Am Freitag gab es Zwischenzeugnisse.
Da ich jahrelang Nachhilfe gegeben habe, weiß ich wie Kinder unter schlechten Noten leiden.
Selbst die abgebrühten, die die Schultern zucken und sagen "ist mir doch egal"
Der Druck nicht nur von der Schule, sondern auch vom Zuhause ist enorm.
Wollen viele Eltern doch, dass ihre Kinder es mal besser haben wie sie und die höhere Schule besuchen.
Damals dachte ich mir schon, wenn das Kind in der vierten Klasse Grundschule schon Nachhilfe braucht, wie soll es die höhere Schule schaffen.
Aber gegen ehrgeizige Eltern zu kämpfen ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Sie merken gar nicht, dass sie ihren Kindern ein Stück ihrer unbeschwerten Kindheit nehmen.
Nach einer DAK Studie leidet fast jeder zweite Schüler unter Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen, infolge Stress, Mädchen noch mehr als Jungen.
Die Gründe sind hoher Leistungsdruck, schlechte Noten oder schlechtes Essen.
Erinnerungen
Auch
für mich war das Jahr 1956 ein aufregender Tag und es gab sogar schon
eine Schultüte, natürlich nicht so reich gefüllt wie sie heute
sind.
Es
gefiel mir auch ganz gut in der Schule, wenn nicht der lange Schulweg
gewesen wäre.
Das
Laufen machte mir nichts aus, denn ich war so ein richtiger "Hans-guck-in-die-Luft"
Meine
Mutter schickte mich auch immer früher los, da sie wusste, dass ich
eine kleine Trödelliese war.
Meine
Schwester fuhr mit dem Rad.
Sie
war fünf Jahre älter als ich und ein richtiger Wildfang und ihre
Freunde auch.
Ich
dagegen war ein schüchternes, ängstliches Dingelchen und eine
furchtbare Heulsuse.
Meine
arme Schwester musste mich immer mitschleppen, was nicht leicht für
sie war.
Denn
meistens wenn ich endlich den Mut aufbrachte mit ihren wilden Spielen
mitzumachen, dann passierte mir etwas.
Einmal
hatte die ganze Bande ein lustiges Spiel im Heuschober entdeckt.
Sie
rannten die hölzernen Stufen hinauf auf den Heuboden und
sprangen durch die Luke mit Geschrei und Hurra auf das darunter
liegende
Heu.
Die
Stufen hinauf bin ich ja noch gegangen, aber an der Luke blieb ich
stehen und schaute schaudernd in die Tiefe.
Meine
Schwester forderte mich ständig auf zu springen.
Endlich
fasst ich mir ein Herz und sprang.
Aber
in meiner Angst verkrampfte ich mich, kam mit dem Knie an meine Nase
und fing fürchterlich an zu bluten.
Natürlich
flossen meine Tränen reichlich
Und
dann war da noch der Schulweg.
Auf
meinem Schulweg musste ich an einer Tankstelle vorbei und der Sohn
des Besitzers war ein richtiger Rüpel.
Jedes
Mal, wenn ich vorbei ging, kam er wie ein "Schachterlteufel"
heraus
geschossen und schmetterte frei nach der "Vogelhochzeit"
"Die
Neuheule, die Neuheule, die macht ein groß Geheuheule!"
Dieses
Geheule verleidete mir den ganzen Schulweg und ich sann, wie ich dem
Entkommen konnte.
Als
ich wieder einmal auf der Anhöhe stand , auf deren rechter Seite die
Tankstelle war, klemmte ich meine Daumen unter die Lederriemen meines
Schulranzens und rannte los.
Der
Tornister auf meinem Rücken hüpfte auf und ab.
Die
Schiefertafel und die Griffelschachtel klapperten, aber ich lief und
lief und erst nachdem ich an der Tankstelle vorbei war, ging ich
wieder langsamer.
Nach
einiger Zeit hörte der "Spottgesang" auf.
Habt
ihr schöne Erinnerungen an die Schule?
Meine
erste Begegnung mit derLehrerin war fürchterlich.
Ich
wurde nach meiner Taufpatin Elisabeth genannt und als zweiten Namen
Eleonore, da dieser Name meiner Mutter so gefiel.
Und
deshalb nannte mich auch niemand Elisabeth zuhause, sondern Eleonore.
Als
wir mit unseren Schultüten aufgeregt in den noch ungewohnten Bänken
saßen war die Welt noch in Ordnung.
Doch
am nächsten Tag ging der Albtraum los.
Da
die Lehrerin meine Geburtsurkunde vorliegen hatte, ging sie natürlich
davon aus , dass ich Elisabeth hieß.
Da
ich es nicht gewohnt war, reagierte ich nicht auf diesen Namen und
fühlte mich nicht angesprochen.
Das
machte sie so wütend, dass sie anfing mit Kreide nach mir zu werfen.
Als
ich sie nur entsetzt und mit großen Augen ansah, brachte sie das
noch mehr in Wut und sie raste wie eine Furie auf mich zu und schlug mir
das staubige Kreidehandtuch um die Ohren, bis ich heulte.
Ich
war natürlich total eingeschüchtert und verschreckt.
Am
nächsten Tag musste meine Mutter in die Schule kommen und die
Lehrerin teilte ihr mit,
dass
ich bösartig und verstockt sei und nicht hören würde.
Meine
Mutter konnte das gar nicht fassen, war ich doch ein schüchternes,
verträumtes und vor allem sehr braves Mädchen.
Dann
fragte sie einer Eingebung folgend wie Fräulein Hartleitner (nie
werde ich diesen Namen vergessen) mich denn rufen würde.
Und
dann klärte sich das Missverständnis auf.
Das
Verhältnis zwischen der Lehrerin und mir entspannte sich etwas, aber
wir wurden uns beide nie sympathisch.
©
Lore Platz 2022
Wieder eine Begebenheit aus Deinem Leben, die Du so anschaulich berichtet hast liebe Lore. Man meint, man wäre dabei gewesen! Klasse Lore!
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