Einen schönen Donnerstag wünsche ich euch und viel Spaß beim Lesen!
Herr
Oskar und Fräulein Katrin
Tuckernd
quält sich der alte Pritschenwagen
den steilen Berg hinauf.
Er
gehört dem Schrotthändler Karl und ist voll beladen mit altem
Gerümpel, sogar ein kleines
blaues Auto ist dabei.
Ein
Reh springt auf die Straße und Karl muss scharf bremsen.
Die
Ladeklappe springt auf und das kleine blaue Auto fällt auf die Straße
und rollt den steilen Abhang hinunter.
Karl
springt aus dem Führerhaus, kratzt sich am
Kopf, schließt die Ladeklappe und fährt weiter.
Er
hat keine Lust dem ollen Ding nach zu fahren.
Das
kleine blaue Auto aber wird immer schneller und schneller und bei
einer scharfen Kurve gerät es zu weit nach links und stürzt die
Böschung hinunter.
Mit
rasender Geschwindigkeit saust es über den felsigen Grasboden und
mitten durch einen tiefen Wald, bis ein Gebüsch es bremst.
Erschrocken
schnappt es nach Luft, der Aufprall war doch etwas heftig.
Ein
zeternde Stimme ist zu hören und eine
Häsin hoppelt aus dem Gebüsch.
„Kannst
du nicht aufpassen, beinahe hättest du mich überfahren!“
„Entschuldigen
sie bitte, aber die Sache entglitt meiner Kontrolle.“
„Schon
gut, ich war nur sehr erschrocken, ich heiße übrigens Stupsi und
wer sind sie?“
„Oh,
ich bin ein Auto und manche Menschen nennen mich „Ente“!“
Stupsi
lacht, „wie eine Ente sehen sie aber nicht gerade aus.“
Das
kleine blaue Auto grinst,
dann fällt ihm etwas ein.
„Meine
erste Besitzerin nannte mich Oskar.“
„Nun
dann werde ich sie auch Oskar nennen, ein schöner Name.“
Ein
Hase und drei Hasenkinder kommt aus dem Gebüsch.
„Liebste
wo bleibst du denn, die Kinder werden ungeduldig.“
„Kommt
mal her, das ist Herr Oskar und das sind meine Kinder Herbert,
Cornelia und Friedrich und der alte Brummbär da, ist mein Mann
Mummelschwanz.“
„Guten
Tag Herr Oskar!“ rufen die Kleinen im Chor und sausen dann kichernd
um das Auto herum.
Stupsi
lächelt liebevoll stolz.
„Eine
Rasselbande! Aber nun müssen wir weiter, heute wollen wir unseren
Kindern zeigen, wo die besten Kräuter wachsen. Schließlich muss man
sie auf das Leben vorbereiten.“
Familie
Hase hoppelt davon.
Oskar
aber ist glücklich. Wie freundlich sie doch waren.
In
dem Schuppen, in dem er viele Jahr stand war er nur von mürrischen
und griesgrämigen alten Gerümpel umgeben.
Und
wenn er mal ein Gespräch anfangen wollte, dann reagierten sie gleich
gereizt.
Hier
aber gefiel es ihm.
Ein
stattlicher Hirsch kommt auf ihn zu.
„Guten
Tag, mein Name ist Armin von Hohenwalde, ich hörte von deiner
Ankunft. Möchtest du hier bleiben?“
Oskar
muss sich erst räuspern, so ehrfürchtig ist ihm zumute.
„Ich
bin Oskar und durch Zufall hier gelandet, wenn mich die Menschen hier
nicht weg holen, würde ich gerne bleiben.“
„Nun
es verirren sich selten Menschen hierher, seien sie also herzlich
willkommen bei uns Herr Oskar.“
Der
Hirsch schreitet davon.
(c) meine Tochter |
Ein
Eichhörnchen springt vom Baum direkt auf die Kühlerhaube.
„Ziemlich
beeindruckend unser König, nicht wahr?“ kichert es.
„Kann
man wohl sagen.“
Oskar
ist glücklich, denn es gefällt ihm hier immer besser.
Nachdem
das Eichhörnchen ihn verlassen hat, döst er ein wenig vor sich hin.
Er
lauscht dem Zwitschern der Vögel, aus der Ferne ist
der Ruf eines Kuckucks zu hören und die Sonne brennt warm auf seine
Karosserie.
Schön
ist es hier.
Immer
wieder mal kommt ein Tier vorbei und begrüßt ihn und hält ein
kleines Schwätzchen.
Die
Dämmerung legt ihren Schleier über das Land und der Mond
klettert immer höher und wirft sein silbernes Licht über den Wald.
Oskar
döst vor sich hin.
Plötzlich
weckt ihn ein ängstliches Quieken, etwas klettert durch das Fenster
und verschwindet unter dem Sitz.
Eine
Eule rauscht vorbei.
Lange
Zeit bleibt es still im Auto, dann kommt ein kleines Mäuschen unter
dem Sitz hervor und setzt sich auf den Beifahrersitz.
„Danke,
das war knapp, beinahe hätte Frau Eule mich erwischt.“
„Keine
Ursache, aber sie sind noch sehr jung, sollten sie um diese Zeit
nicht schon zuhause sein?“
„Ich
habe kein Zuhause,“ seufzt die kleine Maus und ihre Stimme klingt
traurig und auch ein wenig verbittert.
„Das
tut mir leid, auch ich bin heimatlos, übrigens mein Name ist Oskar.“
„Guten
Tag Herr Oskar, entschuldigen sie meine
Unhöflichkeit.
Ich heiße Katrin und komme aus der Stadt.
Nachdem
meine Familie einem Giftanschlag zum Opfer fiel bin ich ausgewandert
und erst heute hier angekommen und
habe noch keine Wohnung gefunden.“
„Das
tut mir leid, auch ich bin erst heute hier gelandet.“
Eine
Weile schweigen sie beide, dann hat Oskar eine Idee.
„Wie
wäre es, wenn sie bei mir wohnen würden, Platz genug ist hier
doch.“
„Herr
Oskar, das wäre schön!“
Die
kleine schwarzen Knopfaugen von Fräulein Katrin leuchten vor Freude
und schnell saust sie durch den Wagen, um nach einem passenden Platz
zu suchen.
Auf
der Rückbank ist ein Riss im Leder und die graue Füllwolle spitzt
hervor.
Fräulein
Katrin erweitert das Loch bis sie hindurch passt und rollt sich mit
einem wohligen Seufzer in dem weichen Bett zusammen.
„Hier
ist es gemütlich, gute Nacht Herr Oskar.“
„Gute
Nacht Fräulein Katrin!“
Am
nächsten Morgen setzt sich Fräulein Katrin auf den Beifahrersitz
und während sie sich putzt, unterhalten sie sich.
„Ich
werde jetzt etwas zu Essen suchen, kann ich ihnen etwas mitbringen
Herr Oskar?“
Dieser
lacht. „Nein danke, ich brauche nichts zu essen.“
Die
Tage vergehen, tagsüber ist Fräulein Katrin unterwegs und sobald es
dunkel wird kommt sie in den Schutz des alten Autos zurück.
Und
bis tief in die Nacht erzählen sich die beiden Geschichten aus ihrem
Leben.
Eines
Tages kommt die Maus von ihrem Spaziergang zurück mit strahlenden
Augen und auf den Wangen liegt eine zarte Röte.
„Herr
Oskar ich habe mich verliebt! Er heißt Maximilian und kommt auch aus
der Stadt.“
„Hat
er auch seine Familie durch einen Giftanschlag verloren?“
„ Nein
seine Familie lebt noch. Er wollte nur die Welt kennen lernen.“
„ Oh
ein Vagabund?,“ meint Oskar etwas besorgt.
„Nein,
nein keine Sorge, er will sesshaft werden und, und, er hat mir einen
Heiratsantrag gemacht! Wir suchen nur noch eine Wohnung.“
Oskar
wird traurig, nun würde er seine kleine Freundin verlieren, dann
aber hat er eine Idee.
„Er
könnte doch bei ihnen einziehen, es ist doch genügend Platz
vorhanden.“
„Das
wäre schön, ich habe nicht gewagt zu fragen, danke, ich werde
Maximilian holen, damit sie in kennen lernen.“
Der
Mäuserich gefällt Oskar sehr gut.
Er
hat gute Manieren und man merkt, dass er seine Katrin von Herzen
liebt.
Die
Wohnung gefällt ihm und er bedankt sich höflich bei Oskar.
Einige
Tage später findet die Hochzeit statt.
Viele
Waldtiere sind gekommen.
Zum
Glück schläft Frau Eule um diese Zeit, denn Maximilians Verwandte
sind aus der Stadt zur Hochzeit angereist.
Das
glückliche Brautpaar steht auf der Kühlerhaube und Maximilians
Onkel Sebastian, der in einer Kirche wohnt, traut sie.
Als
Maximilian und Katrin sich nach der Zeremonie küssen ist Oskar ganz
gerührt und wenn er gekonnt hätte , dann hätte er geweint.
Bald
darauf bekommt Katrin Drillinge und Oskar ist genauso aufgeregt wie
der werdende Vater.
Doch
besonders glücklich und stolz ist er, als die jungen Eltern ihren
Erstgeborenen Oskar nennen.
©
Lore Platz
Deine Geschichten immer so herzlich. Schöön , besonders gefiel mir der Hasenname Mummelschwanz, lach Liebe Grüße Monika
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