Dienstag, 29. Januar 2019

Die Liebe kam mit dem Regen

Das Wetter ist trüb, kalt und nass, darum lasst euch mit meiner Geschichte ein wenig das Herz erwärmen.
Viel Spaß beim Lesen!







Die Liebe kam mit dem Regen


Draußen ist es noch dunkel als Nicole das Bett verlässt und ins Bad schlurft
Heute hatte sie Frühschicht und das würde wieder stressig werden.
Bereits um viertel vor acht standen die Kunden schon lange vor dem Supermarkt in dem sie als Kassiererin arbeitete.
Und wenn dann um acht die Tür aufgesperrt wurde, dann stürmten sie herein, wie eine Herde wild gewordener Affen.
Nicole seufzte und betrachtete ihr Spiegelbild. Zweiunddreißig wurde sie bald und ihre biologische Uhr tickte und ihre ganze Sehnsucht galt einer eigenen kleinen Familie.
Aber die letzten zwei Jahre hatte sie neben dem Job auch noch ihre kranke Mutter gepflegt und da blieb für Männer wenig Zeit, obwohl sie gar nicht so schlecht aussah. Außerdem hatte die schlechte Erfahrung mit Richie sie misstrauisch gegenüber Männern werden lassen.
Seufzend wandte sie sich vom Spiegel ab.

Als sie wenig später aus der Haustür trat, prasselte der Regen in Sturzbächen vom Himmel.
Auch das noch!
Sie stülpte sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf und hastete zur U-Bahn.
Auch der Regen hielt die Leute nicht ab vom Einkaufen, nur ihre Stimmung spiegelt das schlechte Wetter wider.

(c) Helge L.

Nicole fiel es schwer ihr freundliches Lächeln beizubehalten, als sie in ihrem adretten Kittel mit dem Namensschild an der Kasse saß.
Immer wieder wurde sie von eiligen, schlecht gelaunten Kunden angekeift.
Und sie war froh, als der Blick auf die Uhr ihr zeigte, dass die Schicht bald zu Ende war.
Müde zog sie ihre verspannten Schultern hoch, da sah sie eine schmutzige kleine Hand, die 20 Cent und eine Packung mit Keksen auf das Laufband legte.
Bedauernd erklärte sie dem kleinen etwa sechsjährigen Mädchen:
Tut mir leid, Kleine, die Packung kostet einen Euro dreißig.“
Das Mädchen sah sie mit einem Blick an, der ihr fast das Herz zerriss, sammelte das Geld auf und lief hinaus.

Aufatmend verließ die junge Frau den Supermarkt.
Feierabend! Es hatte zu regnen aufgehört und so beschloss sie zu Fuß zu gehen.
Als sie in die nächste Querstraße einbog, sah sie das kleine Mädchen stehen.
Es wirkte irgendwie verloren und hustete heftig.
Spontan ging Nicole zu ihr hin.
Musst du denn nicht nach Hause?“
Das Mädchen erschrak und wollte weg laufen, da erkannte sie die freundliche Frau aus dem Supermarkt.
Wie heißt du denn?“
Christiane,“ murmelte die Kleine und scharrte verlegen mit den Füßen.
Nicole überlegte.
Sie konnte das Kind doch nicht einfach hier stehen lassen, außerdem war es viel zu leicht bekleidet bei dieser Kälte.
Da vorne ist ein Mac Donald, hast du Lust auf einen Burger?“
Christiane nickte heftig und strahlte, wobei eine Zahnlücke sichtbar wurde.
Da ihr die Kleine außer ihrem Namen nichts verraten wollte, nahm die junge Frau das Kind schließlich mit nach Hause.
Nach einem ausgiebigem Bad zog sie ihr einen Pullover über und steckte sie ins Bett, das im Zimmer ihrer Mutter stand.
Nachdem sie ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatte, gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn.
Das Mädchen schlang beide Arme um ihren Hals und flüsterte:
Ich möchte bei dir bleiben.“
Nicole verließ leise das Zimmer, ließ aber die Tür etwas offen stehen, damit das Kind sich nicht fürchtete in der ungewohnten Umgebung.
Lange saß die junge Frau nun da und überlegte was sie machen sollte. Die Polizei anrufen oder das Jugendamt verständigen?
Nein! Das hatte Zeit !
Vermissen würde die Kleine sicher keiner, so verwahrlost wie sie aussah.
Morgen hatte sie Spätschicht, dann würde sie vormittags erst Mal für das Kind anständige warme Kleidung kaufen.
Aber mit ihren zerrissenen verschmutzten viel zu dünnen Kleidchen konnte sie das Mädchen nicht mitnehmen.
Ihre Mutter hatte doch immer so viele Stoffe gesammelt!
Kurzentschlossen setzte sie sich an die Nähmaschine und nähte eine Latzhose und dazu ein Jacke.
Außerdem fand sie noch einen Wollstoff den sie zu einem warmen Pullover verarbeitete.
Die Sachen sahen zwar nicht modern aus, aber waren wenigstens warm.

Nicole spürte einen warmen kleinen Körper neben sich und öffnete die Augen.
Ihr kleiner Schützling lag eng an sie gekuschelt und schlief.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass das Kind in der Nacht in ihr Bett gekommen war.
Lächelnd betrachtete sie das vom Schlaf gerötete Gesicht und verließ leise das Zimmer.
Als sie gerade den Tisch deckte kam die Kleine in die Küche.
Hier riecht es aber gut.“
Guten Morgen Spatz, das sind die Pfannkuchen, gehe ins Bad wasche dich und ziehe dich an, nach dem Frühstück gehen wir einkaufen. Ich habe dir gestern noch schnell etwas genäht, hoffentlich gefällt es dir.“
Die Hose und auch der Pullover passten wie angegossen, die Unterwäsche der Kleinen hatte sie gestern Abend noch gewaschen und über die Heizung gelegt.
Christiane lief zu der jungen Frau und schmiegte sich an sie. „ Danke!“
Später dann bummelten die Beiden durch die Geschäfte und kamen mit vielen Taschen beladen wieder nach Hause. Den warmen Mantel und die warmen Schuhe durfte das Mädchen gleich anbehalten.
Nachdem sie die Pizza verspeist hatten sah Nicole Christiane ernst an:
Ich muss bald in die Arbeit und kann dich nicht alleine hier lassen, willst du mir immer noch nicht sagen wo du wohnst?“
Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf und klammerte sich schluchzend an die junge Frau:
Ich möchte bei dir bleiben, kannst du mich denn nicht in die Arbeit mitnehmen?“
Liebevoll strich ihr Nicole über den Kopf, „das geht nicht mein Schatz.“
Aber ich will auch ganz brav und still sein.“
Verzweifelt überlegte Nicole, ob sie frei nehmen sollte, doch so kurzfristig ging das nicht.
Dann fiel ihr Frau Jansen von gegenüber ein.
Und das sagte sie Christiane.
Die alte Frau erklärte sich gleich bereit.
Beim Abschied klammerte sich Christiane verzweifelt an Nicole.
Du kommst doch auch bestimmt wieder!“
Die alte Frau nickte Nicole beruhigend zu und so löste sich diese sanft aus der Umklammerung und verließ schnell die Wohnung.
Noch im Treppenhaus hörte sie das verzweifelt Weinen und es schnitt ihr ins Herz.
Bei der Arbeit heute war sie unkonzentriert und vertippte sich öfters und so war sie froh, als die Schicht zu Ende war.
Schnell hängte sie die Schürze in den Spind, da hörte sie auf dem Gang Stimmen.
Peter, der Biobauer, der jeden Abend den Markt belieferte.
Er hatte eine kleine Landwirtschaft und baute Biogemüse an, auch die Bioeier bezogen sie von ihm.
Außerdem hatte er ein Auge auf sie geworfen, was ihre Kolleginnen immer zum kichern brachte.
Er war ihr sympathisch aber mehr hatte sie noch nicht über ihn nachgedacht.
Dann fiel ihr ein, dass er einmal erwähnt hatte, dass er aus einer kinderreichen Familie stammte und ganz vernarrt in seine Neffen und Nichten wäre.
Außerdem arbeitete eine seiner Schwestern beim Jugendamt.
Sie stürzte auf den Gang, wo ihre Chefin und Peter standen. Die alte Frau grinste wissend und ging ihn ihr Büro.
Nicole kümmerte es nicht, was ihre Chefin vielleicht denken könnte.
Sie packte Peter am Ärmel und rief beschwörend:
Du bist genau der Mann den ich brauche!“
Einen Moment sah dieser sie verdutzt an, dann zog ein Grinsen über sein Gesicht.
Meine Rede!“
Da erst wurde Nicole bewusst, was sie gesagt hatte und wurde rot.
Sie fing zu stottern an: „nein, nein, so, so , ach welch ein Unsinn, ich brauche deinen Rat und deine Hilfe!“
Sofort wurde das Gesicht des Mannes ernst.
Komm!“ Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Lieferwagen.
Dort erzählte Nicole nun dem aufmerksam zuhörenden Mann von der kleinen Christiane.
Peter ließ den Motor an. „Als ersten sollten wir die Kleine bei Frau Jansen abholen. Sagst du mir bitte deine Adresse.“
Nicole nannte sie und lehnte sich entspannt zurück. Sie betrachtete das energische und doch so sensible Gesicht des Mannes neben ihr.
Eine Schönheit im eigentlichen Sinn war er nicht, aber sie spürte die Kraft und Stärke, die er ausstrahlte und seine Verlässlichkeit.
All die Jahre lastete soviel auf ihren Schultern und ihr Verlobter war ihr keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil er hatte nur immer gejammert und war beleidigt, wenn sie wieder mal keine Zeit für ihn hatte, weil es ihrer Mutter so schlecht ging.
Als sie bei Frau Jansen klingelten, öffnete Christiane die Tür und stürzte sich mit einem Freudenschrei in Nicoles Arme.
Dann erst bemerkte sie den Mann, der gerade Frau Jansen begrüßte.
Schüchtern drückte sie sich an Nicole.
Peter aber ging vor dem Kind in die Hocke.
Hallo, ich bin Peter und der Freund von Nicole, außerdem habe ich viele Nichten und Neffen, die sind genauso groß wie du.
Auch habe ich einen Bauernhof, mit kleinen Küken, zwei Katzen, einem Hund und sogar einem Pony.
Du kannst mich gerne mal mit Nicole besuchen. Willst du das“
Er gab ihr einen Nasenstüber.
Christiane nickte schüchtern lächelnd.
Ich habe einen Gemüseeintopf gemacht, viel zu viel, möchten sie etwas mitnehmen!“ fragte Frau Jansen.
Nicole bedankte sich bei der alten Frau.
Während sie dann die Suppe aufwärmte und den Tisch deckte hörte sie fröhliches Lachen aus dem Wohnzimmer.
Peter tappte brummend wie ein Bär auf allen Vieren herum und Christiane kringelte sich vor Lachen.
Später kam dann Jutta, Peters Schwester und gemeinsam gelang es ihnen von dem kleinen Mädchen die Adresse ihrer Mutter zu erfahren.
Aber Christiane erzählte ihnen auch, dass ihre Mutter bereits seit einigen Tagen nicht mehr nach Hause gekommen sei und als dann im Kühlschrank nichts mehr zu Essen gewesen war, habe sie das Geld genommen.
Dass es zu wenig war, hatte sie nicht gewusst.
Die drei Erwachsenen waren erschüttert.
Als Christiane dann im Bett lag, überlegten sie was weiter geschehen sollte.
Ich könnte dafür sorgen, dass du die Kurzzeitpflege bekommst bis man die Mutter gefunden hat.“ schlug Jutta vor.
Nicole nickte. „Kann ich das Kind nicht adoptieren?“
Dazu müsstest du verheiratet sein.“
Dem kann abgeholfen werden!“ rief Peter forsch.
Nicole sah ihn Stirn runzelnd an.
Soll das ein Heiratsantrag sein, wir hatten noch nicht einmal ein Date,“ rief sie empört.
Jutta gluckste und stand auf.
Das macht mal unter euch aus.“
Die beiden bemerkten nicht einmal, dass sie gegangen war.
Peter nahm Nicoles Gesicht in beide Hände und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
Dann strich er zart eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht und meinte leise.
Ich liebe dich schon lange und weiß, dass du die Richtige bist, aber wir werden es langsam angehen.“

Christianes Mutter wurde in einer billigen Absteige mehr tot als lebend gefunden. Hier hatte sie ihre Freier empfangen, um ihre Drogensucht zu finanzieren.
Peter und Nicole heirateten und bekamen die Pflegschaft für Christiane und das Mädchen blühte auf.
Als ihre Mutter nach langem Siechtum dann starb wurde sie von ihren Pflegeeltern adoptiert und wurde ihren kleinen Geschwistern eine liebevolle große Schwester.

© Lore Platz 29.01.2019






Donnerstag, 24. Januar 2019

Rena und die lustigen Wörter








Rena und die lustigen Wörter



Die alte Frau betritt das Wohnzimmer und sieht lächelnd auf das friedliche Bild.
Ihre Enkelin kuschelt in der Sofaecke, ein Buch vor der Nase, auf ihren Füßen liegt eingerollt der dicke Kater Mohrle.
Die junge Frau hebt den Kopf und lächelt ihr zu.
Was liest du denn da?“
Ich habe das Buch auf dem Speicher gefunden und es ist ja so lustig.
Die Schriftstellerin heißt Hedwig Courths Mahler“
Die Oma runzelt die Stirn.
Als junges Mädchen habe ich diese Bücher verschlungen, obwohl sie im Internat nicht erlaubt waren. Doch irgendwie ist es einem der Mädchen immer gelungen sie einzuschmuggeln.
Und dann saßen wir auf dem Bett mit hochroten Wangen und Tränen in den Augen und lasen die herzzerreißenden Geschichten. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ein lustiges Buch dabei war.“
Rena kichert.
Die Geschichte ist immer noch voller Herzschmerz, aber nicht nur der Stil ist lustig, auch einige Wörter die vorkommen.
'Erlaucht' das Wort habe ich noch nie gehört, wer spricht heute noch jemanden so an.“
Die Oma lächelt.
Nach dem ersten Weltkrieg hat der Adel ja auch seine Bedeutung verloren.“
Ihre Enkelin grinst.
Und hier, der Notar öffnet mit wichtigem Blick das Testament des 'Erblassers,' als ich dieses Wort das erste Mal sah, las ich Er-blasser, obwohl so ein Erb-lasser ist ja wohl auch sehr blass.“
Rena will sich ausschütten vor Lachen und Mohrle maunzt verärgert, streckt sich und rollt sich auf der gegenüberliegenden Sofaecke zusammen.
Frau Baumeister schüttelt den Kopf.
Alte Spottdrossel!“
Rena grinst nur.
Da gibt es noch mehr so komische Wörter.
Der Graf möchte eine schlichte einfache Hochzeit ohne Brimborium und sein Schwiegervater gibt seiner Tochter das Anwesen als Morgengabe.“
Nun das ist nichts anders als die Mitgift, die Bräute mit in die Ehe bringen,“ erklärt ihre Oma, was bei Rena einen erneuten Lachanfall auslöst.
Das ist auch so ein Wort. Die Braut bekommt das Gift gleich mit, wenn ihr der Ehemann mal auf den Wecker fällt.“
Die alte Frau schüttelt den Kopf, dann muss sie mitlachen.
Naja die Sprache hat sich im Laufe der Jahre verändert.“
Rena wirkt nachdenklich.
Du weißt ja, dass ich als Kind die Bücher von Karl May verschlungen habe und da waren viele französische Wörter.“
Nun in der Zeit, in der Karl May lebte, waren ja auch die deutsch-französischen Kriege und das schlägt sich auch in der Sprache nieder.
So wie wir nach dem zweiten Weltkrieg unter amerikanischem Einfluss sind und die englischen Wörter unsere Sprache unterwandern.“
Rena überlegt einem Moment, dann lacht sie wieder.
Um nochmal auf das Buch zurückzukommen.
Die Menschen darin sind ja so was von steif. Die Männer so wohlerzogen und höflich, nach dem Motto 'errötend folgt er ihren Spuren'.
Und die Mädchen so schüchtern und sie leiden mit niedergeschlagenen Augen, brrrrr.“
Das Mädchen schüttelt sich.
Frau Baumeister lacht.
Nun die Geschichten spielen um die Jahrhundertwende und spiegeln diesen Zeitgeist und die Erziehung wider.“
Dann bin aber froh, dass ich im Jahr 2017 lebe! Stell dir vor Omi, wenn wir damals gelebt hätten, dann müsste ich dir jedes-mal, wenn ich dich besuche und begrüße ehrfürchtig die Hand küssen, statt dich in die Arme zu nehmen und liebevoll zu knuddeln. Und mit Uli müsste ich ins Theater gehen, wo wir steif nebeneinandersitzen müssen und nicht mal Händchen halten dürfen, denn es gab ja kein Kino.“
Wie elektrisiert springt sie auf.
Kino! gleich kommt Uli. Er hat versprochen mit mir in den Film 'Es' von Stephen King zu gehen. Ich muss mich fertig machen!“
Später, als Rena von ihrem Freund abgeholt worden ist, geht Frau Baumeister ins Wohnzimmer.
Sie nimmt das alte Buch in die Hand, betrachtet es versonnen, setzt sich auf ihren Lesesessel, nimmt ihre Lesebrille und beginnt zu lesen.
Mohrle verlässt das Sofa, springt der alten Dame auf den Schoß, rollt sich umständlich zusammen und beginnt zu schnurren.

© Lore Platz   2017



Mittwoch, 23. Januar 2019

Schäfflertanz - Erinnerungsgeschichte

 Heute fand ich in meinem Postfach eine Einladung von einem ortsansässigem Betrieb. Am Sonntag wird vor diesem Betrieb ein Schäfflertanz vorgeführt.
Leider bin ich ja gehbehindert, denn dieser Tanz ist ein  besonders schönes Ereigniss. 
Einer Legende nach gibt es den Schäfflertanz seit dem Jahr 1517. Damals herrschte in ganz Europa die Pest. Da sich die Menschen kaum noch auf die Straße trauten, ging ein Schäffler hinaus und führte einen Tanz auf, um so die Leute wieder ins Freie zu locken.
Ein Schäffler war ein Fassmacher, deshalb sind die Tänzer mit einer schwarzen Kniebundhose, einer roten Jacke, einem Lederschurz und einer grünen Kappe bekleidet. 

 

 
Hilfe bringt die Feuerwehr


Als ich unlängst in meiner Fotokiste kramte, fiel mir ein Bild von einer Gruppe Schäffler aus dem
Jahre 1949, übrigens meinem Geburtsjahr, in die Hände.
Ob mein Vater deshalb diese Gruppe aufgenommen hat?
Der Legende nach wurde der erste Tanz der Schäffler in München im Jahre 1517 während einer Pestepidemie aufgeführt, als sich die Menschen nicht mehr auf die Straße wagten.
Doch erstmals nachgewiesen ist der Schäfflertanz im Jahre 1702.
Die Legende dürfte im 19. Jahrhundert entstanden sein.
Denn ob 1517 in München wirklich eine Pestepidemie war, kann nicht nachgewiesen werden.
In den Sterberegistern dieser Zeit standen keine auffälligen Todesraten.
Die Tanzfiguren der Schäffler bestehen neben den Tänzern, aus dem Vortänzer, dem Fass -Schlager
( Sie schlagen mit dem Hammer auf die Fässer)
und den Reifenschwinger, die einen Holzreifen in dem auf einer kleiner Vertiefung ein volles Weinglas (oder Schnapsglas) steht schwingen, ohne einen Tropfen zu verschütten.
Vergessen darf man auch natürlich den Kasperl nicht, der mit Gstanzl (gesungene Reime) die Leute derblekkt (verspottet)
Einmal war sogar meine große Schwester Karin Ziel ihres gutmütigen Spottes.
Meine Schwester arbeitete im Sommer nebenbei in einem Biergarten als Kellnerin.
Eines nachts, nachdem sie noch abgerechnet hatte setzte sie sich ins Auto und fuhr die etwa
15 Kilometer nach Hause.
Ich kann mich noch erinnern, es war eine hellblauer Opel mit weißem Dach und gehörte meinem Vater.
Zu Hause angekommen stellte meine Schwester fest, dass sie die Schlüssel liegen gelassen hatte.
Wie nun ins Haus kommen, ohne alle rebellisch zu machen.
Sie sammelte einige Kieselsteine und bombardierte mein Fenster.
Aber ich schlief natürlich so tief wie ein Bär im Winter und hörte nichts.
Es war zwar Sommer, aber im Auto schlafen wollte meine Schwester nun doch nicht, auch zurückfahren hatte keinen Sinn.
Denn auch in dem Gasthof würden alle jetzt friedlich schlafen.
Sie schaute sich um, als ein herzhaftes Lachen hinter ihr ertönte.
Über den Dorfplatz kamen zwei Floriansjünger geschlendert, die ihre Bemühungen schon eine
Zeitlang feixend beobachtet hatten.
Karin schilderte kurz ihre blöde Situation.
Dann wollte sie wissen, was die beiden zu so später Stunde noch hier machten.
Die beiden jungen Männer deuteten hinüber zum Sparkassenplatz wo ein wunderschöner Altar aufgebaut worden war und drei weiter Floriansjünger eifrig winkten.
Morgen war nämlich Primiz und die jungen Burschen mussten den Altar bewachen.
Karin schlenderte mit ihnen hinüber und mit großem Hallo wurden sie begrüßt.
Für die Feuerwehrmänner war dies eine willkommene Abwechslung in der langweiligen Nachtwache.
Karin wurde eine Leberkässemmel in die Hand gedrückt und auch aus der kreisenden Bierflasche durfte sie einen Schluck nehmen.
Als die Kirchturmuhr aber dreimal schlug, bekam meine Schwester doch einen Schrecken.
Nun wurde beratschlagt, wie man dem Mädchen helfen konnte und dann kam einer auf die glorreiche Idee das Feuerwehrauto zu holen und Karin sollte dann über die ausgefahrene Leiter in das offen stehende Wohnzimmerfenster im ersten Stock klettern.
Vergnügt machten sich alle auf den Weg zum Spritzenhaus.
Für die Jungs war das eine Riesengaudi.
Unter viel Gelächter wird das große rote
Feuerwehrauto geholt und vor unserer Wohnung dann die Leiter ausgefahren.
Unter den leisen anfeuernden Rufen der jungen Männer kletterte Karin hinauf.
Bevor sie im Zimmer verschwand warf sie ihren freundlichen Kavalieren noch ein Kusshand zu.
Beim nächsten Schäfflertanz wurde diese Geschichte dann als Gstanzl gesungen.
Und erst da haben meine Eltern alles erfahren.
Übrigens sind die Schäffler auch auf dem Rathaus von München zu sehen.
Zu der Melodie „aber heit is koalt, aber heit is koalt, drehen sich die Figuren im Kreis und im Sommer ist der Platz vor dem Rathaus von Touristen besetzt die alle nach oben sehen und die Kameras zücken.


© Lore Platz 23.01.2019







Montag, 21. Januar 2019

Der Schneemann der die Welt kennen lernen wollte

Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende.
Heute habe ich wieder eine Geschichte für euch und wünsche  viel Spaß beim Lesen!
 



Der Schneemann, der die Welt kennen lernen wollte


Herr Knudelich stand aufrecht im Vorgarten eines schmucken kleinen Häuschen und hatte wieder mal einen Traum.
Herr Knudelich war übrigens ein Schneemann und die kleine Birgit, die ihn erschaffen hatte, gab ihm diesen Namen.
Nun stand er also schon einige Zeit hier im Garten und anfangs war es ja noch sehr interessant.
Birgit besuchte ihn jeden Tag und erzählte ihm aufgeregt von einem Nikolaus und einem Christkind und ihren Wünschen an die beiden.
Auch konnte er beobachten wie der Vater der Kleinen heimlich einen Tannenbaum in den Schuppen brachte und ihn dann zusammen mit Birgits Mutter im Haus mit bunten Flitterzeug behängt.
Herr Knudelich gefiel das sehr gut.
Als dann dieses Christkind gekommen war, erzählte ihm Birgit aufgeregt, welche Geschenke es bekommen hatte und zeigte ihm ganz stolz den neuen Rodelschlitten.
Einige Tage später kam dann mitten in der Nacht die ganze Familie, selbst Opa und Oma waren dabei, in den Garten und auf einmal fingen die Sterne an zu explodieren.
Und alle freuten sich und riefen „Aaah“ „Ooooh“
Die Nachbarn kamen herüber und wünschten ein gutes neues Jahr und ein Mann der schwankte so komisch und bot ihm sogar ein Glas Sekt an.
Wusste der nicht, dass Schneemänner nicht essen und trinken.

Aber seit diesem schönen Erlebnis war es ziemlich langweilig hier.
Birgit hatte nun keine Zeit mehr für ihn, denn nach der Schule ging sie mit ihren Freunden zum rodeln.
Herr Knudelich stand also einsam da und betrachtete gelangweilt die Gegend ringsum, die er schon mit geschlossenen Augen erkennen konnte.
Die einzige Abwechslung war der Besuch der Vögel, deren Unterhaltung er lauschte, wenn sie das Futterhäuschen besuchten.
Die Spatzen stritten sich ja meistens und gönnten dem anderen das Futter nicht.
Die Meisen und Finken benahmen sich gesitteter.
Und einmal hörte er eine Kohlmeise klagen, dass ihre gute Freundin, die Schwalbe, in den Süden geflogen sei und sie diese sehr vermisse.
Nun träumte Herr Knudelich davon auch einmal in die weite Welt hinaus zu gehen.
Die Dämmerung hatte inzwischen ihre dunklen Schleier über das Land gelegt und es fing an zu schneien.
Dicke weiße Flocken setzten sich auf den Hut des Schneemanns.
Die Schneeflocken waren ja ein lustiges Völkchen und lachten und schnatterten in einer Tour.
Plötzlich kam der Wind durch den Garten und wirbelte die fröhlichen Flöckchen hoch.
Diese hielten sich an den Händen und tanzten lachend und jubelnd in der Luft.
Eine Weile ging das fröhliche Spiel, dann setzte sich der Wind erschöpft gegenüber von Herrn Knudelich in den Schnee.
Er holte ein paarmal tief Atem und lächelte verlegen.
Man merkt doch, dass man nicht mehr der Jüngste ist, diese kecken jungen Dinge bringen einem ganz schön außer Atem.“
Herr Knudelich schmunzelte.
Da haben sie recht, aber man kann ihnen ja nicht böse sein.“
Ein tiefer Seufzer begleitete diesen Satz.
Der Wind runzelte die Stirn.
Was haben sie denn!“
Ach ich möchte so gerne die Welt kennen lernen und sitze hier fest. Ach könnte ich doch auch so durch die Luft wirbeln wie ihr.“
Nachdenklich betrachtete ihn der Wind, dann rief er.
Ich habe eine Idee, ich helfe ihnen. Zuerst einmal brauchen sie Füße. Bitte erschrecken sie nicht.“
Und er pustete kräftig den Schneemann an und als dieser nach unten sah, hatte er tatsächlich zwei stämmige Füße.
Vorsichtig hob er erst den einen, dann den anderen und machte ein paar Schritte, noch etwas unbeholfen, aber mit der Zeit wusste er wie es ging und raste durch den Garten.
An der verschlossenen Tür zur Straße blieb er stehen.
Das haben wir gleich,“ meinte der Wind und warf sich gegen das Gatter, bis der Riegel raus sprang und der Weg zur Freiheit offen war.
Eine Weile noch begleitete der Wind seinen neuen Freund, doch dann musste er weiter.
Gute Reise und Lebewohl!“
Lebewohl und vielen Dank!“
Nun setzte Herr Knudelich seinen Weg alleine fort und er kam aus dem Staunen nicht heraus, was gab es doch alles zu sehen in der Stadt.
Doch dann wurden die Häuser weniger und vor ihm lag eine freies schneebedecktes Feld.
Vergnügt wanderte er über die Schneedecke und erreichte einen Wald.
Hier wollte er erst einmal ausruhen und so setzte er sich unter einen Baum.
Erschrocken fuhr er zusammen, als er ein Flügelrauschen vernahm und ein leises „Uhuhuhuhh“
Ein großer Vogel ließ sich neben ihm nieder.
Wer bist denn du?“ wollte er wissen.
Ich bin Herr Knudlich, ein Schneemann,“ stellte sich dieser vor.
Ach ja solche Dinger habe ich schon in den Gärten stehen sehen. Wusste gar nicht, dass sie laufen können. Was willst du denn hier im Wald.“
Ich möchte die Welt kennen lernen.“
Wenn es dir Spaß macht, ich will jetzt in mein Bett!“
brummte die Eule, flog auf den Baum und schlüpfte durch ein Loch.
Herr Knudelich schmunzelte, ein seltsamer Vogel und nicht mal vorgestellt hatte er sich.
Doch der Schneemann war nun auch müde und so lehnte er sich zurück an den Stamm und schloss die Augen.

Wer er wohl ist, wo er wohl er wohl herkommt?“
Herr Knudelich öffnete die Augen und bemerkte einige Hasen, die ihn neugierig betrachteten.
Der Schneemann streckte die Arme und gähnte laut, was die Hasen kichern ließ.
Guten Morgen,“ sagte er gutgelaunt.
Guten Morgen,“ tönte es im Chor.
Ich bin Herr Knudelich, ein Schneemann, der die Welt kennen lernen will. Und gestern Abend war ich so müde, dass ich hier erst einmal Rast machte.“
Ich bin Benny, das sind meine Schwester Karla, mein Bruder Rudy und der Kleine ist Felix,“ stellte der Größte der Hasen sich und seine Geschwister vor.
Es raschelte im Baum und Schnee fiel herab.
Ein Eichhörnchen kletterte geschwind den Stamm herunter und sprang in den Schnee.
Nun bin ich aufgewacht vor Hunger und weiß nicht wo ich meine Nüsse versteckt habe,“ seufzte es und lief kopfschüttelnd davon.
Jedes Jahr dasselbe, Miabel vergisst immer wieder, wo sie ihre Nüsse versteckt hat,“ lachte Benny.
Da kommt der Fuchs !“ rief Felix und auf einmal waren die Hasen verschwunden.
Neugierig sah Herr Knudelich dem rotbraunen Gesellen, mit dem buschigen Schwanz, entgegen.
Guten Tag,“ grüßte der Schneemann höflich, als der Fuchs vor ihm stehen blieb.
Ja,ja,“ brummte dieser und hob schnuppernd die spitze Nase.
Hier riecht es doch nach Hasen, ihr habt nicht zufällig welche gesehen?“
Ja, aber das ist schon eine ganze Weile her.“
Schade, dabei hätte ich so eine Lust auf Hasenbraten!“
Verärgert lief der Fuchs weiter.
Herr Knudelich sah ihm grinsend nach, dann erhob er sich,
Zeit weiter zu gehen.
Nun wanderte er viele Tage bergauf, bergab und die Welt gefiel ihm.
Oft hielt er ein Schwätzchen mit den Tieren, denen er begegnete.
Menschen ging er aus dem Weg und wenn er doch einem begegnete, dann bleib er stocksteif stehen.
Eines Tages kam er an einen Bach.
Vergnügt beobachtete er wie das Wasser fröhlich plätschern über Stock und Stein hüpfte.
Wohin des Weges mein Freund!“ rief er.
In die weite Welt!“
Dahin will ich auch, können wir denn nicht zusammen wandern, allein macht es keinen Spaß!“
Gerne, aber leider bist du viel zu schwer, ich kann dich nicht tragen!“
Inzwischen war die Sonne höher gestiegen und da es bald Frühling wurde, waren ihre Strahlen viel kräftiger und der Schnee ringsum begann zu schmelzen.
Auch an dem Schneemann liefen große Tropfen herab.
Ich weine !“ rief er erschrocken.
Der Bach lachte: „ Nein du schmilzt, es wird Frühling!“
Ach wie schrecklich!“ Nun fing er Herr Knudelich wirklich an zu weinen.
Nein, da ist doch wunderbar!“ meinte der Bach und lachte.
Was soll denn daran wunderbar sein?“ fragte der Schneemann und war einen Moment wirklich beleidigt.
Verstehst du denn nicht, wenn du schmilzt wirst du zu Wasser und dann können wir zusammen die Welt entdecken!“
Und der Schneemann wurde immer kleiner und bald war nur noch eine kleine Pfütze von ihm übrig.
Diese aber setzte sich in Bewegung und floss in den Bach.
Und nun konnten die beiden Freunde, der Schneemann und der Bach die Welt gemeinsam entdecken.

© Lore Platz  21.01.2019








Freitag, 18. Januar 2019

Die Zaubergeige Ende



(c)  meine Tochter



Als er am nächsten Tag erwacht ist es noch dämmrig draußen.
Aber er fühlt sich frisch und ausgeruht.
Schnell springt er aus dem Bett, bückt sich und zieht das Paket hervor.
Vorsichtig wickelt er die Geige aus der Decke und betrachtet sie staunend.
Wie wunderschön sie ist.
Behutsam fährt er mit der Hand über das Gehäuse und zupft ganz zart mit dem Finger die Saiten.
Er schlüpft in seine Jacke, wickelt die Geige wieder in die Decke und klettert aus dem Fenster.
Es ist noch sehr früh und das Dorf ist wie ausgestorben.
Arne klopft an Pascals Fenster.
Das verschlafene Gesicht des Jungen erscheint und verschwindet wieder.
Verzweifelt klopft Arne noch einmal.
Die Tür öffnet und sich und Pascal sieht ihn wütend an.
Du weckst ja meine Eltern auf. Was willst du?“
Komm mit, ich muss dir was zeigen!“
Pascal knöpft sich seinen Mantel zu und folgt etwas misstrauisch dem Jungen.
 
(c) meine Tochter
Arne wartet unter der großen Kastanie in der Ortsmitte auf ihn.
Etwas verlegen sieht er Pascal entgegen, dann sagt er ernst:
Es tut mit leid, dass ich deine Geige kaputt gemacht habe, es war dumm und gemein von mir und ich danke dir, dass du mich nicht verraten hast. Doch sieh mal,was ich in einer der Höhlen in den Klippen gefunden haben.“
Er wickelt das Instrument aus und Pascal bekommt kugelrunde Augen.
Die ist ja wunderschön,“ flüstert er ehrfürchtig und nimmt die Geige in die Hand.
Sie ist vollkommen aus Glas, wie sie wohl klingt?“
Spiel,“ flüstert Arne.
Pascal stützt die Geige unterm Kinn ab und fährt
sachte mit dem Bogen über die Saiten.
Er zarter heller Ton erklingt.
Und dann beginnt Pascal zu spielen, zuerst ein Menuett von Mozart, dann einen Walzer von Johann Brahms und schließlich die Träumerei von Robert Schumann.
Und die Geige jauchzt, jubelt und singt und es ist als würden die Töne zum Himmel aufsteigen.
Plötzlich ist ein tiefes Grollen zu hören, als würde ein Gewitter aufziehen.
Ein großer weißer Wolf taucht am Ortseingang auf und kommt auf sie zu, die Lefzen zurückgezogen und aus seinen roten Augen schießen kleine Blitze.
Die beiden Jungen rücken ängstlich zusammen.
Auf einmal steht Mutter Erde neben ihnen.
Spiel weiter Pascal!“
Und obwohl sein Magen sich vor Angst verkrampft, lässt der Junge die Geige singen und jubilieren und es ist als würde sie von selber spielen.
Der weiße Wolf bleibt stehen, setzt sich auf die Hinterläufe und beginnt fürchterlich zu heulen.
Pascal aber lässt sich nicht beirren, er spielt weiter.
Das Heulen des Wolfes geht in ein Winseln über, er dreht sich um und läuft davon.
Wir haben sie besiegt, wir haben die Eishexe besiegt!“ jubelt Mutter Erde.
Spiel weiter mein Junge, spiele weiter, vielleicht weckst du meinen Sohn!“
Und Pascal spielt und die Töne umschmeicheln das Land und der Schnee beginnt zu schmelzen.
In den Häusern ringsum gehen die Lichter an und die Menschen kommen aus ihren Häusern.
 
(c) meine Tochter

Ein Rauschen und Brausen ertönt und das Meer beginnt wilde Wellen zu schlagen und aus den Fluten steigt ein junger schöner Mann.
Er ist ganz in Grün gekleidet und in seinem langen goldbraunen Haar sind Blumen geflochten.
Und als er den Boden betritt, erblühen unter jedem seiner Schritte die schönsten Blumen.
Die Menge teilt sich, als er auf sie zu schreitet.
Er verneigt sich vor Mutter Erde und diese nimmt ihn mit Tränen in den Augen in den Arm.
Dann wendet sie sich an die Menschen, die sie voller Staunen betrachten.
Wir alle waren in großer Gefahr. Die Eishexe wollte die Weltherrschaft erringen und hat meinen Sohn, den Frühling gefangen genommen.
Zum Glück konnte er auf der Flucht seine Zaubergeige verstecken.
Diese beiden mutigen Jungen haben sie gefunden und zum Spielen gebracht und so konnte der Bann der Eishexe gebrochen werden.“
Hoch Pascal, hoch Arne!“ rufen die Kinder und die anderen stimmen mit ein.
Pascal sieht zu seinen Eltern, die ihm mit Tränen in den Augen zulächeln.
Auch Arnes Blick gleitet über die Menge, doch er kann sein Eltern nirgends entdecken.
 
(c) meine Tochter

Der Frühling aber beugt sich zu Pascal und streckt die Hand aus.
Nun werde ich weiter spielen und die Natur zum Leben erwecken.“
Fröhliche Weisen spielend dreht er sich um und ringsum beginnt der Schnee restlos zu schmelzen.
Alles fängt an zu blühen und selbst an der großen Kastanie sprießen die ersten Triebe.
Mutter Sonne und ihre Töchter schieben mit ganzer Kraft die dicken Wolken weg und senden ihr Licht und ihre Wärme auf die Erde.
Die Leute jubeln und strecken ihre Gesichter der Sonne entgegen.
Mutter Erde hebt die Hand und Stille tritt ein.
Da diese beiden tapferen Jungen uns alle aus einer großen Gefahr gerettet haben, werde ich jedem einen Wunsch erfüllen. Nun Arne, was wünscht du dir?“
Arne senkt den Kopf und sagt so leise, dass nur Mutter Erde ihn verstehen kann.
Ich habe nichts verdient.“
Mutter Erde beugt sich zu ihm hinunter und flüstert:
Durch deine gute Tat hast du deinen Fehler wieder gut gemacht, aber ich werde mir für dich einen Wunsch ausdenken.“
Sie richtet sich auf und sagt.
Unser Arne ist noch so überwältigt, dass ihm gar nicht einfällt, also werde ich mir für ihn etwas ausdenken.“
Alles lacht.
Und was wünscht du dir denn Pascal?“ fragt Mutter Erde.
Lass dir dein lahmes Bein wegzaubern!“ ruft Arne.
Pascal lächelt, dann sucht sein Blick seine Eltern und langsam schüttelt er den Kopf.
Nein, ich habe mein lahmes Bein schon so lange und es stört mich nicht, aber...“
Er wendet sich an Mutter Erde und murmelt:
Ich hätte so gerne eine neue Geige.“
Lächelnd streckt Mutter Erde die Hand aus und hält auf einmal eine wunderschöne glänzende Geige in den Händen und reicht sie an Pascal weiter.
Sie ist viel viel schöner als seine alte Geige und als er den Bogen ansetzt, erklingen die Töne so zart und so rein.
Pascal lacht fröhlich und beginnt eine übermütige Weise zu spielen und die Menschen tanzen auf der inzwischen grünen blühenden Wiese.
Mutter Erde aber wendet sich um und geht leise davon.

Nun gibt es nicht mehr viel zu erzählen.
Arne und Pascal wurden die besten Freunde.
Und wehe, einer schaute Pascal nur schief an, dann war Arne schon da mit geballten Fäusten.
Arnes Eltern schafften es endlich sich zu trennen und ließen sich scheiden.
Da keiner von beiden aber Arne wollte, ging der Vater von Pascal zum Bürgermeister und setzte es durch, dass Arne bei Ihnen bleiben durfte.
Arne war nun der glücklichste Junge und dachte im Stillen, ob das wohl der Wunsch von Mutter Erde für ihn war.

Pascal wurde, wie nicht anders zu erwarten ein weltberühmter Geiger und Arne?
Nun der wurde … Geigenbauer!
Doch die Freundschaft der Beiden hielt bis an ihr Lebensende.

© Lore Platz   18.01.2019