Donnerstag, 7. Februar 2019

Ein Tag ohne Strom


 
(c)  meine Tochter


Vor einigen Tagen herrschte bei uns das Chaos. 
Am Sonntag schneite es den ganzen Tag und die ganze Nacht und unser kleiner Marktflecken versank im Schnee.
Eine Siedlung, die auf einer Anhöhe lag, konnte nicht erreicht werden.
Fußgänger mussten sich durch kniehohen Schnee kämpfen und im Landkreis fiel die Schule aus. Hurra für die Schüler!
Einer jungen Bekannten von mir fiel ein Baum auf das Auto, zum Glück wurde niemand verletzt.
Und mitten in der Nacht fiel für mehrere Stunden der Strom aus.
Mein Beatmungsgerät löste einen  Alarm aus und ich konnte es nicht ausschalten, da ich das Kopfteil meines Bettes nicht bewegen konnte.
Nach einer gefühlten halben Stunde hörte es dann von selber auf zu piepen.
Das Fernsehgerät ging auch nicht, wie sollte ich nun den Rest der Nacht verbringen?
Zum Glück war der Akku meines Kindels aufgeladen und ich konnte lesen.
Auf jeden Fall wurde mir wieder mal bewusst, wie wichtig der Strom für uns ist.

Nun viel Spaß beim Lesen!



Ein Tag ohne Strom


Doch keiner glaubte das garstige Gerücht!“ diktierte der Lehrer.
Tim schloss aufatmend das Heft und reichte es Lukas, der die Diktate einsammelte.
Die nächste Stunde hatten sie bei Frau Streit.
Tim mochte sie, denn sie machte aus dem langweiligsten Thema eine spannende Sache.
Zur Zeit nahmen sie den Strom durch.
Es war schon interessant, dass der deutsche Mechaniker Heinrich Goebel bereits 1854 mit einer Bambusfaser- Glühbirne seine Werkstatt erleuchtete.
Leider gab es damals noch keine zuverlässige Stromquelle,
um dies zu vermarkten.
Auch war nicht Edison der absolute Erfinder der Glühbirne, denn 1878, zehn Monate vorher, brachte der Engländer Josef Swan die erste brauchbare Glühbirne heraus.
Warum Edison trotzdem als Erfinder der Glühbirne galt, lag wohl an seinem Durchsetzungsvermögen und Geschäftssinn.
Nachdem sich Swan und Edison jahrelang bekriegt hatten, arrangierten sie sich und gründeten die Edison & Swan Electric Light Company und die Deutsche Edison Gesellschaft, die spätere AEG.
Wie wichtig der Strom heute überhaupt war und aus unserem täglichen Leben gar nicht mehr wegzudenken wäre, erklärte ihnen Frau Streit und erzählte von dem größten Stromausfall, der 1977 für 25 Stunden New York
lahm legte.
Tausende mussten aus Aufzügen gerettet werden. Flughäfen und Bahnhöfe waren lahm gelegt.
Laternen, Ampeln und Klimaanlagen funktionierten nicht mehr.
Die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern
Über 16oo Geschäfte wurden geplündert, der Schaden ging in die Milliarden.
Im Bellevue Hospital funktionierten nicht einmal die
Notstromaggregate mehr und das Personal betätige die Beatmungsgeräte mit der Hand, um die Patienten am Leben zu erhalten.
Am Schluss forderte Frau Streit die Kinder auf, sich einmal zu überlegen, was zuhause alles vom Strom abhängig war.
Tim grübelte auf dem Nachhauseweg darüber nach und dann hatte er eine Idee.
Als die Familie dann alle gemeinsam beim Abendessen saßen, machten er ihnen den Vorschlag morgen doch einmal ohne Strom zu leben.
Sein Vater war sofort begeistert, er liebte Experimente, doch die Mutter und seine Schwester Lena wollten nicht und sein kleiner Bruder Ricky maulte: „ Martin hat mir sein neues Playstationspiel ausgeliehen, das wollte ich ausprobieren.“
Das kannst du auch am Sonntag noch, nun kommt, das macht bestimmt Spaß, einen Tag ohne Strom.“
Endlich waren alle einverstanden und Herr Brandl und Tim besiegelten dies mit einem Hand abklatschen.
Als Frau Brandl am nächsten Tag in die Küche kam stand ihr Mann am Herd und füllte heißes Wasser in den uralten Kaffeefilter, der noch von ihrer Mutter war.
Der köstliche Duft des Kaffees weckte ihre Lebensgeister.
Komm setz dich Mama, heute machen Papa und ich das Frühstück,“ forderte sie Tim auf.
Alex Brandl strahlte seine Frau an. „ Und das ganz ohne Strom, ich habe den alten Spirituskocher, den wir immer
beim Campen dabei hatten aus dem Keller geholt. Es gibt
sogar Frühstückseier.“
Ein Poltern ist auf der Treppe zu hören und Lena stürzt in die Küche mit nassen Haaren.
Warum ist das Wasser in der Dusche kalt!“
Ihr Vater grinst: „ Weil ich im ganzen Haus die Sicherungen ausgedreht habe, außer in der Küche und das nur wegen dem Kühlschrank.“
Lena lässt sich auf den Stuhl fallen und stöhnt: „Richtig heute ist ja der bescheuerte „ein Tag ohne Strom“ !“
Nun maule nicht, das wird bestimmt Spaß machen.“
Ricky kommt in die Küche noch halb verschlafen und krabbelt auf seinen Stuhl.
Das nur auf einem Spirituskocher zubereitet Frühstück war nicht schlecht.
Der mit der Hand zubereitete Kaffee entfaltet sein duftendes Aroma. Die Eier waren wie sie sein sollten, und Tee und Kakao waren auch warm.
Nur gab es Vollkornbrot, da weder Brötchen noch Toast ohne elektrischen Strom zubereitet werden konnten.
Zufrieden lehnte sich Herr Brandl zurück. „ Das war doch mal ein guter Anfang.“
Listig sah er seine Frau an: „Übrigens Helga, wenn du vor hast heute zu bügeln, ich glaube auf dem Dachboden liegt noch ein altes Eisen von meiner Oma.“
Ach und wo nimmst du das Feuer her,“ grinste Helga.
Wir könnten ja ein Lagerfeuer machen!“ rief Tim und alle lachten.
Nun aber grinste Helga ihrerseits ihren geliebten Ehegatten an.
Weißt du Liebling, wenn du heute Rasen mähen möchtest, ich glaube, dass Bauer Meier noch eine Sense in seinem Stall hat.“
In das fröhliche Gelächter rief Lena „ und Papa wie willst du dich denn heute rasieren!“
Dieser fuhr mit der Hand über die Stoppeln an seinem
Kinn.
Gar nicht, sehe doch so ganz sexy aus, oder Helga?“
Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss.
Genervt verdrehten die Geschwister die Augen.
Ihre Eltern waren wirklich manchmal peinlich. Sie waren doch schon sooooo alt und knutschten immer noch wie Teenager herum.
Nachdem das Frühstück beendet war, gingen Helga und Lena zum Einkaufen und Alexander und seine Söhne mussten das Geschirr waschen.
Dass ihr mir ja nicht die Spülmaschine benutzt!“ drohte Frau Brandl.
Nein, nein wir mogeln nicht!“
Es war beschlossen worden, dass sie an den, einige Kilometer, entfernten See wanderten und dort ein Picknick machten.
Am Abend spielten sie dann bei Kerzenschein Monopoly.
Als sie zu Bett gingen, wobei die Eltern voran gingen und den Weg mit der Kerze beleuchteten, waren sie sich alle einige, dass es ein gelungener Tag war.
Aber so schnell wollten sie diesen Tag aber auch nicht mehr wiederholen.
Mit Strom lebte es sich wesentlich bequemer.

© Lore Platz