Dieses Jahr hatte ich viele gesundheitliche Probleme, aber wenn man bald 72 wird, dann hat man eben schon viele Baustellen im Körper, die ab und zu mal aufmucken.
Auch wenn die Knochen öfter murren und krachen, die Hitze die Beine anschwillen lassen, so ist es doch ein großes Glück, der Kopf bleibt klar, die Laune heiter, dann geht es frohgemut doch immer weiter.
Wisst ihr ohne das Internet wäre meine Leben so ganz allein, seit mein Mann verstorben ist, sehr traurig und leer. Ich habe viele liebe Menschen hier gefunden und auch mein Blog macht mir große Freude, denn sich Geschichten ausdenken und andere daran teilnehmen lassen ist ein schönes Gefühle. Vor allem wenn ich immer wieder erfahre, dass einige sich sehr darüber freuen.
Nun habe ich beschlossen meine Geschichten nach und nach als E-Book zu bringen. Nein damit kann und will ich nicht reich werden (mehr als 0,99 € will ich nicht verlangen ) aber ich möchte, dass wenn ich mal nicht mehr bin, ein Stück von mir zurück bleibt.
Aber nun steige für euch mal wieder in mein Archiv und will sehen was ich dort finde.
Bestimmt
seid ihr auch als Kind vor einem Kasperletheater gesessen und habt
mit gezittert, wenn der böse Räuber, die Hexe oder das Krokodil dem
Kasperle übel wollten.
Ab
und zu kommt im Fernsehen noch eine Aufführung des österreichischen
Kaspertheaters und wenn die Kamera dann auf die Kinder schwenkt, das
ist einfach zum Niederknien schön.
Wie
sie mitfiebern, die einen kämpferisch, die anderen ein wenig
ängstlich und manche warnen auch lautstark das Kasperle.
Das
älteste Kasperle dürfte wohl das Hohnsteiner Kasperle sein.1921
wanderte Max Jacob aus Hartenstein im Erzgebirge mit den Puppen im
Rucksack durch die Gegend und führte seine Stücke vor.
Dann
wurden er und sein Kasperle sesshaft und zwar auf der Burg Hohenstein
in der Sächsischen Schweiz.Das
war 1928.
Wenige
Jahre später und zwar 1936 wurde er für den Film entdeckt und trat
in 30 Filmen auf, das Kasperle nicht der
Max.
Auf
der Weltausstellung 1937 in Paris erhielt er sogar eine
Goldmedaille.
Dann
kam der Krieg und Max und sein Kasperle beschlossen, den Soldaten ein
bisschen Freude zu schenken.
Doch
dann war alles zerstört und auch einem Kasperle vergeht manchmal
wegen der Dummheit der Menschen das Lachen.
Doch
1945 beschloss er mit seinem Freund Max Jacob in Hamburg wieder neu
anzufangen.
1949
war das Kasperle der erste deutsche Künstler, der nach Schweden
eingeladen wurde.
Und
1971 feierte er das 50jährige Bühnenjubiläum.
Menschen
kommen, Menschen gehen, aber so ein Kasperle mit seinem Lachen bleibt
für immer.
Morgen
erzähle ich euch eine kleine Geschichte vom Kasperle Hieronymus, die
ich geschrieben habe.
Das
Kasperle Hieronymus
In
Burghausen ist wie jedes Jahr Volksfest.Der
würzige Duft von Brathendl, Steckerlfisch und Bratwürsten liegt
über dem Platz und das Geplärr der Schlager vermischt sich mit dem
fröhlichen Gekreische der Kinder.
Die
Schausteller wetteifern um die Gunst des Publikums.
Zwischen
all den Karussells und Schaubuden steht auch Meister Martins
Kasperletheater.
Das
Kasperle mit dem fröhlichen Gesicht ist sehr beliebt bei den Kindern
und wenn es seine fröhlichen Streiche spielt, dann ist die Bude von
Groß und Klein belagert.
Gegenüber
gibt es noch ein Kasperletheater.
Doch
hier sind sehr selten Besucher zu sehen.
Es
gehört dem bösen Sandor und dieser ist sehr eifersüchtig auf
Meister Martin.
Fridolin,
so heißt das Kasperle sitzt auf der Bühne und blickt sehnsüchtig
zu der Bude hinüber, von der immer wieder das schallende Lachen der
Kinder ertönt, wenn Hieronymus seine lustigen Grimassen schneidet.
Wie
gerne wäre Fridolin jetzt bei Meister Martin und würde mit
Hieronymus die Kinder
zum Lachen bringen.
Sandor
schlurft herein.
Er
riecht nach Schnaps und angeekelt wendet sich Fridolin zur Seite.
„Ha,
du Tropf!“ zischt der Mann und packt das Kasperle grob am Arm.
„Schau
nur hinüber, wie viele Leute wieder bei Meister Martin sind und wer
ist bei uns?
Keiner,
weil ich ein Kasperle habe, das nicht einmal Lachen kann!
Er
gibt Fridolin einen kräftigen Stoß und wankt zu seinem Bett.Fridolin
aber senkt traurig den Kopf.Wie
kann ich lachen, wenn ich unglücklich bin, denkt er bitter.
Es
ist dunkel.Die
Musik ist verstummt.
Karussell
und Buden sind geschlossen und die Schausteller schlafen alle in
ihren Wohnwägen.
Zufrieden
wandert der gute alte Mond über den nachtschwarzen Himmel.
Plötzlich
stutzt er. Was
ist denn da unten los?
Das
ist doch dieser unsympathische Sandor, was will der denn noch so spät
auf dem Platz.
Leise,
immer wieder um sich schauend huscht Sandor zu Meister Martins
Wohnwagen, lauscht einen Moment und schleicht weiter zum
Theaterwagen, in welchem die Puppen schlafen.
Blitzschnell
öffnet er die Tür, schnappt sich das Kasperle, und steckt es in
einen schmutzigen Sack und verschwindet damit in seinen Wohnwagen.
Außer
dem Mond hat niemand etwas bemerkt und der kann leider nicht helfen.
In
seinem Wagen wirft Sandor den Sack auf die Bank und nachdem er die
Vorhänge zugezogen hat, zündet er eine Kerze an.
Dann
öffnet er den Sack und lässt Hieronymus heraus.Zitternd
steht das Kasperle vor dem Bösewicht, der ihn höhnisch betrachtet. Jetzt
ist dir wohl dein dämliches Lachen vergangen, was, hast Angst vor
mir, haha, sollst du auch haben.“ Er
gibt ihm einen groben Rempler, dass das Kasperle gegen die Tischkante
fällt. Sandor
aber packt es und wirft es in eine Truhe.
„Da
bleibst du bis ich mir überlegt habe was ich mit dir anfange.“
Lauernd
beobachtet er Hieronymus.
„
Es
sei denn du willst in Zukunft für mich spielen.“ Hieronymus
aber schüttelt heftig den Kopf und wütend schlägt Sandor die Truhe
zu. Dann
angelt er sich die Flasche Schnaps vom Tisch, zieht den Korken mit
den Zähnen heraus
und nimmt einen tiefen Schluck. Mit
der Flasche in der Hand taumelt er zum Bett und bald ertönen laute
Schnarchgeräusche.
Hieronymus
aber kauert angstvoll in der dunklen Kiste.
Es
knarrt und das Herz des Kasperles klopft aufgeregt, kommt der
Bösewicht zurück?
Ein
Lichtschein fällt in die Kiste, als der Deckel angehoben wird und
Hieronymus atmet erleichtert auf, als Fridolins Gesicht über dem
Kistenrand auftaucht.
„
Schnell,
er schläft, du musst verschwinden!“ Hieronymus
klettert flugs aus der Truhe und rennt zur Tür. Dort
dreht er sich noch einmal um.
„ Komm
doch mit, Fridolin, Meister Martin wird dich bestimmt aufnehmen.“
„Das
würde euch so passen!“
Sandor
ist aufgewacht und packt die beiden Kasperle am Kragen.
Er
wirft Fridolin in die Truhe. „
Mit
dir befasse ich mich später!“ Hieronymus
aber steckt er in den Sack und grollt:
„Du
willst also nicht für mich spielen, nun dann werde ich dafür
sorgen, dass du in Zukunft für niemanden mehr spielen wirst!“
Die
außerhalb von Burghausen liegende Mülldeponie ist für Maunz die
getigerte Katze ein beliebter Ausflugsort.
Auch
jetzt liegt sie auf einem ausrangierten Sofa und lässt sich die
warme Sonne auf den Pelz brennen. Doch
die Ruhe währt nicht lange.
Flocki,
der schneeweiße Malteser jagt in langen Sätzen aufgeregt bellend
über den Platz.
Zornig
springt Maunz in die Höhe und krümmt fauchend den Rücken. „
Du
dummer Hund, kannst du mich nicht schlafen lassen!“ „
Entschuldige
Maunz, aber ich habe etwas entdeckt, dass muss ich dir unbedingt
zeigen.“ Die
Katze ist schnell wieder besänftigt.
„Was
ist es denn?“
Flocki
macht ein wichtiges Gesicht.
„
Ein
Männchen aus Holz, ulkig sieht es aus und sprechen kann es auch.“ Der
Hund dreht sich um und läuft davon.
Maunz
folgt auf seidenweichen Pfoten, den Schwanz
gestellt und voller Neugier.
Unter
Abfällen begraben, nur noch der Kopf ist zu sehen, liegt Hieronymus.
Als
er die Tiere erblickt beginnt er laut zu jammern.
Maunz
weicht erschrocken zurück, doch dann siegt ihre Neugier.
Sie
gleitet vorsichtig näher und beschnuppert das seltsame Ding, das nun
wieder zu jammern beginnt.
„Ach
ojemine, seit zwei Tagen liege ich schon hier und kann mich nicht
bewegen.
Könnt
ihr mir nicht helfen?“
Flocki
schüttelt den Kopf.
Er
hat sich die Sache gründlich angesehen.
„Nein,
hölzernes Männchen, das ist alles viel zu schwer, wir können dich
nicht befreien.“
„Dann
muss ich hier sterben,“ heult das Kasperle laut und dicke Tränen
kullern aus seinen Augen.“
„Nun
stell dich nicht so an, ich werde Hilfe holen!“
Maunz
dreht sich um und verlässt die Müllhalde.
Bald
hat sie das Städtchen Burghausen erreicht.
Mit
einem Sprung setzt sie über den Bretterzaun zu Meyers Kohlenhandlung
und saust ohne rechts und links zu schauen über die Straße.
Bremsen
quietschen. „Dummes
Katzenvieh!“ brüllt der erboste Autofahrer.
Erschrocken
schmiegt sich Maunz an die Hausmauer.
Ihr
kleines Herz klopft heftig und ihre grünen Augen sind rund und groß
vor Schrecken.
„Chip,
chip, das war aber knapp.“
Ein
kleiner graubrauner Spatz hüpft neugierig näher.
„Warum
hast du es denn so eilig?“
„Flocki
und ich haben ein hölzernes Männchen gefunden, das Hilfe braucht
und deshalb muss ich zu Vanessa und Peter,“ antwortet die Katze
und vergisst, dass sie Spatzen eigentlich gar nicht leiden kann.
Der
freche kleine Vogel möchte noch mehr wissen, doch Maunz wird nun
ungeduldig und schlägt mit der Pfote nach dem Quälgeist und empört
schimpfend fliegt dieser davon.
Maunz
eilt nun in großen Sprüngen weiter und ist bald in dem Garten der
Familie Braun.
Die
vierjährige Vanessa ist bereits aus dem Kindergarten zurück und
spielt nun mit Ihrer Puppe Marion.
Sie
erschrickt ein wenig, als die Katze plötzlich neben ihr auftaucht.
„Musst
du dich immer so anschleichen?“ schimpft
sie vorwurfsvoll.
Maunz
schlägt ungeduldig mit Schwanz.
„Nun
hab dich mal nicht so, hör lieber zu, ich brauche eure Hilfe.“
Und
sie erzählt von ihrem Fund.
Vanessa
eilt ins Haus, um ihren Bruder zu holen.
Der
Erstklässler sitzt gerade mit gerunzelter Stirn am Tische und
versucht lauter „I“ in sein Helft zu kritzeln, die aber immer
wieder schief werden.
So
ist er heilfroh, als seine Schwester ihn unterbricht und er ist auch
gleich bereit zu helfen.
Maunz
setzt sich auf die Hinterpfoten und während sie auf die Kinder
wartet, säubert sie mit ihrer rauen Zunge das Fell.
Ein
Geräusch lässt sie plötzlich die Ohren spitzen.
Reglos
mit schmalen Augen beobachtet sie das Häufchen Laub, in dem es
raschelt und rumort.
Geduckt
schleicht die Katze hinüber und setzt zum Sprung an. Die
Blätter fallen auseinander und heraus kommt ein kleiner putziger
Igel, hebt neugierig das spitze Näschen und trippelt auf
seinen kurzen Beinchen davon.
Enttäuscht
läuft Maunz zu den Kinder, die eben aus dem Haus kommen.
Vanessa
hebt die Puppe Marion aus dem Puppenwagen und setzt sie unter den
Kirschbaum.
Marion
verzieht beleidigt das Gesicht.
Eine
Frechheit war das! Bestimmt würden Grasflecken ihr hübsches Kleid
beschmutzen.
Aber
auch Peter meutert:
„Warum
willst du dieses Ding da mitschleppen!“
Vanessa
schenkt ihm ein überlegenes Lächeln.„
Denke
doch mal nach, das Männchen ist verletzt, vielleicht kann es ja
nicht mehr laufen, dann können wir es im Puppenwagen
transportieren.“
Ihr
Bruder muss ihr Recht geben.
Er
verstaut den Erste Hilfe Kasten im Wagen und einträchtig verlassen
sie den Garten.
„Vanessa,
Peter wohin wollt ihr denn, um zwei Uhr gibt es Mittagessen!“ ruft
die Mutter, die sie aus dem Fenster beobachtet hat.
„Bis
dahin sind wir zurück,“ verspricht Peter, „und
deine Hausaufgaben?“
„Mache
ich später!“
Schnell
gehen sie weiter, bevor der Mutter noch etwas einfällt.
Der
Obsthändler Apfelkern steht vor seinem Geschäft, die Hände über
der grünen Schürze gefaltet, ein freundliches Lächeln auf seinem
rotbackigen Gesicht.
Schmunzelnd
betrachtet er die Katze, die es sich im Puppenwagen bequem gemacht
habt.
„Das
ist ja mal eine besonders schöne Puppe,“ lacht er gemütlich, „
na ihr zwei, wollt ihr einen Apfel?“
Vanessa
sagt höflich: „Nein danke!“
Doch
Peter stößt sie in die Seite und ruft eifrig: „
Gerne
und die Vanessa will auch einen.“
Herr
Apfelkern lacht, dass es die Straße hinauf und hinunter dröhnt.
„Hahahaaaa!
Die Vanessa will keinen Apfel, aber
der Peter gleich zwei.“
Noch
immer lachend zaubert er aus seiner Schürze eine braune Tüte und
füllt sie mit Obst und reicht sie Peter.
„Genügt
das?“ fragt er schmunzelnd.
Peter
nickt und bedankt sich.
Seine
Schwester schimpft ärgerlich, nachdem
er die Tüte im Puppenwagen verstaut hat.
„Nun
müssen wir auch noch das ganze Obst mitschleppen und das Männlein
wird keinen Platz mehr haben.“
„Aber
gerade wegen dem Männlein habe ich das Obst genommen, es wir sicher
Hunger haben, wenn es solange schon dort draußen liegt,“
verteidigt sich Peter hitzig.
„Hm!“
macht Vanessa nur und schweigend marschieren sie weiter.
Flocki
kommt ihnen schon entgegen gelaufen und sie folgen ihm zu dem
Verschütteten.
Während
Peter das Kasperle ausgräbt, fährt Vanessa den Puppenwagen zu dem
Sofa.
Sie
nimmt die Tüte heraus, öffnet den Verbandskasten und schüttelt die
Kissen auf.
Es
dauert nicht lange bis Peter mit Hieronimus, voran Flocki und Maunz
über den
Platz kommen.
Als
sie näher treten hält das Mädchen die Luft.
„Du
stinkst!“ ruft sie entsetzt.
Das
Kasperle lächelt kläglich.
„Ich
weiß, ich liege ja schon zwei Tage unter dem Abfall. Gibt es hier in
der Nähe keinen Bach?“
„Doch
drüben im Wäldchen.“ meint Peter und
weist mit der Hand hinüber zum Kiefernwald.
Bald
planscht das Kasperle im Wasser und freut sich den ganzen Dreck
loszuwerden.
Vanessa
wäscht seine Kleider und breitet sie in der Sonne aus. Hieronimus
trocknet sich mit einem Büschel Gras ab und Peter hat inzwischen ein
großes Pflaster zurecht geschnitten und klebt es auf den verletzten
Arm des Kasperles. Vanessa
kommt mit den noch feuchten Kleider herüber.
„Sie
sind leider noch nicht trocken, aber wir müssen nach Hause.“
„Warum
hast du denn so eilig,“fragt Peter ungeduldig.
Seine
Schwester deutet auf den Kirchturm der
etwas entfernt noch zu sehen ist.
Die
Uhr war aber deutlich zu erkennen.
„Es
ist bald zwei Uhr und Papa kommt aus der Klinik und du weißt, er mag
es nicht wenn wir unpünktlich zum Essen kommen.“
Peter
nickt und hilft dem Kasperle in die feuchten Kleider.
Im
Garten angekommen führen sie Hieronymus
zu der Bank unter dem Birnbaum und drücken ihm die Tüte mit Obst
in die Hand und laufen ins Haus.
„Na,
das war aber höchste Zeit, die Suppe steht schon auf dem Tisch,“
werden sie von Verena empfangen.
Vanessa
schmiegt sich an die Mutter.
„Aber
wir sind doch nur ein klitzekleines Stückchen zu spät gekommen.“
Verena
gibt ihr einen Klaps.
„Alte
Schmeichelkatze!“
„Aber
nun wascht euch die Hände!“
Die
Kinder haben es heute eilig mit dem Essen.
Immer
wieder schauen sie ungeduldig zu ihrem Vater, der langsam und
bedächtig isst und immer als letzter fertig wird.
Endlich
dürfen sie aufstehen!
Hieronymus
hat das Obst gegessen und sitzt nun träge und zufrieden auf der
Bank.
Die
Kinder setzen sich neben ihn.
Glücklich
bedankt sich das Kasperle, doch Peter winkt ab und späht neugierig
in die Tüte.
„Hast
du alles gegessen?“
„Nein,
hier ist noch ein Apfel.“
Peter
beißt herzhaft in die Frucht.
Vanessa
hat nachdenklich die Stirn gekraust und kaut an der Unterlippe.
„Du
Hieronymus?“ beginnt sie zögernd, „wie
bist du eigentlich auf den Müll gekommen?“
Das
eben noch lachende Gesicht des Kasperles wird ganz traurig und dicke
Tränen kullern über sein Gesicht.
Das
Mädchen springt erschrocken auf.
„Bitte,
bitte, wenn es dir so weh tut, will ich es gar nicht wissen.“
Hieronymus
schüttelt den Kopf, wischt sich die Tränen ab, schnieft noch ein
wenig, dann erzählt er ihnen von Meister Martin, dem bösen Sandor
und Fridolin.
Die
Kinder sind sehr nachdenklich und Vanessa seufzt.
„Wie
es wohl dem armen Fridolin ergangen ist?“
„Bestimmt
nicht gut,“ meint Hieronymus traurig.
Peter
wirft den Apfelbutzen auf den Kompost neben
dem Erdbeerbeet und Flocki, der das für ein Spiel hält, springt auf
und hechtet japsend hinterher.
Maunz
schüttelt den Kopf und schmiegt sich an Peters Knie.
Gedankenverloren
krault der Junge die zufrieden schnurrende Katze.
„Was
willst du nun unternehmen?“ fragt er aus einen Gedanken heraus.
„Natürlich
werde ich Meister Martin suchen.“
„Du
wirst ihn bestimmt finden,“ tröstet Vanessa, „ aber nun lasst
uns spielen.“
Der
Nachmittag vergeht schnell und als die Dämmerung ihre grauen
Schleier über das Land breitet, ruft Verena die Kinder herein.
„Komm
mit Hieronymus, du kannst im Puppenbett schlafen.“
Vanessa
nimmt das Kasperle an der Hand und gemeinsam laufen sie ins Haus.
Die
Sonne verschwindet langsam hinter den Bäumen und überlässt dem
Mond ihren Platz.
Die
Vögel hören auf zu zwitschern und kuscheln sich in ihre Nester und
schließen die Augen.
Der
kleine Igel kommt aus seinem Versteck und huscht schnüffelnd durch
das Gras.
Auch
in der Puppenstube ist Ruhe eingekehrt.
„Hatschi!“
Hieronymus
richtet sich auf. „Gesundheit!“
wünscht er höflich.
„Das
brauchst du mir gar nicht zu wünschen, denn schließlich bist du
schuld, dass
ich mich erkältet habe,“ meint die Puppe Marion schnippisch.
„Wieso
bin ich schuld?“ will das Kasperle wissen, das jetzt hellwach ist.
„Deinetwegen
hat Vanessa mich auf den kalten Boden gesetzt, wo ich doch sooo
empfindlich bin, hatschi!“
Marion
zieht eine beleidigte Schnute.
„Nun
habe dich nicht so,“ brummt Teddy, der nun auch aufgewacht ist.
„Du
sei ganz ruhig, du ungehobelter Klotz. Du
weißt ja gar nicht, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt!“
zischt die Puppe.
„Dame,
Zimperliese würde besser passen,“ brummt der Teddy ungerührt. „Hach!
Egon! Hast du das gehört!“
Marion
kneift den feinen Puppenmann in den Arm. Schlaftrunken
richtet sich dieser auf. „Was
ist denn los?“ murmelt er und reibt sich verschlafen die Augen.
„
Man
hat mich beleidigt und du schläfst!“ zetert die Puppe.
„Wer,
was, der soll nur herkommen, ich mache Kleinholz aus ihm!“ protzt
Egon.
„Ich
war es,“ meldet sich Teddy.
„Aber
an mich wagst du dich ja nicht ran,“ spottet
er gutmütig.
„Ach
du Teddy, ja, ich hm, tu das nie wieder.“
Der
Bär lacht dröhnend.
„Du
Feigling!“ faucht die Puppe verächtlich.
„Was
ist denn hier los?“
Agatha,
die Schildkröte schiebt sich näher.
Sie
lässt ihren schmalen langen Kopf von einer Seite zur anderen pendeln
und betrachtet die Bewohner der Puppenstube einen nach dem anderen.
„Wer
ist denn das!“
Sie
deutet auf das Kasperle.
„Das
ist Hieronymus,“ antwortet der Plüschbär.
„Vanessa
hat ihn für heute Nacht hier einquartiert, was Marion wohl nicht
gefällt!“
Agatha
schüttelt den Kopf.
„Diese
Marion ist doch ein selten egoistisches Ding und dabei noch dumm wie
Bohnenstroh,“ brummt sie.
„Hach
Egon, hast du das gehört! Man war schon
wieder unverschämt zu mir!“ kreischt die Puppe.
Die
Schildkröte wirft ihr einen verächtlichen Blick zu, zieht Kopf und
Beine unter ihren Panzer und ist nicht mehr zu sprechen. „Lasst
uns wieder schlafen,“ brummt Teddy, zieht
sich die Decke über den Kopf und bald hört man sein zufriedenes
Schnarchen.
Egon
redet noch eine Weile beruhigend auf Marion ein, dann schlafen auch
diese Beiden.
Hieronymus
aber ist nicht mehr müde.
Er
zieht die Beine an, schlingt die Arme um die Knie und wartet
sehnsüchtig auf die ersten Sonnenstrahlen, um flugs aus dem Fenster
zu klettern.
Die
Kinder sind etwas enttäuscht, als sie am nächsten Morgen in die
Puppenstube stürmen und das Kasperle nicht mehr vorfinden. Doch
sie verstehen, dass er so schnell wie möglich mit seiner Suche nach
Meister Martin beginnen möchte.
Hieronymus
wandert durch die menschenleeren Straßen.
Langsam
erlöschen die Lampen, denn der Morgen
dämmert herauf.
Fritz,
der Zeitungsjunge radelt fröhlich pfeifend vorbei und wirft eine
Zeitung schwungvoll in einen Garten.
Dabei
blickt er sich grinsend um und hätte beinahe ein parkendes Auto
gerammt.
Geschickt
ausweichend setzt er pfeifend seinen Weg fort.
Hieronymus
aber geht gedankenverloren die Straße entlang, bis ihn das schrille
Klingeln des Bäckerjungen aufschreckt.
Der
Junge lacht und bremst am Randstein.
„Na,
Kleiner, hab dich wohl erschreckt?“
Er
greift hinter sich in den Korb mit frischen Semmeln und reicht eine
davon dem Kasperle.
„Hier
für den Schrecken.“
Grüßend
tippt er an sein Käppi und radelt weiter.
Hungrig
in die knusprige Semmel beißend marschiert Hieronymus weiter.
Bald
hat er das Ortsende erreicht.
Er
setzt sich ins Gras direkt unter das gelbe Schild.
Die
Sonne ist inzwischen höher geklettert und beleuchtet die saftigen
Wiesen, auf denen die braun gefleckten Kühe träge stehen oder
liegen.
Weiter
entfernt sieht er einen Schäferkarren, neben dem ein Hund liegt und
ringsum sich die Schafe ausgebreitet haben.
Hinter
den dunkelgrünen Wäldern erheben sich die Berge, deren Spitzen im
Sonnenlicht leuchten.
Hieronymus
lässt seinen Blick auf die andere Seite wandern und stutzt.
Dort
hinten das ist doch...“
Er
hebt die Hand an die Augen und nun kann er es ganz deutlich sehen.
Dort
unten in einer Mulde steht ein Zirkuszelt.
Das
Kasperle springt auf und jagt den Hang hinunter, sodass die Schafe
erschrocken blöken und auch die Kühe erstaunt muhen.
„Dort
unten ist ein Zirkus und ich werde vielleicht Arbeit finden!“ ruft
Hieronymus ihnen zu, stößt einen Jodler aus, schlägt einen
Purzelbaum und läuft weiter.
Atemlos
hält er inne, als er den Festplatz erreicht.
Als
er die Wohnwägen sieht schlägt sein Herz höher. Es
erinnert ihn an seine Heimat, den Jahrmarkt. Er
tritt zu dem größten Wohnwagen und klopft
an.
Die
Tür wird aufgerissen und ein lustiges Gesicht mit verschlafenen
Kulleraugen guckt heraus.
„ He,
was soll das mitten in der Nacht an die Tür zu donnern!“
„Guten
Morgen,“ grinst das Kasperle,
„ich
möchte gerne den Herrn Direktor sprechen.“
„Ich
bin Direktor Quirin und mir gehört der Zirkus, na dann komm herein,
hast mich ja schon aufgeweckt.“
Hieronymus
klettert die drei Holzstufen hoch und betritt den gemütlichen
Wohnraum.
Der
kleine dicke Direktor räumt die Bettdecke beiseite und bittet seinen
Gast sich zu setzen.
Er
watschelt zum Schrank und holt eine bauchige Kaffeekanne heraus.
Während
er einen Topf Wasser auf den Ofen stellt fragt er:
„Du
willst doch Kaffee?“
„Du
willst doch Kaffee, du willst doch Kaffee“, ertönt ein krächzende
Stimme über Hieronymus Kopf und ein schauerliches Lachen ertönt.
„Was
ist denn das?“ ruft das Kasperle entsetzt.
Der
Direktor grinst und zieht die Decke von einem großen Käfig, in dem
ein blau gefiederter Papagei sitzt.
„Halt
den Schnabel alter Dummkopf, steh gerade, warum läuft der dumme
Eseln nicht!“ schnarrt der Vogel den Direktor an,
dessen
Bauch vor lauter Lachen wackelt.
„Darf
ich vorstellen, das ist Cäpt`n Cook.“kichert
der Direktor.
Langsam
erscheint auch auf dem Gesicht des Kasperles ein Lächeln.
Er
tritt an den Käfig.
„Guten
Morgen, Cäptn Cook,“ begrüßt er den Vogel, der ihn mit schief
geneigtem Kopf misstrauisch mustert.
„Steh
nicht so krumm, putz dir die Füße ab, steh
gerade, mach kein so dummes Gesicht, halt den Schnabel dummer Vogel,“
schnarrt er plötzlich los.
Hieronymus
lacht herzlich.
„Er
ist immer bei den Proben dabei,“ erklärt Direktor Quirinn,“ aber
nun komm, der Kaffee ist fertig.“
Das
lässt das Kasperle sich nicht zweimal sagen.
Vergnügt
mit beiden Backen kauend, fragt er dann:
„Habt
ihr Arbeit für mich? Ich mache alles, Ställe
ausmisten, Manege säubern, jede Arbeit, die so anfällt.“
Und
mit einem flehenden Blicke, bittet er:
„Wenn
ich nur mit euch reisen darf.“
Nachdenklich
mustert ihn Direktor Quirin.
„Warum
möchtest du denn unbedingt mit uns
reisen? Wirst du von der Polizei gesucht?“
Hieronymus
schüttelt heftig den Kopf und erzählt nun seine Geschichte, und
dass er Meister Martin suchen möchte.
„Das
ist ja eine tolle Geschichte!“ ruft der Direktor, „ natürlich
kannst du mit uns kommen. Wir kommen weit im Land herum und
vielleicht finden wir deinen Meister Martin.“
Das
Kasperle wirft seine rote Zipfelmütze in die Luft und brüllt:
„Hurra!“
Sofort
erschallte es über ihm.
„Halt
den Schnabel, dummer Vogel“
Später
lernt dann Hieronymus die anderen der Truppe kennen.
Angela,
die Seiltänzerin, Don Fernando, den Dressurreiter, Kasimir den
Clown, Samson den Kraftmenschen und die Liliputaner Muck und Puck.
Während
er sich mit jedem bekannt macht, kommt plötzlich über den Platz ein behaartes
Ding gelaufen, es hat die klauen artigen Hände über den Kopf
gehalten, fletscht ein beängstigend großes Gebiss und kreischt,
dass Kasperle eine Gänsehaut bekommt.
Vor
Schreck fällt er rückwärts in eine Pfütze.
Hinter
ihm tönt ein fröhliches „Iaaaah“ und eine weiche Schnauze stößt
ihm in den Rücken.
Nachdem
das brüllende Gelächter ringsum endlich verstummt ist, wird ihm
dann noch Gina, der Schimpanse und der Esel Eulenspiegel vorgestellt.
Hieronymus
weiß nicht soll er zornig sein oder lachen, doch als er in die
vergnügten Gesichter ringsum blickt, muss auch er lachen.
Kasimir
legt ihm kameradschaftlich den Arm um die Schultern. „
Komm
in meinen Wohnwagen, da kannst du dich umziehen auch kannst du bei
mir wohnen.
Sie
haben doch nichts dagegen Herr Direktor?“
„ Nein,
das ist eine gute Idee, du bist der Einzige, der noch Platz hat.“So
wird das Kasperle in die große Zirkusfamilie aufgenommen und hat
vorerst einmal
eine Heimat.
Viele
Wochen sind vergangen.
Kasimir,
der Clown, hat mit Hieronymus, Gina und Eulenspiegel eine neue Nummer
einstudiert, die ein großer Erfolg wird.
Besonders
die Kinder sind ein dankbares Publikum und ihr herzliches, fröhliches
Lachen erinnert das Kasperle an den Rummelplatz und Meister Martin.
Ach
ja, Meister Martin!
Überall
wohin sie kamen, hat Hieronymus sich nach seinem lieben alten Freund
erkundigt, doch keiner kannte ihn oder hatte ihn gesehen.
Inzwischen
ist er ziemlich mutlos geworden.
Auch
jetzt sitzt er auf der Holzumrandung in der Manege und malt mit den
Zehen Kreise in den Sand.
Angela
betritt das Zelt.
„Hier
also steckst und bläst wieder Trübsal, hast du eigentlich bemerkt,
dass draußen die Sonne scheint? Komm, wir wollen uns die Stadt
ansehen.“
Lächelnd
folgt das Kasperle dem Mädchen.
Muck
und Puck und auch Kasimir, der Cäptn Cook auf den Schultern trägt,
schließen sich ihnen an.
Königstein
ist eine hübsche Kleinstadt, mit netten
sauberen Häusern und freundlichen Menschen.
Dazu
scheint noch die Sonne herrlich warm vom Himmel und spiegelt sich in
den blank geputzten Fenstern und wirft grün goldene Sprenkel in die
Bäume.
Die
kleine Gesellschaft bummelt vergnügt durch die Gässchen, bleibt
geduldig wartend stehen, wenn Angela ein Schaufenster betrachtet und
landet schließlich in einem Straßencafé.
Ein
Kellner eilt herbei und fragt nach ihren Wünschen und wird prompt
von dem Papagei aufgefordert sich die Füße abzuputzen und kein so
dummes Gesicht zu machen.
Mit
einem entsetzten Blick auf den Vogel eilt der Kellner zurück ins
Café und Cäptn Cook schnarrt:
„Warum
läuft der dumme Esel nicht!“
Die
Zirkusleute lachen immer noch als der Kellner mit ihren Milchshakes
zurück kommt.
Hieronymus
lehnt sich in seinen Stuhl zurück und betrachtet versonnen die
Umgebung, während die anderen sich leise unterhalten und der Papagei
neugierig zwischen
den Gläsern herum trippelt.
Auf
einmal springt das Kasperle auf, dass die anderen erschrocken
verstummen und der Papagei laut schimpfende auf einen Ast flattert.
Hieronimus
aber stürzt hinaus auf die Straße und fällt einem jungen Mann um
den Hals.
„Mensch
Fridolin alter Junge!“
„Hieronymus!“
Die
Beiden klopfen sich auf die Schulter und hüpfen wie verrückt im
Kreis herum.
Als
sie sich wieder beruhigt haben, führt das Kasperle den Freund zu den
anderen und stellt ihn vor.
Nachdem
auch vor Fridolin ein Milchshake steht, erzählt er ihnen was
inzwischen alles geschehen ist:
„ Als
Sandor mit dir verschwunden ist konnte ich mich aus der Kiste
befreien und bin sofort zu Meister Martin gelaufen.
Dieser
verständigte die Polizei und als Sandor zurück kam wurde er
verhaftet, er wurde auch wegen andere Vergehen bereits gesucht.
Doch
er hat nie gesagt wohin er dich gebracht hat.
Meister
Martin und die Polizei haben die ganze Gegend abgesucht, aber dich
nicht gefunden.
Schließlich
hat Meister Martin seine Sachen zusammen gepackt und meinte, ohne
dich hätte
es keinen Sinn weiter zu spielen und er würde sich auf die
Puppeninsel zurückziehen.“
Hieronymus
laufen die Tränen über das Gesicht.
„Der
arme Meister Martin! Weißt du denn wo die Puppeninsel ist?“
Fridolin
hebt hilflos die Schultern.
„Aber
nun erzähle doch, wie ist es dir denn inzwischen ergangen.“
Schnell
von seinem Kummer abgelenkt berichtet ihm nun das Kasperle wie er zum
Zirkus gekommen ist.
Als
sie später zurück gehen nehmen sie Fridolin mit.
Während
der Vorstellung darf er hinter der Bühne zugucken und als Hieronymus
fertig ist nimmt er den Freund mit zu Direktor Quirin.
Das
Kasperle stürzt in den Wohnwagen und brüllt:
„Herr
Direktor wissen sie wo die Puppeninsel ist?“
„Sachte,
sachte, junger Freund, was ist denn los?“
Hieronymus
stellt nun Fridolin vor und erzählt
aufgeregt, dass Meister Martin auf der
Puppeninsel ist.
Beruhigend
hebt der kleine dicke Direktor die Hand.
„Das
ist doch kein Grund so zu schreien, wo liegt denn diese Puppeninsel?“
Das
Kasperle zieht ein langes Gesicht und lässt sich auf den Stuhl
fallen.
„Ich
dachte, das wüssten sie?“
„Von
einer Puppeninsel habe ich noch nie gehört,“ bedauert der
Direktor.
Er
watschelt zum Schrank und holt einen dicken Atlas hervor.
Die
nächste Stunde verbringen sie nun damit, den dicken Wälzer nach der
Puppeninsel zu durchforschen, doch leider vergebens.
„Nichts
zu machen, die Insel muss so klein sein, dass sie nicht eingetragen
ist,“ seufzt
Direktor
Quirin und klappt das Buch zu.
„Aber
das gibt`s doch nicht,“ flüstert Hieronymus und dicke Tränen
kullern aus seinen Augen.
„Nun
lass den Kopf nicht hängen. Überall wohin wir kommen werden wir
nach der Puppeninsel fragen und du wirst sehen, irgend jemand kennt
sie ganz sicher,“ tröstet der Direktor und Fridolin legt kameradschaftlich
den Arm um Hieronymus Schulter. Und
es gelingt den Freunden ihn wieder aufzuheitern.
Und
wieder vergehen einige Wochen.
Noch
immer wissen sie nicht, wo die Puppeninsel liegt.
Niemand
hat je von ihr gehört und das Kasperle wir immer mutloser.
Eines
Tages gastiert der Zirkus in einer Hafenstadt.
Es
ist Nachmittag.
Die
Tiere sind versorgt und die Artisten ruhen sich aus, um abends bei
der Vorstellung fit zu sein.
Nur
Hieronymus findet keine Ruhe.
Allein
mit seinen traurigen Gedanken schlendert er durch die Straßen und
erreicht schließlich den Hafen.
Dort
lehnt er sich an die Kaimauer und sieht sehnsüchtig hinüber zu den
Schiffen.
Ach
könnte ihn doch eines zu der Puppeninsel bringen.
Eine
Möwe trippelt auf langen Beinen eilig die Mauer entlang und pickt
sich ihr Futter aus den Ritzen.
„
He!
Warum guckst du so traurig,“ fragt sie und betrachtet ihn mit
schief geneigtem Kopf.
„Ich
hab soooo großen Kummer,“ jammert das Kasperle und dicke Tränen
laufen über seine Wangen.
„Na,
na wird schon nicht so schlimm sein,“ brummt die Möwe und tritt
verlegen von einem Bein auf das andere.
„Erzähl
mir`s doch, vielleicht kann ich dir helfen.“
„Das
glaube ich nicht,“ lächelt das Kasperle unter Tränen, „ oder
weißt du vielleicht wo die Puppeninsel ist?“
„Natürlich
weiß ich das!
He
was machst du denn!“ stammelt der Vogel, denn Hieronymus hat ihn in
seiner Aufregung gepackt und schüttelt ihn heftig.
Mit
einem kräftigen Schnabelhieb befreit sich die Möwe.
„Du
verrückter Kerl knickst mir ja die ganzen Federn.“
„Tut
mir leid, aber ich war so aufgeregt, aber bitte sag mir doch, wo
liegt die Puppeninsel!“
Die
Möwe zupft an ihren Federn, dabei wirft sie ab und zu einen
ärgerlichen Blick auf das Kasperle, dann muss sie doch lachen.
„
Du
bist schon ein komisches Kerlchen, aber wo
die Puppeninsel liegt, kann ich dir schlecht erklären, das müsste
ich dir schon zeigen. Versuche ein Schiff zu finden, das dich
mitnimmt und komme morgen wieder hierher, ich werde dich dann
begleiten.“
Kasperle
aber rennt zurück zum Zirkus und stürmt in die Manege.
Angela
wäre vor Schreck beinahe vom Seil gefallen.
„Bist
du verrückt geworden!“
„Unsinn,
tut mir leid, aber stell dir vor ich habe jemanden getroffen, der die
Puppeninsel kennt.“
Angela
schwingt sich vom Seil.
„Das
ist ja prima, erzähl doch!“
„Nein,
nein, ich muss erst Fridolin suchen.
Wir
treffen uns nachher alle in Kasimirs Wagen.
Wenig
später sitzen die Freunde alle zusammen im Wohnwagen und Kasperle
erzählt ihnen von der Möwe.
„Wie
aber willst du denn auf die Insel kommen?“ fragt Don Fernando.
„Heute
Abend nach der Vorstellung werde ich zum Hafen in die Kneipen gehen,
vielleicht finde ich dort einen Kapitän der mich mitnimmt,“ meint
Hieronymus hoffnungsvoll.
„Aber
sei vorsichtig, es gibt auch Spelunken im Hafen, in denen sich
allerlei Gesindel herum treibt,“ warnt Kasimir, der schon einmal
hier war.
Ein
heftiges Pochen an der Tür stört die Versammlung und Samson steckt
den Kopf durch den Türspalt.
„Hallo,
ihr Trödler, beeilt euch die Vorstellung beginnt gleich.“
Nun
beginnt ein hektisches Gerenne.
Wie
immer verläuft die Vorstellung reibungslos und die begeisterten
Zuschauer applaudieren
heftig.
Nach
der Vorstellung begleiten der Direktor und alle Artisten das Kasperle
zum Hafen und sie finden tatsächlich einen Kapitän, der sich bereit
erklärt Hieronimus auf die Puppeninsel zu bringen.
Das
Geld aber bekommt er von Direktor Quirin als Abschiedsgeschenk.
(c) Lore Platz