Montag, 30. August 2021

Am Ende des Regenbogens

 Reizwörter: Schatz, Kutsche, kratzen, maulen, steinreich




Am Ende des Regenbogens

 

 "Oma, Oma, wir haben einen Regenbogen gesehen während unseres Wandertages! Der war wunderschön!" 

Oma Emma fing den kleinen Wibelwind auf und setzte ihn auf ihren Schoß. Liebevoll strich sie  über das Haar der Kleinen. 

"Ihr habt heute einen schönen Ausflug gemacht?" "Ja nur wir, die anderen Gruppen nicht, denn wir sind schon groß und Vorschulkinder." 

Lena war ungeheuer stolz, dass sie nächstes Jahr schon ein Schulkind wurde. " Wir haben den Förster Baumann besucht, der hat uns ganz viel über den Wald und die Tiere erzählt, dann fing es zu regnen an und wir liefen ganz schnell ins Forsthaus und die Frau Förster machte uns einen feinen Kakao und dazu gab es Heidelbeerkuchen. Und als wir weiter wanderten sahen wir über dem See einen  wunderschönen Regenbogen. Ich hätte ewig dort stehen können, aber Elfriede maulte, dass ihr die Füße weh taten und wir mussten weiter gehen." 

Die Oma lächelte. "Weißt du, eine Legende erzählt, dass am Ende des Regenbogens ein großer Eimer mit Gold vergraben ist." Lenas Augen strahlten, " erzählst du mir eine Geschichte?" Sie kuschelte sich an die alte Frau und diese begann zu erzählen.

 


" Am Ende des Regenbogens

Linda wohnte am Ende des Dorfes mit ihren Eltern, ihrem Bruder Tomy und ihrer Schwester Marlies, in einer kleinen Holzhütte. Sie waren sehr arm, besonders seit ihr Vater, der Holzfäller war, so schwer verletzt wurde, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Die Mutter half stundenweise auf den Bauernhöfen, während der Vater das kleine Feld und den Garten bewrtschaftete. Die Kinder halfen so gut es ging und obwohl sie kaum das nötigste hatte waren sie doch glücklich, denn sie liebten sich und hielten zusammen. 

Doch eines Tages stand der wohlgenährte Bauer Protz vor der Tür und faselte etwas von schlechten Zeiten und dass er deshalb die Miete für das Häuschen, sowie das kleine Feld verdoppeln müsste. Nachdem er gegangen war, stand der Vater kreidebleich im Zimmer, Tomy hatte die Fäuste geballt und der Mutter liefen die Tränen über die Wangen. Marlies aber warf sich in ihre Arme und auch sie weinte. 

Linda aber verließ das Haus und lief in den Wald. Schluchzend saß sie unter ihrem Lieblingsbaum. Was sollte nur werden? "Nanana was hast du denn." Durch den Schleier ihrer Tränen sah sie die alte Kathi, etwas wunderlich nannten die Leute sie, doch Linda mochte sie. Die alte Frau setzte sich neben sie ins Gras und Linda erzählte ihr von dem bösen Protz. Kathi schnalzte mit der Zunge und kratzte sich am Kopf. "Das ist schlimm." Ihre Miene hellte sich auf. " Ich habe eine Idee, man sagt am Ende des Regenbogens ist ein Schatz vergraben, wenn du den finden könntest, dann wäret ihr steinreich und euch wäre geholfen." "Aber wie komme zu dem Regenbogen.""Du musst nur bei Sonnenaufgang immer nach Osten gehen." Achzend erhob sich die alte Frau. lächelte dem Mädchen nochmals zu und verschwand. 

Linda aber lief nach Hause. Still saßen alle beim Abendessen um den Tisch, Jeder hing seinen traurigen Gedanken nach. Nach dem Essen lief Linda mit ihren Geschwistern in den Garten und dort weihte sie diese in ihren Plan ein. Die etwas ängstliche Marlies klammerte sich an ihre Schwester und flehte: " Bleib hier, ich will nicht , dass dir was passiert." "Kleiner Angsthase, ich passe auf mich auf." Tomy aber wollte sie begleiten. doch Linda schüttelte den Kopf. "Ihr müsst bei den Eltern bleiben und sie unterstützen, ich verspreche euch ich finde den Schatz und komme wieder." 

Am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang verließ das tapfere Mädchen mit einem Bündel das Haus. Ihre Geschwister winkten ihr vom Fenster aus nach. Als die Sonne aufging prägte Linda sich den Weg nach Osten ein. Unterwegs machte sie eine Pause, trank aus dem klaren Bach und aß etwas von dem Brot, dass so gut nach zu Hause schmeckte. Abends legte sie ich an einem geschützten Platz nieder und am Morgen folgte sie wieder der Sonne im Osten. 

Viele Tag war sie schon unterwegs, ihre Kleider waren zerschlissen und ihre Schuhe hatten Löcher, doch bisher war noch kein Regenbogen zu sehen. Völlig erschöpft brach sie zusammen. So fand sie die Prinzessin des Landes, die ein gutes mitleidiges Herz hatte. Sie bat den Kutscher das völlig erschöpfte Mädchen ins Schloss zu bringen. 

Jetzt ging es Linda gut, sie wurde in ein duftendes Bad gesteckt, in wunderschöne Kleider gehüllt und bekam reichlich zu essen, Sie glaubte zu träumen, als die Prinzessin fröhlich lachte, da merkte Linda dass sie das laut ausgesprochen hatte. 

" Nein du träumst nicht, du bist im Land der glücklichen Leute. Für meinen Vater den König, kommt sein Volk immer an erster Stelle. Für die Kranken hat er ein großes Haus bauen lassen, dort werden sie von den besten Ärzten und Pflegern versorgt bis wie wieder gesund sind und wieder arbeiten können. Alte Menschen. die nicht mehr arbeiten können zahlt er eine Leibrente bis an ihr Lebensende. Elende Armenhäuser gibt es bei uns nicht, aber glückliche Menschen. Aber warum bist du zu uns gekommen?" 

Nun erzählt Linda der freundlichen Prinzessin, von der Arnut zuhause und dem bösen Bauern Protz und wie ihr die alte Kathi von dem Schatz am Ende des Regenbogens erzählt  und ihr geraten hat  immer nach Osten zu gehen. Die Prinzessin ließ ihr fröhliches Lachen erklingen. "Den Goldtopf am Ende des Regenbogens gibt es nicht, dass ist nur eine Legende und niemand könnte ihn finden, denn der Regenbogen verschwindet viel zu schnell. Aber die alte Frau, die dir geraten hat immer nach Osten zu gehen war sehr klug. Sie hat gewusst, dass du eines Tages hier bei uns landen würdest und ich dir helfen werde." 

Und so war es dann auch. Wie staunten Lindas Eltern und Geschwister, als eines Tages eine Kutsche vor ihrem Häuschen hielt. Im ersten Moment erkannten sie Linda gar nicht so hübsch war sie gekleidet, doch dann fielen sie sich alle weinend in die Arme. Die Prinzessin aber nahm die Familie mit ins Reich der glücklichen Leute. Linda hatte zwar keinen Topf voll Gold gefunden, aber liebe Menschen die ihnen halfen und das ist wohl der größte Schatz!"

Lena schwieg eine Weile, dann sagte sie leise:" Wir sind nicht arm und müssen hungern." "Nein, aber es gibt viele Länder in denen die Menschen arm sind und hungern müssen und deshalb sollten wir immer zufrieden sein mit dem, was wir haben."


(c) Lore Platz

Natürlich wollt ihr wissen was Regina und Martina aus den Wörtern gezaubert haben

 


4 Kommentare:

  1. wieder so schön, liebe Lore. Ich drück Dich aus der Ferne, Roswitha

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  2. Liebe Lore,
    wieder eine Geschichte zum träumen, was der Seele guttut,
    bei den bewegten Zeiten.
    Danke Dir und sei lieb umarmt in Gedanken
    Monika

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  3. Liebe Lore, das ist wieder so eine wunderschöne Geschichte mit tollen Bildern von Monika dazu, vielen Dank! Es hat mir viel Freude gemacht, sie zu lesen!
    Liebe Grüße
    Regina

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  4. Das Land der glücklichen Leute. Wer würde da nicht gerne zuhause sein. - Das hat der blöde Bauer Protz davon. ;-) - Toll fand ich neben den tollen Zeichnungen von Monika auch, dass du dem Förster den Namen Baum-ann gegeben hast. Lach! LG und Danke für diese Alles-wird-am-Ende-gut-wenn-Lore-eine-Geschichte-schreibt-Geschichte! :-)

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