Mittwoch, 12. Juni 2024

Nur etwas plaudern (Erinnerungsgeschichte)


Viel Spaß beim Lesen! 


Am 23. April war der Welttag des Buches. 

Glücklich die Menschen, die gerne lesen, denn ein Buch kann einem soviel geben. Es kann trösten, es kann die Einsamkeit für einige Zeit vertreiben, es leistet oft Lebenshilfe und erweitert unseren Horizont.

 


 

Meine erste Begegnung mit einem Buch war mehr eine Zwangsbegegnung. 

Mein Vater war sehr streng und verlangte von uns, dass wir niemals eine schlechtere Note als eine Drei im Zeugnis hatten. 

Und deshalb war ich sehr erschrocken, als meine Lehrerin mir mitteilte, dass ich im Halbjahreszeugnis der dritten Klasse zwischen drei und vier stand. 

Was hatte ich bittere Stunden und ich vertraute mich meiner Freundin an. Diese etwas tapferer und resoluter wie ich, meinte nur: "Komm wir gehen zur Lehrerin." 

Diese sah mich ernst an, als ich ihr alles erklärt hatte und sagte: Gut Eleonore, ich gebe dir eine Chance, wenn du mir versprichst bis zum Abschlusszeugnis deine Note in Rechtschreibung zu verbessern. Außerdem gebe ich dir den Tip, viel lesen hilft dir dabei. In der Pfarrbücherei kann man sich kostenlos Bücher ausleihen."

 


Erleichtert führte mich mein erster Weg dorthin. Wie staunte ich als ich die große Bibliothek betrat. Die Pfarrsekretärin füllte eine Karte mit meinem Namen aus und dann durfte ich mir ein Buch aussuchen. Etwas überfordert von den vielen Büchern, nahm ich mir schnell irgendein Buch, ließ es eintragen und verließ schnell das Zimmer. 

Zuhause fing ich gleich an zu lesen und war bitter enttäuscht. 

Es handelte sich um einen Band aus dem mehrbändigen Werk "Waldröschen" von Karl May. 

Ich fand es entsetzlich langweilig. Erst viele Jahre später sind Karl May und ich gute Freunde geworden und ich habe "Waldröschen" begeistert gelesen. 

Doch diesmal brachte ich das Buch ungelesen zurück. Mit dem zweiten Buch, dass ich mir dann auslieh, hatte ich mehr Glück. Es war eine Tiergeschichte und handelte von einer jungen Boxerhündin. 

Mehr und mehr entdeckte ich meine große Liebe zu Büchern und so wurde aus einem Lesemuffel eine Leseratte, die später selbst Geschichten schrieb.

Auf jeden Fall konnte ich mein Problem beheben und statt einer vier hatte ich eine zwei.

 



 

Ein schöner Tag 

 

Anna drehte sich vor dem Spiegel und ließ den weiten Rock ihres Dirndls schwingen. Sie hatte es von ihrem Mann vor einigen Tagen zum Geburtstag bekommen und heute hatte sie Gelegenheit es zum ersten mal zu tragen. Heute war das alljährliche Feuerwehrfest. Leichtfüssig lief sie die Treppe hinunter und sah wie ihren beiden Männer vor Staunen der Mund offen stehen blieb. Fips ihr fünfjähriger Sohn rief : "Mama was bist du schön!" Andreas ihr Mann aber sah sie mit einem Blick an, dass sie wie ein junges Mädchen errötete.

Als sie auf die Festwiese kamen wurden sie mit lautem Hallo begrüßt. Fips durfte neben seinem Paten, dem Wildmoser Erich, der Hauptmann bei der Feuerwehr, war sitzen. Der Erich hatte einen riesigen Walrossbart und lustig zwinkernde Augen und bei ihm gab es immer etwas zu lachen. 

Und jetzt lachte er besonders laut und hielt seine Mass Bier dem Andreas unter die Nase, "wuist moi richa." Vor dem Fest wurde nämlich ausgelost wer Bier trinken durfte, denn fünf Männer mussten nüchtern bleiben, sollte irgendwo ein Brand ausbrechen. Und Fips Vater war unter den Verlierern, dem machte dies aber gar nichts aus, er packte seine Anna bei der Hand und schlenderte über den Festplatz. 

Erich fragte Fips: "Gema zum Feuerwehrauto" Der Junge nickte begeistert und folgte seinem Paten zu dem ausrangierten alten roten Wagen, auf dem bereits einige Kinder herumturnten unter der Aufsicht von Jungfeuerwehrmännern. Schmunzelnd betrachtete Erich die Kinder die auf dem roten Auto herumkletterten. Nach einiger Zeit aber rief er Fips, denn es gab ja noch viel auf der Festwiese zu sehen. Strahlend kam der Junge angelaufen und rief schon von weitem. " Onkel Erich, ich will auch mal Feuerwehrmann werden,  wie du und Papa. Der Hüne lachte dröhnend und strubbelte ihm durchs Haar. " Do muast aber no wachsen."  

Vergnügt stromerten sie über die Festwiese. Immer wieder wurden sie angehalten, denn Erich war sehr beliebt. Fips durfte mit dem Karusell fahren, Pony reiten und als sie mit einem Ball auf Konserven zielten und trafen da jubelten sie laut. An einem Stand gab es naturnachgebaute Feuerwehrautos und Fips durfte sich eins aussuchen. Der Verkäufer schenkte ihnen noch einen feuerrroten Luftballon mit den Buchstaben FW und sie banden diesen an dem Auto fest, damit er nicht davon fliegen konnte. 

Doch allmählich wurde Fips müde und Hunger hatte er auch. Also gingen sie zurück zu ihrem Tisch und Onkel Erich bestellte eine Schweinshaxe mit Knödel für sich und für seinen Patensohn Bratwürste mit Pommes. Hand in Hand kamen Andreas und Anna an den Tisch und auch sie bestellten sich etwas zu essen. 

Nach dem Essen spielte die Musi zum Tanz auf und während seine Eltern tanzten, spielte Fips mit den Dorfkindern. Erich aber paffte seine Pfeife und beobachtete das fröhliche Treiben, bis ihn die Wildgruber Vroni schnappte und zum Tanzboden zerrte. 

Als die Dämerung ihre Schleier über die Wiese legte und die Augen des Jungen immer kleiner wurden, nahm ihn sein Vater auf den Arm. Sein Auto fest an sich gepresst legte Fips müde seinen Kopf an die Schulter des Vaters, winkte Onkel Erich zu und die kleine Familie machte sich auf den Heimweg. Als sie vor dem Haus ankamen und die Mutter aufschloss hob Fips den Kopf und kicherte: " Mama, Papa schaut mal mein Ballon hat Luft verloren und sieht aus wie eine schrumpelige Birne!"

(c) Lore Platz  (2022)



 


4 Kommentare:

  1. Mein liebes Lorchen, ich bin stinkesauer!!!! Weshalb weiß ich nicht, dass du 'Eleonore' heißt? Na gut, ich will es dir noch einmal verzeihen, weil du ja 'versteckt' von mir geschrieben hast. Lach!!!! - LG Martina

    AntwortenLöschen
  2. Ähnlich wars bei mir.Ich kam mit Buchstaben nicht zurecht. So wurde aus g,das d und das sitzt bis heute ,wenn ich aufgeregt bin. Nun ist das alles Wurscht,ich liebe Hörbücher

    AntwortenLöschen
  3. Bei uns gab es keine Bibliothek, aber meine Eltern hatten viele Bücher, die ich alle gelesen habe, obwohl ich das damals eigentlich noch nicht durfte! Das Bild von dir ist klasse und Monikas Zeichnung auch, Kompliment für euch beide!
    Herzliche Grüße
    Regina

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Lore,
    das ist eine schöne Erinnerung. Dieses Erlebnis hat Dich, wie mir scheint sehr geprägt. Was Du uns allerdings nicht verraten hast: Stand denn im Zeugnis dann eine 3 oder sogar eine 2?
    Ich gehe nicht nur gerne in Bibliotheken, sondern auch in Buchhandlungen. Ohne Buch gehe ich auf keinen Fall wieder raus.
    LG
    Astrid

    AntwortenLöschen

WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.