Freitag, 8. Februar 2019

Drei gute Freunde

Gestern habe ich ein Pferd auf dem Baum gesehen, was ihr glaubt mir nicht und denkt womöglich ich wäre mit Baron Münchhausen verwandt.
Wirklich ihr könnt mir glauben, es stimmt.
Bei meinem Nachbarn im Garten sind die Bäume voller Schnee, der während des Tages herunter fiel.
Und als ich wieder mal aus dem Fenster sah, hatte der zurück gebliebene Schnee die Form eines Pferdekopfes.
Schade dass ich keine Kamera bei der Hand hatte.

Viel Spaß beim Lesen!



(c) Peter S.



Drei gute Freunde

Der Bauernhof lag etwas abseits in einer schönen Gegend.
Doch wie sah es hier aus. Alte verbogene Milchkannen lagen herum. Verrostete Maschinenteile lehnten an der Wand des Stalles, von der der Verputz bröckelte und aus dem Stall drang ein Gestank, als wäre er schon wochenlang nicht mehr ausgemistet worden.
Eben führt der Bauer, der genauso verwahrlost aussah, wie sein Hof, eine Stute aus dem Stall.
Er zerrte sie mehr, als dass er sie führte.
Das arme Tier sah schrecklich aus. Es war so dünn, dass man die Rippen zählen konnte. Sein glanzloses Fell war total verdreckt und auf der Hinterhand waren Narben zu sehen, die wohl von Schlägen herrührten.
Es trottete traurig neben seinem Herrn, nur als es an seinem Freund, dem Hofhund vorbeikam, der an einer Kette vor seiner Hütte lag, hob es kurz den Kopf.
Der Hofhund bellte zum Gruß, doch der Bauer brüllte:
Halt´s Maul!“
Er spannte das Pferd vor einen voll beladenen Wagen und ließ die Peitsche auf den Rücken des armen Tieres sausen.
Die Stute zuckte zusammen und bemühte sich verzweifelt, den Wagen vorwärts zu ziehen, doch sie war einfach zu schwach.
Der Bauer fluchte und schlug wütend auf das Tier ein, doch der Wagen bewegte sich nicht.
Rot im Gesicht vor Jähzorn schirrte der Bauer das Pferd aus, führte es zur Seite und begann erbarmungslos auf es einzuschlagen.
Die Stute wieherte vor Schmerz und bemühte sich verzweifelt den Schlägen auszuweichen.
Sein Freund der Hofhund bellte lärmend und versuchte ihr zu Hilfe zu kommen, doch die Kette riss ihn immer wieder zurück.
Die Bäuerin von dem Lärm angelockt stürzte aus dem Haus.
Simon, du schlägst sie ja tot!“ rief sie verzweifelt.
Ruf den Abdecker an,“ knurrte der Unhold und wandte sich ab.
Im Vorbeigehen trat er mit dem Fuß nach dem bellenden Hund, stieß seine Frau in den Hausgang und brüllte:
Hab´ich dir nicht gesagt, du sollst den Abdecker anrufen!“
Er gab ihr eine Ohrfeige und beide verschwanden im Haus.
Der Hund, nennen wir ihn Randi, starrte zur Stute, die wir Herta nennen wollen, hinüber.
 
(c) Werner B.

Sie bewegte sich nicht, ob sie wohl tot war?
Er legte sich nieder, den zotteligen Kopf auf den Pfoten und starrte vor sich hin.
Ein kleiner Hase hoppelte über die Wiese, schlüpfte durch das Loch im Zaun und knabberte genüsslich an den Salatblättern.
Erstaunt hob er den Kopf.
Es war ja heute so still. Sonst bellte Randi immer, wenn er ihn sah.
Mit großen Sprüngen überquerte der Hase den Hof und blieb bei Randi stehen.
Weinst du?“ wollte er wissen.
Der Hund sah ihn traurig an.
Der Alte hat Herta tot geschlagen.“
Der Hase erschrak und seine Nase zuckte aufgeregt.
Er hüpfte hinüber zu der Stute und stupste sie mit der Nase an.
Herta öffnete die Lider und sah ihn aus ihren schönen braunen Augen traurig an.

 
(c) R.M.z.V

Der Hase hoppelte zurück.
Sie lebt noch,“ verkündete er.
Randi rührte sich nicht.
Ich kann ihr doch nicht helfen,“ seufzte er mutlos.
Der Hase besah sich die Kette.
Die ist aus Eisen, die kann ich nicht durchbeißen“,
murmelte er vor sich hin, „ aber dein Halsband ist doch aus Leder, leg deinen Kopf zur Seite.“
Rande gehorchte teilnahmslos und der Hase schlug seine kräftigen Zähne in das Lederband.
Plötzlich öffnete sich die Tür und der Bauer stapfte zu seinem alten Auto.
Der Hase war blitzschnell in der Hundehütte verschwunden.
Nach einer Weile spähte er zitternd hervor.
Ist er weg?“ wisperte er.
Ja, er fährt jetzt zum Wirt und wenn er zurück kommt, ist er noch schlimmer.
Der Hase machte sich wieder an die Arbeit und bald war Randi frei.
Er schüttelte seinen zotteligen Kopf sie liefen zu Herta hinüber.
Randi stupste sie an.
Herta, bitte wach` doch auf. Wir müssen hier fort. Wenn der Bauer zurück kommt und sieht, dass du noch lebst, dann schlägt er dich tot.“
Die Stute versuchte verzweifelt auf die Beine zu kommen, doch immer wieder kippte sie um.
Doch Randi gab nicht auf.
Er feuerte sie an, sprach ihr Mut zu, bettelte und flehte.
Endlich stand die Stute zitternd auf ihren vier Beinen.
Der Hund nahm die Zügel ins Maul und führte seine Freundin hinter dem Hasen her, der ihnen im Wald eine geheime Höhle zeigen wollte.
Herta wankte mit halb geschlossenen Augen neben ihren Freunden und Randi war froh, als sie endlich den schützenden Wald erreichten.
Als sie in die Höhle kamen, war es mit Hertas Kraft vorbei und sie stürzte zu Boden.
Ist sie tot?“ fragte ein Eichhörnchen, das neugierig näher gekommen war.
Randi beobachtete die zitternden Flanken seiner Freundin und sah auch, dass ihr Brustkorb sich hob und senkte und schüttelte den Kopf.
Ich muss Hilfe holen!“ In großen Sprüngen eilte er ins Dorf.
Zwei Mädchen spielten im Garten. Das kleinere der Beiden wandte sich schreiend um, als es den Hund kommen sah.
Doch ihre Schwester Karin ging beherzt auf das Tier zu und streckte ihm die Hand entgegen, damit er ihren Geruch aufnehmen konnte und streichelte den Hund dann vorsichtig.
Komm Elli, er ist ganz lieb.“
Ängstlich ging die Kleine näher, doch als der Hund sie liebevoll mit der Nase stupste, legte sie vorsichtig ihre Hand auf seinen Kopf und als er sich nicht bewegte, begann sie ihn behutsam zu streicheln.
Randi, der noch nicht viel Liebe erfahren hatte, genoss es von den beiden Mädchen geknuddelt zu werden.
Doch dann fiel ihm seine schwer verletzte Freundin wieder ein.
Er packte die Kleinere am Rock und zerrte sie Richtung Wald.
Elli schubste ihn lachend weg.
Randi bellte kurz und packte Karin am Rock.
Ich glaube er will uns etwas zeigen,“ meinte diese.
Als hätte der Hund sie verstanden, lief er los, drehte sich um und bellte auffordernd.
Die beiden Mädchen folgten ihm und standen wenig später erschüttert vor dem gequälten Pferd.
Karin liefen die Tränen über die Wangen und auch Elli schluchzte laut.
Sie knieten beide nieder und strichen zart über den Kopf des Pferdes.
Dieses bewegte sich nicht, nur am Heben des Brustkorbs stellten sie fest, dass es noch lebte.
Wer kann nur so grausam sein,“ flüsterte Elli, als sie die offenen, blutenden Striemen betrachtete.
Wir müssen ihm helfen!“
Karin nickte, „ komm wir holen den Tierarzt.“
Die beiden Mädchen nahmen sich an der Hand und liefen durch den Wald ins Dorf.
Atemlos polterten sie ins Wartezimmer.
Eine ältere Frau mit einem Korb auf den Knien, in dem eine siamesische Katze fauchte, sah die Mädchen missbilligend an.
Könnt ihr nicht manierlich ein Zimmer betreten und wie ihr bloß ausseht, schmutzig und zerzaust.“
Ein Junge in Lederhosen, auf dessen rechtem Oberschenkel eine Schildkröte saß, lächelte die Mädchen freundlich an.
Hallo Karin, hallo Elli, wo habt ihr den euer krankes Tier?“
Die Mädchen erzählten ihm aufgeregt von dem verletztem Pferd im Wald.
Anderl sprang so schnell auf, dass die Schildkröte beinahe
auf den Boden gefallen wäre. Doch gekonnt fing er sie auf und rannte gefolgt von den Mädchen in das Zimmer des Arztes.
Dieser verabschiedete sich gerade von einem kleinen Mädchen, das vorsichtig einen Käfig mit einem Wellensittich
vom Tisch hob.
An der Tür erschien die Sprechstundenhilfe mit hochrotem Kopf.
Entschuldigen sie Herr Doktor, die Kinder sind einfach an mir vorbei gerannt.“
Schon gut Margret.“
Die junge Frau verließ mit dem kleinen Mädchen und seinem Sittich das Zimmer.
Der Tierarzt wendete sich an die Kinder.
Wo brennt`s denn?“
Der Junge und die Mädchen erzählten nun von dem misshandelten Pferd im Wald.
Der Doktor nahm mit ernstem Gesicht seine schwarze Tasche und verließ mit den Kindern das Zimmer.
Im Vorbeigehen sagte er seiner Sprechstundenhilfe, dass er zu einem Notfall müsse.
Anderl legte grinsend seine Schildkröte auf den Schreibtisch.
Pass gut auf sie auf!“
Im Hof kletterten sie in den dunkelblauen Geländewagen und waren bald im Wald.
Erschüttert stand der Tierarzt wenig später vor dem übel zugerichteten Pferd.
Das ist die Stute vom Huberbauern, diesmal ist er dran,“ brummte er grimmig.
Er gab dem Pferde eine Spritze und säuberte dann vorsichtig die Wunden.
Die Kinder halfen ihm die Salbe aufzutragen und Randi saß zufrieden daneben und beobachtete alles aus klugen Augen.
Wird es wieder gesund?“ fragte Elli ängstlich.
Ich hoffe es,“ seufzte der Arzt, „aber wir können es nicht hier liegen lassen.“
Ich hol den Vater!“ rief Anderl
Ja und schau auch beim Gendarm vorbei!“
Karin hatte den Kopf des Pferdes in ihren Schoß gebettet und streichelte es liebevoll.
Elli kniete neben Randi und hatte tröstend die Arme um ihn gelegt.
Das Geräusch eines Bulldozers war zu hören und Anderl mit seinem Vater und drei kräftigen Männern, sowie dem Dorfpolizisten betraten die Höhle.
Randi bellte begrüßend und Anderl kraulte ihn hinter den Ohren.
Entsetzt standen die Männer vor dem Pferd und nur die Anwesenheit der Mädchen hinderte sie daran einen kräftigen Fluch auszustoßen.
Der Polizist nahm seinen Block und machte sich Notizen.
Ich werde dafür sorgen, dass der Huberbauer keine Tiere mehr halten darf,“ versprach er grimmig.
Am besten, wir bringen die Stute zu uns,“ meinte Anderls Vater und sah den Polizisten fragend an.
Dieser nickte und Anderl fragte: „Dürfen wir den Hund auch behalten?“
Auch das wurde erlaubt.
Es war einen verflixte Schinderei das Pferd auf den Wagen zu schaffen und die Männer kamen ganz schön ins Schwitzen.
Doch endlich lag es auf der Plane und Randi sprang auf den Wagen und legte sich neben seine Freundin.
Anderl kletterte ebenfalls hinauf und streichelte beruhigend den Hals der Stute, die unruhig mit den Beinen zappelte.
Tuckernd setzte sich der Bulldozer in Bewegung.
Der Gendarm sah ihnen eine Weile nach.
Ich werde jetzt zum Huberbauern gehen,“ brummte er mit grimmigem Gesicht und stapfte davon.
Karin und Elli kletterten zu dem Doktor in den Geländewagen und er fuhr sie nach Hause.
Ein kleiner Hase, der alles aus sicherer Entfernung beobachtete hatte, hoppelte zufrieden davon.
Der Huberbauer aber bekam eine kräftige Geldstrafe und durfte keine Tier mehr halten.
Herta aber wurde wieder gesund und tollte zusammen mit Randi glücklich über die Wiese.
Karin und Elli besuchten sie fast täglich. 

(c) Lore Platz