Ende
1814 erschien der zweite Band der Kinder und Hausmärchen der Brüder
Grimm.
In
der zweiten Auflage von 1819 befanden sich bereits zwei Zeichnungen,
die der Jüngste der Grimm Brüder, Ludwig Emil gefertigt hatte.
Es
handelt sich dabei um ein Fantasie Bild zu dem Märchen „Brüderlein
und Schwesterchen“, sowie ein Porträt einer Frau, die als
Märchenfrau bezeichnet wurde.
Dabei
handelte es sich um Dorothea Viehmann, die einzige Quelle der
Märchen, die namentlich genannt wurde und der Wilhelm Grimm im
zweiten Band in der Vorrede ein Denkmal setzte.
Die
Gastwirtstochter hatte schon als Kind den Geschichten der Soldaten
und Fuhrleuten gelauscht und sie im Gedächtnis behalten.
Natürlich
sind die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm nicht durch die Gegend gewandert und
haben Märchen und Sagen gesammelt, wie es oft romantisch dargestellt
wurde.
Die
meisten Geschichten wurden ihnen in ihrer Wohnung in Kassel erzählt.
Wilhelm
Grimm hat dann die oft zerrütteten und schlecht erzählten Märchen
restauriert und in einem wunderschönen Stil geschrieben ohne den
Originalton zu verändern.
So
schuf er ungewollt seinen eigenen Buchmärchenstil.
Wichtige
Quellen für die Märchen waren die Pfarrerstochter Friederike
Mannel, die befreundete Nachbarsfamilie des Apothekers Wild, dessen
Tochter Dorothea, Wilhelm Grimm später heiratete.
Die
Familie Haxthausen und Droste-Hülshoff lieferten den Brüdern
westfälische Märchen.
Ebenso
besaßen die Schwestern Hassenpflug ein reiches Wissen an Märchen
von ihrer französischen Großmutter und besonders Marie Hassenpflug
konnte ein Vielzahl an Märchen beisteuern.
Zu
einem folgenschweren Irrtum, der fast 100 Jahr bestehen sollte, kam
es , als Hermann, der Sohn Wilhelms die Aufzeichnungen seines Vaters
sichtete.
Wilhelm
hatte meist die Vornamen der Erzähler unter die Aufzeichnungen
gesetzt.
Und
Hermann hielt „Marie“ für eine alte hessische Kinderfrau,
während es sich tatsächlich um Marie Hassenpflug handelte.
Warum
kamen die Brüder Grimm eigentlich auf die Idee Märchen und Sagen zu
sammeln?
Als
Brentano und Arnim alte deutsche Lieder für
„Des
Knaben Wunderhorn“ zusammen trugen, baten sie die Brüder Jakob und
Wilhelm um Mithilfe.
Es
war hauptsächlich Wilhelm, der keine Anstellung damals hatte, der
die Bibliotheken nach Mythen, Sagen und Volksliedern durchforschte.
Später
begann dann Clemens Brentano ein neues Projekt und bat wieder die
Brüder um Hilfe.
Sie
sollten nun Märchen und Sagen für ihn sammeln.
Doch
Brentano fand die Texte langweilig und wollte nicht mehr weiter
machen.
Glücklicherweise
hatten die Brüder für sich selbst eine Abschrift gemacht und Achim
von Arnim drängte sie schließlich 1812 die Märchen doch zu
veröffentlichen und machte sie mit einem Berliner Verleger bekannt.
Deshalb
erschien auch die Widmung:
„Für
Frau Elisabeth von Arnim für den kleinen Johann Freimund“ in der
Erstausgabe.
Warum
ich euch wieder ein wenig von der Brüdern Grimm erzähle, das hat
seinen Grund.
Als
ich vor einigen Monaten über ein neues Märchen nachdachte, kam mir
so der Gedanke was eigentlich mit den Figuren der Brüder Grimm nach
ihren erlebten Abenteuern geschehen sein könnte.
Und
so entstand die Geschichte:
„Tumult
im Märchenwald“, in der ich die Figuren der Brüder Grimm mit
meinen eigenen erfundenen Gestalten vermischte.
Vielleicht
gefällt euch ja die Geschichte.
Nun
macht es euch bequem und hört gut zu.
Tumult
im Märchenwald
Frau
Sonne hat die letzten Schleier der Nacht vertrieben und wandert nun
über das Land.
Lächelnd
bleibt sie beim Märchenwald stehen und beobachtet das fröhliche
Treiben.
Lachen
und Glück ist hier eingekehrt, nachdem der mächtige Feenkönig alle
bösen Wesen aus dem Märchenwald auf den nahegelegenen Berg verbannt
hat und mit einem Zauber gefangen hält.
Frau
Sonne sieht den Vater von Hänsel und Gretel, der sich gerade von
seiner Frau mit einem Kuss verabschiedet.
Auch
die Kinder drücken ihre Mutter, haben sie ihr doch längst ihre
Verzweiflungstat verziehen.
Vergnügt
pfeifend mit geschulterter Axt marschiert der Vater dem Wald zu und
Hänsel und Gretel folgen übermütig kichernd.
In
den Händen haben sie Körbchen, denn sie wollen Beeren sammeln.
Bevor
sie im Gehölz verschwinden wenden sie sich noch einmal um und winken
der Mutter zu.
Frau
Sonne schmunzelt, dann gleitet ihr Blick hinüber zu den vielen
Burgen und Schlössern in denen die Könige mit ihren Prinzessinnen
leben.
Der
Froschkönig mit seiner Gemahlin, die ihn einst erlöst hat,
Schneewittchen
mit ihrem Prinz,
König
Drosselbart und seine inzwischen so liebenswerte und gar nicht mehr
verwöhnte Gattin,
Aschenputtel,
die gar nicht mehr schmutzig herum laufen muss und mit ihrem Prinzen
sehr glücklich geworden ist,
Rapunzel,
deren schönes langes Haar im ganzen Reich berühmt ist, mit ihrem
Königssohn,
wohnen
hier.
Ebenso
ist Dornröschen mit ihrem Prinzen, der sie nach hundert Jahren
Schlaf geweckt hat, sehr glücklich in ihrem erlösten Schloss.
Die
ehemalige Müllerstochter und ihr Prinz freuen sich, wie prächtig
sich ihr kleiner Sohn entwickelt.
Und
auch die Prinzessin, die Hans mit seiner goldenen Gans und den
Leuten, die an ihrem Schwanz fest klebten, zum Lachen gebracht hatte,
lebt glücklich und zufrieden auf ihrer Burg.
Alle
Könige und Prinzen sind miteinander befreundet und besonders die
Damen pflegen einen herzlich Umgang miteinander und jeden Tag treffen
sie sich in einem anderen Schloss zum Frühstück.
Der
heutige Treffpunkt ist das Schloss von „Gans kleb an“
und
Frau Sonne sieht wie Schneewittchen, Aschenputtel, Rapunzel und
Dornröschen Arm in Arm über die Wiese schlendern.
Die
sieben Zwerge verlassen eben ihr Häuschen, warten bis der älteste
umständlich die Tür schließt, dann marschieren sie im Gänsemarsch
in Richtung Bergwerk.
Als
sie fröhlich pfeifend an den Prinzessinnen vorbei kommen und
Schneewittchen entdecken winken sie vergnügt.
Der
kleinste Zwerg löst sich aus der Reihe, purzelt mit seine kurzen
Beinen zu Schneewittchen, die sich bückt und ihm einen Kuss auf die
Stirn gibt.
(c) Irmgard Brüggemann |
Errötend
wendet er sich ab, reiht sich ein, und noch einmal fröhlich winkend,
geht es im Gleichschritt weiter.
Die
jungen Frauen kichern und warten dann, denn von der anderen Seite
kommen die Müllerstochter, die Frau von König Drosselbart und des
Froschkönigs Liebste.
Gemeinsam
betreten sie den Burghof ihrer Gastgeberin.
Die
goldene Gans kommt ihnen laut schnatternd entgegen gewatschelt.
Vorsichtshalber
machen die jungen Damen einen großen Bogen um das Federvieh.
Die
junge Königin kommt freudestrahlend die Freitreppe herunter und
begrüßt ihre Freundinnen.
Frau
Sonne freut sich über den schönen Anblick der hübschen Mädchen.
Eine
Bewegung erregt ihre Aufmerksamkeit und schmunzelnd beobachtet sie
die Heinzelmännchen, die purzelnd und stolpernd über die Wiese
laufen.
Sie
sind auf dem Weg zur Frau des Schusters die wie jeden Morgen für sie
ein Frühstück bereit hält.
Diese
steht bereits vor ihrer Tür und hält Ausschau nach den kleinen
Strolchen.
Die
Frau des Schneiders tritt eben aus dem Nachbarhaus und stellt sich
neben sie.
Beide
runzeln die Stirn als sie die kleinen Wichtel erblicken.
„Hält
man denn das für möglich!“ schimpft die Frau des Schusters und
ihre Nachbarin schüttelt fassungslos den Kopf.
Gestern
haben beide die kleinen Kerlchen gebadet und neu eingekleidet und wie
sehen sie nun aus?
(c) Bärbel |
Total
verschmutzt und Höschen und Hemdchen zerrissen.
Nur
die kleinen Zipfelmützchen sind noch ganz .
Die
Frau des Schusters stemmt die Arme in die Seiten und blickt die
kleinen Schmutzfinke wütend an.
Unbeeindruckt
von ihrer finsteren Miene schenken die Heinzelmännchen ihr ein
strahlendes Lächeln.
Doch
die mütterliche Frau lässt sich von ihren unschuldigen Gesichtern
nicht beeinflussen.
Sie
deutet auf die Tür.
„Marsch
ins Badezimmer! So schmutzig setzt ihr euch nicht an den Tisch!“
Leise
murrend schleichen die kleinen Dreckspatzen an ihr vorbei, drehen
sich an der Tür noch einmal um und schneiden hinter dem Rücken der
beiden Frauen lustige Grimassen.
Die
Frau des Schusters wendet sich seufzend an ihre Freundin.
„Da
bekommt dein Mann mal wieder viel zu flicken.“
Die
Frau das Schneiders nickt.
„Unser
Lehrjunge muss nur noch für die Heinzelmännchen arbeiten, sonst
könnten wir gar keine andere Kundschaft mehr bedienen. Ich werde mal
sehen, ob Ersatzkleidchen fertig sind.“
Kopfschüttelnd
geht sie ins Nebenhaus.
Als
die Frau des Schusters ihr Häuschen betritt sieht sie sich suchend
um.
Wo
steckten nur diese Schlingel wieder?
Da
hört sie kichern und plätschern aus dem Badezimmer.
Voll
böser Vorahnung öffnet sie die Tür und schlägt
entsetzt
die Arme über dem Kopf zusammen.
Im
Waschzuber stehen die kleinen Kerlchen und bespritzen sich kichernd
mit Wasser.
Der
ganze Boden steht unter Wasser und Seifenschaumwölkchen schweben
durch die Luft.
Die
geplagte Frau lässt einen Brüller los und augenblicklich
tritt
Stille ein und die Wichtel sehen sie erschrocken an.
Wütend
schimpfend hebt sie die nassen Kleider auf und wirft sie in einen
Eimer, dann wischt sie den Boden.
Die
Männchen beobachten sie ein wenig bange, sie hatten es wohl
übertrieben, ob es jetzt keinen süßen Kakao gab?
Noch
immer finster blickend packt die Schustersfrau einen Wichtel nach dem
anderen, schrubbt ihn tüchtig ab und schickt ihn in die Küche.
Als
sie dann die Küche betritt, beginnt sie gleich wieder zu schimpfen.
Die
Handtücher liegen alle auf dem Boden und die Heinzelmännchen sausen
splitterfasernackt und fröhlich kichernd durch den Raum.
Zum
Glück kommt eben die Frau des Schneiders und gemeinsam gelingt es
ihnen die kleinen Lausbuben einzufangen.
Als
sie endlich gestriegelt und geschniegelt am Tisch sitzen und artig
ihren Kakao trinken, sehen sie aus, als könnten sie kein Wässerchen
trüben.
Die
beiden Frauen aber sitzen erschöpft auf ihren Stühlen, sehen sich
an und fangen an zu Lachen.
Die
Heinzelmännchen strahlen und lachen mit.
Der
Friede ist wieder hergestellt.
(c) Irmgard Brüggemann |
Schmunzelnd
wandert Frau Sonne weiter.
Ach
da hinten war das Haus von Rotkäppchen und ihrer Familie.
Das
kleine Mädchen deckt gerade auf der Terrasse den Tisch und ihre
Mutter kommt eben mit der dampfenden Kaffeekanne, ihr folgt der
Jäger, der inzwischen Rotkäppchens Stiefvater ist.
Frau
Sonne sieht der glücklichen kleinen Familie ein wenig beim
Frühstücken zu, dann wandert sie weiter.
Sie
kommt nun tiefer in den Wald und steht bald über dem Häuschen von
Rotkäppchens Großmutter.
Türen
und Fenster stehen weit auf und ein leckerer Duft dringt nach
draußen.
Man
hört eine zittrige Altfrauenstimme ein Liedchen singen.
Bald
kommt die Großmutter in den Garten und hält eine Schüssel mit
Haferbrei, der noch dampft, in den Händen.
Vorsichtig
geht sie den Weg in den Wald zu einer Stelle, an der die sieben
Geißlein gerade den Wolf ärgern.
Eines
nach dem anderen nimmt Anlauf und springt mit allen Vieren auf den
alten Wolf, der bei jedem Sprung schmerzlich stöhnt, und ziehen ihm
die Ohren lang.
Die
Großmutter verjagt die Geißlein.
Diese
verstecken sich kichernd hinter einem Gebüsch.
Dort
wollen sie warten, bis die Großmutter weg ist, um dann den Wolf
erneut zu ärgern.
Diese
stellt die Schüssel auf den Boden und gierig schlabbert der alte
Meister Isegrimm die Schüssel leer.
Laut
rülpst er und hinter den Büschen kichern die Geißlein.
„Dake,
as ar ecker,“ (Danke, das war lecker) nuschelt er denn er hat
keinen einzigen Zahn mehr im Maul.
Der
Elfenkönig hatte ihn nicht verbannt für seine bösen Taten, sondern
sämtliche Zähne entfernt.
Wie
er so da steht kann man wirklich Mitleid mit dem Häufchen Elend
bekommen.
Misstrauisch
schielt er ins Gebüsch und auch die Oma wirft einen strengen Blick
hinüber.
„Geht
nach Hause, eure Mutter wartet sicher schon, für heute ist die
Spielstunde vorbei!“ fordert sie die Geißlein auf.
Etwas
widerwillig gehorchen die Kleinen.
Der
Wolf streckt seinen Rücken.
Die
kleinen Hufe der Geißlein können ganz schön weh tun.
„Dake,
iebe oschutter, enn isch eine ähne osch ätte, ann önnte isch isch
fffereidigen und sssie ein enisch schicken.“
(Danke
liebe Großmutter, wenn ich meine Zähne noch hätte, dann könnte
ich mich verteidigen und sie ein wenig zwicken.)
„Papperlapapp
, du würdest sie nicht nur zwicken, sondern gleich auffressen.
Ich
kann es ihnen nicht verdenken, dass sie wütend auf dich sind und es
dir jetzt heimzahlen, da du nur noch ein zahnloser Grummelgreis
bist.“
Der
Wolf senkt beschämt den Kopf
„disch
und ass odkäppchen abe isch och auch gefeschen, aaruum bisch du ann
nischt öse ausch misch?“
(Dich
und das Rotkäppchen habe ich doch auch gefressen,
warum
bist du dann nicht böse auf mich?)
„Ach
weißt du ich bin alt und habe schon viel gesehen und außerdem
sollte man die kostbare Zeit nicht mit Hass und Zorn verbringen. Was
vorbei ist ist vorbei, du bist jetzt ein lieber Wolf, wenn auch nicht
ganz freiwillig.
Außerdem
bin ich sehr einsam und da kann ich mich doch ein wenig um so einen
zahnlosen alten Wolf kümmern.
Komm,
wir wollen ein wenig spazieren gehen.“
Zufrieden
trabt der alte graue Wolf neben der Oma durch den Wald.
Morgen geht es weiter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.