Bald
werde ich vierundsiebzig und doch habe ich mir dieses Jahr wieder einen
Adventskalender gekauft. Jeden Tag ein Türchen öffnen, darauf freue ich
mich immer noch wie ein Kind, das immer noch in mir steckt.
Der
Adventskalender
Nur
mehr ganz vage kann ich mich an meinen ersten Adventskalender
erinnern.
Es
war eine bunte schöne Weihnachts- und Winterlandschaft mit 24
Türchen und der ganze Kalender war mit silbern glitzernden Steinchen
übersät.
Hinter
jedem Türchen befand sich ein buntes Bild, mal war es ein
Lebkuchen, eine Kerze, ein Ball oder auch ein Engel.
Aus
einem doppelten Tor bestand das 24. Türchen und dahinter befand sich
die heilige Familie im Stall.
Der
Adventskalender entstand im Laufe des
19. Jahrhundert.
Bei den
Katholiken wurde jeden Tag im Advent in der Kirche eine Andacht
abgehalten.
Während bei den evangelischen Familien zu Hause aus
der Bibel vorgelesen, Lieder gesungen und Verse aufgesagt wurden.
Da
für die Kinder die Wartezeit bis zum Heiligen Abend endlos lang war,
begannen sich die Eltern etwas auszudenken.
Das war so um 1840
herum.
Einige hängten 24 Bilder auf mit weihnachtlichen
Motiven
Andere malten 24 Kreidestriche auf Türstock oder an den
Schrank und die Kinder durften dann jeden Tag einen Strich
weg wischen.
In
einigen Gegenden wurde für jede gute Tat ein Strohhalm in die Krippe
gelegt.
Daran kann ich mich noch erinnern.
In unserer
Volksschule stand auf dem Fensterbrett eine Krippe und daneben ein
Bündel mit Strohhalmen.
Und wer besonders brav war während des
Unterrichts, durfte dann einen Strohhalm in die Krippe legen, bevor
wir nach Hause gingen.
Was haben wir uns in dieser Zeit Mühe
gegeben besonders still und konzentriert dem Unterricht zu folgen,
denn schließlich sollte das Christkind am heiligen Abend besonders
weich in der Krippe liegen.
In
Österreich erfanden einige Eltern die Himmelsleiter und das
Christkind kletterte täglich eine Sprosse abwärts.
Das sollte
auch symbolisieren, dass Jesus an Weihnachten auf die Erde
kommt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann noch die
Weihnachtsuhr.
Das war eine runde Scheibe mit 24 Teilen, in denen
Lieder texte oder Bibelverse standen und der Zeiger wurde jeden Tag
eine Spalte weiter gestellt.
Der erste gedruckte
Weihnachtskalender wurde 1902 in Hamburg in der evangelischen
Buchdruckerei Friedrich Tümpler hergestellt und kostete damals
50 Pfennige.
1904
erschien als Beilage einer Stuttgarter Zeitung der
Weihnachtskalender „Im Land des Christkinds“
Die Idee stammte
von Gerhard Lang (1881 – 1974).
Der Kalender hatte noch keine
Türchen.
Er bestand aus zwei Teilen, einem Karton mit 24 Feldern
und von Gerhard Lang selbst verfassten Versen.
Dazu gab es einen
Bogen mit 24 Bildern.
Jeden Tag durfte man dann ein Bild
ausschneiden, den Vers lesen und das Bild dann darauf kleben. Das
Bild für den 24. Dezember war das weiß gekleidete Christkind.
Die
Mutter von Gerhard Lang hatte ihm die Wartezeit mit 24 Wibeles ( die
schwäbische Art von Baisergebäck)verkürzt.
Deshalb wohl
seine Begeisterung immer wieder neue Adventskalender zu erfinden. Es
gab ein Christkindlhaus mit Schokolade gefüllt.
Adventskalender
bei denen man die Füllungen heraus brechen konnte.
Wieder andere,
da konnte man die Türchen öffnen, dann gab es das Adventsbäumchen
mit auf steckbaren Engeln.
Ganz besonders schön war das
Adventshaus, mit 23 Fenstern und einer Tür, die mit farbigen
transparenten Papier hinterlegt waren.
Wenn man eine Kerze in die
Mitte stellte, dann leuchtet es wunderschön.
Wenige Jahre nachdem
Gerhard Lang mit dem Druck der ersten Adventskalendern begonnen hatte
folgten andere Verlage seinem Beispiel und Ende der 30iger Jahre
musste Gerhard Lang die Produktion einstellen, da er dem Preisdruck
nicht mehr standhalten konnte.
Dann
begann der zweite Weltkrieg und das Papier wurde knapp und die
Bildkalender als unwichtig eingestellt.
1941 wurde dann die
kirchliche Presse verboten.
Als Ersatz für den Adventskalender
kam nun ein nationalsozialistischer Kalender heraus mit Erzählungen,
Liedern, Sprüchen, Mal- und Bastelvorschlägen.
Aus
dem Adventskranz wurde nun der Sonnenwendkranz, aus dem Nikolaus der
Schimmelreiter und das Christkind war nun das Lichtkind.
Die
Vorweihnachtszeit ersetzte den Advent.
Doch bereits 1945 gab es
schon wieder Adventskalender, denn die Menschen sehnten sich nach
christlichen Werten und alten Traditionen.
Und der Adventskalender
begann seinen Siegeszug durch die ganze Welt.
Heute werden in
Deutschland millionenfach Adventskalender gedruckt und die Hälfte
davon geht ins Ausland.
Habt ihr das auch als Kind gemacht und die Zunge weit ausgestreckt, um die kleinen zarten Flocken aufzufangen?
Heute will ich euch die Geschichte von einer kleinen Schneeflocke erzählen, die zum ersten Mal auf die Erde durfte.
Der
Tanz der Schneeflocken
Hurtig
Nordwind spiele auf,
stimme
deine Geigen
Schneeflocken
wollen dir
den
neusten Tanz nun zeigen
In
zartem Schmelz die weißen Flöckchen
so
wirbeln sie hernieder
Und
dreh`n vergnügt nach der Musik
die
zarten feinen Glieder
©
Lore Platz
Die
kleine Schneeflocke
Glitzerchen
sieht bewundernd an sich herunter. Wie wunderschön ihr Kleidchen
doch ist.
Zum
ersten Mal ist sie nun eine Schneeflocke.
Vor
kurzem noch lag sie mit ihren Geschwistern in einer schmutzigen
Pfütze.
Doch
dann kam Mutter Sonne und saugte sie alle auf.
Ach
wie herrlich warm war es da, doch je höher sie stiegen umso kälter
wurde es, bis es richtig schrecklich war und sie für einen Moment
das Bewusstsein verlor.
Als
sie wieder erwachte befand sie sich in dieser Wolke und trug ein
herrlich glitzerndes weißes Kleid.
Mit
spitzen Fingern hebt sie das Röckchen und dreht sich wie ein kleine
Ballerina.
Fröhliches
Lachen reißt sie aus ihrer Verzückung.
Kristalla,
die schon oft den Kreislauf der Natur durchlebt hat und zur
Schneeflocke wurde, fragt lächelnd.
„Es
gefällt dir wohl dein neues Kleid, das ging mir genauso beim ersten
Mal, aber nun komm, das große Wolkentor wird geöffnet.“
Sie
nimmt die Jüngere an der Hand und sie laufen zum Tor, an dem sich
tausende von zarten weißen Flöckchen kichernd und schwatzend
versammelt haben.
Frau
Holle kommt aus ihrem Zimmer und klatscht in die Hände.
„Ruhe
meine Damen, etwas mehr ernst bitte!“
Sie
drängt sich durch die kleine Schar nach vorne und winkt ungeduldig
die naseweisen Flöckchen etwas zurück.
„Tretet
zur Seite, sonst kann ich
ja das Tor nicht öffnen,“ ruft sie ärgerlich.
Langsam
schwingen die beiden Flügel des schneeweißen Wolkentores auf und
vor ihnen erscheint der graue Himmel.
Das
lustige Gesicht des Windes taucht auf
und fröhlich ruft er.
„Nun
denn auf, wir wollen tanzen!“
Mit
einem Jubelschrei stürzen sich tausend und abertausend weiße zarte
Schneeflocken in die Tiefe.
Frau
Holle tritt schnell zurück, damit sie nicht mitgerissen wird.
Kristalla
aber fasst Glitzerchen fest an der Hand, damit sie nicht getrennt
werden.
Diese
jubelt begeistert, wie schön war dieser freie Fall in die Tiefe.
Unter
ihnen wird ein Wald sichtbar und Kristalla zieht ihre Freundin zu
einem Baum, auf dessen Ast sie sich nieder lassen.
Viele
ihrer Schwestern haben dieselbe Idee und bald sind die Bäume
schneebedeckt.
Ein
Eichkätzchen lugt neugierig aus seinem
Kober und springt dann von Ast zu Ast und kichernd fallen die
Schneeflocken, die dort geruht haben zu Boden.
Auch
Kristalla und Glitzerchen sind unter ihnen.
Glitzerchen
gefällt das gar nicht, von hier unten konnte man doch gar nichts
sehen.
Kristalla
aber winkt dem Wind.
„Wir
wollen in die Stadt lieber Freund.“
„Zu
Diensten meine Damen.“
Und
er pustet in den Schneehaufen, wirbelt die vergnügten Flöckchen
empor und treibt sie vor sich her in die Stadt.
Auf
einem Dach lassen sie sich nieder.
Glitzerchen
sitzt neben ihrer Freundin und sieht hinunter auf die beleuchteten
Straßen, dann deutet sie auf den Weihnachtsbaum, der mitten auf dem
Marktplatz steht.
„Oh
wie bunt und schön, ganz anders als die Bäume im Wald.“
„Das
ist ein Weihnachtbaum!“
Und
Kristalla erzählt nun der aufmerksam lauschenden Glitzerchen, dass
die Menschen jedes Jahr am
24.
Dezember die Geburt des Herrn Jesus Christus, dem Sohn Gottes feiern.
Dass
sie geschmückte Tannenbäume in ihren Zimmern aufstellen und
Geschenke darunter legen.
Das
Schreien von Kinderstimmen lässt sie zusammen zucken und vorsichtig
lugen sie hinunter.
Eine
Menge Kinder stürmt jubelnd aus dem Haus und bewirft sich mit
Schneebällen.
„Hier
wohnen aber viele Kinder,“ staunt Glitzerchen.
Kristalla
lacht. „Wir sitzen auf dem Schulhaus“ und geduldig erklärt sie ,
was eine Schule ist.
Ein
Mädchen fängt laut zu weinen an und Glitzerchen ruft staunend:
„Sieh,
es kommt Wasser aus ihren Augen.“
„Das
sind Tränen, du weißt aber auch gar nichts,“ lacht ihre Freundin.
„Na
entschuldige, wenn man die erste Zeit seines Lebens in einer
Wasserpfütze verbracht hat bekommt man nicht so viel von der Welt zu
sehen.“ ruft Glitzerchen empört.
Das
Klingen einer Glocke ertönt und leise murrend verschwinden die
Kinder im Schulhaus.
„Komm
wir wollen mal in das Klassenzimmer sehen!“
Kristalla
nimmt ihre Freundin an der Hand und sie rutschen zum Fenster.
Die
Kinder stürmen lärmend in den Raum und nach einigem Gerangel sitzen
sie bald alle auf ihrem Platz.
Die
Tür öffnet sich und ein Mann mit einer Gitarre in der Hand kommt
ins Zimmer.
Die
Kinder stehen auf und brüllen im Chor.
„Guten
Morgen Herr Berger!“
Dieser
winkt ab und meint nur: „Setzt euch!
„Heute
studieren wir ein Lied für die Weihnachtsfeier ein.“
Und
er erzählt den aufmerksam lauschenden Kindern von der schlesischen
Lehrerin Hedwig
Haberkern (1837 – 1902) die als „Tante Hedwig“ Erzählungen
für Kinder schrieb.
Und
in der
„Geschichte von der
Schneewolke „ kam dieses Lied vor, das sie heute einstudieren
wollten.
Ein
Junge teilt nun die Zettel mit dem Text aus, der Lehrer lässt einige
Akkorde auf seiner Gitarre erklingen und dann singen die Kinder:
„Schneeflöckchen,
Weißröckchen, jetzt kommst du geschneit.
Du
kommst aus den Wolken dein Weg ist so weit“
„Die
singen ja ein Lied über uns,“ staunt Glitzerchen.
Der
Wind taucht neben ihnen auf.
„Wollen
die Damen weiter fliegen?“
Und
bald wirbeln sie wieder durch die Luft!
©
Lore Platz
Hui liebe Lore, ganz sacht grüse ich dich und danke dir für den 1. ADVENTEINTRAG, damit kein Lüftchen die Schneeflöckchen aufwirbelt. Dazu schneit es gerade bei uns.
AntwortenLöschenEine herrliche Stimmung hast du gezaubert. Und ja, ich liebe auch die Adventkalender.
Das bringt Erinnerung
Ganz liebe Grüße zum 1. Advent aus dem Oberbergischen Land auch zu dir, liebe Lore ❄️🎄
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