Ein Regenbogen ist ein besonders schönes Geschenk der Natur.
Viel Spaß beim Lesen!
Die
Farben des Regenbogens
Der
Regen prasselt hernieder und klopft an die Scheiben des kleinen
gemütlichen Wohnzimmers.
Ein
etwa zehnjähriger Junge sitzt auf einem Sessel, ein dickes Buch auf
dem Schoß und liest konzentriert und mit gerunzelter Stirn.
Eine
große schwarze Brille sitzt auf seiner Nase und gibt ihm das
Aussehen einer klugen Eule.
Auf
dem Teppich kniet ein ungefähr vierjähriges Mädchen und spielt,
dabei sieht es aber immer wieder sehnsüchtig zum Fenster hin.
Ein
alter Mann betritt den Raum und jubelnd läuft ihm die Kleine
entgegen.
„Es
regnet soviel!“ seufzt sie kummervoll.
„Nun
vielleicht gibt es dann später einen schönen Regenbogen,“ tröstet
der Großvater.
„Wie
entsteht denn ein Regenbogen, malt den die Regenbogenfee?“ fragt
Griteli
„Die
Farben eines
Regenbogens entstehen durch die Brechung des Sonnenlichts in den
Wassertropfen. Er beginnt mit rot, geht über in orange, gelb, grün,
blau und violett. Man ist sich nicht ganz sicher, ob er nun aus sechs
oder sieben Farben besteht.
Isaac Newton nahm sieben Farben an, damit die Welt der Töne und
Farben sich gleichen,“ wird Gritele von ihrem Bruder Armin belehrt.
Das
Mädchen wirft ihm einen unwirschen Blick zu und erklärt: „ dein
eisack uton weiß gar nix, denn den Regenbogen den zaubert die
Regenbogenfee an den
Himmel
mit wunderbaren Farben und braucht
deshalb nicht
das
Sonnenlicht
kaputt machen
und zerbrechen .“
Armin
will etwas erwidern, doch der Großvater blinzelt ihm zu.
„Weißt
du Gritele, der Armin hat schon recht, das ist die wissenschaftliche
und logische
Erklärung des Regenbogens.
Aber
vielleicht gibt es ja doch die Regenbogenfee, denn meine Großmutter
hat mir mal erzählt, dass es einmal lange Zeit keinen Regenbogen
gab, denn die Farben wurden der Regenbogenfee gestohlen. Willst du
die Geschichte hören.“
„Au
ja!“ Gritele krabbelt neben den Opa aufs Sofa und auch Armin erhebt
sich zögernd
und setzt sich zu ihnen.
Eigentlich
war er ja schon zu alt, für solche Geschichten, aber der Opa konnte
so wunderbar erzählen.
Dieser
streift ihn mit einem verschmitzten Blick und beginnt:
„In
einem Land zwischen Himmel und Erde wohnte die Regenbogenfee.
Sie
war wunderschön und trug ein Kleid aus den Farben des Regenbogens.
Ihre langen Haare glänzten wie die Sonne und waren mit glitzernden
Regentropfen geschmückt.
Sie
war ein fröhliches Mädchen und sang und lachte den ganzen Tag.
Doch
wenn der Regen aufhörte und gleich darauf die Sonne schien, dann
lief sie in den Wald zu einem geheimen Platz, auf dem ihre Farbeimer
waren.
Sieben
weiße Eimer mit den Farben rot, orange, gelb, grün, hellblau,
dunkelblau und violett standen da und in jedem Eimer steckt ein
Pinsel.
Sie
nahm nun bei rot anfangend einen Pinsel nach dem anderen heraus und
spritzte einen Tropfen an den Himmel
und
die Farben vereinten sich und bildeten einen großen
Bogen.
Und
wenn dann die Menschen stehen blieben und ihr
Kunstwerk
bewunderten, dann klatschte sie vor Freude in die Hände und tanzte
ausgelassen über die Wiese.
Es
gab aber einen, der freute sich überhaupt nicht über dieses schöne
Gebilde.
Das
war der Kobold Knoterich.
Die
Kobolde besaßen nämlich einen großen Topf mit Gold.
Woher
sie den hatten,
das wusste keiner. Bestimmt war er gestohlen.
Doch
er war schon seit tausenden von Jahren in ihrem Besitz und alle
hundert Jahre wurde ein neuer Wächter gewählt.
Vor
kurzem war die Wahl auf Knoterich gefallen und er nahm seine Aufgabe
sehr ernst.
Mehrmals
am Tag lief er zu der Stelle wo sie den Schatz vergraben hatten und
prüfte, ob nicht jemand in der Erde gewühlt hatte.
Und
jedes Mal wenn ein Regenbogen erschien und sein Ende genau auf den
vergrabenen Schatz traf, da sprang Knoterich vor Wut im Viereck.
Denn
seit langem schon ging das Gerücht unter den Menschen um, dass unter
dem Ende des Regenbogens ein Schatz vergraben sei.
Wenn
nun einer auf die Idee käme, danach zu suchen? Nicht auszudenken!
Knoterichs
Gesicht wurde schon ganz grimmig und faltig vor lauter Grübeln.
Dann
hatte er eine Idee!
Er
würde die Eimer mit den Farben der Regenbogenfee stehlen.
Nun
folgte er heimlich dem Mädchen und dann war es wieder soweit, dass
sie einen Regenbogen zaubern musste und Knoterich wusste nun, wo die
Farben zu finden waren.
Er
wartete einige schöne aufeinander folgende Sonnentage ab und als er
mitbekam, dass die Regenbogenfee zu einer Party der Engel in den
Himmel ging, machte er sich auf den
Weg.
Er
schleppte die Eimer, die ein ziemliches Gewicht hatten
in seine Höhle und versteckte
sie in der hintersten finstersten
Ecke.
Dabei
wurde er aber von einer Wichtelfrau, die gerade Beeren sammelt,
beobachtet.
Als
die Regenbogenfee das nächste Mal einen schönen Regenbogen malen
wollte, stellte sie voller Entsetzen fest, dass die Farben
verschwunden waren.
Und
wie sie die enttäuschten Ausrufe der Menschen hörte, die vergebens
nach einem Regenbogen Ausschau hielten, da wurde sie ganz traurig.
Sofort
machte sie sich auf die Suche, doch niemand wusste, wo ihre Farben
waren.
Die
Regenbogenfee wurde immer trauriger und schon lange hatte man sie
nicht mehr Lachen gehört.
Eines
Tages aber kam sie auch in das Wichteldorf und sie erzählte den
kleinen Leuten, die sich um sie scharrten, von ihrem Kummer.
Da
erinnerte sich die Wichtelfrau, dass sie Knoterich beobachtet hatte,
wie er einen schweren Eimer in seine Höhle schleppte und sich dabei
immer verstohlen umsah.
Sofort
machte die Regenbogenfee sich auf den Weg, begleitet von den
Wichteln.
Sie
durchsuchten die kalte Höhle
und fanden am hintersten Ende die Eimer mit den Farben.
Die
Wichtel aber liefen zurück ins Dorf und holten Schubkarren und
Leiterwagen, womit sie die Eimer dann zurück in den Wald brachten.
Die
Regenbogenfee aber legt einen Zauber, der sie unsichtbar machte, über
die Farben.“
„Das
war schön,“ seufzt Griteli.
Sie
sieht zum Fenster.
„Der
Regen hat aufgehört, will doch gleich mal sehen, ob die
Regenbogenfee schon einen Regenbogen gezaubert
hat.“
Sie
hampelt sich vom Sofa und läuft zum Fenster.
Etwas
wehmütig lächelnd sieht der Großvater ihr nach und denkt.
„Wie
schön noch ein Kind zu sein und an Märchen und Wunder zu glauben.“
©
Lore Platz
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