Mittwoch, 29. Mai 2019

Merle hat ein Geheimnis


 
(c) Helge T.



Das Frühstück sagt man sei die wichtigste Mahlzeit am Tag, denn es bringt Energie für den ganzen Tag.
Ob dies stimmt, weiß ich nicht, ich frühstücke gerne und halte mich dann auch an den Spruch:
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler.
Da ich Frühaufsteher bin und früh zu Bett gehe, entspricht das wohl meinem Lebensrhythmus.
Mein Mann konnte morgens nichts essen, nur eine Tasse Kaffee, nach der er dann langsam ansprechbar wurde.
Seine Hauptmahlzeit lag am Abend.
Trotzdem ist das Frühstück sehr wichtig, besonders für Kinder.
Doch viele Kinder gehen ohne Frühstück in die Schule und oft auch ohne Pausenbrot.
Viele Eltern denken gar nicht daran, dass das Frühstück wichtig für ihr Kind ist und schlafen oft noch, wenn das Kind aus dem Haus geht. Oder sie sind bereits in der Arbeit und das Kind ist allein für sein Frühstück verantwortlich und wenn auch der Kühlschrank voll ist, denkt es nicht daran sich etwas zu machen.
Uschi Glas hat vor Jahren zusammen mit ihrem Mann den Verein 'Brotzeit' gegründet.
Noch eine kleine Geschichte dazu
Viel Spaß beim Lesen




(C) Barbara W.




Merle hat ein Geheimnis


Vergnügt hüpft die neunjährige Merle in den Garten vor ihrem Elternhaus.
Die Mutter, die gerade vor einem Beet kniet sieht ihr lächelnd entgegen.
Du bist aber heute früh.“
Die letzte Stunde ist ausgefallen.“
Dann kannst du mir ja helfen,“ meint Frau Berger lächelnd.
Merle nickt fröhlich, stellt den Schulranzen ab und bald kniet sie neben ihrer Mutter.
Während sie beide die Pflanzen vom Unkraut befreien und die Erde rundum lockern, erzählt das Mädchen ihrer Mutter, dass sie sich als Patin für ein Kind aus der ersten Klasse gemeldet hat.
Das Mädchen heißt Susanne und Merle wird ihm helfen beim Lesen lernen und auch so wenn es nicht zurecht kommt.
Die Mutter freut sich über ihre so vernünftige Tochter.
Merle nimmt ihre Patenschaft sehr ernst. 
In der Pause setzt sie sich zu der sehr schüchternen Susanne und kümmert sich um sie.
Langsam fasst das kleine Mädchen Vertrauen zu ihr. 
Merle fällt auf, dass Susanne nie ein Pausenbrot dabei hat, aber sie denkt sich nichts dabei, denn vielleicht hat sie ja zuhause so gut gefrühstückt, dass sie keinen Hunger hat.
Doch eines Tages kommt sie etwas später in den Pausenhof und beobachtet Susanne die immer wieder ängstlich um sich blickend zu dem Papierkorb schleicht und dort herum wühlt.
Was machst du denn da?“ fragt Merle.
Susanne lässt das angebissene Brot, das es in der Hand hält erschrocken fallen.
Beschämt senkt sie den Kopf, ihr Wangen werden rot und in ihren Augen sammeln sich die Tränen.

Ich wollte nicht stehlen, aber ich habe gesehen, wie ein Mädchen ihr Brot weg geworfen hat und dann zum Kiosk gelaufen ist.“ stammelt sie.
Du hast Hunger.“
Susanne senkt noch tiefer den Kopf.
Komm mit!“
Merle nimmt ihr Patenkind an der Hand und setzt sich mit ihr auf die Bank, dann nimmt sie ihre Brotbox und reicht dem Mädchen ihr belegtes Brot.
Zögernd greift diese zu und dann verzehrt sie es voller Heißhunger.
Wann hast du denn zuletzt etwas gegessen?“
Gestern Abend, Mama hat nach der Arbeit Pizza mitgebracht,“ erzählt Susanne mit beiden Backen kauend.
Und dann erfährt Merle, dass die Mutter ihres Schützlings als Verkäuferin arbeitet und nebenbei noch putzen geht und oft zu müde zum kochen ist und auch das einkaufen vergisst.
Aber bitte, du darfst niemand davon etwa sagen, sonst kommen die vom Jugendamt und holen mich ab.“
Merle verspricht es, als sie in die angstvollen Augen von Susanne blickt.
Frau Berger aber wundert sich die nächste Zeit, weil Merle immer eine doppelte Portion ihres Pausenbrots verlangt.
Eines Tages stellt sie ihre Tochter zur Rede und nur langsam und zögernd erzählt Merle ihrer Mutter von Susanne und auch deren Angst, dass das Jugendamt sie ihrer Mama wegnehmen würde.
Unsinn, aber weißt du wo Susannes Mutter arbeitet?“
Im Kaufhaus Poldinger in der Parfümerie.“
Frau Berger geht gleich am nächsten Tag, kurz vor Ladenschluss in die Parfümerie und fragte nach Frau Hansen.
Während sie sich verschiedene Proben zeigen lässt und sich dann schließlich für einen Duft entscheidet, sagte sie leise zu der jungen Frau.
Hätten sie nach Feierabend etwas Zeit, ich würde sie gerne auf eine Tasse Kaffee gegenüber einladen, unsere Kinder sind befreundet.“
Nur zögernd nickt diese, doch als sie später dann in dem kleinen Cafe sitzen, fasst die junge Frau schnell Vertrauen zu Merles Mutter.
Und nun erfährt diese die traurige Geschichte.
Nach der Scheidung war sie mit Susanne hierher gezogen und brachte sich nun recht und schlecht durch.
Da ihr Mann keinen Unterhalt zahlte, war sie gezwungen noch nebenbei zu putzen, da das Gehalt einer Verkäuferin kaum reichte.
Als Frau Berger nun erzählt, dass Susanne immer hungrig in die Schule kommt, senkt deren Mutter beschämt den Kopf.
Ich bin oft so müde und auch verzweifelt, dass ich wohl nicht gut genug für mein Kind sorge,“ flüstert sie.
Frau Berger aber hat eine Idee.
Bereits ab dem nächsten Tag durfte Susanne nach der Schule mit Merle nach Hause.
Sie aßen zusammen Mittag, machten die Hausaufgaben und spielten und am Abend dann brachte Frau Berger Susanne zurück zu ihrer Mutter.
Frau Hansen die in Frau Berger eine Freundin gefunden hatte blühte auf und Susanne verlor ihre Schüchternheit und Traurigkeit.

© Lore Platz  20.05.2019


Dienstag, 28. Mai 2019

Der Schatz des Piraten


2010 wurde das handschriftliche Tagebuch von Casanova (1725-1798) von der Familie Brockhaus für viele Millionen Euro an die Nationalbibliothek in Paris verkauft.
Im Alter fand Casanova 1785 doch noch als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux eine Bleibe.
Bis zu seinem Tode am 4. Juni 1798 verfasste er hier seine Memoiren.
Die Blätter, die niemand haben wollte, blieben im Besitz seiner Familie, dann bot ein Neffe sie dem Verleger Arnold Brockhaus an, der sie für ungefähr 200 Taler im Jahr 1821 erwarb.
Über Generationen blieb die Urschrift bei der Verlegerfamilie, überstand den englischen Bombenangriff auf Leipzig in einem Bunker, und als Hans Brockhaus 1945 mit seiner Familie von Leipzig nach Wiesbaden umsiedelte, nahm er die Handschrift mit.
Während des zweiten Weltkrieges beförderte Hans Brockhaus mit dem Rad die Schriften durch Leipzig und die Sekretärin musste neben her laufen und die Kiste festhalten.
Über 140 Jahre hielt die Familie das Manuskript geheim.
Ein Vermächtnis, von Friedrich Arnold Brockhaus soll seinen Erben zur Pflicht gemacht habe, den Originaltext der berühmt-berüchtigten „Histoire de ma vie“ erst dann zu publizieren, wenn es dem Verlag Brockhaus einmal schlecht gehe.
Nun hat es sich gelohnt, dass sie all die Jahre diesen Fund bewahrten und schützten.






Der Schatz des Piraten


Das Meer hatte sich zurück gezogen und wartete nun in sicherer Entfernung, dass es sich wieder nach vorne stürzen konnte, um den Strand erneut zu überfluten.
Drei Jungen gingen über das Watt und ihre Stiefel machten schmatzende Geräusche bei jedem Schritt.
Ihre Gesichter waren genauso bewölkt, wie der Himmel über ihnen.
Heute Morgen hätten sie mit dem Fischer Alfred und dessen Sohn aufs Meer hinaus fahren dürfen, um zu Fischen, doch sie hatten alle drei verschlafen und so war der Kutter ohne sie los.
Was machen wir nun?“ Lars beobachtete eine Krabbe, die schwerfällig über den Schlamm krabbelte.
Seine Freunde schwiegen.
Jan sah nachdenklich hinüber zu den Klippen.
Es gibt viele Höhlen in den Klippen und der
'Schwarze Prinz' soll dort einen Schatz vergraben haben.“
Der ' Schwarze Prinz' war ein Pirat, der vor vielen hundert Jahren hier gelebt hatte und wegen seiner feinen Manieren diesen Beinamen erhielt.
Du weißt, dass es verboten ist in die Höhlen zu gehen, weil sie bei Flut unter Wasser stehen,“ mahnte Flo der dritte Junge.
Jan winkte ab.
Bis dahin sind wir längst wieder draußen. Du kannst ja hierbleiben, wenn du zu feige bist.“
Das wollte Flo nun auch nicht und so ging er hinter seinen Freunden in den Eingang bei den Klippen.
Kalt war es hier, eng, feucht und dunkel.
Jan knipste seine Taschenlampe an und sie zwängten sich hintereinander durch die schmalen Felsenwände, die in eine große Höhle führte.
Enttäuscht sahen sie, dass die Höhle leer und auch keine Einbuchtung zu einem Versteck führte.
Nun drangen sie immer tiefer ein, erforschten Höhle für Höhle und vergaßen völlig die Zeit.
Sie überhörten auch, dass das Wasser gegen die Felsen brandete.
Erst als es ihre Füße umspülte erschraken sie und begannen zu laufen.
Wir müssen nach oben!“ keuchte Jan und mühsam kletterten sie hinauf.
Flo setzte sich erschöpft nieder, doch Jan schrie:
Siehst du denn nicht, dass hier die Felsen feucht sind, so hoch steigt die Flut, du musst weiter!“
Zusammengekauert saßen sie auf den Felsen und starrten hinunter auf das Wasser, das mit voller Kraft in die Höhle stürzte und sie langsam füllte.
Erleichtert atmeten sie auf, als einen Meter unter ihren Füßen das Wasser zum Stillstand kam.
Nun sitzen wir für Stunden fest,“ seufzte Lars.
Doch Jan, der niemals aufgab, sah sich um.
Seht, da oben ist eine kleine Einbuchtung, vielleicht finden wir einen Ausgang.“
Sie kletterten hinauf, zwängten sich hinein und krochen auf dem Bauch weiter.
Der Weg verbreitete sich und sie standen in einer kleinen Höhle.
Das ist bestimmt die Schatzhöhle!“ jubelte Jan, doch seine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf.
Ihnen war die Lust nach Schätzen schon längst vergangen, sie wollten nur noch hinaus.

Da vorne ist ein Lichtschein, vielleicht finden wir einen Ausgang?“ brummte Lars und stiefelte los.
Flo lief ihm nach.
Sie folgten dem Lichtstrahl und kamen durch mehrere kleinere Höhlen.
Dann sahen sie durch ein schmales Loch ein Stück vom Himmel.
Lars machte eine Räuberleiter und Flo kletterte hinauf.
Es geht! Draußen ist ein Vorsprung, da kann man gut stehen und dann hinunter klettern!“ jubelte er und schon war er verschwunden.
Ich habe ihn gefunden, ich habe ihn gefunden, den Piratenschatz!“
Jan stürzte keuchend in die Höhle.
Wir haben ihn auch gefunden, den Ausgang nämlich,“ brummte Lars, der im Moment im Stimmbruch war.
Wenig später standen alle drei erleichtert auf den Klippen und nach einem beschwerlichen Abstieg hatten sie erst Zeit sich den Schatz anzusehen.
Es war eine verschlossene alte Blechkiste, die sich nicht öffnen ließ.
Doch auch hier wusste Jan wieder was zu tun war.
Im Gartenhäuschen seines Vaters lag allerlei Werkzeug.
Es dauerte auch nicht lange, bis er das Schloss gesprengt hatte.
Langsam hob er den Deckel und sechs Augenpaare warteten nun gespannt, was zum Vorschein kam.
Das sind ja nur alte Papiere!“ rief Lars enttäuscht und auch Jan machte ein betretenes Gesicht.
Nur Flo beugte sich eifrig über die Papiere.
Das ist Latein, schade, meine Lateinkenntnisse sind noch nicht so gut, dass ich es übersetzen kann.“
Warum willst du diesen Krempel noch übersetzen,“ knurrte Jan, der sehr enttäuscht war.
Oh, Handschriften sind sehr wertvoll und diese stammt aus dem Jahre 1497!“
Woher willst du das wissen,“ brummte Lars
Hier steht es: ' Anno 20. Mai 1497', das war doch zu der Zeit, in der der ' Schwarze Pirat' gelebt hatte.
Und vor kurzem habe ich gelesen, dass die Pariser Nationalbibliothek für das Originalmanuskript von Casanova mehrere Millionen bezahlt hat.“
Mehrere Millionen,“ flüsterte Jan ehrfürchtig,“ denkst du diese Papiere sind auch etwas wert?“
Flo zuckte die Schultern.
Am besten wir fragen den Professor,“ schlug er vor.
Der Professor war der Leiter des hiesigen Museums und wohnte gleich daneben in einem kleinen Haus.
Frau Zeisig, die Haushälterin öffnete auf ihr stürmisches Klingel die Tür.
Wir müssen unbedingt den Herrn Professor sprechen, es ist sehr dringend!“
Sie runzelte die Stirn und ihr Blick wurde abweisend
So schmutzig kommt ihr mir nicht herein und außerdem ist der Herr Professor verreist und kommt vor Dienstag nicht zurück.
Enttäuscht zogen die Jungen ab.
Die Tage bis Dienstag wollten gar nicht vergehen.
Endlich war es soweit.
Als Frau Zeisig diesmal öffnete musste sie schmunzeln.
Drei saubere Jungen standen geschniegelt und gestriegelt vor der Tür.
Sie führte sie in das Arbeitszimmer des Museumsleiter.
Dieser stand am Fenster und hielt eine seltsam geformte Vase gegen das Licht.
Vorsichtig stellte er sie wieder in den Karton und wandte sich lächelnd zu den Jungen um.
Ich habe schon gehört, dass ihr mich dringend sprechen wollt, was gibt es denn so Wichtiges?“
Wir haben in den Höhlen etwas gefunden!“ rief Jan und legte die Blechkiste auf den Tisch.
Der Professor beugte sich darüber und nahm eines der Blätter vorsichtig heraus.
Sein Blick wurde immer gespannter.
Das ist ja höchst interessant, da habt ihr einen wertvollen Fund gemacht.“
Kriegen wir eine Belohnung?“ will Jan wissen.
Nein! So wertvoll ist es nicht.
Es ist wertvoll für unsere Region, denn es ist das Tagebuch des ' Schwarzen Prinzen.“
Der Professor hatte sich schon wieder in die Schriftstücke vertieft, notierte etwas auf einen Block und murmelte:
Der Pirat muss ein sehr gebildeter Mann gewesen sein, denn er schrieb es in einem einwandfreien Latein.
Es ging ja das Gerücht um, dass er ein verarmter Adeliger gewesen war.“
Frau Zeisig kam herein.
Da müsst ihr etwas Tolles gebracht haben. Wenn der Herr Professor diesen Gesichtsausdruck hat, dann ist er für Stunden nicht mehr zu gebrauchen. Er vergisst sogar zu Essen und zu Trinken.
Ihr habt aber doch sicher Hunger, kommt mit in die Küche. Ich habe frisch gebackene Kekse und Kakao.“
Mit einem letzten Blick auf den Professor folgen die Jungen der netten Haushälterin.
Eine Belohnung gab es zwar nicht, aber der Professor übersetzte das Tagebuch und ließ es drucken und im Vorwort erwähnte er die drei Jungen und erzählte, wie sie den Schatz des Piraten gefunden hatten.
Es kam sogar ein Reporter von der Lokalzeitung und brachte ihre Geschichte in die Zeitung.
Und für kurze Zeit waren Jan, Lars und Flo berühmt.

© Lore Platz 28.05.2019


Donnerstag, 16. Mai 2019

Geschichten aus dem Zauberwald






Doch am nächsten Tag laufen sie schnell zu Lilofee.
Diese freut sich sehr, dass ihre Schwester im Forsthaus ist und nimmt sich vor, sie später zu besuchen.
Aber nun auf zu den Zwergen.
Wie staunen Peter und Vanessa, als sie die Zwergenstadt betreten.
Ein buntes Treiben herrscht hier.
Girlanden werden aufgehängt und Tische und Stühle aufgestellt.
Aus den Häusern dringen herrliche Düfte, dort wird gekocht und gebacken, denn morgen soll ja Hochzeit sein.
Lilofee führt die Kinder zum Zwergenschloss.
Melisande und die Königin sind gerade bei der Kleiderprobe und sie treffen nur König Murzel und Prinz Mirzel , die gerade die Gästeliste prüfen.
Hallo, Lilofee, gut dass du kommst, die Einladungen müssen verschickt werden,“ begrüßt sie der König.
Lilofee sieht lächelnd auf den Korb mit Briefen und nickt.
Seid ihr nicht ein wenig spät dran? Aber ich werde ihn mitnehmen und die Vögel damit beauftragen.
Darf ich euch meine Nichte Vanessa und meinen Neffen Peter vorstellen.“
König Murzel schüttelt ihnen herzlich die Hand.
Willkommen, ihr seid die Kinder von Verena. 
Gaukel hat mir schon von euch erzählt.“
Mit einem liebevollen Blick deutet er auf Mirzel.
Das ist mein Sohn Prinz Mirzel, der so lange verschollen war und morgen seine Melisande heiraten wird.
Euer Großvater wird auch zur Hochzeit kommen.“
Erschrocken sehen die Kinder und ihre Tante sich an.
Lilofee bittet den Zwergenkönig ihrem Vater nicht zu verraten, dass Vanessa und Peter die Kinder von Verena sind.
Mein Vater kennt seine Enkelkinder noch nicht und wir wollen ihn langsam darauf vorbereiten.“
Der Zwergenkönig nickt und dabei rutscht ihm die Krone in die Stirn.
Vanessa kann nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken.
Durch die Halle eilt ein hübsches Zwergenfräulein, verfolgt von Gaukel, der sich nun graziös vor dem König verneigt und klagt.
Majestät, Melisande will sich meine wundervoll einstudierten Tänze nicht vorführen lassen, wie entsetzlich!
Oh, da sind ja meine kleinen Freunde. Wollt ihr vielleicht meine Tänzerinnen sehen?“ fragt er hoffnungsvoll.
Nein, wir lassen uns morgen überraschen, die Kinder kommen mit uns. Wir wollen Erdbeeren pflücken.“ ruft Mirzel, nimmt Melisande an der Hand und schnell verlassen sie das Schloss.
Liliofee aber eilt zu Königin Rosamund.
So muss sich also der König die Generalprobe anschauen.

(c) Roswitha B.
Mit rot verschmierten Mäulchen und glänzenden Augen sitzen die Kinder in Viktors Garten und pflücken fleißig Erdbeeren.
Die Körbe, die sie und das Prinzenpaar schon gefüllt haben, werden von einigen Zwergenjungen zu Bäcker Strudel gebracht.
Im Schatten der Gärtnerei steht ein großer Steinpilz, den Viktor und sein Gehilfe mit einer Säge zerkleinern und die Stücke werden mit einem Leiterwägelchen ins Schloss zu Küchenmeister Petersilie gebracht.
Ach es gibt soviel zu sehen und schnell ist der Nachmittag vorbei und Lilofee holt sie ab.
Mit viel Gekreische und Spritzen wird sich am Brunnen gewaschen, dann verlassen sie das Zwergenreich.
Lilofee hat den Korb mit den Einladungen dabei und gibt ihn unterwegs bei Frau Rotkehlchen ab.
Nachdem Vanessa und Peter versprochen haben, gleich am nächsten Morgen wiederzukommen, laufen sie schnell durch den Wald zum Forsthaus.
Heute Abend wird Mama besonders fest gedrückt beim gute Nachtkuss .
Vanessa liegt noch eine Weile wach und grübelt.
Wäre es nicht schön, die Mutter und den Feenopa zu versöhnen?
Als sie dies am nächsten Tag Peter erzählt, meint dieser nur brummig. „Erst mal sehen wie nett der Opa ist!“
Heute ziehen sie sich besonders festlich an, was die Erwachsenen kopfschüttelnd beobachten.
Opa Braun meint sogar.
Man könnte meinen, ihr wärt auf einer Hochzeit eingeladen.“
Vanessa kichert nervös und Peter brummt etwas Unverständliches und mit einem schnellen „Tschüss!“ verlassen sie das Haus.
Verena steht im Garten und sieht ihnen sinnend nach.
Leise kommt Michael legt den Arm um ihre Schultern.
Verena schmiegt sich an ihn.
Ob sie wohl im Zauberwald sind?“ fragt er leise.
Ich denke doch. Dass es einmal passiert, habe ich schon lange geahnt, aber keine Angst, meine Schwester wird auf sie aufpassen.“
Ein Zeisig fliegt in den Garten, setzt sich auf einen Ast und beginnt eifrig seine Federn zu putzen.
Hallo, kleiner Zeisig,“ ruft Verena, „so eitel heute?“
Ja, muss doch gut aussehen, bin zur Zwergenhochzeit eingeladen.“
Er fliegt davon.
Vergnügt wendet sich Verena an ihren Mann.
Es gibt tatsächlich eine Hochzeit, eine Zwergenhochzeit!“
Lachend gehen sie ins Haus.


Morgen geht es weiter

Mittwoch, 15. Mai 2019

Geschichten aus dem Zauberwald

 






Ach meine Lieblinge, ihr seid ja pitschnass! Nun aber schnell ins Badezimmer, ich bringe euch frische Wäsche.“
Wenig später betreten die Kinder das Wohnzimmer, in dem der Opa mit seiner geliebten Pfeife sitzt, die Zeitung auf den Knien.
Flick und Flack, die beiden Jagdhunde springen begeistert an den Kindern hoch.
Die Oma bringt ein Tablett mit der dampfenden Teekanne und einem Teller selbstgebackener Kekse.
Kinder, trinkt den Tee solange er noch heiß ist, damit ihr euch nicht erkältet.“
Förster Braun lacht .
Trudchen, nun verzärtel die Kinder doch nicht, so ein bisschen Regen schadet ihnen bestimmt nicht.“
Ach du immer mit deinem Abhärten, deshalb müssen die beiden keine Lungenentzündung bekommen!“
Opa lacht und gibt der Oma einen Kuss.
Trinkt euren Tee, die Oma hat immer Recht!“
Gemütlichkeit und Ruhe zieht in die Wohnstube ein.
Draußen senkt sich die Dämmerung über das Land, gefolgt von der Nacht, die ihre schwarzen Schleier ausbreitet.


(c) meine Tochter


Am nächsten Morgen weckt die Kinder strahlender Sonnenschein und nach einem leckeren Frühstück sausen sie hinaus in den Wald.
Atemlos erreichen sie die alte knorrige Eiche und klopfen heftig an.
Purzel kommt sofort heraus.
Guten Morgen, ihr zwei. Schön , dass ihr kommt, aber Fräulein Eichhorn und ihr Freunde haben alles wieder in Ordnung gebracht.
Wen habt ihr denn heute mitgebracht?“
Vanessa hat nämlich ihren BärenTeddy und Peter seinen Kasperl Larry dabei.
Das sind Teddy und Larry, immer wenn keine Erwachsenen in der Nähe sind, können sie laufen und sprechen.“
Und schon springt Larry von Peters Arm.
Juchheissassa!“ jubelt er, endlich können wir uns wieder bewegen und vor Begeisterung schlägt er einen Handstand, dem gleich darauf ein Purzelbaum folgt.
Es war so langweilig, den ganzen Tag im Forsthaus zu sitzen,“ brummt Teddy und streckt sich ächzend.
Die Kinder lachen.
Wenn Oma wüsste, dass unsere Spielsachen lebendig werden, sie würde in Ohnmacht fallen.“
Purzel kichert.
Da wäre ich mir nicht so sicher, dazu lebt sie viel zu lange schon in der Nähe des Zauberwaldes. Aber wisst ihr denn, warum eure Spielsachen lebendig werden, warum ihr mich sehen könnt und weshalb ihr immer wieder wundersame Abenteuer erlebt?“
Neugierig betrachten die Kinder den Zwerg und schütteln den Kopf.
Dann kommt einmal mit mir!“
Auf seinen kurzen Beinen stolpert der Zwerg durch das Unterholz.
Die Kinder, Teddy und Larry folgen ihm.
Bald erreichen sie eine Lichtung und sehen schon Lilofee`s hübsches Häuschen.
Diese sitzt mit Muhme Immerzerstreut im Garten und sieht ihnen lächelnd entgegen.
Wie schön, dass ihr mich besuchen kommt. Ich habe schon gehört, dass ihr bei euren Großeltern zu Besuch seid. Setzt euch doch.“
Peter und Vanessa setzen sich verlegen.
Das Mädchen betrachtet die schöne Fee, dann ruft sie überrascht.
Ich kenne dich, du bist doch die nette Dame, die uns in ihrem Schloss übernachten ließ“
(das erste Abenteuer von Vanessa und Peter, beim Osterhasen)
Du kannst dich also noch daran erinnern,“ lächelt Liofee.
Aber ich bin auch eure Tante. Eure Mutter ist meine Schwester und auch eine Fee. 
Bevor sie wieder nach Burghausen gefahren ist, hat sie mich schnell besucht und mich gebeten auf euch aufzupassen. Verena kennt euch zu gut und wusste, dass ihr den Zauberwald betreten werdet.“
Die Kinder sind erstaunt. Ihre Mutter eine Fee?
Und sie bestürmen Lilofee mit Fragen.
Muhme Immerzerstreut aber sitzt lächelnd in ihrem Schaukelstuhl, schlürft ihren Tee und denkt, welche Freude ihr Bruder doch an seinen Enkelkindern hätte.
 Vanessa und Peter erfahren nun, dass ihre Mutter gegen den Willen ihres Vaters einen Menschen geheiratet hat und von ihm verstoßen wurde und auch ihre Zauberkräfte verloren hat.
Aber warum hat Mama uns das nie erzählt?“
Ich denke, euer Vater wollte, dass ihr wie ganz normale Menschenkinder auswachsen sollt.“
Verena verzieht schelmisch das Gesicht.
Unser Leben ist aber nicht immer normal. 
Keiner unserer Freunde hat den Osterhasen gesehen oder eine Zwerg, auch können deren Spielsachen weder reden noch laufen.“
Sie kichert.
Lilofee lacht herzlich.
Du bist derselbe Schelm wie deine Mutter. Ach euer Großvater hätte seine Freude an euch.“
Ist Mamas Vater auch so nett wie Opa Braun?“ will Peter wissen.
Ja das ist er bestimmt, aber auch sehr stur und dann kann er sehr furchteinflößend sein.“ seufzt Lilofee.
Das Känguru Mathilde hüpft in den Garten und bringt den Kindern herrlich duftenden Kakao.
Nun erzählen diese von ihrem Leben in Burghausen, von der Schule und ihren Freunden.
Auch von Gaukel und der Einladung zur Zwergenhochzeit ist die Rede und ihre Tante verspricht sie mitzunehmen.
Leider steht die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel und die Kinder müssen heim, sonst sorgt sich Oma Braun.
Am Nachmittag kommen Mama und Papa und die Kinder bleiben natürlich im Forsthaus.


Morgen geht es weiter

Dienstag, 14. Mai 2019

Geschichten aus dem Zauberwald


 
(c) Irmgard Brüggemann

Einige Tage später.

"Hallo Mama," Peter schmeißt die Schultasche in die Ecke.
"Vanessa schon da?"
"Nein, Peter und bring bitte deine Schultasche in dein Zimmer."
"Ja,ja, nachher. Was gibt es denn zu Essen?"
Der Junge kommt in die Küche.
Die Mutter seufzt leise. Ihr Sohn würde wohl nie ordentlich werden.
"Habt ihr viel Hausaufgaben auf?"
"Geht schon," murmelt Peter und nimmt sich eine der gepellten Kartoffeln.
"Peter, die brauche ich für den Salat."
"Es sind ja noch genügend da, ich gehe jetzt auf mein Zimmer."
"Nimm aber bitte deinen Schulranzen mit."
Peter schleppt den Tornister in sein Zimmer und dort landet er wieder auf dem Boden, denn nun hat er sein Flugzeug entdeckt und dreht brummend eine Runde.
"Feines Flugzeug hast du:"
Der Junge bleibt stehen und sieht sich suchend um.
Am Fenster sitzt Gaukel.
Prächtig sieht er aus. 
Ein schwarzer Zylinder thront verwegen auf seinem Kopf, dazu trägt er einen Smoking  in derselben Farbe, eine weiße Hose und schwarze Lackschuhe.
Abgerundet wird das ganze mit einem schwarzen Stöckchen mit silbernen Knauf.
"Mann, bist du heute heraus geputzt," staunt Peter.
Gaukel lächelt geschmeichelt und wirbelt das Stöckchen elegant mit der rechten Hand.
"Noblesse oblige, Adel verpflichtet," grinst er .
"Wo ist deine Schwester?"
"In der Schule, sie muss aber bald kommen."
"Nun solange kann ich nicht warten. Ich habe für euch beide eine Einladung für die Hochzeit von Mirzel und Melisande.
Er nimmt aus seiner Hosentasche einen zierlichen  hübsch verzierten Brief und reicht ihn Peter.
Vergnügt lässt er sein Stöckchen durch die Luft wirbeln, zieht den Zylinder und verschwindet durch das Fenster.
Peter sieht ihm etwas verdutzt nach, der hätte noch so viele Fragen, da ruft die Mutter.
Achtlos stopft er die Einladung in die Hosentasche und rennt hinunter in die Küche.
Drei Tage später beginnen die Ferien.
Verena fährt die Kinder zu den Großeltern.
Opa Braun ist Förster und wohnt mit seiner Frau in der Nähe des Zauberwaldes.
Verena fährt noch am selben Tag zurück, da Michael keinen Urlaub hat. Sie wollen einige Tage später noch nachkommen.
Peter und Vanessa werden von den Großeltern so verwöhnt, dass sie kein Heimweh bekommen.
Nur abends vor dem Einschlafen vermissen sie die Mama.

Es regnet.
Gleichmäßig plätschern die schweren Tropfen auf die Erde und lassen das kleine Bächlein, das eifrig seinen Weg durch den Zauberwald sucht, anschwellen.
Purzel, der Zwergenminister läuft eilig um sein Häuschen herum.
Irgendwo regnet es herein, seine Frau Purzelina kommt mit dem Aufwischen gar nicht mehr mit.
Plötzlich hört er ein Knacken im Unterholz, als würden schnelle Füße durch den Wald laufen.
Eilig verschwindet der Zwerg in seiner Wohnung.
Schnell klettert er auf einen Stuhl und späht durch die Ritze.
Er sieht zwei Kinder, Hand in Hand, durch den Regen laufen.

 
(c) Irmgard Brüggemann



Was ist denn Peter?“ Vanessa bleibt nun auch stehen.
Sieh mal, was ich hier habe.“
Peter hebt den strampelnden Purzel hoch.
Das ist ja ein Zwerg!“ jubelt das Mädchen.
Purzel zappelt verzweifelt.
Lass mich sofort runter, du dummer Junge!“
Peter setzt das kleine Männchen vorsichtig auf den Boden.
Es reicht ihm kaum bis an die Knie.
Die Kinder gehen in die Hocke.
Wie heißt du denn?“
Purzel verzieht wehleidig das Gesicht und reibt sich den Arm.
Purzel heiß ich und du hättest mich bald zerquetscht.“
Na hör mal! Du zwickst mich ins Ohr und beklagst dich, wenn ich vor Schreck etwas hart zupacke!“ empört sich Peter.
Vanessa kichert.
Purzel wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
Ich habe euch gerufen, aber ihr habt mich nicht gehört und irgendwie musste ich mich doch bemerkbar machen. Ich brauche eure Hilfe.“
Es regnet immer noch und die Kinder sind leicht ungeduldig, trotzdem laufen sie mit dem Zwerg zu seinem Haus.
So hier sind wir.“ Purzel atmet schwer, denn schließlich ist er nicht mehr der Jüngste.
Die Kinder sehen sich verwundert um. Sie können nichts entdecken.
Der Zwerg grinst und drückt auf einen Knopf im Baum.
Dieser öffnet sich und ein kleines Häuschen wird sichtbar.
Ist das putzig!“ Vanessa klatscht vor Freude in die Hände.
Purzel nickt sorgenvoll.
Ich bin auch sehr stolz auf mein hübsches Häuschen, aber irgendwo dort oben im Baum muss eine undichte Stelle sein, es regnet ständig herein. 
Peter würdest du bitte einmal nachsehen, ich bin zu klein , um hinauf zu klettern und die Tiere, die mir bestimmt geholfen hätten, haben sich bei diesem Wetter alle verkrochen.“
Aber sicher!“ Peter hat schon den untersten Ast ergriffen, um sich auf den Baum zu schwingen.
Bald hat er die undichte Stelle entdeckt und flickt sie notdürftig mit einigen Zweigen und Blättern.
Der Junge springt auf die Erde.
Wenn morgen das Wetter besser ist kommen wir wieder und werde es mir noch einmal ansehen.“
Der Zwerg will sich gerade bedanken, als die Tür des Häuschens sich öffnet und Purzelina herausschaut.
Purzel, es regnet nicht mehr.“
Doch Purzelina, es gießt noch immer, nur hat Peter die Stelle geflickt.“
Nun müssen wir aber nach Hause, sonst macht Oma sich Sorgen.“ drängt Vanessa.
Begleitet von den dankbaren Wünschen des Zwergenpaares laufen die Kinder durch den Wald.
Oma Braun späht schon besorgt aus dem Fenster und öffnet die Tür, als die Kinder atemlos den Garten betreten.

Morgen geht es weiter