Wieder beginnt eine neue Woche und ich möchte euch wieder in den Zauberwald entführen, diesmal begegnen wir der Schmetterlingskönigin Aurelia.
Viel Spaß beim Lesen!
Ein
lieblicher Gesang ist zu hören.
Wie
ein zartes Glockengeläut tönt es über die blühende bunte Wiese
und die Blumen strecken ihre Köpfe, als der Gesang sie streichelt,
wie eine sanfte Brise.
Die
lieblichen Töne klettern über die Mauern, die das
Schmetterlingsreich
wie eine Festung umgeben und erreichen den nahe gelegenen Wald.
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(c) Werner Borgfeldt |
Rehe
hören auf zu äsen und heben lauschend die Köpfe.
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(c) Irmgard Brüggemann |
Die
kleinen Hasen, die sich übermütig balgen, kauern sich ins Gras und
stellen lauschend die Löffel.
Die
Näschen zucken voll Wohlbehagen.
Und
die Vögel ringsum zwitschern begeistert mit.
„
Ruhe!
Was soll denn dieser Lärm!“ schimpft Frau Eule und steckt ihren
Kopf aus ihrer Wohnung.
Sie
trägt eine Brille, denn tagsüber kann sie nicht gut sehen.
Ihre
Augen, die hinter den Gläsern viel größer erscheinen, funkeln
böse.
„Kann
denn niemand etwas Rücksicht nehmen! Ich muss schließlich
schlafen!“
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(c) Irmgard Brüggemann |
„
Wenn
du nicht die ganze Nacht durch den Wald streifen würdest, um uns zu
fangen, wärst du nicht so müde,“ piepst eine kleine Maus frech.
Doch
als die großen Eulenaugen auf sie herunter schauen, verschwindet sie
blitzschnell in ihrem Mauseloch.
„Freche
Göre,“ brummt Frau Eule.
Eine
Elster fliegt heran und lässt sich auf einem Ast
nieder.
Sie
ist eine alte Klatschbase und auch jetzt funkeln ihre Augen, als
könnte sie es kaum erwarten eine Neuigkeit zu verkünden.
„Wisst
ihr denn, warum Aurelia heute so besonders schön singt?“
„Nun
sie hat eine wunderbare Stimme und hat mich schon oft in den Schlaf
gesungen,“ brummelt Frau Eule und wirft einen finsteren Blick in
die Runde.
Die
Vögel ducken sich und versuchen sich ganz klein zu machen.
„Und
wenn dieses hirnlose Federvieh nicht so einen entsetzlichen Lärm
gemacht hätte, würde ich auch schon längst schlafen.“
„Aber
ihr wisst nicht, warum Aurelia heute so ganz besonders glücklich
ist!“ ruft die Elster und plustert ihre Federn auf.
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(c) Irmgard Brüggemann |
Ein
Rotkehlchen drängt sich nach vorn, doch die Elster hackt nach ihr
und erschrocken weicht das Vögelchen zurück.
„Nun
erzähl schon, bevor du daran erstickst.
Da ich tagsüber schlafe
bekomme ich nicht alles mit was hier geschieht.“
Die
Elster wirft einen triumphierenden Blick in die Runde.
„Aurelia
ist verliebt und Gernot hat um ihre Hand angehalten.“
„Und
deshalb die ganze Aufregung. Ich gehe jetzt schlafen.“
Die
Vögel, die die Elster nicht leiden können, schwirren davon.
Nur
das kleine Mäuschen schlüpft aus ihrem Loch,
nachdem
es sich vergewissert hat, dass die Eule nicht mehr da ist.
„Wer
ist denn Gernot?“
Die
Elster sieht sie finster an.
„Ach
halt doch den Mund!“ grollt sie ärgerlich und fliegt davon.
Das
Mäuschen zuckt beleidigt mit dem Näschen und verschwindet in ihrem
Erdloch.
Wenn
man dem Weg aus dem Wald folgt, erreicht man nach einiger Zeit einen
Garten, der von einer schützenden Mauer umgeben ist.
Das
große schmiedeeiserne Tor ist immer geöffnet und eine wahre
Farbenpracht erfreut das Auge.
Blumen
und Blüten wetteifern in allen Farben des Regenbogens.
Es
ist das Reich der Schmetterlingskönigin Aurelia.
Zierliche
Elfenmädchen laufen mit
kleinen
Gießkannen zwischen den Blumen herum.
Elfenjungen
und Wichteln schieben kleine Schubkarren.
Es
ist ein Gerenne und Gewurrle.
Auf
einer Blumenschaukel sitzt Aurelia und bindet aus Gänseblümchen
einen Kranz, dabei summt sie leise vor sich hin.
Kichernd
laufen Elfenmädchen vorbei und wispern:
„Unsere
Königin ist verliebt.“
Sie
freuen sich, denn König Gernot ist ein liebenswerter, freundlicher
Elf und wird bestimmt gut zu ihrer Königin sein.
Plötzlicher
Lärm lässt Aurelia aufblicken.
Die
Schnecke Esmeralda kriecht keuchend den Weg
entlang.
„Aurelia!
Der, der, der ...“
Da
kommt auch schon der Koboldkönig Unwirsch angerannt, verfolgt von
den beiden Torwächtern.
Er
gibt der Schnecke einen Tritt, dass diese sich überschlägt.
Gerade
noch rechtzeitig kann sie sich in ihr schützendes Haus zurückziehen,
bevor sie unsanft aufprallt.
Aurelia
legt den Kranz beiseite und steht auf, während zwei Elfenmädchen zu
Esmeralda eilen.
„Was
soll das?“ fragt die Schmetterlingskönigin streng.
Der
Koboldkönig baut sich drohend vor ihr auf und blickt sie zornig an.
„Ich
habe euch meinen Minister gesandt mit den herrlichsten Edelsteinen
aus meinen Höhlen und ließ euch fragen, ob ihr meine Königin
werden wollt.
Ihr
habt mein Geschenk nicht angenommen und meinen Antrag abgelehnt,“
schreit Unwirsch und ballt die Hände zu Fäusten.
Aurelia
setzt sich wieder auf die Schaukel.
Die
Wichtel und Elfen sind näher gekommen und bilden einen Kreis um die
Beiden.
Alle
haben sich irgendwie bewaffnet, um ihrer Königin notfalls zu helfen.
Diese
sieht den Koboldkönig ernst an.
„Ich
kann eure Königin nicht werden, das habe ich bereits eurem Minister
erklärt.“
Unwirsch
knirscht mit den Zähnen.
„
Ich
bin der reichste König vom Zauberland.
Meine
Schätze sind unermesslich.
Mein
Palast besteht aus den schönsten und wertvollsten Edelsteinen. Was
wollt ihr mehr!“
brüllt
er.
„Ich
danke euch für die Ehre, aber ich kann nicht eure Frau werden.
Ich
brauche Licht und Sonne zum Leben und könnte niemals in eurem
Schloss unter der Erde glücklich werden. Außerdem ich liebe euch
nicht.“
„Liebe!
Wer braucht schon Liebe!
Aber
diesen Hungerleider aus dem Blumenreich, den liebt ihr wohl?“
„Ja,
ich liebe Gernot und werde sehr gerne seine Frau werden,“ bestätigt
Aurelia glücklich lächelnd.
„Das
werdet ihr noch bereuen!“
Unwirsch
dreht sich um und stapft davon.
Sehr
besorgt sieht die Königin ihm nach.
„Schließt
das Tor und verstärkt die Wachen!
Auch
müssen wir einen Boten zu Gernot schicken, ich fürchte die Kobolde
werden uns angreifen.“
„Ich,
ich, ich werde zu Gernot gehen!“
Esmeralda,
die sich wieder aus ihrem Haus gewagt hat, nachdem der Kobold
gegangen ist, kriecht langsam heran.
Aurelia
lächelt.
„Das
ist lieb von dir und es war sehr tapfer von dir, wie du dich Unwirsch
in den Weg gestellt hast.“
Esmeralda
errötet vor Freude, dann senkt sie traurig den Kopf.
„Ich
bin zu langsam.“
„Ich
fürchte ja, aber du wirst hier gebraucht.“
Aurelia
teilt nun die Wachen ein, die in Abständen die Mauer abschreiten
müssen.
Die
Elfenjungen fliegen auf die höchsten Blüten um das Geschehen
jenseits der Mauer zu beobachten.
Morgen geht es weiter