Ich hoffe, dass die Geschichte euch gefallen hat. Nächste Woche nehme ich euch mit auf eine Reise in einem Ballon. Ich denke ihr seid schwindelfrei.
Heute lade ich euch nach Venedig ein. Viel Spaß beim Lesen!
Venedig,
die Stadt ihrer Träume
Mit
einem fröhlichem Lächeln verlässt Elke das Reisebüro, in ihrer
Tasche zwei Tickets für einen viertägigen Aufenthalt in Venedig.
Da
Morgen ein Feiertag und der Freitag dann ein Brückentag hatte sie
kurzentschlossen diese Reise gebucht.
Es
sollte ein Geschenk für Michael sein, denn heute genau vor einem
Jahr hatten sie sich kennen gelernt.
Seit
drei Monaten wohnten sie nun zusammen und es war einfach wundervoll!
Beschwingt
eilt sie zur S-Bahn und von
dort in ihre kleine gemeinsame Wohnung.
Ein
Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass ihr Liebster bald von der Arbeit
kommt.
Aus
der Schublade holt sie die Schachtel mit den Teelichtern und schreibt
damit „Ich liebe dich!“ auf den Tisch.
Sie
pflückt von den dunkelroten Pfingstrosen , die sie gestern von Omas
Garten geholt hat, die Blüten und streut sie vom Tisch, durch den
Gang bis zur Flurtür.
Schnell
schließt sie die Vorhänge und zündet die kleinen Teelichter an.
Nicht
zu früh! Denn schon hört sie den Schlüssel und dann ein erstauntes
„Nanu?“
Michael
bleibt einen Moment stehen und dann als er die Schrift entziffert
hat, ist er mit einem langen Schritt bei Elke, nimmt sie in die Arme
und murmelt „Ich dich auch.“
Nach
einem langen zärtlichen Kuss, fragt er dann aber doch.
„Warum
diese schöne Liebeserklärung?“
Elke
ist etwas enttäuscht. „ Wir haben doch heute unseren Jahrestag,
hast du den vergessen?“
Der
junge Mann wird etwas verlegen, doch Elke winkt ab und hält ihm die
Tickets unter die Nase.
„Vier
Tage Venedig, morgen früh geht es los!“
„Das
kommt jetzt aber ein bisschen überraschend,“ brummt Michael
unbehaglich.
„Die
Jungs und ich wollen eine Motorradtour machen.“
„Ach
und wann hättest du mir das gesagt?“ fragt Elke spitz und dann,
sie wussten beide nicht wie es geschah, sind sie mitten in einem
erbitterten Streit.
Der
damit endet, dass Elke Kopfkissen und Decke auf dem Sofa platziert
und die Tür zum Schlafzimmer hinter sich ins Schloss wirft.
Michael
seufzt und kratzt
sich am Kopf. Er weiß
wenn sein Liebling bockt, dann ist
nicht mit ihm
zu reden.
Er
bläst die Teelichter aus und lümmelt sich vor den Fernseher.
Irgendwann
schläft er dann ein und bemerkt nicht, wie frühmorgens Elke mit
ihrem Koffer an ihm vorbei schleicht.
Ein
Ticket lässt sie auf dem Tisch liegen.
Einige
Stunden später checkt sie in dem Hotel in Venedig ein. Nachdem sie
ihre Kleider im Schrank verstaut und sich ein wenig frisch gemacht
hat,
nimmt
sie ihre Umhängetasche und
verlässt
das Hotel.
Einen
Moment streift ihr Blick eine Gondel, wie gerne wäre sie an Michael
geschmiegt darin gefahren.
Entschlossen
besteigt sie einen Wasserbus und wandert zum
Markusplatz .
Viele
Tauben erheben sich, als sie näher kommt, lassen
sich aber gleich wieder
nieder und
streiten sich um die Körner,
die die Touristen ihnen zuwerfen.
Die
Tische vor dem kleinen Straßencafe sind alle besetzt, und
nur noch an einem Tisch an dem ein älterer Herr sitzt, ist ein Stuhl
frei.
Elke
grüßt höflich und setzt sich, sofort eilt ein Kellner herbei und
sie bestellt sich einen Eiskaffee.
Mit
strahlenden Augen lässt sie ihre Blicke schweifen und
genießt das friedliche
Bild.
„Gefällt
ihnen, was sie sehen?“ hört sie eine amüsierte Stimme.
Begeistert
nickt sie und lächelt den alten Mann, der ihr gegenüber sitzt,
strahlend an.
„ Meine
Großeltern haben ihre Hochzeitsreise hier gemacht und sie haben so
geschwärmt von Venedig, dass es immer schon mein Wunsch war, hierher
zu kommen.“
Der
alte Mann lächelt wehmütig.
„ Amore, sie lässt uns vieles durch
die rosarote Brille sehen.
Hat auch sie die Liebe in unsere schöne Stadt gebracht?“
Elke
meint zögernd.
„ Eigentlich schon, ich habe die Reise gebucht, um
unseren Jahrestag zu feiern, aber mein Freund hatte keine Zeit.“
Ihr
Gegenüber lächelt nachsichtig.
„ Streit unter Liebenden, junge
Dame, wenn sie einmal in meinem Alter sind, da werden sie
feststellen, dass die Zeit zu kostbar wird, um sie mit Streit zu
vergeuden.“
Der
alte Mann, der wohl viel alleine ist, beginnt nun zu erzählen und so
erfährt das Mädchen, dass
er gebürtiger
Venezianer ist, viele Jahre als Diplomat im Ausland verbracht hat und
nun nach Venedig zurück kam,um hier seinen Lebensabend zu
beschließen.
Gebannt
hört sie ihm zu, als er sehr
anschaulich berichtet, wie
Venedig inmitten der
Lagune eines flachen Binnenmeers auf hundert Inseln gebaut wurde.
Und
die ungefähr 150 Kanäle
dienen
als Straße auf denen
der gesamt Verkehr statt
findet und selbst Notdienst,
Feuerwehr
und Polizei sind mit Booten unterwegs.
In
den 3000 Gassen darf man nur zu Fuß gehen, nicht einmal Fahrräder
sind erlaubt.
Die
Häuser stehen auf dem sandigen Boden der Inseln.
Die
Fassaden, die am Ufer stehen sind durch Baumstämme gestützt, um ein
Abrutschen zu verhindern.
Die
Abstände zwischen den Pfeilern sind bis zum Grund des Wassers mit
Lehm und Schutt aufgefüllt und bieten somit ein solides Fundament.
Er
berichtet auch, dass 1881 die Wasserbusse eingeführt wurden und die
Gondoliere aus Widerstand den Canale
Grande mit einer Kette blockierten.
Elke
lauscht dem allen gespannt und dann kommt sie auf die wunderschönen
Masken zu sprechen.
Der
alte Mann lächelt.
„Ja
hinter einer Maske kann
man sich gut verstecken. Da wird der König zum Bauern und der Bauer
zum König.
Die Königin zur
Schäferin.
Königin
Marie Antoinette war so begeistert von den
Masken, dass sie auch außerhalb der Maskenbälle ihr zweites Gesicht
nicht mehr aufgeben wollte und so ließ sie sich im Schlosspark eine
ländliche Idylle schaffen, in der sie von Zeit zu Zeit mit ihrem
Hofstaat lebte.
Auch
in Venedig dehnte sich das Masken tragen auf den Alltag aus und
Adelige aus ganz Europa, wie der österreichische Kaiser Josef II.
reisten
so inkognito nach Venedig und mischten sich unter das Volk.“
Der
alte Mann erhebt
sich und stützt
sich schwer auf seinen eleganten Spazierstock.
„Nun
meine junge Dame wünsche ich ihnen noch eine schöne Zeit hier und
vergessen sie
den kleinen Streit mit ihrem Freund.
Denken
sie daran wie vergänglich alles ist, auch Venedig. Jedes Jahr sinkt
diese wunderbare Stadt um einige Millimeter und eines Tages wird sie
im Meer versinken, wie einst Atlantis. Aber wir beide werden das
nicht mehr erleben. Auf Wiedersehen!“
Er
verbeugt sich und schreitet langsam davon und lässt eine sehr
nachdenkliche Elke zurück.
Plötzlich
hat sie das Bedürfnis mit Michael zu telefonieren und
macht sich auf den Weg zum Hotel.
Als
sie den Wasserbus verlässt,
sieht sie
vor den Stufen das Hotels
eine lange schlaksige Gestalt, die Hände in den Jeans vergraben und
einen Rucksack zu seinen Füßen stehen.
„Michael!“
jubelt sie und beginnt zu laufen.
©
Lore Platz 14.02.2019
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