Montag, 20. Januar 2025

Der Sohn des Wassermannes Teil 11







Lucinda wandert zügig voran.
Die wunderbar warme Kleidung schützt sie vor der schneidenden Kälte und sie ist voller Zuversicht.
Irgendwann würde sie den Weg in ihre Heimat wieder finden.
Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sie Meeresheld wieder sehen wird.
Als sie eine kurze Pause einlegt, um ein Rosinenbrötchen zu essen, bemerkt sie hinter sich den weißen Wolf.
Hastig packt sie ihr Bündel und hastet weiter durch den schneebedeckten Wald.
Hinter sich hört sie es donnern und blitzen und dichter Graupelregen versperrt dem Wolf die Sicht.
Lucinda lächelt.
Danke Graupel,“ flüstert sie und läuft weiter.
Am Abend legt sie sich in einer Höhle schlafen und sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken spitzen, macht  sie sich wieder auf den Weg.
Es ist kurz nach Mittag, als sie wieder den Wolf hinter sich erblickt.
Er hat ihre Spur wieder aufgenommen.
Es blitzt und donnert hinter ihr und dicke Hagelkörner prasseln auf die Erde.
Der Wolf heult auf, als ein besonders großes Hagelkorn sein Fell trifft und verkriecht sich im Gebüsch.
Danke Hagel,“ murmelt Lucinda leise und läuft weiter.
Am Abend übernachtet sie in einer Felsengrotte.
Doch leider hat der Wolf auch am nächsten Tag wieder ihre Spur aufgenommen.
Aber wieder blitzt und donnert es und dicke Schneeflocken schieben sich wie eine Wand zwischen den Wolf und Lucinda.
Danke, Schneeflocke,“ flüstert diese und lacht glücklich auf, als vor ihr das Häuschen von Frau Holle auftaucht.
Sie läuft durch den Garten und klopft atemlos wenig später an die Tür.




Eine rundliche Dame mit roten Backen und freundlichen Augen öffnet.
Ach was für ein netter Besuch. 
Wer bist du denn und woher kommst du ? Wie hast du denn den Weg zu mir gefunden? Armes Mädchen, du bist ja ganz durchfroren,“ zwitschert sie.
Lucinda gelingt es endlich auch etwas zu sagen.
Bitte helfen sie mir, der weiße Wolf der Eishexe verfolgt mich.“
Frau Holle späht über ihre Schulter.
Das Schneegestöber hat inzwischen nachgelassen und nun sieht man den weißen Wolf, der in großen Sprüngen näher kommt.
Ts,ts,ts, keine Angst meine Kleine, er darf mein Gebiet nicht betreten. Komm herein und vergiss das dumme Tier.“
Wohlige Wärme empfängt Lucinda als sie Frau Holle in den großen Wohnraum folgt.
Diese wendet sich um und meint:
Zieh doch deinen Mantel aus und setzt dich. Möchtest du Kaffee, Tee oder Kakao?
Ach ich mach dir lieber einen Tee, der wärmt schön von innen und Kekse dazu, oder willst du lieber Kuchen. Vielleicht ein Käsebrötchen, Schinken wäre auch nicht schlecht. Warte mal, eine heiße Hühnerbrühe bei diesem Wetter, wie wäre es denn damit? Ach weißt du was, ich stelle mal von jedem etwas hin, dann kannst du es dir aussuchen.“
Lucinda schmunzelt, antworten brauchte sie wohl nicht.
Sie legt ihren Mantel auf einen freien Stuhl und setzt sich an den großen Tisch.
Frau Holle schnippt mit den Fingern und der Tisch füllt sich mit dampfenden Tassen und Schüsseln, Körbchen mit Brot und Brötchen verschiedener Sorten, Wurst, Käse und sonst noch allerlei.
Bedien dich meine Kleine, ich dachte ich serviere mal von allem etwas, dann kannst du wählen.“
Lucinda lässt es sich gut schmecken, um die Unterhaltung brauchte sie sich keine Gedanken zu machen.
Frau Holle fragte, antwortete, plauderte, erzählte, quasselte ununterbrochen.
Plötzlich lacht sie und meint entschuldigend:
Ich quatsch dir die Ohren voll, aber weißt du, ich bin sehr viel allein. Mein letzter angenehmer Besuch war die Goldmarie und das ist schon eine Weile her.
Doch ich sehe, es hat dir geschmeckt, vielleicht kannst du mir nun erzählen was dich zu mir führt.“
Lucinda lehnt sich angenehm gesättigt zurück und berichtet nun ihrer freundlichen Gastgeberin von ihren Erlebnissen.
Ts,ts,ts, schrecklich, schrecklich, aber keine Angst, du wirst deinen Mann wiedersehen.“
Tröstend tätschelt die alte Frau ihre Hand.
Aber sieh nur, es wird schon dunkel. Ich zeige dir dein Zimmer und und morgen früh sieht alles besser aus.



Der Sohn des Wassermannes Teil 10



Für den Moment sind wir in Sicherheit,“ murmelt die Möwe, während sie versucht auf der wankenden Eisscholle nicht abzurutschen.
Wohin fahren wir denn?“ will Lucinda wissen.
Der Pinguin schaut sie mit seinen schönen dunklen Augen freundlich an, bleibt aber stumm.
Dein Freund redet wohl nicht gern.“
Er ist eben einer von den Stillen.
Wir bringen dich zum Nordwind. Er ist der Bruder von Perlweiß und wird dir sicher helfen.“
Woher weißt du so viel über meine Familie?“
Ich komme eben viel herum und unterhalte mich gerne.“
Gib zu, dass du eine neugierige Klatschbase bist.“
Und du bist ein undankbares, freches Fräulein!“ ereifert sich die Möwe.
Wir sind da,“ unterbricht der Pinguin die Streithähne.
Die Eisscholle prallt an das Ufer und Lucinda springt auf festen Boden.
Ohne sich umzusehen fliegt der beleidigte Vogel in eine Felsengrotte und die junge Frau folgt ihm, während der Pinguin wendet und wieder auf das offene Meer hinaus treibt.
Lucinda spürt ihre Füße kaum noch, als sie durch den Tunnel aus Eis stolpert.
Endlich erreicht sie einen offenen Raum.
Stühle und Tische sind aus glitzerndem Eis und von den Wänden hängen Eiszapfen.
Eine Frau in einem weißem schimmerndem Kleid, das mit herrlichen Eisblumen bestickt ist, steht an einem Ofen und rührt in einem großen Topf.
Sie hebt den Kopf und sieht sie überrascht an.
Die Möwe sitzt auf einer Stuhllehne und putzt sich die Federn.
Wen hast du mir denn da gebracht?“
Die Dame betrachtet die vor Kälte schlotternde junge Frau.
Das ist Lucinda, das Schwesterkind deines Mannes.“
Du bist die Frau von Meeresheld. Wir haben von der Hochzeit gehört.
Aber was rede ich solange, da bist ja halb erfroren.
Komm mit mir, erzählen können wir später.“



Sie nimmt die Prinzessin an der Hand und führt sie in einen Nebenraum, in dem ein herrlich blauer See schimmert.
Lucinda erschauert, aber die Frau des Nordwinds lacht.
Keine Angst, der See ist warm. Er wird gespeist von heißen Quellen.“
Die junge Frau steigt in den See und genießt das herrlich warme Wasser, das ihren halb erfrorenen Gliedern gut tut.
Als sie ihr Haar gewaschen und zu einem Zopf geflochten hat, kommt ihre Tante zurück, bringt ihr frische und vor allem warme Kleider und ein Paar wunderschöne Pelzstiefel.
Wenig später betritt Lucinda den großen Wohnraum
Zwei Jungen und ein Mädchen sitzen am Tisch und albern mit der Möwe herum.
Es sind die Kinder des Nordwinds und werden ihr als Schneeflocke, Hagel und Graupel vorgestellt.
Während des Essens erzählt Lucinda von ihren schrecklichen Erlebnissen.
Arme Kleine,“ liebevoll tätschelt die Nordfrau ihre Hand.
Leider bist du auch bei uns nicht sicher, denn die Meerhexe ist die Schwester der Eishexe.“
Ein eisiger Wind lässt die Grotte erzittern und bringt Schnee Kälte herein.
Mein Mann,“ seufzt Frau Nordwind, „ und er ist nicht besonders gut aufgelegt.“
Gleich darauf steht der große furchteinflößende Nordwind im Raum.
Die weißen buschigen Augenbrauen grimmig gewölbt deutet er auf Lucinda.
Du da, du kommst mit, die Eishexe will dich sehen!“
Schützend stellt sich seine Frau vor ihren Gast.
Willst du dein Schwesterkind der Eishexe ausliefern? Der weiße Wolf wird sie zerreißen!“
Der Nordwind wirft ihr einen finsteren Blick zu.
Weib, willst du dich gegen die Eishexe stellen!“
Ach und seit wann ist der Nordwind kein freier Mann mehr, sondern ein Lakai der Eishexe.“
Beide Arme in die Hüften gestemmt funkelt sie wütend ihren Mann an.
Grimmig blickt er zurück, dann wendet er sich um.
Wenn ich wieder komme, ist sie verschwunden!“
Er saust davon und das Geschirr auf dem Tisch wackelt.
Er ist wütend,“ meint seine Frau achselzuckend und
geht in den Nebenraum, aus dem sie gleich darauf mit einem Pelzmantel und einer Fellmütze wieder kommt.
Es ist besser wenn du uns verlässt.
Geh zu Frau Holle. Sie und die Eishexe mögen sich nicht.“
Während sie durch die verschlungen Gänge zum Hinterausgang gehen, erklärt die Nordfrau der Wasserprinzessin den Weg zu Frau Holle.
Sie drückt ihr einen Beutel mit Proviant in die Hand.
Wenn du Durst hast brich dir einen Eiszapfen ab und nun lebe wohl meine Kleine, möge der große Himmelsherr dich beschützen.“
Eine letzte Umarmung und Lucinda wandert durch die weiße Landschaft ins Ungewisse.
Doch wie viel schöner ist es jetzt zu gehen mit den warmen Stiefeln und der kuscheligen Winterkleidung.
Die Frau des Nordwinds aber steht noch lange da und sieht ihr nach.
Deshalb bemerkt sie auch den weißen Wolf, der sich an die Fersen des Mädchens heftet.
Sie ruft ihre Kinder und befielt ihnen, ihre Kusine zu begleiten und wenn der weiße Wolf ihr zu nahe kommt, sofort einzugreifen.
Die Drei versprechen es und erheben sich in die Luft.





Sonntag, 19. Januar 2025

Der Sohn des Wassermannes Teil 9





Na,na,“ brummt eine Möwe, die auf einem Schneehaufen sitzt und verlegen mit den Flügeln schlägt.
Wer wird denn gleich weinen.“
Ich habe mein Amulett verloren, das Meeresheld mir gegeben hat, wie soll ich denn je wieder nach Hause finden?“ klagt die junge Frau.
Nun hier kannst du sowieso nicht ins Wasser. Es ist das Gebiet der Meerhexe und selbst der Wassermann kann dir nicht helfen, wenn sie dich in ihre Finger bekommt.“
Ich weiß, ich war in ihrer Gefangenschaft!“
Nun, an Land kannst du hier auch nicht bleiben. Das ist das Gebiet der Eishexe, der Schwester, der Meerhexe und wenn die Eishexe dich mit ihrem Finger berührt, erstarrst du zu Eis.“
Ich fühle mich jetzt schon wie ein Eiszapfen,“ Lucinda reibt ihre Arme, „ aber was soll ich denn nur tun?“
Aufhören zu flennen und jammern!“
Du bist sehr unhöflich!“ beleidigt dreht Lucinda der Möwe den Rücken zu.
Und du bist sehr dumm! Wie konntest du nur in das Gebiet der Meerhexe gehen, hat man dich nicht gewarnt?“
Aber ich wurde entführt!“ ruft die junge Frau empört.
Dann warst du eben dumm, weil du dich entführen hast lassen.“
Wütend stapft Lucinda davon.
Die Möwe flattert hinterher und zerrt sie an den Haaren.
Bleib stehen du dummes Ding!
Du läufst ja geradewegs auf den Palast der Eishexe zu!“
Au! Du tust mir weh!“
Zornig schlägt die Wasserprinzessin nach dem Vogel.
Kreischend fliegt dieser in die Höhe.
Du bist doch ein undankbares Geschöpf, ich sollte dich deinem Schicksal überlassen.“
Leise vor sich hin schimpfend setzt sich die Möwe auf einen kahlen Ast und zerrt an ihrem zerzausten Gefieder.
Plötzlich hebt sie den Kopf und blickt in die Ferne.
Oh weh! Die Eishexe hat deine Ankunft bemerkt.“
Ängstlich blickt Lucinda sich um.
Wo ist sie?“
Sie ist in ihrem Eispalast, aber sie hat ihren weißen Wolf ausgesandt, dich zu holen. Komm mit!“
Lucinda rafft ihren zerrissenen Rock und läuft schnell hinter dem Vogel her.
Ihre Schuhe sind im Wasser geblieben und die Kälte sticht sie wie spitze Nadeln und der harsche Schnee verletzt ihre Füße.
Immer wieder wirft sie ängstliche Blicke zurück zu dem weißen Wolf, der immer näher kommt.





Die Möwe setzt sich auf einen Eisberg, der aus dem Wasser ragt und winkt aufgeregt mit den Flügeln einem Pinguin zu, der gemütlich auf einer Eisscholle dahintreibt.
Pingu hilf uns, der weiße Wolf ist hinter uns her!“
Der Pinguin gibt der Eisscholle einen kräftigen Schubs und als sie das Ufer erreicht springt Lucinda ohne lange zu überlegen auf die schwankende Eisplatte.
Mit einigen Flügelschlägen ist auch die Möwe bei ihnen und zu dritt paddeln sie mit ihrem Boot aus Eis aufs offene Meer hinaus.
Am Ufer aber steht der weiße Wolf, den Kopf erhoben und sieht ihnen nach.
Dann wendet er sich um und verschwindet.


Samstag, 18. Januar 2025

Der Sohn des Wassermannes Teil 8





Einige Zeit später.
Liana ist es gelungen sich in die Herzen aller einzuschmeicheln.
Perlweiß behandelt sie wie ihre eigene Tochter, Lucinda fand in ihr eine verständnisvolle Freundin.
Für Meeresheld war sie wie eine kleine Schwester und selbst Algengrün betrachtete sie wohlwollend.
Nur Seerose begegnete ihr mit gemischten Gefühlen.
Und dann brach das Unglück über den kleinen See.





Liana ist es gelungen Lucinda durch den Tunnel in das offene Meer zu locken, wo sie von einigen Piraten gepackt und in die dunklen Gründe des schwarzen Meeres gebracht wird.
Liana aber kehrt schnell in den See zurück, bevor jemand ihre Abwesenheit auffällt.
Lucinda liegt gut verschnürt in der Ecke einer Grotte und blickt angstvoll auf die beiden Muränen, die mit boshaft funkelnden Augen und hämisch grinsend um sie herum schwimmen.
Ihr spitzen kleinen Zähne blitzen in dem brackigen Wasser.
Friss, Schnapp, verschwindet!“
Silvana betritt die Höhle und betrachtet die junge Frau spöttisch.
Nun meine Schöne, bald ist es aus mit euch und euer geliebter Gemahl wird euch nicht retten können.
Er wird euch bald vergessen haben und meine bezaubernde Liana heiraten und durch sie werde ich die Macht über diesen hochnäsigen Algengrün bekommen. Hahahahaaaa!
Sie gibt ihren Haustieren einen Wink.
Bewacht sie, aber tut ihr nichts zu leide.
Vielleicht brauchen wir sie noch.
Später dürft ihr sie dann verspeisen, erst mal sehen wie es meinem Täubchen geht.“
Sie verlässt die Grotte und die beiden Muränen kommen wieder bedrohlich näher.
Lucinda drückt sich angstvoll in die Ecke



Der „Schwarzer Tiger“ torkelt in die Felsengrotte, eine Flasche Rum in der Hand.
Verschwindet!“
Mit einer Handbewegung jagt er die Muränen aus dem Raum, dann stellt er sich schwankend vor die Gefangene.
Wie schön du bist! Fast so schön wie meine liebliche Eloise.
Ach sie war so wundervoll und wenn sie sang, dann musste man weinen.
Doch dann verlor sie ihre Stimme und ihre Schönheit und Silvana hat sie ihren Haustieren zum Fraß vorgeworfen.
Oh, meine herrliche Eloise!“ ruft er mit weinerlicher Stimme.
Er taumelt, dann beugt er sich zu Lucinda hinunter.
Diese wendet schnell den Kopf ab, um seinem stinkendem Atem auszuweichen.
Du bist auch wunderschön und wenn du lieb zu mir bist, dann werde ich dich vor Silvana beschützen.
Plötzlich zuckt ein Dolch auf und leise schreit die Wasserprinzessin auf.
Der Pirat lächelt dümmlich und säbelt ihre Fesseln durch.
Lucinda verhält sich ganz still, doch sobald sie frei ist, gibt sie dem Piratenkapitän einen Stoß.
Dieser stolpert und bleibt benommen liegen.
Vorsichtig späht die junge Frau hinaus ins das trübe schlammige Wasser und als sie niemanden bemerkt
schwimmt sie los.




Zum Glück ist sie eine geübte Schwimmerin und der Abstand zu der Grotte wird immer größer.
Hinter sich hört sie einen schrillen Schrei.
Ihre Flucht ist entdeckt worden.
Sie spürt wie das Wasser hinter ihr in Schwingungen gerät und als sie zurück blickt, sieht sie die beiden Muränen, die ihre Verfolgung aufgenommen haben.
Lucinda versucht noch schneller zu schwimmen, aber sie spürt, wie langsam ihre Kraft nachlässt.
Plötzlich, wie aus dem Nichts taucht neben ihr ein Delfin auf.
Halt dich an mir fest, ich bringe dich ans Ufer.“
Wie ein Pfeil schnellt er durch das Wasser und die jung Frau hält sich verzweifelt an seiner Flosse fest.
Dann tauchen Friss und Schnapp neben ihnen auf und umkreisen sie mit tödlich blitzenden Augen.
Der Delfin schreit auf einmal qualvoll auf und Blut sickert ins Wasser.
Silvanas Haustierchen haben ihn gebissen.
Schwimm nach oben, ich lenke sie ab!“ stöhnt der Fisch und Lucinda lässt ihn los und paddelt nach oben.
Friss folgt dem Delfin, der ohne das Mädchen nun viel schneller ist und Schnapp verfolgt Lucinda.
Lucinda nimmt alle ihre Kraft zusammen und taucht auf.
Sie spürt einen scharfen Schmerz am Hals, dann ist sie im seichten Wasser, wohin ihr die grässliche Kreatur nicht folgen kann.
Die wenigen Schritt bis zum Ufer taumelt die junge Frau, dann bricht sie zusammen.




Lucinda ist vor Erschöpfung eingeschlafen.
Als sie erwacht friert sie entsetzlich und als sie sich umsieht, liegt sie auf einem schneebedeckten Strand.
Entsetzt betrachtet sie ihre zerfetzten Kleider und der Albtraum der vergangenen Stunden fällt ihr wieder ein.
Mit einem Griff an den schmerzenden Hals stellt sie fest, dass das Amulett, das Meeresheld ihr gegeben hat nicht mehr da ist.
Die Muräne muss es ihr abgerissen haben und nun liegt es auf dem Grund des Meeres.
Doch ohne das Amulett konnte sie nicht zurück.
Fröstelnd schlägt sie die Arme um ihren eiskalten Körper und Tränen der Verzweiflung strömen über ihr Gesicht.




Freitag, 17. Januar 2025

Der Sohn des Wassermannes Teil 7





Nachdenklich verlässt Seerose das Schloss, schwimmt durch den friedlichen ruhigen See und klettert in der Nähe einer Trauerweide, deren Zweige fast den Boden berühren, ans Ufer.
Zufrieden lehnt sich das Mädchen an den Baum und beobachtet wie die Sonne helle Kringel durch die dichten goldgrünen Zweige wirft und diese sich im Wasser widerspiegeln.
Hier ist ihr Lieblingsplatz und sie kommt oft hierher, wenn sie in Ruhe über etwas nachdenken will.
Seerose schlingt die Arme um die Knie und stützt das Kinn auf.
Verträumt sieht sie den bunten Schmetterlingen zu, die unbeschwert über die Wiese tanzen, den Bienen, die summend eine gelbe Blüte nach Nektar untersuchen.
Ein Eichkätzchen flitzt den Stamm herunter, beobachtet sie aus großen dunklen Augen und verschwindet blitzschnell wieder im Gewirr der Äste, als Schritte zu hören sind.
Seerose hebt den Kopf, als Erkan einige der langen Zweige beiseite schiebend zu ihr tritt.
Darf ich?“
Das Mädchen nickt errötend und der junge Prinz setzt sich neben es ins Gras.
Eine Weile schweigen beide und genießen die Stille und Schönheit der Natur, doch dann vertraut Seerose dem Bruder ihrer Schwägerin ihre Sorgen an.
Erkan schmunzelt.
Mach dir keine Sorgen. Was soll so eine kleine Nixe schon anstellen. Dein Vater ist schließlich der mächtige Wassermann.“
Seerose muss lachen und nimmt die Hand von Erkan, der ihr aufhilft.
Komm, lass uns ein wenig spazieren gehen, das bringt dich auf andere Gedanken.“
Und ohne ihre Hand loszulassen wandern sie am Seeufer entlang und Seerose vergisst ihre Sorgen.

Donnerstag, 16. Januar 2025

Der Sohn des Wassermannes Teil 6

Ich hoffe ihr seid durch die spiegelglatten Straßen nicht zu Schaden gekommen. Bei uns in Bayern war mächtig was los,





Silvana, die Meerhexe sitzt auf einem Felsen und blickt grimmig in ihre Glaskugel.
Ihre Augen sprühen zornige Blitze.
Und als nun der Piratenkapitän „Schwarzer Tiger“ begleitet von seiner Tochter Liana, näher kommt, schwimmen die Haustiere der Hexe, zwei Muränen aufgeregt auf sie zu und lecken sich genießerisch die Lippen.
Silvan hebt den Kopf und wirft den Tieren einen strafenden Blick zu, worauf sich diese in eine Ecke verziehen.
Die Hexe lächelt ihr Patenkind liebevoll an.
Den Pirat beachtet sie gar nicht.
Täubchen, wie schön du bist,“ gurrt Sivana und die junge Nixe lächelt geschmeichelt.
Sie beugt sich hinunter und gibt ihrer Patin einen Kuss, dabei fällt ihr Blick auf die Glaskugel und sie hält einen Moment die Luft an.
In der Kugel ist Meeresheld zu sehen, der gerade liebevoll seine junge Frau küsst.
Mach das sofort aus!“ kreischt Liana.
Die Hexe schnippt mit den Fingern und das Bild verschwindet.
Liana liegt inzwischen schluchzend in den Armen ihres Vaters.
Der Pirat tätschelt hilflos ihre Schultern.
Ach Goldstück, warum musst du dich auch unbedingt in den Wasserprinzen verlieben.“
Liana löst sich aus seinen Armen und stampft wütend mit den Füßen auf.
Hör sofort auf!“ befiehlt Silvana und die Nixe beruhigt sich.
Ihre Patin ist die Einzige, auf die sie hört.
Du, du hast mir versprochen, dass ich ihn bekomme,“ schnieft das Mädchen.
Komm her, mein Täubchen, setzt dich zu mir, schmeichelt die Hexe.
Liana lässt sich nieder, ringelt ihren Nixenschwanz um die Füße der Alten und legt ihren Kopf an derer Knie.
Gedankenverloren streichelt Silvana ihr Haar.
Liana ist das einzige Geschöpf, das die alte Hexe wirklich liebt.
Mein Liebchen, ich habe dir versprochen, dass du den Wasserprinzen bekommst und du wirst ihn bekommen.“
Versprich ihr doch nicht so einen Unsinn, grollt
der „Schwarze Tiger“.
Das ist keine Unsinn,“ zischt die Hexe und wirft ihm einen giftigen Blick zu.
Schnapp und Friss rücken näher an den Piraten und zeigen boshaft grinsend ihr spitzen Zähne.
Habe ich dir nicht auch geholfen, als du liebeskranker Narr unbedingt die Nixe mit der schönen Stimme haben wolltest.“
Der alte Pirat seufzt, als er an seine wunderschöne Frau denkt, die so herrlich singen konnte.
Leider aber aber ist sie bald welk und traurig geworden und hat all ihren Zauber verloren.
Das einzig gute, das dieses nutzlose Geschöpf hervor gebracht hat, ist deine wunderbare Tochter.“
hört er Sivana sagen.
Die Hexe streicht liebevoll über das seidenweiche Haar der Nixe und diese schmiegt sich an sie wie ein kleines Kätzchen.
Der Blick der Hexe wird hart, als sie den Piraten wieder ansieht.
Schade, dass Eloise durch deine Grobheit all ihren wunderbaren Zauber verloren hat und ich sie an meine Haustier verfüttern musste.
Doch nun zu dir mein Täubchen, du wirst den Wasserprinzen bekommen, dafür werde ich sorgen.“




Hätten Meeresheld und Lucinda geahnt, welch finstere Pläne in den dunklen Gewässern des schwarzen Meers geschmiedet wurden, dann wären sie wohl nicht so vergnügt gewesen.
Sie sitzen mit Perlweiß, Seerose und Algengrün zusammen und scherzen und lachen.
Nur der Wassermann scheint heute mit den Gedanken woanders.
Finster hat er die Stirn gerunzelt und seine Augenbrauen sind drohend gewölbt.
Lucinda wirft ihm einen verstohlenen Blick zu.
Sie hat immer noch etwas Furcht vor ihrem Schwiegervater.
Auch Perlweiß wirft einen liebevoll besorgten Blick zu ihrem Mann.
Sacht legt sie ihm die Hand auf den Arm.
Lieber, was bedrückt dich?“
Der Wassermann seufzt.
Ich weiß nicht, irgendetwas braut sich zusammen. Es kommen schlechte Nachrichten aus dem schwarzen Meer.“
Er wendet sich an seinen Sohn.
Komm, mein Junge, wir machen einen Ausflug.“
Passt auf, mit der Meerhexe ist nicht zu spaßen.“
bittet Perlweiß.
Keine Angst, meine Liebe, sie ist nicht stärker als ich und gegen meinen Dreizack hat sie sowieso keine Chance.“
Er wirft ihr eine Kusshand zu und zwinkert frech.
Perlweiß sieht ihm kopfschüttelnd nach.
Lucinda aber sieht verträumt vor sich hin.
Ob Meeresheld und sie nach so vielen Jahren auch noch so glücklich sein werden.
Plötzlich ertönt ein lieblicher Gesang.
Perlweiß wird kreidebleich.
Eloise!“ ruft sie und eilt nach draußen.
Seerose und Lucinda sehen sich verblüfft an und folgen ihr langsam.
Auf einem großen Stein sitzt eine wunderschöne Nixe und singt so überirdisch schön, dass es einem ganz eigen ums Herz wird.
Die Frau des Wassermannes tritt auf die Nixe zu und fragt aufgeregt.
Mädchen, wer bist du? Ich kenne nur eine Nixe, die so wunderschön singen kann und das ist meine beste Freundin Eloise. Leider ist sie vor vielen Jahren verschwunden.“
Liana, den sie ist es, lächelt liebenswürdig und meint in singendem Tonfall:
Ich kenne eure Freundin leider nicht“
Und das war nicht einmal gelogen, denn ihre Mutter starb ja schon kurz nach der Geburt.
Ich komme von den grünen Inseln und eine Sturmflut hat mich hierher gespült und diese freundliche Nixe,“ sie deutet auf eine junge verlegen lächelnde Meerjungfrau,zeigte mir den Weg durch den Tunnel. Ich hoffe ihr seid ihr deswegen nicht böse.“
Liana lächelt voll liebenswürdiger Unschuld.
Perlweiß runzelt die Stirn und wirft der jungen Nixe einen strafenden Blick zu, die sich schnell hinter einem Nixenmann versteckt.
Dann wendet sich die Frau des Wassermannes an Liana.
Nun, wir sehen es nicht gern, wenn Fremde unser Gebiet betreten, denn wir haben viele Feinde.“
Die Nixe lacht trillernd.
Aber ihr werdet euch doch vor mir nicht fürchten!“
Perlweiß schmunzelt.
Nein und wenn ihr schon mal da seid, begleitet mich ins Schloss und erzählt mir, wer euch so wunderbar singen gelehrt hat.“
Liana senkt schnell den Blick, damit man das triumphierende Leuchten nicht sah.
Bescheiden und sittsam folgt sie den Damen in den Kristallpalast.
Seerose hält sich etwas abseits.
Sie hat ein ungutes Gefühl, als könnte man der Nixe nicht vertrauen.
Gerade betritt Meeresheld den Raum und Lucinda läuft ihm freudig entgegen.
Seerose, die noch immer Liana beobachtet, sieht wie deren Augen freudig aufblitzen und sie ihren Bruder gierig betrachtet.
Schnell aber senkt sie wieder die Augen und niemand außer Seerose hat etwas bemerkt.