sich an Frauke.
Welchen Kuchen möchten sie denn.“
Ehe Frauke nur den Mund aufmachen konnte, meinte der junge Mann schon:
Bringen sie ihr irgendein Stück Torte und nun schwirren sie ab, aber ein bisschen dalli.“
Die Kellnerin warf ihm einen giftigen Blick zu und auch Frauke war etwas befremdet von dem rüden Ton und leise Zweifel kamen ihr.
Der Zufall aber saß oben auf dem Baum und runzelte die Stirn.
Der Schönling redete nun wie ein Wasserfall auf Frauke ein, die still ihren Kuchen aß.
Der Mann mit der Hornbrille hatte inzwischen bezahlt und packte die Blätter in seine braune Aktentasche.
In den Augen des Zufalls blitzte es auf.
Er hatte das unbestimmte Empfinden, dass Myriam sich getäuscht hatte und dass der Mann mit der Hornbrille für Frauke bestimmt war.
Als dieser nun an dem Stuhl des Mädchens vorbei ging, hob der Zufall grinsend seine Hand, der Mann stolperte und fiel gegen das Mädchen.
Frauke fiel die Kaffeetasse aus der Hand.
Ein hässlicher Kaffeefleck breitete sich auf ihrer Bluse aus und ein paar Spritzer landeten auf der Krawatte ihres Gegenübers.
Ingo sprang auf und brüllte:
Du tolpatschiger Trampel, sieh mal was du angerichtet hast. Die Krawatte war noch ganz neu. Aber das kommt davon, wenn aus lauter Gutmütigkeit sich mit so einem unscheinbaren Mauerblümchen einlässt.!“
Frauke erblasste und senkte den Kopf, damit man die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte.
Der Mann mit der Hornbrille aber trat drohend auf Ingo zu und knurrte zornig.
Die junge Dame kann gar nichts dafür, das war meine Schuld. Außerdem werden sie sich sofort bei ihr entschuldigen!“
Die Kellnerin, die herbei geeilt war, warf Ingo einen spöttischen Blick zu.
Dieser aber dreht sich um und stolzierte, ganz gekränkte Unschuld, davon.
Was ist mit der Rechnung!“ rief ihm die Kellnerin nach.
Lassen sie nur, ich übernehme das.“
Nachdem abkassiert war, wandte sich der Mann mit der Hornbrille an Frauke.
Mitleidig blickte er auf ihren gesenkten Kopf.
Es tut mir leid, dass ich ihren Freund vertrieben habe.“
Frauke hob den Kopf und lächelte.
Er war nicht mein Freund, ich habe ihn eben erst kennen gelernt. Und ehrlich gesagt, bin ich froh, dass sie ihn in die Flucht geschlagen haben.“
Der junge Mann aber dachte: „Was für schöne Augen sie hat.“
Dann stutzte er.
Arbeiten sie nicht in der Kanzlei Brankburger?“
Frauke nickte erstaunt.
Ich bin der neue Assessor. Gestatten Marco Dornbach. Da habe ich mich ja schön eingeführt.“
Die beiden sahen sich an, dann wurde ihnen das absurde der Situation bewusst und sie begannen fröhlich zu lachen.
Und wieder dachte Marco : „Sie ist richtig schön, wenn sie lacht.“
Darf ich sie nach Hause bringen?“
Frauke nickte und bald gingen sie in eine angeregte Unterhaltung vertieft, als kannten sie sich schon lange, zum Parkplatz.
Der Zufall aber grinste und flog davon.

Eine Woche später.
Myriam saß auf einer Wiese und flocht einen Blumenkranz. Mit den Gedanken war sie mal wieder im Traumland.
Ihre Mutter tauchte neben ihr auf und fragte streng.
Hast meinen Auftrag ausgeführt?“
Die junge Fee erschrak.
Daran hatte sie schon nicht mehr gedacht. Sie hätte sich überzeugen müssen, ob es auch geklappt hatte.
Moira schnippte mit den Fingern und ein Bild erschien.
Frauke und Marco schlenderten Hand in Hand durch einen Park. Ab und zu blieben sie stehen und küssten sich.
Myriam erschrak. Das war ja gar nicht der Mann den sie für Frauke bestimmt hatte.
Unter den Lidern warf sie einen besorgten Blick zu ihrer Mutter.
Diese aber lächelte.
Das hast du gut gemacht. Die Beiden hat das Schicksal füreinander bestimmt. Sie werden sehr glücklich werden.
Ehrlich gesagt, ich hatte meine Zweifel, dass du es richtig machen würdest. Ich bin stolz auf dich. Komm, ich gebe dir eine neue Aufgabe.“
Während Myriam hinter ihrer Mutter her schwebte, nahm sie sich fest vor, in Zukunft besser aufzupassen.
Und wenn sie dem Zufall wieder begegnen würde, dann wollte sie sich bei ihm bedanken.

© Lore Platz

Dienstag, 29. Januar 2019

Die Liebe kam mit dem Regen

Das Wetter ist trüb, kalt und nass, darum lasst euch mit meiner Geschichte ein wenig das Herz erwärmen.
Viel Spaß beim Lesen!







Die Liebe kam mit dem Regen


Draußen ist es noch dunkel als Nicole das Bett verlässt und ins Bad schlurft
Heute hatte sie Frühschicht und das würde wieder stressig werden.
Bereits um viertel vor acht standen die Kunden schon lange vor dem Supermarkt in dem sie als Kassiererin arbeitete.
Und wenn dann um acht die Tür aufgesperrt wurde, dann stürmten sie herein, wie eine Herde wild gewordener Affen.
Nicole seufzte und betrachtete ihr Spiegelbild. Zweiunddreißig wurde sie bald und ihre biologische Uhr tickte und ihre ganze Sehnsucht galt einer eigenen kleinen Familie.
Aber die letzten zwei Jahre hatte sie neben dem Job auch noch ihre kranke Mutter gepflegt und da blieb für Männer wenig Zeit, obwohl sie gar nicht so schlecht aussah. Außerdem hatte die schlechte Erfahrung mit Richie sie misstrauisch gegenüber Männern werden lassen.
Seufzend wandte sie sich vom Spiegel ab.

Als sie wenig später aus der Haustür trat, prasselte der Regen in Sturzbächen vom Himmel.
Auch das noch!
Sie stülpte sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf und hastete zur U-Bahn.
Auch der Regen hielt die Leute nicht ab vom Einkaufen, nur ihre Stimmung spiegelt das schlechte Wetter wider.

(c) Helge L.

Nicole fiel es schwer ihr freundliches Lächeln beizubehalten, als sie in ihrem adretten Kittel mit dem Namensschild an der Kasse saß.
Immer wieder wurde sie von eiligen, schlecht gelaunten Kunden angekeift.
Und sie war froh, als der Blick auf die Uhr ihr zeigte, dass die Schicht bald zu Ende war.
Müde zog sie ihre verspannten Schultern hoch, da sah sie eine schmutzige kleine Hand, die 20 Cent und eine Packung mit Keksen auf das Laufband legte.
Bedauernd erklärte sie dem kleinen etwa sechsjährigen Mädchen:
Tut mir leid, Kleine, die Packung kostet einen Euro dreißig.“
Das Mädchen sah sie mit einem Blick an, der ihr fast das Herz zerriss, sammelte das Geld auf und lief hinaus.

Aufatmend verließ die junge Frau den Supermarkt.
Feierabend! Es hatte zu regnen aufgehört und so beschloss sie zu Fuß zu gehen.
Als sie in die nächste Querstraße einbog, sah sie das kleine Mädchen stehen.
Es wirkte irgendwie verloren und hustete heftig.
Spontan ging Nicole zu ihr hin.
Musst du denn nicht nach Hause?“
Das Mädchen erschrak und wollte weg laufen, da erkannte sie die freundliche Frau aus dem Supermarkt.
Wie heißt du denn?“
Christiane,“ murmelte die Kleine und scharrte verlegen mit den Füßen.
Nicole überlegte.
Sie konnte das Kind doch nicht einfach hier stehen lassen, außerdem war es viel zu leicht bekleidet bei dieser Kälte.
Da vorne ist ein Mac Donald, hast du Lust auf einen Burger?“
Christiane nickte heftig und strahlte, wobei eine Zahnlücke sichtbar wurde.
Da ihr die Kleine außer ihrem Namen nichts verraten wollte, nahm die junge Frau das Kind schließlich mit nach Hause.
Nach einem ausgiebigem Bad zog sie ihr einen Pullover über und steckte sie ins Bett, das im Zimmer ihrer Mutter stand.
Nachdem sie ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatte, gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn.
Das Mädchen schlang beide Arme um ihren Hals und flüsterte:
Ich möchte bei dir bleiben.“
Nicole verließ leise das Zimmer, ließ aber die Tür etwas offen stehen, damit das Kind sich nicht fürchtete in der ungewohnten Umgebung.
Lange saß die junge Frau nun da und überlegte was sie machen sollte. Die Polizei anrufen oder das Jugendamt verständigen?
Nein! Das hatte Zeit !
Vermissen würde die Kleine sicher keiner, so verwahrlost wie sie aussah.
Morgen hatte sie Spätschicht, dann würde sie vormittags erst Mal für das Kind anständige warme Kleidung kaufen.
Aber mit ihren zerrissenen verschmutzten viel zu dünnen Kleidchen konnte sie das Mädchen nicht mitnehmen.
Ihre Mutter hatte doch immer so viele Stoffe gesammelt!
Kurzentschlossen setzte sie sich an die Nähmaschine und nähte eine Latzhose und dazu ein Jacke.
Außerdem fand sie noch einen Wollstoff den sie zu einem warmen Pullover verarbeitete.
Die Sachen sahen zwar nicht modern aus, aber waren wenigstens warm.

Nicole spürte einen warmen kleinen Körper neben sich und öffnete die Augen.
Ihr kleiner Schützling lag eng an sie gekuschelt und schlief.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass das Kind in der Nacht in ihr Bett gekommen war.
Lächelnd betrachtete sie das vom Schlaf gerötete Gesicht und verließ leise das Zimmer.
Als sie gerade den Tisch deckte kam die Kleine in die Küche.
Hier riecht es aber gut.“
Guten Morgen Spatz, das sind die Pfannkuchen, gehe ins Bad wasche dich und ziehe dich an, nach dem Frühstück gehen wir einkaufen. Ich habe dir gestern noch schnell etwas genäht, hoffentlich gefällt es dir.“
Die Hose und auch der Pullover passten wie angegossen, die Unterwäsche der Kleinen hatte sie gestern Abend noch gewaschen und über die Heizung gelegt.
Christiane lief zu der jungen Frau und schmiegte sich an sie. „ Danke!“
Später dann bummelten die Beiden durch die Geschäfte und kamen mit vielen Taschen beladen wieder nach Hause. Den warmen Mantel und die warmen Schuhe durfte das Mädchen gleich anbehalten.
Nachdem sie die Pizza verspeist hatten sah Nicole Christiane ernst an:
Ich muss bald in die Arbeit und kann dich nicht alleine hier lassen, willst du mir immer noch nicht sagen wo du wohnst?“
Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf und klammerte sich schluchzend an die junge Frau:
Ich möchte bei dir bleiben, kannst du mich denn nicht in die Arbeit mitnehmen?“
Liebevoll strich ihr Nicole über den Kopf, „das geht nicht mein Schatz.“
Aber ich will auch ganz brav und still sein.“
Verzweifelt überlegte Nicole, ob sie frei nehmen sollte, doch so kurzfristig ging das nicht.
Dann fiel ihr Frau Jansen von gegenüber ein.
Und das sagte sie Christiane.
Die alte Frau erklärte sich gleich bereit.
Beim Abschied klammerte sich Christiane verzweifelt an Nicole.
Du kommst doch auch bestimmt wieder!“
Die alte Frau nickte Nicole beruhigend zu und so löste sich diese sanft aus der Umklammerung und verließ schnell die Wohnung.
Noch im Treppenhaus hörte sie das verzweifelt Weinen und es schnitt ihr ins Herz.
Bei der Arbeit heute war sie unkonzentriert und vertippte sich öfters und so war sie froh, als die Schicht zu Ende war.
Schnell hängte sie die Schürze in den Spind, da hörte sie auf dem Gang Stimmen.
Peter, der Biobauer, der jeden Abend den Markt belieferte.
Er hatte eine kleine Landwirtschaft und baute Biogemüse an, auch die Bioeier bezogen sie von ihm.
Außerdem hatte er ein Auge auf sie geworfen, was ihre Kolleginnen immer zum kichern brachte.
Er war ihr sympathisch aber mehr hatte sie noch nicht über ihn nachgedacht.
Dann fiel ihr ein, dass er einmal erwähnt hatte, dass er aus einer kinderreichen Familie stammte und ganz vernarrt in seine Neffen und Nichten wäre.
Außerdem arbeitete eine seiner Schwestern beim Jugendamt.
Sie stürzte auf den Gang, wo ihre Chefin und Peter standen. Die alte Frau grinste wissend und ging ihn ihr Büro.
Nicole kümmerte es nicht, was ihre Chefin vielleicht denken könnte.
Sie packte Peter am Ärmel und rief beschwörend:
Du bist genau der Mann den ich brauche!“
Einen Moment sah dieser sie verdutzt an, dann zog ein Grinsen über sein Gesicht.
Meine Rede!“
Da erst wurde Nicole bewusst, was sie gesagt hatte und wurde rot.
Sie fing zu stottern an: „nein, nein, so, so , ach welch ein Unsinn, ich brauche deinen Rat und deine Hilfe!“
Sofort wurde das Gesicht des Mannes ernst.
Komm!“ Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Lieferwagen.
Dort erzählte Nicole nun dem aufmerksam zuhörenden Mann von der kleinen Christiane.
Peter ließ den Motor an. „Als ersten sollten wir die Kleine bei Frau Jansen abholen. Sagst du mir bitte deine Adresse.“
Nicole nannte sie und lehnte sich entspannt zurück. Sie betrachtete das energische und doch so sensible Gesicht des Mannes neben ihr.
Eine Schönheit im eigentlichen Sinn war er nicht, aber sie spürte die Kraft und Stärke, die er ausstrahlte und seine Verlässlichkeit.
All die Jahre lastete soviel auf ihren Schultern und ihr Verlobter war ihr keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil er hatte nur immer gejammert und war beleidigt, wenn sie wieder mal keine Zeit für ihn hatte, weil es ihrer Mutter so schlecht ging.
Als sie bei Frau Jansen klingelten, öffnete Christiane die Tür und stürzte sich mit einem Freudenschrei in Nicoles Arme.
Dann erst bemerkte sie den Mann, der gerade Frau Jansen begrüßte.
Schüchtern drückte sie sich an Nicole.
Peter aber ging vor dem Kind in die Hocke.
Hallo, ich bin Peter und der Freund von Nicole, außerdem habe ich viele Nichten und Neffen, die sind genauso groß wie du.
Auch habe ich einen Bauernhof, mit kleinen Küken, zwei Katzen, einem Hund und sogar einem Pony.
Du kannst mich gerne mal mit Nicole besuchen. Willst du das“
Er gab ihr einen Nasenstüber.
Christiane nickte schüchtern lächelnd.
Ich habe einen Gemüseeintopf gemacht, viel zu viel, möchten sie etwas mitnehmen!“ fragte Frau Jansen.
Nicole bedankte sich bei der alten Frau.
Während sie dann die Suppe aufwärmte und den Tisch deckte hörte sie fröhliches Lachen aus dem Wohnzimmer.
Peter tappte brummend wie ein Bär auf allen Vieren herum und Christiane kringelte sich vor Lachen.
Später kam dann Jutta, Peters Schwester und gemeinsam gelang es ihnen von dem kleinen Mädchen die Adresse ihrer Mutter zu erfahren.
Aber Christiane erzählte ihnen auch, dass ihre Mutter bereits seit einigen Tagen nicht mehr nach Hause gekommen sei und als dann im Kühlschrank nichts mehr zu Essen gewesen war, habe sie das Geld genommen.
Dass es zu wenig war, hatte sie nicht gewusst.
Die drei Erwachsenen waren erschüttert.
Als Christiane dann im Bett lag, überlegten sie was weiter geschehen sollte.
Ich könnte dafür sorgen, dass du die Kurzzeitpflege bekommst bis man die Mutter gefunden hat.“ schlug Jutta vor.
Nicole nickte. „Kann ich das Kind nicht adoptieren?“
Dazu müsstest du verheiratet sein.“
Dem kann abgeholfen werden!“ rief Peter forsch.
Nicole sah ihn Stirn runzelnd an.
Soll das ein Heiratsantrag sein, wir hatten noch nicht einmal ein Date,“ rief sie empört.
Jutta gluckste und stand auf.
Das macht mal unter euch aus.“
Die beiden bemerkten nicht einmal, dass sie gegangen war.
Peter nahm Nicoles Gesicht in beide Hände und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
Dann strich er zart eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht und meinte leise.
Ich liebe dich schon lange und weiß, dass du die Richtige bist, aber wir werden es langsam angehen.“

Christianes Mutter wurde in einer billigen Absteige mehr tot als lebend gefunden. Hier hatte sie ihre Freier empfangen, um ihre Drogensucht zu finanzieren.
Peter und Nicole heirateten und bekamen die Pflegschaft für Christiane und das Mädchen blühte auf.
Als ihre Mutter nach langem Siechtum dann starb wurde sie von ihren Pflegeeltern adoptiert und wurde ihren kleinen Geschwistern eine liebevolle große Schwester.

© Lore Platz






Montag, 28. Januar 2019

Ende einer Wollmaus -







(c) Elli M.


In einem alten Reihenhaus
Lebte eine kleine kuschelige Wollmaus
In der Ecke unterm Schranke versteckt
Blieb sie viele Jahre unentdeckt
Im Hause wohnte Herr Friederich, nebst Gattin Anemone
Und Günther, ihrem Sohne
Der Junge, nun, er wuchs heran
Zu einem stattlichen jungen Mann
Die Zeit war da, sich um zu schauen
Unter all den Mädchen und den Frauen
Verschlossen blieb so manche Tür
Dann endlich begegnete er Ihr
Sieglinde hieß das holde Mädchen
Und wohnte hier im kleinen Städtchen
Herr Friederich, nebst Gattin Anemone
Waren zufrieden mit der Wahl ihres Sohnes
Sieglinde war freundlich und sehr reinlich
Jedoch in manchen Dingen kleinlich
Unordnung und Schmutz konnte sie nicht leiden
Und versuchte deshalb ihn zu meiden
Als sie nun einzog in das Haus
Rief sie sofort: „ Wie sieht' s hier aus!
Hier kann ich nicht leben!
Sauberkeit ist mein Bestreben!“
Schnell holte sie sich Eimer, Lappen, Besen
Und das ist das Ende der armen Wollmaus gewesen
Sie, die ihr ganzes Leben glücklich und zufrieden
in ihrer Ecke war geblieben
Wurde nun aus ihrer beschaulichen Ruhe geweckt
Und in einen Sack gesteckt
Und die Moral von der Geschicht'
Als Wollmaus entkommst du einem Putzteufel nicht

© Lore Platz


Freitag, 25. Januar 2019

Der alte Puppenspieler


 
eigenes Foto

Der alte Puppenspieler



Langsam senkt sich die Dämmerung über den Marktplatz und es sind nur noch wenige Menschen unterwegs.
Eine leichte Brise wirbelt den Staub auf und der alte Mann senkt den Kopf und schlägt den Kragen seines abgetragenen Mantels hoch.
Traurig bückt er sich zu dem verbeulten Teller und schüttet die paar Kupferstücke in die hohle Hand.
Niemand hat mehr Interesse an seinem Puppenspiel, nicht mal die Kinder. Sie laufen vorbei und spotten noch über seine langweiligen Puppen.
Müde hebt er den schwarzen, abgeschabten Koffer, indem er liebevoll seine 'Kinder', wie er seine Puppen nennt,verstaut hat, auf und schlurft mit gesenktem Kopf die Straße hinab.
Er biegt in den kleinen Weg ein, der zum Häuschen seiner Schwester führt, die ihm ein kleines Kämmerchen zur Verfügung gestellt hat, als er sich nicht mehr als Puppenspieler selbst ernähren konnte.
Seinem Schwager war das gar nicht Recht und er missgönnte ihm jeden Bissen.
Der alte Mann öffnet die Holztür, die leise knarrt, als wollte sie protestieren und tritt in den gefliesten Flur.
Sein Schwager Paul tritt ihm entgegen.
Na, hast du heute gut verdient mit deinem Firlefanz,“ spottet er.
Martin senkt den Kopf und will sich an ihm vorbei drängen, doch dieser hält ihn am Arm fest.
Ich habe es satt, dich unnützen Träumer noch weiter mit durch zu füttern, du wirst in Zukunft auf dem Hof mitarbeiten.“
Hilde tritt aus der Küche und stemmt die Arme in die Hüften.
Lass meinen Bruder in Ruhe, das bisschen was er isst, können wir immer noch verkraften.“
Ins Narrenhaus gehört er, ein alter Mann, der noch mit Puppen spielt!“ brummt ihr Mann und verlässt das Haus.
Hilde aber legt liebevoll ihren Arm um Martins Schulter.
Komm mit in die Küche ich habe eine gute warme Suppe.“
Obwohl Hilde einige Jahre jünger war als ihr Bruder hatte sie ihn schon als Kind bemuttert und in Schutz genommen, wenn der Vater mal wieder grob wurde, weil Martin lieber Puppen schnitzte und träumte, als auf dem Hof zu arbeiten.
Sie hatte für seine Puppen die Kleider genäht und auch ihm das Nähen beigebracht.
Natürlich durfte der Vater das nicht mitbekommen, dann hätte er sich noch mehr erzürnt, wenn er seinen Sohn bei so einer weibischen Tätigkeit erwischt hätte.
Als die Eltern dann gestorben sind, war Hilde in die Stadt in Dienst gegangen und Martin hatte seine Puppen in den Rucksack gepackt und war über Land gezogen.
In Dörfern und Städten hatte er alte Märchen und auch ausgedachte Geschichten vorgeführt.
Reich wurde er nicht, aber für eine warme Mahlzeit hatte es immer gereicht.
Aber sein schönster Lohn war doch das Lachen und die Freude der Kinder.
So ging das viele Jahre, doch auf einmal wollten die Menschen keine Puppenspiele mehr sehen und auch die Kinder fanden andere Spiele interessanter.
Martin war inzwischen alt geworden und auch das Leben auf der Straße wurde immer beschwerlicher und so war er eines Tages vor der Tür seiner Schwester gestanden.
Hilde hatte ihn ohne viel zu Fragen aufgenommen.
Martin löffelt schweigend seine Suppe und auch den
Milchkaffee und das dick mit Butter bestrichene Brot lässt er sich schmecken.

 
(c) meine Tochter

In seiner Kammer holt er seine Puppen aus dem Koffer und setzt sie nebeneinander auf das alte Sofa.
Er legt sich auf das Bett und verschränkt die Arme unter dem Kopf. Er kann nicht schlafen, denn zu viele Gedanken gehen ihm durch den Kopf.
Die Tür unten knarrt. Sein Schwager kommt wohl aus dem Wirtshaus zurück und wenn er getrunken hat, fühlt er sich besonders stark.
Schon hört man ihn brüllen, „ und dass du es genau weißt, der alte Nichtsnutz kommt aus dem Haus, ich dulde es nicht länger, dass du ihn durch fütterst.“
Martin hebt sich die Ohren zu, um die streitenden Stimmen nicht mehr zu hören.
Endlich werden sie leiser und dann verstummen sie ganz.
Der alte Mann setzt sich im Bett auf und sieht hinüber zu seinen Puppen und flüstert. „Kinder, Morgen werden wir diese Haus verlassen. Ich will nicht, dass meine Schwester ständig Ärger wegen mir bekommt.“
Es dauert lange, bis er eingeschlafen ist, doch dann fallen ihm die Augen zu und leise Schnarchtöne sind zu hören.
Auf dem Sofa wird es auf einmal lebendig. Die Puppen recken und strecken sich.
Habt ihr gehört,“ murmelt Friederich, der meistens die Rolle des Kammerdieners spielen muss, „ Morgen will er ganz allein mit uns weiter reisen.“
Kasperles Oma sieht sehr besorgt aus.
Ja, das wird er nicht überleben, bald kommt der Winter und außerdem will uns doch niemand mehr spielen sehen.
Er wird verhungern.“
Alle Puppen nicken betrübt, selbst der Räuber, die Hexe und das Krokodil, die immer die Rolle der Bösewichte übernehmen müssen, obwohl sie doch gar nicht so böse 
sind.
Hm,“ der Zauberer streicht über seinen langen grauen Bart, „Vielleicht sollten wir die Puppenfee um Hilfe bitten?“
Wer ist die Puppenfee, wo wohnt sie und warum kann sie Meister Martin helfen.“ so rufen die Puppen durcheinander.
Die Puppenfee wohnt in einem wunderschönen Land und ihre Helfer eilen durch die ganze Welt um allen traurigen Puppen, die verlassen oder durch Menschenhand zerstört wurden, zu sich zu holen und ihnen eine neue Heimat zu geben,“ erklärt der Zauberer.
Weißt du denn wo sie wohnt?“


(c) meine Tochter
Nicht so genau, aber vor der Stadt im Wald wohnt Eulalia, die Eule, sie ist sehr weise und kann uns weiter helfen.“
Wir können aber nicht alle gemeinsam losgehen, was wird Meister Martin denken. Er wird einen großen Schreck bekommen. Wenn nur einer von uns die Fee aufsucht, wird es ihm nicht auffallen,“ meint der König, der sehr klug ist.
Ich werde gehen,“ meldet sich das Kasperle und alle sind einverstanden.
Wenig später klettert der kleine Kerl durch das Fenster und lässt sich an der Regenrinne hinab.
Mit schnellen Schritten verlässt er den Hof und saust die Straße entlang, die aus der Stadt führt. Atemlos kommt er im Wald an.
Müde sinkt er ins Gras, lehnt sich an den Stamm eines Baumes und schließt erschöpft die Augen.
Warum rennst du denn so?“
Kasperle öffnet die Augen und sieht einen Igel vor sich, der ihn aus seinen dunklen Knopfaugen neugierig mustert.
Ich muss zu Eulalia.“
Das geht jetzt nicht, die ist vor einiger Zeit zurück gekommen und schläft jetzt sicher und wenn man sie aufweckt wird sie furchtbar böse.“
Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, ich brauche unbedingt ihre Hilfe.“
Na ich weiß nicht,“ meint der Igel zweifelnd.
Wenn er Eulalies Hilfe benötigt, dann wird sie ihm auch helfen.“
Ein Reh tritt zwischen den Büschen hervor.
Komm, setz' dich auf meinen Rücken, ich werde dich zu Eulalie bringen.“ wendet sie sich an das Kasperle.
Der Igel zuckt nur mit der Nase und verschwindet im Gebüsch.
Kasperle aber klettert auf den Rücken des hilfsbereiten Rehs und nun geht es über Stock und Stein durch den Wald.
Vor einer großen mächtigen Eiche bleibt das Reh stehen und deutet mit dem Kopf nach oben.
Siehst du die große runde Öffnung, dort wohnt Eulalie.“
Kasperle bedankt sich, richtet sich auf und greift nach dem nächsten Ast und schwingt sich flink den Baum hinauf.
Das Reh beobachtet ihn noch eine Weile bis er im Bau der Eule verschwunden ist, dann läuft es weiter.
Kasperle aber steht vor dem Bett der Eule, die mit leicht geöffnetem Mund leise schnarcht. Es tut ihm leid sie zu wecken, denn war sie doch als Nachttier die ganze Nacht unterwegs gewesen, aber dann denkt er an Meister Martin und auch an seine Freunde und rüttelt die Eule leicht an der Schulter.
Unwillig brummt diese und dreht sich auf die andere Seite.
Doch Kasperle lässt ihr keine Ruhe und ruft verzweifelt. „Bitte Frau Eulalie, bitte ich brauche eure Hilfe.“
Die Eule öffnet die Augen und blickt den Störenfried finster an.
Bitte, ich muss wissen wie ich zur Puppenfee komme. Es geht um Meister Martin und seine Puppen. Wir brauchen Hilfe.“
Eulalie setzt zu einer unwirschen Antwort an, doch dann sieht sie den flehenden Blick des kleinen Kerls und ihr gutes Herz siegt.
Wenn du nicht weißt, wo die Puppenfee wohnt, dann ist es dir noch nie schlecht gegangen.“
Nein!“ Kasperle lächelt, „ unser Vater Meister Martin hat uns geschaffen und all die Jahre geliebt und für uns gesorgt. Doch nun ist er alt und niemand will unser Spiel
mehr sehen und der Mann seiner Schwester ist böse und deshalb möchte Meister Martin heute wieder auf Wanderschaft gehen. Aber er ist zu alt für das Leben auf der Straße, deshalb will ich die Puppenfee um Hilfe bitten und man hat mir gesagt, sie wüssten wie ich sie finden kann.“
Eulalie richtet sich seufzend auf.
Das ist ganz einfach, du musst die Puppenfee rufen und wenn du wirklich in Not bist, wird sie dich finden. Aber nun lass mich schlafen.“
Die Holzpuppe bedankt sich und klettert flink den Baum hinab. Einen Moment bleibt sie stehen und überlegt, sollte es wirklich so einfach sein?
Nun er musste es versuchen.
Leise ruft er: „ Liebe Puppenfee, ich brauche deine Hilfe.“
Aufmerksam sieht er sich um, doch nirgends kann er jemanden entdecken. Mutlos mit gesenktem Kopf verlässt er den Wald.
Als er die große Lichtung erreicht, hört er plötzlich leises Lachen und neben ihm geht eine wunderschöne Frau mit rotbraunen wallenden Haaren. Das Kleid, das aus vielen Schleiern besteht ist fast so bunt wie sein Kasperlegewand.
Du hast mich gerufen?“
Kasperle starrt sie mit offenem Mund an. „Du bist die Puppenfee?“
Wieder erklingt das melodische Lachen und schmeichelt sich in sein Herz.


Ja, ich bin die Puppenfee und ich kenne deinen Kummer, denn schon viele Jahre beobachte ich deinen Meister Martin und seine Liebe zu meinen Geschöpfen. Längst habe ich beschlossen ihm helfen, also sorge dich nicht.“
Sie lächelt und Kasperle fühlt, wie all sein Kummer von ihm abfällt und er ist sicher, dass alles gut wird.
Aber nun lauf, bald wird Meister Martin aufstehen und dann solltest du wieder bei den anderen sein.“
Die Puppenfee verschwindet, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
Nun aber saust das Kasperle los, kommt über die Regenrinne ungesehen ins Zimmer und ist gerade mit seinem Bericht fertig, als Meister Martin sich in seinem Bett bewegt.
Etwas schwerfällig erhebt er sich und schlurft ins angrenzende Bad.
Als er zurück kommt nimmt er den Koffer und legt ganz liebevoll eine Puppe nach der anderen hinein. Seine wenigen Habseligkeiten packt er in den alten Rucksack, den er im Schrank verstaut hat, dann wirft er noch einen Abschied nehmenden Blick ins Zimmer und geht langsam die Treppe hinunter.
Er hört Hilde in der Küche hantieren und deponiert Koffer und Rucksack im Flur, dann tritt er zu seiner Schwester.
Diese schenkt ihm ein liebevolles Lächeln.
Guten Morgen, Martin, setz' dich. Willst du wirklich wieder durch die Gegend streifen. Es ist Sturm und Regen angesagt, da wird wohl niemand stehen bleiben.“
Ach vielleicht kann ich ja in einer Gaststube spielen.“
Hilde nickt nur, sie weiß dass niemand seine Puppen mehr sehen will, aber sie schweigt. Sie weiß wie wichtig ihrem Bruder das Gefühl ist noch etwas unternehmen zu können.
Aber wenn nicht, dann komm bitte nach Hause, aber nun trink deinen Kaffee und iss deine Stulle.“
Nach dem Frühstück bleibt der alte Mann unschlüssig stehen, dann umarmt er seine Schwester.
Nanu, was ist denn heute mit dir los?“
Ach Hilde, ich will dir einfach nur mal danken, warst immer eine gute Schwester.“
Sie gibt ihm eine kleinen Klaps und brummt, um ihre Rührung zu verbergen.
Dafür sind Geschwister doch da, aber nun nimm deine Brotzeit und bring Freude mit deinen Puppen unter die Menschen.“
Martin verlässt die Küche, dreht sich noch einmal um und wirft Hilde einen langen Blick zu, unter dem es dieser ganz eigentümlich zu Mute wird.
Langsam mit müden Schritten wandert er aus dem Dorf und das Herz ist ihm schwer.
Nach endlos scheinender Zeit hat er die nächste Ortschaft erreicht und stellt sich auf den Marktplatz und holt seine 'Kinder' heraus.
Doch die Menschen hasten vorbei und niemand hat Interesse für seine schön geschnitzten Puppen.
Große Tropfen fallen vom Himmel und schnell verstaut er die Marionetten im Koffer. Er schlägt den Kragen hoch und eilt, um einen schützenden Platz vor dem Regen zu finden.
In einer alte Scheune lässt er sich aufatmend ins Heu sinken. Mit einem großen karierten Taschentuch fährt er sich über das nasse Gesicht. Ihm ist kalt und seine Zähne klappern, er fühlt sich so elend und müde und dann fallen ihm die Augen zu.
Ein überirdisch schönes Licht erhellt den alten Schuppen und vor ihm steht eine junge Frau in einem kunterbunten Kleid und lächelt ihn an.
Martin, komm mit!“
Und sie hält ihm ihre feingliedrige Hand entgegen und wie in einem Traum nimmt der Puppenspieler diese und folgt ihr. Sie erreichen einen herrlichen großen Garten voller Sonnenschein in dem viele Puppen fröhlich herum springen.
Wo bin ich hier?“
In meinem Puppenreich, in dem vergessene und verletzte Puppen eine neue Heimat finden, möchtest
du mir helfen diese armen Geschöpfe wieder glücklich und gesund zu machen?“
Ach bin doch so alt und müde.“
Die Puppenfee lächelt und schnippt mit den Fingern und Martin spürt wie seine Kraft zurück kehrt. Er dehnt und streckt sich.
Dann sind auf einmal alle seine 'Kinder' hier und umringen ihn.
Vater, du bist ja auf einmal wieder jung!“ staunen sie.
Und Martin bewegt seine durch Arthritis geschwächten Finger.
Sie sind beweglich und ohne Schmerzen, da stößt er einen Jodler aus und ruft fröhlich.
Ich will all den verletzten Geschöpfen helfen, hast du ein Schnitzmesser für mich?“
Die Puppenfee lächelt und führt ihn zu einem hübschen kleinen Häuschen.
Hier kannst du mit deinen Kindern wohnen und nebenan ist eine Werkstatt. Also willst du bei mir bleiben?“
Ja!“ ruft Martin mit strahlenden Augen.

Am nächsten Morgen fand man den alten Puppenspieler tot in der Scheune.


© Lore Platz