Anruf, Plan, nachdenklich, traurig, glücklich
Ich liebe Kinder und habe mir immer eine große Familie gewünscht und war sehr traurig, als nach der schweren Geburt meiner Tochter der Arzt mir vor weiteren Kindern abgeraten hat. Einige Jahre später fand ich dann in der Zeitung eine Anzeige: "Tagesmutter gesucht" und das war der Anfang einer zwanzigjährigen Tätigkeit als Tages und Pflegemutter. Ich weiß nicht, ob dies meine Tochter zu dem Entschluss Erzieherin zu werden beeinflusst hat. Unser schwarzer Pudel war mir eine große Hilfe und wurde von den Kindern heiß geliebt.
Der Anruf
"Kuckuck, Kuckuck", dann Stille. Lachend wendet Mareile sich an ihren Mann. "Er hat 22 mal gerufen, also leben wir noch so lange." " Ich hoffe noch länger ," brummt Richard und schüttelt den Kopf über den Aberglauben, seiner Frau.
Mareile lacht. "Du alter Brummbär!", sagt sie mit liebevoller Stimme. Sie liebt ja ihren Richard, wie schön wäre es aber, wenn er ein wenig von ihrer Fröhlichkeit hätte. Das Leben war doch so schön!
Wie heißt es doch : " Humor ist der Schwimmgürtel des Lebens." und sie hat viel Humor, das reicht auch für zwei. Sie beugt sich hinunter und küßt ihren Mann mitten auf den Mund. " Nanu für was war das denn?"
"Das war ein Gute-Laune-Kuss für dich!" Mareile kichert und Richard deutet auf seinen Mund. "Schnell noch einen!", sagt er. "Es hilft schon!"
Später als Mareile im Garten die Bohnen pflückt, lächelt sie noch immer. Sie war sehr glücklich mit ihrem Brummbär, doch dann fliegt doch ein trauriger Schatten über ihr Gesicht. Das einzige was ihnen das Schicksal verwehrt hatte waren Kinder. Nach einer Fehlgeburt konnte sie keine Kinder mehr bekommen.
Das Telefon klingelt und reißt sie aus ihren Gedanken. Sie eilt ins Haus und nimmt den Hörer ab. Sie schmunzelt, als sie die Stimme ihrer Freundin Uschi erkennt.
"Mareile, gestern ist ein schrecklicher Unfall passiert und ein Ehepaar wurde schwer verletzt. Sie sind außer Lebensgefahr, müssen aber sehr lange im Krankenhaus und anschließend auf Reha bleiben. Sie haben vierjährige Zwillinge, die zum Glück im Kindergarten waren, als das Unglück geschah. Der Junge heißt Alexander und das Mädchen Annabell. Beide sind jetzt bei einer Nachbarin, die sich frei genommen hat, aber natürlich kann sie die Kinder nicht behalten. Nun hat das Jugendamt sich an die Nachbarschaftshilfe gewandt, ob wir nicht eine Pflegefamilie wüssten, die die Kinder für einige Monate aufnehmen könnte. Da habe ich an euch gedacht."
Uschi macht eine Pause und sagt dann leise. " Aber vielleicht ist es zuviel für dich und es rührt alte Wunden auf." " Unsinn, ich habe es überwunden und den Kleinen muss doch geholfen werden." "Gut, dann sage ich dem Jugendamt Bescheid und sie setzen sich dann mit dir in Verbindung." Nachdenklich legt Mareile den Hörer auf und eilt zu ihrem Mann.
Am nächsten Tag meldet sich die Dame vom Jugendamt und sie machen einen Termin für den Nachmittag aus, damit auch Richard bei dem Gespräch dabei sein kann, denn die Dame will sich von dem Ehepaar ein Bild machen.
Bereits am nächsten Tag nach dem Kindergarten werden die Kinder kommen.
Mareile läuft immer wieder aufgeregt hinauf in das Zimmer, das sie für die Zwillinge liebevoll vorbereitet hat. Richard, der sich extra frei genommen hat, schüttelt den Kopf. Liebevoll legt er seiner Frau die Hände auf die Schultern, führt sie zu dem Sessel und drückt sie sanft nach unten.
"Nun beruhige dich, wenn du nervös bist hilfst du den Kindern nicht. Sie müssen sich doch erst mal an uns gewöhnen. Bedenke doch was die armen Würmchen die letzte Zeit mitmachen mussten. Ihre Eltern liegen auf der Intensivstation und sie konnten sie bisher nicht besuchen, dann kommen sie zur Nachbarin und nun zu wildfremden Menschen. Wir werden viel Geduld haben müssen. Übrigens ich habe zwei Wochen Urlaub genommen, um dir bei Eingewöhnungszeit zu helfen." Mareille springt auf und fällt ihrem Mann um den Hals.
Dann stehen die Kinder vor ihnen. Schüchtern und mit angstvollen Augen blicken sie die beiden ihnen fremden Menschen an. Fest halten sich sie sich an den Händen, als wollten sie sich gegenseitig Mut machen.
Mareile geht in die Hocke, "Ich weiß es ist nicht einfach . Ich bin Tante Mareile und das ist Onkel Richard und wir würden gerne für euch da sein. Wollt ihr das ?"
Alex presst trotzig die Lippen zusammen und sieht zu Boden, doch Annabell blickt in die lieben freundlichen Augen der fremden Frau und wirft sich ihr weinend in die Arme. Tröstend streichelt Mareile über das Haar der Kleinen und wiegt sie in den Armen, dann flüstert sie.
"Im Schuppen wartet eine große Überraschung auf euch, willst du mit deinem Bruder und Onkel Richard mal nachsehen?"
Das Mädchen zappelt in ihren Armen und will auf den Boden. dann nimmt sie Richards Hand und fragt: " Willst du uns die Überraschung zeigen?" Dieser nickt und streckt auch Alexander die Hand entgegen, doch der verschränkt seine Hände hinter dem Rücken, folgt aber doch dann neugierig.
Die Frau vom Jugendamt lacht und will wissen was denn das für eine Überraschung sei. Mareile erklärt ihr, dass der Hund ihres Bruders Junge bekommen hat und gestern Richard zwei Welpen geholt hat, denn sie hoffen, dass den Kindern die Eingewöhnung so leichter fällt. Die Frau vom Jungendamt lächelt.
"Ich sehe schon, die Kinder werden es gut bei ihnen haben, wenden sie sich an mich, wenn es Schwierigkeiten gibt. Ich werde mich auch erkundigen, wann das Ehepaar aus der Intensivstation verlegt wird und sie mit den Kindern diese besuchen können."
Bald nachdem die Dame gegangen ist, stürzen die Kinder plappernd und fröhlich lachend in die Küche. Jedes von ihnen trägt einen kleinen schwarzen Pudelwlepen auf dem Arm. Mareile und Richard wechseln einen Blick. Der Anfang ist gemacht.
Langsam pendelt sich der Alltag ein, obwohl Mareile oft nachts aufstehen muss, weil Annabell im Schlaf weint. Liebevoll nimmt sie die Kleine in die Arme und flüsterte ihr tröstende Worte zu, auch Alex, der wach geworden ist, schmiegt sich an sie.
Dann ist es endlich soweit, die Kinder dürfen ihre Eltern besuchen.
Eingeschüchtert betreten sie das Krankenzimmer in dem ihre Eltern in zwei Betten mit weißen Verbänden um den Kopf liegen. Doch als beide ihre Arme austreckten stürzen sie auf sie zu. Mareile betrachtet gerührt das Wiedersehen.
Von da an besuchen sie jeden Tag ihre Eltern und erzählen ihnen begeistert von den kleinen Welpen und was sie alles erleben. Als die Eltern dann auf Reha sind, fahren Mareile und Richard mit den Kindern in den Kurort .
Dann kommt die Stunde des Abschieds. Beiden Seiten fällt es schwer, doch sie versprechen sich in Verbindung zu bleiben.
Mareile schmiegt sich an ihren Mann. "Nun wird es wieder still sein,"seufzt sie, denn die Kinder haben die Welpen mitgenommen. Richard gibt ihr einen Kuss auf die Nase und drückt sie auf das Sofa und setzt sich neben. "Ich haben einen Plan. Was meinst du wenn wir uns beim Jugendamt als Kurzzeitpflegeltern eintragen lassen. Nur wenn du willlsst, denn die meiste Arbeit wirst ja du haben."
Mareile mimmt ihren Mann und gibt ihm, einen dicken Kuss!
(c) Lore Platz
Sicher wollt ihr wissen was Regina und Martina zu den Wörtern eingefallen. Ich bin auch gespannt.
Liebe Lore, da hatten die Kinder aber Glück, dass sie zu einem so liebevollen Paar gekommen sind. Die beiden werden tolle Pflegeeltern für noch viele Kinder werden. - Dank dir für die ansprechende Geschichte! LG Martina
AntwortenLöschenSo eine schöne Geschichte, liebe Lore!
AntwortenLöschenWas für ein Glück die Kinder doch in ihrem Unglück haben. Dass Tiere so manche Hürde überwinden können, das habe ich auch schon erlebt!
Herzliche Grüße
REgina
Was für eine wirklich tolle Geschichte Lore. Bin so richtig mitgegangen und muß jetzt noch ein wenig darüber nachdenken.
AntwortenLöschenAch Lore ,wo kriegste das immer nur her. Schön geschrieben und mit Einblick.
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