Doch
nun wollen wir das Zwergenreich verlassen und bei Lilofee vorbei
schauen.
Den
ganzen Vormittag hat die Königin des Zauberwaldes sich um die großen
und kleinen Sorgen ihrer Freunde gekümmert, musste viel trösten,
manchen Streit schlichten.
Nun
sitzt sie in ihrem Garten und genießt die friedliche Stille.
Summend
fliegt eine Hummel auf eine Blume zu und Lilofee beobachtet
sie lächelnd und erschrickt, als plötzlich anstelle der Biene ein
großer, plumper Frosch die Blume ziert.
Natürlich
ist er zu schwer für die arme Blume und sie neigt ihren Kopf
und das grüne Ungetüm purzelt hinunter.
„Verflixt
und zugenäht,“ schimpft es los, „ nun habe ich schon wieder die
Zaubersprüche verwechselt!“
Lilofee
lacht herzlich: „ Nanu, die Stimme kenne ich doch?“
Der
Frosch verschwindet und an seiner Stelle steht nun ein großer grauer
Elefant.
Die
Feenprinzessin tritt zu dem riesigen Tier.
„Muhme
Immerzerstreut, du lernst es wohl nie!“
„Traraaaaa!“,
trompetet der Elefant und verschwindet in Donner und Rauch und eine
kleine zierliche Waldfee mit einem riesigen Blumenhut auf dem Kopf,
erscheint an seiner Stelle.
Liebevoll
umarmt Lilofee ihre Tante.
„Schön
dich zu sehen, Muhme.“
„Ja,ja
freu mich auch, wollte eigentlich deinen Vater besuchen,
aber
wenn ich schon mal hier bin … .“
Geistesabwesend
tätschelt sie die Schulter ihrer Nichte und sieht sich unruhig im
Garten um.
„Kind
hast du irgendwo mein Gepäck gesehen?“
Lilofee
schüttelt schmunzelnd den Kopf.
„Wenn
ich nur wüsste … ?“ murmelt Immerzerstreut und schnipst mit den
Fingern.
Zwischen
den Bäumen fliegt eine kunterbunte Reisetasche, an deren Griff ein
rosaroter Schirm befestigt ist, heran.
Lilofee
springt schnell zur Seite, die Tasche saust an ihr vorbei und
klirrend durch Scheibe und landet mitten in der Küche.
Mathilda,
das Känguruh kommt schreiend aus dem Haus gehüpft.
„Ein
Ungeheuer, ein Ungeheuer!“
Muhme
Immerzerstreut betrachtet sie kopfschüttelnd.
„Albernes
Ding, das ist doch nur eine Tasche. Ich habe den
Geschwindigkeitszauber verwechselt.“
Lilofee
schnippt mit den Fingern, die Glassplitter schweben in die Höhe,
setzen sich zusammen und gleiten in den Fensterrahmen.
„Mathilda,
bring das Gepäck in das Gästezimmer und mache uns dann einen Tee,“
bittet Lilofee ihr Hausmädchen.
Diese
wirft Immerzerstreut noch einen bösen Blick zu und verschwindet
leise schimpfend im Haus.
Lilofee
führt ihre Tante zu der gemütlichen Bank unter der Kastanie.
„Es
ist schön, dass du gerade jetzt zu mir gekommen bist, denn ich muss
für einige Tage verreisen und es würde mich freuen, wenn du während
der Zeit hier bleiben würdest.“
Mathilde
die gerade mit dem Tee in den Garten kommt, verzieht angewidert das
Gesicht.
Das
würde ein schöner Wirrwarr werden, wenn Immerzerstreut hier bleibt.
Nicht auszudenken, was sie in ihrer Zerstreutheit alles anstellen
wird.
Mit
einem lauten Knall, der ihren Unmut zum Ausdruck bringt, stellt sie
das Tablett auf dem Tisch ab.
Lilofee
runzelt leicht die Stirn, doch Mathilda wirft ihr nur einen finsteren
Blick zu und hüpft zurück ins Haus.
Muhme
Immerzerstreut hat sich inzwischen Tee eingeschenkt und führt die
Tasse zum Mund.
„Pfui!
Schmeckt der bitter!“ ruft sie und schüttelt sich.
Lilofee
lacht vergnügt.
„Du
hast den Zucker vergessen!“
„Schrecklich,
schrecklich, was bin ich manchmal auch schusselig.“
Lilofee
umarmt sie liebevoll.
„Lass
nur Tante, du bist einfach wunderbar und ich liebe dich.“
Nun
folgt mir wieder ins Zwergenreich.
Mateo
schlendert in Gedanken versunken am Bach entlang und setzt sich in
der Nähe des Ufers ins Gras.
Silberne
Forellen schlängeln blitzschnell durch das klare Wasser.
Libellen
sausen dicht über der Wasseroberfläche auf Jagd nach Beute.
Ein
dicker Frosch quakt und plumpst in den Bach.
Der
Himmel spiegelt sich in dem ruhig dahin fließendem Wasser und die
Sonne wirft goldene Pünktchen in die klare Oberfläche des Baches.
Mateo
spürt, wie seine traurigen Gedanken verschwinden und sein Herz auf
einmal ganz leicht wird.
Es
raschelt in den Büschen und ein Zwergenmädchen bahnt sich einen Weg
durch das Gebüsch, einen Korb mit schmutziger Wäsche unterm Arm.
Erschrocken
bleibt es stehen, als es den Kobold erblickt.
Kläglich
lächelt er.
„Du
musst keine Angst haben.“
Das
Mädchen lacht fröhlich und reicht ihm die Hand.
„Das
denke ich auch,“ meint es vergnügt und betrachtet den verlegenen
Mateo.
Ich
habe von dir gehört, du wohnst bei Zenko.
Zenko
ist mein Patenonkel und wenn er dir vertraut, dann vertraue ich dir
auch.“
„Dieser
Meinung sind nicht viele hier,“ murmelt Mateo bitter.
Die
Kobolde haben mich verstoßen und die Zwerge können mich nicht
leiden.
Ich
bin ein Heimatloser, eine Niemand!“
„Lass
ihnen Zeit, die Wut auf die Kobolde ist sehr groß, seit der Prinz
verschwunden ist,“ tröstet ihn das Mädchen.
Sie
geht zum Ufer und stellt den Korb ab.
Mateo
wendet sich um und will gehen.
„Bleib
doch, ich will dich nicht vertreiben, ich heiße übrigens
Melisande.“
„ Du
hast nichts dagegen?“
„Nein,
Mateo!“ Das Mädchen schenkt ihm ein strahlendes Lächeln.
Gemeinsam
knien sie nun am Bach und schwenken die Wäsche.
Während
die sauberen Teile dann ausgebreitet im Gras in der Sonne trocknen,
lassen die zwei ihre nackten Füße im Wasser baumeln.
Mateo
erzählt von seinem Leben bei den Kobolden und dass er sich immer als
Außenseiter gefühlt hat.
Und
Melisande erzählt von ihrem Zuhause.
Von
ihrem Vater, der Gärtner ist und ihrer Mutter, die das Kindermädchen
von dem kleinen verschwundenem Prinzen war.
Die
Königin besucht sie heute noch oft, um mit ihr über den
verschwundenen Sohn zu plaudern.
Als
die Wäsche trocken ist, sind sie bereits die besten Freunde.
Gemeinsam
legen sie die sauberen Stücke zusammen und tragen dann den Korb
durch das
Dorf.
Manch
verwundeter Blick folgt ihnen und am Brunnen stehen
einige
junge Mädchen und stecken kichernd die Köpfe zusammen.
„Hallo,
Melisande, ist das dein Freund!“ ruft ein besonders keckes junges
Fräulein.
Melisande
hebt stolz und Kopf und sieht sie ruhig an.
„Ja,
das ist mein Freund!“
Dann
geht sie weiter, begleitet von einem schweigenden Mateo.
Morgen geht es weiter
das bin ich Klein Lore |
huckepack bedeutet jemand auf dem Rücken tragen
Bitte Papa trag mich doch es tun so weh mein Beine
Lauf noch ein wenig, du hältst das schon noch aus meine Kleine
Die Stirn gerunzelt, den Kopf gesenkt stapft Klein Lore weiter
Nach einiger Zeit fand sie es nimmer heiter
Plumst auf den Boden wie ein Sack
Lachend nahm der Papa sie huckepack
(c)Lore Platz
Als ich noch ein Kind war ging die gesamte Familie jeden Sonntag gemeinsam spazieren: