Dienstag, 30. Januar 2024

Plauderecke

 


Die deutsche Sprache ändert sich immer wieder im Laufe der Zeit. 

Ich habe mir vor kurzem die Gesamtausgabe von Karl May, alle 300 Geschichten, Gedichte, Aufsätze als E-Book für 99Cent gekauft und zwar in der Ursprache. Seit 150 Jahren hat sich viel geändert in der Rechtschreibung. Zu Karl Mays Seiten wurden fast alle Worte die mit "T" mit "Th" geschrieben oder vieles was wir mit "e" schreiben wurden mit "ä" geschrieben. 

Nun in den Duden unserer Zeit haben sich auch viele neue Worte gefunden. 

Und wir haben die Gender-Sprache, sie soll das Geschlecht näher beschreiben. Nun ich will mich persönlich nicht mehr damit befassen, dazu bin ich zu alt. 

Was mich aber doch etwas schockierte, dass man jetzt tatsächlich überlegt ob man  auch Gott in die Gendersprache einbeziehen soll. 

Gott ist nicht männlich, nicht weiblich, nicht sächlich. Gott ist ein Symbol für eine Glaubensrichtung.

Glücklich die Menschen, die soviel Zeit haben, sich diesen Unsinn auszudenken.

In meinem Archiv habe ich eine Geschichte gefunden, die zu diesem Thema passt.

Viel Spaß beim Lesen! 

  


Rena und die lustigen Wörter

Die alte Frau betritt das Wohnzimmer und sieht lächelnd auf das friedliche Bild.

Ihre Enkelin kuschelt in der Sofaecke, ein Buch vor der Nase, auf ihren Füßen liegt eingerollt der dicke Kater Mohrle.

Die junge Frau hebt den Kopf und lächelt ihr zu.

Was liest du denn da?“

Ich habe das Buch auf dem Speicher gefunden und es ist ja so lustig.

Die Schriftstellerin heißt Hedwig Courths Mahler“

Die Oma runzelt die Stirn.

Als junges Mädchen habe ich diese Bücher verschlungen, obwohl sie im Internat nicht erlaubt waren. Doch irgendwie ist es einem der Mädchen immer gelungen sie einzuschmuggeln.

Und dann saßen wir auf dem Bett mit hochroten Wangen und Tränen in den Augen und lasen die herzzerreißenden Geschichten. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ein lustiges Buch dabei war.“

Rena kichert.

Die Geschichte ist immer noch voller Herzschmerz, aber nicht nur der Stil ist lustig, auch einige Wörter die vorkommen.

'Erlaucht' das Wort habe ich noch nie gehört, wer spricht heute noch jemanden so an.“

Die Oma lächelt.

Nach dem ersten Weltkrieg hat der Adel ja auch seine Bedeutung verloren.“

Ihre Enkelin grinst.

Und hier, der Notar öffnet mit wichtigem Blick das Testament des 'Erblassers,' als ich dieses Wort das erste Mal sah, las ich Er-blasser, obwohl so ein Erb-lasser ist ja wohl auch sehr blass.“

Rena will sich ausschütten vor Lachen und Mohrle maunzt verärgert, streckt sich und rollt sich auf der gegenüberliegenden Sofaecke zusammen.

Frau Baumeister schüttelt den Kopf.

Alte Spottdrossel!“

Rena grinst nur.

Da gibt es noch mehr so komische Wörter.

Der Graf möchte eine schlichte einfache Hochzeit ohne Brimborium und sein Schwiegervater gibt seiner Tochter das Anwesen als Morgengabe.“

Nun das ist nichts anders als die Mitgift, die Bräute mit in die Ehe bringen,“ erklärt ihre Oma, was bei Rena einen erneuten Lachanfall auslöst.

Das ist auch so ein Wort. Die Braut bekommt das Gift gleich mit, wenn ihr der Ehemann mal auf den Wecker fällt.“

Die alte Frau schüttelt den Kopf, dann muss sie mitlachen.

Naja die Sprache hat sich im Laufe der Jahre verändert.“

Rena wirkt nachdenklich.

Du weißt ja, dass ich als Kind die Bücher von Karl May verschlungen habe und da waren viele französische Wörter.“

Nun in der Zeit, in der Karl May lebte, waren ja auch die deutsch-französischen Kriege und das schlägt sich auch in der Sprache nieder.

So wie wir nach dem zweiten Weltkrieg unter amerikanischem Einfluss sind und die englischen Wörter unsere Sprache unterwandern.“

Rena überlegt einem Moment, dann lacht sie wieder.

Um nochmal auf das Buch zurückzukommen.

Die Menschen darin sind ja so was von steif. Die Männer so wohlerzogen und höflich, nach dem Motto 'errötend folgt er ihren Spuren'.

Und die Mädchen so schüchtern und sie leiden mit niedergeschlagenen Augen, brrrrr.“

Das Mädchen schüttelt sich.

Frau Baumeister lacht.

Nun die Geschichten spielen um die Jahrhundertwende und spiegeln diesen Zeitgeist und die Erziehung wider.“

Dann bin aber froh, dass ich im Jahr 2017 lebe! Stell dir vor Omi, wenn wir damals gelebt hätten, dann müsste ich dir jedes-mal, wenn ich dich besuche und begrüße ehrfürchtig die Hand küssen, statt dich in die Arme zu nehmen und liebevoll zu knuddeln. Und mit Uli müsste ich ins Theater gehen, wo wir steif nebeneinandersitzen müssen und nicht mal Händchen halten dürfen, denn es gab ja kein Kino.

 Wie elektrisiert springt sie auf.

Kino! gleich kommt Uli. Er hat versprochen mit mir in den Film 'Es' von Stephen King zu gehen. Ich muss mich fertig machen!“

Später, als Rena von ihrem Freund abgeholt worden ist, geht Frau Baumeister ins Wohnzimmer.

Sie nimmt das alte Buch in die Hand, betrachtet es versonnen, setzt sich auf ihren Lesesessel, nimmt ihre Lesebrille und beginnt zu lesen.

Mohrle verlässt das Sofa, springt der alten Dame auf den Schoß, rollt sich umständlich zusammen und beginnt zu schnurren.


© Lore Platz




5 Kommentare:

  1. Liebe Lore, ich lebe auch lieber im Hier und Jetzt, alles andere ist so umständlich - allein die Mode, schick war sie ja, aber unbequem. Liebe Grüße Roswitha

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  2. Tja liebe Lore, gut, daß Du nochmal an frühere Zeiten erinnerst. Es war auch damals nicht alles schlecht oder gut, genau so wie heute!

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  3. Liebe Lore, heute hast du uns zum Nachdenken und zum Lachen gebracht.
    Ich denke nur an" blass ", toll, das Wortspiel, auch der Gedanke zur "MitGift" herrlich.
    Amüsierte Grüße

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  4. Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass jetzt sogar Gott gegendert werden soll hat es mir echt die Sprache verschlagen. Man kann wirklich alles übertreiben. Und manche Menschen haben einfach zu viel Zeit.
    Liebe Grüsse

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  5. Das geht auch vorbei mit dem gendern. Ich ignoriere das Ganze. Bekkloppt! Aber schön, dass du das Thema aufgegriffen hast.

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