Samstag, 30. März 2024

Wie ich wegen dem Osterhasen einmal den Hintern versohlt bekam

(c) Irmgard Brüggemann


 


Noch unterwegs ist Papa Osterhase mit seinem Sohn,
um viele bunte Ostereier zu verteilen, denn die Kinder warten bestimmt schon.
Dem Sohn fiel es schwer, so lange zu laufen, er fragt seinen Papa: Können wir nicht mal verschnaufen!!!

Meine Pfoten tun mir schon so weh, jeder Schritt, den ich jetzt noch geh` !!!
Nein sprach Papa zu ihm schon ganz ärgerlich, das Ende ist noch nicht in Sicht.

Was sollen die Kinder denken, wenn alle Nester sind leer, darum eilen wir uns geschwind und jammern nicht mehr.
Der Sohn murrte trotzdem, aber lief brav weiter, aber er fand es nicht gerade heiter.

Warum haben wir jedes Jahr die Lauferei, sollen doch die Hühner losgehen, schließlich legen sie doch auch das Ei!
Die Tradition hat es nun mal so bestimmt, dass der Osterhase, die bunten Eier bringt.

Verstehen werden die meisten Menschen es nicht, hier endet auch das Ostergedicht…lach!
Die vielen Kinder bekommen weiter vom Osterhasen die bunten Eier,
wenn sie nicht gestorben sind, verteilen sie auch noch weiter!!!!


(c) Irmgard Brüggemann






Wie ich wegen dem Osterhasen einmal den Hintern versohlt bekam

Wir wohnten in einem Mietshaus, das einem Bauern gehörte und hinter dem sich ein riesiger Obstgarten befand.

Der Garten war so groß, dass sich Jahre später die Erben drei Bungalows auf das Grundstück bauten.

Für uns Kinder war dieser Garten ein richtiges Paradies und wir durften darin nach Herzenslust spielen.

Eines Tages, zwei Wochen vor Ostern, bauten mein kleiner Freund, der auch in dem Haus wohnte und ich im hintersten Winkel des Gartens unter einem Holzstoß ein Osternest.

Wir erzählten niemanden davon, das war unser großes Geheimnis,von dem nur wir und wohl auch der Osterhase wussten.

Jeden Nachmittag liefen wir hinauf zu unserem Geheimversteck und waren schrecklich enttäuscht, als wir das Nest leer fanden.

Doch unser Glaube an den Osterhasen ließ sich durch nichts erschüttern.

Es war ja auch noch ein wenig hin bis Ostern, sicher war der Osterhase zu beschäftigt.

Schließlich musste er doch alle die Eier bemalen.

Doch kurz vor den Osterferien wurden wir doch leicht ungeduldig.

Und statt am Nachmittag liefen wir zwei Erstklässler gleich nach der Schule hinauf in den Garten.

Enttäuscht stellten wir fest, dass unser kunstvoll angefertigtes Osternest noch immer leer war.

Ich weiß nicht wie viel Zeit inzwischen vergangen war, denn Kinder haben noch keinen richtigen Zeitbegriff, aber auf jeden Fall machten sich unsere Eltern inzwischen schon Sorgen.

Wir beide aber trotteten mit hängenden Köpfen den langen Weg durch den Garten und befürchteten, dass der Osterhase uns vergessen würde.

Als ich an unserer Wohnungstür klingelte, öffnete mein Vater mit finsterem Gesicht und kaum hatte ich den Tornister abgeschnallt, da wurde ich auch schon übers Knie gelegt.

Waren halt die Fünfziger!


Aber der Osterhase hat uns nicht vergessen.

Am Ostersonntag lag zwar nichts in unserem geheimen Nest, aber im Vorgarten hatte der Osterhase etwas für uns Kinder versteckt.



© Lore Platz


Mittwoch, 27. März 2024

Ostergeschichte

 

   (C)  R:M.z. V

Ostergeschichte




Kind mir tun die Füße weh, sieh mal da vorn bei dem Wasserhäuschen, haben sie sogar Tische und Stühle.“
Else kichert.
Oma, warum nennst du einen Kiosk immer Wasserhäuschen?“
Mein Großvater nannte sie immer so. Als er noch lebte konnte man Leitungswasser nur in abgekochtem Zustand trinken und so trank man lieber Bier. Als man Mineralwasser in Flaschen abfüllen konnte, entstanden dann die Trinkhallen bei denen man nur Wasser kaufen konnte.“
Aufatmend lässt sich die alte Frau auf den weißen Plastikstuhl fallen und stellt die Einkaufstasche neben sich.
Eine Kellnerin eilt herbei und nimmt ihre Bestellung auf.
Else deutet auf das Verkaufshäuschen.
Sieh mal den Osterhasen mit der Zipfelmütze.“


Die Welt wird immer verrückter, das Einfache genügt nicht mehr.“
Else grinst. Sie kennt das Jammern der Oma, gleich wird sie beginnen – früher war … .
Früher war alles anders.“
Else prustet los.
Frau Angerer lächelt verlegen.
Ich fange wohl schon wieder von früher an.“
Else nickt.
Aber warum feiern wir eigentlich Ostern?“
Ihre Oma fährt sich über die schmerzenden Beine.
Früher war es ein Frühlingsfest und der Name kam von Osteria, so nannten die alten Germanen ihre Frühlingsgöttin.
Seit 2000 Jahren feiern wir es als Auferstehung Jesus, aber das hast du in Schule ja gelernt.“
Ja aber warum gibt es zu Ostern denn bunt gefärbte Eier?“
Das hat mit dem Frühling zu tun. Denn im Frühling legen die Vögel wieder Eier.
Vor hunderten von Jahren waren die langen Winter grausam und viele verhungerten oder erfroren. So war jeder froh wenn er vorüber war und der Frühling kam.
Deshalb waren die Eier ein Symbol für einen neuen Anfang und so feierten sie ein Frühlingsfest und beschenkten sich mit diesem
Glückssymbol, das sie oft bemalten. Noch schöner war es wenn man die Eier durch Zufall fand. Ich denke die Menschen dachten sich immer wieder etwas aus, um dieses Fest noch schön zu gestalten.“
Die Kellnerin trat an den Tisch, servierte ihnen ihre Grillwürstchen mit Kartoffelsalat und wünschte einen guten Appetit.
Lächelnd dankten die Beiden und ließen es sich gut schmecken.
Nach dem Essen bestellte sich die Oma einen Kaffee und Else bekam ein Eis.
Das Mädchen steckt gedankenverloren einen Löffel der Köstlichkeit in den Mund.
Wer kam eigentlich auf die Idee, dass der Hase die Eier bringt?“
Nun irgendwann fingen die Kinder an zu fragen, woher die bunten Eier unter dem Busch wohl kamen.
Nicht überall war es anfangs der Hase. Die Erwachsenen erzählten den Kindern von einem Ostertier.
In der Schweiz war es der Kuckuck, im Elsass der Storch, in Sachsen der Hahn und in Hessen der Fuchs.
Da sich der Feldhase oft in der Nähe der Hausgärten herum trieb, wurde er auch oft als Ostertier genannt.


Da sich Hasen ja ziemlich oft vermehren waren sie auch wie das Ei ein Symbol für Fruchtbarkeit und so setzte sich der Hase als Überbringer der Eier durch und wurde zum Osterhasen. Bist du fertig?“
Frau Angerer stand auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Hilflos hielt sie sich am Tisch fest.
Else sah sie erschrocken an.
Ich glaube wir lassen uns ein Taxi kommen, meine Füße wollen nicht mehr laufen.“
Else zog ihr Handy aus der Tasche.
Es dauert einige Minuten.“
Wir haben Zeit, die Sonne scheint, willst du noch etwas?“
Vielleicht ein Limo.“
Frau Angerer winkte der Kellnerin und bestellte das Getränk und bezahlte gleich.
Plötzlich lachte sie.
Es gibt noch eine andere Geschichte, wie der Osterhase erfunden wurde.
Zur Zeit der Ritter und Burgfräulein war es Brauch aus süßem Teig ein Osterlamm zu backen. Das Lamm ist ja das christliche Symbol für Ostern.
Ein Bäcker aber war nicht sehr geschickt im Formen des Teiges und so sah sein Lamm eher einem Hasen ähnlich.“
Else kichert.

Unser Taxi ist da!“
Schnell sprang das Mädchen auf, trank ihr Glas leer und nahm die Tasche und reichte ihrer Oma den Arm.
 
 
© Lore Platz

Dienstag, 26. März 2024

Der Tag an dem die Hühner streikten

 


 

 

Der Tag, an dem die Hühner streikten




Heute kann ich es euch ja erzählen, denn es ist alles gut ausgegangen und ich denke mal jeder hat seine Ostereier gefunden.

Dabei war vor einigen Tagen noch gar nicht so sicher, ob es diesmal klappt mit den Ostereiern.

Und das kam so.


Zwischen Himmel und Erde liegt das Zauberland und dort wohnt der Osterhase mit seiner Frau und seinen Kindern.

Das sind die drei Jungen Schlitzohr, Bertl und Angsthase und die drei Mädchen Myrtel, Fellchen und Samtpfote.

Sie wohnen inmitten einer großen Wiese in einem riesigen Haus, das aussieht wie ein Osterei.

Hinter dem Haus gibt es einen Garten, in dem Mutter Osterhase Karotten, Salat und verschiedene leckere Kräuter angepflanzt hat.

In dem schmucken Gartenhäuschen sind die Farbeimer und Pinsel, sowie der große gusseiserne schwarze Kessel in dem die Eier gekocht werden, untergebracht.

Alles ist sehr ordentlich, denn Frau Osterhase legt darauf großen Wert.

In der großen offenen Scheune am Rande der Wiese steht der Pritschenwagen, mit dem sie in der nahegelegenen Farm die Eier abholen und natürlich damit auch in die Menschenwelt fahren, um sie zu verstecken.

Schlitzohr liegt gerade unter dem Wagen und streckt die Hand aus.


Schraubenzieher!“

Welchen denn?“ fragt Bertl

Schlitzohr rutscht unter dem Wagen hervor und seine Brüder fangen an zu lachen, denn er ist ganz schwarz im Gesicht.

Vater Osterhase kommt in die Scheune und auch er schmunzelt.

Seid ihr so weit Jungs, wir müssen los.“

Gleich muss nur noch eine Schraube anziehen!“ ruft Schlitzohr, der sich inzwischen den Schraubenschlüssel selbst genommen hat.

Wenig später, nachdem sich der Hasenjunge noch schnell gewaschen hat, sind sie auf dem Weg zur Hühnerfarm.

Sie ahnen nicht, was dort auf sie wartet.



Auf der Hühnerfarm herrscht nämlich große Aufregung.

Die schöne Louisa thront auf dem großen Stein inmitten des Hofes und hält eine flammende Rede.

Die dicke Berta, die mit ihren Freundinnen bei einem gemütliche Tee zusammen sitzt, guckt aus dem Fenster.

Es ist Louisa, seit sie aus dem Ei geschlüpft ist hält sie sich für etwas besseres und verbreitet immer wieder Unruhe und besonders das Jungvolk hört auf sie. Was sie diesmal wohl wieder vorhat. Kommt wir wollen mal nachsehen.“

Berta und ihre drei Freundinnen verlassen das Häuschen und nähern sich dem Versammlungsort.

Wir werden, wenn heute der Osterhase kommt, die Eier nicht ausliefern!“ ruft Louisa gerade triumphierend und die anderen schreien begeistert „Jaaaaa!“

Nur einige der älteren Hühner sind still und machen ein bedenkliches Gesicht.

Berta drängt sich nach vorne.

Was soll denn der Unsinn, Louisa! Die Eier stehen doch schon verpackt in Körben im Schuppen. Was für eine verrückte Sache hast du dir denn jetzt wieder ausgedacht!“

Die junge Henne wirft ihr einen spöttischen Blick zu.

Seit Jahren arbeiten wir für den Osterhasen und welchen

Dank bekommen wir. Wir legen die Eier!!! Und nur weil der Osterhase ein paar Farbtupfer drauf gibt wird er gerühmt.

Manche Kinder glauben ja sogar, dass die Hasen auch noch die Eier legen. Habt ihr schon jemals ein Kind sagen hören, die lieben Hühner legen uns die Eier? Nein!, der liebe Osterhase bringt sie uns, ach wie ist er doch soooo lieb!“

Louisa hat sich richtig in Fahrt geredet und die anderen Hühner nicken zustimmend.

Berta aber schüttelt nur den Kopf.

So ein Unsinn, wir arbeiten für den Osterhasen und liefern die Eier, dafür besorgt er Futter für uns, hat uns diese hübschen Häuschen gebaut und außerdem den schützenden Zaun, durch den kein Fuchs oder Marder kommt.“

Louisa wirft ihr einen listigen Blick zu, dann wendet sie sich an die anderen.

Wer dafür ist, dass wir dem Osterhasen keine Eier ausliefern, der hebe den rechten Flügel.“

Fast alle Flügel schießen in die Höhe.

Und so kommt es, dass der Osterhase und seine Söhne vor verschlossenen Türen stehen, als sie wenig später die Eier abholen wollen.

Besorgt fahren sie wieder nach Hause, nachdem ihnen die dicke Berta gesagt hat, was los ist.

Mittlerweile ist es wieder ruhig geworden auf dem Hühnerhof. Die älteren Hühner haben sich besorgt in ihre Hütten zurückgezogen und das Jungvolk, das noch vor kurzem so begeistert 'Ja' geschrien hatte, schleicht leise über den Hof und wirft immer wieder einen scheuen Blick auf die Körbe voll Eier.

Louisa aber sitzt vor dem Spiegel und sieht sich selbstgefällig von allen Seiten an.

Sie ist sehr zufrieden mit sich, schon seit sie erfahren hat, wie beliebt der Osterhase bei den Kindern ist, war sie neidisch.

Dabei hat sie noch gar kein Osterfest erlebt, da sie ja noch sehr jung ist. Aber sie ist nun mal sehr eitel und alles soll sich nur um sie drehen.

Jetzt hat sie es diesen Osterhasen gezeigt, die werden sich ärgern, schade dass sie das nicht sehen kann. Warum eigentlich nicht? Sie würde heimlich die Osterwiese beobachten.

Vergnügt springt sie auf und verlässt den Hof.

Berta sieht zufällig aus dem Fenster, als Louisa durch das Tor schlüpft.

Dieses dumme Ding!“ schimpft sie leise, „sie weiß doch, dass draußen der Fuchs lauert.“

Berta wirft sich ihren Umhang um und verlässt ebenfalls ungesehen den Hof.

In der Ferne sieht sie die junge Henne, die stolz erhobenen Hauptes auf den Wald zu schreitet.

 

 


Aber Berta sieht auch ein rotbraunes Fell aufleuchten

und erschrickt. Der Fuchs!

Und dann hört sie schon Louisa kreischen und rennt los.

Gerade noch sieht sie wie der Rotpelz die zappelnde Henne in seinen Bau schleppt.

Tränen laufen der guten Berta über die Wangen.

Wenn Louisa auch keine besonders nette Henne ist, aber diesen Schicksal hat sie nicht verdient.

Der Fuchs kommt wieder aus dem Bau und rennt schnell durch den Wald.

Berta versteckt sich im Gebüsch, bis er vorüber ist, dann schleicht sie vorsichtig in die Höhle, voller Angst was sie da vorfindet.

Louisa lebt noch, aber sie steckt in einem Käfig und starrt mit vor Angst geweiteten Augen auf die Tür, die sich langsam öffnet.

Im hellen Licht, das von draußen herein kommt, erkennt sie Berta und atmet erleichtert auf, als sie die alte Henne erblickt.

Berta, bitte Hilf mir, der Fuchs ist zu seinem Freund dem Marder, um ihn zum Festessen einzuladen und auf der Speisekarte werde ich stehen.“

Louisa heult laut auf und zittert am ganzen Körper.

Berta untersucht das Schloss des Käfigs, aber sie stellt gleich fest: 'das kann sie nicht öffnen.'

Ich hole Hilfe!“

Bleib hier Berta!“ jammert Louisa, doch diese ist schon durch die Tür.

Und Berta rennt, als gelte es das eigene Leben und erst auf der Osterhasenwiese fällt sie außer Atmen ins Gras.

Die Hasen kommen angelaufen und nachdem Berta endlich wieder etwas Luft bekommt, erzählt sie was geschehen ist.

Vater Osterhase und die Jungen laufen sofort los, während Frau Osterhase mit Berta ins Haus geht, um ihr einen Beruhigungstee zu kochen.

Erschöpft lässt die Henne sich auf einen der gemütlichen Sessel fallen. Myrtel stopft ihr ein Kissen hinter den Rücken, Fellchen legt ein anderes unter ihre Füße und Samtpfötchen reicht ihr knicksend die Tasse mit heißem Tee.

Dann setzen sich die Hasenmädchen zu ihren Füßen und Berta muss erzählen wie sie in die Fuchshöhle geschlichen war.

Mutter Osterhase aber geht vors Haus, um auf die Retter zu warten.

Endlich kommen sie aus dem Wald und in ihrer Mitte eine zerzauste, verlegene aber auch glückliche Louisa.

Unterwegs hat sie sich mehrmals bei dem Osterhasen entschuldigt und versprochen, dass sie die Eier bekommen werden.

Die Hasen fahren auch gleich zusammen mit Louisa zur Farm, denn die Zeit drängt.

Berta aber schielt auf die leckeren Erdbeertörtchen auf dem Tisch und meint:

Ich bin noch viel zu erschöpft und kann mich kaum auf den Füßen halten.“

Dann nimmt sie ein Erdbeertörtchen und lässt es blitzschnell im Schnabel verschwinden.

Lautes Hupen verkündet die Ankunft des Wagens.

Auf der Ladefläche aber zwischen den Körben mit Eiern sitzt das ganze Federvolk und flattert nun gackernd auf die Wiese.

Herr Osterhase aber tritt zu seiner Frau, die etwas entsetzt auf die kreischenden Gäste blickt.

Ich habe sie eingeladen uns zu helfen. Vielleicht könntest du ja für sie deine berühmten Erdbeertörtchen backen, die Mädchen sollen dir helfen.“

Drei würdevolle ältere Hennen kommen nun auf sie zu.

Jede von ihnen trägt einen großen eleganten Hut, auf dem lustig eine Feder hin und her schwankt.

Höflich grüßen sie und fragen nach ihrer Freundin Berta.

Frau Osterhase führt sie ins Haus und aufgeregt gackernd umringen sie ihre Freundin, die wieder mit Genuss ihr Abenteuer erzählt. Dabei wird der Kuchenteller überraschend schnell leer.

Frau Osterhase winkt die Mädchen in die Küche und während Samtpfötchen und Fellchen im Garten Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren pflücken, bereiten die Mutter und Myrtel in der größten Schüssel den Teig zu.

Nur wie sie den Tee servieren soll, da sie nicht genügend Tassen hat, weiß Frau Osterhase nicht.

Herr Osterhase und seine Söhne haben inzwischen den großen Topf aus dem Schuppen gerollt, um schwirrt von dem lärmenden Hühnervolk.

Sie begleiten die Hasen zum Bach und sehen dann staunend zu, wie das Feuer unter dem großen Topf, der nun voll Wasser ist, entfacht wird.

Als es brodelt und sprudelt werden die Eier mit großen Löffeln vorsichtig im Wasser versenkt, begleitet von den

Ahh und Ohhs“ der Zuschauer.

Dann werden die Tische mit den Farbeimern aufgestellt und die Hasen beginnen zu malen.

Die Hennen aber drängen so nahe heran, dass sie die Künstler in ihrer Arbeit behindern.

Aber Herr Osterhase, den nichts aus der Ruhe bringt, lässt von Schlitzohr und Bengel einen extra Tisch aufstellen und bittet die Hühnern doch selbst einige Eier zu bemalen.

Nun bekommt jedes Huhn ein Ei, doch die beiden Hasenjungen erklären feixend, als der Vater außer Hörweite ist, leider gäbe es nicht genug Pinsel.

Aber womit sollen wir denn die Eier bemalen?“ rufen die zukünftigen Künstlerinnen enttäuscht.

Ihr habt doch eure eigenen Pinsel dabei,“ grinsen die Jungen und Kikki, die Kleinste, versteht sofort und taucht ihren Flügel vorsichtig in den Topf mit roter Farbe und fährt dann über das Ei, und freut sich über die roten Wellen, die sie hinterlässt.

Nun sind auch die anderen Hühner nicht mehr zu bremsen und bald sind sie bunter als die Eier.

Aber sie haben alle einen große Spaß und jubeln, kreischen und gackern.

So laut war es auf der Osterwiese noch nie.

Bald sind alle Eier trocken und in Körben verpackt zur morgigen Abfahrt bereit.

Die Hühner aber torkeln zum Bach, um sich zu waschen.

Dann gibt es Gebäck und Tee.

Frau Osterhase hat den Tee in einen großen Eimer geschüttet und ihre Gäste können daraus mit einer Schöpfkelle trinken.

Endlich flattern die müden, aber glücklichen Hühner auf den Pritschenwagen und Schlitzohr fährt sie nach Hause.

Erschöpft lehnt Frau Osterhase sich an ihren Mann. 

Was für ein Spektakel,“ stöhnt sie.

Der Osterhase grinst leicht verlegen.

Ich habe sie eingeladen nächstes Jahr wieder zu helfen.“

Oh nein!“ ruft seine Frau entsetzt, doch dann kichert sie.

Wenigstens ist ein ganzes Jahr dazwischen!“

Und lachend gehen sie ins Haus.


© Lore Platz

Montag, 18. März 2024

Hermann und der verwirrte Hase

 Viel Spaß beim Lesen!





Hermann und der verwirrte Hase


Mit überhöhter Geschwindigkeit raste ein schnittiger Sportwagen die Straße entlang und das auf dem Dach befestigte Kajak schlenkerte gefährlich hin und her und die Halterung knirschte, als wollte sie protestieren.
Die vier Insassen in dem Auto kümmerte das nicht. Lautstark sangen sie den Text des Liedes, das aus dem Autoradio erklang, mit.
Pass auf, Jochen!“ rief die Beifahrerin, denn aus einem Seitenweg kam ein Traktor.
Der junge Mann trat erschrocken auf die Bremse und der Wagen kam schlingernd zum Stehen.
Durch die Wucht löste sich das Boot, donnerte auf die Straße und traf mit der Spitze einen Hasen, der sich überschlug und regungslos auf der Wiese liegen blieb.



Hermann saß in seiner Stube im Schuppen und genoss die heiße Schokolade und das Marmeladenbrot, das ihm die Frau, die von den Langhaaren Oma genannt wurde, eben gebracht hatte.
Der Troll schmunzelte, es gefiel ihm hier. Vor einiger Zeit hatte ihn der Mann ohne Haare gefragt, ob er lieber wieder im Wald in einem Baum leben wollte, oder hier bei ihm.
Obwohl es ihm große Überwindung gekostet hatte, das zuzugeben, hatte er geantwortet, dass er gerne hier bliebe.
Das war doch glasklar, besser als hier ging es ihm nirgendwo.
Natürlich hatte er dabei sein aller grimmigstes Trollgesicht gemacht.
Der Mann ohne Haare aber hatte nur vergnügt gelacht.
Er hatte dann zwischen seiner Werkstatt und Hermanns
Stube eine Mauer aus Brettern eingezogen, sodass der Troll eine eigene kleine Wohnung hatte. 
Selbst ein kleines Fenster wurde eingesetzt und die Frau mit dem Namen Oma hatte hübsche Gardinen aufgehängt.
Der Mann ohne Haare aber brachte eines Tages ein Bett, das er selbst gezimmert hatte, in die Stube und die Langhaare, die wieder mal zu Besuch waren kamen mit Kissen und Decken und einem kleinen Teppich.
Hermann war es wirklich sehr schwer gefallen, seine finstere Miene beizubehalten, denn so wunderschön und gemütlich war seine kleine Stube geworden.
Und der Mann ohne Haare hatte wirklich an alles gedacht. Er hatte sogar an die Tür einen tiefer gelegenen Griff angebracht, extra nur für ihn.
Und die Langhaare hatten für ihn Bilder gemalt und an die Wand gehängt.
Ein Klopfen an der Scheibe riss ihn aus seinen Gedanken. 
 
(c) Elli M.
Seine Freundin Amalia Blaumeise flatterte vor dem Fenster und schwirrte in die Stube, als Hermann öffnete.
Sie landetet auf dem Tisch und machte sich sofort über die Brösel auf dem Teller her.
Hermann setzte sich und wartete.
Der Vogel plusterte sich auf und zupfte an seinen Federn.
Das war lecker, du hat es schön hier.“
Anerkennend sah sie sich um.
Ja, sie sind sehr nett zu mir,“ grinste Hermann.
Aber wie ich dich kenne zeigst du ihnen nur dein grimmiges Gesicht.“
Schließlich bin ich ein Troll und bin das meinem Namen schuldig.“
Die beiden kicherten.
Doch dann wurde die Blaumeise ernst.
Wir brauchen deine Hilfe!“
Was ist los?“
Auf der Wiese vor dem Wald liegt ein riesengroßer Hase, wie ich noch keinen gesehen habe. 
Er ist nicht tot, aber lebt auch nicht. Sein Herz klopft noch, aber er bewegt sich nicht.“
Ich will ihn mir mal ansehen,“ brummte der Troll, schlüpfte in seine Jacke und verließ mit Amalie den Schuppen.
Familie Mümmel mit ihren Kindern, das Eichkätzchen Ulrike, der Igel Rudi und die Maus Graufellchen standen bei dem wirklich sehr großen Hasen.
Hermann beugte sich über das Tier und fühlte seinen Puls.
Mit der Hand fuhr er über das Fell und über den Kopf.
Er hat eine große Beule am Kopf, deshalb wohl die lange Ohnmacht. Ich hole den Mann ohne Haare. Er muss uns helfen.“
So schnell ihn seine kurzen stämmigen Beine trugen eilte er zurück zum Haus und klingelte Sturm.
Gemach, gemach,“ rief Großvater Schinkel, als er öffnete und den kleinen Kerl herein ließ.
Hermann stemmte seine Hände auf die Knie und musste erst mal heftig atmen.
Dann erzählte er Opa Schinkel und seiner Frau, die auch in den Flur gekommen war von dem verletzten Hasen.
Natürlich ging Opa Schinkel gleich mit und seine Frau wollte den Tierarzt verständigen.
Bald standen die beiden vor dem Hasen und der alte Mann hüllte ihn in die mitgenommene Decke und trug ihn zum Schuppen, wo er ihn auf die Werkbank legte.
Der Hase war noch immer nicht aufgewacht und besorgt runzelte Herr Schinkel die Stirn.
Da wurde mit einem Schwung die Schuppentür aufgestoßen und Hermann konnte gerade noch hinter einem Holzstapel verschwinden, bevor der Tierarzt eintrat.

(c) RMzV

Polternd begrüßte er seinen Freund und untersuchte dann fachmännisch das verletzte Tier.
Innere Verletzungen hat er keine und die lange Ohnmacht kann von dem Schlag auf den Kopf kommen. Ich gebe ihm
eine Kreislauf stärkende Spritze, den Rest muss die Natur übernehmen.“
Danke dir Erich.“
Das wirst du nicht mehr denken, wenn du meine Rechnung bekommst,“ lachte dieser dröhnend und gab ihm einen kräftigen Schlag auf die Schulter unter der Opa Schinkel zusammen zuckte.
Mitten in der Nacht wurde Hermann wach durch ein Stöhnen und Poltern. Schnell lief er nach nebenan und drückte auf den Lichtschalter.
Der Hase lehnte an der Werkbank und sah sich verwirrt um.
Wo bin ich hier?“
Im Schuppen von dem Mann ohne Haare. Du lagst auf der Wiese vor dem Wald und er hat dich hierher getragen. Wie fühlst du dich?“
Ich habe Kopfschmerzen und ein flaues Gefühl im Magen.“
Hermann grinste: „ Die Kopfschmerzen kommen von deiner Beule und das flaue Gefühle, ich denke mal du hast Hunger.“
Wie zur Bestätigung fing der Magen des Hasen laut zu grummeln an.
Die beiden lachten.
Komm in meine Stube, die Frau mit dem Namen Oma hat schon gedacht, dass du vielleicht Hunger hast, wenn du aus deiner Ohnmacht erwachst und hat vorgesorgt.“
Wer sind denn alle diese Leute, die du erwähnst?“
Während der Hase von dem reich gefüllten Teller aß, erzählte ihm der Troll von Opa und Oma Schinkel, ihren Enkelinnen, den Langhaaren, und wie er hierher gekommen ist.
Zufrieden lehnte sich der Hase zurück. Er fühlte sich wohl, außer den pochenden Schmerzen im Kopf.
Aber nun erzähle mir, wie kommst du auf die Wiese, hat ein Auto dich angefahren?“
Der Hase überlegte, dann schüttelte er verwirrt den Kopf.
Ich weiß es nicht?“
Woher kommst du und wie heißt du?“
Ich weiß es nicht!“
Hm, das kommt wohl von dem Schlag auf den Kopf, aber dein Gedächtnis wird bestimmt bald wieder funktionieren. Komm wir wollen schlafen, du kannst dich dort auf dem Teppich legen.“
Die nächsten Tagen vergingen und der Hase wurde von Tag zu Tag kräftiger und dank Omas Arnika - Salbe wurde auch
die Beule kleiner, nur sein Gedächtnis kam nicht wieder.
Am Wochenende kamen Renate und Susi und natürlich waren sie begeistert von dem neuen Mitbewohner.
Als sie hörten, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte, beschlossen sie ihm zu helfen.
 
(c) RMzV

Zu viert wanderten sie zu der Wiese, wo man ihn gefunden hatten, überquerten gemeinsam die Straße und wanderten durch den Wald.
Vielleicht trafen ja jemand der ihn kannte.
Doch niemand wusste wer der fremde Hase war.
Am Sonntagabend mussten die Mädchen nach Hause. Doch sie versprachen nächstes Wochenende wieder zu kommen und dann würden sie auch länger bleiben, denn es begannen die Osterferien.
Bei diesem Wort blitzte ein Gedanke auf im Kopf des Hasens, der aber sofort wieder verschwand.
In der Nacht träumte er von bunten Eiern, einer Häsin und Hasenkindern, die alle besorgt schauten.
 
(c) Irmgard Brüggemann

Am nächsten Morgen überraschte er Hermann mit den Worten.
Ich bin der Osterhase!“
Der Troll starte ihn überrascht an, dann grinste er.
Du erinnerst dich?“
Ja, als die Mädchen von der Osterferien sprachen, da klingelte es in meinem Kopf. Jetzt weiß ich wieder alles, ich wollte zu den Hühnern am Berghof und Eier holen. Meine Familie wird sich schon sorgen machen. Ich muss sofort los. Danke dir mein Freund und sag auch den Langhaaren und ihren Großeltern noch einen schönen Gruß. Ich habe soviel Zeit verloren durch den Unfall, muss mich sputen, sonst fällt Ostern ins Wasser. Lebe wohl mein Freund!“
Und weg war er.
Susi und Renate waren enttäuscht, als sie am Wochenende wieder kamen, hatten sie sich doch gefreut auf den Hasen.
Doch als sie erfuhren, dass es der Osterhase war, waren sie stolz ihn persönlich kennengelernt zu haben.
Und an Ostern fanden sie ein besonders großes Nest mit Leckereien im Garten.
Hermann aber bekam am Abend vor Ostern Besuch von seinem Freund dem Osterhasen und seiner Familie.

© Lore Platz







Dienstag, 12. März 2024

Der Tanz der Feen

 

Der Tanz der Feen




Roswitha wird wach. Sie setzt sich im Bett auf und weiß im ersten Moment nicht wo sie ist.

Dann fällt es ihr wieder ein. Gestern sind ihre Eltern und sie bei der Oma angekommen und sie liegt in Omas Bett.

Schnell klettert sie aus dem großen altmodischen Bettgestell und läuft barfuß zur Tür.

Witta, wo willst du hin?“

Die Kleine dreht sich zu ihrer Oma um, die im Lehnstuhl am Fenster sitzt.

Erleichtert klettert sie auf deren Schoß und kuschelt sich zufrieden an die alte Frau. „Ich wollte dich suchen, als du nicht mehr neben mir lagst.“

Liebevoll streicht Frau Gartner ihrer Enkelin über das Haar.

Still sehen sie dann beide in den Garten, der im silberhellen Licht des Mondes geheimnisvoll und etwas gespenstisch wirkt.

Etwas bewegt sich unter den Bäumen und Roswitha ruft:

Das ist bestimmt eine Maus!“

Oder ein kleiner Zwerg, der zur Feenwiese will, um ihnen beim Tanz zuzuschauen.“

Tanzen denn die Feen heute Nacht?“

Jede Vollmondnacht treffen sich die Feen, es sind zwölf an der Zahl, auf der Feenwiese, um zu tanzen und Wichtel, Zwerge, Elfen und die Tiere des Waldes kommen um ihnen zuzusehen. Anschließend gibt es dann ein großes Fest.

Der Wichtel Puck, der noch viel zu klein war und deshalb zu Hause bleiben sollte, machte sich einmal ganz allein auf den Weg, weil er unbedingt auch die Feen tanzen sehen

wollte. Willst du die Geschichte hören.

Roswitha nickt heftig und kuschelt sich zufrieden an die Oma.



 


 

 

Der Tanz der Feen



Mitten in einem großen schönen Wald steht eine alte knorrige Eiche. Sie ist schon sehr alt und selbst der heftigste Sturm kann ihr nichts anhaben, denn ihre starken langen Wurzeln sind tief in der Erde verankert.

Und gleich neben der dicksten Wurzel liegt ein Eingang.

Ein großes Schild hängt da, auf dem steht;

Familie Wurzelpurzel.

Vater Knorke hat dieses Schild höchst persönlich gemalt.

Zwei große Eicheltöpfe mit Farbe hat er dafür gebraucht.

Neben dem Schild führt ein Geländer abseits direkt in eine große gemütliche Wohnküche.

Vier Türen führen in die Zimmer von Vater Knorke und Mutter Primella, Sohn Fredjo, Tochter Bellina und Puck, dem Jüngsten.

Die Möbel hat Meister Specht gezimmert, die Bettwäsche und Tischdecken wurden von Madame Seidenraupe gefertigt. Und Frau Spinne webte die zarten filigranen Gardinen .

Das Geschirr hat Knorke selbst geschnitzt, wofür ihm die Buche freundlicherweise etwas Holz überließ.

Und den wunderschönen silbergrauen Teppich, der die Küche noch wohnlicher machte, hat ihnen die Bartflechte zum Einzug geschenkt.

Still war es in der kleinen Wohnung, denn sicher schliefen alle. War es doch auch schon tiefe Nacht.

Doch da öffnen sich drei der Türen. Knorke und Primella kommen aus ihrem Schlafzimmer und auch Fredjo und Bellina verlassen ihre Zimmer.

Alle verhalten sich ganz leise, damit sie den kleinen Puck nicht wecken.

Doch der hat längst etwas bemerkt und steckt nun verschlafen seinen Kopf durch den Türspalt.



Überrascht reißt er die Augen auf und kommt in die Küche.

Seid ihr aber hübsch angezogen, wo wollt ihr denn so spät noch hin?“

Dann fällt es ihm wieder ein.

Ihr wollt zum Tanz der Feen und mich wollt ihr hier lassen!“ ruft er empört.

Du bist noch zu klein, geh zurück ins Bett!“ befiehlt der Vater.

Puck zieht einen Flunsch.

Immer heißt es, ich bin noch zu klein. Das ist ungerecht!“

mault er, geht aber zurück in sein Zimmer, denn wenn der Papa so streng guckt, sollte man lieber folgsam sein.

Schlaflos wälzt er sich im Bett herum. Er kann einfach nicht mehr einschlafen, selbst wenn er ganz fest die Augen zusammen presst.

Schließlich springt er aus dem Bett und zieht sich an. Wenn sie ihn schon nicht mitnahmen, dann würde er eben allein gehen.

Als er aber hinaus in die Dunkelheit tritt, da wird ihm doch etwas eigen zumute. Noch nie war er nachts alleine im Wald gewesen. Auch wenn der Mond leuchtet, so sieht der Wald doch eher gespenstisch aus. Soll er wirklich das Wagnis eingehen?

Zögernd bleibt er stehen. Doch der Gedanke an das Abenteuer ist zu verführerisch und dem Ruf der Freiheit kann er einfach nicht widerstehen.

Er steckt die Hände fest in die Taschen, zieht den Kopf etwas ein und stapft los.

Krampfhaft versucht er das Rascheln ringsum zu überhören und geht unverdrossen weiter.

Schließlich ist er ja ein tapferer keiner Wichtel.

 


Plötzlich rauscht es dicht neben ihm, etwas streift ihn und eine Eule fällt kopfüber neben ihn auf den Boden.

Ächzend erhebt sie sich und richtet zeternd ihr Federn.

Puck, dummer Bub was treibst du dich mitten in der Nacht im Wald herum, beinahe hätte ich dich gefressen,weil ich dich mit einer Maus verwechselt habe!“

Aber ich sehe doch nicht wie eine Maus aus!“

Frau Eule wird etwas verlegen.

Naja, du weißt doch meine Augen sind nicht mehr die Besten.“

Der Wichtel kichert.

Und ihr seid zu eitel, um die Brille zu tragen, die euch Doktor Augentrost gebastelt hat.“

Frau Eule schnaubt nur verächtlich.

Was machst du überhaupt so spät im Wald?“

Ich will zum Tanz der Feen, fliegt ihr vielleicht auch dahin, dann könntet ihr mich doch mitnehmen.“

Pah, habe besseres zu tun und du solltest auch lieber nach Hause gehen.“

Traurig sieht Puck ihr nach, doch dann geht er mutig weiter.

Dachse, Luchse, Schlangen, Marder, und ein Rudel Rehe eilen an ihm vorbei.

 


Nur ein Kaninchen bleibt stehen und fragt, ob er mitkommen will.

Erfreut nickt Puck, doch da spitzt das Kaninchen seine beweglichen Ohren, mit denen es Geräusche aus verschiedenen Richtungen wahrnehmen kann.

Tut mir leid Kleiner, da kommt der Fuchs!“

Und es verschwindet in den Büschen.

Wenn später taucht der Fuchs in Begleitung von Frau Fledermaus auf und die beiden nehmen den kleinen Wichtel ein Stück mit.

Doch mit seinen kleinen strammen Beinen kommt Puck nur langsam vorwärts und die beiden verlieren die Geduld und lassen ihn stehen.

Du kannst ja mit mir mitkommen, ich bin auch nicht sehr schnell.“

 Sabine Schnecke hält neben Puck und nun gehen die beiden gemeinsam weiter.

Dann aber bleibt Sabine Schnecke keuchend stehen.

Ich kann nicht mehr weiter,“und sie verschwindet in ihrem Haus.

Etwas ratlos wartet der Wichtel, dass Sabine wieder hervor kriecht.

Doch leise Schnarchtöne zeigen, dass die Schnecke eingeschlafen ist.

Mutlos lässt sich Puck ins Moos sinken. Wäre er doch nur zu Hause geblieben. Dicke Tränen rollen über seine Wangen.

Warum weinst du denn Puck?“

 


Malwine Eichhorn sieht den Wichtel besorgt an.

Schluchzend erzählt ihr Puck seinen Kummer.

Malwine lacht. „Komm, ich bringe dich zur Festwiese.“

Über ihren buschigen Schwanz krabbelt Puck auf den Rücken des Eichkätzchens und nun geht es schnell über Stock und Stein.

Bald haben sie die Wiese der Feen erreicht und Malwine bringt den kleinen Wichtel zu seinen Eltern.

Die sind sehr überrascht, aber sie schimpfen nicht und Papa Knorke nimmt seinen kleinen Sohn auf den Arm, damit er besser sehen kann.

Ein Faun erscheint und setzt sich auf den Ast eines Baumes. Er hebt seine Panflöte an die Lippen und eine wunderschöne einschmeichelnde Melodie erklingt.

Die zwölf Feen schweben auf die Wiese.

Ihre pastellfarbenen Kleider wehen um ihre grazilen Gestalten und in den langen Haaren sind Blumen eingeflochten.

Sie stellen sich auf die Zehenspitzen, heben die Arme und beginnen zu tanzen.

Atemlose Stille herrscht auf den Platz, denn alle sind bezaubert von den anmutigen Bewegungen der Tänzerinnen.

Am Ende des Tanzes fassen sich die Feen an den Händen und schweben nach oben.

Sie rücken zusammen, als wären sie eins und von den Büschen und Bäumen lösen sich die Glühwürmchen und formieren sich über den Köpfen der Feen zu einer Krone.

Einige Sekunden bleibt dieses Bild, dann löst es sich auf.

Die Glühwürmchen kehren zurück auf die Bäume und die zwölf Feen schweben langsam auf die Wiese.

Sie versinken in einen tiefen, majestätisch anmutenden Knicks.

Der Feenkönig tritt aus dem Dunkel der Bäume und neigt dankend das Haupt.

Dann deutet er auf die im Hintergrund gedeckten Tische und erklärt das Fest als eröffnet.

Herrschte bis jetzt atemlose Stille, so wird es jetzt um so lauter.

Bis zum Morgengrauen dauert das Fest und Puck ist schon längst im Arm seiner Mutter eingeschlafen.“



Frau Gartner streicht liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht von Roswitha.

Du hast ja auch schon ganz kleine Augen, komm wir gehen schlafen.“

Sie schlüpfen ins Bett und das Mädchen kuschelt sich an die Oma und ist gleich darauf eingeschlafen.

Die alte Frau aber liegt noch lange wach, denn bei Vollmond fällt es ihr schwer einzuschlafen.

Doch irgendwann schläft auch sie.


© Lore Platz  (2020)