Donnerstag, 16. Mai 2024

Der Wichtel, den niemand verstand

 

 

 

 


 Der Wichtel, den niemand verstand

 

Winzling war der jüngste seiner Familie und er war anders als seine Geschwister. er war ein Träumer und stellte oft seltsame Fragen. Seine Brüder lachten ihn aus, wenn er fragte, warum die Sonne nur am Tag schien oder der Mond mal dick und mal dünn ist. Auch warum die Blätter im Herbst bunt wurden.

Bertl nannte ihn einen Spinner, Karleman warf sich vor lauter Lachen auf den Boden und Tio schupste ihn und brüllte, dass wüßste keiner, das wär eben so und er solle nicht so nerven, er mache sie zum Gespött aller Wichtel im Dorf, man müsste sich ja schämen.

Nur seine große Schwester Missi verstand ihn und nahm ihn in Schutz. Sie war ein hübsches Mädchen, etwas füllig, aber das stand ihr gut und bald würde sie Wurzel vom Nachbardorf heiraten. Winzling war sehr traurig deswegen. denn dann würde er ganz allein sein, seine Brüder mochten ihn nicht  und seine Eltern schämten sich seiner. Besonders nachdem die Ältesten ihnen geraten hatten ihren vorwitzigen Sohn daran zu hindern die Gemeinschaft durcheinander zu bringen. 

Als Missis und Wurzels Hochzeit gefeiert wurde verkroch sich Winzling im Wald und weinte bitterlich. Dort fand ihn seine Schwester und nahm ihn tröstend in die Arme, doch helfen konnte sie ihm auch nicht.

Nachdem Missi ausgezogen war ging es Winzling sehr schlecht, seine Brüder und deren Freunde quälten und versptotteten ihn und für seine Eltern war er unsichtbar.

 


 

Die meiste Zeit verbrachte der traurige Wichtel im Wald, da gab es so viel zu sehen und staunen und bewundern. Er beobachtet gerade wie eine Spinne in einem Himbberbusch ihr Netz webte, als seine Freundin Ella, das Eichkätzchen sich neben ihn setzte.

Sie erzählte ihm, dass in der Nähe des Elfenreichs ein sehr kluger alter Wichtel leben würde und der ihm vielleicht seine Fragen beantworten könnte. Das Rotkehlen Tilde hätte ihr das erzählt.Sicher könnte sie ihn zu dem alten Mann bringen. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.

Als Winzling kurz nach dem Morgengrauen das Haus verließ schaute er sich noch einmal Abschied nehmend um, dann lief er los Rotkehlchen und Eichkätzchen erwarteten ihn schon. Als Winzling auf Tildes Rücken saß, fragte ihn diese, ob er seinen Eltern Bescheid gesagt hatte. Der Wichtel schüttelte den Kopf, niemand würde ihn vermissen, doch da fiel ihm seine Schwester ein und er bat den Vogel ihn zu Missi zu bringen, damit er sich von ihr verabschieden konnte.

Seine Schwester staunte nicht schlecht, als plötzlich ein Vorgel an ihre Tür klopfte, auf dessen Rücken ihr Bruder saß. Mit Tränen in den Augen nahmen die Geschwister Abschied und Missi versprach den Eltern Bescheid zu sagen.Traurig winkte sie ihrem Bruder nach und wusste doch tief in ihrem Herzen, dass es das Beste für ihn war.

Tilde setzte Winzling vor der Höhle ab und flog davon. Schüchtern betrat Winzling die Höhle und staunte. Kräuter hingen an einem quer durch die Höhle gespanntem Seil und verströmten ihre aromatischen Düfte. Tiegel, Gläser. Schüsseln und Tassen waren im ganzen Raum zerstreut. An einem Tisch stand mit dem Rücken zu ihm ein weißhaariger Mann und stocherte in einem langen Stiel einer Blume.

Als er sich umdrehte, sah Winzling, dass auch sein Gesicht von einem weißen Bart bedeckt war und man nur zwei kluge fröhliche Augen und die Nasenspitze erkennen konnte. 

"Hallo wer bist denn du, bist du krank?" Winzling schüttelte den Kopf und platzte heraus: "Was machen sie da." Der alte Wichtel lachte vergnügt. " Ich bastle einen Trinkhalm, eine der Elfen ist gestürzt und hat sich schwer im Gesicht verletzt und ihr Mund ist so geschwollen, dass sie nicht richtig trinken kann, also bastle ich für sie einen Trinkhalm, mit dem sie dann saugen kann. Aber wenn du nicht krank bist was willst du dann?"

Und Winzling vertraute Balduin all seine Kummer an. Dieser aber nahm ihn bei der Hand und führte ihn in ein Nebengemach. dort stand ein großer Tisch auf dem viele in Leder gebundene Bücher lagen, Der alte Wichtel schlug eines davon auf und Winzling staunte, als er die bunten Bilder und die vielen verschieden geformten Striche sah.

" Das ist ein Buch und wird alle deine Fragen beantworten." " Kann es sprechen?" Balduin lachte. "Nein du musst es lesen. Willst du  mein Lehrling werden? Ich werde dich schreiben und lesen lehren und auch in die Geheimnisse der Heilkunst einweihen. " 

Als Winzling ganz heftig mit dem Kopf nickt, lachte Balduin vergnügt. 

" Aber nun komm wir wollen dem kleinen Elfenmädchen seinen Trinkhalm bringen damit es endlich den heilenden Tee trinken kann."

 

 



Als Winzling neben dem alten gütigen Wichtel zum Elfenreich ging, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben, glücklich und zufrieden und vor allem verstanden.

(c) Lore Platz (2021)

 

 



 

7 Kommentare:

  1. Liebe Lore,
    deine Fantasie ist grenzenlos und das ist gut so! Sehr gut hat mir deine Geschichte wieder gefallen und besonders gefällt mir die Moral, die sich ergibt. Lesen bildet, nicht wahr?
    Herzliche Grüße
    Regina

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  2. Liebe Lore, da bin ich tief im Märchen eingetaucht. Und wie passend das Gnombild! Sicher erfährt man mehr von den beiden Bärtigen.
    Sarah wird davon erfahren! Habe es weitergeleitet. Bin gespannt, ob Antwort kommtliebe Grüße

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  3. ... und die Moral von der Geschicht: Für jeden gibt es den richtigen Platz im Leben. Man muss ihn manchmal nur finden. ;-) - Ich kann mich Regina nur anschließen. Was für wunderbare Geschichten du dir immer wieder einfallen lässt. - Die Welt der Wichtel und Elfen ist voller wunderbarer Geschichten. Und DU erzählst sie uns. Danke dafür und liebe Grüße! Martina

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  4. Was für eine tolle Geschichte Lore !

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  5. hallo liebe Lore und wieder so eine tolle Geschichten, eintauchen, wegträumen ins Land der Wichtel und Elfen. Liebe Grüße, Roswitha

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  6. Liebe Lore, ich freue mich sehr, dass Du ein Bild meiner kleinen Wichtel verwendet hast. Es hat so viel Spaß gemacht sie zu stricken und zu sehen wie sie entstehen und dann noch die Spannung, was Du daraus machen wirst. Sarah ist begeistert, ich habe den Text in englisch zusammengefasst und ihr geschickt.
    Das Bild hast Du super ausgesucht, es passt so schön zum Ende der GEschichte ♥ Liebe Grüße,
    Karo

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  7. Liebe Lore,
    ich kann mich nur allen anderen anschließen: Deine Wichtelgeschichte ist soooo schön!!! Du schickst uns nicht nur in das Land der Wichtel und Elfen, sondern lässt uns die Welt für einen kurzen Moment wieder mit Kinderaugen sehen.
    Der kleine Wichtel ist mir schon ans Herz gewachsen und ich hoffe, wir werden noch öfter von ihm lesen können.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und schicke Dir ganz herzliche Grüße
    Astrid

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