Sonntag, 30. Mai 2021

Der Heiratsvermittler

 Reizwörter:  Fingerhut, Libelle, plumpsen, durchnässt, wuschelig

 


 

Vor mehr als 300 Jahren soll die erste Heiratsannonce in einer Zeitung in England gestanden haben. Der Text lautete:

  „Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz sucht eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3000 Pfund.“ 

Erschienen ist sie in einer landwirtschaftlichen Zeitung in England.

 



 

Mit nachdenklich gekrauster Stirn schlüpft Lena durch die Tür in Omas Zimmer. 

Lächelnd sieht diese von ihrem Strickstrumpf  auf. "Was beschäftigt dich?"

 "Stefanies Mutter hat wieder geheiratet und Stefanie sagt ihre Mama hätte ihren neuen Papa durch einen Heiratsvermittler kennen gelernt. Was ist ein Heiratsvermittler?"

Oma Emma legt ihre Handarbeit zur Seite, Lena klettert auf ihren Schoß und kuschelt sich an die Oma.

"Heiratsvermittler gab es schon vor mehreren hundert Jahren. Damals bestimmten die Eltern, wen die Kinder heirateten, auch gab es Tanzveranstaltungen auf denen sie sich dann kennen lernen konnten. In der ländlichen Region gingen sogenannte Brautwerber von Hof zu Hof und vermittelten für Geld passende Bewerber. Auch durch Zeitungsanoncen konnte man einen Partner finden. Heute kann man sich auch über das Internet kennen lernen."

Lena hebt den Kopf," Haben Mama und Papa sich auch über einen Heiratsvermittle kennen gelernt?"

"Nein sie haben sich in Heidelberg während ihres Studium getroffen."

"Oma erzählst du mir eine Geschichte?"

Die Oma schmunzelt, " und ich weiß schon über was.



 

Der Heiratsvermittler

 

In einem kleinen Garten saß eine junge Frau vor ihrem Laptop und und ließ die Finger über die Tasten fliegen. "Ende der Geschichte!" Aufatmend lehnte sie sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf und während der Drucker die Bätter ausspukte sah sie sich im Garten um.

Sie war erst vor kurzem hierher gezogen und liebte ihr kleines Paradies.Das Knattern des Druckers hatte aufgehört und nun hörte sie auch das Jaulen eines Hundes. Durch die Latte des Zaunes erblickte sie eine Hundeschnauze. 

Schnell öffnete sie die Gartentür und das Tier humpelte in den Garten. Daniela streckte ihm die Hand entgegen, damit er ihren Geruch aufnehmen konnte.

"Du bist wohl ausgebüchst?"

Liebevoll streichelte sie den Collie. Erst als der gut gepflegte Hund ihr durch den Garten folgte, bemerkte sie, dass er stark hinkte. 

"Ach du armer, zeig mir deine Pfote." Vorsichtig zog sie den langen Dorn heraus und dankbar leckte der Hund ihr die Hand. Nachdem sie ihm eine kleine Schüssel mit Wasser geholt hatte, untersuchte sie das Halsband nach einer Adresse. und fand sie in einem herzförmigen Lederbeutel.

"Du heißt also Barry, gefällt mir und du wohnst ja gar nicht weit von hier."

Begeistert mit dem Schwanz wedelnd folgte Barry der jungen Frau und als ihnen zwei Kinder entgegenkamen lief er freudig bellend los. 

Daniela betrachtete schmunzelnd das Wiedersehen. Die Kinder stellten sich als Alexander und Stefanie vor und  erzählten, dass Barry sich während sie in der Schule waren einfach unter dem Gartenzaun durchgebuddelt hätte. 

Da ihr  Vater auf Geschäftsreise war und die Haushälterin gestern gestürzt und sich den Fuß gebrochen hatte, mussten sie Barry alleine lassen, als sie in die Schule gingen.

Daniela schlug ihnen vor, da sie jetzt einige Wochen frei hätte, morgens zu kommen und auf Barry aufzupassen, auch würde sie ihnen Mittag kochen. Außerdem wollte sie mit ihnen heute Nachmittag ins Krankenhaus gehen und sich bei der Haushälterin vorstellen, damit diese sich keine Sorgen machte.

Die Kinder waren begeistert und wollten wissen was sie den arbeite. Lächelnd erklärte Daniela, dass sie Kinderbuchautorin sei, vielleicht hätten sie schon eins gelesen von ihr. die berühmtesten wären; Libelle Marina und ihre Freunde, die Abenteuer des wuscheligen Bären und bald würde wieder ein neues Buch erscheinen mit dem Titel: Der goldene Fingerhut

Jubeln fielen die Kinder ihr um den Hals." Du bist D. W. wir haben alle deine Bücher gelesen und sind ein großer Fan von dir."

Die Haushlterin freute sich sehr, dass die junge sympathische Frau sich um die Kinder kümmern wollte, hatte sie sich doch schon Sorgen gemacht.

Nun begann für die vier eine fröhliche Zeit, 

Jeden Morgen kam Daniela, räumte auf und ging dann mit Barry spazieren. Warf kleine Stöckchen, denen er begeistert nachrannte, einmal plumpste er im Eifer in den See und kam völlig durchnäßt wieder heraus. Daniela musste zur Seite springen, um nicht nass zu werden, als er sich schüttelte.

Wenn die Kinder nach Hause kamen wartete schon ein leckeres Mittagessen auf sie, nach den Hausaufgaben spielten sie zusammen und am Abend ging Daniela wieder nach Hause.

Das änderte sich auch nicht, als Marie wieder aus dem Krankenhaus  und auch Bernd von der Geschäftrreise zurück kam. Und eines Tages fragte Bernd Daniela ob sie seine Frau werden wollte. Die Kinder hüpften voller Freude, als Daniela ja sagte. 

Natürlich lief Barry ansgesteckt von der ausgelassenen Stimmung bellend von einem zum anderen.

Alexander deutete auf den Hund und rief. "Eigentlich verdanken  wir ja es ihm , dass wir jetzt eine liebe Mama haben. Wäre Barry nicht ausgerissen hätten wir Daniela nie kennen gelernt."

Daniela aber lächelte spitzbübisch. " Mein nächstes Buch wird * Der Heiratsvermittler * heißen.


(c) Lore Platz


Nun wollt ihr sicher wissen was Martina und Regina geschrieben haben.

Freitag, 28. Mai 2021

Zwurrli und die verletzte Katze


Als eine liebe Freundin mir erzählte, dass ihre Nachbarskatze Junge bekommen hat und eins davon tot war, ist mir eingefallen, dass ich so eine ähnliche Geschichte auch einmal geschrieben habe.
Viel Spaß beim Lesen!


 
(c) Werner Borgfeldt



Zwurrli und die verletzte Katze



Langsam öffnet die grau getigerte Katze die Augen und schließt sie sofort wieder. Ein stechender Schmerz lässt sie aufstöhnen. Ein Auto hatte sie an der Hinterhand erwischt und sie gegen die Mauer geschleudert.
Ihre Babys! Sie musste zu ihren Babys, die hilflos und noch halb blind in der alten Scheune lagen.
Mühsam rappelt sie sich auf und hinkt los. Immer wieder muss sie sich hinlegen und verschnaufen, bis sie endlich an ihrem Ziel angelangt ist.
Sie schlüpft durch das zersplitterte Loch an der Seite des Schuppens und hört schon ihre Kinder kläglich maunzen.
Eifrig fährt sie mit der rauen Zunge über das Fell der Kleinen, um ihnen zu zeigen, dass sie wieder da ist.
Tapsig rücken Annabell und Gustav näher an ihre Mutter heran, nur Clothilde liegt merkwürdig still da und Susi erschrickt.
Sie hat eines ihrer Kinder verloren. Seit Tagen findet sie wenig zu fressen und hat wohl zu wenig Milch für ihre drei Babys und nun auch noch der Unfall.
Wenn sie starb, was wurde dann aus ihren Kindern?
Muriel! Die Spaniel-Dame wohnt nicht weit von hier und hat auch vor kurzem drei wunderschöne Welpen geboren.
Ja Muriel würde ihr helfen. 
Am Anfang mochten sie sich gar nicht und der Hund bellte und tobte, wenn Susi durch ihren Garten flitzte oder gar spöttisch vom Baum herunter miaute, aber dann war Susi einmal vollkommen entkräftet im Gras unter dem Baum gelegen und der Hund kam kläffend auf sie zu.
Und sie glaubte ihr letztes Stündchen wäre gekommen, doch der Hund hatte sie nur beschnüffelt und sich umgedreht.
Wenig später war er mit einem Stück Fleisch im Maul gekommen und hatte es neben ihr ins Gras fallen lassen.
Gierig war sie darüber hergefallen und der Hund saß mit zufriedenem Gesicht neben ihr.
Seitdem waren sie Freunde und Muriel hatte sie oft aus seinem reich gefüllten Napf fressen lassen.
Und wenn es nicht die letzten Tage soviel geregnet hätte und der Hund mit den Welpen im Haus geblieben wäre, dann wäre sie bestimmt nicht so völlig entkräftet.
Kurzentschlossen nimmt Susi die kleine Annabell ins Maul und läuft los.
 
(c) Werner Borgfeldt

Muriel, liegt im Garten und lässt sich die Sonne auf das Fell scheinen, ihre drei Kinder sausen um sie herum, spielen und balgen sich.
Die Hündin öffnet die Augen, als neben ihr etwas ins Gras plumpst.
Erschrocken springt sie auf und sieht ihre Freundin entsetzt an.
Was ist denn mit dir passiert?“
Später!“ ruft Susi und humpelt aus dem Garten, um kurz darauf mit Gustav im Maul wieder zu kommen.
Sie lässt ihn neben seiner Schwester ins Gras fallen.
Dann legt auch sie sich einen Moment hin.
Muriel, ein Auto hat mich gestreift, auch bin ich halb verhungert, ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe, kümmere du dich bitte um meine Kinder.“
Mühsam steht sie auf.
Aber, aber ich bringe dir was zu fressen und, und ...“
stammelt die Hündin hilflos.

(c) Werner Borgfeldt

Susi schenkt ihm ein trauriges Lächeln.
Lass gut sein, kümmere dich um meine Kinder und danke für deine Freundschaft. Ich muss zurück und mein totes Kind begraben. Leb wohl!“
Sie fährt Abschied nehmend mit der Zunge über das Fell ihrer Kinder und humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht davon.
Die beiden Kätzchen miauen, als spüren sie, dass ihre Mutter gegangen ist.
Muriel aber legt sich hin und der Geruch der Milch lässt die Kleinen die Zitzen finden und glücklich saugen sie sich ihre Bäuchlein prall.
Susi aber fällt jeder Schritt schwerer und kurz vor dem Schuppen bricht sie zusammen.

 
(c) irmgard Brüggemann

Vergnügt läuft Knusperle, das Eichhörnchen über die Wiese. Sie hat ihre Verwandten im Wald besucht und ist nun auf dem Weg zurück in ihren Kobel im Park.
Sie stutzt als sie die Katze liegen sieht und geht vorsichtig näher.
Das ist ja Susi!
Sie kennt sie sehr gut, denn immer wenn sie auf dem Weg in den Wald hier vorbeikommt, halten sie ein Schwätzchen und sie hat unlängst auch ihre drei Kinderchen bewundert.
Knusperle beugt sich über die Katze und erschrickt über das schlechte Aussehen derselben.
Ob sie wohl tot ist??
Doch nein, der Brustkorb hebt und senkt sich.
Das Eichhörnchen läuft in großen Sprüngen davon, um Hilfe zu holen.
Zwurrli liegt unter einem Baum und genießt den warmen Sonnenschein.
Ein Apfel fällt dicht neben ihm herunter und rollt direkt vor die spitze Nase von Orlando, dem Igel.

(c) meine Tochter

Der schlägt sofort seine kleinen Zähnen in die Frucht und verzieht das Gesicht.
Sauer!“, dann grinst er: “Aber saftig!“, und frisst weiter.
Zwurrli aber guckt nach oben, wo Kasper gemütlich auf dem Ast liegt und ihn grinsend betrachtet.
Ich kann zielen und hätte dich bestimmt nicht getroffen!“
Geschmeidig springt er vom Baum und setzt sich neben den Wichtel.
Sie beobachten Orlando der sich schmatzend in den Apfel vergräbt.
Ein rotbrauner Blitz saust durch den Garten und bleibt schwer atmend vor ihnen stehen.
Knusperle, wer ist denn hinter dir her!“ lacht Zwurrli.
Das Eichhörnchen atmet erst mehrmals durch, dann erzählt sie ihren Freunden von der kranken Katze.
Der Wichtel klettert auf den Rücken seiner Freundin und begleitet von Kasper verlassen sie den Garten.
Erschüttert stehen sie vor der verletzten Katze.
Während Zwurrli die Wunde untersucht, schlüpfen Kasper und Knusperle in die Scheune um nach den Jungen zu sehen.
Mit traurigem Gesicht kommen sie wieder und Kasper trägt im Maul das tote Katzenkind.
Vorsichtig legt er es ins Gras.
Ich werde die arme Kleine begraben und dann suche ich nach den anderen beiden Kätzchen.“
Zwurrli nickt bekümmert.
Ich werde Biggi um Hilfe bitten.“
Knusperle setzt ihn auf der Terrasse ab und verabschiedet sich dann.
Zwurrli aber stapft in die Küche, wo Biggi gerade das Geschirr in die Spülmaschine stellt.
Lächelnd begrüßt sie den Wichtel.
Doch dann wird ihr Gesicht ernst, als er ihr von der armen Katze erzählt.
Sie schaltet die Maschine ein, holt eine alte Decke und läuft in den Fahrradschuppen.
Den großen Korb vorne polstert sie mit der Decke aus und schwingt sich auf das Rad.
He, nimm mich mit!“
Lachend beugt sich die junge Frau hinunter und hebt den kleinen Wicht in den Korb.
Kasper sitzt wachend neben Susi, als sie ankommen
Biggi beugt sich über ihn und streichelt lobend sein Fell, was Kasper mit einem Schnurren beantwortet.
Besorgt untersucht sie das verletzte Tier.
Vorsichtig hebt sie es hoch und bettete es in den ausgepolsterten Korb.
Ich bringe sie zum Tierarzt, vielleicht ist sie noch zu retten,“ erklärt sie Zwurrli, „ aber wie kommst du nach Hause?“
Kasper wird mich zurück bringen, keine Sorge, sieh du nur zu, dass Susi schnell geholfen wird.“
Der Wichtel und der Kater sehen ihr nach.
Hast du die Kleinen gefunden?“
Kasper grinst.
Ja nicht weit von hier, sie werden von einer Hündin gesäugt und tollen mit deren Welpen im Garten herum. Hoffentlich fangen sie nicht auch noch zu bellen an.“
Zwurrli kichert.
Ich habe der Hündin, sie heißt Muriel und ist mit Susi befreundet, erzählt, dass wir der Katze helfen wollen und sollte sie wieder gesund werden, hole ich die Kinder ab. Solange will sie sich um die kleiner Maunzer kümmern.“



Der Wichtel klettert auf den Rücken des Katers und bald sind sie wieder im heimatlichen Garten.
Nun beginnt eine lange Wartezeit.
Endlich schiebt Biggi ihr Fahrrad durch die Gartentür.
Zwurrli will gerade zu ihr laufen, da kommt der „lange Kerl“ wie der Wichtel Biggis Mann nennt, fröhlich pfeifend angeradelt.
Die beiden begrüßen sich mit einem Kuss und gehen zusammen ins Haus.
Enttäuscht wendet sich Zwurrli um und und trifft beim Birnbaum seine Familie, die gerade vom Park zurückgekommen ist und nun alles von der Katze wissen wollen.
Sie gehen hinunter in ihre Wohnung und nun erzählt ihnen Zwurrli, all das was Knusperle noch nicht gewusst hat.
Es ist schon spät und fast dunkel, als der Wichtel seinen Namen rufen hört.
Biggi kniet vor dem Birnbaum und fordert ihn auf mit ihr zu kommen.
Sie führt ihn in den Geräteschuppen.
Eine große Kiste mit Decken und Laken ausgepolstert steht dort in einer Ecke und zwei saubere Fressnäpfe davor auf dem Boden.
Deine Freundin Susi wird überleben. Sie hat einige Rippenbrüche und das linke hintere Bein ist gebrochen, aber glücklicherweise keine inneren Blutungen. 
Nur ist sie total unterernährt. Deshalb bekommt sie eine Infusion und bleibt über Nacht in der Tierarztpraxis zur Beobachtung.
Morgen kann ich sie holen und mein Mann hat extra diese Kiste für sie hergerichtet.“
Zwurrli denkt, 'er ist ja gar nicht so übel der lange Kerl.'
Susi hat vor einiger Zeit geworfen, weißt du wo ihre Kleinen sind?“
Der Wichtel errötet leicht. Er will seine Freundin nicht belügen weiß aber auch nicht, ob er verraten soll, wo die Kätzchen sich befinden.
Offen sieht er seiner Freundin in die Augen.
Ich kümmere mich darum.“
Biggi nickt genauso ernst.
Gut, im Moment solange sie so schwach ist und auch noch Medikamente bekommt kann sie die Kleinen sowieso nicht stillen. Später dann wird sie sie sicher bei sich haben wollen.“
Darf sie denn dann hier bleiben?“
Ja, gern, nur Kinder darf sie nicht mehr bekommen.“
Zwurrli grinst: „Wird sie kastriert wie Kasper.“
Lächelnd schüttelt Biggi den Kopf.
Bei Katzen heißt dies sterilisiert und wir machen dies nicht, um die Katzen zu quälen, sondern weil es schon genug Katzenelend in unserer Gegend gibt. Sieh nur deine Freundin Susi, sie ist halb verhungert und ob ihre Kleinen noch leben?“
Denen geht es gut!“ platzt Zwurrli heraus.
Biggi lächelt, fragt aber nicht weiter.
Weißt du, ich hätte deine Freundin auch im Haus pflegen können, aber ich dachte du und Kasper könnt ihr Gesellschaft leisten und auf sie aufpassen, besonders nachts.“

Am nächsten Tag kommt Susi in ihr neues Zuhause. Schwach und fast leblos liegt sie da.
Doch durch die gute Pflege von Biggi und die Gesellschaft ihrer neuen Freunde geht es ihr von Tag zu Tag besser.
Selbst Ricky schaut sofort wenn er von der Arbeit nach Hause kommt in den Schuppen, geht vor der Kiste in die Hocke, streichelt die Katze und redet aufmunternd auf sie ein.
Zwurrli, der sich sofort hinter einer Latte in der Ecke versteckt, wenn er ihn kommen hört, beobachtet dies alles.
Er ist doch eigentlich ganz nett, der lange Kerl.
Biggi bringt Susi dann eines Tages wieder zum Tierarzt und die Schiene wird abgenommen und die Katze versucht dann im Garten schon die ersten steifbeinigen Schritte, doch dann verlangt sie wieder nach ihrer Kiste.
Als dann in der Nacht ihre Freunde, die gesamte Wichtelfamilie, Kasper, der nie von ihrer Seite weicht und Orlando, der sich im Schuppen eine hübsches Plätzchen eingerichtet hat, um sie versammelt sind, meint die Katze
traurig.


(c) Werner Borgfeldt
Jetzt könnte ich mich doch wieder um meine Kinder kümmern, glaubt ihr, dass die Menschen mich trotzdem behalten werden?“
Ja, das weiß ich, Biggi hat gesagt sobald du keine Medikamente mehr nehmen musst, kannst du deine Kinder wieder selber stillen und du darfst hierbleiben für immer.“
erklärt Zwurrli.
Wie schön,“ flüstert Susi mit Tränen in den Augen und auch Kasper freut sich und er verspricht morgen die Kinder
bei Muriel abzuholen.
Als dann Biggi am nächsten Morgen mit dem gefüllten Futternapf in den Schuppen tritt, liegen die beiden niedlichen, inzwischen nicht mehr blinden, Kätzchen in der Kiste an ihre Mutter geschmiegt.
Die junge Frau ruft ihren Mann.
Ja, wo kommen die denn plötzlich her?“ staunt Ricky und streichelt über das weiche Fell der Kleinen.
Feixend richtet er sich dann auf und fragt.
Hat die dein geheimnisvoller Wichtel vielleicht gebracht!“
Vielleicht,“ meint Biggi schnippisch, „ und wenn du nicht immer so spotten würdest, hätte er sich dir bestimmt schon gezeigt.“
Ricky lacht schallend, legt den Arm um sie und zieht sie zur Tür.
Biggi aber dreht sich um zwinkert Zwurrli zu, der ihr aus der Ecke zuwinkt.

Man muss nicht reich sein, wichtig ist, man hat Freunde, die einem in der Not beistehen.

© Lore Platz



Dienstag, 18. Mai 2021

Plauderecke

Am Wochenende ist ja schon das Pfingstfest.

Pfingsten geht auf das jüdische Schawuot-Fest zurück, an dem die Jünger Jesu den Heiligen Geist empfangen haben und an diesem Tag viele Menschen überzeugen konnten, die sich dann taufen ließen. Deshalb feiern wir Pfingsten als Beginn des Christentums

Der Pfingstmontag ist dem ersten Märtyrer Stephanus geweiht.




Ich kann mich noch errinnern, wie begehrt die Blüten der schnell verblühenden Pfinstrosen bei uns Kindern waren.
Hatten wir doch die wichtige Aufgabe bei der Fronleichnahmsprozession Blumen zu streuen.

Die Legende erzählt, dass in Galiläa eine Frau namens Ruth lebte, die eine große Verehrerin von Jesus war.
Als sie hörte, dass dieser gekreuzigt worden ist, lief sie in ihren Rosengarten und weinte bitterlich.
Da erklang eine wunderschöne Musik und sie fühlte sich getröstet.
Einige Zeit später begegnete sie einem Jünger Jesus, der ihr freudestrahlend erzählte, dass Jesus auferstanden sei und er erzählte ihr auch von dem Pfingstfest.
Da lief Ruth voller Freude in ihren Rosengarten und siehe da, alle Rosen hatten ihre Dornen verloren.
Und Ruth dachte: 
" Gott hat das Leid in Freude verwandelt!"

 

Wenn die Pfingstrosen wieder blühen



Die alte Dame saß auf der Terrasse, eine leichte Decke über den Knien und ließ traurig ihre Augen durch den schönen großen Garten schweifen.
Pfingsten war vorüber und die roten und weißen Rosen sind fast verblüht und immer wieder lassen sie eine zarte Blüte fallen.
Vor einem halben Jahr war ihr Mann gestorben.
Er war ein strenger kalter Mann, der Herr Obergerichtsrat und hätte sie ihre kleine Tochter nicht gehabt, wäre sie in dieser Ehe erfroren.
Angela, ihr kleines Engelchen war so ein liebes, fröhliches Kind. Ein kleiner Kobold, der voller Übermut steckte.
Nur wenn der strenge Vater zuhause war, dann war sie still und verschüchtert.
Ein Glück, dass er sie sowieso kaum beachtete, denn er war enttäuscht. dass sie kein Junge war.
So konnte ihr kleiner Sonnenschein eine unbeschwerte Kindheit erleben.
Sie wuchs zu einem hübschen Mädchen heran und auf einmal erweckte sie das Interesse ihres Mannes.
Er wollte die kaum achtzehnjährige mit einem seiner verknöcherten Kollegen verheiraten.
Doch Angela widersprach zum ersten Mal ihrem Vater, denn sie liebte einen mittellosen Studenten.
Es kam zu einem erbitterten Streit und der Vater warf sie aus dem Haus und brüllte „Ab heute hätte er keine Tochter mehr.“
Das war vor fünf Jahren und seitdem hatte sie von ihrer Tochter nichts mehr gehört.
Damals blühten auch die Pfingstrosen.

Martha die alte Angestellte trat auf die Terrasse und beobachtete besorgt die alte Dame.
Sie sollten net so viel grüble, Frau Baumann. Vertrauen sie doch auf unser Hergöttle, es wird es scho richte, dass alles wieder gut wird. Vielleicht hat unser Engelchen ja bereits gehört, dass ihr Vater gestorben ist und kommt wieder zurück.“
Aber warum hat sie sich die ganzen Jahre nicht bei mir gemeldet.“
Martha schwieg, sie hatte einen bestimmten Verdacht, doch sie wollte ihrer guten Frau nicht noch mehr Kummer machen, hatte sie doch genug unter ihrem Mann gelitten.
Soll i de Tee bringe?“
Nein danke, Martha, ich will noch ein wenig ruhen.“
Mit einem letzten besorgtem Blick, schlurfte Martha ins Haus zurück.
Die alte Dame lehnte sich zurück und schloß die Augen.


 

 

Ein fröhliches Bellen erklang und ein kleiner weißer Hund lief am Zaun entlang, verfolgt von einem kleinem Mädchen.
Bleib stehen Strolchi, du bist ein ganz böser Hund.“
Da sah sie Frau Baumann und kam an den Zaun.
Entschuldigen sie bitte liebe Dame. Ich hoffe Strolchi hat sie nicht geweckt.“
Nein, ich habe nicht geschlafen, wie heißt du meine Kleine.“
Rose, aber Papa nennt mich Röselein und Mama Engelchen. Und das ist mein Hund Strolchi, aber er muss erst lernen zu folgen, er ist ja noch sooo klein.“
Der Hund hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und sah aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Das Mädchen bückte sich und nahm den Hund an die Leine.
Nun muss ich wieder gehen. Auf Wiedersehen liebe Dame.“
Und weg war der kleine Wirbelwind.
Lächelnd sah Frau Baumann ihr nach. Sie fühlte sich auf einmal froh, die Kleine hatte ihre trüben Gedanken verscheucht.
Sie stand auf, faltete die Decke zusammen, legte sie über den Stuhl und ging durch den Garten.
Ihr war so leicht zumute wie schon lange nicht mehr.
Vor den Pfingstrosen blieb sie stehen.
Sie lächelte.
Angela hatte immer die Blüten gesammelt und sie zwischen Buchseiten gepresst.
Sie hörte nicht die leisen Schritten hinter sich und erschrak, als ein leises „Mama“ erklang.
Langsam drehte sie sich um, wankte und streckte beide Arme aus.
Angela, mein Engelchen.“
Die beiden Frauen lagen sich in den Armen und weinten und die Tränen spülten allen Schmerz und Kummer der vergangenen fünf Jahre von der Seele.
Auf der Terrasse stand Martha und auch ihr liefen die Tränen wie Sturzbäche aus den Augen.
Doch dann schnäuzte sie sich kräftig die Nase und rief.
Ich bringe jetzt den Tee!“
Arm in Arm gingen Mutter und Tochter zurück und setzten sich.
Ach Kind, warum hast du mir denn nie geschrieben, ich habe mir soviel Sorgen gemacht. Wusste ich doch nicht wo du bist und wie es dir geht.“
Aber Mama, ich habe dir viele Briefe geschrieben und war traurig, weil ich nie eine Antwort bekam.
Ich hätte nie gedacht, dass er so weit geht und meine Briefe an dich unterschlägt.“
Frau Baumann ballte die Hände zu Fäusten.
Weißt du man soll ja nichts schlechtes über Tote sagen, aber...“
Angela legte ihre Hände auf die Fäuste und meinte leise.
Dann wollen wir es auch nicht tun. Er war dein Mann und mein Vater und konnte nicht aus seiner Haut. Außerdem hat er uns nur fünf Jahre gestohlen.“
Du hast Recht, mein Kind. Ich höre Geschirr klappern, Martha kommt mit dem Tee.“
Angela sprang auf und nahm Martha das schwere Tablett ab.
Flink deckte sie den Tisch, dann forderte sie Martha auf.
Setz dich, ich hole dir noch schnell eine Tasse.“
Aber, das geht doch nicht.“
Doch das geht!“ rief die junge Frau übermütig.
Die steifen Tage im Hause Baumann sind vorbei, jetzt weht ein frischer Wind.“
Lachend verschwand sie im Haus.
Die alte Dame aber lächelte.
Bleib nur sitzen Martha, du gehörst doch zur Familie. Und das Mädel hat Recht. Jetzt wird es wieder schön bei uns.Unser Sonnenschein ist zurück gekommen.“

Angela erzählte nun, was sie während der letzten fünf Jahre erlebt hatte.
Sie war zu Konrad gefahren, der glücklicherweise sein Examen gemacht hatte.
Drei Wochen später heirateten sie standesamtlich, zwei Freunde von Konrad waren Trauzeugen.
Sie wohnten weiterhin in der Studentenbude und hatten viele Nebenjobs, um sich über Wasser zu halten.
Dann bekam Konrad eine Stelle in einer großen Firma und konnte sich langsam noch oben arbeiten.
Sie konnten sich nun eine kleine Wohnung leisten.
Mit seinem alten Chef verstand er sich großartig, doch vor einem Jahr übergab dieser die Firma seinem Sohn.
Seitdem fühlte sich Konrad nicht mehr wohl und begann wieder Bewerbungen zu schreiben.
Vor zwei Wochen bekamen sie zwei Briefe.
Einer war von Bärbel, mit der sie immer noch in Kontakt war.
Sie hatte ihre Eltern hier besucht und erfahren, dass
der Obergerichtsrat Baumann verstorben war.
Der zweite kam von der hiesigen Firma Wallraff und Co und lud Konrad zu einem Vorstellungsgespräch ein.
Und deshalb sind wir heute hier,“ schloss Angela ihren Bericht.
Stolz betrachtete die Mutter ihre Tochter.
Du hast dich wacker geschlagen, mein Kind. Ich bin stolz auf dich. Ist Konrad noch bei Walfraff?“
Nein er wartet bei Bärbels Eltern, er wollte uns Zeit geben, bei unserem ersten Wiedersehen.“
Hat er die Stelle bekommen?“
Ja im Oktober fängt er an.“
ihr werdet doch hier im Haus wohnen, ihr könnt den ganzen oberen Stock haben.“
Angela sprang auf und umarmte ihre Mutter stürmisch.
Langsam setzte sie wieder hin und schmunzelte.
Da ist noch etwas. Ich habe ein dreijähriges Töchterchen.“
Ich bin Oma!“
Angela lachte und strich liebevoll über ihren Bauch.
Und in sechs Monaten wirst du wieder Großmutter.“
Martha schlug die Hände zusammen und stammelte:
Liabs Herrgöttle von Biberach. Wir haben ein Kind und bald noch eins.“
Und einen Hund haben wir auch.“
Macht nix, das Haus ist groß genug!“
Resolut hob Martha das Tablett und marschierte ins Haus.
Frau Baumann aber lachte, bis ihr die Tränen kamen.
Dein Vater wird sich im Grab umdrehen,“ japste sie.
Kinder machen Lärm und Hunde machen Dreck,“ ahmte sie die Stimmer ihres Mannes nach.
Nun lachten sie beide.
 
 
 
Angela rief ihren Mann an und wenig später klingelte es an der Haustür.
Zuerst kam ein weißes Wollknäuel auf die Terrasse gestürmt und versuchte auf Angelas Schoß zu springen.
Als ihm das nicht gelang, drehte es sich wie ein Kreisel und raste kläffend in den Garten.
So ein Irrwisch!“ brummte eine Stimme und ein großer junger Mann trat auf seine Schwiegermutter zu.
Kurz musterte diese ihn, dann streckte sie ihm beide Hände entgegen.
Willkommen in der Familie, lieber Konrad.“
Danke Mama.“ 
 "Papa, Mama!“ Ein kleiner Wirbelwind fegte heran.
Nanu, wir kennen uns ja.“
Ja, sie sind die liebe Dame. Papa sagt, dass sie meine Großmutter sind. Darf ich Oma zu dir sagen?“
Aber natürlich!“
Weit breitete sie die Arme aus und Rose klettert auf ihren Schoß und schmiegt sich an sie.
Über den Kopf des Kindes sahen sich drei Augenpaare glücklich an.

Die Kleine setzte sich energisch auf und nahm das Gesicht der Oma zwischen ihre kleinen Hände.

Oma,kannst du auch schöne Geschichten erzählen?“
Aber sicher, dazu sind Omas ja da!“


© Lore Platz


Freitag, 14. Mai 2021

Reise durch das Märchenbuch

  Reizwörter: Märchenbuch, Reise , erschrecken, erleichtert, vergnügt



Vanessa öffnete die Augen, irgend etwas hatte sie aufgeweckt. 

Der Mond schien ins Zimmer und tauchte es in sein schummriges kaltes Licht. Das Mädchen setzte sich auf und ließ ihre Augen durch das Zimmer wandern, doch sie konnte nichts entdecken. Gerade wollte sie  ins  Kissen zurück sinken, das hörte sie es wieder. Es klang als würde eine Maus nagen und zwar genau neben ihr, aber da lag nur ihr Märchenbuch, aus dem die Mutter ihr heute Abend vorgelesen hatte.

Vanessa zog das Buch auf die Bettdecke und schlug es auf und erschrak. Mitten im Buch war ein riesiges Loch und ein großer grüner Wurm mit einer schwarzen Hornbrille, hinter der die Augen ganz groß waren, grinste sie vergnügt an.

 

 


"Wer bist du und warum hast du mein Buch kaputt gemacht, " rief Vanessa empört und den Tränen nahe.

"Nun beruhige dich, ich liebe es nachts durch die Geschichten zu streifen und bis Morgen früh ist dein Buch wieder heil. Wärest du nicht wach geworden, hättest du gar nichts gemerkt. Entschuldige, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Kasimir vom Bücherturm und man nennt mich auch den Bücherwurm."

Das Mädchen kicherte: " Der Bücherwwurm vom Bücherturm!"

 "Ja eine etwas unglückliche Wortwahl, nenne mich doch bitte Kasimir." " Kasimir, wenn du nachts durch die Bücher streifst, was machts du dann tagsüber?"

Der Wurm deutete auf das Bücherregal. "Siehst du das Buch mit den Kinderliedern, daneben rolle ich mich in der Ecke zusammen und schlafe. Hast du Lust mich auf dem Streifzug durch das Märchenbuch zu begleiten?"

"Wie soll ich denn durch das kleine Loch im Buch kommen?" " Kein Problem, warte einen Moment, ich komme gleich zurück." 

Der Wurm verschwand in dem Loch und tauchte gleich darauf wieder mit einem kleinen Jungen, der einen spitzen schwarzen Hut trug, auf.

" Oh, nein," rief das Mädchen entsetzt, " dich kenne ich doch, du bist doch der Zauberlehrling, der alles verkehrt macht. Du willst mich doch nicht etwa klein zaubern!"

Der junge Zauberer wurde rot. " Keine Bange, mein Meister hat mir den Zauberspruch genau aufgeschrieben und er lädt dich zu einer Tasse Tee ein, denn er möchte so gern mehr über die Menschen wissen."

"Gut dann erlaube ich dir mich klein zu zaubern," seufzte Vanessa, aber so ganz wohl fühlte sich nicht dabei. Doch es klappte und vergnügt schlüpfte sie hinter den beiden durch das Loch.Sie folgte ihnen durch einen tiefen dunklen Wald und staunte, als sie plötzlich vor einem großen Turm standen. 

"Wohnt hier Rapunzel?" "Nein, die wohnt einige Seiten weiter. Hier lebt der Zauberer mit seinem Lehrling."

Staunend sah Vanessa sich um. Ringsum von oben bis unten waren  die Wände voller Bücher und in der Mitte des Turm führte eine Wendeltreppe nach oben. 

 


 

"Aber wie kommt man  an die Bücher?" "Ich zeig es dir!" Eifrig rannte der Zauberlehrling die Treppe hoch, blieb in der Mitte stehen und streckte die Hand aus, während er vor sich hin murmelte. Ein großes dickes Buch kam aus dem Regal auf ihn zu und traf ihn am Kopf. 

Der Junge taumelte und hielt sich am Geländer fest. Kasimir und Vanessa kicherten. 

"Du wirst es nie lernen." Der Zauber kam aus dem Hintergrund des Zimmers und begrüßte seine Gäste. Er freute sich endlich einem Menschen zu begegnen und wollte alles über ihr Leben wissen. Gedudig beantwortete Vanessa seine unzähligen Fragen, bis Kasimir rief:" Wolltest du uns nicht zum Tee einladen?"

"Ach entschuldigt," der Zauberer schnippte mit dem Finger und zwei Tassen und eine Teekanne, sowie ein Teller mit Gebäck flog durch die Luft und landete mit leisem Klirren auf dem Tisch.

Nachdem sie sich von dem Zauberer verabschiedet hatten, ging es weiter durch ein Gebirge, das an einen Wald grenzte. Mitten in diesem Wald stand eine kleine Hütte. Eben öffnete sich das Fenster und ein schwarzhaariges Mädchen sah heraus. Sie sang ein  Lied und die Vögel begleiteten sie mit fröhlichem Gezwitscher.

 "Das ist ja Schneewittchen, oh da hinten kommt die böse Stiefmutter und auf dem Rücken trägt sie einen Korb mit Äpfeln. Wir müssen sie warnen!" Vanessa wollte los laufen, Kasimir hielt sie zurück. "Bleb, wir dürfen durch die Geschichten wandern, aber wir können nicht eingreifen und sie verändern. Gehen wir weiter."

Sie kamen auf eine große Wiese, auf der ein kleines Mädchen mit einem roten Käppchen fröhlich herum hüpfte."Komm, gehen wir schnell weiter, gleich kommt der böse Wolf."

Plötzlich standen sie vor einem Schloß, das kaum mehr zu sehen war, denn es war über und über mit einer Dornenhecke bedeckt. Totenstille herrschte, nicht mal die Vögel sangen und Vanessa wurde es richtig unheimlich zu Mute und sie lief los, der Bücherwurm folgte ihr.

Gleich darauf konnten sie beide wieder lachen, denn Hans mit der goldenen Gans kam ihnen entgegen. Vergnügt sang er ein fröhliches Lied und an seiner Jacke hängend stolperten schnaufend und ächzend, die Töchter des Wirts, zwei Bauern, der Pfarrer und der Küster.

Am Ende des Buches kamen sie zu Vanessas Lieblingsgeschichte Aschenputtel. Schon von weitem hörten sie das Ruckuckidu der Tauben und kamen gerade rechtzeitg an, als Aschenputtel das Fenster weit öffnete und die Tauben hinein ließ.

" Jetzt kommen die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen, " lachte Vanessa. "Und wir sind am Ende des Buches angelangt  und müssen uns leider verabschieden." Kasimir wurde immer kleiner und kleiner und plötzlich war er weg.

Das Mädchen öffnete die Augen. Der Mond beleuchtete noch immer ihr Zimmer, nichts hatte sich verändert. Auch das Märchenbuch lag noch auf der Bettdecke vor ihr. Sie schlug es auf und war erleichtert, als sie  kein Loch sah. Kasimir war nur ein  schöner Traum! Eigentlich schade.

(c) Lore Platz

Sicher wollt ihr nun wissen, was Martina und Regina zu den Wörtern eingefallen ist.


Mittwoch, 12. Mai 2021

Plauderecke

 


 

Zuerst möchte ich mich herzlich bei meiner Freundin Monika bedanken, die meine Gedanken immer in Bilder umsetzt, Danke liebe Monika.

Ich habe ja schon einmal über die Bürokratie geschrieben, diesmal geht es mir speziell um die Bürokratie in der Pflege.

In meinem Bekanntenkreis stöhnte eine Krankenschwester: "Es macht keinen Spaß mehr im Krankenhaus zu arbeiten, wir sitzen mehr am Schreibtisch, als wir Zeit für die Patienten haben." 

Eine meiner Pflegerin im ambulanten Dienst erklärte mir:" Wenn ich sie eine Viertelstunde pflege, muss ich dafür mehr als eine Stunde Berichte schreiben." Selbst mein Hausarzt klagte einmal, dass er sonntags nur Formulare ausfüllen muss.

Und meine Haushaltshilfe, die einmal die Woche kommt und immer dasselbe macht, muss jede Woche einen Bericht für die Pflegekasse schreiben. Wie bekloppt ist dass denn!

 


Und nun die Impfung gegen Corona. Jeder Patient muss zehn DINA4 Seiten durchlesen und unterschreiben, diese Seiten werden dann in den Impfzentren noch mit dem Handy fotografiert.

Da drängt sich doch mir der Gedanke auf, wenn 80 Millionen geimpft werden, sind das 800 Millionen DINA4 Seiten. Wieviel Bäume müssen dafür wohl sterben und wie hoch wären diese unnützen Seiten wenn man sie aufeinanderschichtet.

Leider habe ich keine passende Geschichte zu diesem Thema, denn da reicht meine Fantsie nicht aus. Ich such mal etwas für euch heraus.

Viel Spaß beim Lesen!


Das Schatzkästchen


Dunkel ist es in der schmalen Gasse, der leicht vermodernde Gestank aus den überquellenden Mülltonnen raubte einem den Atem und nur einige Ratten liefen mit schnüffelnder Nase herum.

Doch als sie ein Geräusch hörten huschten sie schnell durch ein Loch in dem alten Gemäuer einer Fabrik.

Ein kleiner Junge von ungefähr zehn Jahren bog in die Gasse ein, beschützend an sich gedrückt hielt er einen kleinen Welpen.

Es war Antonio, seine Eltern waren vor einigen Monaten durch einen Autounfall ums Leben gekommen und da er keine Verwandten hatte wurde er in einem Waisenhaus untergebracht.

Er hatte warme Kleider und zu essen, doch obwohl er zusammen mit zehn anderen Jungen in einem großen Schlafsaal schlief, war er einsam.

Niemand strich ihm liebevoll über das Haar, wie es seine Mutter oft getan hatte, niemand neckte und lachte mit ihm, wie es sein Vater getan hatte und niemand war da, dem er den großen Kummer um den Verlust der beiden liebsten und wichtigsten Menschen im Leben, anvertrauen konnte.

Wochenlang lebte er so dahin, fügte sich in den strengen Ablauf im Heim, aber vereinsamte innerlich.

Bis er auf einem Spaziergang einen kleinen verletzten Welpen fand. Tiere waren aber nicht erlaubt im Heim und so versteckte er den kleinen Hund, den er Strubbel nannte, in einer kleinen abgelegenen Kammer im Keller, fütterte ihn mit dem vom Tisch abgesparten Resten und pflegte seine verletzte Pfote. Doch dann wurde Strubbel entdeckt und sollte ins Tierheim. 

Nachts als alle schliefen sind die beiden ausgerissen.

 


Antonio setzte sich und teilte die Stulle, die ihm einer der Obdachlosen unter der Brücke zugesteckt hatte, mit Strubbel.

Polizeisirenen ertönten und hastige Schritte erklangen in der Gasse.

Der Junge drückte sich in die Ecke und versuchte mit dem Schatten zu verschmelzen. Er wagte sich kaum zu atmen und legte auch dem Welpen die Hand auf die Schnauze.

Ein Glück die Bullen sind vorbei gefahren, was machste denn?“

Will mal sehen, was wir geschnappt haben, die Frau ist doch steinreich, blöd nur, dass die Haushälterin so früh nach Hause kam.“

Nun lass das jetzt, nicht dass die Bullen uns doch noch erwischen!“

Aua, du Grobian!“

Etwas fiel auf den Boden, dann verklangen die Schritte in der Ferne.

Jetzt erst ließ der Junge den strampelnden Hund frei, der sofort los lief, schnüffelte und leise winselte.

Was hast du denn da?“

Antonio bückte sich und hob das Kästchen auf, das die Diebe verloren hatten.

Es war aus massiven Holz und rotbraun lasiert und mit bunten Steinen verziert.

Wieder ertönten die Sirenen des Polizeiwagens und schnell stopfte der Junge seinen Fund in den Rucksack, eilte zu der metallenen grauen Tür der alten Fabrik und drückte dagegen.

Zum Glück gab sie nach und die beiden Ausreißer schlüpften in die große leere Halle. 

In einer dunklen Ecke fand Antonio einige leer alte Säcke und machte sich davon ein Bett.

Dicht aneinander geschmiegt kuschelten sie sich zusammen.

Antonio faltete die Hände und betete wie seine Mutter es ihn gelehrt hatte und plötzlich war ihm als würde ihm jemand ganz sachte über die Haare streichen.

Und glücklich schlief er ein.

Als er erwachte schien die Sonne durch die schmutzigen Fenster, Schnuffel war nirgends zu sehen.

Antonio holte das gefundene Kästchen aus dem Rucksack und betrachtete es von allen Seiten.

Kein Verschluss war zu erkennen.

Vorsichtig hob er den Deckel an, doch nichts geschah.

Mit dem Daumen fuhr er an der Vertiefung an der Seite entlang, spürte einen Widerstand, drückte dagegen und der Deckel hob sich.

Enttäuscht sah er hinein, kein Goldschatz verbarg sich darin, nur einige alte Briefe, eine blonde Haarlocke mit einem blauen Band zusammen gebunden und kleine gehäkelte Babyschuhe.

Er schloss die Truhe und steckte sie in den Rucksack zurück.

Nachdem er die Säcke ordentlich zusammen gelegt, klopfte er sich den Staub aus den Kleidern und machte sich auf die Suche nach Strubbel.

Er fand ihn unter einem tropfenden Wasserhahn, wo er versuchte die Tropfen mit der Zunge aufzufangen.

Als er den Jungen erblickte lief er kläffend mit flatternden Ohren auf ihn zu und sprang begeistert an ihm hoch.

Antonio streichelte seinen kleinen Freund, dann drehte er den Wasserhahn auf und fing mit gewölbten Händen das Wasser auf um zu trinken, während Strubbel begeistert aus der Pfütze schlabberte, die sich am Boden bildete.

Nachdem sich der Junge etwas gewaschen hatte, zog er die

Kappe tief ins Gesicht, stopfte den Welpen unter seine Jacke, schulterte den Rucksack und verließ die Fabrik.

Seinen knurrenden Magen ignorierend stromerte er durch die Straßen.

 


Als er laute Stimmen hörte, drückte er sich in eine Ecke unbeobachtet von den Frauen, die vor einer Bäckerei sich aufgeregt unterhielten.

Eine Schande, man ist doch seines Lebens nicht mehr sicher, die Gauner, wenn ich nicht früher nach Hause gekommen wäre, hätten sie das ganze Haus ausgeräumt!“ ereiferte sich eine ältere mollige Frau.

Ja, die nette Dame, hat sie denn nicht so schon genug Unglück, als vor Jahren ihr Mann und ihre kleine Tochter tödlich verunglückt sind!“ rief eine junge Frau und Tränen stiegen in ihre Augen.

Das schlimmste aber ist, dass die Diebe nicht nur den Schmuck, sondern auch das Kästchen, in dem die gnädige Frau die Erinnerungen an Mann und Kind aufbewahrt hatte, mitnahmen. Dabei ist das Kästchen noch nicht einmal wertvoll!

Aber nun muss ich mich verabschieden, meine Gnädige wird bald aufstehen und dann muss ich das Frühstück richten. Auf Wiedersehen!“

Antonio knabberte an der Unterlippe. Was sollte er tun, auch ihm war nur ein Bild seiner Eltern geblieben und es wäre schrecklich würde er es jemals verlieren.

Dann fasste er einen Entschluss.

Er folgte der Haushälterin, die in eine Nebenstraße einbog und dann durch ein großes schmiedeeisernes Tor in einem parkähnlichen Garten verschwand, in dessen Hintergrund man eine Villa sehen konnte.

Antonio schlüpfte durch das Tor und klingelte kurze Zeit später an der Tür des großen Hauses.Die mollige Frau öffnete und betrachtete ihn Stirn runzelnd.

Was willst du ?“

Antonio nahm all seinen Mut zusammen.

Ich hätte gern die gnädige Frau gesprochen.“

Warum?“

Das möchte ich ihr lieber selber sagen.“

Die Frau musterte ihn und der Junge fürchtete schon sie würde ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.

Doch dann lächelte sie.

Komm herein, ich bin übrigens die Magda, die gnädige Frau ist gerade im Bad, du musst noch ein wenig warten, komm mit in die Küche, hast sicher Hunger.“

Bald saß der Junge vor einer Tasse Kakao und einem dicken Marmeladenbrot.

Kann mein Freund auch etwas haben?“

Ist noch ein Junge vor der Tür?“

Antonio errötete und schüttelte den Kopf und öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und Strubbels Kopf kam freudig hechelnd zum Vorschein.

Magda lachte herzlich und knuddelte den kleinen Kerl, der ihr begeistert die Hand leckte.

Bald hatte auch der Hund eine Schüssel voll Leckereien und schob in seiner Begeisterung diese über den Boden, damit ihm ja nicht ein Stückchen entging.

Antonio zuckte zusammen als ein schriller Ton ertönte und aus einem Kessel Wasserdampf quoll.

Nun lief Magda geschäftig hin und her, füllte Tee in eine Kanne, stellte Butter, Marmelade und Toast auf ein Tablett.

Ich bringe jetzt der gnädigen Frau das Frühstück und sage ihr, dass du sie sprechen willst.“

Gleich darauf kam sie wieder.

Die gnädige Frau erwartet dich. Wasch dir aber noch die Hände.“

Magda fuhr ihm auch noch mit einem Kamm durch die Haare dann wies sie auf die Tür des Esszimmers.

Klopf aber an.“

Antonio nahm seinen Rucksack, Schnuffel aber wurde von Magda zurück gehalten.

Mit bangem Herzen blieb der Junge vor der Tür stehen, dann fasste er sich ein Herz und klopfte an.

Eine feine Dame etwa Ende dreißig blickte ihm freundlich entgegen, als er schüchtern eintrat.

Komm nur näher, setz' dich doch, du wolltest mich sprechen?“

Antonio lief blutrot an und wusste nicht wie er anfangen sollte.

Gnädige Frau,“ stotterte er.

Ein helles Lachen erklang.

Ich bin keine Gnädige, ich bin Frau Baumgartner.“

Aber Magda nannte sie doch 'gnädige Frau' ?“

Ja, Magda, die findet das besonders vornehm und ich kann es ihr nicht abgewöhnen. Aber nun habe keine Angst, sag frei von der Leber weg, das du für ein Anliegen hast.“

Der Junge sah in die freundlichen Augen der Frau, öffnete den Rucksack, zog das Kästchen heraus und stellte es auf den Tisch.

 


Frau Baumgartner wurde blass. Vorsichtig fuhr sie mit dem Finger in die Vertiefung und der Deckel sprang auf.

Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie bemerkte, dass nichts von den für sie so kostbaren Schätzen fehlte.

Wo hast du es gefunden?“

Antonio atmete auf, hatte er doch befürchtet, die Dame würde ihn vielleicht des Diebstahls verdächtigen, doch als er in ihre freundlichen Augen sah, fasste er Vertrauen und erzählte ihr von dem Tod der Eltern, dem Waisenhaus aus dem er ausgerissen war, wegen Schnuffel und von den Dieben in der Gasse und wie er zufällig Magda und die anderen Frauen belauschte und auch wie er fühlte, dass diese Erinnerungen in dem Kästchen sehr wichtig wären, denn auch ihm war nur ein Bild von den Eltern geblieben.

Frau Baumgartner sprang auf, zog den Jungen in ihre Arme und nun weinten beide.

Oh Jott oh Jott, was ist denn hier los?“ polterte Magda, die nachsehen wollte, warum es solange dauerte.

Frau Baumgartner deutete auf das Kästchen und Magda schlug die Hände über dem Kopf zusammen und nun liefen auch ihr die Tränen über das Gesicht.

Schnuffel aber auf der Suche nach Antonio, entdeckte die nicht ganz geschlossene Tür und drückte solange mit der Nase dagegen bis er sich durchzwängen konnte.

Fröhlich kläffend sprang er auf sein Herrchen zu und wusste vor lauter Freude nicht wohin.

Unter Tränen lächelnd meinte Frau Baumgartner:

Das ist also dein Freund Strubbel?“

Antonio nickte, straffte sich und sagte ernst.

Ich weiß, dass sie jetzt die Polizei und das Waisenhaus verständigen müssen, aber bitte könnten sie für Strubbel ein Zuhause finden?"

Er schluckte und versuchte tapfer zu sein.

Die Dame fuhr ihm liebevoll über das Haar wie es seine Mutter immer gemacht hatte und der Junge fühlte sich seltsam und auch ein wenig traurig.

Sicher, müssen wir das Waisenhaus verständigen, denn man macht sich sicher Sorgen, aber vielleicht können du und Strubbel ja hier bleiben. Was meinst du Magda?“

Ja,“ strahlte diese, „Zeit das wieder Leben ins Haus kommt!“


Natürlich dauerte es einige Wochen bis mit den Ämtern alles geregelt war, aber dann wurde aus Antonio Salvatore, Antonio Salvatore -Baumgartner.


© Lore Platz