Freitag, 1. Dezember 2023

Der Adventskalender 1. Türchen

Bald werde ich vierundsiebzig und doch habe ich mir dieses Jahr wieder einen Adventskalender gekauft. Jeden Tag ein Türchen öffnen, darauf freue ich mich immer noch wie ein Kind, das immer noch in mir steckt.





Der Adventskalender

Nur mehr ganz vage kann ich mich an meinen ersten Adventskalender erinnern.
Es war eine bunte schöne Weihnachts- und Winterlandschaft mit 24 Türchen und der ganze Kalender war mit silbern glitzernden Steinchen übersät.
Hinter jedem Türchen befand sich ein buntes Bild, mal war es ein Lebkuchen, eine Kerze, ein Ball oder auch ein Engel.
Aus einem doppelten Tor bestand das 24. Türchen und dahinter befand sich die heilige Familie im Stall.
Der Adventskalender entstand im Laufe des
19. Jahrhundert.
Bei den Katholiken wurde jeden Tag im Advent in der Kirche eine Andacht abgehalten.
Während bei den evangelischen Familien zu Hause aus der Bibel vorgelesen, Lieder gesungen und Verse aufgesagt wurden.
Da für die Kinder die Wartezeit bis zum Heiligen Abend endlos lang war, begannen sich die Eltern etwas auszudenken.
Das war so um 1840 herum.
Einige hängten 24 Bilder auf mit weihnachtlichen Motiven
Andere malten 24 Kreidestriche auf Türstock oder an den Schrank und die
Kinder durften dann jeden Tag einen Strich weg wischen.
In einigen Gegenden wurde für jede gute Tat ein Strohhalm in die Krippe gelegt.
Daran kann ich mich noch erinnern.
In unserer Volksschule stand auf dem Fensterbrett eine Krippe und daneben ein Bündel mit Strohhalmen.
Und wer besonders brav war während des Unterrichts, durfte dann einen Strohhalm in die Krippe legen, bevor wir nach Hause gingen.
Was haben wir uns in dieser Zeit Mühe gegeben besonders still und konzentriert dem Unterricht zu folgen, denn schließlich sollte das Christkind am heiligen Abend besonders weich in der Krippe liegen.


In Österreich erfanden einige Eltern die Himmelsleiter und das Christkind kletterte täglich eine Sprosse abwärts.
Das sollte auch symbolisieren, dass Jesus an Weihnachten auf die Erde kommt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann noch die Weihnachtsuhr.
Das war eine runde Scheibe mit 24 Teilen, in denen Lieder texte oder Bibelverse standen und der Zeiger wurde jeden Tag eine Spalte weiter gestellt.
Der erste gedruckte Weihnachtskalender wurde 1902 in Hamburg in der evangelischen Buchdruckerei Friedrich Tümpler hergestellt und kostete damals 50 Pfennige.

1904 erschien als Beilage einer Stuttgarter Zeitung der Weihnachtskalender „Im Land des Christkinds“
Die Idee stammte von Gerhard Lang (1881 – 1974).
Der Kalender hatte noch keine Türchen.
Er bestand aus zwei Teilen, einem Karton mit 24 Feldern und von Gerhard Lang selbst verfassten Versen.
Dazu gab es einen Bogen mit 24 Bildern.
Jeden Tag durfte man dann ein Bild ausschneiden, den Vers lesen und das Bild dann darauf kleben. Das Bild für den 24. Dezember war das weiß gekleidete Christkind.
Die Mutter von Gerhard Lang hatte ihm die Wartezeit mit 24 Wibeles ( die schwäbische Art von Baisergebäck)verkürzt.
Deshalb wohl seine Begeisterung immer wieder neue Adventskalender zu erfinden. Es gab ein Christkindlhaus mit Schokolade gefüllt.
Adventskalender bei denen man die Füllungen heraus brechen konnte.
Wieder andere, da konnte man die Türchen öffnen, dann gab es das Adventsbäumchen mit auf steckbaren Engeln.
Ganz besonders schön war das Adventshaus, mit 23 Fenstern und einer Tür, die mit farbigen transparenten Papier hinterlegt waren.
Wenn man eine Kerze in die Mitte stellte, dann leuchtet es wunderschön.
Wenige Jahre nachdem Gerhard Lang mit dem Druck der ersten Adventskalendern begonnen hatte folgten andere Verlage seinem Beispiel und Ende der 30iger Jahre musste Gerhard Lang die Produktion einstellen, da er dem Preisdruck nicht mehr standhalten konnte.

Dann begann der zweite Weltkrieg und das Papier wurde knapp und die Bildkalender als unwichtig eingestellt.
1941 wurde dann die kirchliche Presse verboten.
Als Ersatz für den Adventskalender kam nun ein nationalsozialistischer Kalender heraus mit Erzählungen, Liedern, Sprüchen, Mal- und Bastelvorschlägen.

Aus dem Adventskranz wurde nun der Sonnenwendkranz, aus dem Nikolaus der Schimmelreiter und das Christkind war nun das Lichtkind.
Die Vorweihnachtszeit ersetzte den Advent.
Doch bereits 1945 gab es schon wieder Adventskalender, denn die Menschen sehnten sich nach christlichen Werten und alten Traditionen.
Und der Adventskalender begann seinen Siegeszug durch die ganze Welt.
Heute werden in Deutschland millionenfach Adventskalender gedruckt und die Hälfte davon geht ins Ausland. 


 


Habt ihr das auch als Kind gemacht und die Zunge weit ausgestreckt, um die kleinen zarten Flocken aufzufangen?

Heute will ich euch die Geschichte von einer kleinen Schneeflocke erzählen, die zum ersten Mal auf die Erde durfte.





Der Tanz der Schneeflocken

Hurtig Nordwind spiele auf,
stimme deine Geigen
Schneeflocken wollen dir
den neusten Tanz nun zeigen
In zartem Schmelz die weißen Flöckchen
so wirbeln sie hernieder
Und dreh`n vergnügt nach der Musik
die zarten feinen Glieder

© Lore Platz


Die kleine Schneeflocke



Glitzerchen sieht bewundernd an sich herunter. Wie wunderschön ihr Kleidchen doch ist.
Zum ersten Mal ist sie nun eine Schneeflocke.
Vor kurzem noch lag sie mit ihren Geschwistern in einer schmutzigen Pfütze.
Doch dann kam Mutter Sonne und saugte sie alle auf.
Ach wie herrlich warm war es da, doch je höher sie stiegen umso kälter wurde es, bis es richtig schrecklich war und sie für einen Moment das Bewusstsein verlor.
Als sie wieder erwachte befand sie sich in dieser Wolke und trug ein herrlich glitzerndes weißes Kleid.
Mit spitzen Fingern hebt sie das Röckchen und dreht sich wie ein kleine Ballerina.
Fröhliches Lachen reißt sie aus ihrer Verzückung.
Kristalla, die schon oft den Kreislauf der Natur durchlebt hat und zur Schneeflocke wurde, fragt lächelnd.
Es gefällt dir wohl dein neues Kleid, das ging mir genauso beim ersten Mal, aber nun komm, das große Wolkentor wird geöffnet.“
Sie nimmt die Jüngere an der Hand und sie laufen zum Tor, an dem sich tausende von zarten weißen Flöckchen kichernd und schwatzend versammelt haben.
Frau Holle kommt aus ihrem Zimmer und klatscht in die Hände.
Ruhe meine Damen, etwas mehr ernst bitte!“
Sie drängt sich durch die kleine Schar nach vorne und winkt ungeduldig die naseweisen Flöckchen etwas zurück.
Tretet zur Seite, sonst kann ich ja das Tor nicht öffnen,“ ruft sie ärgerlich.
Langsam schwingen die beiden Flügel des schneeweißen Wolkentores auf und vor ihnen erscheint der graue Himmel.
Das lustige Gesicht des Windes taucht auf und fröhlich ruft er.
Nun denn auf, wir wollen tanzen!“
Mit einem Jubelschrei stürzen sich tausend und abertausend weiße zarte Schneeflocken in die Tiefe.
Frau Holle tritt schnell zurück, damit sie nicht mitgerissen wird.
Kristalla aber fasst Glitzerchen fest an der Hand, damit sie nicht getrennt werden.
Diese jubelt begeistert, wie schön war dieser freie Fall in die Tiefe.
Unter ihnen wird ein Wald sichtbar und Kristalla zieht ihre Freundin zu einem Baum, auf dessen Ast sie sich nieder lassen.
Viele ihrer Schwestern haben dieselbe Idee und bald sind die Bäume schneebedeckt.
Ein Eichkätzchen lugt neugierig aus seinem Kober und springt dann von Ast zu Ast und kichernd fallen die Schneeflocken, die dort geruht haben zu Boden.
Auch Kristalla und Glitzerchen sind unter ihnen.
Glitzerchen gefällt das gar nicht, von hier unten konnte man doch gar nichts sehen.
Kristalla aber winkt dem Wind.
Wir wollen in die Stadt lieber Freund.“
Zu Diensten meine Damen.“
Und er pustet in den Schneehaufen, wirbelt die vergnügten Flöckchen empor und treibt sie vor sich her in die Stadt.
Auf einem Dach lassen sie sich nieder.
Glitzerchen sitzt neben ihrer Freundin und sieht hinunter auf die beleuchteten Straßen, dann deutet sie auf den Weihnachtsbaum, der mitten auf dem Marktplatz steht.
Oh wie bunt und schön, ganz anders als die Bäume im Wald.“
Das ist ein Weihnachtbaum!“
Und Kristalla erzählt nun der aufmerksam lauschenden Glitzerchen, dass die Menschen jedes Jahr am
24. Dezember die Geburt des Herrn Jesus Christus, dem Sohn Gottes feiern.
Dass sie geschmückte Tannenbäume in ihren Zimmern aufstellen und Geschenke darunter legen.
Das Schreien von Kinderstimmen lässt sie zusammen zucken und vorsichtig lugen sie hinunter.
Eine Menge Kinder stürmt jubelnd aus dem Haus und bewirft sich mit Schneebällen.
Hier wohnen aber viele Kinder,“ staunt Glitzerchen.
Kristalla lacht. „Wir sitzen auf dem Schulhaus“ und geduldig erklärt sie , was eine Schule ist.
Ein Mädchen fängt laut zu weinen an und Glitzerchen ruft staunend:
Sieh, es kommt Wasser aus ihren Augen.“
Das sind Tränen, du weißt aber auch gar nichts,“ lacht ihre Freundin.
Na entschuldige, wenn man die erste Zeit seines Lebens in einer Wasserpfütze verbracht hat bekommt man nicht so viel von der Welt zu sehen.“ ruft Glitzerchen empört.
Das Klingen einer Glocke ertönt und leise murrend verschwinden die Kinder im Schulhaus.
Komm wir wollen mal in das Klassenzimmer sehen!“
Kristalla nimmt ihre Freundin an der Hand und sie rutschen zum Fenster.
Die Kinder stürmen lärmend in den Raum und nach einigem Gerangel sitzen sie bald alle auf ihrem Platz.
Die Tür öffnet sich und ein Mann mit einer Gitarre in der Hand kommt ins Zimmer.
Die Kinder stehen auf und brüllen im Chor.
Guten Morgen Herr Berger!“
Dieser winkt ab und meint nur: „Setzt euch!
Heute studieren wir ein Lied für die Weihnachtsfeier ein.“
Und er erzählt den aufmerksam lauschenden Kindern von der schlesischen Lehrerin Hedwig Haberkern (1837 – 1902) die als „Tante Hedwig“ Erzählungen für Kinder schrieb.
Und in der „Geschichte von der Schneewolke „ kam dieses Lied vor, das sie heute einstudieren wollten.
Ein Junge teilt nun die Zettel mit dem Text aus, der Lehrer lässt einige Akkorde auf seiner Gitarre erklingen und dann singen die Kinder:

Schneeflöckchen, Weißröckchen, jetzt kommst du geschneit.
Du kommst aus den Wolken dein Weg ist so weit“

Die singen ja ein Lied über uns,“ staunt Glitzerchen.
Der Wind taucht neben ihnen auf.
Wollen die Damen weiter fliegen?“

Und bald wirbeln sie wieder durch die Luft!

© Lore Platz

 



 
 
 
 

 

2 Kommentare:

  1. Hui liebe Lore, ganz sacht grüse ich dich und danke dir für den 1. ADVENTEINTRAG, damit kein Lüftchen die Schneeflöckchen aufwirbelt. Dazu schneit es gerade bei uns.
    Eine herrliche Stimmung hast du gezaubert. Und ja, ich liebe auch die Adventkalender.
    Das bringt Erinnerung

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  2. Ganz liebe Grüße zum 1. Advent aus dem Oberbergischen Land auch zu dir, liebe Lore ❄️🎄

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