Sonntag, 20. Oktober 2019

Reizwortgeschichte - ein besonderer Fisch




 Die Reizwörter heute sind:



Zitteraal – Klagelied – ungerecht – zufrieden – vergiften



Wenn ich mir diese Wörter so anschaue, oje daraus ein Märchen basteln,‘ne geht nicht, die Wörter sind ja viel zu traurig.
Was soll ich also machen?

Eine Freundin schlug mir ja vor, ich sollte den Fisch von einem Wichtelteller hüpfen lassen.
Aber selbst bei meiner oft überschäumenden Fantasie kann ich mir das nicht vorstellen.
Aber mir ist nun doch etwas eingefallen.







Ein besonderer Fisch

Die Sonne hat heute wieder große Freude als sie ihren Blick über die große Wiese mit den blühenden Wildblumen schweifen lässt. Bienen fliegen summend von Blüte zu Blüte und sammeln eifrig den Nektar. Eine dicke Hummel lässt sich schwerfällig auf einer Blume nieder, die erschrocken hin und schwankt.
Am Bach hält ein junger Mann eine Angel ins Wasser, neben ihm steht ein kleiner Junge, dessen Angel sich plötzlich bewegt.
Papa, Papa, hilf mir, ich habe einen ganz schweren Fisch.“





Schnell springt sein Vater zu ihm hinüber, stellt sich hinter seinen Sohn und beide ziehen an der Leine.
Das Tier kämpft, dass das Wasser Wellen schlägt.
Man könnte meinen, es wäre ein Zitteraal so wirbelt er das Wasser auf.“ brummt er Vater.
Endlich liegt der Fisch auf dem Gras und schnappt heftig nach Luft.
Der Mann befreit ihn vom Hacken, das kämpferische Tier bäumt sich empört auf, als wollte es davon springen.
Der kleine Junge betrachtet seinen Fang eine Weile und fragt seinen Vater.
Wollen wir ihn nicht wieder ins Wasser werfen, er hat doch so tapfer gekämpft und konnte gegen uns Zwei gar nicht gewinnen. Das ist doch ungerecht.“
Der Mann streicht seinem Sohn liebevoll über den Kopf, hebt den Fisch hoch und wirft ihn zurück ins Wasser.
Die beiden sehen ihm nach, wie er schnell und fröhlich in die Freiheit schwimmt.
Zufrieden atmet Tom auf.
Andreas runzelt die Stirn.
Aber deine Mutter wollte doch einen Fisch zum Mittagessen.“
Der Junge kichert.
Aber Papa, ich habe doch gesehen wie sie aus dem Gefrierschrank ein Stück Fleisch geholte hat.
Mama glaubt gar nicht daran, dass wir einen Fisch fangen.“
So, so sie traut uns ja gar nichts zu.“
Das denke ich nicht, sie wollte nur, dass du deine Ruhe hast, weil du doch so schwer arbeiten musst. Und meine kleine Schwester schreit immer so laut, ich weiß gar nicht warum.
Es ist doch nicht schlimm, dass sie keine Haare hat und auch keine Zähne und dass sie immer stinkt, weil sie nicht aufs Klo gehen kann. Wir haben sie doch trotzdem lieb.“
Andreas presst den Mund zusammen, um nicht laut zu lachen.
Fleur ist ja noch ein Baby und Babys können sich nur durch schreien bemerkbar machen, wenn sie müde sind, Hunger haben oder die Hose voll. Du hast auch viel geweint, als du ein Baby warst.
So da deine Mutter möchte, dass wir uns ausruhen, wollen wir das auch tun.“
Er legt sich ins Gras, die Arme hinter dem Kopf und Tom legt sich neben ihn.
Sie beobachten die Wolken.
Eine Amsel singt ihr schönes Liede und von irgendwo ist das rhythmische Klopfen eines Spechts zu hören.
Papa , was ist ein Zitteraal, ist das so ein geräucherter, den man essen kann, wie Onkel Ludwig ihn neulich mitgebracht hat?“
Andreas lacht:
Nein, man nennt ihn so, weil er so ähnlich aussieht wie ein Aal und er zittert, weil er Strom erzeugen kann.
Den Strom brauchen sie, um im dunklen Wasser besser sehen zu können und Beutefische zu jagen oder sich gegen Feinde zu wehren.“
Hat er denn im Wasser eine Steckdose und steckt seine Nase rein?“
Nein mein Sohn, der Strom wird in seinem Körper produziert, aber wie das geht erkläre ich dir wenn du etwas älter bist. Aber nun komm gehen wir nach Hause.

So nun brauche ich kein Klagelied anzustimmen, weil mir nichts eingefallen ist und vergiften will ich sowieso keinen, nicht mal im Märchen.

© Lore Platz

Mal sehen wie


den Fisch servieren.