Mittwoch, 30. Januar 2019

Wie der Zufall dem Schicksal einmal geholfen hat.

Träumt ihr nicht auch von Sonnenschein und Wärme, wenn ihr aus dem Fenster blickt und das trübe Wetter seht.
Wie schön wäre es jetzt im freien in einem Cafe zu sitzen, einen Becher Eis löffeln und das Gesicht der warmen Sonne entgegen strecken.
Lasst mich euch einladen ins Cafe zur goldenen Sonne.
Viel Spaß beim Lesen!

 
(c) R.M.z.V.
Wie der Zufall dem Schicksal einmal geholfen hat.

Etwas gelangweilt flog der Zufall durch die Gegend.
Unter ihm lag der Rumensrieder Forst, ein beliebter Ausflugsort.
Es war Sonntag und viele Wanderer und Familien waren bei dem schönen Wetter unterwegs.
Am Ende des Waldes lag das CafeZur Goldenen Sonne“ und der Zufall verzog etwas spöttisch das Gesicht.
Sehr einfallsreich fand er den Namen nicht.
An den runden weißen Tischen saßen nur vereinzelt einige Personen.Erst später, wenn die Ausflügler müde von ihrer Wanderung zurück kamen, würde hier mehr los sein.
Auf dem alten Kastanienbaum, der seine weit ausladenden Äste Schatten spendend über den Platz breitete, entdeckte der Zufall Myriam, die jüngste Tochter der Schicksalsfee.
Myriam die Träumerin nannte man sie, denn sie war mit den Gedanken immer irgendwo in den Wolken.
Auch jetzt saß sie auf einem Ast, baumelte mit den Beinen und sah träumend in die Wolken.
Der Zufall setzte sich neben sie.
Hallo Myriam, was machst du denn hier.“
Die Fee zuckte zusammen, dann erkannte sie ihn.
Hallo Zufall, oh ich soll einen Auftrag ausführen.“
Was musst du denn tun?“
Siehst du, da unten die junge Frau, die ganz allein am Tisch sitzt?“
Der Zufall spähte zu dem betreffenden Tisch.
Eine junge etwas unscheinbare Frau rührte mit gesenktem Kopf in ihrer Kaffeetasse.
Ab und zu warf sie einen Blick zum Nebentisch, an dem ein gutaussehender junger Mann saß und sich gelangweilt umsah.
Weiter hinten blätterte ein anderer Mann mit einer dicken Hornbrille auf der Nase in einem Stapel Papier und schien die Umgebung um sich herum gar nicht wahrzunehmen.
Der Zufall wandte sich zu Myriam.
Was ist mit der jungen Frau?“
Das ist Frauke Baumgarten, sie ist sehr sensibel und schüchtern und meine Mutter gab mir den Auftrag sie mit dem Mann, der ihr vom Schicksal bestimmt ist, zusammen zu bringen“
Welcher von den Beiden ist es?“
Oh?“ Etwas ratlos sah die Fee zwischen den beiden Männern hin und her.“
Du hast wieder geträumt und nicht aufgepasst!“ meinte der Zufall streng.
Myriam errötete und wurde ein wenig rot.
Doch, ich weiß es ganz genau, der Hübsche mit den lustig funkelnden Augen,“ meinte sie trotzig.
Der Zufall wiegte zweifelnd das Haupt.
Er fand nicht das der Genannte lustige Augen hatte. Eher sahen sie spöttisch und sehr überheblich in die Welt.
Doch Myriam hatte nun ihre silbernen Schicksalsfäden aus der Tasche geholt und warf sie über die beiden jungen Menschen.
Dann flog sie davon.
Der Zufall aber blieb sitzen, denn er wollte wissen was weiter passierte.
Frauke beobachtet heimlich den jungen Mann am Nebentisch.
Er gefiel ihr, aber gutaussehende Männer interessierten sich nicht für so eine graue kleine Maus wie sie.
Gerade warf er einer blonden Joggerin, die aus dem Wald kam, einen herausfordernden Blick zu.
Diese schenkt ihm ein keckes Lächeln und lief weiter.
Beneidenswert!“ dachte Frauke, „ so hübsch und selbstsicher würde sie auch gerne sein.“
Nun ließ der junge Mann gelangweilt seinen Blick über die anderen Gäste gleiten und blieben an Frauke hängen, der einzigen jungen Dame hier.
Besser als nichts!“ dachte er, erhob sich und schlenderte hinüber zu dem Mädchen.
Darf ich mich zu ihnen setzen?“
Frauke verschluckte sich fast an ihrem Kaffee und wurde knallrot.
Bibibitte,“ stammelt sie.
Ingo Markner,“ stellte er sich vor, zog den Stuhl geräuschvoll unter dem Tisch hervor und flegelte sich darauf.
Frauke Baumgartner,“ murmelte das Mädchen, dessen Herz wie eine Trommel schlug und sie meinte man könnte es hören.
Sie habe ja gar keinen Kaffee, darf ich ihnen einen bestellen?“
Er wartete ihre Antwort gar nicht ab und winkte der Kellnerin.
Eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen und mir ein Glas Bier.“
Die Bedienung wandte sich an Frauke.
Welchen Kuchen möchten sie denn.“
Ehe Frauke nur den Mund aufmachen konnte, meinte der junge Mann schon:
Bringen sie ihr irgendein Stück Torte und nun schwirren sie ab, aber ein bisschen dalli.“
Die Kellnerin warf ihm einen giftigen Blick zu und auch Frauke war etwas befremdet von dem rüden Ton und leise Zweifel kamen ihr.
Der Zufall aber saß oben auf dem Baum und runzelte die Stirn.
Der Schönling redete nun wie ein Wasserfall auf Frauke ein, die still ihren Kuchen aß.
Der Mann mit der Hornbrille hatte inzwischen bezahlt und packte die Blätter in seine braune Aktentasche.
In den Augen des Zufalls blitzte es auf.
Er hatte das unbestimmte Empfinden, dass Myriam sich getäuscht hatte und dass der Mann mit der Hornbrille für Frauke bestimmt war.
Als dieser nun an dem Stuhl des Mädchens vorbei ging, hob der Zufall grinsend seine Hand, der Mann stolperte und fiel gegen das Mädchen.
Frauke fiel die Kaffeetasse aus der Hand.
Ein hässlicher Kaffeefleck breitete sich auf ihrer Bluse aus und ein paar Spritzer landeten auf der Krawatte ihres Gegenübers.
Ingo sprang auf und brüllte:
Du tolpatschiger Trampel, sieh mal was du angerichtet hast. Die Krawatte war noch ganz neu. Aber das kommt davon, wenn aus lauter Gutmütigkeit sich mit so einem unscheinbaren Mauerblümchen einlässt.!“
Frauke erblasste und senkte den Kopf, damit man die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte.
Der Mann mit der Hornbrille aber trat drohend auf Ingo zu und knurrte zornig.
Die junge Dame kann gar nichts dafür, das war meine Schuld. Außerdem werden sie sich sofort bei ihr entschuldigen!“
Die Kellnerin, die herbei geeilt war, warf Ingo einen spöttischen Blick zu.
Dieser aber dreht sich um und stolzierte, ganz gekränkte Unschuld, davon.
Was ist mit der Rechnung!“ rief ihm die Kellnerin nach.
Lassen sie nur, ich übernehme das.“
Nachdem abkassiert war, wandte sich der Mann mit der Hornbrille an Frauke.
Mitleidig blickte er auf ihren gesenkten Kopf.
Es tut mir leid, dass ich ihren Freund vertrieben habe.“
Frauke hob den Kopf und lächelte.
Er war nicht mein Freund, ich habe ihn eben erst kennen gelernt. Und ehrlich gesagt, bin ich froh, dass sie ihn in die Flucht geschlagen haben.“
Der junge Mann aber dachte: „Was für schöne Augen sie hat.“
Dann stutzte er.
Arbeiten sie nicht in der Kanzlei Brankburger?“
Frauke nickte erstaunt.
Ich bin der neue Assessor. Gestatten Marco Dornbach. Da habe ich mich ja schön eingeführt.“
Die beiden sahen sich an, dann wurde ihnen das absurde der Situation bewusst und sie begannen fröhlich zu lachen.
Und wieder dachte Marco : „Sie ist richtig schön, wenn sie lacht.“
Darf ich sie nach Hause bringen?“
Frauke nickte und bald gingen sie in eine angeregte Unterhaltung vertieft, als kannten sie sich schon lange, zum Parkplatz.
Der Zufall aber grinste und flog davon.

Eine Woche später.
Myriam saß auf einer Wiese und flocht einen Blumenkranz. Mit den Gedanken war sie mal wieder im Traumland.
Ihre Mutter tauchte neben ihr auf und fragte streng.
Hast meinen Auftrag ausgeführt?“
Die junge Fee erschrak.
Daran hatte sie schon nicht mehr gedacht. Sie hätte sich überzeugen müssen, ob es auch geklappt hatte.
Moira schnippte mit den Fingern und ein Bild erschien.
Frauke und Marco schlenderten Hand in Hand durch einen Park. Ab und zu blieben sie stehen und küssten sich.
Myriam erschrak. Das war ja gar nicht der Mann den sie für Frauke bestimmt hatte.
Unter den Lidern warf sie einen besorgten Blick zu ihrer Mutter.
Diese aber lächelte.
Das hast du gut gemacht. Die Beiden hat das Schicksal füreinander bestimmt. Sie werden sehr glücklich werden.
Ehrlich gesagt, ich hatte meine Zweifel, dass du es richtig machen würdest. Ich bin stolz auf dich. Komm, ich gebe dir eine neue Aufgabe.“
Während Myriam hinter ihrer Mutter her schwebte, nahm sie sich fest vor, in Zukunft besser aufzupassen.
Und wenn sie dem Zufall wieder begegnen würde, dann wollte sie sich bei ihm bedanken.

© Lore Platz