Einmal sagte jemand zu mir:
Das Leben ist wie das Bergsteigen, der Weg zum Gipfel macht dich stark.
Viel Spaß beim Lesen!
Neuanfang
Ein
Murren der Enttäuschung ging durch den Saal, als der Richter das
Urteil verkündetet.
„Freispruch,
wegen Mangel an Beweisen!“
Paul
war wütend wie alle seine Leidensgenossen ringsum, die der
Angeklagte um ihr Geld geprellt hatte.
Zornig
ballte er die Faust, am liebsten hätte er damit dem Betrüger das
selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht geschlagen.
Wie
arrogant und anmaßend hatte er auf die Fragen des Staatsanwalts
geantwortet und seine Opfer auch noch beleidigt, wegen ihrer
Leichtgläubigkeit.
Wie
in Trance ging er nach Hause, das ihm längst nicht mehr gehörte.
Mit
einem fröhlichem lang anhaltenden Pfiff fuhr der Regionalzug in den
kleinen Bahnhof ein.
Die
Türen gingen auf und entließ die wenigen Reisenden.
Paul
nahm seinen Koffer, schulterte den Rucksack und sprang auf den
Bahnsteig.
Er
beantwortete den Gruß des Bahnhofvorstehers mit einem stummen
Nicken. Sein Gesichtsausdruck war so grimmig, dass dieser nicht
wagte ihn anzusprechen.
Kurz
vor dem kleinen Häuschen seiner Mutter blieb er stehen.
Hier hatte
sich nichts verändert.
Mit
welchen Hoffnungen war er damals weg gegangen, mit seinem
Meisterbrief und einer kleine Erbschaft seines
Onkels in der Tasche.
Seine
liebe Mutter wollte er unterstützen, sobald er es geschafft hatte.
Eine
Sanitärfirma hatte er aufgebaut und dann Ernie
kennen gelernt und geheiratet.
Sein Leben war perfekt. Seine Mutter
hatte er nicht vergessen und ihr regelmäßig Geld geschickt, doch
besucht hatte er sie nicht.
Denn
Ernie wollte immer an mondäne Orte verreisen und dort lernten sie
auch den geschniegelten Affen kennen, der ihn um sein ganzes Geld
betrogen hatte.
Und
er, der doch alles hinterfragte war auf ihn hereingefallen, hatte
sich von dessen Begeisterung anstecken lassen.
Dass
Ernie mit ihm auch noch ein Verhältnis hatte, erfuhr er erst als
alles schon den Bach herunter gegangen war.
Nun
also stand er hier vor dem Haus seiner Mutter, arm wie ein Bettler.
Die
alte Frau trat aus der Tür, jubelt und lief auf ihn zu.
Liebevoll
umarmte sie den Hünen und
dieser schluchzte wie ein kleiner Junge in den Armen der zierlichen
Frau.
In
der heimeligen Küche erzählte er ihr alles und seine Mutter sah
traurig auf ihren Jungen, dessen Gesicht so hart und verschlossen
geworden war.
Und
als er abends im Bett in seinem alten Zimmer lag, da saß sie unter
dem Herrgottswinkel, der Rosenkranz glitt durch ihre
Finger und ihre Lippen murmelten ein Gebet für ihren Sohn.
Jeden
Tag nun half Paul seiner Mutter bei der kleinen Landwirtschaft.
Er
bessert das Häuschen aus, schlug Brennholz für den Winter, mähte
die kleine Wiese am Hang, versorgte das Vieh. Anschließend saß er
stumm beim Essen und dann ging er hinaus in die Berge.
Mühsam
kletterte er den steilen Weg hinauf bis zu dem alten Steinkreuz, an
dem er früher immer mit seinem Vater gesessen,
wenn sie hier nach der
langen Wanderung
Brotzeit
gemacht und den herrlichen Ausblick in die Berge genossen hatten.
Doch
jetzt hatte er kein Auge für die Schönheit hier. Seine Gedanken
waren voller Zorn und Verbitterung.
Immer
wieder machte er sich Vorwürfe, Selbstzweifel plagten ihn und
Bitterkeit machte sich in seinem Herzen breit.
So
vergingen die Tage und die Mutter machte sich Sorgen
und sah ihm jedes Mal voller Bangen hinterher, wenn er in die Berge
ging.
Doch
ohne es zu merken, linderten die täglichen Wanderungen seinen
Schmerz.
Und
eines Tages, als er wieder am Steinkreuz saß, da sah er sich
plötzlich wie aus einem bösen Traum erwachend um.
Er
bemerkte wie schön die Natur um ihn herum war.
Die
majestätisch aufragenden Berge, die seit tausenden von Jahren schon
hier standen und jedem Wetter trotzten.
Die
satten grünen Wiesen, die dem Vieh Futter gaben. Die bunten
Wildblumen von Schmetterlingen um tanzt und von Bienen um schwirrt.
Es
war Sonntag und aus dem Dorf klang das helle Läuten der Glocken und
er schmunzelte.
Seine
Mutter würde wohl in ihrem Schwarz- seidenen, das Gebetbuch unter dem
Arm in die Kirche eilen.
Lange
blieb er so sitzen.
Aus
dem Wald erklang das rhythmische Klopfen eines Spechts und
ein Adler zog hoch am Himmel
seine Kreise.
Paul
merkte wie Ruhe in sein
Herz zog und all die Bitterkeit von ihm abfiel.
Endlich
erhob er sich, streckte die Gestalt und lief den Berg hinunter.
Die
Mutter hatte sich nach dem Kirchgang umgezogen und saß nun auf dem
Bänkchen vor dem Haus und putzte Gemüse, als sie den Sohn heran
kommen sah.
Sofort
fiel ihr auf, dass etwas anders war.
Sein
Gang war beschwingt, seine Augen strahlten und der harte Ausdruck im
Gesicht war verschwunden.
Erleichtert
atmete sie auf und sah hinauf in den Himmel, um ein leises „Danke“
zu sagen.
Dann
schmunzelt sie.
Jetzt
war es wohl an der Zeit, um den Jungen zu sagen, dass sie von all dem
Geld, das er ihr geschickt hatte, keinen Cent angerührt hatte.
Vielleicht
konnte er damit wieder neu anfangen, nicht so groß wie seine alte
Firma in der Stadt.
Aber
der alte Johannes wollte
seine Werkstatt schließen, da er keinen Nachfolger hatte.
Vielleicht
wäre das etwas für ihren Paul, außerdem würde er dann in ihrer
Nähe bleiben.
Vielleicht
fand er ja auch ein Mädel.
Nicht
so eine hochnäsige, wie seine Exfrau, sondern eine die das Herz am
rechten Fleck hatte und zu ihrem Mann stand in guten und auch
schlechten Zeiten.
Sie
stand auf und nahm ihren Sohn in den Arm.
©
Lore Platz
Ja Lore, Mütter hören glaube ich nie auf zu träumen für ihre Kinder! Und auch zu beten für das Wohl ihres Nachwuchses. Eine schöne Geschichte, die das Herz hüpfen läßt. In jedem bitteren Ende, liegt auch ein Neuanfang!
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