Samstag, 19. März 2022

Die Farben des Regenbogens

Ein Regenbogen ist ein besonders schönes Geschenk der Natur. 

Viel Spaß beim Lesen!





Die Farben des Regenbogens


Der Regen prasselt hernieder und klopft an die Scheiben des kleinen gemütlichen Wohnzimmers.
Ein etwa zehnjähriger Junge sitzt auf einem Sessel, ein dickes Buch auf dem Schoß und liest konzentriert und mit gerunzelter Stirn.
Eine große schwarze Brille sitzt auf seiner Nase und gibt ihm das Aussehen einer klugen Eule.
Auf dem Teppich kniet ein ungefähr vierjähriges Mädchen und spielt, dabei sieht es aber immer wieder sehnsüchtig zum Fenster hin.
Ein alter Mann betritt den Raum und jubelnd läuft ihm die Kleine entgegen.
Es regnet soviel!“ seufzt sie kummervoll.
Nun vielleicht gibt es dann später einen schönen Regenbogen,“ tröstet der Großvater.
Wie entsteht denn ein Regenbogen, malt den die Regenbogenfee?“ fragt Griteli
Die Farben eines Regenbogens entstehen durch die Brechung des Sonnenlichts in den Wassertropfen. Er beginnt mit rot, geht über in orange, gelb, grün, blau und violett. Man ist sich nicht ganz sicher, ob er nun aus sechs oder sieben Farben besteht. Isaac Newton nahm sieben Farben an, damit die Welt der Töne und Farben sich gleichen,“ wird Gritele von ihrem Bruder Armin belehrt.
Das Mädchen wirft ihm einen unwirschen Blick zu und erklärt: „ dein eisack uton weiß gar nix, denn den Regenbogen den zaubert die Regenbogenfee an den
Himmel mit wunderbaren Farben und braucht deshalb nicht das Sonnenlicht kaputt machen und zerbrechen .“
Armin will etwas erwidern, doch der Großvater blinzelt ihm zu.
Weißt du Gritele, der Armin hat schon recht, das ist die wissenschaftliche und logische Erklärung des Regenbogens.
Aber vielleicht gibt es ja doch die Regenbogenfee, denn meine Großmutter hat mir mal erzählt, dass es einmal lange Zeit keinen Regenbogen gab, denn die Farben wurden der Regenbogenfee gestohlen. Willst du die Geschichte hören.“
Au ja!“ Gritele krabbelt neben den Opa aufs Sofa und auch Armin erhebt sich zögernd und setzt sich zu ihnen.
Eigentlich war er ja schon zu alt, für solche Geschichten, aber der Opa konnte so wunderbar erzählen.
Dieser streift ihn mit einem verschmitzten Blick und beginnt:



In einem Land zwischen Himmel und Erde wohnte die Regenbogenfee.
Sie war wunderschön und trug ein Kleid aus den Farben des Regenbogens. Ihre langen Haare glänzten wie die Sonne und waren mit glitzernden Regentropfen geschmückt.
Sie war ein fröhliches Mädchen und sang und lachte den ganzen Tag.
Doch wenn der Regen aufhörte und gleich darauf die Sonne schien, dann lief sie in den Wald zu einem geheimen Platz, auf dem ihre Farbeimer waren.
Sieben weiße Eimer mit den Farben rot, orange, gelb, grün, hellblau, dunkelblau und violett standen da und in jedem Eimer steckt ein Pinsel.
Sie nahm nun bei rot anfangend einen Pinsel nach dem anderen heraus und spritzte einen Tropfen an den Himmel
und die Farben vereinten sich und bildeten einen großen
Bogen.
Und wenn dann die Menschen stehen blieben und ihr
Kunstwerk bewunderten, dann klatschte sie vor Freude in die Hände und tanzte ausgelassen über die Wiese.
Es gab aber einen, der freute sich überhaupt nicht über dieses schöne Gebilde.




Das war der Kobold Knoterich.
Die Kobolde besaßen nämlich einen großen Topf mit Gold.
Woher sie den hatten, das wusste keiner. Bestimmt war er gestohlen.
Doch er war schon seit tausenden von Jahren in ihrem Besitz und alle hundert Jahre wurde ein neuer Wächter gewählt.
Vor kurzem war die Wahl auf Knoterich gefallen und er nahm seine Aufgabe sehr ernst.
Mehrmals am Tag lief er zu der Stelle wo sie den Schatz vergraben hatten und prüfte, ob nicht jemand in der Erde gewühlt hatte.
Und jedes Mal wenn ein Regenbogen erschien und sein Ende genau auf den vergrabenen Schatz traf, da sprang Knoterich vor Wut im Viereck.
Denn seit langem schon ging das Gerücht unter den Menschen um, dass unter dem Ende des Regenbogens ein Schatz vergraben sei.
Wenn nun einer auf die Idee käme, danach zu suchen? Nicht auszudenken!
Knoterichs Gesicht wurde schon ganz grimmig und faltig vor lauter Grübeln.
Dann hatte er eine Idee!
Er würde die Eimer mit den Farben der Regenbogenfee stehlen.
Nun folgte er heimlich dem Mädchen und dann war es wieder soweit, dass sie einen Regenbogen zaubern musste und Knoterich wusste nun, wo die Farben zu finden waren.
Er wartete einige schöne aufeinander folgende Sonnentage ab und als er mitbekam, dass die Regenbogenfee zu einer Party der Engel in den Himmel ging, machte er sich auf den
Weg.
Er schleppte die Eimer, die ein ziemliches Gewicht hatten in seine Höhle und versteckte sie in der hintersten finstersten Ecke.
Dabei wurde er aber von einer Wichtelfrau, die gerade Beeren sammelt, beobachtet.
Als die Regenbogenfee das nächste Mal einen schönen Regenbogen malen wollte, stellte sie voller Entsetzen fest, dass die Farben verschwunden waren.
Und wie sie die enttäuschten Ausrufe der Menschen hörte, die vergebens nach einem Regenbogen Ausschau hielten, da wurde sie ganz traurig.
Sofort machte sie sich auf die Suche, doch niemand wusste, wo ihre Farben waren.
Die Regenbogenfee wurde immer trauriger und schon lange hatte man sie nicht mehr Lachen gehört.
Eines Tages aber kam sie auch in das Wichteldorf und sie erzählte den kleinen Leuten, die sich um sie scharrten, von ihrem Kummer.
Da erinnerte sich die Wichtelfrau, dass sie Knoterich beobachtet hatte, wie er einen schweren Eimer in seine Höhle schleppte und sich dabei immer verstohlen umsah.
Sofort machte die Regenbogenfee sich auf den Weg, begleitet von den Wichteln.
Sie durchsuchten die kalte Höhle und fanden am hintersten Ende die Eimer mit den Farben.
Die Wichtel aber liefen zurück ins Dorf und holten Schubkarren und Leiterwagen, womit sie die Eimer dann zurück in den Wald brachten.
Die Regenbogenfee aber legt einen Zauber, der sie unsichtbar machte, über die Farben.“




Das war schön,“ seufzt Griteli.
Sie sieht zum Fenster.
Der Regen hat aufgehört, will doch gleich mal sehen, ob die Regenbogenfee schon einen Regenbogen gezaubert
hat.“
Sie hampelt sich vom Sofa und läuft zum Fenster.
Etwas wehmütig lächelnd sieht der Großvater ihr nach und denkt.
Wie schön noch ein Kind zu sein und an Märchen und Wunder zu glauben.“


© Lore Platz






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