Montag, 10. Februar 2025

 Leider geht es mir im Moment nicht so gut und ich
lege eine kleine Pause ein, bis bald!

 

 


 

Samstag, 8. Februar 2025

Oma , Lena und ihre besonderen Gschichten

 Mit dieser Geschichte wünsche ich euch ein schönes Wochenende. Vergesst nicht in der Dunkelheit auch das Licht zu sehen!


 

Die Reizwörter sind diesmal: Clematis, clever, chauffieren, campen, Couch

Sicher wollt ihr auch wissen, was Regina und Martina geschrieben haben.

 

 



 

Oma, Lena und ihre besonderen Geschichten

 

Lena warf ihr Kindergartentäschchen in die Ecke und stürmte in das Zimmer ihrer Oma. Diese lag mit geschossenen Augen auf der Couch, eine warme Decke über sich gebreitet. Abrupt blieb die Kleine stehen und schlich auf Zehenspitzen durch den Raum. Liebevoll legte sie beide Hände um das Gesicht der alten Frau.

 "Omi liebe Omi, Mama hat gesagt du bist krank und hast Schmerzen. Aber nun ist ja dein Lena-Kind da und pustet die bösen Schmerzen weg." 

Emma öffnete die Augen und lächelte. In dem Moment öffnete sich die Tür. 

"Lena habe ich dir nicht gesagt, dass es Oma nicht gut geht und du sie nicht stören darfst." 

Die junge Frau warf ihrer Schwiegermutter einen entschuldigenden Blick zu. "Sie war zu schnell!" Die alte Frau lächelte nur. "Lass nur, Lena lenkt mich von meinen Schmerzen ab." 

Ihre Enkelin warf der Mutter einen triumphierenden Blick zu und diese schloss kopfschüttelnd die Tür hinter sich. 

Lena aber holte ihr Bänkchen, streichelte noch einmal über die Wange der alten Frau, bevor sie sich setzte.

Dann begann sie vom Kindergarten zu erzählen; "Stell dir vor Toby und seine Eltern wollen in den Sommerferien campen. Da wohnen sie in einem Zelt, das muss toll sein! Obwohl?" Lena krauste ihr Näschen. "wenn es regnet werden sie ganz nass." "Nein mein Schatz," beruhigte sie Oma, "die Zelte sind wasserdicht." 

Erleichtert atmete das Kind auf und berichtete weiter. "Damit all die vielen Sachen, die sie brauchen Platz haben, mussten sie einen großen Bus mieten. Tobys Mutter fragte zweifelnd, ob ihr Mann den auch chauffieren könnte. Tobys Vater war richtig beleidigt und sagte, "er wäre clever genug!" 

Lena kicherte und auch Oma musste schmunzeln. "Oma, da du krank bist will ich dir jetzt eine Geschichte erzählen. Heute waren wir im Park und da haben wir wunderschöne Blumen gesehen, am besten gefallen hat mir die Clematis und  deshalb heißt meine Geschichte:"

 


"Prinzessin Clematis

Auf einer Wiese voller wunderschönen Blumen tummelten sich viele kleine Elfen und jede trug ein Kleid in der Farbe der Blumen, die sie betreuen mussten. Auch ein Schloss stand auf der Wiese, das von oben bis unten mit Clematis bewachsen war, in allen Farben. Die Königin Rosenblüte liebte nämlich diese Blumen und deshalb gab sie ihrer Tochter den Namen Clematis. Die Prinzessin war nicht nur sehr schön, sondern auch ein richtiger Sonnenschein. den ganzen Tag sang und lachte sie. Überhaupt waren alle, die auf der Elfenwiese lebten sehr glücklich. 

Doch gab es Geschöpfe, die es nicht leiden konnten, wenn andere fröhlich und glücklich waren. Einer davon war der Kobld Mürrisch, der nicht weit entfernt in einer dunklen Höhle hauste und den ganzen Tag schlecht gelaunt war. Eines Tages als er so durch die Gegend streifte, hörte er jemand singen. Bäuchlings robbte er an den Rand der Elfenwiese und sah Prinzessin Clematis. die singend über die Wiese schlenderte. Ab und zu blieb sie stehen, um den fleißigen Bienen zuzusehen, die eifrig Nektar in ihren Körbchen sammelten. Oder sie beobachtet begeistert, die Heuschrecken bei ihrem Wettkampf im Hochspringen. Singend schritt sie weiter und streichelte unterwegs einer Raupe über den Kopf. 

Mürrisch aber konnte die Augen nicht von diesem lieblichen Wesen wenden und er wünschte sich, es könnte mit seinem Lachen und Singen Licht in seine dunkle Höhle bringen. Und da hatte er ein Idee, er wollte die Prinzessin rauben. 

Eine Blaumeise hatte ihn schon länger beobachtet und ahnte, dass er nichts Gutes vorhatte. Und als der Kobold sich noch näher an die Wiese schob, flog sie in den Wald zu den Ameisen. Sie verlangte den General Ruckzuck und erzählte ihm in welcher Gefahr Clematis steckte. Ruchzuck handelte schnell und bald waren mehrere hundert Ameisen im Gänsemarsch auf dem Weg zur Elfenwiese. 

Die Prinzessin aber war dem Ort, an dem der Kobold lauerte immer näher gekommen. Doch bevor dieser aufspringen konnte war er von hunderten Ameisen umzingelt und in Windeseile mit den klebrigen Fäden, die Frau Spinne zur Verfügung gestellt hatte, gefesselt. Der General berichtete nun der erblassten Prinzessin, dass der Kobld sie rauben und in seine dunkle Höhle sperren wollte. 

Bald sprach es sich auf der Wiese herum und alle folgten den Ameisen ins Schloss. Der Thronsaal war voll und als der König hörte was Mürrisch vorhatte wurde er sehr zornig. Der Kobold stand mit gesenkten Kopf und sein Gesicht war rot vor Scham. 

Die Prinzessin aber trat vor ihn und fragte: "Warum wolltest du mich rauben?" Mürrisch hob den Kopf: " Ich lebe allein in einer dunklen Höhle, habe keine Familie, keine Freunde und als ich euch singen und lachen hörte, dachte ich ihr könnte etwas Licht in mein dunkles Dasein bringen." 

"Nun mein Singen Lachen gehört allen, nicht nur einem einzelnen. Willst du mir versprechen, dass du mir niemals mehr etwas böses antun wirst?" 

Der Kobold hob den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. "Ich verspreche es!" 

"Ich glaube dir, deshalb mache ich dir einen Vorschlag: Wir alle hier werden deine Höhle in einen freundlichen lichten Ort verwandeln und du darfst uns jeden Tag besuchen, mit uns lachen, singen und arbeiten. 

Wir wollen deine Freunde sein. Und zum ersten Mal in seinem Leben flog ein Lächeln über das mürrische Gesicht des Kobolds."

Lena stand auf, gab der Oma ein Küsschen und flüsterte: "Nun schlaf dich gesund." Dann verließ sie leise das Zimmer. Liebevoll lächelnd sah die alte Frau ihr nach. Welch eine Fantasie und großer Wortschatz zeigte diese Geschichte. Das Samenkorn, das sie schon früh gepflanzt hatte, war aufgegangen.


(Lore Platz) 15.05.2022

 

Freitag, 7. Februar 2025

Venedig, die Stadt ihrer Träume

            Als ich vor kurzem einige wundervolle venezianische Masken sah, war meine Neugier geweckt und ich wollt mehr über diesen Karneval in Venedig erfahren.
Also rein ins Internet.
Übrigens eine feine Sache dieses Internet.
Wenn ich früher bei der Hausaufgabenbetreuung meinen „Kindern“ bei einem Referat half, wie viele Bücher musste ich da wälzen und nun brauche ich nur im Computer eingeben was ich wissen will und sofort habe ich eine Fülle von Informationen.
 Aber zurück zum Karneval.
Im Jahr 1094 wurde der „Carnevale di Venezia“
zum ersten Mal von dem Dogen Vitale Falier in einer seiner Schriften erwähnt.
Nach christlicher Auslegung deutet es auf die letzte Nach vor der Fastenzeit hin.
„Carne vale = Fleisch lebe wohl“
Ursprünglich aber war es ein Fest zum Einzug des Frühlings.
Erst 1420 bekam es die heutige Bedeutung.
Der damalige Doge ließ zu Ehren des Sieges der Venezianer über das nördliche Aquileia eine Feier abhalten.
Dabei wurde ein Ochse und 12 Schweine, als Symbol für die feindlichen Aquileia geschlachtet.Diese Feier wurde dann jedes Jahr wiederholt und wurde zu einem wahren Volksfest.
Während der Karnevalstage wurde die strenge Hierarchie der Dogen aufgehoben und jeder Bürger ob arm oder reich war offiziell gleichgestellt.
Unter diese vorgegaukelte Gleichstellung fiel natürlich die Meinungsfreiheit und so entstanden die Straßentheater, wie die „Commedia dell`Arte“.

 
 
Im Schutz der Masken wurde das öffentliche Leben auf lustige Art dargestellt und auch kritisiert.
Gaukler, Narren, Quacksalber, Hellseher und Akrobaten traten auf und der Karneval in Venedig war geboren.
Im 18ten Jahrhundert dauert der Karneval oftmals bis zu sechs Monaten und einer der Höhepunkte waren die prachtvollen Gondelumzüge der Adeligen.
Aber wie immer, wenn man die Dinge übertreibt, dann arten sie aus.
Die Sitten wurden immer zügelloser und die Späße im Schutz der Masken immer derber.
Deshalb ließ Napoleon den Karneval verbieten.
                            
Erst 1979 wurde er von findigen Geschäftsleuten wieder entdeckt und sie kurbelten damit die Wirtschaft in Venedig an.
Kostüm- und Maskenhersteller boomten und die Hotels waren zur Karnevalszeit ausgebucht.
Venedig entwickelte sich zur Hochburg des Karnevals in Europa und zieht noch heute viele Besucher an.





Venedig, die Stadt ihrer Träume


Mit einem fröhlichem Lächeln verlässt Elke das Reisebüro, in ihrer Tasche zwei Tickets für einen viertägigen Aufenthalt in Venedig.
Da Morgen ein Feiertag und der Freitag dann ein Brückentag hatte sie kurzentschlossen diese Reise gebucht.
Es sollte ein Geschenk für Michael sein, denn heute genau vor einem Jahr hatten sie sich kennen gelernt.
Seit drei Monaten wohnten sie nun zusammen und es war einfach wundervoll!
Beschwingt eilt sie zur S-Bahn und von dort in ihre kleine gemeinsame Wohnung.
Ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass ihr Liebster bald von der Arbeit kommt.
Aus der Schublade holt sie die Schachtel mit den Teelichtern und schreibt damit „Ich liebe dich!“ auf den Tisch.
Sie pflückt von den dunkelroten Pfingstrosen , die sie gestern von Omas Garten geholt hat, die Blüten und streut sie vom Tisch, durch den Gang bis zur Flurtür.
Schnell schließt sie die Vorhänge und zündet die kleinen Teelichter an.
Nicht zu früh! Denn schon hört sie den Schlüssel und dann ein erstauntes „Nanu?“
Michael bleibt einen Moment stehen und dann als er die Schrift entziffert hat, ist er mit einem langen Schritt bei Elke, nimmt sie in die Arme und murmelt „Ich dich auch.“
Nach einem langen zärtlichen Kuss, fragt er dann aber doch.
Warum diese schöne Liebeserklärung?“
Elke ist etwas enttäuscht. „ Wir haben doch heute unseren Jahrestag, hast du den vergessen?“
Der junge Mann wird etwas verlegen, doch Elke winkt ab und hält ihm die Tickets unter die Nase.
Vier Tage Venedig, morgen früh geht es los!“
Das kommt jetzt aber ein bisschen überraschend,“ brummt Michael unbehaglich.
Die Jungs und ich wollen eine Motorradtour machen.“
Ach und wann hättest du mir das gesagt?“ fragt Elke spitz und dann, sie wussten beide nicht wie es geschah, sind sie mitten in einem erbitterten Streit.
Der damit endet, dass Elke Kopfkissen und Decke auf dem Sofa platziert und die Tür zum Schlafzimmer hinter sich ins Schloss wirft.
Michael seufzt und kratzt sich am Kopf. Er weiß wenn sein Liebling bockt, dann ist nicht mit ihm zu reden.
Er bläst die Teelichter aus und lümmelt sich vor den Fernseher.
Irgendwann schläft er dann ein und bemerkt nicht, wie frühmorgens Elke mit ihrem Koffer an ihm vorbei schleicht.
Ein Ticket lässt sie auf dem Tisch liegen.

Einige Stunden später checkt sie in dem Hotel in Venedig ein. Nachdem sie ihre Kleider im Schrank verstaut und sich ein wenig frisch gemacht hat, nimmt sie ihre Umhängetasche und verlässt das Hotel.
Einen Moment streift ihr Blick eine Gondel, wie gerne wäre sie an Michael geschmiegt darin gefahren.
Entschlossen besteigt sie einen Wasserbus und wandert zum Markusplatz .
Viele Tauben erheben sich, als sie näher kommt, lassen sich aber gleich wieder nieder und streiten sich um die Körner, die die Touristen ihnen zuwerfen.
Die Tische vor dem kleinen Straßencafe sind alle besetzt, und nur noch an einem Tisch an dem ein älterer Herr sitzt, ist ein Stuhl frei.
Elke grüßt höflich und setzt sich, sofort eilt ein Kellner herbei und sie bestellt sich einen Eiskaffee.
Mit strahlenden Augen lässt sie ihre Blicke schweifen und genießt das friedliche Bild.
Gefällt ihnen, was sie sehen?“ hört sie eine amüsierte Stimme.
Begeistert nickt sie und lächelt den alten Mann, der ihr gegenüber sitzt, strahlend an.
Meine Großeltern haben ihre Hochzeitsreise hier gemacht und sie haben so geschwärmt von Venedig, dass es immer schon mein Wunsch war, hierher zu kommen.“
Der alte Mann lächelt wehmütig.
  „ Amore, sie lässt uns vieles durch die rosarote Brille sehen. Hat auch sie die Liebe in unsere schöne Stadt gebracht?“
Elke meint zögernd.
 „ Eigentlich schon, ich habe die Reise gebucht, um unseren Jahrestag zu feiern, aber mein Freund hatte keine Zeit.“
Ihr Gegenüber lächelt nachsichtig. 
„ Streit unter Liebenden, junge Dame, wenn sie einmal in meinem Alter sind, da werden sie feststellen, dass die Zeit zu kostbar wird, um sie mit Streit zu vergeuden.“
Der alte Mann, der wohl viel alleine ist, beginnt nun zu erzählen und so erfährt das Mädchen, dass er gebürtiger Venezianer ist, viele Jahre als Diplomat im Ausland verbracht hat und nun nach Venedig zurück kam,um hier seinen Lebensabend zu beschließen.
Gebannt hört sie ihm zu, als er sehr anschaulich berichtet, wie Venedig inmitten der Lagune eines flachen Binnenmeers auf hundert Inseln gebaut wurde.
Und die ungefähr 150 Kanäle dienen als Straße auf denen der gesamt Verkehr statt findet und selbst Notdienst, Feuerwehr und Polizei sind mit Booten unterwegs.
In den 3000 Gassen darf man nur zu Fuß gehen, nicht einmal Fahrräder sind erlaubt.
Die Häuser stehen auf dem sandigen Boden der Inseln.
Die Fassaden, die am Ufer stehen sind durch Baumstämme gestützt, um ein Abrutschen zu verhindern.
Die Abstände zwischen den Pfeilern sind bis zum Grund des Wassers mit Lehm und Schutt aufgefüllt und bieten somit ein solides Fundament.
Er berichtet auch, dass 1881 die Wasserbusse eingeführt wurden und die Gondoliere aus Widerstand den Canale Grande mit einer Kette blockierten.
Elke lauscht dem allen gespannt und dann kommt sie auf die wunderschönen Masken zu sprechen.
Der alte Mann lächelt.
Ja hinter einer Maske kann man sich gut verstecken. Da wird der König zum Bauern und der Bauer zum König. 
Die Königin zur Schäferin.
Königin Marie Antoinette war so begeistert von den Masken, dass sie auch außerhalb der Maskenbälle ihr zweites Gesicht nicht mehr aufgeben wollte und so ließ sie sich im Schlosspark eine ländliche Idylle schaffen, in der sie von Zeit zu Zeit mit ihrem Hofstaat lebte.
Auch in Venedig dehnte sich das Masken tragen auf den Alltag aus und Adelige aus ganz Europa, wie der österreichische Kaiser Josef II. reisten so inkognito nach Venedig und mischten sich unter das Volk.“
Der alte Mann erhebt sich und stützt sich schwer auf seinen eleganten Spazierstock.
Nun meine junge Dame wünsche ich ihnen noch eine schöne Zeit hier und vergessen sie den kleinen Streit mit ihrem Freund.
Denken sie daran wie vergänglich alles ist, auch Venedig. Jedes Jahr sinkt diese wunderbare Stadt um einige Millimeter und eines Tages wird sie im Meer versinken, wie einst Atlantis. Aber wir beide werden das nicht mehr erleben. Auf Wiedersehen!“
Er verbeugt sich und schreitet langsam davon und lässt eine sehr nachdenkliche Elke zurück.

Plötzlich hat sie das Bedürfnis mit Michael zu telefonieren und macht sich auf den Weg zum Hotel.
Als sie den Wasserbus verlässt, sieht sie vor den Stufen das Hotels eine lange schlaksige Gestalt, die Hände in den Jeans vergraben und einen Rucksack zu seinen Füßen stehen.
Michael!“ jubelt sie und beginnt zu laufen.


© Lore Platz 14.02.2019




Donnerstag, 6. Februar 2025

Plauderecke Kindheit

 


 

 Gerade lese ich die Biographie von Bernd Siggelkow, dem Gründer "Der Arche" . 1964 in Hamburg geboren hat er Einsamkeit und Armut früh kennengelernt . Seine Eltern mussten schwer arbeiten, um die Schulden des Vaters zu tilgen. Sein Bruder und er wurden von der Oma betreut, von deren Rente sie auch lebten. Oft war die kleine Rente am zwanzigsten des Monats bereits aufgebraucht, trotzdem schaffte es die Oma sie über die Runden zu bringen. Als er sechs Jahre alt war, verließ die Mutter die Familie. 

Vielleicht waren es diese Erfahrungen , die ihn später zur Gründung einer Arche für vernachlässsigte Kinder veranlasste. In der Arche erhalten die Kinder eine warme Mahlzeit und es wird ihnen bei den Hausaufgaben geholfen und sie haben einen gesicherten Ort, wo sie Sport treiben oder einfach nur spielen können.

Ich denke nichts im Leben geschieht ohne Sinn, auch wenn es uns nicht immer gleich bewusst ist. Oft erscheint uns die Last , die das Leben uns aufbürdet zu schwer und unüberwindbar. Viele zerbrechen daran, andere wiederum werden stärker.

Ich habe einmal gesagt, mein Leben wäre wie eine Achterbahen, ein ständiges auf und ab. Es gab Zeiten da habe ich regelrecht gewartet, was als nächstes wieder schlimmes passiert.Doch wenn ich heute zurückblicke, wird mir klar, dass alles Gute und Schlechte, was mir im Leben passierte, mich erst zu dem Menschen gemacht hat , der ich heute bin. Vielleicht hat mich dies ja auch zu einer guten Geschichtenerzählerin gemacht, mit denen ich Mut machen will. Egal was passiert, man weiß nie. ob an der Ecke bereits ein Engel steht, der dir den richtigen Weg zeigt.

Die Kraft, das Leben zu meistern habe ich wohl von meinem Vater. Er war der Fels in der Brandung und als Kind wusste ich immer, wenn mein Vater bei mir war, konnte mir nichts passieren. Mein Vater konnte Drachen töten! Meine Mutter war lieb und hat auch die schlimmen Herausforderungen der Nachkriegszeit tapfer gemeistert, aber sie verzagte auch schnell.

Nun erzähle ich euch von meinem Vater. Einige werden die Erinnerungsgeschichte schon kennen, aber sie rundete meine Plauderecke so schön ab. (zwinkern)


 


 

Mein Vater


Er war 24 Jahre alt und gerade verheiratet, als er 1939 in den Krieg ziehen musste.

Als er dann einmal Urlaub von der Front bekam, fuhr ihm seine junge Frau entgegen und der Bahnhof, an dem sie ihn erwartet wurde durch Bomben zerstört und er war Witwer.

Dieser Krieg hat so viel Unheil und Leid den Menschen gebracht.

Später lernte er dann meine Mutter kennen und diese schrieb ihm jeden Tag einen Brief an die Front.

1944 haben sie dann geheiratet.

Mein Vater wurde dann schwer verwundet und während er in Deutschland im Lazarett lag, wurde seine gesamte Einheit in Russland getötet.

Er wurde dann nach Ingolstadt in die Kaserne versetzt und meine Mutter folgte ihm und er mietete ihr ein kleines Zimmer.

Nach dem Krieg blieben meine Eltern in Bayern und mein Vater ging zur Polizei.

Er wurde in einen kleinen Ort versetzt, in dem in einem ehemaligen Schloss in der großen Halle die Polizeistation war.

Ich verbrachte viele Stunden in der gemütlichen Wachstube.

Als ich klein war brachte mich meine Mutter zu meinem Vater, wenn sie etwas zu erledigen hatte.

Und da ich sehr brav und ruhig war, hatte keiner etwas dagegen und ich wurde so ein bisschen das Maskottchen der Gendarmerie.

Später, als ich größer war, besuchte ich oft meinen Vater, durfte auf den alten Schreibmaschinen herum klappern und spitzte mit Begeisterung für jeden die Bleistifte.

Am Pult war ein Spitzer angeschraubt, in die Rolle vorne steckte man den Stift und durch kurbeln wurde er spitz.

Als ich ungefähr zwei Jahre alt war starb meine Großmutter mütterlicherseits und meine Eltern wollten mich nicht auf die weite Zugreise ins Saarland mitnehmen.

Ein Kollege meines Vaters, der selbst zwei kleine Jungen hatte, erbot sich, mich während dieser Zeit aufzunehmen und da ich ihn kannte fremdelte ich auch nicht.

Zwei Tage später hatte ich meine Eltern vergessen und da der

Kollege dieselbe Statur und Uniform wie mein Vater hatte, war er bald für mich mein Vater.

Jeden Abend, wenn er vom Dienst nach Hause kam, wieselte ich in den Flur, hievte seine schweren Pantoffeln hoch und stolperte auf ihn zu, streckte ihm die Puschen mit strahlendem Lächeln und den Worten: „Vati kalte Füß!“, entgegen.

Dieser Satz verfolgte mich dann jahrelang.

Jedes Mal wenn ich dem Kollegen begegnete, egal wo und wenn es mitten im Supermarkt war, dann grinste er von einem Ohr zum anderen und brüllte mit seiner dröhnenden Stimme:

Vati kalte Füß!“

Das konnte manchmal ganz schön peinlich sein, besonders wenn man inzwischen ein Teenager ist.



Wir hatten eine schöne Kindheit.

Es war keine heile Welt, es wurde auch gestritten, gezickt, gezankt und wir bekamen, wenn wir es verdienten auch eine auf den Popo.

Doch die vielen fröhlichen und glücklichen Stunden, sowie die Liebe und Geborgenheit begleiten uns ein Leben lang.

Bei uns wurde viel gesungen, besonders die alten Volkslieder, wenn wir drei Mädels abspülten sangen wir dabei und aus irgendeinem Zimmer fiel meine Mutter mit ein und manchmal brummte auch mein Vater dazwischen.

Mein Lieblingslied ist übrigens bis heute:

Am Brunnen vor dem Tore...“

 

Mein Vater liebte Friedrich Schiller.

Als Bub musste er das lange Gedicht vom Lied der Glocke auswendig lernen und jedes mal wenn er uns ärgern wollte zitierte er daraus.

Samstags saßen wir gerne mit unserer Mutter länger am Frühstückstisch und erzählten und lachten.

Das mochte er gar nicht, vielleicht fühlte er sich auch als einziger Mann ausgeschlossen.

Jedenfalls, sobald er seine Tasse Kaffee ausgetrunken hatte, erhob er sich, ging in das angrenzende Zimmer und begann demonstrativ aufzuräumen und dabei zitierte er so laut, dass wir es ja auch mitbekamen aus dem Lied der Glocke:


Und drinnen waltet

Die züchtige Hausfrau

Die Mutter der Kinder

Und herrscht weise

Im häuslichen Kreise

Und lehret die Mädchen

Und wehret die Knaben

Und regt ohne Ende

Die fleißigen Hände“


Natürlich hat uns das zu noch größeren Heiterkeitsausbrüchen

veranlasst und am Ende musste er selbst mitlachen.

Sind es nicht gerade seine Macken, die einen Menschen besonders liebenswert machen?

Als wir größer waren lag jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum ein Gesellschaftsspiel und wir saßen dann zusammen und spielten. 

Mein Vater mogelte für sein Leben gerne dabei, aber so, dass man es merkte, denn meine Mutter regte sich immer furchtbar darüber auf und das bereitete ihm eine diebische Freude.

Überhaupt verband meine Eltern eine große Liebe zueinander die 44 Jahre hielt.

Leider erkrankte mein Vater die letzten vier Jahre an Alzheimer.

Eine sehr schlimme Krankheit, denn der Mensch den du einst gekannt hast, verschwindet mit der Zeit, lange vor seinem Tod.

Aber ich behalte ihn in Erinnerung wie er war: Ein guter Vater!


(c) Lore Platz ( Februar 2021)






Mittwoch, 5. Februar 2025

Schönheitswahn und Liebe





Schönheitswahn und Liebe


Lustlos stocherte Beate in ihrem Salat herum. Seit einigen Tagen machte sie eine Schlankheitskur.
Genau genommen seit dem Tag, als ihr Freund Robert sich beim Rasieren um gedreht, als sie gerade aus der Dusche kam, und sie von Kopf bis Fuß musterte und mit gerunzelter Stirn meinte:
Du hast schon wieder zugelegt! Außerdem um auf unser gestriges Gespräch zurückzukommen, von wegen deine biologische Uhr tickt und du willst ein Baby. Daraus wird nichts, denn einer meiner Gründe ist, dass du bei deiner Veranlagung nach der Geburt wie ein Walross aussehen wirst und ich habe keine Lust mich bei meinen Freunden mit dir zu blamieren.“
Als er das Bad verlassen hatte war sie weinend auf dem Boden zusammengebrochen. Wenig später hatte sie die Tür ins Schloss fallen hören. Er war einfach in die Arbeit gegangen, obwohl er sie gehört haben musste.
Sie hatte sich dann aufgerappelt und hatte sich in die Arbeit geschleppt. Doch den Tag hatte sie wie in Trance verbracht.
Nach der Arbeit war sie in den Supermarkt gegangen und hatte sich mit Salat, Karotten, Sellerie und Äpfel eingedeckt.
Nun aß sie seit Tagen nur noch Salat und trank dazu Wasser mit einigen Spritzer Zitronen.
Sie konnte das Grünzeug schon bald nicht mehr sehen und war auch ständig hungrig.
Auch ihr fröhliches Lachen war verschwunden. Sie reagierte gereizt und nervös. Ihre Kollegen hatten sie schon besorgt gefragt ob sie krank sei.
Und Robert, der machte zur Zeit sowieso Überstunden und war selten zu Hause und es fiel ihm gar nicht auf, dass sie sich seinetwegen so abquälte.
Es klingelte Sturm an der Tür.
Ricarda ihr Freundin umarmte sie fröhlich, „zieh dich schick an, wir gehen aus. Mein Göttergatte macht heute den Babysitter, damit ich wieder unter Leute komme.
Küche Herd,Windel und Babygeschrei, das zehrt an den Kräften.
Also hat mein Liebster beschlossen mir einmal in der Woche einen freien Abend zu verschaffen.“
Ricarda hatte vor einigen Monaten Zwillinge bekommen und trotzdem ihr schlanke Figur behalten, beneidenswert.
Nun fiel Ricarda erst auf, dass Beate auffallend still war und einen ziemlich zerzausten Eindruck machte.
Sie sah die Schüssel mit Grünzeug auf dem Tisch.
Machst du etwa eine Diät, warum?“
Weil ich fett bin!“
Spinnst du, du hast Größe 40!“
Beate schluchzte laut auf und erzählte ihr von Roberts verletzenden Worten.
Ricarda schlug wütend mit der Hand auf den Tisch.
Dieser arrogante Schnösel, ich konnte ihn noch nie leiden und habe nie verstanden, wie du es nun schon vier Jahre mit ihm aushalten kannst! Wo ist er überhaupt?“
Er macht Überstunden!“
Kühl dir deine Augen, zieh dich nett an, wir gehen aus. Ich lade dich zum Chinesen ein und anschließende tanzen wir uns die Kalorien im Pigadilli wieder herunter.
Das Tanzcafé war voll und zu flotter Musik drehten sich die Paare.
Ricarda schlängelte sich mit Beate im Schlepptau durch die Menge.
Diese knallte plötzlich an einen großen harten Körper.
Hoppala, nicht so stürmisch!“
Beate sah in zwei fröhlich braune Augen.
Ricarda drehte sich um und rief vergnügt: „ Felix, schön dich zu sehen!“
Der junge Mann grinste ließ aber dabei Beate nicht aus den Augen.
Willst du mich nicht deiner hübschen Freundin vorstellen?“
Das ist Felix ein Arbeitskollege von Ralf und das ist meine beste und liebste Freundin Beate.“
Felix sah Beate mit bewunderndem Blick an. „Freut mich...“
Felix wo bleibst du denn!“
Einige junge Männer winkten von einem Tisch in der Ecke.
Der junge Mann seufzte: „Mein kleiner Bruder hat heute Junggesellenabschied und ich als Trauzeuge muss aufpassen, dass es nicht zu sehr ausartet.“
Er beugte sich schnell nach vorn und drückte einen Kuss auf Beates Wange, dann verschwand er in der Menge.
Ricarda schmunzelte und dachte vergnügt, sie würde dafür sorgen, dass die beiden sich wieder über den Weg liefen, denn Felix war Solo und ein sehr lieber Mensch.
Siehst du andere Männer finden dich hübsch.“
Ach das hat er doch nur gesagt, weil er freundlich sein wollte.“
Du spinnst doch, Robert hat dir dein ganzes Selbstbewusstsein genommen. Ach wenn man vom Teufel spricht, von wegen Überstunden!“
Robert hatte eben das Pigadilli betreten mit einer atemberaubend schönen Blondine und nun tanzten sie eng umschlungen auf der Tanzfläche.
Lass uns bloß gehen!“ flüsterte Beate voller Panik.
Draußen atmete sie erst einmal tief durch, dann begann sie zu lachen.
Ach Ricarda, ich war so entsetzlich dumm und wegen diesem Egoisten, der schon längst eine Andere hat, quäle ich mich so ab!“ Tränen liefen über ihr Gesicht.
Mitfühlend legte ihre Freundin den Arm um ihre Schultern.
Du kannst heute bei uns im Gästezimmer schlafen. Sieh mal eine Sternschnuppe, schnell wünsche dir was!“
Beate schloss die Augen und wünschte sich einen Mann, der sie so liebte wie sie war und ein Kind. Und seltsamerweise sah der Mann aus, wie Felix.

Beate summte leise die Melodie des Weihnachtsliedes, das im Radio erklang mit, während sie Plätzchen auf dem bunten Teller dekorierte.
Mit dem Gebäck in der Hand betrat sie das Wohnzimmer und blieb einen Moment stehen, um das schöne Bild in sich aufzunehmen.
Vor dem hell leuchtenden Weihnachtsbaum kniete ihr Mann Felix und ließ vor ihrem Sohn Bastian ein Holzpferdchen wiehernd über den Teppich springen.
Der Junge drehte sich um und rief strahlend:
Mama, Papa ässt ütteott üpfen!“
Felix sah seine Frau liebevoll an und zärtlich dachte Beate.
Wenn Basti im Bett ist, dann werde ich Felix sagen, dass wir nächsten Jahr Weihnachten zu viert feiern.“

© Lore Platz  2014




Wenn ihr glaubt solche Männer gibt es nicht, dann habt ihr euch geirrt.
Eines meiner ehemaligen Tageskinder, eine hübsche junge Frau von 25  Jahren und Kleidergröße 40 wurde von ihrem Freund mit dem sie vier Jahr zusammenlebte auf ihre 3Kilo, die sie während der Zeit zugenommen hatte angesprochen.
Außerdem sagte er wortwörtlich: "Ich will keine Kinder, denn dann wirst du genauso fett wie deine Schwägerin!" 
Sie hat sich inzwischen von ihm getrennt.




Dienstag, 4. Februar 2025

Plauderecke -Erinnerungen

 
 







Ich bin eine Leseratte!
Ich weiß ja nicht, ob ich als Baby schon das Verlangen hatte zu lesen, aber mein Vater hat uns immer, besonders in der Winterzeit, Märchen vorgelesen.
Noch heute spüre ich die Wärme des Ofen und höre das knacken und knistern des Holzes.
Meine Schwester und ich kuschelten auf dem Sofa in der Küche, mein Vater saß auf seinem Stuhl und las uns mit verstellten Stimmen aus einem dicken Buch vor, dass er sich aus der Pfarrbücherei geliehen hatte.
Meine Mutter kochte oder backte und die herrlichen Düfte schmeichelten sich in unsere Nasen.
Keine Zentralheizung kann diese Gemütlichkeit erzeugen.
Ich entwickelte mich jedenfalls zu einer Leseratte, die alles las, was sie in die Finger bekam.
Viele Kinderbücher gab es ja noch nicht damals und geschenkt bekamen wir zum Geburtstag und Weihnachten meistens nützliche Dinge.
Aber zum Glück hatte ich ja eine Schwester, die mehrere Jahre älter war, und die ich sehr liebte.
Karin las zwar nicht so gerne, aber sie war eine Sportskanone.
Einmal erreichte sie bei dem jährlichen Sportfest den ersten Platz und bekam als Preis einen Tennisschläger und ein Buch, das sie sofort an mich weiter reichte.
Es war ' Gritlis Kinder' von Johanna Spyri.
Außerdem gab es da noch die Reclam Hefte, die sie im Unterricht lesen musste.

So lernte ich in sehr frühen Jahren 'Pole Poppenspäler' und den Dichter Theodor Storm (1817 – 1888) kennen und lieben.
Eine Liebe, die bis heute gehalten hat.
Leider aber traf ich auch ' Die schwarze Spinne', 
eine Novelle von Jeremias Gotthelf (1797 – 1854).
Eine schauerliche Geschichte, die mir Albträume und eine lebenslange Angst vor Spinnen bescherte.
Nicht jede Lektüre ist für kleine naseweise Mädchen geeignet.

Als mir, da war ich ungefähr zehn Jahre, das Christkind dann mein erstes eigenes Buch brachte, war ich selig.
Es war wunderschön, hatte einen goldenen Einband und hieß : 
' Das goldene Märchenbuch'.
Darin befanden sich Märchen, die ich noch nie gehört hatte, Märchen aus aller Welt, und es war mein größter Schatz.
Diese Buch besitze ich heute noch.
Der Einband ist inzwischen verschwunden und es sieht auch ziemlich ramponiert aus vom vielen Lesen.
Aber schließlich ist dieses Buch 65 Jahre alt und wurde sehr sehr oft in die Hand genommen.
Ich weiß nicht, ob es am Mangel von Lesestoff lag, aber ich begann schon sehr früh mir Geschichten auszudenken, die ich meinen kleinen Freunden dann erzählte, die nie genug davon bekamen.
Als ich besser schreiben konnte, schrieb ich sie auf und las sie im Familienkreis vor.
Eine dieser Geschichten handelte von einem wilden schwarzen Hengst.
Ihr ahnt sicher wer mich dazu inspiriert hat, die Fernsehserie  'Fury'.

Dieses 'nonstop' Fernsehen wie heute gab es ja zu unserer Zeit noch nicht und wir freuten uns regelrecht darauf, wenn etwas für uns Kinder kam.
Samstag Nachmittag gab es eine Sendung für die ganz Familie, die dann mit den Schlümpfen endete.
Was habe ich diese kleinen blauen Zwerge geliebt.
Und sonntags wurde  'Fury' oder 'Rin Tin Tin' gesendet.
Bei einem Abenteuer dieses deutschen Schäferhundes im wilden Westen, wäre mir einmal beinahe das Trommelfell geplatzt.


Meine Firmpatin kam an einem Sonntag mit ihrer Familie zu Besuch und während die Großen sich unterhielten, saßen wir Kinder auf dem Boden vor dem Fernseher und sahen uns 'Rin Tin Tin' an.
Als der Hund in eine besonders gefährliche Situation kam, sprang der Sohn meiner Patin auf, riss seine Trillerpfeife aus der Hosentasche und ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen.
Das nennt man wohl mitten im Geschehen sein.

© Lore Platz    (2015)
 
 
Ich wünsche euch einen schönen Dienstag, macht das Beste aus dieser nicht einfachen Zeit.


Montag, 3. Februar 2025

Plauderecke die Stellung der Frau

 3.02.2025   

Nun starten wir bereits in den Februar, eigentlich ein schöner Monat, das fröhliche Treiben im Karneval, und der Valentinstag, der voll der Liebe gewidmet ist. Doch die Zeiten sind dunkel, aber in den  75 Jahren, die ich nun lebe waren sie das bereits mehrmals und irgendwann wird es wieder heller. Wir dürfen nur die Hoffnung nicht verlieren.


 

 Ich interessiere mich sehr für  Geschichte und habe bemerkt, dass in der Geschichtsscheibung Frauen wenig und wenn dann eher im negativen Sinn vorkommen. Das kommt wohl daher weil den Frauen bis ins späte 19te Jahrhundert das Recht auf Bildung abgesprochen wurde und daher nur Männer für die Geschichtsschreibung zuständig waren, sowie für die Bibel.

Eva reichte Adam den Apfel und ist Schuld daran, dass wir Menschen das Paradies nicht kennenlernen durften. Die Erbsünde Evas, doch  Adam hat niemand gezwungen den Apfel zu essen. Auch wenn die beiden nicht wirklich gelebt haben, ist es doch auffällig, dass die Hauptschuld der Frau zugesprochen wurde.

Xanthippe wird noch heute ein zänkisches streitlustiges Weib genannt und ich denke, ihr wurde unrecht getan. Sie war die Frau von Sokrates (469 . 369 v. Christus)  und auch in der Antike war das Frauenbild in einer von Männern bestimmten Welt sehr schlecht. Es wurde ihnen jedes Verständnis für Philosophie und Wissenschaften abgesprochen und sie waren Menschen zweiter Klasse.

Im Mittelalter waren es wieder die Frauen, die für alles was passierte angeklagt und als Hexen verbrannt wurden. 

1487 erschien das berüchtigte Buch "Malleus melficarum" Die Minderwertigkeit der Frau wurde dadurch erklärt, dass in der Bibel stand, Eva wurde aus Adams Rippe geschaffen und hat dann Adam mittels eines Apfels verführt.Eine Frau, die niemals gelebt hat, was für ein tolles Alibi für all die Grausamkeiten.

Vor einigen Jahren habe ich einen Bericht über Frauenhäuser in Polen gesehen, schrecklich. Die Häuser müssen die Frauen nach einigen Wochen wieder nach Hause schicken und dort sind sie wieder ihren gewaltätigen Männern ausgeliefert Das schlimmste aber war für mich, dass ein Priester in der Kirche erklärte; einem Mann ist es erlaubt seine Frau zu züchtigen.

Bis ins späte 19te Jahrhundert galten noch für Frauen die drei Ks: Küche Kinder, Kuschen, noch in den sechzigern und siebzigern konnten Frauen ohne Erlaubnis ihres Mannes, weder arbeiten gehen , noch den Führerschein machen. 1974 erklärte der Münchner Polizeipräsident: "Frauen gehören an den Herd und nicht zur Polizei."

Viele hundert Jahre haben wunderbare Frauen für unsere Rechte gekämpft, aber es ist immer noch nicht genug, wenn ich lese, dass alle 45 Minuten eine Frau häusliche Gewalt erfährt. 

Wieder zu dem Thema eine alte Geschichte von mir.

 

 

Und plötzlich ist man Oma


Luise Brunner band sich die Schürze um das Dirndl und schaute in den Spiegel.

Müde Augen sahen ihr entgegen, wie so oft in den vergangenen zehn Jahren war sie lange wach gelegen und hatte sich dann immer wieder schlaflos herum gewälzt.

Und wenn sie dann schlief, dann kam es ihr vor als wären es nur Sekunden gewesen. 

Vor zwölf Jahren hatte ihr einziger Sohn nach einem bitterbösen Streit mit ihrem Mann den Hof verlassen.Bertl war dahinter gekommen, dass Andreas statt Landwirtschaft Medizin studierte, weil er unbedingt Arzt werden wollte.

Sein Vater hatte ihn vor die Wahl gestellt, Landwirt oder Medizin.Die beiden Hitzköpfe hatten sich angeschrien und ein Wort gab das andere und dann hatte Andreas seinen Rucksack gepackt und war gegangen.

Zwei Jahre hatte sie ihm Geld fürs Studium geschickt, denn Bertl hatte die Unterstützung für seinen Sohn eingestellt.

Doch dann war ihr Mann dahinter gekommen und es hatte einen fürchterlichen Krach gegeben und er hatte ihr die Vollmacht für das Konto entzogen.Seitdem hatte sie auch nichts mehr von ihrem Jungen gehört.Seufzend wendete sie sich um und ging die knarrenden Holzstufen hinunter.

Aus der Küche klang das Klappern von Geschirr und das Lachen der Mägde.Luise setzte ein Lächeln auf und trat mit einem Gruß ein.

Guten Morgen,“ klang es fröhlich zurück und Kathi, dieJungmagd brachte ihr eine Tasse dampfend heißen Kaffee.

Die alte Theres brockte Brot in ihr Haferl Kaffee und warf unter ihren buschigen Augenbrauen einen prüfenden Blick zur Bäuerin. Sie bemerkte als einzige die müden traurigen Augen.

Theres war schon über achtzig und war schon auf dem Hof, als der Bauer noch in den Windeln lag, und durfte sich mehr erlauben als manch andere und sie hatte dem Bertl damals ordentlich die Meinung gesagt, als er den Buben vom Hof jagte, aber genutzt hatte es auch nichts. Sture Dickschädel sind sie eben alle Beide.

Der Bauer kam in die Küche, brummte einen kurzen Gruß und ließ sich auf seinem Platz nieder. Kathi brachte auch ihm ein Haferl Kaffee.

Während Bertl sich reichlich von der Erdbeermarmelade auf sein Butterbrot schmierte warf er einen besorgten Blick zu seiner Frau.

Er hatte mitbekommen, dass sie sich wieder ruhelos im Bett gewälzt hatte und wie so oft hatte er ein schlechtes Gewissen. Es tat ihm doch auch schon leid, die Sache mit dem Buben und er hätte es gerne ungeschehen gemacht, denn der Andi fehlte ihm, aber er wusste nicht wie.

Er war halt so ungeschickt, wenn es um Gefühle ging. Deshalb sagte er barscher, als er wollte.

Luise, die Selma wird bald kalben, behalte sie ein wenig im Auge und ruf den Tierarzt, wenn etwas sein sollt. Das letzte Mal hat sie sich auch so schwer getan.

Ich bin mit dem Loisl und dem Xaver auf der oberen Wiese, da kann man net mit'm Mähdrescher hin, müssen also mit der Sense mähen. 

Und du Kathi, nachher wenn' st im Stall fertig bist, kimst aufi und hilfst beim zsamm recha. Und Alma du bringst die Kühe auf die Weide.“

Er verließ die Küche.

Luise folgte den Mägden in den Stall.

Während Kathi die Melkmaschine säuberte, ließ Alma die Tiere aus der Box und trieb sie den Gang entlang ins Freie. Luise aber ging zu Selma, die mit müden Augen in ihrem Pferch stand.

Nicht wahr es ist schon ein Kreuz mit den Kindern. Schmerzen hat man bis sie auf der Welt sind und dann machen sie einem immer wieder mal Sorgen und Kummer.“

Später ging Luise in den großen Gemüsegarten.Sie kniete nieder, um das Unkraut zu rupfen.

Grüß Gott!“ Die Frau sah auf und sah ein kleines etwa vierjähriges Mädel am Zaun.Grüß Gott,“ antwortete sie freundlich.

Was machst du da?“Ich rupfe Unkraut.“Warum?“Damit das Gemüse mehr Platz zum Wachsen hat.“Darf ich dir helfen?“Gerne, komm nur rein, dort vorne ist die Tür.“

Bald knieten die beiden einträchtig nebeneinander und rupften das Unkraut aus der Erde.

Dabei stand das Mündchen der Kleinen keinen Moment still. Und so erfuhr Luise, dass sie Fiona hieß, aber jeder sie nur Pünktchen rief, wegen ihrer Sommersprossen.

Dass sie bei Doktor Bauer wohnten und ihr Papa aber noch in Berlin sei, weil er seinen Vertrag noch einhalten müsse.

Aber in einigen Wochen würde er dann nachkommen und dann blieben sie immer hier.

Ein weißer Spitz kam bellend an den Zaun, ihm folgte ein etwa achtjähriger Junge.

Pünktchen sprang aufDas ist Flocke und mein Bruder Tobias.“

Pünktchen,“ schimpfte der Junge, „ du sollst doch nicht allein losgehen, wenn du dich nun verirrst?“

Quatsch!“

Das Mädchen deutete mit dem Finger auf den Kirchturm.

Ich gehe immer in Richtung Kirche und nicht weit davon ist dann das Haus von Onkel Pankratz.“Willst du herein kommen? Wir wollten gerade eine Pause machen. Es gibt Kirchweihnudeln.“

Wat it dat?“Du sollst doch nicht berlinern,“ schimpfte Pünktchen ihren Bruder. Luise aber lachte und meinte: „Kirchweihnudeln sind so ähnlich wie Berliner.“

Bald saßen sie alle in der Küche bei Kakao und dem Schmalzgebäck.

Luise hörte amüsiert dem Geplänkel der Kinder zu und stellte erstaunt fest, dass sie so viel wie heute die vergangenen zehn Jahre nicht mehr gelacht hatte.

Später brachte sie die Kinder hinaus und winkte ihnen noch lange nach.

Als sie ins Haus zurück kehrte wurde sie von der alten Theres, die auf der Bank in der Sonne saß, aufgehalten.Die Kinder gefallen dir wohl?“

Ja,“ Luise lächelte versonnen,“ weißt, es ist seltsam, aber mir ist, als würde ich sie schon immer kennen.“Das ist die Stimme des Blutes,“brummte die alte Magd.

Sie klopfte auf den Platz neben sich.Setz dich zu mir, ich muss mit dir reden.“

Und nun erfuhr Luise, dass Andreas seinen Doktor gemacht und als Internist in der Charité in Berlin arbeitete.

Dort hat er auch sein Frau Friedel kennen gelernt, die als Krankenschwester ebenfalls dort tätig war.

Aber warum hat er nie mehr geschrieben?“ klagte Luise.

Weil er dir keinen neuen Ärger mit dem Vater bereiten wollte, deshalb hat er sich an mich gewandt und wollte immer wissen wie es euch geht.“

Und warum hast du mir nicht gesagt, dass ich zwei Enkelkinder habe?“

Das hätte dich doch nur noch trauriger gemacht und gegen den Bertl hast du dich doch noch nie durchsetzen können.“

Luise sah still vor sich hin. Dann straffte sie die Schultern und eilte los.

Wohin willst' denn?“

Zum Doktorhaus!“

Theres schmunzelte.Wird Zeit Bäuerin, dass du mal Rückgrat zeigst.“

Eine hübsche junge Frau öffnete auf ihr Klingeln.

Der Herr Doktor ist nicht da, er macht gerade einen Hausbesuch.“

Ich will auch nicht zum Pankratz, sondern zu dir. Ich bin die Alpenhofbäuerin.“Die junge Frau errötete leicht und meinte verlegen.

Ich weiß, wollen sie herein kommen?“

Gern, aber wir sagen uns gleich du, nicht wahr.“ Friedel lächelte, „ willst du einen Kaffee?“

Luise folgt der jungen Frau in die große geräumige Küche und während sie sich den Kaffee schmecken ließen, stellte sie viele Fragen, die Friedel bereitwillig beantwortete.

Bald war es als würden sie sich schon ewig kennen. Die Tür ging auf und die Kinder und hinter ihnen Pankratz kamen in die Küche.Hm hier duftete es nach Kaffee.“ Zufrieden ließ er sich von Friedel eine Tasse einschenken.

Weißt Luise, seit die Friedel hier ist geht es mir gut, die verwöhnt mich und kochen kann die.“ Er küsste seine Fingerspitzen und alle lachten.

Und wenn erst der Andreas da ist, dann hab ich auch Hilfe in der Praxis und später wird der Bub sie dann ganz übernehmen. Aber vorher gibt es wohl noch einiges zu machen, hier wie auch anderswo.“

Er zwinkerte Luise zu. Pünktchen die sich an ihr Knie geschmiegt hatte fragt nun:Tante Luise bleibst du zum Abendessen?“

Prima, es jibt Buletten, di magst sicher und Mama macht so nee große, da wirste kieken.“

Tobias, du sollst doch nicht berlinern!“ riefen Friedel und Pünktchen. Pankratz aber lachte.

Luise hast du alles verstanden? Er meint Fleischpflanzerl riesig große und du wirst staunen.“

Ich habe ihn schon verstanden.“ Liebevoll strich sie dem Jungen über das Haar.

Nach dem Abendessen brachte Luise zusammen mit Friedel die Kinder ins Bett, dann setzten sich die drei Erwachsenen mit einem Glas Rotwein zusammen und überlegten wie sie den Bertl auf Andreas Rückkehr vorbereiten sollten.

Schließlich kamen sie überein, dass es wohl am besten wäre es über die Kinder zu versuchen.

Da sowieso der Maler kam, um die Zimmer zu renovieren, wäre das eine gute Ausrede, wenn Luise sich in der Zeit um die Kinder kümmerte. Es war schon zehn Uhr, als Luise sich auf den Heimweg machte.

Sie fühlte sich so glücklich und beschwingt, wie schon lange nicht mehr.

Bertl war noch wach, als sie in die Schlafstube trat.Wo warst du denn so lange?“Beim Pankratz!“Fehlt dir was?“Nein jetzt nimmer!“

Luise legte ihre Kleider ordentlich auf den Stuhl, schlüpfte ins Bett und war gleich darauf eingeschlafen.

Bertl aber lag noch lange wach und grübelte über seine Frau, die ihm heute so verändert vorkam, nach.

Wie staunte er aber als er wach wurde und Luise leise summend aus dem Bad kam.

Diese hatte wunderbar geschlafen wie schon lange nicht mehr und während sie ihre lange Haare flocht und zu einem Knoten am Hinterknopf zusammen rollte, meinte sie.Heute geh ich zum Frisör und lass mir die Haare schneiden, die machen viel zu viel Arbeit.“Nein, du weißt doch wie sehr ich deine langen Haare liebe, das erlaube ich nicht!“ Luise schenkte ihrem Mann ein strahlendes Lächeln.Mich stören sie aber schon lange und deshalb müssen sie ab!“

Vergnügt summend verließ sie die Schlafstube und betrat die Küche mit einem Scherzwort.

Die Mägde starrten sie erstaunt an und Theres kicherte vor sich hin.

Noch mehr aber staunten sie, als Luise erklärte sie würde nachher zum Frisör gehen.

Der Bauer war heute noch schweigsamer als sonst und warf immer wieder verstohlene Blicke auf seine Frau die heute so verändert wirkte. Und als er die Arbeit verteilte für den heutigen Tag, da fiel sie ihm ins Wort.

Mit mir brauchst du heute nicht rechnen, ich gehe zum Frisör und anschließend fahre ich mit dem Besuch vom Pankratz in die Kreisstadt. Ich brauche ein paar hundert Euro und außerdem, habe ich keine Lust mehr um jeden Cent zu betteln. Ab heute will ich wieder Vollmacht über unser Konto.“

Mit diesen Worten verließ sie die Küche. Bertl sah ihr mit offenen Mund nach und Theres kicherte.

Mit der neuen Kurzhaarfrisur sah Luise wirklich hübsch aus und es schien als wäre sie um Jahre jünger, vielleicht aber lag das auch an dem Strahlen, das von ihr ausging.

Mit Friedel und den Kindern verlebte sie einen schönen Nachmittag in der Stadt und sie kleidete die drei von Kopf bis Fuß neu ein. Als ihre Schwiegertochter protestiert, meinte sie nur, sie hätte so viele Jahre nachzuholen. Nachdem sie noch ein großes Eis gegessen hatten fuhren sie wieder nach Hause.

Wieder schlief sie wunderbar diese Nacht und am nächsten Tag beim Frühstück teilte sie mit, dass das Doktorhaus renoviert werde, damit die Familie des neuen Arztes einziehen könnte und sie sich angeboten hat, sich in der Zeit um die Kinder zu kümmern.

Mach was du willst,“ brummte Bertl nur, dem seine plötzlich so selbstbewusste Frau ein wenig unheimlich wurde.

Und von nun an kamen die Kinder jeden Tag und auch Bertl begann sich mit ihnen anzufreunden. Ja er ertappte sich sogar dabei, dass er frühmorgens schon Ausschau nach ihnen hielt.

Pünktchen hatte ihn bereits um ihren kleinen reizenden Finger gewickelt und nur allzu gern beantwortete er die Fragen von Tobias, der alles über die Landwirtschaft wissen wollte.

Nur dass der Bub immer wieder in seinen Berliner Dialekt zurück fiel, störte ihn ein wenig.

Bald war es als gehörten die Kinder schon immer zum Alpenhof und auch Friedel, die abends wenn sie die Kinder abholte noch ein wenig blieb, gehörte bald dazu.

Inzwischen waren die Zimmer im Doktorhaus alle fertig und ein großer Möbelwagen war aus Berlin gekommen. Begeistert erzählten die Kinder wie schön es jetzt wäre und jeder hätte wieder sein Zimmer genau wie in Berlin.

Trotzdem aber kamen sie jeden Tag, denn der Alpenhof war ihre zweite Heimat geworden.

Die Dörfler aber hatten neugierig den Umzugswagen beobachtet, doch noch immer war von dem neuen Doktor nichts zu sehen.

Und wenn sie den alten Pankratz fragten, dann meinte der nur, der kommt schon noch oder könnt ihr es nimmer erwarten bis ihr mich los seid. Luise aber hatte schon öfter mit ihrem Sohn telefoniert und wusste, dass er bald kommen würde.

Sein Vertrag mit der Charité war jetzt ausgelaufen, die Wohnung hatte er verkauft und nun musste er nur noch ein paar Behördengänge machen, dann könnte er los.

Es war Sonntag und wie immer waren Friedel und die Kinder da und sie alle saßen bei Kaffee und Kuchen, als die Tür aufging und ein junger gut aussehender Mann die Stube betrat.Papa!“ jubelte Pünktchen und die Kinder liefen zu Andreas der sie fröhlich umfing. Luise presste beide Hände auf die Brust und Tränen traten in ihre Augen.

Friedel schenkte ihrem Mann einen zärtlichen Blick

Bertl aber saß wie erstarrt und über sein Gesicht zuckte es wie Wetterleuchten und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Andreas setzte Pünktchen vorsichtig auf den Boden und trat an den Tisch.

Er streckte die Hand aus und sagte leise.

Grüß Gott, Vater, willst mich denn nicht willkommen heißen?“ Bertl rührte sich nicht und alle hielten den Atem an.

Pünktchen aber kletterte auf die Bank, schmiegte ihre Wange an die raue Backe des Bauern und fragte:

Warum willst du denn dem Papa nicht 'Grüß Gott' sagen?“

Behutsam reichte der das kleine Dirndl an seine Frau weiter, die neben ihm saß, dann stand er auf und drückte fest die Hand seines Sohnes.

Die beiden Männer umarmten sich und schämten sich nicht der Tränen, die in ihren Augen standen.

Luise und Friedel aber liefen die Tränen über das Gesicht und die Kinder sahen mit großen staunenden Augen auf die Erwachsenen.

Noch mehr aber staunten sie, als sie erfuhren, dass Luise und Bertl ihre Großeltern waren.

Nun aber ging es ans erzählen, viele Jahre waren aufzuholen.

Pünktchen war längst im Arm ihres Vaters eingeschlafen und Tobias stand am Fenster und schaute mit gerunzelter Stirn hinaus.

Dann drehte er sich um und rief:

Opa, kieck mol, gleich wird’s zu pladdern (stark regnen) afange und dös Vieh is no uff der Weide“

Der alte Bauer stand auf und meinte gemütlich:

Dann wollen wir es rein holen, bleibt nur sitzen,“ winkte er zu Luise und Andreas. Dann legte er die Hand auf die Schulter von Tobias.

Der Bua und ich wir schaffn des scho. Der wird moa a guater Landwirt, nur des berlinern, des muss i eam no abgwöhna!“

Fröhliches Lachen folgte den Beiden, als sie hinaus gingen.


© Lore Platz 17.2. 21