Vor einiger Zeit konnte meine Tochter von ihrem Fenster aus gleich zwei Regenbogen sehen.
Man sagt ja an seinem Ende würde ein Topf Gold vergraben sein, doch wer will schon Gold, erfreuen wir uns lieber an seiner Schönheit.
Heute möchte ich euch mit der Regenbogenprinzessin bekannt machen und wünsche euch mit dieser Geschichte ein schönes Wochenende.
Viel Spaß beim Lesen!
Lilaluna,
Anneliese und die
Regenbogenprinzessin
Der
Wind heult pfeifend um das Haus, rüttelt die Äste und rast durch
das Gras und manche Blume duckt sich ängstlich und klammert sich
tief in der Erde fest.
Anneliese,
die gerade das Waschbecken
putzt, hält inne und beobachtet das wilde Toben vor dem Fenster.
Ein
buntes Licht blinkt in dem Chaos auf und das Mädchen blickt genauer
hin, da schellt das Telefon.
Es
ist ihre Mutter, die wissen will, ob bei ihr alles in Ordnung ist.
Anneliese beruhigt sie und erzählt auch nichts von dem Brief des
Finanzamts.
Schnell
läuft sie dann wieder zum Fenster, doch von dem bunten Lichtschein
ist nichts mehr zu sehen.
Später
kuschelt sie sich dann in einen Sessel mit einem Buch und
vergisst alles ringsum.
Als
die Mutter spät abends nach Hause kommt findet sie ihre Tochter
schlafend im Wohnzimmer.
Das
Wind hat sich inzwischen gelegt.
Liebevoll
weckt sie das Mädchen, das sie etwas verschlafen ansieht, dann aber
aufspringt.
„Ich
habe noch gar nichts zu essen gerichtet,“ meint Anneliese
schuldbewusst.
„Wir
werden schon was finden,“ lacht die Mutter.
Anneliese
reckt sich genüsslich im Bett.
In
der Küche hört sie die Mutter und Kaffeeduft zieht durch das Haus.
Das Mädchen kuschelt sich nochmal in die Kissen. Es sind ja Ferien.
Doch dann hält sie es doch nicht mehr im Bett aus, denn die Mutter
muss bald wieder in die Arbeit und jede freie Minute war für sie
beide ein Fest.
Gemütlich
frühstücken sie, dann sieht Frau Berger ihre Tochter schuldbewusst
an.
„Leider
muss ich heute früher anfangen und werde auch später kommen, es
sind so viele meiner Kollegen krank.
Es tut mir so leid, meine
Kleine. Aber am Wochenende habe ich frei und dann unternehmen wir
etwas schönes zusammen.“
Anneliese
lächelt tapfer, um der Mutter zu zeigen, dass sie schon zurecht
kommen wird.
Nachdem
das Mädchen das Geschirr gewaschen, das Haus gefegt, Betten gemacht,
alles was so ein Hausmüttcherchen eben machen muss, geht sie in den
Garten.
Die
Sonne scheint, alles duftet so frisch, als hätte der gestrige Regen
alles rein gewaschen.
Aus
den Augenwinkeln bemerkt Anneliese ein buntes Licht, doch als sie
sich umdreht ist nichts zu sehen.
Neugierig
geht sie durch den Garten und erblickt hinter der Regentonne ein
kleines Mädchen, das sie mit großen ängstlichen Augen ansieht.
Anneliese
geht in die Hocke.
„
Hallo,
ich bin Anneliese. Hast du dich verlaufen?“
Das
Kind rutscht noch mehr in den Schatten der Tonne.
„
Habe
keine Angst, ich tu dir nichts. Komm!“
„Bist
du ein Mensch?“
„
Ich
denke doch!“ lacht Anneliese.
Dieses
Lachen scheint der Kleinen zu gefallen und sie entspannt sich und als
Anneliese aufsteht und ihr die Hand entgegen streckt, folgt sie ihr
in das Haus.
Erstaunt
blickt sich der kleine Gast um und seine Augen werden immer größer.
„So
leben also die Menschen?“
Anneliese
kann nun auch das kleine Mädchen richtig betrachten.
Sie
trägt ein kunterbuntes Kleid, grün rot gelb gesprenkelte Strümpfe
stecken in himmelblauen Schuhen und selbst in ihren goldenen langen
Locken sind farbige Strähnchen zu sehen.
„Wer
bist du?“
„Ich
bin die Regenbogenprinzessin!“
Sie
lächelt und das Zimmer erstrahlt im Sonnenschein, dann aber
schluchzt sie und selbst die Tränen, die aus ihren Augen purzeln
sind bunt.
Anneliese
lacht.
„Du
bist wirklich die Regenbogenprinzessin, Lachen und Weinen in einem
Atemzug. Komm setze dich und erzähle mir wie du auf die Erde
gekommen bist.“
Sie
hilft dem Persönchen auf den Stuhl und stellt ihr ein Glas Milch
hin.
„Kennst
du Milch?“
„Ja
von unseren Wolkenschäfchen!“
„Das
ist Kuhmilch, die schmeckt aber auch gut.“
„Was
ist Kuh?“
„Das
ist ein großes Tier, warte mal!“
(c) Werner B. |
Anneliese
eilt ins Wohnzimmer und holt ein Buch
und
darin zeigt sie der Kleinen das abgebildete Tier.
Die
Regenbogenprinzessin betrachtet ernst das Tier und nimmt einen großen
Schluck.
„Schmeckt
gut.“
„Aber
nun erzähle wie kommst du auf die Erde und fang bloß nicht an zu
weinen.“
Tapfer
unterdrückt diese die Tränen und erzählt nun dem Mädchen, dass
sie Prinzessin Farbenfroh sei und sich trotz Verbot mal wieder zu
weit über die Regenbogenbrücke gelehnt hätte und dabei von den
Winden, die aus dem Wolkenschloss stürzten mitgerissen wurde. Und
jetzt weiß sie nicht wie sie jemals zurück auf den Regenbogen
kommen soll.
Und
wieder fließen die Tränen.
Liebevoll
streicht Anneliese über das seidenweiche Haar und gibt dem Mädchen
ein Taschentuch.
Sie
schmunzelt, als sie bemerkt, dass das weiße Tuch sich von den Tränen
verfärbt.
„
Ich
kenne jemand, der dir helfen kann.“
So
schnell wie die Tränen gekommen sind verschwinden sie auch wieder
und ein strahlendes Lächeln erhellt das Gesicht.
Hand
in Hand verlassen sie das Haus, durch die Straßen geht es hinaus in
den Wald und zu der große Wiese, auf der die Elfen wohnen.
Lilaluna
hat sie schon von weitem entdeckt und schwirrt ihnen entgegen.
„Hallo
Anneliese, schön, dass du mich besuchst.
Und wer bist du?“
Farbenfroh
blinzelt und ruft.
„
Du
bist aber ein kleiner Mensch. Ich wusste gar nicht, dass Menschen
Flügel haben!“
Lilaluna
lacht: „ Ich bin ja auch kein Mensch, ich bin eine Elfe.“
Anneliese
grinst.
„ Darf ich vorstellen, das ist Prinzessin Farbenfroh und
sie wohnt im Regenbogenschloss. Nein, nein, nicht weinen.“
Seufzend
geht das Mädchen in die Hocke und wischt die bunten Tränen ab.
„Ich
hätte mehr Taschentücher mitnehmen sollen,“
murmelt
sie und zu Lilaluna gewandt:
„Sie
weiß nicht, wie sie wieder zurück auf das Schloss kommt und ich
habe gedacht, vielleicht kennst du jemand, der uns weiterhelfen kann,
oder vielleicht ein Zauber?“
„Nein,
einen Zauber dafür gibt es wohl nicht, aber hier in Nähe wohnt ein
alter weiser Kauz, denn wollen wir fragen.“
Mit
strengem Blick wendet sich die kleine Elfe an die Prinzessin, in
deren Augen sich schon wieder Tränen sammeln.
„Aber
nur, wenn du aufhörst ständig zu weinen, kommt mit.“
Farbenfroh
nickt eifrig und schnieft, dann erscheint wieder das strahlenden
Lächeln und an Anneliese Hand folgt sie der Elfe.
Der
Wald wird immer dichter und der Weg schmaler bis er ganz von
überwuchernden Gestrüpp bedeckt ist und Anneliese und Farbenfroh
stehen bleiben.
Lilaluna
fliegt zurück und meint bedauernd zu ihrer Freundin.
„Tut
mir leid, du weißt ja, mir ist nur erlaubt dich in eine Elfe zu
verwandeln, aber dann müsste die Prinzessin alleine laufen.“
Etwas
ratlos sieht sie sich um, dann lacht sie fröhlich.
„Aber
ich darf Dinge bewegen!“
Und
schon wirbelt der Zauberstab funkensprühend durch die Luft.
Das
Gestrüpp weicht zurück und lässt einen Pfad erkennen.
„Kommt
es ist nicht mehr weit!“
Bald
stehen sie vor einem uralten Baum.
So
sehr sich Anneliese auch bemüht, sie kann nichts erkennen in dem
dichten Laub.
Die
kleine Elfe fliegt unbeirrt nach oben und verschwindet zwischen den
Blättern.
„Was
ist ein Kauz?“ flüstert Farbenfoh.
„Das
ist ein Vogel, der zu der Familie der Eulen gehört und den Eulen
wird nachgesagt, dass sie sehr weise sind. Lilaluna denkt, dass
dieser Kauz, der wohl schon lange hier im Wald wohnt, dir vielleicht
helfen kann.“
„Das
wäre schön!“
„Warum
erzählst du ihr nicht, dass wir bei euch Menschen als Totenvogel
verschrien sind!“
Anneliese
erblickt einen Kauz, der auf dem untersten Ast sitzt und sie aus
seinen runden großen Augen ernst betrachtet.
„Weil
das ein Irrtum ist. Früher hat man bei den Sterbenden ein Licht
brennen lassen und der Kauz durch dieses Licht und von den Insekten
angelockt
flog
oft gegen die Fensterscheibe. Und sein Ruf 'kuwitt' wurde als 'komm
mit' ausgelegt.“
„Du
bist ein kluges Mädchen. Nein wir können nicht den Tod eines
Menschen voraussehen und wir holen sie auch nicht ab, wenn sie ins
andere Reich wandern.“
Er
wendet seinen runden Kopf und betrachtet die Regenbogenprinzessin.
„Du
bist also von der Regenbogenbrücke gestürzt?
Komm
morgen Abend wieder hierher. Ich werde heute Nacht mit dem Mond
sprechen. Aber nun lasst mich schlafen.“
Und
mit rauschenden Flügeln erhebt er sich und verschwindet zwischen den
dichten Blättern, hinter denen seine Höhle liegt.
Anneliese
sieht schnell zu Farbenfroh, befürchte sie doch wieder eine
Tränenflut.
Doch
diese lacht strahlend.
„Wie
schön ich darf noch länger bleiben.“
Lilaluna
und Anneliese lachen fröhlich und die Elfe will wissen, ob die
Prinzessin auf der Elfenwiese bleiben möchte.
Doch
energisch schüttelt diese den Kopf und nimmt Annelieses Hand.
„
Ich
gehe mit ihr, ich möchte doch so gerne sehen, wie die Menschen
leben.“
„Meine
Mutter wird spät heimkommen, aber wenn sie zuhause ist, musst du
dich verstecken und ruhig verhalten.“
„Mach
ich,“ meinte die Kleine gönnerhaft.
Lilialuna
begleitet die beiden noch bis zum Dorf, dann verabschiedet sie sich.
(c) Irmgard Brüggemann |
Staunend
sieht Farbenfroh sich um, beobachtet die Kühe auf der Weide, die
Fohlen, die steifbeinig über die Koppel galoppieren und lacht als
eine Ziege nach ihren Haaren greifen will.
Im
Dorf angekommen betrachtet sie staunend die hübschen Häuser mit
den blühenden Vorgärten.
Drückt
staunend ihre Nase an den Schaufenstern platt und dabei steht ihr
Plappermäulchen keinen Moment still.
Anneliese
raucht schon der Kopf von all den Fragen und sie ist froh, als sie
endlich zuhause sind.
Aus
dem Kühlschrank holt sie eine Flasche Limonade und als Farbenfroh
einen kleinen Schluck aus ihrem Glas nimmt, strahlt sie genießerisch.
„Das
schmeckt aber lecker,“ und gleich darauf kommt die Frage, „ was
ist das und wie macht man das.“
Anneliese
verdreht die Augen, doch lacht sie und nimmt die Regenbogenprinzessin
mit in ihr Zimmer und dann sitzen beide vor dem Laptop.
Später
holt das Mädchen ihre Spielesammlung und beide legen sich bäuchlings
auf den Teppich und spielen.
Farbenfroh
kapiert sehr schnell und hat einen wachen Verstand.
Draußen
wird es dunkel und die Prinzessin gähnt laut und ihr Augen blinzeln
müde.
Anneliese
macht ihr ein molliges Lager im Schrank, denn manchmal wenn die
Mutter nach Hause kommt, sieht sie noch nach ihr.
Bald
ertönen laute regelmäßige Atemzüge aus dem Schrank.
Anneliese
aber liegt noch lange wach. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt
beobachtet sie, wie der Mond einen Strahl in ihr Zimmer schickt und
sie denkt, ob der Kauz wohl schon mit ihm gesprochen hat.
Und
dann ist auch sie eingeschlafen.
Am
nächsten Morgen frühstückt sie mit ihrer Mutter und als diese dann
das Haus verlässt läuft Anneliese hinauf in ihr Zimmer.
Farbenfroh
erwartet sie schon.
„Ich
möchte auch so angezogen sein wie du?“
Anneliese
überlegt, irgendwo muss doch noch eine Jeans sein, die ihr zu klein
ist.
Bald
steht die Regenbogenprinzessin in Jeans und Shirt vor dem Spiegel und
wendet sich begeistert hin und her.
„Nun
sehe ich aus wie ein Mensch.“
Ein
Kichern ertönt.
Lilaluna
ist durch das offene Fenster hereingeflogen.
Nachdem
Anneliese einige Flaschen Limonade und belegte Brote eingepackt hat,
nimmt sie noch eine Decke. Sie wollen auf der Elfenwiese ein Picknick
machen.
Natürlich
muss sie unterwegs Farbenfroh noch genau erklären, was ein Picknick
eigentlich ist.
Lilaluna
lacht vergnügt und Anneliese wirf ihr einen genervten Blick zu.
Später
breiten sie auf der Elfenwiese die Decke aus und nun fragte die
Regenbogenprinzessin der kleinen Elfe ein Loch in den Bauch, denn sie
will auch alles über die Elfen wissen
Anneliese
aber legt sich schadenfroh grinsend zurück.
Viel
zu schnell vergeht die Zeit und es wird dunkel.
Ein
Flügelrauschen und der Kauz lässt sich neben ihnen nieder. Zwei
Mäuse huschen verschreckt kreuz und quer über die Wiese und
verschwinden im Wald.
Aufgeregt
springt Farbenfroh auf.
„Hast
du mit dem Mond gesprochen?“
Der
Kauz sieht sie streng an.
„Ich
pflege meine Versprechen zu halten.“
„Kommt
mit, er wird drüben am Ende der Wiese einen Mondstrahl herunter
lassen und du kannst darauf nach oben klettern. Deine Eltern sind
schon in großer Sorge, doch zum Glück konnte der Mond sie gestern
noch beruhigen. Also passe besser auf in Zukunft, Fräulein
Naseweis.“
Farbenfroh
senkt beschämt den Kopf.
Anneliese
befürchtet schon sie würde wieder weinen, aber der Kauz hatte sie
wohl zu sehr eingeschüchtert.
Farbenfroh
ergreift ihre Hand und sie folgen dem Kauz und Lilaluna, die vor
ihnen herfliegen.
Sie
müssen nicht lange warten, dann gleitet ein silberner leuchtender
Strahl auf die Erde.
Über
diesen Strahl schwebt eine wunderschöne Frau in buntem Gewand und
als sie die Wiese betritt läuft Farbenfroh ihr jubelnd entgegen und
wirft sich in ihr Arme.
Die
Regenbogenkönig herzt und küsst ihre Tochter, dann kommt sie näher
und bedankt sich bei den Rettern ihrer Tochter.
Der
Kauz verbeugt sich ehrfürchtig, er weiß
schließlich
was sich gehört. Anneliese knickst und auch Lilaluna verbeugt sich
zierlich.
Als
die beiden Regenbogenhoheiten den Mondstrahl betreten, dreht sich
Farbenfroh noch einmal um und winkt. „Danke Anneliese für die
Jeans!“
„Warte
!“ ruft das Mädchen, nimmt eine Flasche Limonade aus dem Rucksack
und drückt sie der Kleinen in die Hand.
„Die
hat dir doch so gut geschmeckt.“
„Danke!“
Farbenfroh schenkt ihr ein strahlendes Lächeln, dann klettert sie
mit ihrer Mutter den Mondstrahl entlang nach oben.
Der
Kauz erhebt sich und verschwindet mit rauschendem Flügelschlag im
Wald.
Lilaluna
aber ruft einige Glühwürmchen und begleitet ihre Freundin nach
Hause.
©
Lore Platz
Da haste dir aber wieder Mühe gemacht.Schöne Geschichte
AntwortenLöschenLore ich liebe Deine Elfengeschichten. Was sind sie so gut für die Seele. Toll geschrieben!
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