Freitag, 13. Dezember 2019

Das Lucia – Fest









Schweden


Am 13. Dezember ist das Lucia-Fest.
Nach alter Kalenderrechnung war der 13. Dezember der kürzeste Tag der Nordhalbkugel.
Das Lucia – Fest ist der Königin des Lichts geweiht und ehrt die Rückkehr des Lichts.
An diesem Tag bringen die Kinder den Eltern das Frühstück ans Bett.
Die älteste Tochter trägt ein weißes Kleid mit einem roten Band um die Taille und auf dem Kopf einen Kranz mit brennenden Kerzen.
Auch gibt es eine offizielle Parade in Stockholm.
Jedes Jahr wird ein Mädchen gewählt, dass die Prozession anführt.
Gekleidete als Lucia geht sie voran und hinter ihr folgen die Tärnor, das sind weißgekleidete Mädchen mit Lametta im Haar, dann die Stjarngossar, (die Sternknaben) diesen folgen die Pfefferkuchenmänner (pepparkaksgubbar) und den Schluss bilden die Wichtel (tomtar) mit Laternen.
Und in den Schulen ,Firmen und Lokalen wird an diesem Tag gefeiert.
Das Weihnachtsfest ist wie bei uns am 24. Dezember dauert aber nicht bis zum 6. Januar, sondern bis zum
13. Januar.
Diese Anordnung wurde von König Knut (11.Jhd) getroffen und deshalb trägt auch der letzte Weihnachtstag den Namen Knuts Tag.
Um sich gleich zweimal freuen zu können gibt es am
23. Dezember den kleine Abend (Lillejulafton) wo man das
große Fest vorbereitet und viele fleißige Hände mithelfen.
Während die köstlichsten Leckerbissen entstehen werden die Julklapp-Reime eingeübt, die witzig die Bescherung kommentieren sollen.
Der Weihnachtsbaum steht im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes und ist für die Schweden eine sehr ernste Angelegenheit und wird sorgfältig ausgesucht.
Geschmückt wird er ähnlich wie bei uns. Oft seht unter dem Baum der Julbock, ein Ziegenbock aus Stroh mit Bändern geschmückt, der noch aus heidnischer Zeit besteht und böse
Geister fernhalten soll.
Auch darf man nicht vergessen, dem guten Hauswichtel Tomte
eine Schüssel mit süßem Brei vor die Tür zu stellen.
Wer dies vergisst hat das nächste Jahr Unglück.
Für die Bescherung ist entweder der Weihnachtsmann oder der Jultomte zuständig, der gute Wichtel lebt in der Scheune und wacht über die Familie.
Am 24. Dezember beginnen die Feierlichkeiten um 15 Uhr und was denkt ihr, womit die Schweden den Weihnachtsabend starten?
Ich musste lachen, als ich es las!
Die Schweden lieben Donald Duck Filme und so beginnen sie ihre Feier mit einer Stunde weihnachtlicher Filme der ulkigen Ente.


Die Straßen sind dann menschenleer.
Ach ja, sollte ihr am 13. Januar in Schweden sein, vergesst nie nach oben zu schauen, denn die Schweden werfen an diesem Tag, dem Knut-Tag, ihre Weihnachtsbäume aus den Fenstern.

© Lore Platz


Mittwoch, 11. Dezember 2019

Die Weihnachtsansprache











Die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, beruht auf einer wahren Begebenheit.
Aus Gründen des Datenschutzes werde ich keine Namen nennen.
Die betreffenden Zeilen aus der Weihnachtsansprache werden ich nicht wörtlich zitieren, sondern nur sinngemäß weiter geben.
Ich erzähle euch diese Geschichte, um zu zeigen, dass Weihnachten immer noch Wunder bewirken kann.

Es wurde mir erlaubt diese Geschichte zu schreiben.




Die Weihnachtsansprache

Der alte Mann sitzt in seinem braunen Ledersessel
mit hoher Lehne.
Auf einem Tischchen vor ihm steht ein Glas Rotwein, und in einem Aschenbecher glimmt eine dicke Zigarre vor sich hin.
Der alte Mann aber ist tief in Gedanken versunken und wie es aussieht sind es keine guten Gedanken, nach dem grimmigen Ausdruck seines Gesichtes zu schließen.
Sieht man sich um in dem großen Zimmer, das wohlhabende Gemütlichkeit ausstrahlt, kann man sich nicht vorstellen, dass jemand hier nicht glücklich und zufrieden ist.
Doch einen glücklichen Eindruck macht der Mann auf dem Lehnstuhl nicht.
Die Augen hinter den Gläsern der Brille blicken finster und mürrisch und bittere Linien haben sich in seine Mundwinkel eingegraben.
Man kann sich nicht vorstellen, dass dieser Mann jemals gelacht hat.
Auch seine Körperhaltung drückt arrogante Überheblichkeit aus.

Es klopft leise an der Tür und eine ältere Frau fragt schüchtern.
Ich gehe jetzt, brauchen sie noch etwas?“
Nein gehen sie nur. Ich werde nur noch die Weihnachtsansprache unseres Bundespräsidenten anschauen, dann gehe ich ins Bett.
Gute Nacht,“ die Frau schließt die Tür.
Der Mann hat inzwischen das Fernsehgerät eingeschaltet, den Ton aber auf leise gestellt.
Heute hielt ihn eine eigenartige Stimmung umfangen
und seine Gedanken wandern in die Vergangenheit.
Seine Frau war ein verschüchtertes kleines Ding, das ihm niemals widersprach aber loyal zu ihm hielt, selbst als er seinen jüngsten Sohn aus dem Haus wies.
Ob sie glücklich an seiner Seite war, darüber hatte er sich nie Gedanken gemacht.
Er hielt nicht viel von Gefühlen, damit konnte man keine Firma aufbauen.
Warum fühlte er sich heute nur so seltsam.
Unsinn! Schnell verwarf er diesen Gedanken.
Zwei Söhne hatte seine Frau ihm geschenkt.
Wie stolz war er, als er seinen Erstgeborenen zum ersten Mal auf dem Arm hielt.
Pläne hatte er für ihn, zu seinem Erben und Nachfolger wollte er ihn aufbauen.
Als sein zweiter Sohn geboren wurde, hielt sich seine Freude in Grenzen, denn er wusste einfach nicht was er mit ihm anfangen sollte.
Hatte er doch schon einen Sohn als Nachfolger, der ihn auch nicht enttäuschte und heute die Firma führte und auch die richtige Frau aus ihren Kreisen geheiratet hatte, auch wenn sie inzwischen geschieden sind.
Im Gegensatz zu seinem jüngsten Sohn, der blutjung noch, eines Tages ein Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen mitbrachte, dass so gar nicht in ihre Familie passte.
Er verbot ihm den Umgang, doch sein Sohn hielt zu ihr und die beiden sind noch heute zusammen.
Und als er sein Studium beendet hatte, heiratet er das Mädchen und sie bekamen einen Sohn.
Doch das Verhältnis blieb angespannt.
Und als seine Frau vor zehn Jahren starb, sein Enkel war damals 11 Jahre alt, wurde das Band endgültig zerschnitten.
Sein Sohn zog mit seiner Familie viele Kilometer weit weg und seitdem hatten sie keinen Kontakt mehr.



Das sympathische,freundliche Gesicht des Bundespräsidenten taucht auf dem Bildschirm auf.
Der alte Mann stellt den Ton lauter, lehnt sich zurück und lauscht den Worten.
Lange nachdem die Ansprache zu Ende war und er den Fernsehapparat abgeschaltet hatte, saß der alte Mann immer noch in seinem Sessel und sinnierte vor sich hin.
Die Worte des Bundespräsidenten hatten etwas in seinem Inneren zum klingen gebracht.
Er dachte an seinen jüngsten Sohn, den er seit zehn Jahren ignoriert hatte, nicht mal, als dieser schwer krank war und sein Leben am seidenen Faden hing, konnte er sich überwinden, seine Schwiegertochter anzurufen.
Wie gut, dass sein Ältester sich mit der Familie seines Bruders in Verbindung setzte und wie froh war er innerlich, als er ihm mitteilte, dass es seinem Bruder wieder besser ging.
Mühsam stemmte er sich aus dem Sessel und langsam verließ er das Zimmer.
Unruhige Träume quälten ihn und als er morgens erwachte führte ihn sein erster Weg in sein Arbeitszimmer.
Er hob den Hörer vom Telefon, tippte die Nummer seines jüngsten Sohnes ein und als er seine Stimme hörte, fing sein Gesicht zu strahlen an.




Es war nicht einfach für mich, diese Geschichte zu schreiben, da ich den alten Mann nicht persönlich kenne und auch sehr spärliche Informationen über ihn habe.
Doch mein Weihnachtswunsch für diesen Mann, der die achtzig bereits überschritten hat, ist :

Dass ihm noch soviel Zeit bleibt, um einige seiner Fehler wieder gut zu machen, damit er als guter Mensch und besonders als guter Vater in der Erinnerung seiner Familie erhalten bleibt.

© Lore Platz

Dienstag, 10. Dezember 2019

Der Stern, der vom Himmel fiel








Der Stern, der vom Himmel fiel




Tinchen war ein kleiner Stern. Er war keiner der wichtigen Sterne bei denen die Sternengucker auf der Erde in Verzückung gerieten.
Nein, Tinchen war nur ein kleiner unwichtiger Stern unter Millionen Sternen.
Aber er war glücklich und freute sich wenn er in der Nacht sein Licht anknipsen durfte und er hing an einem ganz besonderen Platz, direkt neben dem großen Himmelstor.
Hier war immer etwas los.
Wenn er im Morgengrauen sein Licht ausknipste und Frau Sonne ihre Kinder auf die Erde schickte, stolperte über die Milchstraße das Sandmännchen müde und verschwand hinter dem Tor, um möglichst schnell in sein Bett zu kommen.
Kurze Zeit später purzelten dann die Engel kichernd und lachend an ihm vorbei, die die Engelsschule besuchten.
Tinchen liebte die pausbäckigen immer fröhlichen Gesellen.
Besonders um die Weihnachtszeit war es am schönsten.
Die Engel sangen, während sie hämmerten, klopften, nähten und backten.
Der Duft nach Plätzchen umschmeichelte Tinchens Nase und sie schloss verzückt die Augen.
Aufregend und hektisch wurde es jedes mal wenn der
Schlitten des HL. Nikolaus bepackt wurde.
Und eines Tages geschah ein großes Unglück.


Da sie zu spät waren, nahm Rupprecht die Kurve zu scharf, als er das Himmeltor verließ und traf Tinchen mit der Kufe und diese fiel und fiel und fiel in die Finsternis.
Hart schlug sie auf. Vorsichtig öffnete der kleine Stern die Augen und sah sich staunend um. Sie lag im Schnee neben einigen großen grauen Mülltonnen.
Es raschelt und eine Maus kam mit ihren drei Kindern an getrippelt.
Sie beschnuppert das seltsame Ding.
Mama was ist das fragen die Kinder.“
Ich weiß es nicht,“ wieder schnuppert Mama Maus, Tinchen nieste und kicherte.
Lass das, das kitzelt!“
Erschrocken sprang die Maus zurück und ihre Kinder schmiegten sich Schutz suchend an sie.
Habt keine Angst!“
Wer bist du?“
Ich bin ein Stern und gestern Abend noch leuchtete ich am Himmel, leider wurde ich von Nikolaus Schlitten getroffen und nun liege ich hier auf der Erde.“
Tinchen ließ ihr Licht leuchten und die kleinen Mäuse jubelten, „oh wie schön!“
Zutraulich kamen sie näher und Tinchen erzählte ihnen vom Himmel.
Plötzlich hob Mama Maus die Nase und rief warnend.
Kater Carlo kommt, schnell versteckt euch!“
Blitzschnell verschwanden die Mäuse zwischen den Tonnen und durch ein Loch in der Mauer.
Neugierig sah Tinchen dem Kater entgegen, der mit hoch erhobenen Kopf und Schwanz über den Hof schlenderte, als würde er ihm gehören.
Nun hatte er die Mülltonnen erreicht und schnupperte an der Stelle an der die Mäuse verschwunden waren.
Missmutig wandte er sich ab. Da erblickte er Tinchen.
Neugierig beugte er sich hinunter und Tinchen kicherte, als seine Barthaare sie kitzelten.
Geh weg du Ungetüm!“
Das komische Ding kann ja sprechen?“
Ich bin kein komisches Ding, ich bin ein Stern!“
Pah, Sterne hängen am Himmel und liegen nicht im Schnee!“
Naja, aber ich bin halt heruntergefallen, als die Kufe von Nikolaus Schlitten mich traf.“
Carlo wandte den Kopf und seine Augen wurden zu Schlitzen.
Ich denke wir sollten hier verschwinden, da kommen die grässlichen Jungen, spring auf meinen Rücken, du kannst mir ja später erzählen, wie du auf die Erde gekommen bist, aber im Moment ist es hier für uns beide gefährlich.“
Mit Tinchen auf dem Rücken sauste er Hacken schlagend über den Hof verfolgt von den grölenden Jungen.
Aufatmend lehnte sich der Kater an eine Hausmauer und Tinchen glitt von seinem Rücken.
Die hätten wir abgehängt!“ grinste der kleine Stern, dem das ganze riesigen Spaß gemacht hatte.
Ein grollendes Geräusch aber ließ ihn zusammen fahren und ängstlich sah er sich um.
Was war den das?“
Carlo wird etwas rot und meinte verlegen.“Mein Magen, ich habe Hunger.“
Ich habe nie Hunger.“
Na dann sei froh, ich schon und zwar gewaltigen, aber ich weiß wo wir hingehen können, komm, steig auf.“
Wieder geht es durch verschiedene Straßen. Vor einem großen Gebäude auf dessen Hof viele Kinder herumtollen bleibt Carlo stehen.
Wo sind wir?“
Das ist eine Schule und da drüben, das Mädchen mit der roten Mütze ist meine Freundin Annegret. Die teilt immer ihr Pausenbrot mit mir.“
Eine Schule, wie schön, im Himmel gibt es auch eine Engelsschule.“
Ach ich dachte Engel sitzen nur auf den Wolken und zupfen auf so einem komischen Ding und singen.“
Tinchen lachte herzlich.
Du meinst eine Harfe, viele Menschen glauben das.
Nein die Engel singen und lachen gerne, aber sie müssen auch lernen.“
Carlo zuckte nur mit den Schultern, denn er hatte Annegret entdeckt, die zu ihnen herüberkam.
Schnurrend strich er um ihr Beine, das Mädchen streichelte ihn und warf ihm einige Stücke ihres Pausenbrot hin. Während der Kater gierig fraß, betrachtete Tinchen das Mädchen.
Hallo, ich bin Tinchen.“
Du kannst sprechen?“
Annegret streckte die Hand aus und der Stern sprang hinauf und nun erzählte sie dem Mädchen wie sie auf die Erde gekommen ist.
Carlo, der sich inzwischen geputzt hatte, meinte,
frag Annegret, ob du mit ihr kommen kannst, es ist viel zu gefährlich hier unten für dich und ich kann nicht immer auf dich aufpassen.“
Tinchen schluckte.
Carlo lässt fragen, ob ich mit dir kommen darf, da es hier auf der Erde zu gefährlich für mich ist.“
Annegret sah den Kater lächelnd an.
Carlo heißt du, schön, dass ich das jetzt weiß. Gerne nehme ich deine kleine Freundin mit nach Hause.“
Wie staunter Tinchen, als sie Annegrets zuhause sieht. Überall war weihnachtlich geschmückt,ein großer Adventskranz stand in der Küche auf dem Tisch und an den Wänden hingen selbstgebastelte Strohsterne, verziert mit roten Bändern.
Nun begann für den kleinen Stern eine schöne, aufregende Zeit.
Während Annegret vormittags in der Schule war, versteckte sich Tinchen in deren Zimmer.
Nachmittags aber durfte sie gut verwahrt in der Tasche des Schneeanzugs das Mädchen begleiten, wenn es mit ihren Freunden auf dem Schlitten den Berg hinab sauste, oder über den zugefrorenen See mit den Schlittschuhen glitt.
Besonders schön war es abends, wenn sie auf dem Kopfkissen in Annegrets Bett lag und sie bis spät in die Nacht quatschten. 
Das Mädchen wollte alles über ihr Leben im Himmel hören. Doch je mehr Tinchen erzählte, umso größer wurde ihr Heimweh.
Und als Annegret schlief, setzte sich der kleine Stern auf die Fensterbank und während er hinauf in die sternenklare Nacht sah, liefen die Tränen über sein Gesicht.
Eines Tages, es war kurz vor Weihnachten hörte Tinchen eine Autotür schlagen und sah wie Annegrets Papa eine ältere Dame ins Haus führte.
Das war wohl die Oma, von der das Mädchen schon seit Tagen erzählte.
Es war schon dunkel als Annegret in ihr Zimmer kam.
Entschuldige Tinchen, aber Oma Betty ist gekommen und wir hatten so viel zu erzählen.“
Ja, ich habe sie heute Morgen ankommen sehen, sie scheint sehr nett zu sein.“
Annegret warf ich aufs Bett und erzählte dem Stern von ihrer geliebten Oma.
Als Tinchen später in den dunkel Himmel hinauf sah, war ihr das Herz so schwer und Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Warum weinst du?“
Annegret verließ ihr Bett und setzte sich neben den Stern auf die Fensterbank.
Eine Weile sahen sie schweigend in die dunkle Nacht, doch dann gestand Tinchen schluchzend ihre Einsamkeit und ihr Heimweh und ihre Angst nie wieder in den Himmel zurückzukehren.

Am nächsten Tag konnte sich Annegret in der Schule kaum konzentrieren immer wieder überlegte sie wie man Tinchen nur helfen könnte, dann hatte sie eine Idee.
Sie konnte es kaum erwarten, bis die Schule zuende war und lief ohne auf ihr Freundinnen zu achten nach Hause.
Sie stürzte durch die Tür, warf den Mantel auf die Ablage, schlüpfte aus ihren Stiefeln, und raste die Treppe hinauf.
Die Oma und die Mutter sahen sich an und lachten.
Weihnachtsgeheimnisse,“ murmelte die Oma.
Tinchen erschrak, als Annegret die Tür aufriss, hinter sich ins Schloss fallen ließ und sich atemlos auf die Fensterbank setzte.
Was ist geschehen?“
Das Mädchen wedelte mit den Armen, denn es konnte noch nicht sprechen.
Grinsend wandte sich der kleine Stern ab und sah wieder hinaus.
Ich habe eine Idee, wer dir helfen kann, dass du wieder nach Hause kommst.“
Wer?“
Meine Oma.“
Aber sie ist ein Mensch und du hast gesagt, dass es besser ist, wenn die Mensch mich nicht sehen.“
Ach meine Oma ist keine Gefahr und sie wird dich auch nicht verraten. Aber es gibt keinen klügeren Menschen als sie. Glaub mir sie findet einen Weg, wie du zurück in den Himmelt kommen kannst.“
Annegret!“
Ich muss zum Mittagessen, danach legt Oma sich immer hin, aber sobald sie wieder wach ist gehen wir zu ihr.“
So lange ist den beiden noch nie die Zeit geworden. Immer wieder schlich sich das Mädchen zu Omas Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür, um enttäuscht festzustellen, dass die alte Frau immer noch die Augen geschlossen hatte.
Doch Oma Betty hatte den heimlichen Besucher längst bemerkt und als Annegret wieder leise die Tür öffnet, rief sie fröhlich.
Komm schon herein, ich bin wach!“
Vorsichtig schleicht Annegret ins Zimmer und lässt sich zu Füßen ihrer Oma nieder.
Lange weiß sie nicht wie sie beginnen soll, dann streckte sie die Hand aus und Tinchen sprang darauf.
Die Oma zuckte zurück.
Was ist das? Ein neues elektronisches Spielzeug.“
Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf.
Das ist ein Stern vom Himmel.“
Und die beiden erzählten nun der alten Frau Tinchens Geschichte.
Oma Betty lehnte sich zurück und murmelte nur:
Na sowas, na sowas,“
Kannst du uns helfen, Oma?“
Diese schloss die Augen.
Nun ist sie wieder eingeschlafen?“ flüsterte Tinchen.
Nein, sie denkt nach.“
Und wenn ihr beide ruhig wärt, dann könnte ich besser nachdenken.“
Still war es im Zimmer, man hörte nur das gleichmäßige Ticken der Uhr.
Oma Betty öffnete die Augen.
Ich habe eine Idee.“
Erwartungsvoll sahen sie die zwei an.
Am 23. um Mitternacht kommt doch das Christkind mit seinen Engel auf seinem Schlitten, um die Geschenke unter den Baum zu legen. Ich werde zusammen mit dem Stern im Wohnzimmer auf es warten und Tinchen kann dann mit dem Christkind zurück zum Himmel fahren.
Jubelnd fiel Annegret ihrer Oma um den Hals und Tinchen schmiegte sich dankbar an die Wange der alten Frau.
Schon gut , schon gut,“ brummte die alte Frau, „nun verschwindet, ich will noch ein bisschen ruhen.“

Annegret und Tinchen vergingen die nächsten Tage viel zu langsam, doch endlich war der 23. Dezember da.

Als die Eltern schliefen, schlich sich das Mädchen in Omas Zimmer.
Darf ich auch mitkommen?“
Nein, dann würde das Christkind gar nicht kommen, Kinder dürfen es nicht sehen.“
Annegret umarmte Tinchen, dann ging sie in ihr Zimmer und war bald eingeschlafen.
Oma Betty und der kleine Stern setzen sich im Wohnzimmer in den großen Lehnstuhl und bald waren sie auch eingeschlafen.
Tinchen wurde wach als die Tür sich leise öffnete und die Englein huschten herein, jedes ein Geschenk in den Händen.
Hinter ihnen erschien das Christkind und der kleine Stern erzählte ihm seine Geschichte.
Das heilige Kind lächelte liebevoll, nahm den kleinen Stern an der Hand und beugte sich über die alte Frau und strich sanft über deren Stirn.
Morgen wird sie alles vergessen haben,“ flüsterte sie und dann verschwanden alle so lautlos so wie sie gekommen waren.

Auch Annegret konnte sich am nächsten Tag nicht mehr an den Stern erinnern, denn in der Nacht hatte das Sandmännchen den Zauber des Vergessens über sie gestreut.

Tinchen aber hing wieder am Himmel und strahlte heller als vorher. Knecht Ruprecht hatte sich bei ihr entschuldigt und fuhr in Zukunft vorsichtiger um die Kurven.

(Lore Platz)

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Eine Nikolaus Geschichte

Durch die Globalisierung rückt die Welt doch immer mehr zusammen und ich habe mich im Internet auf die Suche nach Weihnachtsbräuchen in anderen Ländern gemacht.
Ist schon etwas Schönes, dieses Internet.
Als ich früher meinen Nachhilfe-Kindern bei einem Referat half, musste ich immer mehrere Bücher wälzen.
Jetzt gebe ich nur noch ein, was ich wissen möchte und erhalte eine Fülle von Informationen.
Dann wollen wir mal sehen, wie die Holländer feiern.





Die Holländer feiern nicht am 24.12. Weihnachten, sondern die große Feier ist am 6. 12.
Ende November kommt der Sinterklaas, bekleidet mit rotem Bischofsmantel, Bischofsmütze und weißen Handschuhen mit einem Schiff in Amsterdam an und reitet auf seinem Schimmel an Land. Dort werden er und sein Begleiter, der Zwarte Piet in einer großen Prozession zum Königspalast geführt und von Königin Beatrix empfangen.
Die Kinder stellen die Stiefel neben den Ofen, dazu einen Eimer Wasser, eine Mohrrübe und etwas Heu für den Schimmel
denn Sinterklaas und der Zwarte Piet reiten nachts über die Dächer der Häuser und verteilen kleine Geschenke.
Am 5.12 wird dann ein großer Sack für Geschenke vor die Tür gelegt und am 6.12.findet ein richtiges großes Familienfest statt, bei der die Kinder und die Erwachsenen beschenkt werden.
Die Geschenke werden aufwendig verpackt, oft steckt eine Schachtel wieder in einer anderen Schachtel und bei jedem Geschenke liegt ein Gedicht, die den Beschenkten verulken.
Die Unterschrift unter dem Gedicht ist Sinterklaas.
Man sieht die Holländer sind ein humorvolles Volk.


Eine Nikolaus Geschichte

Hattet ihr als Kinder auch immer so Angst vor dem Nikolaus?
Mir war immer so bange, denn der begleitende Knecht Ruprecht war ein rauer Geselle und mit der Rute nicht zimperlich.
Einmal ist unsere Katze auf seinen Sack mit den Geschenken gesprungen und meine Schwester Karin kicherte, bautsch , da hatte sie eine mit der Rute bekommen.
Von meinem Mann wurde eine Geschichte überliefert, die mich immer wieder zum Lachen brachte:
Die Familie saß wartend auf den Nikolaus um den Tisch herum, da stellte sich Klein-Kurtl mitten ins Zimmer und prahlte:
Ich habe keine Angst vor dem Nikolaus, wenn der kommt, dann hau ich ihm eine runter, dass er denkt das Christkind ist ein Adler!“
Da klopfte es an der Tür.
Der noch eben so mutige Prahlhans sprang quer über den Tisch
auf den Schoß seiner Oma.






Herrn Brummi kehrt heim


Traurig sieht die kleine Grete aus dem Fenster.
Wo Herr Brummi wohl jetzt war? Es war September gewesen, als sie ihren geliebten Teddybären im Wald vergessen hatte. Schrecklich geregnet hatte es und deshalb wollte Mama nicht mehr zurück laufen. Und am nächsten Tag konnten sie Herrn Brummi nicht mehr finden.
Viele Nächte hatte Grete sich seitdem in den Schlaf geweint und es abgelehnt, als Mama ihr einen neuen Bären kaufen wollte.
Niemand konnte Herrn Brummi ersetzen.





Es ist inzwischen Ende November und es hat zu schneien begonnen.
Herr Brummi war damals von einer alten Kräuterfrau mitgenommen worden und dann zusammen mit deren Pflanzen an eine Gärtnerei verkauft worden.
Dort saß er nun vor der Tür in einem Wagen mitten zwischen allerlei Blumen. Erst freute er sich, denn er dachte vielleicht kommt ja seine Grete vorbei und entdeckt ihn und nimmt ihn wieder mit nach Haus, doch die Tage vergingen und Herr Brummi wurde immer mutloser

Eines Tages wird der Wagen wieder in die Kammer mit den Dekorationsgegenständen geschoben.
Bertl setzt Herrn Brummi auf den Tisch.
So mein Junge, jetzt kommt die Weihnachtsdekoration, da kann ich dich nicht mehr brauchen. Was mache ich nun mit dir?“
Er nimmt den Bären und geht damit in den Verkaufsraum, wo seine Chefin gerade die feine Frau Bergmann bedient.
Chefin, was machen wir mit dem Bären?“
Ach der ist doch ganz niedlich, wissen sie was, ich nehme ihn mit für meine Ludmilla. Was wollen sie dafür?“
Nichts, nehmen sie nur, wir können sowieso nichts mehr damit anfangen.“
Zuhause holt sie den Teddy aus ihrer Tasche und zeigt ihn ihrer Tochter.
Diese verzieht angewidert das Gesicht.
Der ist ja potthässlich und schmutzig ist er auch! Ich will ihn nicht!“
Sie wendet sich ab und schlägt die Tür hinter sich ins Schloss.
Frau Bergmann betrachtet den Bären skeptisch.
Da habe ich mich wohl vertan, du bist wirklich hässlich und schmutzig.“
Sie setzt ihn auf die Fensterbank und verlässt den Raum.
Einige Zeit später kommt Ludmilla in das Zimmer und sieht den Bären auf der Fensterbank sitzen.
Du bist ja immer noch hier!“
Sie öffnet das Fenster, packt Herrn Brummi und schleudert ihn weit hinaus.
Unsanft landet dieser auf dem harten Schnee und bleibt benommen liegen.
Ein Hund beschnüffelt ihn.
Woher kommst denn du plötzlich her?“
Ein Mädchen hat mich aus dem Fenster geworfen.“
Der Hund sieht hinüber zu dem Haus:
Das war bestimmt die verwöhnte Ludmilla, will immer alles haben und ist niemals zufrieden.“
Herr Brummi nickt. „ Meine Gertie war nicht so, ein liebes freundliches Mädchen ist sie.“
Komm mit in meine Hütte, dort ist es schön warm, dann kannst du mir ja erzählen, wieso du hier bist und nicht bei deiner Gertie.“
Der Hund nimmt den Bären in die Schnauze und trägt ihn in seine Hundehütte.
Herr Brummi erzählt ihm nun von seiner langen
Wanderung und seiner Sehnsucht nach zu Hause.
Inzwischen ist es dunkel geworden und es hat wieder zu schneien begonnen.
Lass uns schlafen, morgen früh fragen wir Streuner, der kennt die ganze Umgebung.“
Bevor Herr Brummi noch fragen kann wer Streuner ist, ist der Hund bereits eingeschlafen.
Der Teddy schließt auch die Augen und schläft.
Am nächsten Morgen wird er geweckt durch das Bellen des Hundes, der die Hütte verlassen hat.
Herr Brummi guckt vorsichtig hinaus und sieht wie sein neuer Freund an einem älteren Mann hoch springt, der ihn liebevoll krault.
Der Mann hat die Schüssel mit Futter gefüllt und geht zurück ins Haus, während der Hund fröhlich um ihn herum springt.




Eine getigerte große Katze schlendert zu der Futterschüssel und lässt es sich genüsslich schmecken.
Der Hund kommt zurück und Herr Brummi befürchtet, er würde die Katze angreifen, die überhaupt keine Angst zeigt.
Hallo Streuner.“
Das ist also Streuner, denkt der Bär.
Der Kater schlabbert weiter in der Schüssel, die bereits halb leer ist.
Der Hund drängt ihn zur Seite.
Das genügt, lass mir auch noch etwas.“
Achselzuckend beginnt Streuner sich zu putzen.
Nachdem der Hund die Schüssel leer geleckt hat, setzt er sich hin und fragt.
Du kommst doch weit herum, kennst du ein kleines Mädchen namens Gerti?“
Streuner hört auf sich zu putzen und schüttelt den Kopf, dabei betrachtet er Herrn Brummi, der seinen Kopf aus der Hundehütte streckt und aufmerksam lauscht.
Jetzt sieht er enttäuscht aus.
Streuner streckt sich, macht einen Buckel und gähnt herzhaft.
Lass mich in deiner Hütte schlafen, ich war die ganze Nacht unterwegs.“
Er kriecht neben Herrn Brummi in die Hütte und bald schläft er.
Komm mit, Streuner wird so schnell nicht wieder munter.Wir machen uns auf die Suche.“
Der Hund nimmt den Bären wieder ins Maul und läuft mit ihm durch viele Straßen und Gassen, doch nicht eine kommt Herrn Brummi bekannt vor.
Sie treffen auf einige Finken, die die Körner aufpicken ,die aus einem Vogelhäuschen gefallen sind.
Hallo ihr da, kennt ihr ein Mädchen mit Namen Gerti?“
Die Vögel verneinen, da ruft ein kleiner Spatz vom Ast eines Baumes herunter.
Ist sie etwa fünf Jahre alt und hat dunkelblonde Locken?“
Ja, das ist sie! Weißt du wo sie wohnt?“
Der Spatz verlässt den Baum und landet neben ihnen.
Nein.“
Herr Brummi verzieht enttäuscht das Gesicht, aber der Spatz spricht schon weiter.
Ich weiß wo ihre Oma wohnt.“
Nun ist kein Halten mehr. Der Hund nimmt den Bären wieder ins Maul und folgt dem Spatzen.
Als sie das Häuschen erreichen, erkennt Herr Brummi es wieder, wie oft war er mit seiner Gerti hier zu Besuch gewesen.
Leider ist die Gartentür geschlossen.
Doch der Hund legt die Vorderpfoten auf den Zaun und Herr Brummi klettert an ihm hoch und lässt sich auf der anderen Seite in den weichen Schnee fallen.
Glücklich verabschiedet er sich von seinem Freund,
bedankt sich auch bei dem kleinen Spatz, dann rennt er zum Haus, klettert die Stufen hinauf und setzt sich voller Erwartung vor die Tür.
Nach einiger Zeit öffnet sich diese und die Oma kommt heraus.
Nanu?“ ruft sie, als sie den Bären erblickt, „ wo kommst du den auf einmal her?“
Sie bückt sich und hebt ihn hoch.
Aber das ist ja Herr Brummi!“
Dieser hatte nämlich einmal ein aufgerissenes Ohr und die Oma hat es geflickt und an dieser Naht erkannte sie ihn.
Sie nimmt ihn mit in die Stube und setzt ihn auf die Couch. Dann zieht sie ihren Mantel aus und wirft ihn achtlos über den Stuhl.
Einkaufen konnte sie später gehen.
Nachdenklich betrachtet sie den Bären.
Das wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben, wo du bisher warst und wieso du auf einmal vor meiner Tür sitzt. Schmutzig bist du und riechen kann man dich auch meilenweit.“
Sie hebt ihn auf und nimmt ihn mit ins Bad. Im
Waschbecken badet sie den Bären in einer duftenden Lauge, hüllt ihn in ein weiches Tuch und rubbelt ihn ab.
Dann setzt sie ihn in die Nähe der Heizung, greift nach ihrem Mantel und verlässt das Haus.
Als sie wieder kommt, hat sie einige Einkaufstüten dabei. Die Lebensmittel verstaut sie in der Küche und mit der einen kleineren Tüte kommt sie ins Wohnzimmer.
Weißt du was Herr Brummi, in einigen Tagen kommt der Nikolaus zu unseren kleinen Gertie.
Ich werde dir eine hübsche Latzhose und einen Pullover stricken, dann gebe ich dich dem Nikolaus und der bringt dich zu Gertie.“
Als ihr Schwiegersohn die Oma abholt, damit sie dabei ist, wenn der Nikolaus kommt, ist Herr
Brummi gut versteckt in ihrer Tasche.
Als der Hl Mann mit seinen Begleitern, den Engeln an der Tür klingelt, nimmt die Oma die Tasche die sie bisher nicht aus der Hand gelassen hatte und öffnet dem Nikolaus die Tür.
Mit einigen erklärenden Worten übergibt sie ihm dann die geheimnisvolle Tasche.
Gerti sieht etwas ängstlich dem Hl. Nikolaus entgegen, denn so ganz rein ist ihr Gewissen nicht.
Aber als sie in das freundliche Gesicht sieht und er dann aus dem Buch vorliest, wobei sie seinen goldenen Stab halten darf, verschwindet ihre Angst.



Die Engel reichen ihr einige Süßigkeiten und Obst und der Hl Mann öffnet nun die Tasche und winkt das kleine Mädchen zu sich.
Vor einiger Zeit ist ein kleiner heimatloser Geselle zu mir gekommen, der unbedingt sein kleines Mädchen suchte, dass er verloren hatte.
Willst du ihm eine Heimat geben?“
Er zieht den hübsch gekleideten Herrn Brummi aus der Tasche und Gerti quietscht vor Freude und drückt ihren verloren geglaubten Freund fest an sich.
Abends als Gerti eingeschlafen ist, erzählt Herr Brummi ganz stolz seinem Freund dem Kasperle von seinen aufregenden Abenteuern.“

© Lore Platz