Freitag, 25. April 2025

Prinzessin Wildfang

  25.04.25
 
Eine kleine Geschichte zum Wochenende
 
Zitat des Tages
 
 
Jeder sieht was du scheinst, nur wenige fühlen wie du bist

Niccolo Machiavelli

 


 



 
 
Mein Mann und ich haben spät geheiratet, ich war 30 und mein Mann 38. 
Zwei eigenständige Menschen, die auch schon ihre Macken hatten.
Trotzdem waren wir mehr als dreißig Jahren glücklich, denn keiner wollte den anderen ändern und akzeptierten uns so wie wir waren.
Sind es nicht die kleinen Fehler, die einen Menschen erst liebenswert machen? 


In meiner Geschichte geht es auch um dieses Thema und damit wünsche ich euch ;
Viel Spaß beim Lesen!







Prinzessin Wildfang


Eine schwarz gekleidete ältere Dame lief in raschen Schritten durch den Garten. Sie blieb vor einem Rosenbusch stehen unter dem der Teil eines weißen bauschigen Rockes und kleine feine Schuhe hervorlugten.
Nun bewegte sich das Ganze und schob sich rückwärts.
Zwei stark durch die Dornen beschädigte Ärmel wurden sichtbar, rote wallende Locken und schließlich eine Hand, die ein kleines verängstigtes Kätzchen hielt.
Die Hofdame stemmte beide Hände in die Hüften und runzelte die Stirn.
Prinzessin Beatrix, wie seht ihr wieder aus!“
Oh!“ Erschrocken sah das Mädchen an sich herunter und wurde rot.
Der Hund von Prinz Adalbert hat Ginger unter den Rosenbusch gejagt und sie wagte sich nicht mehr heraus.“
Hättet ihr denn nicht einen Diener beauftragen können?“
Die haben doch alle keine Zeit, wegen dem Festbankett heute Abend!“
Eine Schar junger Leute kam in den Park.
Die jungen Damen fingen an zu kichern und die jungen Herren feixten.
Einer dieser Herren hielt sein Monokel an das Auge und näselte: „Ach Prinzessin Leonore ist dieses Lumpenkind etwa eure Schwester, die man Prinzessin Wildfang nennt.“
Alle fingen schallend zu lachen an.
Beatrix aber drehte sich um und lief mit Tränen in den Augen davon.




Sie verließ den Schlossgarten und lief hinaus auf die freie Ebene zu einem großen Weidenbaum.
Hierher flüchtete sie immer wenn sie Kummer hatte.
Wütend ließ sie sich sich ins Gras fallen.
Warum weinst du?“
Beatrix sah auf und erblickte eine ältere Dame.
Sie war bekleidet mit einem bunten Rock, einer ebenso bunten Bluse, derben braunen Schuhen und drückte eine riesengroße Tasche an sich. Eine runde kleine Brille saß auf ihrer Nase.
Beatrix sah sie finster an und meinte trotzig:
Ich weine ja gar nicht!“
Die alte Dame setzte sich neben sie und sah hinauf in den wolkenlosen Himmel.
Dann haben dich wohl ein paar Regentropfen gestreift.“
Nun musste das Mädchen kichern.
Ich habe geweint, weil ich wütend und traurig bin,“ gestand sie.
Nun es schadet nicht ab zu mal zu weinen. Tränen reinigen die Augen und spülen Zorn und Kummer von der Seele. Du solltest dich also nicht schämen, wenn du mal weinst.“
Beatrix lächelte.
Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Prinzessin Beatrix, auch Prinzessin Tolpatsch oder Prinzessin Wildfang genannt.“
Wütend begann sie das Gras neben sich auszureißen.
Nun was haben dir die armen Pflanzen denn getan, dass du sie so behandelst?“
Verlegen ließ das Mädchen ihre Hand sinken.
Die alte Frau aber hob einen Finger und die Wiese sah aus wie vorher.
Oh“
Ja ich bin eine Fee, wusstest du das nicht.
Die Prinzessin schüttelte den Kopf.
Ich dachte immer...“ Verlegen verstummte sie.
Du dachtest Feen seien schön und ewig jung. Meist stimmt das auch, die Blumenfeen und Sternenfeen sind es jedenfalls. Aber ich bin eine, naja Fee für alle Fälle.
Du musst nicht denken, dass ich in meiner Jugend nicht auch schön war, aber immerhin bin ich jetzt 878...“, sie runzelte die Stirn, „ … oder sind es 879 Jahre, ach egal, nun erzähle mir aber deinen Kummer.“
Beatrix hob hilflos die Schultern.
Ich bin eine einzige Enttäuschung für meine Eltern und auch für meine Schwester. Immer wieder gerate ich in irgendeine Klemme, zerreiße oder beschmutze meine Kleider, falle hin, weil ich ich zu schnell laufe und außerdem bin ich entsetzlich hässlich!“
Paperlapap, du bist doch nicht hässlich, mein liebes Kind.“
Doch, seht doch meine Nase ist voller Sommersprossen und...“
Aber die sehen doch hübsch aus und passen zu deinem roten Haar“, unterbrach sie die Fee.
Ja meine Haare, Juliane, meine Zofe, gibt sich die größte Mühe, aber ich verliere immer wieder die Nadeln und dann sehe ich aus wie eben ein Wildfang.“
Die Fee betrachtete sie prüfend und ließ eine Strähne des wirklich schönen Haares durch ihre Finger gleiten.
Deine Haare sind wunderschön, aber viel zu dick, um sie mit Nadeln zu bändigen. Hast du es schon mal mit einem Haarnetz versucht? Ich müsste doch...“
Sie wühlte in ihrer riesigen Tasche.
Hier ist es ja!“
Sie reichte Beatrix ein goldenes mit Perlen besticktes Haarnetz.
Das ist ja wunderschön.“
Ganz leicht zu machen!“
Nicht für mich, das ist auch etwas was ich nicht kann, feine Handarbeiten.
Meine Stickereien sehen aus wie ein Schlachtfeld und wenn ich häkle, entsteht immer eine andere Form als es sollte. Ich bin eben keine Prinzessin.“
Papperlapap, wer sagt denn, dass eine Prinzessin unbedingt Handarbeiten muss. Du bist sehr wohl eine Prinzessin, du hast das mutige Herz einer Kriegerin, du achtest nicht auf deine Kleidung, wenn es gilt ein verletztes oder in Not geratenes Tier zu retten, auch scheust du dich nicht in die ärmsten Hütten zu gehen, um den Leuten Essen aus der Schlossküche zu bringen. Du wirst mal eine gute Königin werden. Darf ich dein Haar richten?“
Beatrix nickte und presste die Augen zusammen, um auf die Schmerzen vorbereitet zu sein.
Die Fee aber holte aus den unendlichen Tiefen ihrer Tasche einen großen Kamm hervor und fuhr nun durch das lange dichte Haar.
Das ziept ja gar nicht!“ rief die Prinzessin erstaunt.
Nein, das liegt wohl an dem Kamm. Ich nenne ihn, der Kamm, der nicht ziept. Du kannst ihn gerne behalten.“
Danke!“
Gerne geschehen, verrätst du mir, warum so viele Prinzen aus alle Welt zu euch kommen. Seit einer Woche ist ein ständiges Kommen und Gehen im Schloss.“
Mein Vater hat sie eingeladen, um mich und meine Schwester Leonora zu verheiraten. Dabei hat mich bisher keiner der Prinzen auch nur eines Blickes gewürdigt, höchstens um sich über mich lustig zu machen.“
Gefällt dir denn einer der Prinzen.“
Nein! Einige sind ja ganz nett, aber die haben nur Augen für meine Schwester. Aber manche Prinzen sind schon sehr seltsam. Zum Beispiel Prinz Wohlgemut!“
Ein eigenartiger Name!“
Beatrix kicherte.
Eigentlich heißt er Prinz Leopold, aber er fläzt den ganzen Tag nur auf dem Sofa herum und formt Verse auf die
Schönheit meiner Schwester. Und jeder Vers endet mit dem Wort wohlgemut.“
Da klingt, äää, etwas seltsam.“ kicherte die Fee.
Beatrix grinste.
Dann gibt es noch Prinz Pfau!“
Ich vermute, das ist auch nicht sein richtiger Name?“
Nein, er heißt Prinz Alfonso, aber wenn er durch das Schloss oder über den Hof stolziert dann begleitet ihn immer ein Diener, der einen Spiegel trägt, damit der Prinz sich jederzeit bewundern kann.“
Was für ein Prinz würde dir denn gefallen?“
Es wäre mir egal wie er aussehe, er müsst nur mutig sein, ein gutes mitleidiges Herz für Tiere und Menschen haben und vor allem mich so akzeptieren wie ich bin.“
Das sind ja bescheidene Wünsche, muss er reich sein?“
Das ist unwichtig!“
Gut, ich bin fertig, willst du es sehen?“
Sie kramte einen Spiegel aus ihrer Tasche.
Das ist ja wunderschön!“ jubelte die Prinzessin.
Und vor allem hält es, selbst wenn du mal wieder auf einen Baum steigst, um einen verletzten Vogel zu retten.
Oh, da kommt ein Reiter, ich werde wohl besser gehen!“
Der Reiter kam näher und sprang vom Pferd, einen Moment betrachtete er das junge Mädchen, dann grinste er.
Habt ihr mit einem Drachen gekämpft!“
Einen Moment stutzte Beatrix, dann fiel ihr der zerrissene Ärmel ein und sie musste lachen.
Nein mit einem Dornenbusch, eine kleine Katze hat sich darin verirrt und wagte sich nicht mehr heraus.“
Der junge Mann lächelte.
Ich habe mich auch verirrt und wollte zum Schloss. Darf ich mich vorstellen: Prinz Niklas von Armenia!“
Ihr wollt sicher auch Prinzessin Leonora heiraten.“
Beatrix war etwas enttäuscht, denn der Prinz gefiel ihr.
Nein, ich komme wegen Prinzessin Beatrix!“
Den Wildfang, niemand will sie heiraten, sie steckt ständig in irgend welchen Klemmen und immer sind ihre Kleider schmutzig oder zerrissen.“
Gerade deshalb finde ich sie so interessant und denke, dass sie genau die richtige Frau für mich ist.“
Er wirft einen schmunzelnden Blick auf die zerrissenen Ärmel.
Ihr habt mich erkannt?“
Ja an den Ärmeln und dem wunderschönen roten Haar.“
Aber weshalb wollt ihr denn gerade mich, niemand will mich,“ stammelt Beatrix verlegen.
Weil ihr beherzt und tapfer seid, weil ihr ein großes mitfühlendes Herz habt und euch für Menschen und Tiere einsetzt, obwohl ihr euch damit ständig Ärger einhandelt.
Außerdem seid ihr von einer ganz besonderen Schönheit, denn sie ist nicht nur äußerlich.“
Als Beatrix ihn nur fassungslos anschaute, lächelte er wieder und dieses Lächeln schlich sich in das Herz der Prinzessin.
Der Prinz aber ließ seinen Blick versonnen in die Ferne schweifen.
Armenia ist ein sehr armes Land. Wir haben keine Bodenschätze und leben von der Landwirtschaft und sind sehr vom Wetter abhängig. Es hat schon Winter gegeben, da wäre mein Volk fast verhungert.
Ich bin einige Jahre durch die Welt gereist, um eine Lösung zu finden, habe bei einem Schafbauer gearbeitet und von der Schafschur bis zum Weben der Wolle alles gelernt.
Auch hat mir ein Freund von einer Raupe erzählt, aus der man Seide gewinnen kann.
All diese Neuerungen möchte ich in meinem Land einführen aber der Weg wird hart und steinig sein und dazu brauche ich eine Frau an meiner Seite mit dem Herzen einer Löwin, so wie ihr Prinzessin Beatrix, wollt ihr diese Frau sein?“
Diese hatte dem Prinzen staunend zugehört, das wäre eine wundervolle Aufgabe und außerdem der Prinz gefiel ihr sehr gut und seine Worte berührten ihr Herz.
So nickte sie nur und ihre Augen trafen sich und für einen Moment schien die Erde still zu stehen.
Hoheit, Hoheit!“
Man hat mich gefunden,“ bedauerte der Prinz.
Gewährt ihr mir heute Abend die Ehre des ersten Tanzes , Prinzessin Beatrix?“
Diese nickte mit einem strahlendem Lächeln und Prinz Niklas schwang sich übermütig lachend auf das Pferd, hob grüßend die Hand und galoppierte davon.
Er gefällt dir?“
Wie aus dem Nichts war die Fee wieder aufgetaucht.
Das junge Mädchen nickte noch immer etwas benommen.
Das ist gut, denn Prinz Niklas ist ein besonderer junger Mann und er passt zu dir, aber nun beeile dich, die Sonne geht bald unter. Du willst dich doch sicher noch schön machen für den Ball. Nanu, ich sehe noch einen Schatten in deinen Augen, was bedrückt dich?“
Ich habe ihm den ersten Tanz versprochen, aber ich kann doch gar nicht tanzen, immer stolpere ich oder trete meinen Tanzpartnern auf die Füße.“
Papperlapap , sicher kannst du tanzen, du hattest bisher nur die falschen Schuhe, warte mal.“
Wieder wühlte sie in ihrer Tasche und zog mit einem triumphierenden Lächeln ein paar goldene Slipper hervor.
Sie drückte die Schuhe dem Mädchen in die Hand.
Nun aber lauf!“
Beatrix lief los, drehte sich aber dann wieder um und kam zurück.
Stürmisch umarmte sie die Fee und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Kopfschüttelnd sah diese ihr nach.
Albernes Ding!“
Aber dann lächelte sie und murmelte:
Sie wird sehr glücklich werden.“
(c) meine Tochter

Beatrix aber erreicht atemlos ihr Zimmer.
Während sie im Badezuber saß und Ihre Zofe Juliane ihr mit dem Kamm, der nicht ziept, die Haare kämmte, erzählte sie ihre Erlebnisse.
Unter viel Gelächter suchten die beiden Mädchen dann das schönste Kleid aus.
Und als die Prinzessin dann wenig später den Ballsaal betrat, da waren alle Augen auf sie gerichtet, denn so schön hatte man Prinzessin Wildfang noch nie gesehen.
Prinz Niklas aber eilte ihr mit leuchtenden Augen entgegen und da gerade die Musik einsetzte führte er sie zum Tanz auf das Parkett.
Der König aber sah staunend den Tanzenden zu.
Ist das unsere Tochter, der Wildfang? Ein Wunder, sie sieht ja wunderschön aus und stolpert nicht und ist bisher kein einziges Mal ihrem Partner auf die Füße getreten?“
Kein Wunder! Das ist die Liebe,“ meinte die Königin mit einem feinem Lächeln.
Prinz Niklas? Aber er ist der ärmste der Freier.“
Du willst ihnen doch keinen Ärger bereiten?“
Nein, nein,nicht nachdem er dieses Wunder vollbracht hat und unseren Wildfang glücklich macht. Im Gegenteil, ich werde ihre Mitgift verdoppeln, das wird ihnen den Start etwas erleichtern.“
Sein Blick fiel hinüber zu Leonora, die inmitten ihrer Bewunderer stand und sich nicht entscheiden konnte, welchen von ihnen sie die Gunst eines Tanzes gewähren sollte.
Es würde mich nicht wundern, wenn unser Wildfang noch vor ihrer Schwester verheiratet wäre.“
Und so war es auch.
Es wurde eine wunderschöne Hochzeit und alle freuten sich und dem Brautpaar strahlte die Liebe und das Glück aus den Augen.
Was besonders die beiden Mütter des jungen Paares immer wieder zum Taschentuch greifen ließ.
Nach dem Fest aber gingen alle in den Schlosshof, wo bereits die hoch beladene Kutsche wartete, die Beatrix und und ihren Gemahl in ihre Heimat bringen sollte.
Die Zofe Juliane und der Kammerdiener des Prinzen saßen bereits wartend in dem Gefährt.
Prinz Niklas aber kam auf den Hof und führte zwei Pferde am Zügel.
In dem Moment rannte Beatrix aus dem Schloss in einem einfachen Reitdress und einem loses Band in den Haaren.
Stürmisch umarmte sie ihren Vater, ihre Mutter und ihre Schwester und lief dann zu ihrem Mann, der ihr auf das Pferd half.
Er war noch nicht auf seinem Pferd, da galoppierte Beatrix mit einem Jubelruf schon los.
Das Band flatterte zu Boden und die reiche Fülle ihres Haares breitete sich wild über ihrem Rücken aus.
Die Kutsche setzte sich in Bewegung und folgte in gemächlichen Tempo.
Der König aber sah kopfschüttelnd den wilden Reitern nach.
Sie wird wohl immer ein Wildfang bleiben.“
Lächelnd hakte sich die Königin bei ihm unter, als sie ins Schloss gingen.
Sicher, aber sie hat einen Mann gefunden, der dies akzeptiert.“

© Lore Platz  (2022)




Donnerstag, 17. April 2025

Plauderecke Ein Ostergeschenk für Nina

 17.04.2025

 Mit der nachfolgenden Geschichte verabschiede ich mich bis nach Ostern.Ich wünsche euch ein frohes Osterfest und denkt daran, Ostern ist das Fest der Hoffnung.


Bald ist Ostern, genauso wie auf das Christkind freuten wir uns auch auf den Osterhasen, natürlich nicht nur weil er bunte Eier brachte und die damals so seltenen Süßigkeiten, auch weil viel Besuch kam und da ging es immer lustig zu.

Jeden Sonntag ging die ganze Familie nach dem Mittagessen spazieren, so auch am Palmsonntag und als ich so neben meiner großen Schwester herlief deutete sie auf eine Stelle im Moos und rief: " Sieh mal, da hat der Osterhase ein Ei verloren." Und tatsächlich lag da ein buntes Ei, an die Farbe  kann ich mich leider mehr erinnern. Ich hob es auf und trug es wie einen kostbaren Schatz nach Hause.

Am Gründonnerstag Nachmittag kamen die Verwandten aus dem Saarland angereist. Es war laut und es war lustig. Am Karfreitag gab es immer Semmelknödel mit Pilzsoße, denn Fleisch durfte man an diesem Tag nicht essen. Am Samstag wurde gebraten und gebacken und am Ostersonntag gingen wir alle gemeinsam in die Frühmesse und meine Tante ließ es sich nicht nehmen, den schweren Korb mit den bunten Eiern, dem Gselchten ( Rauchfleisch) und der Stange kren (Meerrettich) zu tragen. Die Speisen wurden nämlich nach dem Gottesdienst gesegnet und dann daheim gab es Frühstück mit den geweihten Gaben. Und erst dann durften wir unser Osternest suchen.

Immer wieder stelle ich fest, wie wichtig es ist wenn man alt wird, schöne Erinnerungen zu haben. Nun noch eine kleine Ostergeschichte.

Viel Spaß beim Lesen!




 Ein Ostergeschenk für Nina

"Morgen kommt der Osterhase und gibt dir eins auf die Nase!" sang Ricky lauthals. Seine Zwillingsschwester Vicky rollte mit den Augen. "Was für ein doofes Lied, du verwechselst den Osterhasen wohl  mit Knecht Rupprecht." "nö, aber es reimt sich so schön," grinste ihr Bruder.

"Schön ist was anderes!", meinte Vicky. "Aber es wird eben nicht jeder als Dichter geboren, ich auch nicht, Brüderchen!" Sie knuffte ihren Bruder liebevoll in die Seite.

"Aber nun etwas anderes, hast du dir schon überlegt, was wir für unsere Nina zu Ostern basteln.", fragte Vicky. 

"Aber ich habe gedacht für so kleine Kinder bringt der Osterhase die Geschenke. Und unsere kleine Schwester glaubt doch ganz fest daran." grinste der unverbesserliche große Bruder.

"Genau, sie glaubt daran, deshalb sollten wir ja auch heimlich etwas basteln. Fragt sich nur, was das sein soll!", sagte Vicky. "Wollen wir mal Opa fragen, ob er eine Idee hat?"

Dafür war Ricky immer zu haben. Opa fiel eigentlich immer etwas ein und in seinem Bastelkeller gab es spannende Sachen - nicht nur für Ostergeschenke.

Opa hatte auch sofort eine Idee."Wie wärs mit einem kleinen Osterhaus und darin den Osterhasen, da könnten wir dann auch die bunten Eier legen und im Garten verstecken." Die Kinder waren sofort einverstanden.

Opa suchte Sperrholz für Boden, Wände und Dach zusammen. Ungefähr so groß wie ein Schuhkarton sollte das Haus werden. Vicky fiel ein, dass es noch einen Teppichbodenrest auf dem Speicher gab, den wollte sie dazu holen und Ricky machte sich daran, Farben zusammen zu tragen.

Opa erklärte ihnen genau was sie machen mussten und behielt die Beiden im Auge, während er aus einem Stück Holz und einem Messer  einen Osterhasen schnitzte. Knarrend öffnete sich die Tür und Vicky und Ricky stellten sich schützend vor ihr Osterhaus und auch der Opa ließ schnell die Schnitzerei verschwinden. Erleichtert atmeten sie auf. Es war nur der Vater. "Was macht ihr denn da?" fragte er neugierig.

"Das ist ein Geheimnis!", rief Vicky schnell. "Ein Geschenk für Nina! Wenn du uns nicht verrätst, darfst du mal gucken!"

Der Vater bestaunte die Bastelarbeit. " Kann ich euch helfen?" Der Opa tauschte einen schnellen Blick mit seinen Enkeln. "Vielleicht könntest du ja Nina beschäftigen, damit sie  nicht in die Werkstatt kommt." " Jaja, ihr habt Angst ich könnte was kaputt machen mit meinen zwei linken Händen." grinste der Vater.

Die Zwillinge kicherten. Papa hatte ja wirklich recht ungeschickte Hände, glücklicherweise war für solche Arbeiten im Haus Opa zuständig, der war Handwerker und kannte sich mit vielen Dingen gut aus. Papa konnte eben andere Sachen besser als Opa, zum Beispiel die Steuererklärung machen oder im Gemeinderat Vorschläge für die Schulpolitik machen und und und...

Mit einem bedauernden Blick auf den Tisch verließ der Vater die Werkstatt und bald hörte man ihn nach Nina rufen. " Papa hätte gerne mitgebastelt, aber er hat eben wenig Geschick, mir tut er ein wenig leid", meinte Vicky und selbst Ricky, der alte Spötter, machte ein ernstes Gesicht.

Opa schmunzelte. "Wisst ihr was, nach Ostern werde ich den Herrn Studienrat in die Lehre nehmen, sind ja noch Ferien." "Prima!" Vicky und Ricky hoben die Hand und klatschen ab, dann trat Stille ein. Jeder war in seine Arbeit vertieft.

An Ostern stand ein schones Häuschen, in dem ein Hase saß umgeben von bunten Eiern. unter dem Apfelbaum und die Famile freute sich über die Jubelschreie ihres Nesthäkchens.

(c) Lore Platz (2021)





 

 

Mittwoch, 16. April 2025

Wie ich wegen dem Osterhasen einmal den Hintern versohlt bekam

  16.04. 2025

Heute wieder ganz kurz, weil um acht Uhr mein erster Termin kommt, ihr wisst schon, dient alles meiner Gesundheit.(zwinkern)

 Viel Spaß beim Lesen!

 

 


 

Vor einiger Zeit las ich das Buch von Willi Fährmann:
Als Oma noch mit Kohlen heizte.
Darin kam auch der Hilfslehrer, der eisenharte Freidrich vor.
Wisst ihr wer das war, ein Stock geschnitten aus einer Nusshecke.
Auch als ich noch Kind war, wurden wir zuhause und in der Schule durch Schläge bestraft.
Die Züchtigung in der Schule wurde erst 1973 verboten, da war ich schon längst erwachsen.
Warum ich  in der nachfolgenden Geschichte übers Knie gelegt wurde, verstehe ich, meine Eltern haben sich große Sorgen gemacht.
 

 

(c) eigenes Foto



Wie ich wegen dem Osterhasen einmal den Hintern versohlt bekam


Wir wohnten in einem Mietshaus, das einem Bauern gehörte und hinter dem sich ein riesiger Obstgarten befand.

Der Garten war so groß, dass sich Jahre später die Erben drei Bungalows auf das Grundstück bauten.
Für uns Kinder war dieser Garten ein richtiges Paradies und wir durften darin nach Herzenslust spielen.
Eines Tages, zwei Wochen vor Ostern, bauten mein kleiner Freund, der auch in dem Haus wohnte und ich im hintersten Winkel des Gartens unter einem Holzstoß ein Osternest.
Wir erzählten niemanden davon, das war unser großes Geheimnis,von dem nur wir und wohl auch der Osterhase wussten.
Jeden Nachmittag liefen wir hinauf zu unserem Geheimversteck und waren schrecklich enttäuscht, als wir das Nest leer fanden.
Doch unser Glaube an den Osterhasen ließ sich durch nichts erschüttern.
Es war ja auch noch ein wenig hin bis Ostern, sicher war der Osterhase zu beschäftigt.
Schließlich musste er doch alle die Eier bemalen.
Doch kurz vor den Osterferien wurden wir doch leicht ungeduldig.
Und statt am Nachmittag liefen wir zwei Erstklässler gleich nach der Schule hinauf in den Garten.
Enttäuscht stellten wir fest, dass unser kunstvoll angefertigtes Osternest noch immer leer war.
Ich weiß nicht wie viel Zeit inzwischen vergangen war, denn Kinder haben noch keinen richtigen Zeitbegriff, aber auf jeden Fall machten sich unsere Eltern inzwischen schon Sorgen.
Wir beide aber trotteten mit hängenden Köpfen den langen Weg durch den Garten und befürchteten, dass der Osterhase uns vergessen würde.
Als ich an unserer Wohnungstür klingelte, öffnete mein Vater mit finsterem Gesicht und kaum hatte ich den Tornister abgeschnallt, da wurde ich auch schon übers Knie gelegt.
Waren halt die Fünfziger!

Aber der Osterhase hat uns nicht vergessen.
Am Ostersonntag lag zwar nichts in unserem geheimen Nest, aber im Vorgarten hatte der Osterhase etwas für uns Kinder versteckt.


© Lore Platz   (2022)

Dienstag, 15. April 2025

Mariechen und der Osterhase

 15.o4.2025

Wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Tut mir leid, dass ich mich so kurz fasse, aber durch meine lange Krankheit, blieb so viel liegen und darunter auch eine angefangene Ostergeschichte, die  ich noch fertig schreiben möchte bevor Ostern vorbei ist.

 


 

 

 

 

 Viel Spaß beim Lesen!

 


Mariechen ging mit tief gesenktem Kopf nach Hause. Heute war sie zum ersten Mal in der neuen Schule und die Kinder waren gar nicht nett zu ihr.

Mariechen konnte sich nicht erklären, warum das so war. Sie hatte sich doch bemüht, zu allen freundlich zu sein. Ansonsten hatte sie sich still verhalten, um erstmal abzuwarten, wie es in dieser Schule so zuging. 

Einige Mädchen aus ihrer Klasse gingen kichernd an ihr vorbei und stießen sich gegenseitig an und sie hörte sie sagen: " Hast du ihr Kleid gesehen, das hat sie wohl aus dem Kleidercontainer." 

Mariechen wurde rot und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Mama hatte sich soviel Mühe gegeben , als sie das Kleid genäht hatte. Dann hatte sie Mariechen angeschaut und sehr ernst gesagt. "Nicht die Kleidung macht den Menschen, sondern wie er sich benimmt."  Mariechen sah den Mädchen in ihren hübschen Markenkleidern nach, die benehmen sie nicht besonders gut, dachte sie trotzig. Mama und sie waren nun einmal sehr arm, seit Papa eine neue Familie hatte.

Dass Papa nicht mehr da war, das war ja schon schlimm genug. Jetzt kam noch der Umzug dazu, die neue Schule und die Geldnot. "Weißt du Mariechen", sagte Mama oft. "Wir haben noch uns und das ist das Wichtigste, stimmt's?"

Das war richtig, obwohl sie beide Papa sehr vermissten, oft hörte sie Mama nachts weinen und am Morgen zeigte sie immer so ein tapferes Gesicht und gerade, weil sie es so schwer hatte, war sie richtig wütend auf die Mädchen, die sich über ihr Kleid lustig gemacht hatten. 

Als Mariechen am nächsten Tag wieder zur Schule ging, überholte sie Anne, ein Mädchen aus ihrer Klasse. Sie grüßte freundlich, verlangsamte das Tempo und ging eine Weile neben Mariechen her. Die traute sich nicht, ein Wort zu sagen, aus Angst, dass Anne es gegen sie verwenden würde. Also schwiegen beide Kinder.

Als sie vor der Schule standen fragte Anne: "Willst du dich neben mich setzen, ich sitze auch alleine in einer Bank. ?" "Schämst du dich denn nicht?" "Warum denn?" "Wegen meinem Kleid." " So ein Unsinn, dein Kleid ist doch hübsch."  "Meine Mama hat es genäht." "Dann ist es besonders hübsch." Die Mädchen lächelten sich an und gingen gemeinsam ins Klassenzimmer.

Ganz anders fühlte sich der Unterricht an mit einer Freundin an der Seite. Mariechen wurde immer munterer, zeigte auf und erzählte sogar ein bisschen von sich, als die Lehrerin sie etwas fragte.

Eines Tages, als Mariechen von der Schule nach Hause kam fand sie ihre Mutter weinend am Küchentisch. "Was ist los?" Diese wollte zuerst nichts sagen, doch das Mädchen ließ nicht locker.Dann erfuhr sie, dass ihr Vater seit einigen Monaten den Unterhalt für Mariechen nicht gezahlt hatte und die Mutter nicht wusste wie sie das alles allein schaffen sollte. Weinend hielten sich die beiden umschlungen, dann schob  Frau Baumann ihre Tochter sanft von sich und meinte energisch." so wir werden das schaffen, ich muss jetzt in die Arbeit und außerdem werde ich das Angebot von der Bürgermeisterin annehmen." "Mama, dann hast du ja neben deiner Arbeit im Supermarkt noch drei Putzstellen!"

" Ich bin jung und habe zwei gesunde Hände. Aber nun muss ich gehen, sonst komme ich zu spät." Nachdem die Mutter gegangen war saß Mariechen grübelnd am Küchentisch, dann sprang sie auf und griff zum Telefon. Zum Glück war ihr Vater dran und nicht die neue Frau.

 


"Schön, deine Stimmer zu hören Mariechen," "Ach ja, bist du sicher?" fragte Mariechen spöttisch und dann legte sie los; " du wohnst mit deiner neuen Familie in unserm schönen Haus, hast mir und Mama unsere Heimat genommen, Wir haben eine kleine Wohnung und Mama muss gerade neben ihrer Arbeit im Supermarkt die dritte Putzstelle annehmen, weil du seit Monaten keinen Unterhalt mehr für mich zahlst. Papa ich habe dich mal sehr geliebt, doch nun verachte ich dich nur noch." Sie legte den Hörer auf, denn ihr Vater sollte nicht mitbekommen, dass sie vor Kummer weinte.

Energisch trocknete sie die Tränen, schnäuzte sich die Nase und verließ das Haus. Sie wollte auf der großen Wiese vor dem Dorf einen schönen Blumenstrauß für ihre Mutter pflücken. Auf der Wiese angekommen ließ sich ins Gras fallen und die Arme um die angezogenen Beine geschlungen ließ sie ihren Blick über die grüne Insel, die voller Blumen stand, gleiten und ihre Laune besserte sich. 

Grinsend beobachtete sie eine Hummel, die  in eine Blüte schlüpfte, die gefährlich schwankte, zwei Heuschrecken hüpften um die Wette und bunte Schmetterlinge tanzten im Sonnenschein.

 

 


Ein Marienkäfer flog direkt auf sie zu und Mariechen streckte schnell die flache Hand aus. "Danke," schwer atmend ließ sich der Käfer nieder, "jetzt wäre ich doch tatsächlich abgestürzt."

Das Mädchen sah sich um. Ein Kichern ertönte. "Schau auf deine Hand."

 "Du kannst sprechen?" "Alle Tiere können sprechen , die Menschen verstehen sie nur nicht immer." "Und warum kann ich dich verstehen?" 

"Das hat wohl was mit dem Osterhasen zu tun, denn er hat mich geschickt, um dich zu seinem Fest einzuladen." "Der Osterhase feiert ein Fest ?" "Jedes Jahr, wenn der Osterhase und seine Familie mit der wochenlangen Arbeit fertig  und alle bunten Eier auf die Wagen geladen sind, um an Ostern verteilt zu werden, dann wird im Wald ein großes Fest gefeiert und alle sind eingeladen. Komm mit!"

Das Mädchen folgte dem Käfer in den Wald. Schon von weitem hörte sie Grillen zirpen, Vögel singen und fröhliches Lachen. Sie erreichten eine Lichtung auf der Waldtiere aller Arten, tanzten, sprangen oder an den langen Tische saßen, die voll bepackt mit den herrlichsten Dingen waren. Ein großer Hase winkte sie zu sich heran. Der Marienkäfer war bereits zu seinen Freunden geflogen.

" Hallo Mariechen, ich habe dich schon erwartet." Er führte sie zu einer etwas ablegenen Bank und forderte sie durch ein Handbewegung zum Sitzen auf. "Du kennst mich?" "Aber sicher, "lachte der Hase, "du hast dir doch jedes Jahr ein ganz besonders großes Ei aus Marzipan gewünscht." Mariechen strahlte." Und du hast mir jedes Jahr meinen Wunsch erfüllt und es immer an einem ganz besonderen Platz in unserm großen Garten versteckt." Das Gesicht des Mädchens wurde traurig. " Wir wohnen jetzt nicht dort, Papa mit seiner neuen Familie lebt nun in dem großen Haus mit Garten und wir wohnen hier in einer kleinen Dachwohnung, da wirst du mich nicht an Ostern besuchen können." "Warum denn nicht?" "Können Hasen klettern?" " Na hör mal, ich bin der Osterhase!" Mariechen musste lachen.

Der Osterhase stellte sie nun seiner Frau und seinen Kindern vor und alle baten sie doch mitzufeiern. Als dann das Mädchen nach Hause ging, legte der Osterhase seine Pfote auf ihre Schulter und sagte ernst: "Mariechen denke daran, wenn im Moment auch tiefschwarze Wolken in deinem Leben sind, so wird doch eines Tages auch wieder die Sonne scheinen."

Etwas kitzelte sie an der Nase und ein kleiner Marienkäfer flog davon, als sie die Augen öffnete. Da war sie doch tatsächlich mitten auf der Wiese eingeschlafen. Schnell sprang Mariechen auf, pflückte einen großen Strauß und eilte nach Hause.

Eine Woche vor Ostern kam ein großes Kuvert von ihrem Vater. 

Bange sahen sich Mutter und Tochter an. Entschlossen öffnete Frau Baumann das Kuvert und zog einen Scheck heraus. Als sie ihn studierte, rief sie überrascht: "Das ist der ganze ausstehende Unterhalt und sogar etwas mehr!" "Vielleicht ein Ostergeschenk," kicherte Mariechen. "Was ist denn noch in dem Kuvert?" 

Ihre Mutter zog einige zusammengehefteten DINA 4 Seiten heraus und begann zu lesen und wurde ganz blass. "Was ist denn," das Mädchen beugte sich über die Schulter der Mutter und begann zu lesen. 

"Das ist ja eine  Besitzurkunde auf unsere Namen über ein kleines Haus mit Garten," rief sie überrascht und las weiter. "Erlenweg 19, das kenne ich! Es ist ein richtiges Pfefferkuchenhaus mit grünen Fensterläden und im Garten stehen zwei Obstbäume. Es gehörte Frau Eisner, die lebt jetzt in einem Seniorenheim und die Erben wollen das Haus verkaufen wie Anne mir erzählte, Anne lebt ja auch in dieser Straße, dann werden wir ja Nachbarn." Mariechen runzelte die Stirn," aber woher wusste den Papa, dass das Haus zu verkaufen ist?"

Die Mutter hatte inzwischen einen Brief in der Hand und gemeinsam begannen sie zu lesen.

Herr Baumann entschuldigte sich, dass er nicht bemerkt habe, dass der Dauerauftrag  nicht mehr ausgeführt wurde, doch nun sei alles wieder in Ordnung und würde in Zukunft auch so bleiben.

Was er nicht erzählte, war, dass seine Frau ohne sein Wissen einfach den Dauerauftrag gekündigt und es deshalb einen großen Krach gab.

Außerdem habe er nachdem Mariechen ihn angerufen und ihm ihre schlimme Lage geschildert hatte, ein schlechtes Gewissen bekommen. Er hatte nicht nur ihre Familie zerstört, er hatte es auch hingenommen, dass sie auf alles verzichteten, obwohl ihnen doch die Hälfte des Hauses und Grundstücks zustanden. Deshalb habe er im Internet recherchiert und hätte dieses Haus gefunden. Er hofft, dass sie ihm eines Tages verzeihen würden und dass Mariechen ihn nicht mehr verachte.

"Du hast deinem Vater gesagt, dass du ihn verachtest?" Mariechen zuckte verlegen mit den Schultern. "Naja, ich war so wütend, als er die Unterhaltszahlungen nicht mehr schickte und habe ihn angerufen. 

Die Mutter lachte so froh wie seit langem nicht mehr, umarmte ihre Tochter und rief vergnügt. " Komm gehen wir zu unserm Haus!"

(c) Lore Platz 25.03.2021

 









Montag, 14. April 2025

Der Schmetterling auf dem Leuchtturm


14.04.2025
 
Dann startet mal schön in die Karwoche.
 
Viel Spaß beim Lesen!






Der Schmetterling auf dem Leuchtturm




Vorsichtig trinkt Jan einen Schluck von dem heißen Tee aus seiner Tasse.
Nur noch ein paar Monate, dann ging er in Rente und damit gäbe es keinen Leuchtturmwärter mehr.
Durch die moderne Technik ist dieser Beruf ganz verschwunden.
Nur ihm Jan, war es erlaubt worden bis zu seiner Rente hier oben zu bleiben, obwohl heute ja alles ferngesteuert wird und er eigentlich gar nichts mehr zu tun hat.
Aber da er über vierzig Jahre hier im Dienst ist, hat man ein Auge zugedrückt.
Er würde seinen geliebten Leuchtturm vermissen, obwohl er sich auch freut bei seiner Tochter und deren Familie zu leben.
Wenn er ganz ehrlich ist, die vielen Treppen hier herauf gehen doch ordentlich in die Beine.
Mit der Tasse in der Hand geht auf die Aussichtsplattform die rund um den Leuchtturm verläuft.
Drei kleine Punkte tauchen in der Ferne auf und als sie näher kommen stellen sie sich als drei Kinder heraus.
Jetzt haben sie ihn entdeckt und bleiben vor dem Leuchtturm stehen.
Dürfen wir herauf kommen!“
Kommt nur, die Tür ist offen!“
Schmunzelnd hört er sie wenig später die Wendeltreppe herauf poltern.
Etwas atemlos stehen sie dann vor ihm.
Der ältere der Jungen stellt sich und seine Geschwister vor.
Niklas, Tom und Nina.
Wollt ihr, dass ich euch den Leuchtturm zeige, ich bin übrigens Jan.“
Begeistert nicken die Kinder und Jan geht mit ihnen ins Erdgeschoss, wo die eisernen Haken für die wetterfeste Kleider direkt neben dem Eingang sind.
Von dort geht eine Tür in den Raum, in dem früher die Kohlen für das Leuchtfeuer gelagert wurden.
Während er nun mit ihnen einen Rundgang, der dann auf der Aussichtsplattform endet, macht, erzählt er ihnen die Geschichte der Leuchttürme.
Früher gingen bei Sturm und schlechtem Wetter die Küstenbewohner an den Strand, um den Schiffen mit Fackeln den Weg zu weisen und ihnen zu helfen.
Leider gab es an manchen Stränden die Strandpiraten, die die Schiffe auf die Klippen lockten, wo sie zerschellten.
Dann haben sie diese ausgeplündert.
Der erste Leuchtturm in Europa war der Herkulesturm in Spanien und wurde 110 n. Chr. gebaut.
In Deutschland war der erste urkundlich erwähnte Turm der Alte Leuchtturm von Travemünde.
Er wurde 1330 erbaut, 1534 von dänischen Truppen zerstört und 1539 wieder aufgebaut.“
Inzwischen sind sie auf der Plattform angekommen und Jan zeigt ihnen die sechs großen Lampen die ringsum wie große Fenster verteilt sind.
Jede der Lampen hat 250 Watt, wie viel sind das insgesamt?“
Tom hebt den Finger wie in der Schule und brüllt:
1500 Watt!“
Stimmt, bei manchen Leuchttürmen hat ein einzelner dieser Scheinwerfer auch 500 Watt. Nun zeige ich euch noch die elektronischen Anlage ...“
Da fällt sein Blick auf Nina, die mit missmutigen Gesicht mit den Füßen scharrt.
Was ist mit dir Kleine?“
Das Mädchen hebt den Kopf.
Das ist alles sooooo langweilig, kennst du denn keine Märchen und Geschichten?“
Die Jungen murren, wollen sie doch unbedingt die Anlage sehen.
Jan aber sieht sie streng an.
Eine kleine Pause wird uns gut tun. Nun beweist mal, dass ihr echte Kavaliere seid und nehmt etwas Rücksicht auf eure kleine Schwester.
Wie wäre es mit Kakao und Keksen?“
Und einer Geschichte!“ ruft Nina, die nun wieder fröhlich ist.
Jan führt sie in seinen Wohnraum, der sehr klein ist, aber ihm genügt er und auch die Kinder finden schnell einen Platz.
Während die Jungen und ihre Schwester an dem Kakao nippen, macht Jan es sich auf seinem gemütlichen Sessel bequem und schlägt das Geschichtenbuch, das seine Enkeln bei ihrem letzten Besuch vergessen hat, auf.





Der Schmetterling auf dem Leuchtturm

Es war einmal eine schöne Wiese voll blühender Blumen, Margeriten, Gänseblümchen, Hahnenfuß, Löwenzahn, selbst Korn- und Mohnblumen leuchten vereinzelt auf.
Diese Wiese war der Wohnort für viele kleine Lebewesen.
Ameisen liefen geschäftig zwischen den Halmen umher, Schnecken schoben sich durchs Gras, eine Schleimspur hinterlassend.
Bienen schlüpften summend in die Blüten, um eifrig Nektar zu sammeln.
Schmetterlinge tanzten im Sonnenschein zur Musik der Grillen, die zirpend auf den Grashalmen saß.
Nicht weit davon entfernt quälte sich ein Schmetterling aus seinem Kokon, der in einem Gebüsch hing.
Endlich hatte er sich befreit und bewegte vorsichtig seine Flügel.
Und dann erhob er sich in die Lüfte und tanzte selig mit den anderen Schmetterlingen im Sonnenschein.
Etwas müde ließ er sich dann im Gras nieder und betrachtete seine schönen Flügel.
Wie schön ich doch bin,“ jubelte er begeistert.
Ein Lachen ertönte neben ihm und ein Schmetterlingsfräulein setzte sich neben ihn.
Alle neu ausgeschlüpften Schmetterlinge finden sich sobald sie ausgeschlüpft sind schön.
Das ist ganz natürlich, haben wir doch eine lange Zeit in diesem schmucklosen Kokon verbracht.“
Der Schmetterling betrachtet sie nachdenklich und dachte:
Ich bin doch viel schöner mit meinen vielen Farben auf den Flügeln, während ihre Flügel nur ein langweiliges gelb
haben.“
Natürlich sprach er das nicht aus, denn er wollte das freundliche Mädchen nicht beleidigen.
Eines Tages saß der Schmetterling auf dem Gebüsch und sinnierte vor sich hin.
Eine Fliege ließ sich brummend neben ihm nieder.
Worüber grübelst du?“
Ich habe gerade überlegt, wie es dort oben so aussieht.“
Warum willst du das wissen, so hoch können wir ja doch nicht fliegen,“ meinte die Fliege achselzuckend und flog davon.
Willst du sehen wie es hoch oben in den Wolken aussieht, dann komm mit mir,“ ließ sich eine Stimme hören.
Der Schmetterling sah ein rotes rundes Ding, an dem eine Schnur baumelte.“
Wer bist du denn?“
Ich bin ein Luftballon und habe mich losgerissen, weil ich die Welt kennen lernen wollte. Aber nun beeil dich, gleich bin weg.“
Der Schmetterling hängte sich an die baumelnde Schnur und nun flogen sie den Wolken entgegen.
Die Welt unter ihnen wurde immer kleiner.
War das wunderschön.
Oweh,“ stöhnte der Luftballon.
Was ist los?“
Ich verliere Luft. Bald werde ich aussehen wie ein verschrumpelter Apfel und abstürzen.“
Der Schmetterling bekam Angst.
Aber der Luftballon tröstete ihn.
Siehst du da vorne steht ein Leuchtturm ich werde dich dort absetzen.“
Mit letzter Kraft schwebte der immer kleiner werdende Ballon auf den Leuchtturm zu und der Schmetterling löste sich von seinem Freund und flatterte auf die Aussichtsplattform.
Zu seiner Freude entdeckte er dort einen großen Blumentopf und ließ sich darauf nieder.
Lebwohl!“ hauchte sein Freund, der jetzt wirklich wie ein verschrumpelter Apfel aussah.
Lebwohl,“ rief der Schmetterling traurig.
Ein alter Mann mit einem weißen Vollbart kam mit einer Gießkanne auf die Plattform.
Er liebte Blumen und hatte sich deshalb einen kleinen Garten hier oben in großen Töpfen angelegt.
Er sah den Schmetterling und lächelte erfreut.
Wie schön, dass du mich besuchst, du kannst gerne bleiben.“
So hatte der Schmetterling etwas von der weiten Welt gesehen und eine neue Heimat gefunden.“






Jan klappt das Buch zu.
Hat euch die Geschichte gefallen?“
Nina strahlt ihn an und auch die Buben nicken, denn für Geschichten sind auch sie noch nicht zu alt.
Dürfen wir nun die Anlage sehen,“ fragt Tom hoffnungsvoll, der an allem technischem sehr interessiert ist.
Jan aber schüttelt bedauernd den Kopf.
Dafür ist es heute zu spät, aber wollt ihr morgen wieder kommen, dann erzähle ich euch noch mehr über Leuchttürme.“
Und eine Geschichte!“ ruft Nina.
Gerne, wollt ihr morgen wieder kommen?“
Natürlich!“ rufen sie im Chor

© Lore Platz 08.07.2019