Donnerstag, 28. November 2024

Erinnerung

 28.11.24 guten Morgen und viel Spaß beim Lesen!


Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer Bekannten über unsere Kindheit. 

Unter anderem erzählte ich ihr auch von der bösen Lehrerin, die mich in der ersten Klasse so gepiesackt hatte. 

In meinen Papieren die ihr vorlagen, stand mein erster Name Elisabeth und mein zweiter Name Eleonore, der auch mein Rufname war.

Natürlich wusste sie das nicht und rief mich Elisabeth. Da ich nicht darauf reagierte, bekam sie einen Tobsuchtsanfall, warf mit der Kreide nach mir und kam dann auf mich zugeschossen und schlug mir den staubigen Tafellappen um die Ohren. 

Ich wusste nicht was mir geschah. Das ging einige Tage so und als schüchternes sensibles Kind war ich noch mehr verschreckt. 

Die Sache klärte sich erst auf, als meine Mutter in die Sprechstunde kommen musste. Die Lehrerin bezeichnete mich als böses verstocktes Kind.

Ich grinste meine Bekannte an und erklärte , aber ich habe mich gerächt, heute erscheint in jeder Geschichte, in der eine böse Lehrerin vorkommt, diese unter ihrem Namen. 

Ich verwende oft Dinge die ich erlebt habe in meinen Geschichten und wenn ich Bücher lese und in verschiedenen Geschichten derselbe Name oder dieselbe Figur vorkommt, denke ich oft, die war der Schriftstellerin bestimmt persönlich bekannt.

Meine Bekannte aber meinte lachend; "Ich werde in Zukunft ein Buch mit ganz anderen Augen lesen,"

Mir ging es ja einige Tage nicht so besonders. Obwohl ich ein positver Mensch bin und selbt im dunkelsten Tunnel noch ein Glühwürmchen sehe, werde ich doch immer mal wieder vom Corona-Blues gestreift. Dann habe ich keine Lust zu schreiben und würde mich am liebsten in einer Ecke verkriechcn. 

Doch ich denke das geht vielen zur Zeit so und meine Freundin Irmi hat das passende Gedicht dazu geschrieben.

 


 Gedanken

 

Tag ein Tag aus und kein entkommen,

dürfen nichts machen, was wir so gerne wollen.

In der Stadt gefangen zu Untätigkeit verdammt,

langsam zweifelt der Verstand.

Zu den körperlichen Schmerzen, wird auch die Seele nicht verschont,

sie nur im Schlaf etwas nach Ruhe sucht!

Selbst die Träume sind negativ geprägt,

ständig noch einer an deiner Seele sägt.

Ein Wechsel aus Vernunft, geht mit Unzufriedenheit daher,

wie lange geht es noch, bitte sehr.

Des Alleinsein wirklich müde, ohne baldige Besserung in Sicht, 

keiner der mit dir ab und zu spricht. 

 Darf ich eigentlich klagen, wenn es vielen noch schlechter geht in 

dieser Zeit,

das Verständnis mindert etwas das eigene Leid.

Wünsche allen und mir, ein wenig Freude und wieder mehr 

Zufriedenheit, aber eigentlich bin ich dieses Leben leid.

.

(c) Irmgard Brüggemann  2022




 

Samstag, 23. November 2024

Türchen 4 die kleine Schneeflocke

 Gestern hat es geschneit  ( 21.11.24 )  viel Spaß beim Lesen!

 

 

 
 
Der Tanz der Schneeflocken

Hurtig Nordwind spiele auf,
stimme deine Geigen
Schneeflocken wollen dir
den neusten Tanz nun zeigen
In zartem Schmelz die weißen Flöckchen
so wirbeln sie hernieder
Und dreh`n vergnügt nach der Musik
die zarten feinen Glieder

© Lore Platz


Die kleine Schneeflocke
 


Glitzerchen sieht bewundernd an sich herunter. Wie wunderschön ihr Kleidchen doch ist.
Zum ersten Mal ist sie nun eine Schneeflocke.
Vor kurzem noch lag sie mit ihren Geschwistern in einer schmutzigen Pfütze.
Doch dann kam Mutter Sonne und saugte sie alle auf.
Ach wie herrlich warm war es da, doch je höher sie stiegen umso kälter wurde es, bis es richtig schrecklich war und sie für einen Moment das Bewusstsein verlor.
Als sie wieder erwachte befand sie sich in dieser Wolke und trug ein herrlich glitzerndes weißes Kleid.
Mit spitzen Fingern hebt sie das Röckchen und dreht sich wie ein kleine Ballerina.
Fröhliches Lachen reißt sie aus ihrer Verzückung.
Kristalla, die schon oft den Kreislauf der Natur durchlebt hat und zur Schneeflocke wurde, fragt lächelnd.
Es gefällt dir wohl dein neues Kleid, das ging mir genauso beim ersten Mal, aber nun komm, das große Wolkentor wird geöffnet.“
Sie nimmt die Jüngere an der Hand und sie laufen zum Tor, an dem sich tausende von zarten weißen Flöckchen kichernd und schwatzend versammelt haben.
Frau Holle kommt aus ihrem Zimmer und klatscht in die Hände.
Ruhe meine Damen, etwas mehr ernst bitte!“
Sie drängt sich durch die kleine Schar nach vorne und winkt ungeduldig die naseweisen Flöckchen etwas zurück.
Tretet zur Seite, sonst kann ich ja das Tor nicht öffnen,“ ruft sie ärgerlich.
Langsam schwingen die beiden Flügel des schneeweißen Wolkentores auf und vor ihnen erscheint der graue Himmel.
Das lustige Gesicht des Windes taucht auf und fröhlich ruft er.
Nun denn auf, wir wollen tanzen!“
Mit einem Jubelschrei stürzen sich tausend und abertausend weiße zarte Schneeflocken in die Tiefe.
Frau Holle tritt schnell zurück, damit sie nicht mitgerissen wird.
Kristalla aber fasst Glitzerchen fest an der Hand, damit sie nicht getrennt werden.
Diese jubelt begeistert, wie schön war dieser freie Fall in die Tiefe.
Unter ihnen wird ein Wald sichtbar und Kristalla zieht ihre Freundin zu einem Baum, auf dessen Ast sie sich nieder lassen.
Viele ihrer Schwestern haben dieselbe Idee und bald sind die Bäume schneebedeckt.
Ein Eichkätzchen lugt neugierig aus seinem Kober und springt dann von Ast zu Ast und kichernd fallen die Schneeflocken, die dort geruht haben zu Boden.
Auch Kristalla und Glitzerchen sind unter ihnen.
Glitzerchen gefällt das gar nicht, von hier unten konnte man doch gar nichts sehen.
Kristalla aber winkt dem Wind.
"Wir wollen in die Stadt lieber Freund"
Zu Diensten meine Damen.“
Und er pustet in den Schneehaufen, wirbelt die vergnügten Flöckchen empor und treibt sie vor sich her in die Stadt.
Auf einem Dach lassen sie sich nieder.
Glitzerchen sitzt neben ihrer Freundin und sieht hinunter auf die beleuchteten Straßen, dann deutet sie auf den Weihnachtsbaum, der mitten auf dem Marktplatz steht.
Oh wie bunt und schön, ganz anders als die Bäume im Wald.“
Das ist ein Weihnachtbaum!“
Und Kristalla erzählt nun der aufmerksam lauschenden Glitzerchen, dass die Menschen jedes Jahr am
24. Dezember die Geburt des Herrn Jesus Christus, dem Sohn Gottes feiern.
Dass sie geschmückte Tannenbäume in ihren Zimmern aufstellen und Geschenke darunter legen.
Das Schreien von Kinderstimmen lässt sie zusammen zucken und vorsichtig lugen sie hinunter.
Eine Menge Kinder stürmt jubelnd aus dem Haus und bewirft sich mit Schneebällen.
Hier wohnen aber viele Kinder,“ staunt Glitzerchen.
Kristalla lacht. „Wir sitzen auf dem Schulhaus“ und geduldig erklärt sie , was eine Schule ist.
Ein Mädchen fängt laut zu weinen an und Glitzerchen ruft staunend:
Sieh, es kommt Wasser aus ihren Augen.“
Das sind Tränen, du weißt aber auch gar nichts,“ lacht ihre Freundin.
Na entschuldige, wenn man die erste Zeit seines Lebens in einer Wasserpfütze verbracht hat bekommt man nicht so viel von der Welt zu sehen.“ ruft Glitzerchen empört.
Das Klingen einer Glocke ertönt und leise murrend verschwinden die Kinder im Schulhaus.
Komm wir wollen mal in das Klassenzimmer sehen!“
Kristalla nimmt ihre Freundin an der Hand und sie rutschen zum Fenster.
Die Kinder stürmen lärmend in den Raum und nach einigem Gerangel sitzen sie bald alle auf ihrem Platz.
Die Tür öffnet sich und ein Mann mit einer Gitarre in der Hand kommt ins Zimmer.
Die Kinder stehen auf und brüllen im Chor.
Guten Morgen Herr Berger!“
Dieser winkt ab und meint nur: „„Setzt euch!
Heute studieren wir ein Lied für die Weihnachtsfeier ein.“
Und er erzählt den aufmerksam lauschenden Kindern von der schlesischen Lehrerin Hedwig Haberkern (1837 – 1902) die als „Tante Hedwig“ Erzählungen für Kinder schrieb.
Und in der „Geschichte von der Schneewolke „ kam dieses Lied vor, das sie heute einstudieren wollten.
Ein Junge teilt nun die Zettel mit dem Text aus, der Lehrer lässt einige Akkorde auf seiner Gitarre erklingen und dann singen die Kinder:

Schneeflöckchen, Weißröckchen, jetzt kommst du geschneit.
Du kommst aus den Wolken dein Weg ist so weit“

Die singen ja ein Lied über uns,“ staunt Glitzerchen.
Der Wind taucht neben ihnen auf.
Wollen die Damen weiter fliegen?“

Und bald wirbeln sie wieder durch die Luft!

© Lore Platz (2022)

Donnerstag, 21. November 2024

So ein Heimweg kann ganz schön gruselig sein

Guten Morgen 21.11.2024

 

Vor zwei Tagen hat tatsächlich mal wieder die Sonne gescheint. Nach all den vielen diesigen Tagen ein kleiner Lichtblick.

 


 So ein Heimweg kann ganz schön gruselig sein

 

Frau Dorfner betritt das Kinderzimmer. 

" Tom, du musst jetzt nach Hause gehen, es wird bald dunkel."  

Nick sieht seine Mutter bittend an, " wir sind gerade mitten in einem Spiel." Doch die Mutter schüttelt den Kopf. "Ich habe Toms Mutter versprochen, ihn rechtzeitig nach Hause zu schicken." 

Sie dreht sich um und verlässt das Zimmer. Nick grinst und beugt sich zu Tom. 

"Komm wir spielen weiter, ich lasse dich später durch die Terasse hinaus. Mama wird es nicht merken." 

Als dann Tom sehr viel später im Garten seines Freundes steht, dämmert es bereits und dicke Nebelschwaden ziehen herauf. Tom ist nicht ganz wohl ums Herz, als er die Straße entlang geht und er bereut, dass er nicht früher nach Hause gegangen ist. 

Er schlägt den Kragen hoch und zieht den Kopf ein. Unheimlich still ist es und er kann kaum die Hand vor den Augen sehen. Plötzlich zuckt er zusammen, als etwas um seine Beine streicht und atmet auf, als er ein leises Miau hört. Noch einmal miaut die Katze und verschwindet im undurchsichtigen grauen Dunkel.

Tom geht nun etwas schneller und achtete drauf immer gerade auf dem Gehsteig zu bleiben. Das milchig verschwommene Licht der Straßenlaternen weist ihm den Weg. 

Ein Rauschen in der Luft ertönt und etwas streift seine Wange. Aprupt bleibt er stehen und er denkt daran, wie er mit seiner Schwester einen Film über Vampire angesehen hat. Eisige Kälte kriecht seinen Rücken empor und seine Kopfhaut fängt zu kribbeln an. Ob es stimmt, dass einem vor Schreck die Haare zu Berge stehen? Der Junge fährt mit der Hand über den Kopf. Seine Haare liegen noch ordentlich, sind nur etwas nass. Über seine eigene Dummheit kichernd  geht er weiter. 

Schritte sind zu hören und kommen direkt auf ihn zu. Eine schemenhafte Gestalt taucht auf und eine Stimme ruft. " Tom bist du das ?" "Papa !" jubelt der Junge und rennt los. 

Der Vater erzählt ihm nun, dass sie sich Sorgen gemacht haben und die Mutter bei Nick angerufen hat. Noch besorgter wurden sie, als dessen Mutter ihnen erklärte, dass sie Tom bereits vor zwei Stunden weg geschickt hat. Glücklicherweise konnte Nick alles aufklären. Tom war nur froh, dass sein Vater bei ihm war und schwor sich, nie wieder so spät nach Hause zu gehen.

 (Lore Platz) 15.11.21

 

 

Freitag, 15. November 2024

Erinnerungen

15.11.2024 

Dies ist meine geliebte Taufpatin, Tante Lieschen, über die ich ein Buch geschrieben habe. Das Schönste  ist wenn man alt wird, dass man einige schöne Erinnungen hat. Denn die sind es die im Alter bleiben. Glücklich der Mensch, der sie hat. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Lesen!


 


 

 (geschrieben 2019)

Als ich letztes Jahr diese böse Erfahrung im Internet gemacht habe, wollte ich meinen Blog ganz löschen. 
Meine Freunde haben mich davon abgehalten und ich bin froh darüber, warum soll ich mir und auch meinen treuen Lesern die Freude verderben wegen einem bösen Menschen.


Erinnerungen sind was schönes, besonders wenn man den Menschen geliebt hat.
Mit dieser Geschichte wünsche ich euch einen schönen Start in die neue Woche. 
 

 






Erinnerungen

Hannelore ging langsam den Kiesweg entlang und blieb dann vor dem Grab ihrer Oma stehen.
Sie legte den bunten Blumenstrauß ab und zog die gläserne Vase aus der schwarzen weichen Erde inmitten des steinernen Vierecks.
Am nahegelegenen Kompost entsorgte sie die verwelkten Blumen, spülte die Vase aus und füllte sie mit frischem Wasser.
Während sie die Blumen liebevoll arrangierte, liefen ihr die Tränen über das Gesicht.
Oma, ich vermisse dich so, hast dich einfach still und heimlich davon geschlichen, während ich mitten im Examen steckte. Nichts gesagt hast du mir, wie krank dein armes Herz war, wolltest mich nicht belasten.
Aber wenigstens hat der Arzt gesagt, du bist ganz friedlich eingeschlafen. Dabei wollte ich dir doch Lutz vorstellen, du hättest ihn sicher gemocht. Ach Omi, ich lieb dich so!“
Das Mädchen erhob sich, faltete die Hände zu einem stummen Gebet und verließ mit gesenktem Kopf den Friedhof.




Wenig später hielt ihr Auto vor dem kleinen schmucken Häuschen der Oma.
Beide Hände auf dem Lenkrad betrachtete sie den verwilderten Garten, den Apfelbaum an dem noch die Schaukel hing, die der Opa ihr aufgehängt hatte, als sie damals nach der Scheidung ihre Eltern von ihrer Mutter bei
deren Eltern abgeliefert wurde wie ein lästiges Paket.
Weder der Vater noch die Mutter wollten sie in ihr neues
Leben mitnehmen.
Mit unendlicher Liebe hatten sich die Großeltern dem verstörten Kind angenommen.
Nach dem Abitur hatte sie dann weiter entfernt einen Studienplatz bekommen und konnte nur noch gelegentlich zu Besuch kommen, denn das Fahrgeld war teuer und sie hatte auch noch einen Job als Kellnerin in einem Studenten- Cafe.
Als sie im zweiten Semester war, starb der Großvater und sie war sofort nach Hause geeilt, um der Großmutter zur Seite zu stehen.
Als alles erledigt und vorüber war, hatte die Oma sie energisch weg geschickt, denn der Opa würde sich freuen wenn sie ein gutes Examen machte.
War er doch so stolz auf seine kluge Enkelin.
Und sie hatte sich noch mehr in ihre Studien gestürzt, erstens, um zu vergessen, aber auch um ihren Großeltern zu danken, die soviel für sie getan hatten.
Dann hatte sie ihr Examen mit Eins gemacht und gerade ihre Koffer gepackt, Lutz, den sie ihrer Oma vorstellen wollte wartete schon unten in seinem alten VW-Käfer, , da kam das Telegramm.
Verzweifelt und entsetzt hatte sie dagesessen bis Lutz herauf kam und sie in die Arme nahm.
Und statt auf Besuch waren sie zu einer Beerdigung gefahren.
Da kein Testament vorhanden war, hatte ihre Mutter das Haus geerbt und schnellst möglichst verkauft.
Sie hatte ihre Tochter aufgefordert, ihre persönlichen Sachen und das der Oma aus dem Haus zu holen, bevor am Montag die Firma, die das Haus ausräumen würde, kommt.
Hannelore nahm den Schlüssel aus dem Blumentopf neben dem Eingang und betrat das Haus.
Im Flur hingen mehrere Mäntel und Jacken übereinander auf den Hacken. Verschiedene Schuhe lagen kreuz und quer darunter.
Liebevoll lächelnd betrachtete das Mädchen das Chaos. Von Ordnung hielt Oma nie viel.
Eine Wohnung ist keine Schonung, man muss sehen, dass darin das Leben stattfindet,“ pflegte sie zu sagen, wenn der Opa über ihre Unordnung meckerte.
Hannelore ging in die kleine beige geflieste Küche. 
Wie viele gemütliche Stunden hatten sie drei hier verbracht. Opa hatte die Oma immer geneckt,und die sich vergnügt zu wehren gewusst.
Hannelore hatte gekichert und sich gewünscht, auch einmal so eine glückliche Ehe zu führen.
Sie ging hinüber in die kleine Wohnstube, öffnete das Fenster, um die abgestandene Luft hinaus zu lassen.



Eine Biene kam summend herein geflogen, prallte gegen die Wand, dann gegen die Scheibe und fand endlich wieder den Weg in den Garten.
Hannelore strich liebevoll über die Lehne des alten Sessels. Hier hatte die Oma immer gesessen und ihr aus einem alten zerfledderten Märchenbuch vorgelesen, während sie auf dem Fußbänkchen saß, den Kopf an Omas Knie gelehnt und lauschte.
Der Opa war am Tisch gesessen, die geliebte Pfeife im Mund und tat als würde er Zeitung lesen.
In Wirklichkeit hörte er auch zu, aber dass hätte er niemals zugegeben.
Hannelores Blick wanderte zum Schrank, auf dessen unterer Ablage große ziemlich schiefe Stapel alter Zeitungen sich türmten.
In dem Regal darüber lagen kunterbunt durcheinander einige Bücher.
Das Mädchen holte das Märchenbuch heraus und blättert versonnen darin.
Träumst du mal wieder, Sprösschen,“ erklang Lutz Stimme hinter ihr.
Jubelnd fiel sie ihm um den Hals.
Wo kommst du denn her!“
Hab mir frei genommen, konnte dich doch nicht allein
lassen mit dem ganzen Kram hier.“
Grinsend sah er sich um.
Jetzt weiß ich woher du deinen Hang zur Unordnung hast.“
Spielerisch knuffte sie ihn in die Seite.
Nun begannen sie alle Dinge, die Hannelore gern behalten wollte in die Umzugskartons zu packen.
Die Schubladen, die vor Papieren überquollen schütteten sie in einen Wäschekorb.
Den Papierkram wollten sie zu Hause erledigen.
Die Fotoalben und Bücher legten sie dazu.
Zwei Stunden später lümmelten sie erschöpft aber froh auf dem alten Sofa.
Lutz ließ grinsend seinen Blick durch den Raum gleiten.
Gemütlich hier!“
Trotz Unordnung?“ spottete Hannelore.
Lutz küsste sie auf die mit Sommersprossen übersäte Nase, deshalb nannte er sie auch Sprösschen, und erklärte.
Seit ich dich kenne, liebe ich Unordnung geradezu!“
Das Mädchen rammte ihm den Ellbogen in die Seite.
Aua!“
Dann legte sie ihren Kopf an seine Schulter und Lutz schmiegte seine Wange auf ihr Haar.
Hannelore war, als hörte sie ihre Oma kichern.
Oh ja, Lutz hätte der Oma gefallen.

© Lore Platz




 

 

Donnerstag, 14. November 2024

Der achtzigste Geburtstag

 14.11.2024  Noch 17 Tage bis zum ersten Dezember, dann fange ich an   euch meinen neuen im Sommer (hahaha) geschriebenen Adventskalender vorzustellen.

Gesundheitlich geht es wieder aufwärts und dann war ich auch noch einige Tage ohne Internet und möchte mich herzlich bei meiner Freundin Regina bedanken die über ihren Computer meine Beiträge einstellte.

 

 


 

( geschrieben 2021)

 
In einigen Wochen werde ich siebzig und eine sehr liebe Freundin und treue Leserin meines Bloges hat Morgen in der Familie zwei siebziger Geburtstage zu feiern, da muss ich doch eine  Geburtstagsgeschichte einstellen.
Übrigens Tante Betty und Onkel Franz hat es wirklich in meiner Kindheit gegeben und auch ich habe später den Kontakt zu ihnen verloren.





Der achtzigste Geburtstag

Birgit legte den Schlüssel auf die Kommode und ging ins Wohnzimmer. Bernd, der gerade fürs Examen büffelte, hob den Kopf von den Büchern und grinste.
Nun hast du die Turteltauben in den Flieger gesetzt?“
Birgit kicherte. „ Man sollte meinen sie fahren in die Flitterwochen und nicht auf eine Kreuzfahrt nach 25 Jahren Ehe.“
Ihr Vater hatte der Mutter zur Silberhochzeit eine Kreuzfahrt geschenkt und Birgit hatte die beiden eben zum Flughafen gefahren.
Bernd sah seine Freundin nachdenklich an. Irgend etwas bedrückte sie doch?
Und dann setzte sich Birgit auch schon neben ihn, legte den Kopf auf seine Schultern und erzählte ihm von Tante Betty und Onkel Franz, die im gleichen Haus wie ihre Eltern gewohnt hatten und immer auf sie aufgepasst haben, wenn die Eltern in der Arbeit waren.
Sie waren wie Großeltern für sie, doch dann waren sie weg gezogen, nachdem sie sich ein kleines Häuschen gekauft hatten.
Nun hatte ihre Mutter ihr erzählt, dass Onkel Franz vor einem Jahr gestorben sei und Tante Betty nächsten Dienstag ihren achtzigsten Geburtstag feiere und ganz allein wäre.
Sie hat Birgit gebeten, nach ihr zu schauen.
Das Mädchen hob den Kopf. „Weiß du ich schäme mich, so oft habe ich mir vorgenommen, sie zu besuchen, doch es blieb immer nur bei dem Vorsatz, dabei sind es nur
hundert Kilometer von hier. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.“
Warum fährst du denn nicht für ein paar Tage zu ihr? Deine Klausur für dieses Semester ist abgeschlossen und du hast frei.“
Und du?“
Bernd grinste. „ Ich genieße es, dich mal für ein paar Tage los zu sein!“
Birgit knuffte ihn in die Seite.
Doch im Ernst, ich muss sowieso fürs Examen büffeln, du verlierst dein schlechtes Gewissen der alten Dame gegenüber und am Dienstag komme ich mit dem Zug, dann feiern wir gemeinsam zu dritt Geburtstag.“
Birgt küsste ihn stürmisch.
Du bist ein Schatz!“




Einige Stunden später stand sie vor dem Häuschen von Tante Betty.
Etwas bange ist ihr doch zumute, doch da kam die alte Dame schon aus dem Haus und es ist, als hätten sie sich erst gestern getrennt.
Bald saßen sie gemütlich am Kaffeetisch, nachdem Birgit ihren Koffer in das kleine Zimmer gebracht hat, das von Tante Betty gleich nach ihrem Anruf für sie hergerichtet wurde.
Die alte Frau war überglücklich das Mädchen nach all den Jahren wieder zu sehen und als Birgit ihr gestand, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, winkte sie nur ab.
Nun verlebten die beiden so unterschiedlichen Frauen einige wundervolle Tage und wurden des Erzählens nicht müde.
Am Abend vor ihrem Geburtstag fand Birgit die alte Frau weinend draußen auf der Bank.
Still setzte sie sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern.
Weißt du, das ist der erste Geburtstag den ich ohne meinen Franz feiere.“ flüsterte Betty.
Doch dann lächelte sie unter Tränen.
Jeden Morgen vor meinem Geburtstag ist er in den Wald gegangen und hat Waldmeister gerupft und dann hat er davon eine Bowle zu meinem Geburtstag gemacht.“
Gerupft?“
Tante Betty kichert. „Ja sie sahen immer ziemlich zerrupft aus, aber es wurde trotzdem eine köstliche Bowle daraus.“



Es dämmerte erst frühmorgens, als Birgit sich aus dem Haus schlich und in den nahe gelegenen Wald ging.
Sie musste ziemlich suchen, bis sie die weißen Blüten in dem grünen Blättermeer entdeckte.
Vorsichtig legte sie die Blätter in das mit gebrachte Tuch, das sie dann verknotete.
Als sie den Wald verließ pflückte sie noch einen bunten Wiesenblumenstrauß und schaute dann noch beim Bäcker vorbei und kaufte frische Brötchen und Kuchen.
Sie befürchtete schon, dass Tante Betty bereits wach sei, denn die Suche nach dem Waldmeister hatte doch länger gedauert.
Aber im Haus war alles still. Sie wusste nicht, dass die alte Dame bereits hell wach im Bett lag und schmunzelnd darauf wartete, dass sie gerufen wurde.
Summend bereitete Birgit das Frühstück, richtete den Tisch besonders liebevoll her und legte die mitgebrachten Geschenke neben den Teller der Tante, obenauf das Tuch mit dem Waldmeister.



Angelockt von dem Duft des Kaffees, der durchs ganze Haus zog, kam das Geburtstagskind die Treppe herunter und fand sich sogleich in einer stürmischen Umarmung.
Tränen traten der alten Dame in die Augen, als sie das Tuch aufknöpfte und die grünen Blätter sah und Birgit bekam einen extra Kuss.
Später machten sie zusammen die Bowle, wobei der frisch gewaschenen Waldmeister in Bündeln gebunden mit den
Blättern voran in den Wein gelegt wurde. 
Später wurde dann der Sekt dazu gegossen.
Von Birgits Eltern kam ein Blumenstrauß von Fleurop und ein Glückwunschtelegramm.
Gegen Mittag kam Bernd an und die Beiden verstanden sich auf Anhieb.
Bis spät in die Nacht wurde nun gefeiert und als die jungen Leute abfuhren, versprachen sie jetzt recht oft zu Besuch zu kommen.
Und dieses Versprechen haben sie auch gehalten.

© Lore Platz


Montag, 11. November 2024

Botschaft aus dem Jenseits

1.1o.2025

 

Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.

Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, Hamlet, William Shakespeare

Das lasse ich mal so stehen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!



 
(c) Peter S.


Botschaft aus dem Jenseits



Der junge Lehrer Richard Klausner verließ die Dorfschule und sah den Kindern nach, die lärmend den Schulhof verließen.
Endlich Sommerferien!
Die letzten Tage war die Rasselbande kaum noch zu bändigen gewesen.
Vergnügt pfeifend lenkte er seine Schritte zu dem schmucken kleinen Häuschen, in dem er mit seinen Eltern wohnte.
Sein Vater saß im Garten und las die Zeitung.
Richard setzte sich neben ihn und streckte die Füße weit von sich.
Michael Klausner grinste.
Bist froh, dass Ferien sind.“
Er war selbst Lehrer gewesen und wusste wie anstrengend die Kinder die letzten Tage vor den Ferien waren.
Richard nickte nur und sah nachdenklich hinauf in den Himmel und seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit.
Er war hier aufgewachsen und wollte auch nirgendwo anders sein. Eine schöne unbeschwerte Kindheit hatte er gehabt und mit seinem besten Freund Dominik so manchen Streich ausgeheckt.
Dominik, der Sohn des reichsten Bauern, dem Wiesenhofer,
war ein fröhlicher, etwas wilder und leichtsinniger Bursche, aber grundehrlich und treu.
 
(c) meine Tochter

Außerdem ein leidenschaftlicher Kletterer, gar viele Bergtouren hatten sie zusammen gemacht und manche
steile Wand sind sie hinauf gekraxelt. Und auf dem Gipfel angekommen hatte Dominik dann immer einen Jodler ins Tal geschickt.
Er war so übermütig und voller Lebensfreude.
Und dann vor vier Jahren war er in den französischen Alpen abgestürzt.


Hallo Junge träumst du?“ riss ihn die Stimme des Vaters aus seinen Gedanken.
Richard lächelte.
Ich habe gerade gedacht, wie schön wir es hier doch haben.“
Ja, hoffentlich noch lange, in B. haben sie schon wieder ein neues großes Einkaufszentrum hingestellt, verschandelt doch die ganze Landschaft!“ polterte sein Vater.
Eine Fahrradklingel ertönte und Gustl der Postbote betrat den Garten.
Ihr habt es vielleicht schön, sitzt faul im Garten, während unsereins sich abstrampeln muss. Ja, ja, Lehrer müsste man sein, immer nur Ferien.“
Michael lachte.
Geh, Gustl, du hast doch einen schönen Beruf, den ganzen Tag an der frischen Luft und nicht zu vergessen, die vielen selbst-gebrannten die du unterwegs angeboten bekommst.“
Gustls Augen leuchteten auf.
Hast a Stammperl da?“
Nix gibt’s, das wäre ja noch schöner, am Vormittag schon schnapseln, das schlag dir besser aus dem Kopf, nachher fällst noch in den Graben!“ tönte die Stimme von Waltraud Klausner durch das offene Küchenfenster.
Die drei Männer grinsten.
Bei der Waltraud hast wohl keine Chance,“ lachte Michael.
Gustl grinste, „ja meinen Schnaps kann ich wohl vergessen.
Er holte einige Briefe und Zeitschriften aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch.
Dann tippte er an seine Mütze und verließ pfeifend den Garten.
Während sein Vater sich in eine Fachzeitschrift über das Angeln vertiefte, sah Richard die Briefe durch.
Ein großes Kuvert mit einem französischen Absender erregte seine Aufmerksamkeit.


 
(c) C.P.

Er öffnete es und las die wenigen in französisch geschriebenen Zeilen.
Ein Monsieur Armand teilte ihm mit, dass er beim Renovieren seines Hotels hinter einer Kommode einen an ihn adressierten Brief gefunden hätte.
Richard griff noch einmal in den Umschlag und holte einen Brief hervor.
Er wurde blass als er die steile Handschrift seines Freundes Dominik erkannte und begann zu lesen.





Lieber Richard
 
Gleich kommen die Kameraden und es geht in die Wand.
Ich weiß nicht warum ich dir schreibe, aber ich habe so eine Unruhe in mir.
Es ist herrlich hier, fast wie daheim und die Berge eine echte Herausforderung, ich freue mich schon auf die Tour.
Aber es wird die letzte sein, denn wenn ich zurückkomme werde ich heiraten.
Und ich hab's dem Hannerl versprochen nicht mehr zu klettern. Ja das Hannerl und ich sind ein Liebespaar, hab sie ja schon gern ghabt wie mir noch in der Schule waren, wie du weißt.
Wird noch ein wenig Ärger geben mit dem Vater, weil sie arm ist, aber am Ende wird er nachgeben.
Richard, du warst und bist mein bester Freund und deshalb will ich dir jetzt etwas anvertrauen.


Das Hannerl ist schwanger! Ja ich werde Vater! Auch deshalb will ich keine gefährlichen Bergtouren mehr machen, denn ich habe ja nun Verantwortung.
Ich freue mich schon ganz narrisch!
Richard, nun bitte ich dich, sollte mir etwas passieren so kümmere dich um das Hannerl und das Kind und auch dass der Vater und die Mutter sie aufnehmen.
Ach was sind denn das für Grillen heute!
Mir passiert bestimmt nichts, bin doch einer der besten Kletterer.
Ich hör schon die Kameraden die Treppe runter poltern, ich muss jetzt los.
Pfüat di alter Freund, bis bald.

Dominik


Richard ließ den Brief sinken.
Michael hob den Kopf von seiner Zeitschrift.
Bub, was ist denn los, du bist ja ganz blass?“
Stumm reichte ihm Richard den Brief.
Deshalb hat das Hannerl den Dienst aufgekündigt und ist verschwunden. Armes Dirndl, wo sie wohl hin ist, hat doch niemand auf der Welt.“
Auf jeden Fall muss ich sie suchen, das bin ich dem Dominik schuldig.“
Während des Mittagessens überlegten sie wo er am besten mit seinen Nachforschungen beginnen sollte.
Es war die Mutter, die auf die Idee kam, beim Pfarrer nachzufragen, vielleicht hatte Hannerl sich ihm ja anvertraut.
 
 
(c) meine Tochter

Richard ging nach dem Essen hinüber zum Pfarrhof.
Er klopfte an die Tür der Schreibstube.
Grüß Gott Herr Pfarrer, ich hoffe ich störe nicht.“
Komm nur rein Richard, ich versuche grad' meine Predigt für den Sonntag zu schreiben, aber mir will einfach nix einfallen. Setz' dich doch!“

Er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
Fragend sah ihn Pfarrer Gietl an, dann hellte sich sein Gesicht auf.
Du willst das Aufgebot für die Bärbel und dich bestellen!“
Lächelnd schüttelte Richard den Kopf.
Das hat noch Zeit, wir wollen erst den oberen Stock bei meinen Eltern ausbauen, im Herbst fangen wir an.
Es geht um die Holler Hannerl, vielleicht wisst ihr wo sie heute lebt.“
Warum willst das wissen?“
Richard reichte ihm den Brief vom Dominik und erklärte, warum er ihn erst heute bekommen hatte.
Still ist es in der Stube und nur das gleichmäßige Ticken der alten Standuhr war zu hören.
Pfarrer Gietl hob den Kopf, seine Augen strahlten.
Und da gibt's doch tatsächlich Leut', die behaupten, es gibt keinen Herrgott. Der Brief ist direkt aus dem Himmel gekommen.
Du hast Recht, das Hannerl hat sich mir anvertraut. 
Ich hab ihr geraten, zum Wiesenhofer zu gehen, aber sie hat sich net getraut. 
Deshalb hab ich sie zu einem Heim für ledige Mütter geschickt. 
Die haben ihr dann weiter geholfen. 
A Bub is und heißt Dominik wie sein Vater. 
Hannerl hat dann eine kleine Wohnung und Arbeit in der Fabrik gefunden, die aber leider vor kurzem Konkurs gemacht hat und das Arbeitslosengeld reicht kaum zum Leben. 
Ich hab dem Hannerl vorgeschlagen zu mir zu kommen. 
Sie kann der Theres zur Hand gehen, die auch nimmer die Jüngste ist. 
Aber sie hat net gwollt, fürchtet halt das G'red der Leut, besonders da der Bub dem Dominik wie aus dem Gesicht g'schnitten is.“
Er strich den Briefbogen glatt.
Sixt der Brief kommt gerade zur rechten Zeit. Hier bekennt sich der Dominik zum Hannerl und seinem Kind und außerdem enthält er noch ein schriftliches Heiratsversprechen.
I geb dir jetzt die Adress vom Hannerl, fahr morgen in die Stadt und hol die beiden heim.
Und i red' nachher no mit dem Wiesenhofer und seiner Frau.“
Er reichte Richard den Zettel und dieser verabschiedete sich dankend.
Versonnen sah der Pfarrer ihm nach, dann kam ihm blitzartig eine Idee.
Er kramte in der Schreibtischschublade und holte ein Foto heraus.
Es zeigte einen dreijährigen Jungen, der verschmitzt in die Kamera blickte. 
Es war Dominik, der seinem Vater sehr ähnlich sah. Hannerl hatte das Bild vor einigen Wochen an ihn geschickt. Das Foto wollte er zu seiner Unterredung mit den Wiesenhofers mitnehmen.
Richard aber wurde von seinen Eltern schon erwartet und berichtete ihnen, was er erfahren hatte.
Sie saßen gerade beim Abendessen, als es klopfte und der Wiesenhofer eintrat.
Grüß dich, Sepp,“ sagte Michael ,“ setz dich, magst mit essen?“
Der alte Bauer schüttelte nur den Kopf und ließ sich schwerfällig auf den angebotenen Stuhl sinken.
Ernst sah er Richard an.
Du hast einen Brief vom Dominik bekommen?“
Richard holte das Schreiben aus seiner Brieftasche und reichte es über den Tisch dem Vater seines Freundes.
Nachdem dieser den Brief gelesen hatte, fragte er mit Tränen in den Augen.
Darf ich ihn behalten?“
Als Richard nickte, faltete der alte Mann das Papier sorgfältig zusammen und steckte es in seine Joppentasche.
Der Herr Pfarrer hat gesagt, dass du morgen in die Stadt fährst um das Hannerl und den Buben zu holen. 
Sag dem Madl, dass sie herzlich willkommen sind und bei uns eine Heimat haben, so wie es der Dominik gewollt hätte.“
Er stand auf und wandte sich zum gehen, dann drehte er sich noch einmal um und meinte schmunzelnd.
Die Erna ist ganz narrisch vor Freud und stellt das ganze Haus auf den Kopf um Zimmer für die beiden herzurichten.“
 
Gleich nach dem Frühstück am nächsten Tag fuhr Richard in die Stadt.
Als er später die beiden dann bei Josef und Erna Wiesenhofer ablieferte, da war die Freude groß.
Erna schloss das Hannerl liebevoll in die Arme und der kleine Dominik eroberte die Herzen seiner Großeltern im Nu.
 
Richard aber stahl sich leise davon und ging zum Friedhof.
Vor dem Grab seines Freundes blieb er stehen.
Bist du zufrieden mit mir, Dominik? Das Hannerl und dein Sohn sind jetzt da, wo sie hingehören.“


© Lore Platz  2023