Im Moment liegt ein dunkler Schleier über der Welt und drückt auch uns auf die Stimmung.
Deshalb sollten wir uns besonders ein wenig mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen.
Leben wir nicht in einem friedlichen Land und niemand muss hier hungern.
Statt ewig zu jammern sollten wir dankbar sein und denen die Hand reichen denen es nicht so gut geht. Schenkt eurer Umgebung ein Lächeln oder auch Zeit.
Ich schenke euch eine Geschichte, die euch vom Alltag ein wenig ablenken soll.
Viel Spaß beim Lesen!
Zwei Freunde, die sich wieder wieder finden.
„Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er!“
Julchen saß auf der Rückbank in ihrem Kindersitz und
ließ ihr Lieblingsstofftier, eine Giraffe auf ihren Knien
auf und ab hüpfen.
Ihre Mutter blickt in den Spiegel und lächelte.
Leise sagte sie zu ihrem Mann:
„Sie liebt das Stofftier, das ihr deine Schwester zum
Geburtstag geschenkt hat.“
Tom grinste.
„Mama, ich muss mal,“ rief Julchen von hinten.
Jutta seufzte und verdrehte die Augen, doch ihr Mann
verlangsamte und bog in den Parkplatz ein.
An der Hand der Mutter, in der anderen ihre geliebte
Raffi, lief Julchen in den Wald.
Noch während Jutta ihrer Tochter beim anziehen half,
fielen einzelne Tropfen vom Himmel.
Und dann pladderte es los. Dicke Tropfen klatschten
auf die Blätter und sprangen auf die Erde.
Jutta hob Julchen hoch und begann zu laufen.
Beide bemerkten nicht, dass die Giraffe Julchens
Händen entglitt und auf dem schmutzigen zerwühlten
Waldboden landete.
Erst zuhause angekommen, nachdem Julchen gebadet
und die Mutter sie ins Bett gebracht hatte, fehlte das
Stofftier, ohne das die Kleine nicht schlafen kann.
Der Vater stellte das ganze Auto auf den Kopf, doch
Raffi war nirgends zu finden.
Es dauerte lange, bis Julchen sich in den Schlaf geweint
hatte.
Raffi lag verlassen im Wald schmutzig und pitschnass.
Ein eigenartiger Geruch stieg ihr in die Nase, nein
erdig roch das nicht, eher so wie in Bauer Hennes
Schweinestall.
Julchen hatte sie einmal mitgenommen, als sie die
kleinen Ferkel besuchte.
Eine große runde Schnauze kam auf sie zu und Raffi
rückte schnell zur Seite.
„He lass mich in Ruhe!“
„Hm, fressen kann man dich wohl nicht!“
„Na, ich muss doch schon bitten!“ empörte sich das
Stofftier.
Doch das Wildschwein hatte längst das Interesse
verloren und lief davon.
„Hallo, wer bist du denn?“
Ein kleiner Igel sah sie neugierig an.
„Ich bin Raffi und mein Julchen hat mich hier im Wald
vergessen.“
Und nun fing die Giraffe bitterlich zu weinen an.
Der Igel wusste gar nicht was er sagen sollte, doch
zum Glück kam Frau Hase aus ihrem Bau.
„Was ist denn hier los?“
„Sie weint,“ hilflos zuckte der Igel die Schulter.
„Aber , aber was ist denn los, meine Kleine?“
Liebevoll legte die Häsin ihre Pfote auf die Giraffe.
Und nun erzählte ihr Raffi schluchzend, dass sie hier im
Wald verloren wurde und sie nicht wüsste wie sie
jemals wieder zu ihrem Julchen zurück finden würde.
„ Nun lass den Kopf nicht hängen , alles wird gut.
Weißt du was , komm erst mal mit in meinen Bau, du
bist ja klatschnass.
Kannst du aufstehen?“
Raffi nickte und lehnte sich fest an den Baumstumpf
hinter sich und schob sich mühsam empor.
Als sie stand flimmerte es ihr ein wenig vor den Augen.
Doch das ging schnell wieder vorbei und sie folgte
der Häsin in ihren Bau.
Der Igel aber verschwand im Gebüsch.
Auf einem Baum saßen zwei Spatzen, die hatten alles
beobachtet.
Xaver, der einen gemütlichen Bauch hatte und hier im
Wald wohnte, wandte sich an seinen schlanken
eleganten Vetter Rudi, der in der Stadt wohnte.
„Das arme Ding, wenn wir ihr nur helfen könnten.“
Sie flogen davon.
Julchen weinte sich viele Nächte in den Schlaf.
Eines Tages kam Tante Rena und brachte ihr eine neue
Giraffe mit.
Das kleine Mädchen verschränkte trotzig die Arme vor
der Brust und schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht Raffi, du kannst sie wieder mitnehmen!“
Dann lief sie weinend aus dem Zimmer.
Jutta und ihre Schwägerin sahen sich betroffen an.
„Da hilft nur eins, „ meinte Rena energisch wir müssen
Raffi wieder finden.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Wir starten eine Suchaktion. Meine Freundin Ursula
arbeitet doch als Reporterin beim Bernburger Boten,
ich spreche mal mit ihr.“
Ursula war begeistert, dass war eine Geschichte wie die
Leser sie lieben und sie überzeugte ihren Redakteur
eine Belohnung auszusetzen für den Finder.
Einige Tage später kam der Artikel in der Zeitung.
Wie der Zufall es wollte saß der elegante Rudi gerade
auf einem Fenstersims und putzte sich die Federn, als
ein Mann seinen Kindern den Artikel vorlas.
Schnell machte der Spatz sich auf den Weg in den Wald.
Raffi tobte gerade mit den Hasenkindern herum.
Ihr gefiel es gut bei Familie Hase, nur abends weinte
sie sich in den Schlaf.
Denn sie vermisste ihr Julchen.
Rudi sah den Spielenden eine Zeitlang zu, dann
räusperte er sich.
Niemand beachtete ihn, also rief er „Hallo!“
Die übermütige Gesellschaft tobte weiter.
Da wurde er wütend und schimpfte und zeterte, wie
nur ein Spatz es kann.
Erschrocken sahen alle nach oben. Xaver kam
angeflogen und setzte sich neben seinen Vetter.
„Was machst du denn für einen entsetzlichen Lärm.“
„Ist doch war, da komme ich extra den weiten Weg aus
der Stadt, um diesem komischen Stofftier etwas von
ihrem Julchen zu erzählen und es beachtet mich gar
nicht.“
Raffi entschuldigte sich. „ Wir waren so vertieft in unser
Spiel, seien sie bitte nicht böse, es war keine Absicht.
Aber was wissen von meinem Julchen?“
„Nun gut, ich habe wohl auch etwas überreagiert.
Ja ich hörte gestern ihren Namen.
Ich saß gerade auf einem Fenstersims, als ein Mann
seinen Kindern eine rührende Geschichte über ein
Mädchen namens Julchen und ihrem
verlorenen Stofftier, einer Giraffe , vorlas.
Die Zeitung hat eine Belohnung ausgesetzt, wer das
Stofftier bei der Zeitung abgibt. Du brauchst also nur
zur Zeitung gehen und die bringen dich zu deinem
Julchen.“
„Aber wie soll ich denn zu der Zeitung kommen.“
Inzwischen hatten sich auch andere Waldtiere
eingefunden und nun wurde beraten.
„Ich wüsste jemand,“ meldete sich Maximilian, der
Mäuserich, „Streuner, den Kater von Bauer Hinrich, er
hat eine Freundin in der Stadt.“
„Keine schlechte Idee,“ Rudi nickte, „ich werde mal
zum Bauer Hinrich fliegen. Kommst du mit Xaver?“
Dieser druckste herum: „ ich weiß nicht, der Kater ist
ein ziemlich ungefälliger Zeitgenosse.“
Der Mäuserich kicherte:
„Stimmt es, dass dich Streuner einmal beinahe e
rwischt hätte.“
Xaver wurde rot.
„Dann flieg ich alleine,“ bestimmte Rudi.
Der Spatz setzte sich auf eine hohe Kastanie, die
mitten im Hof stand und rief zu dem Kater, der sich
gerade das Fell putzte, hinunter:
„Hallo Streuner, machst du dich stadtfein?“
Der Kater verengte seine Augen zu Schlitzen und fuhr
sich mit der Zunge über das Maul.
Rudi lachte.
„Das alberne Getue kannst du dir sparen, bis du auf
dem Baum bist, schwebe ich schon in den Wolken.“
Streuner fauchte gereizt und drehte sich um.
„Bitte bleib stehen, ich brauche deine Hilfe.“
Und nun erzählte ihm Rudi die traurige Geschichte
von Julchen und Raffi.
„Und was soll ich dabei machen?“
„Du könntest die Giraffe in die Redaktion des
Bernburger Boten bringen.“
Der Kater machte ein unwilliges Gesicht.
„Nun mach schon, stell dich nicht so an,“ brummte
Harro, der Hofhund.
„Warum machst du es denn nicht!“
„Weil ich auf dem Hof bleiben muss, während du
kommen und gehen kannst wie du willst.“
Streuner wollte immer noch nicht so recht.
Harro zwinkerte Rudi zu.
„Weißt du Streuner, wenn du das machst, wirst du
vielleicht berühmt und denk nur was du dann deiner
Susi erzählen kannst.“
Nachdenklich sah der Kater den Hund an und nickte
dann.
„Ich mach`s!“
Wenig später trabte Streuner mit Raffi im Maul durch
den Wald. Voran flog Rudi.
Vor dem Redaktionsgebäude ließ der Spatz sich auf
einer Weide nieder.
Als ein Mann das Gebäude verließ, rief er:
„Schnell Streuner, lauf, bevor die Tür wieder zugeht.“
Der Kater stürmte die Treppen hinauf und schlüpfte
zwischen den Beinen des überraschten Mannes in die
Halle.
Ulli, der Volontär, der gerade am Empfang einige
Papiere abgeben hatte, sah ihn zuerst.
„Eine Katze!“
Der Sicherheitsmann, die Empfangsdame und Ulli liefen
los, um sie einzufangen.
Streuner sauste kreuz und quer durch die große Halle,
warf Blumenstöcke um, schlitterte über den
Empfangstisch, wobei rechts und links Blätter
herunter fielen.
Richard, der Fotograf kam in die Halle, stutzte, grinste
und hob die Kamera.
Streuner hatte inzwischen die Treppe erreicht und jagte
nach oben.
Ursula verließ gerade ihr Büro und staunte. als sie den
Kater mit der Giraffe sah.
„Nanu, du wirst mir doch nicht Raffi bringen?“
Völlig außer Atem kam der Sicherheitsmann die Treppe
hoch, ihm folgte Ulli.
Streuner sauste in das Büro.
Ursula lächelte freundlich.
„Herr Bauer, es hat sich erledigt, der Kater wollte zu
mir.“
Dann wandte sich die junge Frau an den Volontär:
„Ulli, würdest du bitte in die Küche gehen und ein
Schälchen mit Sahne bringen.“
Ursula ging in ihr Büro und schloss die Tür.
Streuner hatte das Stofftier auf den Boden gelegt und
saß nun wie eine Statue und blickte die junge Frau an.
Diese lächelte, "wenn du mir nur erzählen könntest wo
du Raffi gefunden und woher du weißt, dass du ihn zu
uns bringen musst.
Aber das wird wohl ewig ein Geheimnis sein.“
Ursula hob die Giraffe auf und streichelte den Kater,
der laut zu schnurren begann.
Es klopfte und Richard trat ein, in der Hand ein
Schälchen, das er vor Streuner absetzte.
„Hab es Ulli abgenommen, möchte sowieso mit dir
sprechen,“ erklärte er.
Streuner schlabberte die köstliche Sahne, putzte sich,
rollte sich zusammen und schloss die Augen.
Die Hetzjagd hatte ihn doch müde gemacht.
„Bist du sicher, dass es das richtige Stofftier ist?“ wollte
Richard wissen, der noch ein paar Fotos von Streuner
gemacht hatte.
„Ja, er hat eine Naht am rechten Ohr.“
„Schaffst du es bis Redaktionsschluss.“
Ursula nickte und Richard eilte hinaus, um die Fotos
zu bearbeiten.
Die junge Journalistin klappte den Laptop auf.
Eine Stunde später las sie zufrieden den Bericht noch
mal durch, nahm die Giraffe und begab sich zu ihrem
Chef.
Streuner aber lief mit ihr hinaus und die Treppe
hinunter, wo ihm Herr Bauer höchst persönlich die
Tür öffnete.
Am nächsten Tag war ein großes Bild von Streuner
auf der Titelseite.
Ein Obdachloser wunderte sich, als er sich abends auf
die Parkbank legte und sich mit einzelnen
Zeitungsblättern zudeckte.
Denn ein großer Kater kam angeschlendert, schnappte
sich ein Blatt und sauste davon.
Hinter einem Gartenzaun einige Straßen weiter lagen
zwei Katzen aneinander geschmiegt und betrachteten
voller Stolz ein Papier, auf dem der Kater abgebildet
war.
Dass Julchen überglücklich war, als sie ihre geliebte
Raffi endlich wieder in den Armen halten konnte, könnt
ihr euch wohl denken.
Da Streuner als Belohnung mit einem Schälchen Sahne
zufrieden war, hat die Zeitung den ausgesetzten Betrag
an das Tierheim gespendet.
©
Lore Platz 2022
Wieder eine herrliche Geschichte Lore. Wieder was für's Herz in diesen trüben Zeiten. Ein echtes Märchen!
AntwortenLöschenEin neuzeitliches Märchen, tut der Seele gut.
AntwortenLöschenMan wünscht sich oftmals, die Sprache der Tiere zu verstehen.
Recht hast du auch, ja wir Menschen sollten mehr aufeinander achten.
Viele sind allein und brauchen Hilfe.
Unserer vermissten alten Freundin geht es nun langsam wieder besser nach OP. Sie kommt sicher später noch zur Reha und dann muss der Soziale Dienst Hilfe organisiert haben. Wir bleiben aber dran.
Danke liebe Lore