Viel Spaß beim Lesen!
In
sicherem Abstand verfolgt sie Esmeralda, die sich ohne umzuschauen
direkt dem Haus der Hexe Wally nähert.
Wally
sitzt mit Knolly ihrer Freundin in ihrem Garten.
Lilofee
lässt sich leise auf einem Baum nieder und verdeckt von dichten
Blättern beobachtet sie die beiden Hexen.
Esmeralda
trippelt aufgeregt vor den Freundinnen herum und ruft atemlos.
„Lilofee
ist bei Hokuspokus und hätte mich beinahe entdeckt!“
„Nanu,
du wirst dich doch vor dem jungen Ding nicht fürchten?“ lacht
Wally.
Esmeralda
kann sich nicht still halten. Mit aufgeplusterten Federn und
flatternden Flügeln läuft sie aufgeregt durch den Garten und
jammert:
„Oje,
oje, hätte ich mich doch niemals von dir überreden lassen,
ojeojeojemine!“
Wally
zuckt mit den Schultern und wendet sich an ihre
Freundin.
„Hör
zu Knolly, ich will dir meinen neuesten Streich erzählen.
Du
kennst doch den Zauberer Hokuspokus.
Schon
lange bin ich auf den Tannenwald scharf, der an mein Gebiet grenzt.
Was
könnten wir dort für tolle Hexenpartys feiern!
Leider
gehört er Hokuspokus und der wird ihn mir nie geben.
Deshalb
habe ich mir etwas ausgedacht.“
Sie
kichert boshaft.
„ Ich habe aus meinem Ring, du weißt, den ich von meiner Urgroßmutter habe, den Rubin heraus gebrochen und ihn mit gut gespielter Leidensmiene zu dem alten Zauberer gebracht.
Es
gelang mir sogar ein paar Tränen herauszuquetschen.“
Wally
schlürft genussvoll von dem heißen Kräutertee, dann erzählt sie
weiter.
„Du
weißt ja Hokuspokus ist ja so weichherzig und hilfsbereit.
Hihiiiiii! Ich ließ ihn durch Esmeralda beobachten und als der alte
Zausel den Ring repariert hatte, hat ihn Esmeralda gestohlen.“
Sie
prustet los und auch Knolly kann sich nicht länger still halten.
Das
Gelächter der beiden Hexen ist weithin zu hören.
Die
Rehe halten inne beim Äsen, die Hasen stellen ihre Löffel und der
Fuchs hätte beinahe seine Beute fallen lassen.
Selbst
Meister Specht unterbricht für kurze Zeit sein eifriges Klopfen.
Noch
immer triumphierend hält Wally den Ring in die Höhe.
In
diesem Moment fliegt eine Lerche aus dem Gebüsch, schnappt sich den
Ring und steigt in die Höhe.
Die
beiden Hexen sehen ihr fassungslos nach.
„Esmeralda,
so tu doch was!“ kreischt Wally,
Die
Elster, die immer noch jammernd herum trippelt, hebt fragend den
Kopf.
„Was
ist denn los?“
„Oh
du dummes Ding! Hast du gehört, Knolly, die hat überhaupt nichts
mitbekommen!“
Wally
rauft sich die Haare!
Knolly
findet das so komisch, dass sie fast vom Stuhl fällt vor Lachen.
Mit
dem Ring im Schnabel fliegt die Feldlerche zum Schloss zurück,
direkt in das Arbeitszimmer von Hokuspokus und verwandelt sich wieder
in Lilofee.
Der
Zauberer sitzt immer noch gedankenverloren auf seinem Stuhl.
Lilofee
beugt sich über seine Schulter und lacht spitzbübisch.
„Onkel
Pokus, nun rate mal, was ich hier habe?“
Dieser
seufzt gequält.
„Kind,
mir ist wirklich nicht nach Späßen zumute.“
Das
Mädchen legt den funkelnden Ring auf den Schreibtisch und freut sich
diebisch über das fassungslose Gesicht ihres Patenonkel.
Schnell
klärte sie ihn über die üblen Pläne von Wally auf, worauf
Hokuspokus empört erklärt: „Die Suppe wollen wir ihr versalzen!“
Lilofee
setzt sich auf die Schreibtischkante und lässt vergnügt die Beine
baumeln.
Fröhlich
meint sie: „Ich glaube, du wirst schon fertig mit ihr, aber nun
brauche ich deine Hilfe.
Erinnerst
du dich noch an die Entführung des kleinen Zwergenprinzen?
Weißt
du, mir gehen da einige Gedanken durch den Kopf... .
Mühsam
marschiert Hokuspokus den steilen Hang hinauf und dabei schnauft er,
stöhnt und brummelt vor sich hin.
Lilofee
wirft ihm einen verschmitzten Blick zu.
„Alter
Grantler, gleich haben wir es geschafft.“
Ächzend
setzt sich der alte Mann auf einen Stein und wischt sich mit einem
großen karierten Tuch den Schweiß von der Stirn.
„Ich
kann nicht mehr!“
„Aber
sieh doch, wir haben es geschafft!“
Lilofee
deutet auf eine große Höhle nicht weit entfernt.
Mühsam
erhebt sich der alte Zauberer und sie treten ein.
Das
Innere der Höhle ist in gespenstisches Licht getaucht.
Kristalle
hängen an den Wänden und klirren aneinander.
Ein
kleiner Bach sucht sich einen Weg durch das Geröll.
Langsam
tasten sich die Beiden durch das Felsengewirr.
Dann
geht es nicht mehr weiter.
Ein
großer Felsen versperrt den Weg und davor steht ein kleines
verwachsenes Wesen.
„Was
wollt ihr?“ piepst es.
Lilofee
lächelt freundlich.
„Wir
würden gerne den großen Meister um Rat fragen, kannst du uns bitte
zu ihm führen?“
„In
welcher Angelegenheit?“ schnarrt das Männchen.
„Ich
würde ihm das gerne selber sagen, könntest du uns zu ihm führen?“
„Ich
werde den hohen Meister fragen. Wen darf ich ihm melden?“
„Seinen
alten Freund Hokuspokus und Lilofee, die Waldkönigin.“
„Wartet
hier“
Er
klopft an den Felsen und verschwindet durch den schmalen Spalt der
sich öffnet und sofort wieder hinter ihm verschließt.
Kurze
Zeit später gleitet der Felsen zur Seite und umgeben von unzähligen
Leuchtkäfern tritt der Druide heraus.
Sein
langer weißer Bart flattert im Wind und seine klugen Augen mustern
die Beiden.
Ein
freundliches Lächeln gleitet wie ein Sonnenschein über sein Gesicht
und er umarmt Hokuspokus.
„Lange
nicht gesehen alter Freund,“ murmelt er und auch der alte Zauberer
ist gerührt.
Er
deutet auf Lilofee.
„Das
ist Lilofee, die Tochter von Theoderich, auch einem Freund aus
unseren Jugendtagen.“
Der
Druide begrüßt Lilofee freundlich.
„Ich
habe bereits viel von dir gehört, dein Vater kann stolz auf dich
sein.“
Lilofee
knickst ehrerbietig.
„Großer
Druide, danke, dass du uns empfangen hast.
Ich
brauche deinen Rat und deine Hilfe.“
„Dann
kommt mit!“
Er
führt sie durch das Felsentor in einen erstaunlich gemütlich
eingerichteten Raum und während die kleinen Erdmännchen eifrig hin
und her huschen, um die köstlichsten Speisen aufzutischen, erzählt
Lilofee von ihrer Vermutung, dass es sich bei
Mateo um den geraubten Zwergenprinzen Mirzel handelt.
Der
Druide zieht sich zurück, um seine Zauberkugel zu befragen.
Wenig
später verlässt Lilofee das Druidenschloß, sorgsam in der Tasche
verwahrt die Zaubernüsse für Mateo.
Hokuspokus
ist bei seinem Freund geblieben.
Leider
bemerkt Lilofee diesmal nicht, dass die heimtückische Esmeralda
alles beobachtet hat und eilends zu Wally fliegt.
Walburga
probiert gerade einen neuen Zauberspruch aus:
„Hexe,
Mexe, Krötenstein, sollst sofort mein Diener sein!“
Ein
dicker plumper Frosch sitzt im Gras und glotzt die Hexe an, die mit
ihrem Zauberstab vor ihm herum fummelt, dann quakt er laut und hüpft
davon.
Zornig
schleudert Wally den Zauberstab fort und auf einmal regnet es Federn.
Eine
schimpfende Esmeralda landet im Gras.
„Bist
du verrückt, warum wirfst du mit dem Zauberstab nach mir!“
„Weil
ich wütend bin!“ faucht Walburga.
„Dann
wirst du vielleicht noch wütender, wenn ich dir berichte, was ich
erfahren habe.“
Wenig
später ist die Hexe unterwegs ins Koboldreich.
König
Kuddelmuddel hat inzwischen von seinen Spionen erfahren, dass Mateo
mitten unter den Zwergen lebt.
Als
ihm erstmals berichtet wurde, dass Mateo im Zwergenturm schmachtet,
war seine Freude groß.
Der
Zwergenkönig hält seinen eigenen Sohn gefangen.
Welche
Ironie!
Aber,
dass Mateo nun geduldet wurde und bei den Zwergen lebt, nein das
gefällt ihm ganz und gar nicht.
Huiiiiiiiiiiiiii!
Wally saust auf ihrem Besen durch das Fenster, streift den
Kronleuchter, dass er klirrt, wirbelt den Staub auf dass Kuddelmuddel
einen Hustenanfall bekommt und landet schließlich, wobei sie
etliche Stühle umwirft.
„Was
fällt dir eigentlich ein!“ brüllt der Koboldkönig und beginnt
wieder heftig zu husten.
„Nun
reg dich ab,“ Wally gibt dem Besen einen Fußtritt und stapft durch
den Raum.
„Hör
lieber zu, was ich zu berichten habe.“
Kuddelmuddel
läuft wütend um seinen Thron herum, als die Hexe ihm alles erzählt
hat.
Nein!
Das war nicht seine Absicht gewesen!
Am
liebsten wäre ihm gewesen, wenn Mateo im Zwergenturm verschmachtet
wäre, ohne dass Murzel jemals erfahren hätte, dass er eigentliche
sein Sohn war.
Kuddelmuddel
platzt fast vor Wut und brüllt nach der Wache.
Mateo
und Melisande sind auf dem Weg zum Bach, um Wäsche zu waschen.
Gemeinsam
tragen sie den Korb.
Plötzlich
stürzt aus den Büschen eine Horde Kobolde..
Allen
voran Flip, der älteste Sohn von Kuddelmuddel.
Erschrocken
bleiben die beiden Verliebten stehen und der Wäschekorb landet im
Gras.
Breitspurig
baut sich Flip vor Mateo auf, seine Augen funkeln boshaft.
„Wen
haben wir denn da, den tugendsamen Mateo, hahahaaa!“
Mateo
funkelt den Kobold böse an, er hat keine Angst.
„Mach
den Weg frei, Flip, und lass uns vorbei!“
„Und
wenn nicht?“
Tückisch
blitzen die Augen des Koboldprinzen.
Mit
geballten Fäusten stürzt sich Mateo auf Flip.
Melisande,
die keiner beachtet, läuft schnell fort, um Hilfe zu holen.
Glücklicherweise
trifft sie auf Zenko, der sofort einige Soldaten holt und mit ihnen
zum Bach hinunter eilt.
Mateol
und Flip balgen sich auf dem Boden, umgeben von den begeistert laut
anfeuernden Kobolden.
Als
sie aber die Soldaten den Hang herunter kommen sehen rennen sie
schnell davon, verfolgt von den Zwergen.
Die
beiden Kämpfenden bekommen von alledem nichts mit.
In
blinder Wut prügeln sie aufeinander ein.
Zenko
nimmt sie kurzerhand am Kragen und schüttelt sie wie
zwei
junge Hunde.
Während
die Soldaten Flip in den Turm abführen eilt Melisande zum Bach.
Mit
dem nassen Taschentuch wäscht sie Mateos blutverschmiertes Gesicht.
Liebevoll
lächelnd dankt dieser und nimmt ihre Hand und lässt sie nicht mehr
los.
Schmunzelnd
beobachtet Zenko die beiden, dann meint er:
„Nimm
Mateo mit zu euch und verarzte ihn, dann kommt bitte beide auf das
Schloss.“
Die
jungen Leute sammeln noch die verstreute Wäsche ein, dann gehen sie
zurück in die Gärtnerei.
Mateo
wäscht sich an der Pumpe und Agnes bringt ihm Hose und Hemd von
Viktor.
Angeekelt
betrachtet sie die blutverschmierte Kleidung auf dem Boden.
Mit
spitzen Fingern hebt sie diese auf und wirft sie in den Müll.
Auch
Melisande hat sich inzwischen umgezogen und gemeinsam gehen sie zum
Schloss.
Mateo
zögert etwas vor dem Portal, doch Melisande zieht ihn einfach in die
Halle.
König
Murzel sitzt an einem aus groben Stein gehauenen Tisch und sieht
ihnen Stirn runzelnd entgegen.
Mateo
verneigt sich, ohne Melisandes Hand loszulassen.
Der
König nickt grüßend und deutet auf die Stühle neben Zenko.
„Setzt
euch bitte, Zenko will uns etwas Wichtiges berichten.
Wie
ich hörte, ist der älteste Sohn von Kuddelmuddel mit seinen
Männern in unser Reich eingedrungen und dass er jetzt im Turm sitzt
haben wir euch zu verdanken. Sehr lobenswert.“
Er
räuspert sich.
„Nun
Zenko, was gibt es so Wichtiges?“
Dieser
stopft gemütlich sein Pfeifchen.
„Es
wäre schön, wenn auch die Königin bei diesem Gespräch anwesend
wäre,“ brummt er und lässt ein Streichholz aufflammen.
Bald
steigen kleine Wolken aus der Pfeife.
Rosamund
betritt den Raum und setzt sich neben ihren Mann.
Zenko
schmunzelt über die erwartungsvollen Gesichter ringsum.
Bedächtig
an seiner Pfeife ziehend, beginnt er:
Wie
wir alle wissen, wurde vor vielen Jahre Prinz Mirzel entführt und
bis heute wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.“
Das
Schluchzen der Königin unterbricht ihn und der König ruft unwillig:
„Willst
du alte Wunden wieder aufreißen!“
„Geduld,
Majestät.
Vor
einiger Zeit berichteten mir die Tiere, dass es bei den Kobolden einen
Jungen gibt, der ihnen hilft, ihre Wunden versorgt und sich benimmt,
als wäre er einer von uns.
Und
deshalb beobachtete ich Mateo schon lange bevor er zu uns kam.“
„Und
worauf willst du hinaus?“
Mit
gerunzelter Stirn betrachtet der König seinen Minister.
Die
Königin aber ist leichenblass geworden und drückt beide Hände aufs
Herz.
„Er
will damit sagen, dass Mateo unser Sohn ist,“ flüstert sie.
Sie
springt auf und umarmt Mateo, der nicht weiß, wie ihm geschieht.
„Ich
habe es gefühlt, sofort und konnte es mir nicht erklären!“
Beide
haben Tränen in den Augen.
Der
König ist noch unentschlossen.
Lilofee
betritt die Halle und betrachet schmunzeln Mutter und Sohn.
„Da
komme ich ja gerade recht. Es stimmt nämlich, Mateo ist Prinz
Mirzel.“
Nun
umarmt auch der König seinen Sohn.
„Sei
herzlich willkommen mein Junge, auch wenn du mit dieser schrecklichen
Koboldgestalt bestraft bist, mein Volk wird dich trotzdem als Prinz
Mirzel anerkennen.
Lilofee
schmunzelt.
„Keine
Bange, er muss nicht mit dieser Gestalt herum laufen, der große
Druide gab mir einen Gegenzauber.“
Sie
reicht Mateo die goldenen Nüsse und als dieser sie gegessen hat,
fangen seine Glieder an, sich zu verändern und es steht ein hübscher
junger Zwergenprinz vor ihnen.
War
das eine Aufregung.
Alles
plappert durcheinander.
Nur
Melisande steht still abseits.
Leise
wendet sie sich um und geht.
Traurig
läuft sie den Weg zum Dorf hinunter, ohne ihre Umgebung
wahrzunehmen.
Mit
Tränen in den Augen achtet sie nicht auf Frau Schnecke, die sich
eilends in Sicherheit bringt, hört nicht das herrliche Trillern der
Lerche.
Blind
vor Tränen hastet sie dahin.
„Melisande,
Melisande, so warte doch!“
Prinz
Mirzel ist ganz atemlos, als er sie endlich einholt.
„Warum
läufst du denn davon?“
„Du
bist doch jetzt ein Prinz und ich bin nur die Tochter des Gärtners,“
schluchzt das Mädchen.
Prinz
Mirzel wischt ihr liebevoll die Tränen ab.
„Kleines
Dummchen, denkst du, weil ich anders aussehe bin ich nicht mehr dein
Mateo!“
Melisande
blickt in seine warmen braunen Augen und jubelt:
„Ja,
du bist mein Mateo!“
„Na,
also,“ brummt Mirzel, der nun ein großes Selbstvertrauen besitzt,
denn endlich weiß er, wohin er gehört.
Er
ist nicht mehr heimatlos.
Er
nimmt Melisandes beide Hände und sieht ihr ernst in die Augen.
„Liebe
Melisande, willst du meine Frau werden?“
„Ja!“
jubelt das Mädchen und fällt ihm um den Hals.
Sicher
könnt ihr euch vorstellen, wie im Schloss nun gefeiert wurde.
©
Lore Platz
(c) Irmgard Brüggemann |
Quelle:
- ( süddeutsch, österreichisch ) niemals mehr, niemals wieder
- ⟨nie und nimmermehr⟩, ⟨nun und nimmermehr⟩ verstärkt
Nimmermehr will ich dich lieben
Denn du bist nicht treu geblieben
Hast gebrochen mir das Herz
Riesengroß ist nun mein Schmerz
Fällt es mir auch schrecklich schwer
Doch lieben kann ich dich nimmermehr
(c) Lore Platz