Montag, 27. Januar 2020

Der Sohn des Wassermannes Teil 6

Ich wünsche euch einen schönen Wochenanfang und
viel Spaß beim Lesen der Fortsetzung!





Silvana, die Meerhexe sitzt auf einem Felsen und blickt grimmig in ihre Glaskugel.
Ihre Augen sprühen zornige Blitze.
Und als nun der Piratenkapitän „Schwarzer Tiger“ begleitet von seiner Tochter Liana, näher kommt, schwimmen die Haustiere der Hexe, zwei Muränen aufgeregt auf sie zu und lecken sich genießerisch die Lippen.
Silvan hebt den Kopf und wirft den Tieren einen strafenden Blick zu, worauf sich diese in eine Ecke verziehen.
Die Hexe lächelt ihr Patenkind liebevoll an.
Den Pirat beachtet sie gar nicht.
Täubchen, wie schön du bist,“ gurrt Sivana und die junge Nixe lächelt geschmeichelt.
Sie beugt sich hinunter und gibt ihrer Patin einen Kuss, dabei fällt ihr Blick auf die Glaskugel und sie hält einen Moment die Luft an.
In der Kugel ist Meeresheld zu sehen, der gerade liebevoll seine junge Frau küsst.
Mach das sofort aus!“ kreischt Liana.
Die Hexe schnippt mit den Fingern und das Bild verschwindet.
Liana liegt inzwischen schluchzend in den Armen ihres Vaters.
Der Pirat tätschelt hilflos ihre Schultern.
Ach Goldstück, warum musst du dich auch unbedingt in den Wasserprinzen verlieben.“
Liana löst sich aus seinen Armen und stampft wütend mit den Füßen auf.
Hör sofort auf!“ befiehlt Silvana und die Nixe beruhigt sich.
Ihre Patin ist die Einzige, auf die sie hört.
Du, du hast mir versprochen, dass ich ihn bekomme,“ schnieft das Mädchen.
Komm her, mein Täubchen, setzt dich zu mir, schmeichelt die Hexe.
Liana lässt sich nieder, ringelt ihren Nixenschwanz um die Füße der Alten und legt ihren Kopf an derer Knie.
Gedankenverloren streichelt Silvana ihr Haar.
Liana ist das einzige Geschöpf, das die alte Hexe wirklich liebt.
Mein Liebchen, ich habe dir versprochen, dass du den Wasserprinzen bekommst und du wirst ihn bekommen.“
Versprich ihr doch nicht so einen Unsinn, grollt
der „Schwarze Tiger“.
Das ist keine Unsinn,“ zischt die Hexe und wirft ihm einen giftigen Blick zu.
Schnapp und Friss rücken näher an den Piraten und zeigen boshaft grinsend ihr spitzen Zähne.
Habe ich dir nicht auch geholfen, als du liebeskranker Narr unbedingt die Nixe mit der schönen Stimme haben wolltest.“
Der alte Pirat seufzt, als er an seine wunderschöne Frau denkt, die so herrlich singen konnte.
Leider aber aber ist sie bald welk und traurig geworden und hat all ihren Zauber verloren.
Das einzig gute, das dieses nutzlose Geschöpf hervor gebracht hat, ist deine wunderbare Tochter.“
hört er Sivana sagen.
Die Hexe streicht liebevoll über das seidenweiche Haar der Nixe und diese schmiegt sich an sie wie ein kleines Kätzchen.
Der Blick der Hexe wird hart, als sie den Piraten wieder ansieht.
Schade, dass Eloise durch deine Grobheit all ihren wunderbaren Zauber verloren hat und ich sie an meine Haustier verfüttern musste.
Doch nun zu dir mein Täubchen, du wirst den Wasserprinzen bekommen, dafür werde ich sorgen.“




Hätten Meeresheld und Lucinda geahnt, welch finstere Pläne in den dunklen Gewässern des schwarzen Meers geschmiedet wurden, dann wären sie wohl nicht so vergnügt gewesen.
Sie sitzen mit Perlweiß, Seerose und Algengrün zusammen und scherzen und lachen.
Nur der Wassermann scheint heute mit den Gedanken woanders.
Finster hat er die Stirn gerunzelt und seine Augenbrauen sind drohend gewölbt.
Lucinda wirft ihm einen verstohlenen Blick zu.
Sie hat immer noch etwas Furcht vor ihrem Schwiegervater.
Auch Perlweiß wirft einen liebevoll besorgten Blick zu ihrem Mann.
Sacht legt sie ihm die Hand auf den Arm.
Lieber, was bedrückt dich?“
Der Wassermann seufzt.
Ich weiß nicht, irgendetwas braut sich zusammen. Es kommen schlechte Nachrichten aus dem schwarzen Meer.“
Er wendet sich an seinen Sohn.
Komm, mein Junge, wir machen einen Ausflug.“
Passt auf, mit der Meerhexe ist nicht zu spaßen.“
bittet Perlweiß.
Keine Angst, meine Liebe, sie ist nicht stärker als ich und gegen meinen Dreizack hat sie sowieso keine Chance.“
Er wirft ihr eine Kusshand zu und zwinkert frech.
Perlweiß sieht ihm kopfschüttelnd nach.
Lucinda aber sieht verträumt vor sich hin.
Ob Meeresheld und sie nach so vielen Jahren auch noch so glücklich sein werden.
Plötzlich ertönt ein lieblicher Gesang.
Perlweiß wird kreidebleich.
Eloise!“ ruft sie und eilt nach draußen.
Seerose und Lucinda sehen sich verblüfft an und folgen ihr langsam.
Auf einem großen Stein sitzt eine wunderschöne Nixe und singt so überirdisch schön, dass es einem ganz eigen ums Herz wird.
Die Frau des Wassermannes tritt auf die Nixe zu und fragt aufgeregt.
Mädchen, wer bist du? Ich kenne nur eine Nixe, die so wunderschön singen kann und das ist meine beste Freundin Eloise. Leider ist sie vor vielen Jahren verschwunden.“
Liana, den sie ist es, lächelt liebenswürdig und meint in singendem Tonfall:
Ich kenne eure Freundin leider nicht“
Und das war nicht einmal gelogen, denn ihre Mutter starb ja schon kurz nach der Geburt.
Ich komme von den grünen Inseln und eine Sturmflut hat mich hierher gespült und diese freundliche Nixe,“ sie deutet auf eine junge verlegen lächelnde Meerjungfrau,zeigte mir den Weg durch den Tunnel. Ich hoffe ihr seid ihr deswegen nicht böse.“
Liana lächelt voll liebenswürdiger Unschuld.
Perlweiß runzelt die Stirn und wirft der jungen Nixe einen strafenden Blick zu, die sich schnell hinter einem Nixenmann versteckt.
Dann wendet sich die Frau des Wassermannes an Liana.
Nun, wir sehen es nicht gern, wenn Fremde unser Gebiet betreten, denn wir haben viele Feinde.“
Die Nixe lacht trillernd.
Aber ihr werdet euch doch vor mir nicht fürchten!“
Perlweiß schmunzelt.
Nein und wenn ihr schon mal da seid, begleitet mich ins Schloss und erzählt mir, wer euch so wunderbar singen gelehrt hat.“
Liana senkt schnell den Blick, damit man das triumphierende Leuchten nicht sah.
Bescheiden und sittsam folgt sie den Damen in den Kristallpalast.
Seerose hält sich etwas abseits.
Sie hat ein ungutes Gefühl, als könnte man der Nixe nicht vertrauen.
Gerade betritt Meeresheld den Raum und Lucinda läuft ihm freudig entgegen.
Seerose, die noch immer Liana beobachtet, sieht wie deren Augen freudig aufblitzen und sie ihren Bruder gierig betrachtet.
Schnell aber senkt sie wieder die Augen und niemand außer Seerose hat etwas bemerkt.