Montag, 6. Januar 2025

Der Weihnachtsbaum muss raus!

die letzte der zwölf Raunächte ist die Nacht zwischen dem 5. und 6. Januar

Und die Nacht vom 5.1. auf den 6.1. ist besonders wichtig, um alles überflüssige und belastende aus der Vergangenheit zu vertreiben.
Deshalb wird auch am sechsten Januar die Weihnachtsdekoration und der Christbaum entsorgt.
Deshalb wurde bei uns immer an Hl. Drei König der Christbaum entsorgt. 
Viel Spaß beim Lesen!








 
Der Weihnachtsbaum muss raus!




Elke hielt mit beiden Händen die Kaffeetasse und sah glücklich lächelnd auf den leuchtenden Weihnachtsbaum.
Wie sie ihn liebte, diesen Duft nach Tanne und die bunten Lichter, die sie so sehr an früher erinnerten, als sie noch Kind war und glücklich. Noch nicht gefangen in einer kalten Ehe.
Die ersten Jahre waren noch schön, doch dann hatte sich etwas verändert. Es war genauso, als wäre sie ein Zombie.
Vielleicht war sie ja auch schuld, denn sie hatte viel zu viel aufgeben und sich zu sehr untergeordnet.
Erst war es ihr geliebter Beruf, denn Sebastian wollte, dass sie nur für ihn da war.
Dann hatte er nach und nach ihre Freundinnen vergrault, weil er sie ganz für sich haben wollte.
Und ihren Kinderwunsch hatte er einfach ignoriert, denn er war viel zu egoistisch, alles sollte sich nur um ihn drehen.
Und nun hatte sie erfahren, dass er auch noch eine Geliebte hatte, die neue Nachbarin, die in die Vogelvilla am Ende der Straße eingezogen war.
Aber seltsamerweise berührte sie das kaum, sie hatte sich schon lange innerlich von ihrem Mann entfernt.
Sie hörte ihn die Treppe herunter poltern und dann rief er auch schon.
Warum steht das Frühstück nicht auf dem Tisch!“
Elke nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und grinste.
Wieso sitzt du hier und glotzt den dämlichen Weihnachtsbaum an, statt mir ein Frühstück zu machen.“
Elke drehte sich um und warf ihrem Mann einen spöttischen Blick zu.
Der Kaffee ist in der Kanne, im Kühlschrank sind Eier und Speck, wie man einen Toast in den Toaster steckt wirst du ja wissen.“
Was soll das! Ich arbeite Tag und Nacht , damit du ein schönes faules Leben hast und da kann ich doch wenigstens verlangen, dass du mir ein gutes Frühstück bereitest!“
Elke zuckte nur die Schultern.
Sebastian wurde noch wütender.
Außerdem der Weihnachtsbaum muss raus, warum steht er immer noch hier, willst du vielleicht an Ostern die Eier dran hängen. Verrückt genug bist du ja, mit deinem dämlichen Weihnachtsfimmel!“
Langsam stellte Elke ihre Tasse ab und wandte sich ihrem Mann zu.
Ja, ich liebe Weihnachten, weil dieses Fest etwas Wärme in mein Leben bringt, denn sonst erfriere ich neben dir.
Vielleicht hätte ich weiter gemacht und
wäre nicht zur Vernunft gekommen. Aber da du dir nun eine Geliebte zu gelegt hast, finde ich, es ist Zeit für dich zu gehen.“
Sebastian wurde blass: „Du weißt von Angela!“
Denkst du wirklich, das bleibt geheim, wie naiv bist du denn,“ spöttisch zog Elke die Brauen hoch.
Übrigens deine Koffer stehen gepackt in der Diele, ich möchte, dass du noch heute das Haus verlässt. Wie du weißt, gehört dieses Haus meinen Eltern.
Und mein Anwalt wird sich demnächst mit dir in Verbindung setzen und die Scheidung besprechen.“
Elke schloss die Augen und dankte dem guten Geist, der sie davor bewahrt hatte, das Angebot ihres Vaters anzunehmen, der ihnen das Haus überschreiben wollte.
Aber du kannst mich doch nicht einfach raus schmeißen, wo soll ich denn hin.“
Nun deine Geliebte wird dich sicher mit offenen Armen empfangen,“ grinste seine baldige Exfrau.
Wütend drehte er sich um und knallte die Tür zu.
Der Tannenbaum ließ vor Schreck ein Häufchen Nadeln fallen.
Bedauernd sah Elke ihn an.
Armer Kerl ich denke auch wir beide müssen uns schön langsam trennen.“
Die Haustür fiel ins Schloss und gleich darauf heulte der Motor des Autos auf.
Elke sprang auf und tanzte ausgelassen durch das Wohnzimmer.
Frei endlich frei!

© Lore Platz (Februar 2017)




Samstag, 4. Januar 2025

Ulli wünscht sich einen großen Bruder

Mit dieser Geschichte wünsche ich Euch ein schönes Wochenende!

 

 


 

Ulli wünscht sich einen großen Bruder



Der Wagen der Wellenbrinks verließ die Ausfahrt und Ulli kniete auf der Rückbank und winkte heftig seinem Cousin Bernd und dessen neuem großen Bruder Jochen.

Gestern hatte nämlich seine Tante Agnes geheiratet und nun hatte Bernd einen neuen Papa und auch einen großen Bruder bekommen.

Ulli, setzt dich und schnall' dich an,“ mahnte der Vater.

Der Fünfjährige rutschte auf den Sitz und ließ den Gurt einschnappen.

Jochen ist ein cooler Typ, er hat uns gezeigt wie man Steine über das Wasser springen lässt und hat Bernd ein Boot geschnitzt und mir will er ein Pferd schnitzen, wenn wir das nächste Mal wieder kommen.“

Ulli seufzte und meinte sehnsüchtig:“ Ich möchte auch einen großen Bruder haben.“

Seine Eltern schmunzelten.

Warum mussten wir denn heute schon wieder heim fahren, wir hätten ruhig noch bleiben können, Oma hat das auch gesagt.“

Brigitte Wellenbrink wendete sich um und schenkte ihrem Sohn ein tröstendes Lächeln.

Du weißt doch, dass heute Nachmittag die Stute kommt, die Papa vor einigen Wochen bei Scheich Abdul Hamit gekauft hat und da muss Papa unbedingt dabei sein. Und du freust dich doch auch darauf.“


(c) LP


Ulli war schon ein genauso großer Pferdenarr wie sein Vater und war sehr stolz auf ihr Gestüt. Vor einigen Monaten war Papa zu seinem Freund dem Scheich Abdul geflogen und hatte dort eine Araberstute gekauft mit dem Namen Hadia, das bedeutete Sonnenaufgang.

Plötzlich bremste Herr Wellenbrink und Ulli wurde auf seinem Sitz zurück geschleudert.

Verfluchter Mist, ein Stau, wir werden es nie rechtzeitig schaffen, ich habe gesagt, wir hätten gestern zurückfahren sollen, He, du lahme Ente, da vorne ist noch Platz, so ein Sonntagfahrer, man sollte dich in den Allerwertesten treten.

So jetzt ist Stillstand, so eine sch...!“

Arthur der Junge!“

Herr Wellenbrink sah schuldbewusst in den Rückspiegel, Ulli grinste und zwinkerte seinem Vater zu.

Das kannte er schon, denn sein Papa konnte ganz schön böse werden beim Autofahren und fürchterlich schimpfen.

Da wollte er doch mal die Ohren spitzen, vielleicht hörte er noch ein Wort das er noch nicht kannte.

Der Stau hielt sie tatsächlich ziemlich lange auf und als sie am Gut ankamen bog gerade der Pferdetransporter in die Einfahrt ein.

Herr Wellenbrink parkte das Auto an der Hauswand, sprang heraus und lief über den Hof zum Transporter, gefolgt von seinem Sohn.

Frau Wellenbrink sah den beiden Pferdenarren kopfschüttelnd hinterher, winkte einem der neugierig herumstehenden Knechte und bat ihn die Koffer in das Haus zu tragen. Sie selbst aber ging in die große Gutsküche, wo die Köchin Martha hantierte, ließ sich auf einen Stuhl fallen und stöhnte: „Jetzt brauche ich einen Kaffee.“

Aufgeregt beobachtete Ulli wie der Fahrer des Transporters und sein Begleiter, die Ladeklappe herunter ließen und dann nach oben stiegen.

Die rotbraune Stute, die nun erschien war wunderschön, doch weigerte sie sich die Rampe hinunter zu gehen. Sie wieherte nervös und stemmte sich mit den Hufen fest und soviel die beiden Männer auch zerrten und zogen, sie ging keinen Schritt vorwärts.

Doch auf einmal wie durch Zauberhand schritt sie plötzlich los und stand wenig später brav und ruhig auf dem Hof, als hätte sie nicht gerade einen Zirkus veranstaltet.

Der neue Pferdeknecht Georg wollte nach dem Halfter greifen, aber Ullis Vater meinte:

Lass nur, ich bringe sie selbst in den Stall, sieh zu, dass alles vorbereitet ist.“

Dann wandte er sich an die Herumstehenden:

Geht wieder an eure Arbeit, es gibt nichts mehr sehen.“

Und die beiden Fahrer wies er an, sich im Büro das Geld zu holen und dann in der Gutsküche Brotzeit zu machen.

Grinsend verschwanden die beiden im Haus.

Von früheren Transporten wussten sie, dass auf Gut Linderhof das Trinkgeld, sowie die Verpflegung reichlich war.

Ulli aber folgte seinem Vater und Hadia in den Stall.

Kurz bevor er diesen betrat sah er sich noch einmal um und bemerkte einen Jungen, der den Transporter verließ und in dem Schuppen verschwand.

Die Sonne kitzelte Ulli an der Nase und er öffnete die Augen.

Vom unten drang bereits der alltägliche Lärm zu ihm herauf.

Er lief ans Fenster und sah hinunter.

Auf dem Hof herrschte wie immer das morgendliche Durcheinander.

Rufe erklangen, Stimmen schallten, dazwischen klang das Kichern der Mägde und das Klirren der Milcheimer.

Aus der Schmiede war das rhythmische Klopfen des Hammers zu hören und die Stallburschen Luk und Piet brachten gerade die Pferde aus dem Stall.

Auf dem Weg zu den Koppeln wurden sie von Harras, dem Hofhund überholt, der ein Kaninchen entdeckt hatte, das gerade gemütlich an einem Löwenzahn knabberte und als es den Hund sah in schnellen Sprüngen davon hoppelte.

Ulli reckte sich, konnte aber Hadia nirgendwo entdecken. Sie durfte noch nicht auf die Weide, weil sie sich erst eingewöhnen musste.

Der Junge lief ins Badezimmer, kleidete sich an und polterte die Treppe hinunter.

Die alte Martha sah ihm lächelnd entgegen.

Während Ulli seinen Kakao trank und die frisch gebackenen Rosinenbrötchen aß, erzählte er Martha aufgeregt von der Hochzeit und dem großen Bruder, den Bernd jetzt hatte.

Vorsorglich steckte er noch zwei Rosinenbrötchen für später in die Hosentaschen, bevor er über den Hof stromerte.

Doch als er Hadia im Stall besuchen wollte, scheuchte ihn Georg weg. Ulli verließ mit finsterem Gesicht den Stall.

Den neuen Pferdeknecht konnte er gar nicht leiden.

 


Als er sah, wie die Katze Minka im Heustadel verschwand, fiel ihm der Junge wieder ein, den er gestern gesehen hatte.

Ob er noch da war?

Ulli schlüpfte durch den Türspalt in den Schuppen, der erfüllt war mit dem Duft des frisch gemähten Heus.

Durch die schmutzige Scheibe des Fensters kroch ein Sonnenstrahl und Hunderte von kleinen Staubpartikelchen tanzten im Sonnenlicht.

Von dem fremden Jungen aber war nichts zu sehen.

Minka kam auf Ulli zu und schmiegte sich schmeichelnd an seine Beine, plötzlich spitzte sie ihre Ohren, drehte sich um und hüpfte auf den Heuhaufen.

Ein Kichern ertönte und ein brauner Kopf mit schwarzen Wuschelhaaren tauchte auf.

Der fremde Junge klopfte sich das Heu von der Kleidung und verneigte sich dann grinsend vor Ulli.

Guten Morgen, kleiner Sahib.“

Ich heiße Ulli und bin kein Sahib,“ kicherte dieser, der wusste, dass Sahib soviel wie Herr bedeutete.

Komm Ulli setzen dich zu mir, ich bin Ahmed.“

Der kleine Junge setzte sich und sah Ahmed neugierig an, dieser grinste und seine weißen Zähne blitzten in dem gebräunten Gesicht.

Du sicher wissen wollen, warum ich sein hier?“

Ulli nickte und der arabische Junge erzählte ihm nun, dass sein Onkel, der ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hatte, Stallmeister bei Scheich Abdul war und dass Ahmed dabei war als Hatia geboren wurde und seitdem hatte sich zwischen ihm und der Stute eine große Freundschaft entwickelt.

Deshalb war er auch sehr traurig, als sie nach Deutschland verkauft wurde und hatte sich heimlich auf das Schiff geschlichen.

Aber macht dein Onkel sich denn keine Sorgen?“

Nein, er denken ich wäre bei meinem Freund Yusuf und er mich lassen, weil weiß wie traurig ich bin.“

Du kannst dich doch nicht immer verstecken?“

Ich wissen, aber ich muss auf Hatia aufpassen, Mann der Georg heißt sein sehr böse zu ihr und knuffen und treten wenn niemand sieht, ich aber habe gesehen. Auch trinken er heimlich aus Flasche, die sein in seiner Hosentasche, sehr böser Mann. Schlimm zu Pferden.“

Aber wenn du das Papa erzählst?“

Nein, ich noch ein paar Tage warten wollen,

Sahib Wellenbrink vielleicht nicht glauben, da ich erst gestern gekommen. Kleiner Freund Ulli mir versprechen, Ahmed nicht verraten werden?“

Ehrenwort!“ Sie hoben die Hände und klatschten ab.

Da fiel Ulli ein, dass er ja noch die beiden Rosinenbrötchen in der Hosentasche hatte.

Ahmed hatte sicher Hunger.

Dieser biss auch heißhungrig hinein und gestand mit verklärten Gesicht, dass er solche Köstlichkeit noch nie gegessen hatte.

Unsere Köchin Martha backt sie jeden Tag frisch, ich werde dir immer welche bringen und was du noch möchtest zum Essen.“

Schritte waren zu hören und knarrend öffnete sich die Tür des Schuppens.

Ahmed war plötzlich verschwunden, nur das angebissene Brötchen lag noch neben Ulli.

Luk, der Stallbursche stutzte, als er Ulli sah.

Vor wem versteckst du dich denn?“

Dann sah er das Brötchen und grinste. „Hast dir wohl eins von Marthas leckeren Rosinenbrötchen gemaust und wolltest es hier in Ruhe auf futtern. Keine Angst ich verrate dich nicht.“

Luk, beeile dich, es gibt noch mehr zu tun!“ hörte man die Stimme des Stallmeisters.

Alter Leuteschinder!“ brummte Luk, häufte aber doch schnell das Heu auf die Schubkarre, Ulli half ihm dabei.

Kaum war er draußen, tauchte Ahmeds Kopf aus dem Heu auf.

Er wird gleich wieder kommen,“ warnte Ulli.

Ich weiß,“ grinste Ahmed und biss in das Brötchen, dann deutete er auf die Leiter.

Ich werde gehen nach oben und still sein wie Maus.“

Ulli aber suchte den Garten auf und kletterte auf den Apfelbaum.

Denn hierher kam er immer, wenn er besonders viel zum Nachdenken hatte.

Beim Mittagessen meinte der Vater besorgt, dass Hadia so nervös sei.

Die Mutter tröstete: „ Sie ist doch noch nicht lange hier und hat eine weite Fahrt hinter sich, sie muss sich sicher erst eingewöhnen.“

Arthur nickte, aber man sah ihm an, dass er sich Sorgen machte.

Nach dem Essen ging die Mutter ins Büro und der Vater nach draußen.

Ulli wartete bis Martha sich in ihr, mit altmodischen Möbeln eingerichtetes, Zimmer zurück gezogen hatte, um einen Mittagsschlaf zu halten.

Dann holte er sich den kleinen Rucksack in seinem Zimmer und schlich in die Küche.

Ahmed hatte ihm gesagt, dass ihm sein Glaube verbiete Schweinefleisch zu essen, also ließ er die Wurst liegen und packte zwei Hähnchenkeulen, Käse und Butter ein.

In der Speisekammer holte er ein Glas mit Kompott und fand auch noch einige Rosinenbrötchen.

Aus der Schublade holte er noch Besteck und dann brachte er die Schätze zu seinem neuen Freund.

Mit Begeisterung machte sich Ahmed über das Essen her.

Die nächsten Tage versorgte Ulli seinen Freund.

Herr Wellenbrink zeigte sich immer noch besorgt, weil Hadia sich überhaupt nicht eingewöhnen konnte.

So rief er Scheich Abdul an.

Dieser war genauso erstaunt wie er und dann erzählte er ihm, dass der Neffe seines Stallmeisters verschwunden sei.

Als Herr Wellenbrink dies beim Essen erwähnte, bekam Ulli einen knallroten Kopf.

Zum Glück fiel es seinen Eltern nicht auf.

Später aber, als er Ahmed besuchte, erzählte er ihm, dass sein Verschwinden bemerkt worden sei.

Und sein Freund versprach ihm, noch heute mit seinem Vater zu sprechen.

Doch dazu sollte es nicht kommen, denn beinahe wäre ein großes Unglück geschehen.

Der Gutsherr hatte sich nun endlich entschlossen, Hadia auf die Koppel bringen zu lassen.

Der Pferdepfleger Georg führte das nervös tänzelnde Pferd aus dem Stall.

Wütend zog er immer wieder an der Kandare und fügte dem empfindlichen Maul damit große Schmerzen zu.

Hadia wieherte, riss sich los und stürmte davon, geradewegs auf Ulli zu, der eben aus dem Haus kam und vor Schreck erstarrt stehen blieb.

Herr Wellenbrink lief los, doch er war zu weit entfernt, um noch rechtzeitig eingreifen zu können.

Da aber stürzte Ahmed aus dem Schuppen und riss Ulli zu Boden.

Hadia donnerte an ihnen vorbei und blieb nach ein paar Metern mit zitternden Flanken stehen.

Keiner wagte sich an das Pferd heran.

Herr Wellenbrink kniete neben seinem Sohn und als er erleichtert bemerkte, dass er außer ein paar blauen Flecken und Abschürfungen keine Verletzungen davon getragen hatte, überließ er ihn seiner Mutter und trat zu Ahmed.

Dieser hatte inzwischen die Kandare gelockert und redet in arabischer Sprache beruhigend auf das Pferd ein.

Du bist Ahmed?“

Ja, Kandare war viel zu fest, Hadia Schmerzen, Mann böse!“

Arthur Wellenbrinks Gesicht verfinsterte sich.

Er wandte sich an Georg.

Pack deine Sachen, lass dir im Büro deinen Lohn auszahlen, du bist fristlos entlassen. Für Pferdeschinder ist auf Linderhof kein Platz.“

Der Pferdepfleger zog den Kopf ein und schlich davon. Manch schadenfroher Blick folgte ihm, denn er war nicht sonderlich beliebt.

Und du mein Junge kommst mit, ich denke du hast mir eine Menge zu erzählen.“

Einträchtig marschierten sie mit Hadia dem Stall zu.




Nur widerstrebend folgte Ulli seiner Mutter ins Haus, die ihn verarzten wollte.

Ungeduldig wartete er dann auf seinen Freund und seinen Vater.

Endlich betraten die beiden in eine angeregte Unterhaltung vertieft das Zimmer.

Frau Wellenbrink aber streckte Ahmed beide Hände entgegen.

Mein Junge, ich danke dir!“

Der junge Araber grinste.

Nichts besonderes getan, Ahmed liebt kleinen Freund.“

Ulli sah mit bangen Augen auf seinen Vater.

Dieser schmunzelte.

Wir haben eben mit Scheich Abdul und Ahmeds Onkel Raschid telefoniert.

Ahmed wird vorerst als Gast bei uns bleiben und sich persönlich um Hadia kümmern.

In einigen Wochen wird Raschid kommen und seine Papiere bringen, dann machen wir einen Lehrvertrag. Denn Ahmed wird auf Linderhof zum Stallmeister ausgebildet.“

Ulli jubelte, dann nahm er die Hand seines großen Freundes und zog ihn zur Küche.

Herr Wellenbrink schmunzelte.

Nun hat Ulli statt eines großen Bruders einen großen Freund bekommen.“

Die Eheleute sahen sich lächelnd an.

In einigen Monaten würde Ulli ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen bekommen.

Dann war er der große Bruder!


© Lore Platz  5.06.2015



Freitag, 3. Januar 2025

Die Kristallkugel -



Viel Spaß beim Lesen!








Die Kristallkugel



„ … und als die Spindel in den Brunnen fällt ist Marie sehr erschrocken und voller Angst springt sie hinterher.“
Oma, das war aber dumm von dem Mädchen, wusste sie denn nicht, dass es gefährlich ist in so einen tiefen Brunnen zu springen.“
Ilse schüttelt empört den Kopf.
Die Oma lacht.
Es ist doch ein Märchen und dort ist alles voll Zauber und Magie. Du darfst natürlich nicht in einen Brunnen springen, das wäre wirklich gefährlich.“
Ilse will sich ausschütten vor Lachen.
Das wäre auch schwer, denn weit und breit gibt es bei uns keinen Brunnen, das Wasser kommt schließlich aus dem Wasserhahn.“
Frau Baumgartner schmunzelt und liest weiter.







Es ist eine tief dunkle Nacht, kein Stern blinkt am Himmel, selbst der Mond hat sich heute nicht aus seinem Bett gewagt.
Aua!“ Ilse setzt sich im Bett auf und greift sich an den Kopf. Irgendetwas hat sie an ihren schwarzen Locken gezupft.
Sie hört ein Kichern und eine kleine Laterne schwenkt vor ihren Augen hin und her. Die Laterne wird von einem kleinem Kerl, der mit einer braunen Hose, einem grünen Wams und einem riesengroßen Pilzhut bekleidet ist, gehalten.
Wer bist denn du?“
Der Kleine verbeugt sich und stellt sich vor.
Ich bin Perlino, ein Pilzmännchen und ich brauche deine Hilfe.“
Nun wird Ilse neugierig.
Wozu brauchst du meine Hilfe?“
Der böse Zauberer Hukleblitz hat unserer Königin der Fee Lichterstrahl ihren Kristall gestohlen. Er hat einen der Diener bestochen und dieser hat ihm das geheime Versteck verraten. Und wenn wir diesen Kristall nicht bald finden wird unsere Königin sterben und wir alle mit ihr.“
Wisst ihr denn, wo der Kristall sich befindet.“
Hukleblitz hat ihn in den tiefen Brunnen, der zu Frau Holles Reich führt, geschleudert.“
Na dann holt ihn doch raus, was braucht ihr da mich?“
Ilse dreht sich um und drückt ihr Gesicht wieder in das Kissen.
Wieder wird sie an der Haaren gezogen und richtet sich empört auf.
Lass sofort los, du du Pilzmännchen!“
 
 

 
 
Du kannst jetzt nicht schlafen, du musst uns retten!“
Warum ich, mach 's doch selber, oder denkst du ich bin so dumm in einen Brunnen zu springen, aus dem ich nicht wieder heraus komme.“
Plötzlich ist das Zimmer in ein helles Licht getaucht. Das Strahlen geht von einer wunderschönen Fee aus, vor dem sich das Pilzmännchen ehrfürchtig verneigt.
Verzeih, liebe Ilse, aber Perlino ist wohl nicht sehr diplomatisch.“
Dieser senkt beschämt den Kopf.
Es ist sehr wichtig, dass du uns diesen Kristall zurückholst, denn je länger er verschwunden ist, umso mehr verschwindet meine Lebenskraft und wenn sie ganz verschwindet, wird mein Volk mit mir untergehen. Wir sind Geschöpfe der Luft und der Erde und im Wasser würden wir sterben, das wusste Hurleblitz und deshalb hat er meine Kugel in den Brunnen geworfen.“
Und ihr Menschen könnt schwimmen und tauchen wie Fische!“ ruft Perlino.
Ilse wirft ihm nur einen ärgerlichen Blick zu, dann sieht sie in die sanften Augen der Fee.
Ich will euch helfen, was muss ich tun?“
Du weißt wie Marie zu Frau Holle kam, folge diesem Weg und Frau Holle wird dir weiter helfen. Komm!“
Das Mädchen schuppst das Pilzmännchen, das immer noch auf ihrem Bett steht zur Seite und schlüpft in ihre Jeans, stülpt sich den Pullover über und schließt die Klettverschlüsse ihrer Turnschuhe.
Die Fee streckt ihr lächelnd ihre Hand entgegen und als Ilse deren Finger berührt, wird sie plötzlich leicht und schwebt durch die schwarze Dunkelheit.

Bei einem Brunnen, der aussieht wie der in ihrem Märchenbuch, verabschiedet sich die Fee und wünscht ihr viel Glück.
Ilse klettert auf den Brunnenrand, verharrt einen Moment, hebt sich die Nase zu und springt ins kalte Wasser.
Vollkommen trocken landet sie auf einer wunderschönen Wiese. Bienen summen, und Schmetterlinge um gaukeln in fröhlichem Tanz die Blumen.
Ilse folgt dem Pfad, kommt an dem Apfelbaum vorbei, dessen Äpfel sie schüttelt, holt das Brot aus dem Backofen und steht dann vor dem Haus von Frau Holle.
Freundlich wird sie von der molligen Frau begrüßt und nachdem sie ihr viele Leckereien vorgesetzt hat, führt sie das Mädchen hinauf in den Turm und durch ein großes Fernrohr zeigt sie ihr wo der Kristall versteckt ist.
In einer Höhle bewacht von einem großen Bären liegt die Kugel.
Wie soll ich sie dort heraus holen?“ fragt Ilse verzagt.
Frau Holle winkt ab. „Das ist leicht, ich gebe dir meinen Umhang, der dich unsichtbar macht. Du musst nur aufpassen, dass du nirgends hängen bleibst und du dann sichtbar wirst.“
Als Ilse das Haus verlässt wirft sie sich den blauen schweren Umhang um und wird unsichtbar.


 

 
Vor der Höhle des Bären hält sie einen Moment an, dann nimmt sie all ihren Mut zusammen und betritt diese.
Das große braune Ungetüm erhebt sich auf die Hinterfüße und dreht brummend seine Nase in alle Richtungen.Es hat den Eindringling gerochen, kann aber niemand entdecken.
Vorsichtig schiebt sich das Mädchen an dem Bären vorbei, nimmt den Kristall und lässt ihn unter ihrem Mantel verschwinden.
Dann läuft sie schnell aus der Höhle, doch in ihrer Hast bleibt sie an dem rauen Felsen hängen, der Mantel rutscht von ihrer Schulter und der Bär erblickt sie.
Mit einem wilden Brummen läuft er los.
Ilse rennt, doch das Untier kommt immer näher. Plötzlich kommt ein Sturm auf, Sand, Kies und Blätter wirbeln durch die Luft und der Bär kann nichts mehr sehen.
Brummend flieht er zurück in seine Höhle.
Danke Frau Holle,“ flüstert Ilse.
Bald hat sie das hübsche Häuschen der alten Frau erreicht. Frau Holle führt sie zu dem Tor, durch das sie wieder auf die Erde zurück kommt.
Oben wird sie schon von der Fee erwartet, die sich herzlich bei ihr bedankt.

Die Sonne kitzelt Ilse an der Nase, sie streckt sich und öffnet die Augen.
Was für ein Traum!

© Lore Platz  (2016)


Donnerstag, 2. Januar 2025

2025

Nun sind wir gut im Jahr 2025 angekommen. 

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich etwas unterschreiben muss, erwische ich mich immer dabei, dass ich immer noch das Datum des vergangenen Jahres benutze.

Und gute Vorsätze habe ich schon lange nicht mehr, denn spätens nach einem Monat sind sie vergessen.

Wisst ihr eigentlich wieso wir ins neue Jahr rutschen? Ich habe mich mal schlau gemacht. Eigentlich bedeutete es ja Fahrt oder Reise. Es wird vermutet, dass rutschen, von dem hebräischen Wort "Rosch" (Anfang) abstammt, hat mit rutschen also nichts zu tun.

 Ob wir rutschen oder auf allen vieren kriechend, wegen zuviel Alkohol, wichtig ist wir sind gesund angekommen.


 

Mittwoch, 1. Januar 2025

Ein gutes neues Jahr wünsche ich

Euch, noch ist das neue Jahr wie ein unbeschriebenes Blatt und es liegt allein an uns, was Ende 2025 darauf steht. Nicht die Krisen auf der Welt, nicht die Politker, nicht die durchgeknallten Menschen die Terroranschläge begehen, weil sie mit ihrem eigenem Leben unzufrieden sind, nein wir selber sind verantwortlich was wir aus unserem Leben machen.