Mittwoch, 26. Juni 2024

Geschichten aus dem Zauberwald - Der gute Kobold 3








Doch nun wollen wir das Zwergenreich verlassen und bei Lilofee vorbei schauen.
Den ganzen Vormittag hat die Königin des Zauberwaldes sich um die großen und kleinen Sorgen ihrer Freunde gekümmert, musste viel trösten, manchen Streit schlichten.
Nun sitzt sie in ihrem Garten und genießt die friedliche Stille.

 
(c) Werner Borgfeldt

Summend fliegt eine Hummel auf  eine Blume zu und Lilofee beobachtet sie lächelnd und erschrickt, als plötzlich anstelle der Biene ein großer, plumper Frosch die Blume ziert.



Natürlich ist er zu schwer für die arme Blume und sie neigt ihren Kopf und das grüne Ungetüm purzelt hinunter.
Verflixt und zugenäht,“ schimpft es los, „ nun habe ich schon wieder die Zaubersprüche verwechselt!“
Lilofee lacht herzlich: „ Nanu, die Stimme kenne ich doch?“
Der Frosch verschwindet und an seiner Stelle steht nun ein großer grauer Elefant.




Die Feenprinzessin tritt zu dem riesigen Tier.
Muhme Immerzerstreut, du lernst es wohl nie!“
Traraaaaa!“, trompetet der Elefant und verschwindet in Donner und Rauch und eine kleine zierliche Waldfee mit einem riesigen Blumenhut auf dem Kopf, erscheint an seiner Stelle.
Liebevoll umarmt Lilofee ihre Tante.
Schön dich zu sehen, Muhme.“
Ja,ja freu mich auch, wollte eigentlich deinen Vater besuchen,
aber wenn ich schon mal hier bin … .“
Geistesabwesend tätschelt sie die Schulter ihrer Nichte und sieht sich unruhig im Garten um.
Kind hast du irgendwo mein Gepäck gesehen?“
Lilofee schüttelt schmunzelnd den Kopf.
Wenn ich nur wüsste … ?“ murmelt Immerzerstreut und schnipst mit den Fingern.
Zwischen den Bäumen fliegt eine kunterbunte Reisetasche, an deren Griff ein rosaroter Schirm befestigt ist, heran.
Lilofee springt schnell zur Seite, die Tasche saust an ihr vorbei und klirrend durch Scheibe und landet mitten in der Küche.
Mathilda, das Känguruh kommt schreiend aus dem Haus gehüpft.
Ein Ungeheuer, ein Ungeheuer!“
Muhme Immerzerstreut betrachtet sie kopfschüttelnd.
Albernes Ding, das ist doch nur eine Tasche. Ich habe den Geschwindigkeitszauber verwechselt.“
Lilofee schnippt mit den Fingern, die Glassplitter schweben in die Höhe, setzen sich zusammen und gleiten in den Fensterrahmen.
Mathilda, bring das Gepäck in das Gästezimmer und mache uns dann einen Tee,“ bittet Lilofee ihr Hausmädchen.
Diese wirft Immerzerstreut noch einen bösen Blick zu und verschwindet leise schimpfend im Haus.



Lilofee führt ihre Tante zu der gemütlichen Bank unter der Kastanie.
Es ist schön, dass du gerade jetzt zu mir gekommen bist, denn ich muss für einige Tage verreisen und es würde mich freuen, wenn du während der Zeit hier bleiben würdest.“
Mathilde die gerade mit dem Tee in den Garten kommt, verzieht angewidert das Gesicht.
Das würde ein schöner Wirrwarr werden, wenn Immerzerstreut hier bleibt. Nicht auszudenken, was sie in ihrer Zerstreutheit alles anstellen wird.
Mit einem lauten Knall, der ihren Unmut zum Ausdruck bringt, stellt sie das Tablett auf dem Tisch ab.
Lilofee runzelt leicht die Stirn, doch Mathilda wirft ihr nur einen finsteren Blick zu und hüpft zurück ins Haus.
Muhme Immerzerstreut hat sich inzwischen Tee eingeschenkt und führt die Tasse zum Mund.
Pfui! Schmeckt der bitter!“ ruft sie und schüttelt sich.
Lilofee lacht vergnügt.
Du hast den Zucker vergessen!“
Schrecklich, schrecklich, was bin ich manchmal auch schusselig.“
Lilofee umarmt sie liebevoll.
Lass nur Tante, du bist einfach wunderbar und ich liebe dich.“






Nun folgt mir wieder ins Zwergenreich.

Mateo schlendert in Gedanken versunken am Bach entlang und setzt sich in der Nähe des Ufers ins Gras.
Silberne Forellen schlängeln blitzschnell durch das klare Wasser.
Libellen sausen dicht über der Wasseroberfläche auf Jagd nach Beute.
Ein dicker Frosch quakt und plumpst in den Bach.
Der Himmel spiegelt sich in dem ruhig dahin fließendem Wasser und die Sonne wirft goldene Pünktchen in die klare Oberfläche des Baches.
Mateo spürt, wie seine traurigen Gedanken verschwinden und sein Herz auf einmal ganz leicht wird.
Es raschelt in den Büschen und ein Zwergenmädchen bahnt sich einen Weg durch das Gebüsch, einen Korb mit schmutziger Wäsche unterm Arm.
Erschrocken bleibt es stehen, als es den Kobold erblickt.




Mateo springt auf, stolpert und landet bäuchlings vor dem Mädchen.
Kläglich lächelt er.
Du musst keine Angst haben.“
Das Mädchen lacht fröhlich und reicht ihm die Hand.
Das denke ich auch,“ meint es vergnügt und betrachtet den verlegenen Mateo.
Ich habe von dir gehört, du wohnst bei Zenko.
Zenko ist mein Patenonkel und wenn er dir vertraut, dann vertraue ich dir auch.“
Dieser Meinung sind nicht viele hier,“ murmelt Mateo bitter.
Die Kobolde haben mich verstoßen und die Zwerge können mich nicht leiden.
Ich bin ein Heimatloser, eine Niemand!“
Lass ihnen Zeit, die Wut auf die Kobolde ist sehr groß, seit der Prinz verschwunden ist,“ tröstet ihn das Mädchen.
Sie geht zum Ufer und stellt den Korb ab.
Mateo wendet sich um und will gehen.
Bleib doch, ich will dich nicht vertreiben, ich heiße übrigens Melisande.“

Du hast nichts dagegen?“
Nein, Mateo!“ Das Mädchen schenkt ihm ein strahlendes Lächeln.
Gemeinsam knien sie nun am Bach und schwenken die Wäsche.
Während die sauberen Teile dann ausgebreitet im Gras in der Sonne trocknen, lassen die zwei ihre nackten Füße im Wasser baumeln.
Mateo erzählt von seinem Leben bei den Kobolden und dass er sich immer als Außenseiter gefühlt hat.
Und Melisande erzählt von ihrem Zuhause.
Von ihrem Vater, der Gärtner ist und ihrer Mutter, die das Kindermädchen von dem kleinen verschwundenem Prinzen war.
Die Königin besucht sie heute noch oft, um mit ihr über den verschwundenen Sohn zu plaudern.
Als die Wäsche trocken ist, sind sie bereits die besten Freunde.
Gemeinsam legen sie die sauberen Stücke zusammen und tragen dann den Korb durch das Dorf.
Manch verwundeter Blick folgt ihnen und am Brunnen stehen
einige junge Mädchen und stecken kichernd die Köpfe zusammen.
Hallo, Melisande, ist das dein Freund!“ ruft ein besonders keckes junges Fräulein.
Melisande hebt stolz und Kopf und sieht sie ruhig an.
Ja, das ist mein Freund!“
Dann geht sie weiter, begleitet von einem schweigenden Mateo.

Morgen geht es weiter 
 
 
 


das bin ich Klein Lore

 

 huckepack bedeutet  jemand auf dem Rücken tragen


Bitte Papa trag mich doch es tun so weh  mein Beine

Lauf noch ein wenig, du hältst das schon noch aus meine Kleine

Die Stirn gerunzelt, den Kopf gesenkt stapft Klein Lore weiter

Nach einiger Zeit fand sie es nimmer heiter

Plumst  auf den Boden wie ein Sack

Lachend nahm der Papa sie huckepack


(c)Lore Platz

Als ich noch ein Kind war ging die gesamte Familie jeden  Sonntag gemeinsam spazieren: