Lila-Luna,
Anneliese und das Löwenzahnfest
Voller
Konzentration, die Stirn gefurcht, die Zunge zwischen den Lippen
beugt sich Anneliese tief über ihr Heft.
Heute
ist die Hausaufgabe besonders schwer, denn zur Zeit lernen sie
Fremdwörter.
Frau
Streit hat ihnen einige Fremdwörter an die Tafel geschrieben und
ihre Bedeutung erklärt und nun sollen sie mit jedem Wort einen Satz
bilden.
Von
den zehn Wörtern machte ihr nur das letzte „Dualität“
Kopfzerbrechen.
Doch
dann fiel ihr auch hierzu etwas ein, wenn der Satz sich auch nicht
besonders originell anhörte.
„Dualität
bedeutet, dass alles zwei gegensätzliche Seiten hat, zum Beispiel:
stehen – gehen, sonnig – regnerisch,
Paradies
– Hölle.
Anneliese
schlägt das Heft zu und ruft dann überrascht.
„Wie
lange bist du denn schon hier?“
Denn
Lila-Luna sitzt mit unterschlagenen Beinen auf dem Tisch und ihre
Augen funkeln vergnügt.
„Du
siehst ja schrecklich wütend aus, wenn du schreibst und auf deiner
Stirn waren Wellen.“
Das
Mädchen lacht: „ Ich war nicht wütend nur sehr konzentriert, denn
die Aufgabe war nicht leicht. Ich mag keine Fremdwörter.“
„Ich
weiß zwar nicht, was Fremdwörter sind, aber wenn du sie nicht
magst, dann mag ich sie auch nicht.“
Sie
grinsen sich an und Anneliese packt ihren Schulranzen.
„Ich
will dich abholen, denn heute ist Löwenzahnfest, davon habe ich dir
doch erzählt, unsere Schulanfänger dürfen mit den Samensträngen
des Löwenzahns fliegen, damit sie ein Gefühl dafür bekommen.“
Anneliese
kann sich daran erinnern. Elfen bekommen erst nach dem Abschluss der
Schule ihre Flügel, sowie auch ihre Freundin ihre Flügel bekam, als
sie sich kennen lernten.
Jetzt
ging Lila-Luna in die höhere Schule, um ihre Zauberkunst zu
vervollständigen.
Anneliese
findet es beruhigend, dass auch Elfen sich in der Schule abplagen
müssen.
Sie
grinst bei dem Gedanken, dann aber sieht sie sich suchend um.
„Hast
du denn Brummer nicht mitgebracht.
In
dem Moment kommt der Hummel durch das Fenster und landet schwerfällig
auf dem Tisch.
Er
schenkt dem Mädchen ein etwas dämliches Grinsen und blickt dann
verträumt in die Ferne.
Anneliese
wirft Lila-Luna einen fragenden Blick zu, die beide Hände auf den
Mund gepresst, verzweifelt versucht ein Kichern zu unterdrücken.
Schnell
fliegt die Elfe auf Annelieses Schultern und im Schutz der langen
Haare bricht sie in ein fröhliches Gelächter aus.
Als
sie sich endlich wieder beruhigt hat, flüstert sie ihrer Freundin
ins Ohr.
„Brummer
ist verliebt und er war gerade bei seiner Angebeteten, deshalb kommt
er auch so spät.“
Nun
muss auch Anneliese schmunzeln. Sie betrachtet den Hummel, der mit
einem seligen Grinsen vor sich hinstarrt.
„Wir
müssen los!“ drängt nun die Elfe, tippt mit dem Zauberstab auf
Annelieses Schultern. Diese schrumpft auf die Größe einer Elfe und
Brummer, den Lila-Luna mit einem unsanften Stups aus seiner
Verzückung geholt hat, nimmt sie auf seinen Rücken.
Es
war einfach herrlich die Welt von oben zu betrachten.
Bald
haben sie ihren Garten und die Häuser der Siedlung verlassen,
fliegen über weite Felder und dann durch den Wald.
Anneliese
späht hinunter, ob sie vielleicht Doktor Wichtel irgendwo entdeckt
und tatsächlich er steht vor seinem Häuschen und sie ruft und winkt
heftig. Vergnügt grinsend winkt er zurück.
Wie
schön war es wieder hier zu sein!
Neben
einem großen Löwenzahnfeld setzt Brummer sie ab, wendet und
verschwindet ohne Gruß.
„Siehst
du, mit ihm ist nichts mehr anzufangen, die Liebe hat sein Hirn
vernebelt.“
Kichernd
fassen sie sich an den Händen und laufen zu den Anderen.
Die
Kleinen stehen in einer Gruppe und trippeln aufgeregt von einem Fuß
auf den anderen. Sie können es kaum erwarten mit den Samensträngen
des Löwenzahns durch die Luft zu segeln.
Die
Eltern und Geschwister stehen etwas abseits von ihnen und sind nicht
weniger aufgeregt, doch können sie es besser verbergen.
Anneliese
begrüßt Lila-Lunas Eltern und will auch Bellinda ihre große
Schwester, die die Zauberschule bereits abgeschlossen und nun
Lehrerin werden will, begrüßen.
Aber
diese bemerkt sie gar nicht, denn sie blickt mit scheuen Augen
hinüber zu einem Jungen, der die Hände in den Taschen vergraben auf
den Boden starrt und nur ab und zu einen Blick auf das Mädchen
wirft.
„Bellinda
und Angos sind auch ineinander verliebt und seitdem sind sie nicht
mehr normal. Die Liebe macht einen tatsächlich zu Narren. Ich werde
mich niemals verlieben!“
erklärt
Lila-Luna.
„Ich
auch nicht!“ ruft Anneliese im Brustton der Überzeugung und
lachend fallen sie sich in die Arme.
Frau
Professor Elektra betritt nun die Wiese und Stille tritt ein.
Mit
einigen freundlichen Worten begrüßt sie die Schüler und ihre
Verwandten, dann hebt sie ihren Zauberstab und aus den eben noch
gelben Löwenzahnblüten entstehen graue zarte Pusteblumen.
Viele
kleine Wesen in grauen Kapuzenmänteln fliegen nun auf die Wiese.
„Sind
das auch Elfen,“ flüstert Anneliese.
„Nein,
das sind die Kinder des Windes, sie helfen unseren Kleinen beim
Fliegen.“ erklärt Lila-Luna, ebenfalls flüsternd.
Frau
Elektra hebt nun die Hand und lärmend stürmen die Kleinen los,
mitten zwischen die Pusteblumen.
Flink
klettern sie die Stängel hoch greifen sich einen der zarten Samen
und lassen sich von den Windkindern in die Luft pusten.
Jubelnd
und kreischend segeln sie durch die Luft, landen weich im Gras und
rennen zurück, um dann wieder erneut zu fliegen.
Stolz
von ihren Eltern beobachtet.
Besonders
Pito, Lila-Lunas kleiner Bruder erweist sich als besonders mutiger
und waghalsiger Flieger, was seinen Vater sehr erfreut.
Frau
Elektra aber die in der Nähe steht, murmelt.
„ Der
Kleine wird uns noch eine Menge Ärger bereiten, schlimmer als seine
Schwester.“
Lila-Luna,
die das gehört hat, errötet und sieht ihre ehemalige Lehrerin
herausfordernd an.
Die
aber schmunzelt und wendet sich ab.
Anneliese
aber legt den Arm um die Schulter ihrer traurigen Freundin.
„Mach
dir nichts daraus, du hast doch deine Flügel bekommen und auch Pito
wird sie bekommen. Frau Elektra ist nicht so böse wie sie tut und im
Grunde ihres Herzen mag sie dich, da bin ich ganz sicher.“
Lila-Luna
ist wieder getröstet und nun sehen sie voller Freude den Kindern zu.
Später
dann wird gefeiert bei Honigmet und Blumenküchlein.
Viel
zu schnell vergeht die Zeit.
Da
Brummer sich nicht blicken lässt, zaubert Lila-Lunas Mutter sie
zurück.
Wenig
später steht Anneliese wieder in ihrem Zimmer.
Sie
holt unter der Matratze ihr Tagebuch heraus und beginnt ihre
Erlebnisse aufzuschreiben.
©
Lore Platz
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