Von
meinem Badezimmerfenster kann ich den Fliederbaum in Nachbarsgarten
bewundern und dann muss ich daran denken wie sehr meine Mutter den
Flieder liebte.
Und wie ich immer bemüht war diese wunderbar duftenden Blüten zu besorgen, um ihr am Muttertag eine Freude zu machen.
Das war gar nicht so leicht, wenn man in einer Mietwohnung ohne eigenen Garten lebt.
Zum Glück war jeden Tag ja die Maiandacht und ich hatte deshalb eine Ausrede noch abends die Wohnung zu verlassen.
Zusammen
mit meiner besten Freundin spazierten wir am Abend vor Muttertag durch
den Ort, die Kirche bekam uns heute nicht zu sehen.
Wir
nahmen auch den Nachbarsjungen mit, der gut zwei Köpfe größer war als
wir, und besser mit seinem Arm an die Bäume gelangen konnte.
Er war nicht sehr mitteilsam und
stapfte schweigend neben uns her, doch wenn wir in einem Garten einen
Fliederbaum entdeckten, dann streckte er seine langen Arme und schnitt
einige der duftenden Äste ab.
Manchmal warnte uns auch ein Knurren und wir eilten schnell weiter bevor der Hund an den Zaun kam.
Zuhause gelang es mir dann mit dem Strauß ungesehen in mein Zimmer zu kommen.
Meine Mutter freute sich riesig als der Strauß in einer schönen Vase auf dem Tisch prangte und seinen Duft verbreitete.
Sie fragte nie woher er wohl kam, aber sie bedachte mich mit einem spitzbübischen Lächeln.
Eine kleine Geschichte zum Muttertag
Es ist keine neue Geschichte, aber aus passendem Anlass habe ich sie wieder heraus gekramt.
Mit dieser Geschichte wünsche ich allen Müttern einen schönen Muttertag.
„Heute
ist ja Muttertag!“ fällt ihr ein und Teddy brummt , weil er im
Schlaf gestört wurde.
Leichtfüßig
springt das Mädchen aus dem Bett und tapst barfuß in Peters Zimmer.
Kopfschüttelnd
sieht Vanessa sich um, was war der Peter doch schlampig.
Sein
Zimmer sieht wieder schrecklich aus.
Das
Mädchen kickt den roten Ball in die Ecke, steigt vorsichtig über
das Feuerwehrauto und wäre noch beinahe über den Baukasten
gestolpert.
Peter
schläft noch tief und Vanessa bedauert, dass sie ihn wecken muss.
Vorsichtig
packt sie ihn an der Schulter.
Peter
knurrt, „Lass mich in Ruhe!“ und schüttelt ihre Hand ab.
Da
zieht ihm seine Schwester einfach die Decke weg.
Wie
der Blitz springt der Junge auf und sieht sie wütend an.
Vorsichtshalber
tritt Vanessa einen Schritt zurück.
„ Peter,
heute ist doch Muttertag.“
Mürrisch
verlässt der Junge das Bett.
Wenig
später schleichen sie aus dem Haus, klettern über den Gartenzaun
und rennen den Hang hinunter auf die Wiese vom Bauern Moser.
Lachend
laufen sie barfuß durch das taufrische Gras und bald hat jeder von
ihnen einen bunten Strauß gepflückt.
Während Vanessa noch einige Wiesenschwengel sucht, setzt Peter sich ins Gras und
mault.
„Wir
haben doch genug Blumen, was willst du noch mit diesem Gras!“
„Es
sieht hübsch aus, wenn wir die Wiesenschwengel zwischen die Blumen
stecken,“ ruft Vanessa, die sich schon weiter entfernt hat.
Peter
stützt die Ellbogen auf die Knie und legt den Kopf in die Hände.
Mitten
in seine Gedanken hört er einen schwachen Hilferuf.
Neugierig
sieht er sich um, spielte ihm seine Fantasie einen Streich?
Da,
wieder hört er es. „Hilfe, Hilfe!“
Vorsichtig
bückt sich der Junge nach vorn und bemerkt einen Schmetterling, der
in einem Spinnennetz hängt und verzweifelt versucht loszukommen.
Doch
je mehr er zappelt, umso fester legen sich die feinen klebrigen Fäden
um seinen Körper.
Am
Ende des Spinnennetzes sitzt eine dicke schwarze Spinne, die sich
jetzt langsam in Bewegung setzt.
Der
kleine Schmetterling kämpft verzweifelt gegen die heimtückischen
Stricke … und das Ungeheuer kommt immer näher.
Peter
sieht sich suchend nach einem Stöckchen um, dann fällt ihm sein
Taschenmesser ein.
Schnell
klappt er es auf und durchtrennt das Spinnennetz und beide purzeln
auf die Erde.
Während
die Spinne auf ihren acht Beinen schnell davon läuft, bleibt der
Schmetterling jammernd auf dem Boden liegen.
„Auweh,
ausweiohwei! Ich habe überall blaue Flecken, hättest du nicht
besser aufpassen können?“
„Du
bist gut, mir blieb schließlich nicht viel Zeit,“ empört sich
Peter.
„Ja,
ja, ist ja schon gut, vielen Dank auch, aber könntest du mich jetzt
von diesen klebrigen Dingern befreien.“
Peter
lacht , nimmt den Falter vorsichtig in die Hand und löst ganz sachte
die Spinnfäden.
„Ach
ist das schön!“ Der kleine Geselle dehnt sich.
„Beinahe
wäre es mit mir aus gewesen.“
Er
schüttelt sich bei diesem Gedanken, doch dann lacht er wieder.
Überhaupt
schien er ein lustiges Kerlchen zu sein.
„Gestatte,
dass ich mich vorstelle, Gaukel, königlicher Ballettmeister.“
Er
verbeugt sich zierlich.
Peter
grinst.
„Königlicher
Ballettmeister, wo gibt es das denn?“
„Nun
lache nicht, ich unterrichte die hübschesten Tänzerinnen an König
Mirzels Hof.“
„Peter,
mit wem redest du da?“
Vanessa
ist unbemerkt näher gekommen.
Der
Schmetterling auf Peters Hand verbeugt sich elegant.
„Gestatten,
Gaukel, königlicher Ballettmeister seiner Hoheit des Zwergenkönigs
Mirzel.“
Vanessa
knickst.
„Schönen
guten Morgen, Herr Gaukel, freut mich ihre Bekanntschaft zu machen.
Aber wo wohnt denn der Zwergenkönig?“
„Natürlich
im Zwergenreich, unweit des Zauberwaldes, den bisher noch kein
Mensch betreten hat.“
„Und
warum habt ihr das Zauberland verlassen?“
„ Ich
wollte meine Verwandten besuchen, denn ich habe gehört, dass eine
meiner Kusinen eine sehr talentierte Tänzerin sein soll.
Oh,
ich muss mich beeilen. Adieu!“
Er
breitet seine schönen Flügel aus und fliegt von Peters Hand hinauf
in den Himmel, dreht eine Runde, wirft ihnen eine Kusshand zu und ist
bald ihren Blicken entschwunden.
Doch
sie müssen nun zurück, nicht dass die Mutter schon wach ist, bevor
sie mir ihrer Überraschung fertig sind.
Geschwind
klettern sie wieder über den Zaun und schleichen ins Haus.
Während
Peter mit der Kaffeemaschine beschäftigt ist, deckt Vanessa den
Tisch.
In
der Mitte prangt der wunderschöne Wiesenblumenstrauß und unter der
Vase legt das Mädchen die Geschenke.
Sie
tritt einen Schritt zurück und betrachtet ihr Werk. Hübsch sieht
es aus.
„Der
Kaffee ist durch,“ meldet Peter aus der Küche.
Hand
in Hand huschen sie zur Schlafzimmertür und klopfen an.
„Herein!“
ertönt die kräftige Stimme des Vaters.
Die
Mutter sitzt aufrecht im Bett und streckt beide Arme aus.
Jubelnd
fallen ihr die Kinder um den Hals.
„Alles
Gute zum Muttertag!“
„Danke
euch, hier duftet es ja so herrlich nach Kaffee.“
Verena
hatte das Mauscheln in der Küche längst gehört.
Die
Kinder zerren sie aus dem Bett.
Überrascht
steht diese wenig später vor dem hübsch gedeckten Tisch, sie drückt
ihre Kinder an sich und wechselt einen zärtlichen Blick mit Michael.
Ja
Verena war sehr glücklich mit ihrer kleinen Familie.
(c) Lore Platz (2016)
Liebe Lore,
AntwortenLöschenja es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die uns Müttern so viel Freude bereiten.
So ein Wiesenstrauß mit dem das Kind einfach sagt:"Mama ich hab dich lieb!" lässt ein Mutterherz vor Freude hüpfen :-).
Deine Geschichte ist bezaubernd.
Sicher telefonierst Du morgen mit Deiner Tochter, die Dir zum Muttertag alles Gute wünscht. Wir gehen morgen mit unserem Sohn gemeinsam essen und irgendwie liegen irgendwelche Heimlichkeiten in der Luft... :-)
LG und auch Dir einen schönen Muttertag
Astrid
Liebe Lore, schöne Muttertagsgeschichte und gleich noch einen Schlenker ins Märchenreich, hat mir gut gefallen. Liebe Grüße Eva
AntwortenLöschenWieder eine so schöne Geschichte - passend zur Jahreszeit. Hier fängt auch der Flieder bald an zu blühen. Herrlich! Lore Dir auch einen schönen Muttertag!
AntwortenLöschenLiebe Lore, so eine schön Muttertagsgeschichte und mich haben die selbstgebastelten Sachen immer am meisten gefreut, weil man Liebe, Mühe darin sehen kann.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und Dir auch einen schönen Muttertag, wenn er auch wieder mal anders gefeiert werden muss, Roswitha
Liebe Lore, gefällt mir sehr Deine Muttertagsgeschichte.
AntwortenLöschenMeine Mutti hielt von solchen Tagen nichts, auch Gebasteltes oder ein Sträußchen wurde beiseite gelegt. Naja, irgendwann habe ich es dann gelassen.
Mein Sohn ruft stets an, hat es noch nie vergessen.
Sicher wirst auch Du was von Deiner Tochter hören. Dann haben wir es wohl besser verstanden.
Einen schönen sonnigen Muttertag wünscht Monika
Lieve Lore, so passend zur Erinnerung diese Muttertagsgeschichte.
AntwortenLöschenGern wieder gelesen und geschmunzelt. DANKE
Nun ist unser Sohn verheiratet und er hat auch in diesem Jahr seine Mama nicht vergessen. "Wartest doch schon, weiß ich doch." Sagte er am Telefon, hab ihn direkt schmunzeln gehört.
Na klar, freut man sich über so einen Gruß zum Muttertag.